Armtlicher Aireisbratt

Abonnements=Preis pro Quartal 1 Mk. 50 Pfg. Erscheint Montags, Mittwochs, Freitags und Samstags. Wöchentliche Gratisbeilage:Illustrierter Familienfreund.

1. Blatt.

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Verantwortlicher Redakteur:

Wilhelm Hoerster, Schwerte.

Schwerte, Freitag, 7. April 1899.

für den Kreis Görde.

Insertionsgebühr für die 6spaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfa außerhalb des Leserkreises 15 Pfg. Reklame 30 Pfg Druck und Verlag von Carl Braus in Schwerte.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des§ 65 des Kommunal=Ab­gabengesetzes vom 14. Juli 1893 und Art. 43 der dazu erlassenen Anweisung wird hierdurch zur Nachricht für die Abgabepflichtigen bekannt ge­macht, daß für das Rechnungsjahr 1. April 1899 in der Gemeinde Wichlinghofen an Kommunal= steuern

200 Proz. der staatlich veranlagten Grundsteuer, 200 Gebäudesteuer,

200 Gewerbesteuer,

100 Betriebssteuer,

250 Staatseinkommensteuer

zur Hebung gelangen.

Einsprüche gegen die Heranziehung zu den Kommunalsteuern sind bei Vermeidung des Ver­lustes des Rechtsmittels binnen einer Frist von 4 Wochen, vom Tage des Aushangs dieser Be­kanntmachung an gerechnet, bei dem Gemeinde­vorsteher zu Vichlinghofen einzulegen.

Wellinghofen, den 1. April 1999.

Der Amtmann: Hartung.

Ein Gedenktag.

Am fünften April dieses Jahres war ein halbes Jahrhundert verstrichen, seit ein Er­eignis in Deutschland sich zutrug, das zwar an und für sich klein und unbedeutend ist, trotzdem aber von der Regierung festgehalten zu werden verdient. Es wirkte seiner Zeit wie ein Sonnenstrahl inmitten dunklen Ge­wölks, wie befruchtender Regen auf dürrem Erdreich und hat dem erschlafften National­Gefühl wenigstens einen vereinzelten Halt dargeboten, an welchem dasselbe sich aufzu­richten vermochte. Die Gegenwart aber ver­mag im Rückblicke auf jenes Ereignis so recht den Wandel der Zeiten zu ermessen. Es liegt darin für uns, die wir ein neu­geeintes, mächtiges Deutschland unser nennen, der Antrieb, die Dinge um uns her wieder einmal mit dankbar freudigem Sinne anzu­sehen, und solcher Antrieb thut wahrlich not in einer Zeit, wo so viele zur Schwarzseherei hinneigen.

Am 5. April 1849 fand in dem Kriege, den die damalige deutsche Bundesgewalt zur Befreiung der Schleswig=Holsteiner gegen Dänemark führte, das so berühmt gewordene Gefecht von Eckernförde statt. Von den übrigen Ereignissen dieses Krieges, den Treitschke wegen der Lauheit seiner Führung einenScheinkrieg nennt, hebt sich der glän­zende Erfolg, welchen die deutschen Waffen bei Eckernförde davontrugen, um so lichtvoller ab. Die dänische Marine hatte sich während des Sommers 1848 wohlfeile Lorbeeren ge­pflückt. Sie hatte damals die Küsten des zur See waffenlosen Deutschlands blockiert und viele unserer Handelsschiffe aufgebracht, und schon prahlte man in Kopenhagen mit einem kühnen Flottenzuge, der das einzige Kriegsschiff Preußens, dieAmazone, die in Danzig zur Ausbesserung lag, plötzlich überfallen und nach Dänemark entführen sollte. Da aber nahte die Vergeltung.

Während die Landtruppen der Dänen zu­gleich von Alsen und von Jütland her das Reichsheer in Nordschleswig angriffen, sollte ein Teil der dänischen Flotte durch einen Vorstoß gegen den Eckernförder Busen die Ostküste beunruhigen, die Strandbatterien überfallen, Eckernförde nehmen und die Nach­

hut der Reichsarmee im Süden festhalten. Zu diesem Zwecke segelte ein Geschwader, be­stehend aus den besten Linienschiffen der dänischen Flotte, demChristian VIII., und ihrem besten Schnellsegler, der Fregatte Gefion, und den beiden DampfernHekla undGeyser, in die Eckernförder Bucht. Den 148 schweren Geschützen der Dänen standen die 10 deutschen der Eckernförder trandbatterien gegenüber.

