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Nr. 250.

(1. Blatt.)

Montag, den 27. Oktober 1913.

45. Jahrgang:,

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gegründet 1868

* gegründet 18884

(General=Anzeiger.)

Amtliches Blatt aller Behörden

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Verlag u. Eng. der Wattenschelder Zellung.

Welkeräussichten.

Wetter für Dienstag.

Bisheriges Wetter, zunehmende Vewölktung, windig.

Stadt, Amt und

Wattenscheid, 27. Okt. Die Leipzig=Feier der Wattenscheider Jugend.

* In wahrhaft schöner und eindrucksvoller Weise hat gestern auch unsere Jugend die Erinnerung an die große Schlacht von Leipzig erneuert und durch eine der Bedeu­tung dieser Waffentat entsprechenden Feier ihre Treue und Liebe zu unserem Vaterlande bekunder. Einer Anregung des Beigeordneten, Hauptmann d. R. Kampmann folgend, hatten sich die hiesigen konfessionellen Jugend­vereine, und zwar die Sodalitäten von Propstei und St. Joseph, der ev. Jünglingsverein, der ev. und kath. Gesellen=Verein, ferner die Ju­gend=Abteilung des ev. Arbeitervereins und der Spielverein der Fortbildungsschule in der neuen städt. Turnhalle zu einer großen Festversammlung eingefunden. Auch eine stattliche Zahl von Ehrengästen bekundete durch ihr Erscheinen ihr Interesse für die Sache der Jugend, so Bürgermeister Wibberding, Gym­nasialdirektor Professor Dr. Hellinghaus, Pfarrer Engelbert, Vikar Hogrebe, Oberlehrer Dr. Specht, Stadtbaumeister Wallraven der Leiter der Fortbildungsschule, Gymnasiallehrer Giese, Ober­stadtsekretär Krengel, mehrere Lehrer der Volks= und Fortbildungsschulen 2c. Die Turnhaile geräumig, luftig, geschmackvoll ausgestattet und mit guter Akustik bildet geradezu einen idealen Festsaal u. bietet insbeson­dere mit ihren vielen Geräten zur Ausbildung körperlicher Kraft und Gewandheit einen stimmungsvollen Rahmen für patriotische Jugendveranstaltungen. Flotte und von guter Schulung zeugende Musikvorträge der Kapelle der Propstei=Sodalität(Dirigent Winter) und des ev. Jüng­lingsvereins(Dirigent Hellmich), die sich freundlichst in den Dienst der vaterländischen Sache gestellt hatten, lei­teten die Feier ein, worauf ein Schülerchor unter Lehrer Plantenbergs Leitung von der Empore aus Kör­nersGebet während der Schlacht wuchtig und ergrei­send vortrug. Pfarrer Engelbert knüpste an das Lied an und machte die Anwesenden durch Rezitationen aus den Werken des Dichters Max v. Schenkendorf mit dem Geist der großen Zeit vor 100 Jahren bekannt, je­ner Begeisterung, welche jeder Deutsche auch in unserer Zeit für unser Vaterland und unseren Herrscher empfin­den muß. Donnernd hallte dann das von dem Red­ner motivielt: Kaiserhoch wieder und brausend erklang es aus Hunderten von frischen Jugendkehlen: Heil Dir im Siegerkranz. Auch die folgenden DeklamationenAuf­ruf von Körner undDer Gott, der Eisen wachsen ließ, von Arndt, aus der vaterländischen Begeisterung der Frei­heitskriege geboren, verfehlten nicht die Wirkung auf die Zuhörer. Im Mittelpunkte des Interesses stand der von Beigeordneten Kampmann gehaltene Lichtbil­dervortrag über die Befreiungskriege u. die Schlacht von Leipzig. Die Bilder, welche von Oberlehrer Dr. Specht vorgeführt wurden, waren ausnahmélos von einer seltenen Schärfe und einer solch ausgezeichneten Ko­loratur, wie sie wohl kaum schöner sein kann. Sie sind Gemälden aus jener Zeit nachgebildet und können des­halb auf historische Echtheit Anspruch machen. In Wort und Bild entwickelte sich sodann das gewaltige Völker­ringen vor der in höchster Spannung lauschenden und zu­schauenden Jugend. Man sah Napolecn auf dem Rück­zuge aus Rußlands Eisfeldern, den mutigen Entschluß des Generals York, die erwachende Begeisterung in Preu­ßen und die Rüstungen zum heiligen Kampfe. Manche rührende, herzerhebende Szene zauberte der Apparat auf die Leinwand. Dann begann der Krieg, zunächst mit wechselvollem Glück, um schließlich alles mit Bildern und Erklärungen illustriert zu der Völkerschlacht von Leipzig zu führen. Hier wurde der Lichtbilder=Vortrag unterbrochen, und der ChorgesangAuf Scharnhorst Tod und die Deklamationen Lützows wilde Jagd von Kör­ner und das gemeinsame LiedFreiheit, die ich meine", boten weitere charakteristische Schöpfungen der Freiheits­dichter. Runmehr wurde der Lichtbildervortrag fortgesetzt und die Leipziger Schlacht mit all ihren Schrecken und Heldentaten vorgeführt, ferner der Einzug der Verbünde­ten in Frankreich und Maris. Beigeordneter Kamp­

