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Schperter Hausean und Muna.

Aus dem Reiche der Mode. Heimatdlätter. u Lustiges Allertei. Kinderzeitung. Unser Blatt n Unter­haltungs- u. Romanbeilage.n Spiel, Sport und Curnen. Ledensbild. Kunst u. Wissen. n Gartenratschläge.

Verdunden mit: Schwerter Cageblat und Anzeign Schwerter Delkszeitung

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Delthotener Zehung Apierdecker Zeitung Langscheder Zeitung

Schwerter Deiksblatt Amtliches Kreisblaut für den Kreis börte. belzwichete Zeitung Erstes und ättestes Cagesorgen des Kreiles. Generalanzeiger für den Kreis Hörde.

DieSchwerter Zeitung erscheint

verktäglich.n Hauptgeschäftsstelle, Druck und Verlog: Carl Braus.

Celegr. Adr. Braus, Schwerterudr. Cel.62. Postscheck Dortmund 2852 Verantwortliche Schriftleitung Korl Richter,

Nr. 14

Mittwoch, 17. Januar 1923

56. Jahrgang

Zum Geleit.

Feiger Gedanken Bängliches Schwanken, Weibisches Jagen, Aengstliches Klagen Wendet kein Elend, Macht dich nicht frei.

Allen Gewalten Zum Trutz dich erhalten. Nimmer sich beugen, Kräftig sich zeigen,

Rufet die Arme Der Götter herbei.

Vortmuns und Heterr,

Goethe.

Neueste politische Nachrichten.

Das ganze Industrierevier ist jetzt von Fran­zosen und Belgiern umstellt. Bochum, Reckling­hausen, Witten, Herne, Rauxel, Mengede wurden besetzt. In Dorstfeld trafen Quartiermacher ein, Dortmund wurde besetzt. Der Vormarsch soll dann in Richtung Hamm=Bielefeld weiter gehen.

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Der Reichstag nahm die neuen Besol­dungserhöhungen in allen drei Lesungen debatte­los an.

Der vorläufige Reichswirtschaftsrat beriet

gestern über die Arbeitszeit der Angestellten.

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Die von den Amerikanern verlassene Zone wird wahrscheinlich von französischen

Truppen besetzt werden.

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Der Kriegslastenausschuß überreich­te dem Wiederherstellungsausschuß eine Note in der mitgeteilt wird, daß die deutsche Regierung infolge der Besetzung des Ruhrgebietes sämtliche Wiederherstellungsleistungen für Frank­reich und Belgien eingestellt hat.

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Der französische Ministerrat beschloß, falls keine Kohlen aus dem Ruhrgebiet mehr geliefert wurden, die entsprechenden Mengen bei den Ze­chen zu requieren.

Reuter meldet aus Washington: Amtlich wird bekanntgegeben, daß der Präsident Harding jeglichen Verkauf von Waffen an fremde Länder oder einzelne Personen verboten hat. Diese Mit­teilung wird in Zusammenhang gebracht mit el­nem an das Staatsdepartement gerichteten Er­suchen einer europäischen, nicht an der Wiederher­stellungsfrage beteiligten Macht wegen Ankaufs einer halben Million Gewehre.

Zwischen Mussolini und Duca haben we­gen einer wirtschaftlichen Annäherung zwischen Italien und Rumänien mehrere Besprechungen stattgefunden.

Nach einer Meldung aus Mexiko verfügte der Präsident Obregon die Ausweisung des vatikanischen Nuntius. Monsignore Filippi, weil er an einer Versammlung unter freiem Himmel teilgenommen hatte.

Vermischte Neuigkeiten.

In Moskau wird demnächst im ehemaligen Palais der Fürsten Jussupow ein Kriegshi­storisches Museum eröffnet, das einen Ueberblick über die Entwicklung der russischen Waffenmacht seit Peter dem Großen bis zur

Roten Armee gewähren wird.

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In Weißenbrunn im Frankenwald hat sich ein arbeitsloser Veteran von 1870/71 aus Furcht

vor dem Verhungern erschossen.