Gegen ½8 Uhr am Morgen des 5. April entluden die dänischen Schiffe zum erstenmale ihre Breitseite; das Gefecht nahm seinen An­fang. Fast genau zwölf Stunden später aber flog derChristian VIII., das stolzeste Kriegsschiff der Dänen, in die Luft; die Gefion wurde erbeutet, die Dampfer suchten das Weite. Der Sieg der Schleswig=Hol­steiner, denen sich zur Unterstützung ein kleines nassauisches Kontingent hinzugesellt hatte, war ein vollständiger; Führer wie Mannschaft hatten eine glänzende Probe von Heldenmut, Ausdauer und Umsicht abgelegt.

In thatenarmer Zeit erweckte, wie Treitschke sagt, das kleine Gefecht eine unbeschreibliche Begeisterung. Der stolze Danebrok gedemü­tigt, die Danen auf ihrem eigenen Elemente besiegt! Der Gedanke deutscher Macht und Einheit schöpfte hieraus fruchtbare Nahrung. In einem Gedichte, das aus Anlaß des Eckernförder Sieges entstand, verkündete der Dichter vorausahnend die nahe Zukunft eines deutschen Heeres:

Nicht Bayern, Sachsen, Preußen, Nicht Baden, Nassau mehr, Nicht Hanseaten, Reußen!

Es naht ein deutsches Heer!

Was aber der Dichter damals sehnend

und hoffend vorausgeschaut, hat in unseren

Tagen seine Erfüllung gefunden. Die ganze Misere jener Zeit erscheint uns heute schon wie ein Märchen. Das deutsche Heer ist Wahrheit geworden, und auf ihm ruht, wie auf felsensicherem Grunde, der machtvolle

Bau des neugeeinten deutschen Reiches.

Tages=Ereignisse.

Deutsches Reich.

Der Kaiser, der während der Feiertage an einem sogenannten Hexenschuß litt, verbrachte den Dienstag nachmittag im Arbeitszimmer. Im Laufe des Mittwochs hörte der Monarch die Vorträge des Chefs des Zivilkabinets von Lucanus, des Kultus­ministers Dr. Bosse und des Eisenbahn­ministers Thielen. Zur Tafel bei den Ma­jestäten war der z. Z. in Berlin anwesende kommandierende General des 6. Armeekorps Erbprinz Bernhard von Meiningen geladen.

Regierungspräsident v. De­witz in Erfurt ließ sich die gesamte Exekutiv­und Kriminalpolizei vorstellen und machte den Beamten, wohl in Erinnerung an die Krawalle im vorigen Sommer, bei denen die Polizei nicht ganz einwandfrei zu Werke gegangen war, in längerer Ansprache Fol­gendes zur Pflicht: Der Beamte müsse sich gegenwärtig halten, daß er der Bevölkerung halber da sei. Der ordnungsliebende Bürger müsse das Gefühl haben, daß das Einschrei­

ten der Polizei nicht geschieht, um zu chika­nieren, sondern um zu helfen. Der Beamte müsse die größte Höflichkeit, Ruhe und Festigkeit bewahren. Gelänge es nicht, Wider­stand zu brechen, dann müsse kräftig und unnachsichtlich vorgegangen werden.

Der ehemalige fürstlich Bis­marcksche Förster Spörcke, jüngst wegen Hausfriedensbruch verurteilt, hat jetzt einen Prozeß gegen den Fürsten Herbert auf Ge­währung der ihm angeblich kontraktlich zu­stehenden Pension in Höhe von rund 1450 Mark anstrengen lassen.

DerHann. Kourier" veröffent­licht Kabinetsordres von gestern, durch welche General von Seebeck zur Disposition gestellt und General von Bomsdorf zum komman­dierenden General des 10. Korps ernannt wird.

