DieSchwerter Zeitung" erscheint wöchentlich sechs mal

Bezugspreis haldmonatlich 1.20 Mark, Einzelnummer 15 Pfg. Druck u. Verlag von C. Braus, Schwerte(Ruhr), ostscheckkonten: Dortmund 2852 und Hannover 21874. Geschästsstelle: Große Marktstr. 35. Verantwortlich für die Schriftleitun­ H. Linner, Schwerte. Fernruf 62

Verbunden mit: Schwerter Tageblatt und Anzeiger Schwerter Volkszeitung Schwerter Volksblatt

Westhofener Zeitung Aplerbecker Zeitung Langscheder Holzwickeder Zeitung

Aunseigen= treue Hun de adhizespot. Alhmeterele 6 Pla. Auswärtige, sinanzamtl. u. g rich tl. Anzeig. 10 Pfg., Reklame­zeile 40 f: Fur telefon. aufgegedene Inserate üdernehmen wir keine Gewähr. Bei undorhergesehn. Betriedsstörungen, hervor­gerufen durch höhere Gewalten, übernehmen vir keinerlei Gewähr für pünktliches Erscheinen der Jeitung u. kann auch keinerlei Anspruch auf Schadenersatz oder Nachlieferung erhoben werden

5=echmur, Scprn, dumi vz, Schwerter Volksblatt

Amtliches Kreisblatt für den Kreis Hörde* Erstes und ältestes Cagesorgan des Kreises.

Schwerte(Ruhr), Freitag, den 29. Juli 1927

Generalanzeiger für den Kreis Hörde.

Nr. 175(Erstes Blatt)

60. Jahrgang

Neues in Kurze.

Rumänischer Studienbesuch.

wtb. Köln, 28. Juli.(Tel.) 60 rumänische Studen­ten und Studentinnen der Universität Bukarest besich­tigten auf ihrer Deutschlandstudienreise unter Führung von Professoren heute die Farbwerke in Leverkusen und das Warenhaus Tietz. Die Studiengesellschaft wurde im Rathaus der Stadt Köln empfangen. Abends fand eine Zusammenkunft mit Professoren und Studenten der hiesigen Universität statt.

Freburgs Austritt aus der deutschen Studentenschaft.

Der demn Schenern in Gens?

Verträge ausgebrochen ist, welche die Standard Oil of Newyork mit Rußland abgeschlossen hat. Es handelt sich hierbei um den Konkurrenzkampf zwischen dem englischen und dem amerikanischen Kapital, um das Oel im Kaukasus, in den von Sowjetrußland seque­

Oel im Kaukasus, in den von Sowjetrußland seque­

strierten Petroleumfeldern von Baku und Krosny, die früher überwiegend im Besitz von Pasen' Pezsggtiche

pw. Verlin, 28. Juli.(Tel.) Die Freiburger Studen, tenschaft hat mit Stimmenmehrheit folgenden u. angenommen: Unter dem Eirdruck des Würzvurher Studententages, der nicht den Mut fand, die Ver­fassungsfrage zu einer einheitlichen Lösung zu bringen, beschließt die Freiburger Studentenschaft, aus der deutschen Studentenschaft auszutreten. Sie erstrebt aber im Interesse des Bestandes einer deutschen Studenten­schaft die Einigung gleichgesinnter Studentenschaften.

Die Küstengeschütze an der Ostsee,

wtb. Berlin, 28. Juli.(Tel.) Zu einer Meldung des Daily Telegraph. wonach in Deutschland Beun­ruhigung bestehe wegen der Beseitigung der beweg­lichen Küstengeschütze an der Ostsee, wird den Blättern mitgeteilt, daß diese Frage absolut geregelt sei durch einen Terminkalender, der mit der Botsckafterlgnserenz vereinbart ist und wonach die beweglichen weschütze nach und nach durch eingebaute ersetzt werden.

Das Polizeistatut.

wtb. Berlin,=28. Juli.(Tel.) Ein Berliner Blatt bringt die Nachricht, daß die Botschafterkonferenz von der Zerstörung der Ostbefestigungen Kenntnis genom­men habe, und knüpft daran Bemerkungen über das sogenannte Polizeistatut. Wie die Blätter erfahren ist dieses Statut Sache der Länder. Der preußische und der badische Landtag haben es bereits angenommen, die anderen werden folgen.

