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Amtliches Kreisblatt für den Kreis Hörde

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* Erstes und ältestes Cagesorgan des Kreises.

Generalanzerger für den Kreis Hörde.

Nr. 276(Erstes Blatt)

Schwerte(Kuhr). Mittwoch den 25. November 1925.

58. Jahrgang.

Neues in Kürze. Zweiter Tag der Locarn

van Seeckt in Münster. Heboner

General von Seeckt in Münster.

wp. Münster, 24. Nov.(Tel.) Der Chef der Reichswehr General von Seeckt, traf gestern am Spätnachmittag in Münster ein. Er stieg im Fürsten­hof ab, wo eine Ehrenwache der Reichswehr gestellt war. General von Seeckt gedenkt bis Mittwoch hier zu bleiben. Sein Besuch gilt hier weilenden Regi­mentern und dient informatorischen Zwecken.

Glückwünsche des Reichspräsidenten an Damaschke.

wtb Berlin, 24. Nov.(Tel.) Der Reichspräsident hat an Dr. Damaschke folgendes Glückwunschtele­gramm gerichtet: Zu Ihrem 60. Geburtstage sende ich Ihnen in dankbarer Anerkennung Ihrer Arbeit im Kampfe gegen das Wohnungselend und für die Familienstätte herzliche Glückwünsche.

Die neuen englischen Garnisonen am Rhein.

wv. Berlin, 25. Nov.(Privattel.) Das von den Engländern neu zu besetzende Gebiet wird nach Blättermeldungen aus Frankfurt folgende Garnison­städte umfassen: Wiesbaden, Bieberich, Dotzheim, Schierstein, Eltville, Geisenheim, Rüdesheim, Lan­genschwalbach. Idstein, Königstein, Hofheim. Flörs­

Die Locarnovertrage an den Ausschuß verwiesen.

heim, Hechstein, Bingen, Ingelheim. Als Hafen für die englische Rheinflottille soll Bingen dienen.

Die Lohnsteuer.

wtb Berlin, 25. Nov.(Tel.) Die sozialdemo­kratische Reichstagsfraktion hat einen Antrag zur Lohnsteuer eingebracht, der verlangt, daß ein Betrag von 100 Mark monatlich vom Steuerabzug frei bleibt. und zwar 65 Mark als steuerfreier Lohnbetrag und je 17,50 Mark zur Abgeltung der Werbekosten bezw. Sonderleistungen. Ferner sollen die Familien­ermäßigungen folgendermaßen erhöht werden: für die Ehefrau 20 Mark, für das 1. und 2. Kind je 30 Mark, für das 3. und 4. Kind je 40 Mark, für das 5. und jedes folgende Kind je 50 Mark monat­lich. Mit diesem Vorschlag ist zugleich die Beseitigung des Systems der protentualen Ermäßigungen ver­bunden, so daß künftig die Familienermäßigungen für alle Einkommen gleich hoch wären.

Dezembermiete unverändert.

wtb Berlin. 24. Nov.(Tel.) Der Amtliche Preuß. Pressedienst teilt mit: In der gesetzlichen Miete für Dezember tritt keine Aenderung ein. Es bleibt dem­nach bei den Novembersätzen in Höhe von 82 bezw.

78 Prezent.

Immatrikulation kommunistischer Studenten. in Bayern.

wp. Berlin, 24. Nov.(Privattel.) Der Börsen­kurier berichtet aus Augsburg, daß das banrische Kultusministerium einem Studenten, der in Berlin nd in Frankfurt Mitglied der dortigen kommunisti­schen Studentengruppen war, eröffnete, daß seinem Ansuchen um Immatrikulation an der Münchener Universität wie überhaupt an jeder banrischen Hach­schule nicht entsprochen werden kann. In der Be­aründung wird angeführt, daß der Student Mit­glied einer Partei sei. die den Umsturz des Staates in ihr Programm aufgenemmen habe.

Der Uboothafen als Hummerzuchtanstalt.

wp. Berlin, 25. Nov.=(Privattel.) Das Berliner Tageblatt meldet, daß der frühere Uboothafen von Helgoland von dem dortigen biologischen Institut zu einer großen mustergültigen Hummerzuchtanstalt um­gewandelt werden soll.