mann schloß seine, mit lebhaftem Beisall aufgenomme­nen Ausführungen mit der Mahnung, der Lehren vor 100 Jahren zu gedenken, unseren Vätern nachzueifern und ebenfalls dem Vaterlande treu zu dienen. Musikvorträge beider Kapellen, der ChorgesangBeim Siegesfeuer am 18. Oktober 1813 und ferner die DeklamationenDie

Leipziger Schlacht von Arndt undAm 18. Okt. 1816

von Ludwig Uhland schlossen sich dem bisherigen Pro­gramm würdig und wirkungsvoll an. In überzeugenden Worten feierte hierauf Vikar Hogrebe unser teures Vaterland, das vor 100 Jahren in blutigen Kämpfen be­

freit und 1870=71 mit Blut und Eisen zusammenge­

schweißt sei. Der Redner appellierte an die Jugend, die­selbe Begeisterung und den gleichen Opfermut, gegründet auf echtem Gottvertrauen, wie 1813 zu zeigen und alles einzusetzen für die Größe und das Gedeihen unsrer blü­henden, deutschen Heimat. Das Hoch des Redners galt dem Vaterlande und wurde von der großen Versamm­lung jubelnd ausgenommen.Deutschland, Deutschland über alles erschsll dann zur Bekräftigung des Treue­schwures. In einem Schlußwort dankte Beigeordneter Kampmann allen, welche zum Gelingen der schönen Feier beigetragen hatten, insbesondere auch Bürgermeister Wibberding für die Ueberlassung der schönen Halle und schloß mit dem Rufe: Auf Wiedersehen in dieser Halle! Hoffentlich geht dieser Wunsch in Erfüllung, denn unzweiselhaft wird der Geist der Jugend durch solche ge­meinsame Feiern mächtig angeregt und zu vaterländischem Denken und Fühlen erzogen.

Ehrenzulagen.

* Es dürfte wohl wenig bekannt sein, welche Ehrenzulagen Besitzern von Ehrenzeichen aus dem Militäretat gezahlt werden, und daß die Gesamtsumme allein in Preu­ßen 5421 123 Mk. im Jahre 1912 ausgemacht hat. Die Glück­lichen sind die Besitzer folgender Auszeichnungen. Die In­haber des Militärehrendienstkreuzes mit jährlich 108 Mk., des Militärehrenzeichens 1. Klaffe mit 36 Ml., der Groß­herzoglich Badischen Karl Friedrich Militärverdienstordens, und zwar als Kommandeur 342,86 Mk., als Ritter 171,43 Mark, der Militärverdienstmedaille in Gold 171,43 Mk., in Silber 25,71 bis 123,43 Mk., des Großherzoglich Mecklenbur. gischen Verdienstkreuzes II 36 Mk., des Herzoglich Braun­schweigischen Dienstehrenzeichens I 36 Mk., II 18 Mk., der Nassauischen silbernen Verdienstmedaille 105 Mk. und der Nassauischen Tapferkeitsmedaille 118,68 Mk. In Sachsen erhalten die Hinterbliebenen von Inhabern der Militär St. Heinrichsmedaille bei der Rückgabe der goldenen Medaille 300 Mk. und bei der silbernen 75 Mk. Im vergangenen Jahr sind hierfür 499,275 Mk. gezahlt worden. In Würt­temberg werden die Zulagen im Verhältnis zur Löhnung gezahlt, und zwar erhält ein Inhaber der goldenen Ver­dienstmedaille, falls sie bis zum Jahre 1871 erworben wor­den ist(mit Ausnahme der Offiziere), falls er sich noch im Dienst befindet, die Hälfte der Löhnung des jeweiligen Dienstgrades als Zuschuß; ist er Invalide, die Hälfte des vor seiner Invalidisierung bezogenen Löhnungssatzes; und alle übrigen aus dem aktiven Dienst getretenen Besitzer die Löh­nung des Grades, in dem sie die Medaille erworben haben. Im Etat 1912 sind auf diese Weise 267 918 Mk. verausgabt worden.