Eine bemerkenswerte Aeuße­rung machte, wie derGermania von hier gemeldet wird, der Reichstagsabgeordnete Bebel in einer Volksversammlung, in der er über das Thema:Bürgerliche Gesellschaft und Sozialdemokratie, sprach. Nachdem Bebel erklärt hatte, daß er auf den großen Kladderadtsch, d. h. Zertrümmerung der jetzt bestehenden Staatsform, gern verzichte, wenn die bürgerliche Gesellschaft den Arbeitern entgegenkomme, gab er offen zu, daß gegen­wärtig in der Sozialdemokratie tiefgehende Meinungsverschiedenheiten herrschen, deren Lösung nicht abzusehen sei. Hieran schloß Bebel den beachtenswerten Ausspruch:Sollte eine Spaltung kommen, dann wird eine viel radikalere neue Partei entstehen.

In denHamburger Nachrich en veröffentlich Fürst Herbert Bis marck folgende Danksagung:Friedrichs­ruh, den 1. April 1899. Die erste Wieder­kehr des heutigen Datums seit dem Tode meines Vaters ist von allen Deutschgesinnten als ein Trauertag empfunden und gehalten worden. Es sind mir auf telegraphischem und schriftlichem Wege sowie in Gestalt blühender und weihevoller Kränze so um­fangreiche Beweise von herzlicher und ent­schlossener Anhänglichkeit an ihn und sein großes Wirken zugegangen, daß ich zu mei­nem Kummer außer Stande bin, Allen, die an seinem Geburtstage ihre Treue über das Grab hinaus erneut zum Ausdruck ge­bracht haben, unmittelbar zu danken. Ich sehe mich daher genötigt, die Vermittelung der Presse in Anspruch zu nehmen, um meine herzliche Danksagung zur Kenntnis derer zu bringen, die ihre Empfindungen he## teil­nahmvoll an den Tag gelegt haben

Zur Samoafrage wird die Meldung dementiert, Nordamerika würde von Deutschland eine Schadloshaltung für den beim Bombardement getöteten Seesoldaten beanspruchen. Sie war auch zu lächerlich!

Eckernförde, 5. April. Zur 50. Wiederkehr des Tages, an welchem bei Eckernförde ein Sieg uber die dänische Flotte erfochten wurde, waren aus allen Teilen Schleswig=Holsteins Veteranen eingetroffen. Vormittags 9 Uhr fand auf dem Kirchhof eine Feier an der Grabstätte Theodor von

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Preußers statt. Von der auf der hiesigen Rhede liegendenOldenburg" waren das gesamte Offizierkorps sowie eine Deputation von Matrosen anwesend. Der Kapitän der Oldenburg", Korvettenkapitän Wahrendorff legte auf das Grab von Preußers sowie auf das dänische Massengrab Kranzspenden nieder. Oberpräsident von Köller nahm gleichfalls an der Feier teil. Nachdem diese beendigt war, begann der Festgottesdienst in der Kirche. Die Stadt hat reichen Flaggen­schmuck angelegt.

Oesterreich Ungarn.

Der Abgeordnete Wolff meldete samt Frau und Kindern den Uebertritt zur prote­stantischen Kirche an; auch Schönerer kündigt seinen Uebertritt an. Bis jetzt sind etwa 10 000 Uebertrittserklärungen erfolgt. Frankreich.

Die Enthüllungen desFigaro, in denen der Wortlaut der Revisionsakten mitgeteilt wird, setzen Paris in fortwährend wachsende Erregung. Aus den Darlegungen, an deren Authenticität niemandmehr zweifelt, geht mit überzeugender Gewißheit hervor, daß von den Mitgliedern der Spionage­bureaus, also den vielgenannten General­stäblern, vielfach in geradezu freventlicher Weise gehandelt worden ist. Hatte man anfänglich geglaubt, die Veröffentlichung werde wegen ihrer Unrechtmäßigkeit der Sache der Revision schaden, so ist man jetzt fast allgemein der Meinung, daß eine Frei­sprechung Dreyfus', nicht erst eine Verweisung an ein neues Kriegsgericht erfolgen muß und erfolgen wird.