Deutschland und die Pläne der früheren Festung Luxemburg.

wlb. Luxemburg, 29. Juli(Tel.) In der luxembur­gischen Kammer verlangte ein Abgeordneter von der Recierung, sie solle von der deutschen Regierung die Pläne der luxemburgischen Kasematten(unterirdische in Fels gehauene Festungsgänge) zurückverlangen, da die deutsche Besatzung diese Pläne im Jahre 1867 mit fort­genommen hätte. In Vertretung des Staatsministers Bech antwortete Finamzminister Dupong, man werde dahingehende diplomatische Schritte unternehmen, doch sei es schwer, die Pläne zurückzuerhalten da man nicht wisse, wo sie sich befänden. Man beabsichtigt nämlich, die halb verschütteten Kasematten als geschichtliche Denkmäler freizulegen.

Luxemburg. Vorgehen gegen die fremden Kommunisten.

wtb. Luxemburg, 28. Juli.(Tel.) Zwei ausländische Kommunisten wurden in Rümelingen von der luxem­burgischen Polizei verhaftet, als sie im Begriffe waren, Plakate zugunsten der inhaftierten Kommunisten Sacco und Vanzetti anzuheften. Da ihre Ausweispapiere nicht in Ordnung waren, wurden die beiden vom Zucht­polizeigericht mit einer Geldstrafe von 150 Frank be­legt. Der Staatsanwalt hatte Gefängnisstrafe von 14 Tagen beantragt.

Flugzeugabsturz in Holland.

wtb. Amsterdam, 28. Juli.(Tel.) Heute mittag stürzte auf dem Flugplatz Molenheide bei Gilze das vom Militärflugplatz Soesterberg gekommene Militärflug­zeug S 4 kurz nach dem Start aus einer Höhe von etwa 35 Metern plötzlich ab.: Der Apparat wurde stark be­schädigt, beide Flieger wurden schwer verletzt.

Probeflug Drouhins und Levines.

wtb. Paris, 28. Juli.(Tel.) Der Flieger Drouhin hat heute nachmittag in Begleitung Levines über dem Fflugplatz Le Bourget einen Probeflug ausgeführt. Drouhin erklärte sich von dem Verlauf des Fluges be­friedigt, bemerkte jedoch, daß noch nicht feststehe, ob er morgen früh die geplante Reise nach England unter­nehmen werde.

Sitzung des Vorstandes der Mieterinternationale.

wtb. Paris, 28. Juli.(Tel.) Heute tritt hier der Vorstand des internationalen Mieterbundes, dem Ver­treter Deutschlands, der Schweiz. Oesterreichs Frank­keichs und Schwedens angehören, zu einer Sitzung zu­sammen, in der die Stellung der Mieterinternationale zur Baupolitik, sowie die allgemeine Lage der Mieter erörtert werden sollen.

Admiral Beattys Abschied.

wtb. London, 29. Juli.(Tel.) Der-Admiral der Flotte, Earl Beatty, scheidet heute von seinem Posten. hat das Amt des Ersten Seelords fast acht Jahre verwaltet. Sein Nachfolger ist Admiral Charles Madden.

Ein politischer Mord in London.

wib. London, 28 Juli.(Tel.) Daily Mail meldet: Ein Beamter des Landesverbandes der Seeleute und Heizer, der in einem Prozeß gegen drei führende eng­lische Kommunisten als Zeuge auftreten sollte, wurde bestern abend auf der Straße liegend mit eingeschlage­ner Schädeldecke aufgefunden. Er ist im Hospital seinen Verletzungen erlegen.

Drohende Lage in Samoa.

wtb. London, 28. Juli.(Tel.) Daily News meldet aus Auckland nichtamtlich: Nach Meldungen aus Avia Samoa) ist die Polizei während dieser Woche in das

Haus eines Häuptlings eingedrungen, um mehrere samoanische Anhänger des Bürgerausschusses festzuneh­men. Die Verhafteten wurden gefesselt abgeführt. Durch dieses Vorgehen der Behörden ist eine erhebliche Er­bitterung entstanden.

Von unserem Berliner k=Mitarbeiter.