Fiskus und Kohlensyndikat.

* Die Verhandlungen zwischen dem Rheinisch=West­fälischen Kohlensyndikat und dem Bergfiskus, sollen zu dem Ergebnis geführt haben, daß der Bergfiskus für die Dauer des Syndikatsvertrages, also bis Ende 1915, die frühere Verkaufsgemeinschaft mit dem Kohlensyndikat wie­der erneuert hat, und zwar unter der Voraussetzung, daß das Syndikat vom 1. Januar 1914 die Preise für Hoch­osenkols und Kokskohlen um 1 M. und die Preise der übrigen Brennstoffe ab 1. April um 50 Pf. pro Tonne ermäßigt. Wegen Hinzuziehung des Saar=Fiskus schweben Verhandlungen, deren Resultat von der Stel­lung der Privat=Saar=Zechen abhängig sei. Bekanntlich hat der Bergfiskus im vergangenen Jahre das Abkom­men mit dem Kohlensyndikat gekündigt, weil das Koh­lensyndikat die fiskalischen Ansichten über die Preise von Hausbrand=Kohle angeblich nicht berücksichtigen wollte.

Grubenbeamte und Knappschaftskasse.

* Durch Erlaß des Handelsministers ist bestimmt worden, daß die Bergschulen in Essen und Bochum als staatliche Anstalten im Sinne des Angestellten=Versiche­rungs=Gesetzes anzusehen sind. Besucher dieser Anstalten, die die Arbeit aussetzen, erhalten ihre Schulzeit als Bei­tragsmonate in der Angestellten=Versicherung angerechnet. Da der Allgemeine Knappschaftsverein in den neuen Satzungen keine ähnliche Bestimmung aufgenommen, hat sich der Steiger=Verband an das Oberbergamt mit der Bitte gewandt, auf Grund des§ 169 des Allgemeinen Berggesetzes dieses nachzuholen. Ferner verlangt er den Wegfall der Anerkennungsgebühr für Beamte, die aus der Knappschafts=Pensionskasse austreten und in die staatliche Versicherung eintreten. Die Begründung sagt, die Zahlung einer Anerkennungsgebühr widerspreche in diesem Falle den guten Sitten.

Volkskrankheiten im Ruhrkohlengebiet.

* Im Monat September 1913 kamen in den vom Verein zur Bekämpfung der Volkskrankheiten im Ruhrkohlengebiet unterbaltenen bakteriologischen Untersuchungsstellen insge­

Der verkehrte Flug des tranzösischen Piloten Pegaus

Berlin, 27. Okt. Vor einer nach Hunderttausenden zählenden Zuschauermenge und bei prachtvollem, windstillem Wetter vollführte gestern nachmittag der französische Aviatiker Pegoud seine Aufsehen erregenden Flüge. Der kühne Pilot unternahm 2 Aufstiege mit einem anscheinend ganz einfachen Bleriot=Eindecker und blieb jedesmal etwa eine halbe Stunde in der Luft. Er umkreiste zunächst in mäßiger Höhe mehr­mals den Flugplatz, ging dann in größere Höhenlagen und ließ hier sein Flugzeug die tollsten Wirbel be­schreiben. Er nahm die schärfsten Kurven, bei de­nen sich die Flüge bis zu 90 Grad von der Horizontale