Der Präsident Loubet ist auf seiner Reise nach seinem Heimatsort Montelimar Gegen­stand außerordentlich herzlicher Ovationen gewesen, über welche die nationalistischen und antisemitischen Blätter äußerst aufgebracht sind und sich ihrerseits bemühen, den Prä­sidenten mit Schmutz zu bewerfen. Loubet ist aber bereits so volkstümlich geworden, daß ihm derartige gehässige Angriffe nicht schaden können.

Italien.

DemMessaggero" zufolge dauert die Schwäche bei dem Papste nicht nur an, sondern macht auch bedrohliche Fortschritte. Um den Papst über seinen ernsten Zustand zu täuschen, gestatteten ihm die Aerzte, jeden zweiten oder dritten Tag Audienzen zu er­teilen. Diese sind aber stets nur ganz kurz, und die Besucher werden schon vorher auf­gefordert, dem Papste nicht von wichtigen Dingen zu sprechen. Den hervorragenderen Kardinälen ist es gestattet, Entscheidungen auch über solche Fragen zu treffen, die bis­her ausschließlich dem Gutachten des Pap­stes unterlagen.

Als Vertreter Italiens auf dem Frie­denskongresse wurde vom Könige der frühere Minister des Auswärtigen Visconta Venosta bestimmt.

Amerika.

Washingtoner Blätter teilen zu den übrigen Siegestelegrammen von den Philip­pinen noch mit, daß es dem General Otis gelungen ist, in Malolos den Schatz der

Sinnsprüche, Denksprüche, Sprüchwörter 2c.

Du kannst den Himmelnicht, den lichten, blauen, Im Spiegelbilde auf dem Meere schauen, Wenn losgelass'ner Sturm darüber fliegt.

Soll sich dir im Gemüt der Vater spiegeln, Darfst jene Herzenskammer nicht entriegeln, In der die Leidenschaft gefesselt liegt.

Nimmst du der Welten Gesetz als den Willen ;<space>( d e s<space> l e b e n d e n<space> G o t t e s,<space> Hast du das schwerste Geschick mit dem Gemüte

versöhnt.

Die Tochter des Kerkermeisters

oder:

Gesetz und

Roman von Carl von Leistner.

23) Nachdruck verboten.

Frau von Ahlburg stieß abwechselnd mit Charlotten ängstliche Rufe aus. Auch der Kutscher schien die Fassung ganz zu verlieren, denn er wendete die Peitsche an, wodurch er die Tiere nur noch rabiater machte, anstatt sie zu bezwingen. Nur Gertrud, die nicht zum ersten Male der drohendsten Gefahr ins Auge blickte, bewahrte selbst in dieser Lage ihren kühnen Mut, und doch war sie von den im Innern der Chaise Befindlichen entschieden am schlimmsten daran, weil sie den am wenigsten geschützten Rücksitz einnahm. Ihre Hände umspannten mit aller Anstrengung den günstigsten Stützpunkt, damit sie nicht bei einem der sich unausgetzt wiederholen­den Stöße hinausgeschleudert werde.

Unterdessen ward in einiger Entfernung ein durch Wind und Wetter daherstürmender Reiter sichtbar, der die Gefahr, in der das Fuhrwerk schwebte, bereits wahrgenommen haben mußte.

die beiden Rappen noch obendrein von der Straße abbogen und über die angrenzenden Wiesen stürzten, verließ auch er die Chaussee und versuchte, dem eigenen Pferde die Sporen in die Flanken bohrend, dem dräuenden Verder­ben zuvorzukommen. Aber die Strecke, die er zurückzulegen hatte, war ungleich größer, als diejenige, welche die anderen noch von dem Gewässer trennte, und es bestand wenig Aussicht, daß er den tollen Rossen den Weg dorthin ab­schneiden könne.