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Affning. im oberösterreichischen Innen­viertel hat die 32jährige hysterische Tochter eines Signalwärters ihren 20 Jahre alten Bru­der und sich jeldst erschossen.

Um 9 Uhr 45 Minuten traf eine Kompagnie französischer Insanteristen auf Bahnsteig 3 des Hauptbahnhofes in Dortmund ein. Punkt 1 Uhr langte aus der Richtung Lütgendortmund die Spitze einer größeren französischen Kavallerieab­teilung am Bahnhof Dorstfeld an. Hinter einer Spitze von etwa 20 Reitern fuhr eine Radfahrer­kompagnie und dann folgten große Massen von Kavallerie(Regiment 21). Die Spitze erreichte den Körnerplatz punkt Uhr. Es ging weiter über den Westenhellweg. Da gerade Geschäfts­schluß war, herrschte nur wenig Leben auf der Straße, aber die vorübergehenden Pas­santen bewahrtsen eisige Ruhe. Man hörte kaum einen Laut. Während das Gros des Zuges auf dem Marktplatz lagerte, fuhr der Kommandeur zum Stadthause, gefolgt von Kavallerie. Auf dem Ostenhellweg zwischen Rei­noldi= und Marienkirche nahm eine abgesessene Kavallerieabteilung Aufstellung und an der Ecke der Reinoldi=Insel wurde ein leichtes Maschinen­gewehr in Richtung Brückstraße= aufgestellt. Auf dem Hauptbahnhof waren mittlerweile größere Truppenmassen angekommen. Eine Schwadron Kavallerie, abgesessen, postierte sich vor dem Hauptbahnhof. Ueber den Hauptbahnhof kreuzten in der zwölften Stunde zwei französische Flieger, die später in nordwestlicher Richtung verschwan­den.

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1 Uhr 50 Minuten betrat der Kommandeur, be­gleitet von zwei Dolmetschern in Zivil, das Stadthaus und verlangte den Oberbürgermeister zu sprechen. Der Oberbürgermeister war an­wesend. Vor dem Stadthaus ordnete ein weite­rer französischer General die Absperrungsmaß­nahmen an.

Nachmittags um 5 Uhr fand eine außerordent­liche Stadtverordnetensitzung statt zwecks Entge­gennahme einer Protesterklärung des Stadtver­ordnetenvorstehers gegen die feindliche Besetzung des Ruhrgebietes.

Der Oberbürgermeister Dr. Eichhoff erließ folgenden Aufruf an die Mitbürger:

Das Schicksal der feindlichen Besetzung ereilt auch die Stadt Dortmund. Neue Leiden begin­nen. Schwer wird der Druck der Besetzung auf unserer Einwohnerschaft lasten. Aber wir dür fen uns nicht zu Boden drücken, den Mut nicht sinken lassen!

Zwar widerspricht die Besetzung weite­ren deutschen Landes nach deutscher Auffassung dem Friedensvertrage, der Macht aber müssen wir uuns wehrlos fügen. Vor allem gilt es. der Besatzungstruppe gegenüber unsere Würde zu wahren.

Ich bitte daher die ganze Bevölkerung drin­gend, äußerste Zurückhaltung zu be­boachten. Niemand darf sich zu Kundgebun­gen oder irgend welchen Unbesonnenheiten hinrei­ßen lassen. Jeder Verstoß gegen das Gebot der Selbstbeherrschung schädigt die Allgemeinheit. Meidet beim Einmarsch die Straßen!

Besetzung im Kreis Hörde.

Hörde ist ebenfalls bereits von größeren Truppenmassen besetzt.

Diefranzosische Bialltar in Bochum

TU. Montag abend versammelten sich Trupps junger Leute, die, patriotische Lieder singend, durch die Straßen zogen. Als ein solcher Trupp durch die Königsallee zog, gab die Wache, die vor dem Eisenbahnbetriebsamt steht, auf die Demon­stranten Feuer. Ein Toter und mehrere Verletzte blieben auf dem Platze.

