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Regelmäßige Beilagen: Schwerter Hausfrau und Mutter.
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Nr. 179
Donnerstag, 2. Rugust 1923
56. Jahrgang
Einzelnummer 4000.— Mr.
Zum Geleit.
„Einmal wird eine jede Saat zur Ernte reifen und geschnitten werden. Einmal wird jede wahre Tat im Sturmesbrausen ausgestritten werden. Auch Frankreichs Saat der blinden Wut wird einmal reif zur Ernte und zum Mähen. Wir wollen dann mit kaltem Blut an diese Arbeit unsres Sommers gehen!"
Lie Erwerrschafttährer.......
Kraftmagensteuer.
Neueste politische Nachrichten.
Reichskanzler Cuno hat heute aus Anlaß der 25. Wiedertehr des Todestages des Fürst Vismarck im Mansoleum zu Friedrichsruh
einen Kranz niederlegen lassen.
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Iu England herrscht nach Kenntnisnahme der Noten aus Paris und Brüssel infolge der unversohntichen Haltung Frankreichs starker Pessimismus.
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In der für gestern angekündigten Vollsitzung des britischen Kabinerts war zunächst der B richt Lord Curzons über die Antwortnoten vorgesehen; das Kabinett wird zur endgültigen Entscheidung über Englands Haltung noch einmal zusammenkommen.
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Reuter erfährt, die innere Lage Deutsch= lands habe den Hauptgegenstand der Beratung zwischen dem deutschen Botschafter und Lord Curzon gebildet; der Fall der deutschen Mark verursache in gutunterrichteten Kreisen Englands große Besorgnis.
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Dem deutschen Roten Kreuz für das Rheinland sind vom schwedischen Roren Kreuz 1½ Milliarden AA gespendet worden, die für Kinderfpeisung und Ferienerholung unterernährter Kinder verwendet werden sollen.
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Die Belgier haben die Werkzeugmasch nen der Eisenbahnbetriebswerkstätte in Kempen mit Ausnahme des Dampfhammers abgebaut und fortgeschleppt, ebenso die gesamten Werkzeuge.
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In Neuwied wurde gestern morgen die Reichsbanknevenstelle von den Franzosen besetzt, die dort lagernden Geldsummen wurden weggeschleppt.
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Die neuen Steuergesetzentwürfe sind dem Reichstage zugegangen; sie werden im Ausschuß des Reichsrates am nächsten Freitag und im Plenum des Reichsrates am Samstag beraten werden; am Mittwoch der nächsten Woche wird sich dann der Reichstag mit den Entwürsen beschäftigen.
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Nach den übereinstimmenden Aeußerungen der Vertreter der Landwirztschaft kann mit einer guten Brotgetreideernte gerechnet werden; ferner besteht begründete Hoffnung auf baldige Besserung der Kartoffelversorgung: Verhandlungen über eine Erleichterung de: Fettzufuhr aus dem Auslande durch Beschaffung der nötigen Devisen, die zwischen dem Reiche und der Reichsbank geführt werden, stehen vor dem Abschluß.
Reuter meldet aus San Francisko: Die Aerzte des Präsidenten Harding bezeichnen seinen Zustand als ernst, da der rechte Lungenflügel angegriffen ist. Harding kämpft jetzt um sein Leben.
Berlin, 2. August. Beim Empfang der Gewerkschaftsführer leitete der Reichskanzler die Sitzung mit einer Ansprache ein: In dieser ernsten Stunde mit den Führern der Gewerkschaften zusammenzutommen, sei ihm ein Bedürfnis gewesen. Es tomme auf prattische Mittel an, wie der Notlage abgeholfen werden könne. In einem Ueberblick über die politische Lage stellt Reichskanzler Dr. Cuno mit Befriedigung fest, daß trotz aller Schierigkeiten der Geist der Bevölkerung an Rhein und Ruhr und ihr spontaner Abwehrwille ungebrochen sei uird daß uns daraus die Verpflichtung nd die Sorge erwachse, alles zu tun, um über diese schwere Zeit hinwegzukommen. Die Wirtschaft muß soweit in Gang gehalten werden, daß Arbeitslosigkeit in großem Umfang vermieden wird. Es muß gesorgt werden für die Ernährung des Volkes und schließlich auch dafür, daß die steigende Teuerung nicht ein Maß erreicht, das für uns unerträglich ist.
Die Lage ist ernst
und erduldet keinen Aufschub. Wir müssen dafür sorgen, daß dem Volke
ein wertbeständiges Anlagemittel
gegeben wird, das zugleich eine gewisse Funktion als Ersatzzahlungsmittel ausüben lann, damit das Vertrauen in die Mark wieder hergestellt wird. Wir müssen dafür sorgen, daß
die Kosten der Ruhraktion
vollkommen abgedeckt werden
durch Steuererhebung,
die noch im Laufe des nächsten Monats in die Wege geleitet werden muß, um die Einnahmen des Reiches an die Geldentwertung anzupassen, wie es in der veröffentlichten Regierungserklärung zum Ausdruck gekommen ist. Auch in der Devisenpolitik und in der Gewährung von Krediten muß der Wertbeständigkeit Rechnung getragen werden.