Es macht ganz den Eindruck, als ob die sogen. Genfer Seeabrüstungskonferenz in den letzten Zügen liegt. Sie trägt übrigens diesen üblich gewordenen Titel zu Unrecht, denn von vornherein war nicht etwa eine Abrüstung zur See geplant, sondern lediglich eine Verlangsamung des Tempos der weiteren Rüstungen. Tatsächlich scheint sie sich aber zu einer Seeauf­rüstungskonferenz zu entwickeln. Wie die Dinge sich in Genf zugespitzt haben, ging am deut­lichsten daraus hervor, daß man die Konferenz unter­brach, damit sich die britischen Delegierten in London neue Instruktionen holen konnten. Jetzt sind die Dele­gierten zurückgekehrt, aber die Instruktionen sind die­selben geblieben. Das heißt ist nicht bereit, den amerikanis gegenzukommen., antsich Sahin##:#.

Diese gehen bekanntlich oahin, oaß der Schlüssel, der auf der Washingtoner Konferenz in Höhe von 5:5:3 für England, die Union und Japan nur inbezug auf Schlachtschiffe vereinbart wurde, nunmehr in der Hauptsache auf die gesamte Flotte, vor allem aber auf Kreuzer und Torpedoboote, Anwendung findet. Der Hauptstreitpunkt ist hierbei die Kreuzer­frage. Von amerikanischer Seite waren ursprünglich zwischen den Führern

250 000 Tonnen für die Kreuzer vorgeschlagen wor= wieder ausgenommen worden.

den während die Briten zwischen 500000 und 50000 1ung wird allg mein dem Vorsc

fordern. Die Union erklärte sich dann bereit, auf 400 000 Tonnen hinunterzugehen. aber England stand und steht auf dem Schein seiner 70 Kreuzer.

Sein sogen. Entgegenkommen dabei wird von den Amerikanern nicht als solches anerkannt, sondern viel­mehr als eine Verschlimmbesserung bezeichnet. Eng­land will die Anzahl der 10000=Tonnen=Kreuer so gering als möglich ansetzen, wenn die Restrahl an Tonnen für die übrigen Kreuzer auf möglichst kleine

Einheiten mit Sechszollgeschützen verteilt wird. Der Hintergedanke hierbei ist, daß es seinen Ueberfluß an als kleine Kreuzer verwertbaren Handelssciffen für den Ernstfall mobilisiert, was eine ungeheure

Ueberlegenheit Englands bedingen würde, da ihm die anderen Staaten an großen und schnellen Handels­schiffen weit unterlegen sind.

An diesem Punkt droht nun die Konferenz zu scheitern. Präsident Coolidge will auf alle Fälle sein

talsten vore, usg, wostschaftüsche Kaonisit Hinzt worden sind. Dieser wirtschäftliche Konftitk hungteng zusammen mit dem politischen, der aus den britischen Boykottversuchen gegen Rußland, aus dem noch immer nicht ad acta gelegten Plan einer Antisowjetfront er­wachsen ist. Flottenrustung, Oclpolitik und Russen­frage verknüpfen sich hier zu einem weltpolitischen

die onglischa Reziarung Problem wobei als die Hauptduellanten figuriexen:

die eiggtische Stchirtunt hie britische Poli tik hie ameritanisches tischen Forderungen ent= Kapital.

Wiederaufnahme der Marinebesprechungen in Genf. wtb. Genf, 28. Juli.(Tel.) Der britische Marine= minister Bridgeman und Lord Cecil sird heute wieder in Geni eingetroffen. Sie haben Pressevertretern

ge#enüber die Hoffnung ausgesprochen, daß die Verhand­lungen der Marinekonferenz bald zu einem befriedigen­den Ergebnis führen werden. Die Besgrechzungeg

uisaen ven guzten der drei Vercguhesgnerg Behen­wieder ausgenommen, woxgen., Ein= ghamkerlains bei­

lung wiro aug.mein dem Vorschlagg, gger. gemessen, nur eine provisorische, zeitlich sehr beschrankte Regelung der Kreuzerfrage vorzunehmen.

Die neuen englischen Vorschläge in Genf. wtb. Genf. 29. Juli.(Funkspruch). Die neuen eng­lischen Vorschläge für einen bis 1936 gülrigen Vertrag sind in 11 Punkte eingeteilt. Die Gesamttonnage an Kreuzern, Zerstörern und Unterseebooten für England und Amerika soll nie 590000 Tonnen und für Japan 385000 Tonnen überschreiten. Darüber hinaus können 25 Prozent der Tonna### der überalterten Schiffe bei­behalten werden, wobei die Altersgrenze für 10 000­Tonnen=Kreuzer 18 Jahre, für alle anderen Kreuzer 16 Johre und für U=Boote 13 Jahre ist. Die Kreuzer werden in zwei Klassen von 10 000 Tonnen und von 6000 Tonnen eingeteilt, wobei die zweite Klasse höchstens 6=Zoll=Geschütze haben darf. Die 10000 Tonnen=Kreuzer