Wie über die Bochumer Bluttat weiter gemel­det wird, schossen die Franzosen zuerst mit Ge­wehren und dann mit Maschinengewehren auf die wehrlose Menge. DerVorwärts schreibt dazu: Es ist gleichgültig, ob es sich um rechts= oder linksstehende Demonstranten handelt, es ist gleich­gültig, ob die Kundgebung klug und die gesunge­nen Lieder gut gewählt waren, es muß vielmehr festgestellt werden: Das französische Militär hat kein Recht, sich im Ruhrgebiet aufzuhalten und Menschen zu erschießen. Das in Bochum vergos­sene Blut kommt auf die Häupter der französi­schen Machthaber. Sie haben wie zum Hohn er­klärt, es handle sich um eine vollkommenfried­liche Aktion". Die Friedlichkeit dieser Aktion ist vor der ganzen Welt durch die rohe Bluttat von Bochum in das rechte Licht gestellt.. Wir richten an die ganze zivilisierte Welt einschließlich jenes Frankreichs, daß einst die Menschenrechte ver­körperte, die Frage, wie lange sie noch ruhig dem zusieht, was jetzt im Ruhrgebiet geschieht.

Wie die Polizeidirektion mitteilt, ist der Ge­tötete ein siebzehnjähriger Arbeiter. Die Frau eines Ingenieurs erhielt einen Bauchschuß, ein anderer 28jähriger junger Mann einen leichteren

einschuß.

Ruhe in Bochum.

TU. Bochum, 17. Jan. Nach dem gestrigen Vorfall ist heute die Stadt vollkommen ruhig. Bürger und Arbeiter gehen ihrer gewohnten Beschäftigung nach. Nach weiteren Mitteilun­gen von französischer Seite ist heute mit der Ver­hängung des Belagerungszustandes über Bochum zu rechnen.

Eine haltlose Verleumdung der Essener Arbeiterzeitung.

Annen trafen gestern zwei Schwadronen Kavallerie ein, für die Fourage verlangt wurde. Man nimmt an, daß die Truppen sich vorerst nur auf dem Durchmarsch befinden und heute weiter­rücken werden. Mit diesem Truppeneinzug wur­de der Kreis Hörde zum erstenmal in Mit­leidenschaft gezogen.

TU. Bochum, 17. Jan. In Ergänzung der Meldung über den Zusammenstoß in Bochum bei dem es einen Toten gab, erfährt die Telegraphen­Union, daß einwandfrei festgestellt worden ist, daß von deutscher Seite nicht geschossen wurde. Auch von den Franzosen selbst wird dies nicht bestrit­ten und zugegeben, daß die Franzosen, beleidigt durch den deutschen Gesang, das Feuer eröffnet haben. Eine gegenteilige Behauptung der Arbei­texzeitung in Essen ist somit frei erfunden und nur geeignet, den Franzosen eine unberechtigte Unterlage für ein Vorgehen gegen die wehrlose deutsche Bevölkerung zu geben.

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Wanne, 17. Jan. Die Stadt Wanne ist nunmehr von 1300 französischen Soldaten und 50 Offizieren besetzt worden. Der für das gesamte Industriegebiet ungemein wichtige Industriehafen von Wanne ist von den Besatzungstruppen be­schlagnahmt worden.

neue Okkubationsgebiet.

Paris, 17. Jan. Nach den Mitteilungen der Pariser Morgenpresse dürfte die Grenze des neuen Okkupationsgebietes folgendermaßen verlaufen: Vom Nordrande von Düsseldorf an Barmen­Elberfeld vorbei über Mettmann und von dort über Lünen an der Lippe. Bei Wesel soll die Nordgrenze des besetzten Gebietes sei. Mit der Okkupation der sogenannten roten Zone will man die ganze deutsche Kohlenpro­duktion treffen, um so in der Lage zu sein, sich so viel Kohlen zu beschaffen, wie es von der

Pariser Regierung für erforderlich gehalten wird. Der Präsident der technischen Kommission Coste hat neue Vollmachten erhalten.