Seliumgeminnung aus der Luft.

wo. Ber'in, 24. Nov. Nach einer Meldung aus

n soll es einer britischen Sauerstoffgesellschaf

en sein, ein Verfahren zu erfinden, wodurch reines Helium aus der Luft gewennen werden kann. Das Verfahren ist jedoch zu kostspielig(1 Liter Heliumgas würde 1 Pfund Sterling kosten), als daß es zur Heliumgewinnung für Luftschiffe dienen kann. Falschmünzerwerkstatt in Berlin ausgehoben.

wlb Berlin. 25. Nov.(Tel.) Der Berliner Kri­minalvolizei ist es gelungen, in der Bilowstraße eine Falschmünzerwerkstätte auszuheben, in der in der Hauptsache Zweimarkstücke hergestellt wurden.

er Falschmüner und seine beiden Helfershelfer wurden verhaftet.

Die Regierungsbildung in Baden.

wtb Karlsruhe. 25. Nov.(Tel.) Die Zentrums­fraktion gibt zur Regierungsbildung eine Erklärung ab, worin sie ihr Bedauern ausdrückt, daß es ihr trotz ehrlichen Bestrebens nicht gelungen sei, die große Koalition und als diese unmöglich wurde, die alte Weimarer Koalition durchzuführen. Zentrum und Sozialdemokraten bilden jetzt gemeinsam die kom­mende Regierung.

Reichebankpräsident Dr. Schacht in Holland.

wth Haag, 24. Nov.(Tel.) Reichsbankpräsident Dr. Schacht mit Frau und Tochter und Herr Mac­garrah. das amerikanische Mitglied des Reichsbank­

dem Haa= weiter, wo sie bei dem dentischer, Ge

andten Freiberen von Lucius früstersagren wenden. heute nachmittag nach Berlin weiterfahren Weuen. Oberst Mitchell wiederholt seine Angriffe.

wtb. Washington, 24 Nov.(Tel.) Der den ameri­kanischen Luftstreitkräften angehörige Oberst Muchell.

der wegen seiner Angrifse gegen Zuisammentaßtg mit Militärlustresens, beonders ingZetandgah, vor ein

Ich

rungsstelle einer fast hochverräterischen Vernachlä zung schuldig ist, da sie nicht die zur Abwehr eines seindlichen Angriffes erforderlichen Maßnahmen ge­troffen hat. Der Feind hätte hundert Meilen von der Küste entfernt auf dem Meere Bomben abschießen können, die, drahtlos gelenkt, ein Ziel von der dehnung der Stadt Newyork niemals verfehlt haben würden.

B93. Berlin, 24. Nov.(Tel.) Die Sitzung wird um 11,10 Uhr eröffnet. Auf der Tagesordnung steht

die Aussprache über das Vertragswerk von Locarno und der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund.

Der sozialdemokratische Redner.

Abg. Wels(Soz.): Mit ungetrübter Freude wird keiner die Vorlage begrüßen. Jeder aber muß er­kennen, daß wir am Scheidepunkt der europäischen Politik stehen. Es handelt sich darum, nach der kriegerischen Zerstörung der Periode des Wieder­aufbaus die Wege zu ebnen und ein neues Verhält­nis der Staaten zueinander zu schaffen. Es ist all­gemein ein Bedürfnis nach Frieden vorhanden, das nur von denen verneint werden kann, die aus der wirtschaftlichen Unruhe und der politischen Unsicher­heit Vorteile auf Kosten der Allgemeinheit ziehen wollen. Die deutsche Arbeiterschaft hat dieses Be­dürfnis nach Frieden in erster Linie. Sie verlangt, daß das allgemeine Interesse vorangestellt wird den selbstsüchtigen Interessen von Gruppen und Parteien. Das gilt vor allem gegenüber der Agitation der deutschnationalen Volkspartei. Die Deutschnatio­nalen müssen aus der Denkschrift Chamberlains wissen, daß eine Ablehnung des Locarnovertrages durch Deutschland die Folge hätte, daß England eine neue Entente gegen Deutschland aufrichte. Die Kommunisten sollten bedenken, daß der Locarnover­trag sich in keinem Punkte gegen Rußland richtet. Wir halten fest am Rapallovertrag; wir wollen keine Isolierung Rußlands. Andererseits. wäre aber ein Schutz= und Trotzbündnis Nun ands mit Deutsch­land gegen Westeuropa ein Militärbündnis zwischen Reichswehr und roter Armee, ein ganz unsinniger Gedanke. Ein Bündnis, das über das schon im Rapallovertrag angestrebte wirtschaftliche Bündnis hinausgeht, wäre ein Verbrechen am europäischen Frieden. Wenn die Deutschnationalen jetzt be­