chst­

Verlust Ostpreußens für unser ganzes deutsches Valer­land bedeuten würde, das brauche ich hier nicht beson­ders auszuführen. Ich habe nur eine Bitte auszu­sprechen: Wenn einmal die Interessen der reichs­deutschen Industrie und der Agrarprovinz Ostpreußen einander widersprechen, dann betrachten Sie diese Frage nicht allein unter dem Gesichtswinkel des bloßen Inter­essenkampfes einzelner Landesteile oder Berufsstände. Dieses schöne Land, der Wildnis abgerungen durch deutscher Männer Blut und Arbeit, ist deutsch und muß deutsch und stark erhalten werden um jeden Preis. Die Stadt Marienburg gab den Gästen ein Früh­stück. Hierbei hieß Bürgermeister Ewert die Erschienenen herzlich willkommen und fuhrte etwa fol­gendes aus: Die Stadt Marienburg ist durch den Ver­sailler Vertrag des größten Teiles ihres Hinterlandes beraubt worden. Wir müssen überall hart ringen. aber überall wird Ihnen ein freudiges Bekenntnis zum drutschen Vaterland entgegenklingen. Wir bleiben deutsch! Wir wissen, daß die jetzigen mittelalterlichen Verhältnisse nicht immer so bleiben können und wir clauben, daß mehr als die Politik die große produktive Wirtschaft berufen ist, hier einen großen Strich zu ziehen, der auch die Vereinigung mit dem Mutterland bringen wird. Der stellvertretende Vorsitzende des Reichsver­bandes der deutschen Industrie, Frowein=Elberfeld, dankte für die herzliche Begrüßung. Mittags setzten die Gäste die Fahrt nach Königsberg fort.

Schalseose W esien, Kaie

Präsident Coolidge) die Aussichten für den Wahlkampf verschlechtern würde mit dem man ja auch in Eng­

Die japanische Regierung hat bei diesem Kampf überwiegend England sekundiert; aber dieser Um­stand, wenn er auch sachlich für die britischen Dele­gierten von Vorteil war, ist politisch nicht unbedenk­lich, da er den Gegensatz zwischen England und der

Union verschärft. 14. vi4. i8

Dieser Gegensatz tritt nicht nur in der Flotten­frage hervor, sondern gerade jetzt auch in dem wirt­schaftlich=politischen Oelkrieg der zwischen der eng­lisch=holländischen Royal Dutch Shell=Gruppe und der Standard Oil Company New=Jersey einerseits und der Standard Oil Co. Newyork andererseits über die

Klasen von umer 0l0 Tonten Mozerhasßs ier vange. schlagenen Bestimmungen kann die Gesamttonwage von jeder Macht beliebig verwandt werden. Eine besondere Bestimmung sieht die Beibehaltung von namentlich er­wähnten Schiffen vor, die noch voll leistungsfähig sind, aber weder in die 10000 Tonnen=Klasse noch in die 6000=Tonnen=Klasse fallen. Die britische Delegation anerkennt in einer besonderen Anmerkung, daß durch Annahme dieser Bestimmung Amerika ohne Schiffe mit 8=Zoll=Geschützen in der Kreuzerklasse bleiben würde. Sie ist deshalb bereit, dem Bau von Schiffen durch die Vereinigten Staaten zuzustimmen, welche nach der Mei­nung der Marinesachverständigen der drei Delegationen die Stärke Englands und Amerikas in dieser Klasse aus­gleichen.

tandard Oil Co. Newyork andererse

Stellungnahme zum Reichsschulgesetzentwurf.

Elteaschaft sind, hat nach der Passischen Zeitung ein­

Reichsschulgesetzentwurf und Eliernschaft. wtb. Berlin, 28. Juli.(Tel.) In einer aus dem ganzen Reich beschickten Sitzung seiner Landesprovin­zialverbände hat der Reichselternbund. der Spitzen­organisation der evangelischen Elternschaft, heute zur schulpolitischen Lage eine Erklärung beschlossen, in der er die endlich erfolgte Vorlage des Reichsschulgesetz­entwurfs begrüßt. Der Entwurf gewährleiste die orga­nische Weiterentwicklung unseres Schulwesens auf Grund der Gewissensfreiheit und des Elternrechts unter dem unbedingten Festhalten an der staatlichen Schul­hoheit.