Katastroß ale Folgen der Ruhr­besetzung.

Duisburg, 16. Jan.(TU.) Seit Beginn des Vormarsches in das Ruhrgebiet gebärdet sich auch die französische Verwaltung außerordentlich her­risch. So hat sie es gestern fertiggebracht, durch den örtlichen Delegierten dem Duisburger Ober­bürgermeister mitteilen zu lassen, daß er in Haft genommen were, wenn die von der französischen Besatzung verfügte Widerruung der Schlie­

ßung der Wirtschaftten nicht innerhalb der nächsten halben Stunde durchgeführt werden würde. Die Wirtschaften hatten freiwillig ihre Pforten geschlossen, trotzdem am Tage vorher ei­ne Verfügung der Polizeiverwaltung auf Schlie­ßung von Wirtschaften, Theatern und Kinos am Sonnaben. nachmittag von der französischen Be­satzung wieder unsgehoben worden war. Nur die K nos hatten sich dem Zwange gefügt und spielten am Aberd. Im übrigen wird das Leben in Tuisburg immer trostloser. Die Milchversor­gung, die an sich 75000 Liter umfassen muß, wenn wie in anderen Städten Kinder bis zu sechs Jah­ren mit Milch versorgt werden sollen, hat im Laufe der letzten Woche einen Tiefstand von 14000 Litern erreicht. Von diesen gehen mehr als 3000 Liter für die Kinder und Hunde der Be­satzungsarmee und ihrer Angehörigen ab, so daß rund 10000 Liter statt 75000 Liter für die Duis­burger Bevölkerung übrig bleiben. Zudem sind über die bisherigen 350 Schulräume hinaus auf Grund des Eintreffens neuer Besatzungstruppen weitere Schulräume beschlagnahmt worden, ja. man ist nicht einmal vor der Beschlagnahme der Bureauräume der Mutterberatungsstelle zurück­geschreckt, so daß diese ihren Betrieb schließen mußte.

Die Engländer machen das Geschäft.

Lrndon, 17. Jan. Reuter meldet, die Be­setzung des Ruhrgebiets führe zu andauernd leb­hafterer Jätigkeit der britischen Kohlenzechen. Die Bestellungen von Frank­reich, Amerika und Deutschland seien jetzt so groß geworden, daß die Bergwerksbesitzer sich für die Rückkehr zum Achtstundentag anstelle des gegen­wärtig geltenden Siebenstundentages ausge­sprochen hätten.

London, 17. Jan. Der Observer prophezeit: Unsere feste Ueberzeugung ist, daß Poincare einen Mißerfolg hat und fällt, und daß dann Frankreich im Vereine mit London und Washington ver­nünftigere Wege wandeln wird. Bis dahin frei­lich wird es noch einen bittern und schweren

Kampf geben.

Würdige Haitung der Wesideutschen Arbeiterschaft.

TU. Berlin, 17. Jan. In der hiesigen Sitzung des Reichswirtschaftsrates nahm der Vertreter der technischen Angestellten, das Mitglied des deut­schen Gewerkschaftbundes Breddena, die Erklä­rung an, daß die Arbeiterschaft des neu besetzten Gebietes fest zur Regierung stehen und alle Ab­wehrmaßnahmen tatkräftig unterstützen werden. Mit allen Mitteln, mit allen geistigen und mo­ralischen Kräften, so führte er weiter aus, muß der französischen Gewaltpolitik Widerstand ge­leistet werden. Hunderte von Beispielen aus den letzten Tagen könnte ich Ihnen aus meiner enge­ren Heimat anführen dafür, daß der Widerstand der Geister und der Herzen gegen die Gewaltpo­litik im stärksten Maße vorhanden ist. So darf ich die Hoffnung aussprechen, daß die Prüfungszeit, in die wir hinein gezogen werden, alle in Wir­ken wird im Sinne echter Vaterlandsliebe, im Sinne der Stärkung des Zusammengehörigkeits­gefühls aller Volksgenossen.

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