haupten, sie wären von Anfang an Gegner des

Sicherheitspaktes gewesen, so sagen sie die Unwahr­heit. In einer Sitzung der konservativen Partei, deren Führer auch Graf Westarp ist, deutschnationale Abg. Dr. Everling die Zahl der Gegner des Sicherheitspaktes in der deutschnatio­nalen Fraktion auf wenig mehr als ein halbes Dutzend.(Hört, hört!) Graf Westarp verteidigte in dieser Sitzung seine vorhergegangene Reichstagsrede. Dabei meinte er: Ich konnte mich doch nicht hin­stellen und sagen: Wir werden den Verzicht auf Elsaß=Lothringen niemals aussprechen.(Hört, hört!) Graf Westarv sagte bei der Gelegenheit auch der Reichspräsident Hindenburg habe gewisse Ent­

täuschungen gebracht. Auch das Bild der Vereidigung Hindenburgs vor der schwarz=rot=goldenen Frague sei nicht hervorragend gewesen. Auf Hindenburg sei

das Wort beachten:Dräng dich nicht in beigem Fürst, wenn du nicht gerufen wirst! So weechen die Deutschnationalen von ihrem eigenen Prösident­schaftskandidaten.(Hört, hört!) Wir besitzen dieses Protokoll. und werden davon gelegentlich weiter Ge­brauch machen. Auf dieser Tagnna wurde festge­stellt, daß die Annahme des Sicherheitspaktes zu einer Schädigung der deutschnationalen Paxtei

den aufgestellten Bedingungen nicht entspricht. Nach unseren Bedingungen soll jeder Verzicht auf deutsches Land, jede erneute Anerkennung des Versailler Ver­trages ausgeschlossen sein. Diese Bedingung ist nicht erfullt.(Widerspruch des Außenministers Dr. Strese­mann.) Der Vertrag enthält den Verzicht auf

kriegerische Maßnahmen, daneben aber noch die ausdrückliche Anerkennung des Status quo. Wenn der Reichskanzler gestern sagte, keine autoritative Stimme des Auslandes weiche wesentlich ab von der Auslegung der deutschen Regierung, so führe ich dem­gegenuber die Aeußerungen des belgischen Außen­ministers Vandervelde an, die darauf hinauslaufen, daß Deutschland mit dem Locarnovertrag den Ver­sailler Vertrag anerkennt. Weiter ist auch die Be­dingung nicht erfüllt, daß Deutschland nicht in eine Stellung gegen Rußland gedrängt werden darf.

Tatsächlich hat Artikel 16 der Völkerbundssatzung diese Wirkung bei einem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Auf uns lastet immer noch die Schmach der Kriegsschuldlüge, sie ist bei den Ver­handlungen von Locarno nicht von uns genommen worden. Man preist als Auswirkung des Vertrags von Locarno, daß deutsche Vertreter nunmehr an­ständig behandelt werden. Ungleich größer ist aber von Bedeutung, daß endlich in der Frage der Ab­rüstung alle Länder gleich behandelt werden.(Sehr richtig! rechts.) Dafür aber scheint uns die erforder­liche Sicherheit nicht gegeben. Auch eine formelle Stellung gegen den Investigationsbeschluß ist nicht erfolgt. Als Hauptvorteil des Vertrages wird ge­priesen, daß nun alle Streitigkeiten dem Vergleichs­verfahren unterworfen werden sollen. Die Ver­meidung von Kriegen in Paragraphen zu formu­lieren, ist ein Problem, wie das der Quadratur des Zirkels und in den vorliegenden Verträgen soll sich Deutschland auf unkündbare Zeit hinaus der Ent­scheidung des Völkerbundsrates und vielleicht Eng­lands unterwerfen, ob es als Angegriffener zu unter­stützen oder als Angreifer niederzuschlagen ist. Wir verlangen greifbare Vorteile und treffen uns hier mit der Regierung und den Regierungsparteien. Wir lassen uns von niemand übertreffen in dem Be­streben, unseren Brüdern an Rhein und Saar Er­leichterungen zu schaffen. Ueber dieses Kapitel wird noch einer meiner rheinischen Freunde sprechen. Die Räumung der Kölner Zone bedeutet kein Entgegen­kommen, sondern einen klaren Rechtsanspruch. Durch die neuen Bestimmungen in der Entwaffnungsfrage wird die Stellung des Generals von Seeckt so ver­ändert, daß die vaterländischen Verbände dem Minister Severing und ähnlichen Leuten ausge­liefert werden.(Gelächter lin's.) In dem ganzen Locarnowerk ist nicht ein einziges Resultat ent­halten, auf das man sich verlassen kann.