Da hielten diese, plötzlich zusammenschreckend, einen Augenblick inne, bäumten sich und setzten dann über den schmalen Graben hinweg, der sie in ihrem Laufe aufgehalten hatte. Für einen so gewaltigen Anprall, wie er nun erfolgte, war der leichte Bau der Chaise nicht berechnet. Mit gebrochenem Vorderrade sank sie auf die Seite, und der Kutscher ward gleichzeitig ziemlich unsanft auf den durchnäßten Rasen gebettet. Hierdurch gerieten die Damen in die bedenklichste Lage, denn während die Pferde trotz der bedeu­tenden Hemmung immer noch vorwärts zogen und dazwischen nach hinten ausschlugen, berührte die Gouvernante mit ihrem überhängenden Oberkörper fast den Boden, und drohte Char­lotten die Gefahr, über den aufgesprungenen Wagenschlag hinauszustürzen. Die Kräfte der beiden Mädchen würden kaum noch einige Se­kunden ausgereicht haben, um sie vor einem unberechenbaren Unglücksfalle zu bewahren,

wenn nicht jener Reiter eben jetzt zur Stelle gewesen und den unbändigen Tieren mit eiser­nem Griffe in die Zügel gefallen wäre. Olaf Lindström war der Retter in dieser Not.

Der Kampf, der sich zwischen ihm und den Rossen entspann, währte nur kurze Zeit; aber er sollte dessen ungeachtet verhängnisvoll für ihn werden, denn sein Reitpferd, das er nicht verlassen hatte, wich zur Seite, ohne daß er es verhindern konnte, und, hierdurch den Halt im Sattel verlierend, stürzte er rücklings herab. Da er die Zügel der Wagengäule nicht aus den Händen ließ, wurde er ein paar Schritte weit geschleift, und die Sache drohte trotz seines besonnenen Einschreitens noch einen sehr schlim­men Ausgang zu nehmen.

Abermals war jedoch Hülfe nahe, die eine noch ernstlichere Katastrophe verhinderte, und zwar kam sie diesmal von zwei Seiten zugleich. Der zum Glücke unverletzte Kutscher war aus seiner leichten Betäubung erwacht und konnte sich nun der Leitriemen bemächtigen, wobei ihn ein Bauernbursche unterstützte, der inzwischen ebenfalls herbeieilte. Das endlich ermüdende und sich allmählich beruhigende Gespann wurde ausgeschirrt und mit Olaf's Pferde eng ver­koppelt. Auch das Unwetter hatte ausgetobt. Die Damen verließen natürlich sofort den Wagen, sobald sich die erste Möglichkeit hierzu darbot, wobei es sich zeigte, daß sie unversehrt geblieben waren, wenn auch der ausgestandene Schrecken noch seine Nachwirkung übte.

Anders stand es mit Olaf. Er regte sich nicht, und obgleich keine äußerlichen Beschädi­gungen zu erkennen waren, hatte er doch das

Bewußtsein völlig verloren, so daß er, nachdem mehrere vom Landgute kommende Leute erschie­nen, dorthin getragen werden mußte.

Es war nicht mehr als billig, daß man nach der Ankunft des traurigen Zuges, dem auch die Frauenzimmer zu Fuße das Geleite gaben, von der eigenen Ermattung absah und sich demjenigen, der die Rettung in so aufopfernder Weise bewerkstelligt hatte, ausschließlich widmete. Einen Arzt aus der Stadt herbeizuschaffen, gelang freilich erst nach einigen Stunden. Als dieser sich endlich einfand, hatte der Verun­glückte zwar die Beweglichkeit seiner Gliedmaßen, aber noch nicht die klare Besinnung wiederer­langt. Ob dauernde Folgen zu befürchten seien, ließ sich bis jetzt nicht voraussagen, sondern nur, daß das bereits eingetretene Fieber wahr­scheinlich einen höheren Grad erreichen werde.

Obschon Frau von Ahlburg den Schloß­gärtner anwies, während der Nacht im Kran­kenzimmer zu verbleiben, daß somit eine männ­liche Pflege nicht fehlte, bestanden doch auch Charlatte und Gertrud darauf, sich bis zum Tagesanbruche im Nebengemache aufhalten zu dürfen. Von Zeit zu Zeit abwechselnd, besorgten sie, damit ja nichts versäumt werde, eigenhän­dig die oftmalige Erneuerung der verordneten kalten Umschläge über die Stirn des Patienten.

Nach einigen Stunden stellte sich heftiges Fieber ein. Olaf stieß einen gellenden Schrei aus. Charlotte, blaß wie eine Leiche zeigte entsetzt auf Olaf Lindström, der sich auf seinem Lager halb emporgerichtet hatte. Mit gläsernen Augen starrte er auf seine Umgebung und