Der Hauptausschuß des Deutschen Lehrervereins gegen das Reichsschulgesetz.

pw. Berlin, 28. Juli.(Tel.) Der Hauptausschuß des Deutschen Lehrervereins. in dem über 150000 deutsche Volksschullehrer and=Ihleriunen zusammengeschlossen

sind, hal nach der Bossischen Zeitung eine Erklärung beschlossen. in der gegen den Entwurf des Reichsschul­gesetzes Einspruch erhoben wird. Dieser Entwurf, so wird in der Erklärung ausgeführt, dürfe nicht Gesetz werden. Er stehe in unversöhnlichem Gegensatz zur Reichsverfassung, da er der Gemeinschaftsschule die ihr verfassungsmäßig zumsicherte Stellung als Regelschule nehme und sie zu einer Antragsschule mache. Der Ent­wurf zerstöre ferner von Grund auf die Schulhoheit des Staates, indem er die Entscheidung über die Errichtung von Schulen dem Staat aus der Hand nehme und sie Bekenntnis= und Weltanschauungsgruppen übertrage. Der Entwurf zerschlage außerdem die leistungsfähige, weil ausgebaute Volksschule in zahllose kleine leistungs­schwache Schulen, vermehre die Kosten und schaffe eine dreifache Ueberwachung der Lehrer im Religions­unterricht.

und=lehrerinnen zuso

Ostpreußenfahrt des Reichsverbandes der Industrie

...##.4) Di, auf vrkrahne mit mehr als virschaftliche Eselle Sie werden

wtb. Marienburg, 28. Juli.(Tel.) Die auf per Fahrt zur Präsidial= und Vorstandssitzung befindlichen Mitglieder des Reichsverbandes der Deutschen Industrie wurden am Donnerstag, vormittag im Großen Remter in Marienburg durch den Oberpräsidenten Siehr auf ostpreußischem Boden begrüßt.

Oberpräsident Siehr führte u. a. aus:

Ich begrüße diese Reise auf das wärmste und hoffe, daß Sie, meine Herren, wenn Sie wieder von uns scheiden, diese Tage nicht als verloren ansehen, sondern neue und wertvolle Eindrücke mitnehmen werden. Ost­preußens wirtschaftliche Bedeutung beruht in erster Linie auf seiner Landwirtschaft. Die Fühlungnahme zwischen Ihnen und uns kann von großer Bedeutung werden für das wechselseitige Verständnis der Lebens­bedingungen des industriellen Westens und des agra­rischen Ostens. Sie kann vielleicht beitragen zu einer Erleichterung des Interessenausgleiches da, wo die beiderseitigen Belange miteinander zu kollidieren scheinen, wie etwa bei dem deutsch=polnischen Handels­vertrag. Aber ich verspreche mir von dieser Fühlung­

nühme Welt mihr als wirtschaftliche Efferte Sie werden mit scharfem Blick sehr bald erkennen, daß auf dem exponierten Posten, den wir im Interesse von ganz Deutschland zu behaupten haben, Wirtschaftsfragen gleichzeitig national=politische Fragen allerersten Ranges sind. Der Oberpräsident erinnerte daran, daß Polen seine Ansprüche auf Ostpreußen trotz des Ergeb­nisses der Volksabstimmung nicht aufgegeben habe, und perwies auf eine Schrift des ehemaligen polnischen Konsuls in Königsberg, Srokowski. Dieser empfehle, um den deutschen Siedlungsbestrebungen im Osten ent­gegenzuarbeiten, die Ausreise polnischer lardwirtschaft­licher Wanderarbeiter zu fördern. Die ostpreußische Wirtschaft müsse derart auf die Knie gezwungen werden, daß ihr schließlich die Vereinigung mit Polen als die einzige Rettung erscheinen werde.