In eingehenden Darlegungen sucht der Redner dann nachzumeisen, daß das Vertragswerk von Locarno versassungsändernde Abmachungen enthalte. also seine Annahme im Reichstsag eine sehr große Mehrheit erfordere, u. a. erwähnt der Redner für

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führen würde. Darum kam man schließlich lehnung. Die Deutschnationalen folgen der Parole: Das Vaterland über die Partei!(Große Heiterkeit und lebhafte Zustimmung bei den Deutschnational Der Redner verbessert sich: Die Partei über das

Die Deutschnationalen arbeiten auf einen neuen Krieg hin. Wir aber wollen den europäischen Frieden und wir nehmen darum den Lecarnovertrag an. Wir nehmen Locarno an, nicht, Ihngz, zuliche, sondern weil wir damit dem deut#chen Vone

dem europäischen Frieden dienen wollen.(Beifall bei den Soz.)

Der völkische Mißtrauensantrag

Präsident Loebe teilt mit, daß von den Völkischen ein Mißtrauensantrag gegen die Regierung und außerdem ein Antrag eingegangen ist, wonach bei Annahme der Vorlage die Verkündung auf zwei Monate ausgesetzt werden soll.

deutschnationale

Abg. Graf von Westarp(DN.): Das von Herrn Wels verlesene Protokoll enthält einen so ausge sprochenen Unsinn, daß ich der Soztaldemokzatig, nicht

zu dem Diebstahl, aber zu der FäPHg zgrigeg (Heiterkeit rechts, Unruhe bei den Soz.)####rtg verlasse ich Herrn Wels und wende gjicg.,

zu. Keineswegs begehen wir den Ansinn,

einen

neuen Krieg zu provagieren. Auch wir wollen die Verständigung Deutschlands mit seinen Kriegs feinden und Nachbarn, aber es muß eine

Ver­

seine Behauptung, daß gemäß der Verfassung die Frage, ob Krieg zu führen oder Frieden zu schließen sei. durch die gesetzgebenden Körverschaften zu lösen sei. Der Redner bittet den Präsidenten Loebe, schon jetzt bei der Schlußabstimmung über Locarno fest­zustellen, ob die Bestimmungen des Artikels 76 der Verfassung erfüllt sind d. h. ob eine Zweidrittelmehr­heit vorhanden ist. Sollte das nicht der Fall sein, sa könnte nicht anerkannt werden, daß eine wirkliche Wendung für das Deutsche Reich erfolgt ist.(Leb­hafte Zustimmung rechts.) Gerade ne varietur des Locarnowerkes habe die größten Schwierigkeiten ge­macht, durch das eine Aenderung unmöglich wurde, die den Deutschnationalen vielleicht noch die Zustim­mung ermöglicht hätte. Zum Schluß tritt der Redner noch für einen Rücktritt des Rumpfkabinetts vor der Unterzeichnung in London ein. weswegen die Deutsch­nationalen ihr Mißtrauensvotum eingebracht hätten. Sie hätten außerdem vereinbart. einen Zusatz in der Vorlage aufzunehmen:Zum Eintritt Deutschlands in den Völkerbund bedarf es eines besonderen Ge­setzes. Dieses Gesetz wäre natürlich auch wieder ver­fassungsändernd. Dann weist der Redner die in der Oeffentlichkeit gegen die Deutschnationalen gerich­teten Angriffe zurück. Wir werden durch unsere Ab­lehnung Deutschlands Stellung in der Welt nicht schaden, sondern nützen. Wir haben Deutschland auch innerhalb der Regierung genützt. Wenn eine Regie­rung ohne unsere Beteiligung zum Wohle des Frie­dens wirken will. dann wird es von größtem Nutzen für sie sein, daß sie sich berufen kann auf die nationale Opposition. Der Redner schließt mit der Betonung. Deutschland könne man nicht helfen, wenn es sich nicht selbst hilft und auf seine eigenen Kräfte verläßt. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen rechts. Zischen links.)

Der Redner des Zentrums.