neigten, er ließ den Anparat sich vollständig u mdie eigene Achse drehen, ließ ihn sich nach vorn und hinten wiederholt überschlagen und ließ ihn steil niedergleiten und ebenso steil wieder emporschießen. Alle diese Manöver machte er sowohl in allmählicher Entwickelung als auch mit jäher Plötzlichkeit. durch. Während der ersten Darbietungen Pegouds bemäch­tigte sich fast herzbeklemmendes Entsetzen des Publikums. Bald aber erkannte man, daß er tatsächlich seinen Apparat sicher und zweifellos in der Hand hatte, und das erschreckte Staunen wandelte sich in ein bewunderndes Wohlgefallen an dem kühnen, unbegreiflich graziösen Spiel. Auch die größten Zweifler, deren sicherlich nicht wenige anwesend waren, mußten nach dem Gesehenen bekennen, daß es sich hier nicht um ein paar tolle artistische Tricks handeln kann, sondern um eine ans Wunderbare grenzende Beherrschung der Maschine.

samt 6653 Untersuchungen auf ansteckende Krankheiten zur Ausführung. Nach den von den Regierungs=Präsidenten zu Arnsberg, Düsseldorf und Münster zur Verfügung gestell­ten wöchentlichen Nachweisungen. sind im Monat September 1913, d. h. vom 31. August bis 4. Oktober 1913 aus dem Ruhrkohlengebiet folgende ansteckende Krankheiten gemeldet worden. Es kamen 140 Erkrankungen an Typhus und 6 an Paratyphus, sowie 18 Todesfälle an Typhus zur amtlichen Kenntnis. In der vormonatlichen (4 Wochen) Berichtszeit waren 95 Erkrankungen an Typhus und 24 an Paratyphus. sowie 9 Todesfälle an Typhus und 2 an Paratyphus zur Meldung gekommen. Die höchste Er­krankungsziffer weisen auf Bochum=Stadt(im Vormonat 2) und Hamborn(4) mit je 14. Es entfallen auf Gelsenkirchen­Stadt 1(0), Gelsenkirchen=Land 2(2). Die meisten Todes­fälle ereigneten sich in Gelsenkirchen=Stadt mit 3(1) und Hamborn mit 3(0) und Hagen=Land mit 2(0). An Ruhr erkrankten diesmal 16 und starben 2 Personen, gegenüber 13 resp. 0 im Vormonat. Die beiden Todesfälle wurden in Bochum=Stadt(0) gemeldet. Die Zahl der amtlich gemel­deten Scharlacherkrankungen betrug im Septem­ber 999, der Todesfälle 48, denen im August 623 resp. 33 gegenüberstanden. Es ist also eine ziemlich erhebliche Zu­nahme der ersteren absolut und relativ zu verzeichnen. Von den Todesfällen ereigneten sich in Gelsenkirchen=Land 6(2). Auch an Diphtherie war eine geringe Zunahme zu kon­statieren. Es kamen nämlich 644 Erkrankungs= und 85 Todesfälle gegenüber 496 resp. 44 im Vormonat zur amt­lichen Kenntnis. Die Erkrankungsziffer an Kindbett­fieber ist relativ die gleiche geblieben. Es stehen nämlich 40 Meldungen im August 50 im September gegenüber. Die Zahl der Todesfälle betrug ca. 20%, nämlich 8 resp. 11. Eine geringe Zunahme haben diesmal die Todesfälle infolge Lungenkuberkulose erfahren. Es wurden 320 zur amtlichen Meldung gebracht, gegenüber 224 in der vorigen Berichtszeit. Die größte Mortalität hat zu verzeichnen Essen­Stadt mit 32(19), Duisburg(16) und Recklinghausen=Land (23) mit je 29, Dortmund=Land mit 23(12) und Hamborn mit 22(7). In diesem wie auch im Vormonat ereignete sich kein Todesfall an Lungentuberkulose in Coesfeld. An Ge­nickstarre kamen diesmal nur 2 Erkrankungen und zwar in Dortmund=Land(0) und Gelsenkirchen=Stadt(0) und 1 Todesfall in Gelsenkirchen=Stadt(0) zur amtlichen Kennt­nis, gegenüber 4 resp. 0 im August. Die Erkrankungen an Kinderlähmung betrugen nach amtlicher Feststellung im September 7 und außerdem 1 Todesfall, im August resp. 1. An Fleischvergiftung wurden 5 Fälle