Für uns. fuhr der Oberpräsident fort, ergibt sich daraus die zwingende Notwendigkeit planmäßiger und verstärkter Siedlung im Osten und intensivster Fürsorge für die ostpreußische Wirtschaft, um die Widerstandskraft der Provinz zu erhalten und zu stärken. Was der

Zentrum und Reichsbanner

wtb. Berlin, 29. Juli.(Funkspruch.) Ueber die ge­strige Sitzung des Zentrums wurde folgendes Kom­munique ausgegeben:Die Zentrumsmitglieder im Reichsbanner, die zu einer Aussprache über die durch den Aufruf Hörsings an den republikanischen Schutz­bund in Oesterreich und den daraufhin erfolgten aus­tritt des Reichskanzlers Dr. Marx aus dem Reichs­banner geschaffenen Lage zusammengekommen waren, sprechen ihr Bedauern darüber aus, daß Reichskanzler Dr. Marx sich zum Ausscheiden aus dem Reichsbanner veranlaßt gesehen habe. Einmütig wurde der Meinung Ausdruck verliehen, daß sich aus dieser bedauerlichen Tatsache für die anderen Mitglieder des Zentrums im Reichsbanner nicht die Folgerung ergebe, gleichfalls das Reichsbanner zu verlassen. Ebenso einmütig wurde allerdings auch die Erwartung ausgesprochen, daß künftig politische Entgleisungen von der Art des Schutzbundaufrufes unterbleiben und weiterhin rungen für strikte Ueberparteilichkeit und außenpolitische Neutralität des Reichsbanners geschaffen werden. Die Konferenz bedauerte, daß die endgültige Stellung­

nahme des Bundesvorstandes zu der von den Zen­trumsmitgliedern des Reichsbanners am Dienstag in Magdeburg abgegebenenen Erklärung noch nicht vor­llege und behält sich ein abschließendes Urteil über die Vorgänge der letzten Zeit ebenfalls noch vor.

pw. Berlin, 29. Juli.(Funkspruch.) Wie die Ger­mania' erfährt, war die Aussprache führender Zen­trumsmitglieder im Reichsbanner in der Hauptsache von folgenden Gesichtspunkten beherrscht

1. Das Reichsbanner ist als freiwillige Schutzwehr der deutschen Republik zur Abwehr gegen die Tätigkeit der lange vorher entstandenen staatsfeindlichen Or­ganisationen gegründet worden. Dieser Gründungs­zweck bestimmt seinen überparteilichen, rein staats­bürgerlichen Charakter und diese Zielsetzung umgrenzt seinen Tätigkeitsbereich.

2. Weil nicht parteipolitische, sondern nur vater­ländische und staatsbürgerliche Interessen zum Zu­sammenschluß im Reichsbanner geführt haben, stellt das Reichsbanner eine selbständige, von parteipoliti­scher Führung unabhängige und parteipolitischen Be­einflussungen unzugängliche Organisation dar.

3. Die Reichsbannermitglieder, die sich parteipoli­tisch zum Zentrum bekennen, sind dem Reichsbanner als Staatsbürger beigetreten, ohne dadurch die Partei zu verpflichten oder festzulegen. Die Zentrumspartei ist darum auch niemals für irgendeine Handlung des Reichsbanners verantwortlich.

4. Die Zentrumsmitglieder des Reichsbanners an­erkennen ihre Verantwortlichkeit der Zentrumspartei gegenüber, und halten es für ihre selbstverständliche Pflicht, darauf hinzuweisen, daß auch im Reichsbanner die Grundsätze der Zentrumspartei nicht verletzt

werden. 1." 4% 970

5. Die Entscheidung über Beibehaltung oder Be­seitigung des Reichsbanners steht keiner politischen Partei, sondern nur einer vollverantwortlichen Re­gierung zu, die in der Lage ist. alle Folgen, die sich aus der Auflösung des Reichsbanners und selbstver­ständlich auch aller dem Reichsbanner als Gegner gegenüberstehenden Organisationen ergeben, auf sich zu nehmen.

6. Die Reichsregierung und die Landesregierungen

sollten sich dafür einsetzen, durch die Entfernung der republikfeindlichen Organisationen auch die Notwen­digkeit des Weiterbestandes des Reichsbanners zu be­seitigen. Es wäre zu begrüßen, wenn der Zeitpunkt der berechtigten Auflösung des Reichsbanners bald ge­kommen wäre.

7. Solange das Reichsbanner notwendig isr, soll­ten ihm möglichst viele Mitglieder der Zentrumspartei angehören, um die Wahrung des unverfälschten Reichs­bannercharakters zu gewährleisten. Nicht kritisieren, son­dern mitarbeiten ist Pflicht aller, die verhindern wollen, daß aus dem deutschen Reichsbanner ein öster­reichischer republikanischer Schutzbund wird.