Verträge von Locarno erachten wir die Befreiung der 2. und 3. besetzten Zone.(Beifall.) Mit dem Geiste dieses Vertrages ist es nicht vereinbar, ein an diesem Friedensvertrag beteiligtes Land ferner mit fremden Truppen besetzt zu halten. Und unvereinbar damit ist auch die Hinausschiebung der Abstimmung an der Saar bis zum Jahre 1925. Das Zentrum sieht daher in voller Uebereinstimmung mit seinen Wählern im rheinischen Lande in den bisher ge­währten Erleichterungen keinen Anlaß zu freudiger Genugtuung, denn sie bleiben erheblich hinter dem zurück, was nach den Vrehandlungen von Locarno erwartet werden müßte. Andererseits bedeutet aber Locarno die Beendigung der Acra der Sanktions= und Gewaltpolitik gegen Deutschland. So kommen wir nach reiflicher Ueberlegung zu dem Ergebnis, daß die Vorteile des Vertragswerkes so erhedlich sind, daß wir die Beseitigung der ihm noch anhaftenden Män­gel der Zukunft überlassen können. Trotz mancher Bedenken gegen seine bestehenden Satzungen sind wir auch für den Eintritt Deutschlands in den Völker­bund, weil wir glauben, daß wir damit nicht zu einer einseitigen Stellung gegen Rußland genötigt werden. Wir erhoffen von der Annahme des Locarnovertra­ges und von unserem Eintritt in den Völkerbund eine Förderung der Entwicklung vom Gewaltsystem zum Rechtssystem im Völkerleben.(Beifall im Zentr.)

Stellungnahme der D.

Abg. Dr. Scholz(Deutsche Volkspartei): Bei der Beurteilung der Vorlage dürfen wir leider nicht von dem Standpunkt ausgehen, daß sich Staaten von gleicher politischer Macht und gleicher wirtschaftlicher Stärke gegenüberstehen. Das durch den verlorenen Krieg geschwächte Deutschland hat nicht die gleichen Machtmittel wie seine Verhandlungspartner. Deutsch­land braucht aber jetzt eine Politik, die ihm gestattet, in friedlicher Arbeit wirtschaftlich und politisch zu erstarken. Es kommt nicht darauf an, ob aus Locarno mehr herauszuholen wäre, sondern darauf, daß das Erreichte eine Besserung darstellt.(Sehr richtig!) Die Verträge bringen auch sehr viel wahre Erleichterun­

gen für das Rheinland. Namens seiner Partei macht der Redner dann einige Feststellungen zu den Locarnoverträgen. Eine Anerkennung der Schulo Deutschlands am Ausbruch des Krieges sei nicht er­folgt. Wir erwarten, so erklärt der Redner, von der Reichsregierung, daß beim Eintritt Deutschlands in den Völkerbund erneut die Feststellung von der Schuldlosigkeit Deutschlands am Kriegsausbruch aus­

gesprochen wird. Der Eintritt in den Völkerbund darf Deutschland nicht kriegerischen Verwicklungen mit anderen Staaten aussetzen. Wer es für möglich hält, daß ein großes Volk dauernd zwangsweise ent­

waffnet gehalten wird, während seine Nachbarn in Waffen starren, gibt sich einer gejährlichen Illusion hin. Nur eine gleichmäßige Entwaffnung ist mög­lich.(Zustimmung rechts.) Eine wesentliche Verkür­zung der Besatzung der 2. und 3. Zone würde den viel besprochenen Geist von Locarno in der Praxis zeigen. Die Reparationskraft eines Staates muß ganz erheb­lich leiden, wenn weite Teile seines Gebietes, ins­besondere auch industrielle Teile, dauernd unter mili­tärischer Besetzung fremder Mächte liegen.(Sehr richtig!) Einiges ist durch Locarno besser geworden: Die Aufhebung der Zivildelegierten erscheint beson­ders wünschenswert, weil sie den Anfang der Wieder­herstellung der völligen deutschen Autorität in den besetzten Gebieten bedeutet. Deshalb werden wir den Verträgen zustimmen. Wenn die Haltung der Deutschnationalen von Ansang an so gewesen wäre, wie die heutige Rede des Herrn Westarp, hätten wir einen besseren Boden für die Verständigung gehabt. Ich habe kürzlich zwei Plakate auf der Straßenbahn gesehen, deren Inhalt ich der deutschnal ionalen Frak­tion ins Stammbuch schreiben möchte. Auf dem einen stand:Springe nicht ab während der Fahrt!" Das andere:Nimm Rücksicht auf andere!(Stürmische Heiterkeit.) Mit großem Ernst aber muß ich mich auch für meine politischen Freunde und wohl auch noch darüber hinaus gegen die in einigen deutsch­nationalen Zeitungen in letzter Zeit erhobenen schwe­ren Angriffe wenden, die uns und andern, die sich nicht leichten Herzens, aber vernunftgemäß für Lo­carno einsetzen, die vaterländische Gesinnung abspre­chen.(Zuruf bei der Deutschen Volkspartei: Un­erhört!) Wir nehmen für uns in Anspruch, min­destens ebenso national zu fühlen wie die Deutsch­Volkspartei: Mindestens!) Wir betätigen aber unsere vaterländische Gesinnung nicht durch Worte unsere vaterländische Gesinnung nicht nurch Worte und Schlagworte(Zurufe bei der Deutschen Volks­partei: Siegreich woll'n wir Frankreich schlagen!), sondern, und das hat immer noch mehr gegolten in der Welt, durch die verantwortliche Tat.(Lebhafter Beifall bei der Deutschen Volkspartei.)