1 Das sind Schritte, die sofort unternommen werden. Der Anleiheprospelt wird noch im Laufe der Woche herauskommen und durch Ausgabe kleinster Stücke die Möglichkeit geben, sich der Geldentwertung zu entziehen. Wir werden dem Reichstag Gesetzentwürfe vorlegen, in denen wir energische Schritte gegen den Lurus unternehmen werden, wie z. B. in der
Kraftwngenstener.
Aber es genügt nicht eine scharfe Erörterung der Auswüchse des Lurus, sondern die Initiative der Länder muß energisch und zielbewußt einsetzen. Wir sind auf die Mitarbeit der einzelnen Stände im weitesten Umfange angewiesen. Besonderes Gewicht muß auf
die Ernährung des Volkes besonders in den Städten gelegt werden. Darin liegt zur Zeit eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Das erklärt sich zum Teil daraus, daß wir nicht mit einer
rechtzeitigen Ernte
zu rechnen haben. Die Gewerkschaften wollen überzeugt sein, daß ihre Vorschläge sehr ernsthaft in Betracht gezogen werden, nicht etwa nur hier in dieser Sitzung, sondern bei der Vorbereitung und Durchführung aller geplanten Maßnahmen. Der Kanzler streifte dann kurz
die Presseangriffe
und schilderte ihre Wirkung nach innen und außen. Zum Schluß sprach sich in bemerkenswerten vertraulichen Aeußerungen der Kanzler über den angeblichen Mangel der Regierung an Aktivität aus.
Runmehr trat man in die Beratung der Währungsfragen ein. Zum Schluß führte Reichskang
ler Dr. Cuno aus: Wenn wir unsere ganze Wirtschaft und Finanzlage auf Goldmark einstellten, dann würde sich zeigen, daß
viel Bluff in unserer Wirtschaft ist und daß viele Eristenzen dem Untergange preisgegeben werden. Diese Eristenzen ziehen andere mit sich. Das ist der Grund, warum wir gezögert haben. Wir müssen durch eine wirtschaftliche Krise hindurchgehen, die uns im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit
die größten Aufgaben stellen wird. In einer Zeit, in welcher der ebemalige Kriegsgegner im Lande steht und die Arbeitsmöglichkeit im unbesetzten Deutschland schindet, können wir ohne vorausgebende Lösung der Reparationsfrage
die Umstellung auf Goldmark nicht vornehmen.
bis zur mächsten Ernte decken, dürfen die Städte nicht von Lebensmitteln entblößt werden. Auch unseren Brüdern am Rhein und an der Ruhr müssen wir helfen und ihnen im Abwehrtampf beistehen. Auf dem Felde harrt eine gute Körnerernte der Bergung. Was schon gedroschen ist und zum Versand kommen kann, muß unverzüglich den Städten zugeführt werden. Wer sich in dieser Zeit der Not am Vaterlande versündigt, schädigt die Gesamtheit des deutschen Volkes und auch seinen eigenen Berufsstand. Aufgabe der Reichsregierung wird es sein, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, damit die Erntearbeiten und der Versand ungestört vor sich gehen und Angsttäufe vermieden werden. An alle deutsche Landwirte ergeht der Ruf:„Helft, daß alles, was Ihr erübrigen könnt. unverzüglich abgelieiert wird und in die Hände der Verbraucher gelangt. Die in allernächster Zeit aufzunehmende wertbeständige Anleibe soll Euch in die Lage versetzen, den Erlös so anzulegen, daß er Euch zur Fortführung der Landwirtschaft erhalten bleibt. Helft dem Vaterlande, Ihr helft damit auch am besten der deutschen Lani wirtschaft.
Der Reichsausschuß der deutschen Landwirtschaft. gez. Unterschrift.
Zur Tagl!
57 Milliarden beschlagnahmt.
Neuwied, 2. August. Die von den Franzosen bei der Reichsbanknevenstelle Neuwied beschlagnahmte Summe beträgt etwa 40 Milliarden Mark. Die Besatzungsbehörde hat auch im Rasselstei ner Eisenwerk G. m. b. H. 17 Milliarden A Lohngelder beschlagnahmt. Auf den Protest der Werkleitung, die erklärte, daß es sich um Lohngelder handle, erwiderte die Besatzungsbehörde, daß ihr bekannt sei, daß nur ein Drittel der Arbeiterschaft beschäftigt sei, daß aber die gesamte Belegschaft entlohnt würde.
Wieder freigelassen.
Düsseldorf, 2. August. Der von den Franzosen vor längerer Zeit verhaftete Chefredakteur der Düsseldorfer Nachrichten. Dr. Wilhelm Doerkes=Boppard, ist wieder aus dem Gefangnis entlassen worden.
Das Rhein= und Ruhr-Opfer.
Besteuerung der leistungsfähigen Einkommen.