lichen Treppen säubert, die Deutschlands wirkliche Abg. Fehrenbach(Zentrun) verliest eine Erklä­Freibeit und Gltichberchtigung, Vringt uug bei. der) trunz Cheimsäafäing der, Nation als Knechschaft zu

. gu: Rot und Elend zur wirtschaftlichen Ge­

die anderen auch den auten Willen zeigen mussen, all das offenbare Unrecht, all die entsetzliche Gewalt, die sie Deutschland angetan haben, wenn nicht wieder gutzumachen, so doch wenigstens einmal aufhören

zu lassen.

Dennoch werden meine gercunde und ich die Ge­setzesvorlage einstimmig ablehnen.

Nach unserem Eintritt in die Reichsregierung wurde in dem Memorandum des Reichsaußen sters ohne unser Vorwissen das Angebot des Sicher­heitspaktes gemacht. Wir haben uns dauernd be­müht, den Vertrag so zu gestalten, daß er auch für annehmbar wäre. Darum haben wir ganz be­stimmte Voraussetzungen und Bedingungen immer wieder als notwendig bezeichnet. Wir müssen fest­stellen, daß das Verhandlungsergebnis von Locarno

Ereiheit, aug Adr und Erend zur griztschäftnihrn Ge­sundung. Wir wissen, daß dieses Ziel nur schrittweise zu erreichen ist. Ein großer Schritt auf diesem Wege ist das Vertragswerk von Locarno. Dieses Werk widerspricht nicht den Bedingungen, die wir an jeden Vertrag zu stellen haben, daß er nämlich nicht der Gleichberechtigung Deutschlands unter den Mächten oder seiner nationalen Würde zuwiderläuft. Wir leisten mit diesem Vertrag keine neue diesmal frei­willige Unterschrift unter das Versailler Diktat. Wir anerkennen auch nicht damit die Kriegsschuldlüge, deren Bekämpfung wir im Bunde mit allen Wahr­heitsfreunden im Ausland fortsetzen. Wir leisten mit dem Locarnovertrag keinen Rechtsverzicht auf deut­sches Land. Als eine notwendige Auswirkung der

Die Ablehnung der Kommunisten

Abg. Thälmann(Komm.) lehnt in längeren Aus­führungen die Locarnoverträge ab.

Der demokratische Redner.

Abg. Koch=Weser(Deutsche Demokratische Par­tei): Im' Gegensatz zum Reichskanzler betrach­ten wir Locarno nicht als einen Anfang, sondern als eine Etappe auf dem Wege, den wir seit sechs Jahren gegangen sind, um Deutschland durch Verständigung zur Freiheit zu führen, zur Revision des Vertrages nicht durch Abänderung, sondern durch seine Aus­legung und Weiterbildung. An diesem Wege stehen Leichensteine. vor allem der Leichenstein Rathenaus, der ein Führer auf diesem Wege war. Es gibt einen fortschrittlichen Pazifismus, der die Aufgabe aller Friedensfreunde darin sieht, im friedlichen Gedanken­austausch die Grundlage für ein friedliches Zusam­menleben der Völker der Welt zu suchen und zu prü­fen. Wir begrüßen das Werk von Locarno, weil die Verhandlungen dort im Geiste eines solchen Pazifis= mus geführt worden sind. Darum sind wir dennoch nicht mit allen Einzelheiten der bisherigen Außen­politik einverstanden. Wie müssen die Aufhebung der

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