Ueber die neuen Steuervorlagen, insbesondere das Rhein= und Ruhropfer, werden jetzt halbamtlich nähere Mitteilungen gemacht. Darnach zerfällt das Rhein= und Ruhropfer in zwei Teile. Der erste. Teil sieht für die leistungsfähigen Einkommenserträge, d. h. für diejenigen Einkommensteuerpflichtigen, die den erhöhten Vorauszahlungen unterliegen(Handel, Industrie, Landwirt“<space> s c h a f t<space> u n d<space> G e w e r b e i,<space> e i n e<space> A b g a b e<space> v o r,<space> d i e<space> a u f g e <space> baut ist, auf den erhöhten Vorauszahlungen zur Einkommensteuer für das dritte und vierte Kalendervierteljahr 1923 und für das erste Kalenderviertel 1921.
Darüber hinaus sollen diejenigen Einkommensträger, die nicht den erhöhten Vorauszahlung unterliegen, aber im Jahre 1922 ein Einkommen von mehr als eine Million Mark bezogen haben, im August das 25fache und im Oktober und im Jannar das 50fache ihrer Vorauszahlungen auf die Eintommensteuer für das jeweils maßgebend. Kalendervierteljahr zahlen. Weiter sollen zum Rhein=Ruhropfer auch die Personenkreise beitragen. die sich den besonderen Aufwand eines Kraftwagens, sei es für ihre persönlichen Zwecke, sei es für die Förderung ihres gewerblichen Betriebes. gestatten können. Das Opfer beträgt das 50fache der Kraftfahrzeugsteuer nach dem Stande vom 1. September 1923. Bei Kraftfahrzeugen, die der Lastenbeförderung dienen und daher wesentlich in
gewerbliche Zwecke eingeordnet sind, soll ein Opfer in Höhe vom fünffachen der Steuer gefordert werden.
TU. Berlin, 2. August. Im Anschluß an die heutigen Besprechungen beim Reichskanzler erläßt der Rechtsausschuß der deutschen Landwirtschaft folgenden Aufruf:
An die deutsche Laidwirtschaft!
Wir haben heute mit dem Reichskanzler über die Rot der städtischen Bevölkerung und oie Schwierigkeiten beraten, die ihrer Versorgung mit Lebensmitteln erwachsen. Die Not in den Städten ist groß; es fehlt insbsondere an Kartoffeln, aber auch an anderzen Levensmitteln. Die deutsche Landwirtschaft trägt keine Schuld an dieser Not. Infolge der Ruhrbesetzung ist die Einfuhr von Nahrungsmitteln aus Mangel an Devisen so gut wie unmöglich geworden, sodaß die Erzeugung der deutschen Landwirtschaft jetzt mehr als je die Grundlage unserer Volksernährung bildet, aber die Ernte hat sich um 1 Wochen verzögert. Diejenigen Vorräte, die schon zur Verschiebung bereit steyen, konnten wegen des Streit im Transportgewerbe nicht abgefördert werden. Mit der Reichsregierung sind wir einig in der Ueberzeugung, daß es darauf ankommt, die städtische Bevölkerung üver die Schwierigkeiten der nächsten Wochen hinauszuhelsen. Obgleich Vorräte in der deutschen Landwirtschaft nur in dem Umfange
vorhanden sind, die den dringensten Eigenbedarf so einfach ist.
In die Erörterung des neuen RegierungsProgramms zur Aufrechterhaltung des deutschen Rückgrates gegenüber der zunehmenden Markentwertung, das im August im Reichstage verhandelt werden soll, haben sich von vornherein allerlei Gerüchte von einer bevorstehenden Ministertrisis gemischt. Je näher wir dem Wiederbeginn der parlamentarischen Arbeiten kommen, umsomehr ver dichten sich die Andeutungen über die Möglichkeit, daß eine Umbildung des Kabinetts Cuno bevorsteht. Die Meinung geht vielfach dahin, daß die Durchführung des mitgeteilten Programms ohne die Neuvildung des Reichsministeriums nicht wohl
möglich ist.
Die heutige Reichsregierung, die im Herbst 1922 ihr Amt als Nachfolgerin des Dr. Wirth antrat, hat im Reichsrage keine jeste Mehrheit, aber mit Ausnahme des radikalen linken Flügels hatten die Parteien für die Untetstützung Dr. Ennos entgegentommende Ertlärungen abgegoben. Man kann ja fragen, ob nicht jetzt, wo der Dollar den Millionenturs erreicht hat, erst recht der Anlaß
ir Aufrahterhaltung der Unterstützung gegeben ist, so daß sich eine Krisis von selbst erübrigte, aber die Bedeutung des neuen Regierungs=Programms ist doch so groß, daß die Annahme der einzelnen Gesetze ohne eine bestimmte Mehrheit im Reichstage nicht sicher zu erzielen ist. Anderenfalls müßte eine Vereinvarung zwischen Regierung und allen Parteien darüber vorher stattfinden, die bei unseren Fraktionsverhältnissen nicht