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gelmäßige Beilagen:
Schwerter Hausfrau und
Aus dem Reiche der Mode. Heimatdlätter. n Lustiges Allertel. Kinderzeitung: Unser Blatt. n Unterdaltungs-u. Romandeilage.# Sp##
Sport und Curnen. u Ledenssur.
Kunst u. Wissen. n Gartenratschläge.
Oerdunden mit: Cageblatt und Anzeiger Schwerter Volbszeitung Schwerter Velksbiatt
Eribes und
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Amtliches wreisblatt für den kreis Bbide. bolzwicheter Zeitung
für den Kreis
Druck und Verlag: Car Braus.
Celegr. Adr.: Braus, Schwerteruhr. Cei.62. Postscheck: Dortmund 2852 Verantwortliche Schriftleitung: Karl Richterz
ie Schmerte.
Nr. 264
Donnerstag, 9. November 1922
55. Jahrgang
Zum
Ihr seid zu jeder Zerstörung bereit, Reißt nieder, daß Neues entstehe.
Ihr seid damit wohl auf der Höhe der Zeit, Doch ist drum die Zeit auf der Höhe?
Grillparzer.
Vebralungsvoue Begraßungsansprachen in uldbrau.
Neueste politische Nachrichten.
Die Antwort des Wiederherstellungsausschusses an die Reichsregierung bedeutet entgegen der gestern verbreiteten Meldungen keinen Abbruch der Verhandlungen.
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Das Reichskabinett in Berlin hat sich über die neuen Vorschläge auf die Antwort des Wiederbestellungsausschusses geeinigt.
Der auswärtige Ausschuß des Reichstages ist auf Freitag vormittag einberufen.
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Das englische Pfund ereichte bei Schluß der gestrigen Pariser Börse den bisherigen Höchstkurs von 6950. Der nächsthöhere Kurs wurde am 1. April 1920 mit 6745 notiert.
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Der preußische Landtag nahm seine Arbeiten in den Ausschüssen wieder auf, während das Plenum erst am 21. Nov. wieder zusammentritt.
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Der deutsche Botschafter Graf Brockdorff=Rantzau überreichte am 6. Nov. bei einem feierlichen Antrittsbesuch das Beglaubigungsschreiben dem Präsidenten der Sowjetrepublik in Moskau.
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Poincaree wird heute in der Kammer über die Fragen der auswärtigen Politik sprechen.
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Gestern begannen in Paris die belgisch
französischen Wirtschaftsverhandlungen.
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In Dublin wurde das Postamt von Aufständischen in Brand gesteckt.
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In England macht sich eine starke Unzufriedenheit mit der schwachen Orientpolitik der Regierung bemerkbar.
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Täglich wird für etwa 12 Milliarden Papiergeld in Verkehr gebracht.
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Der Schiedsspruch im Buchdruck= und Zeitungsgewerbe wurde vom Reichsarheitsminister für verbindlich erklärt.
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Wennwie es scheint, Bruck auf den Mini sterpräsidentenposten in Sachsen verzichtet, soll Lipinski von den Unabhängigen sein Nachfolger werden.
Bei einer Grubenexplosion in Pennsylavnien wurden 140 Bergleute in einen Gang eingeschlossen; es besteht wenig Hoffnung, sie zu retten.
vermischte Kunde.
In Breslau haben fünf Personen ihrem Leben gewaltsam ein Ende gemacht, daruntet ein 70jähriges Ehepaar durch Gasvergiftung, ein 59 Jahre alter Stabsarzt a. D. durch MorphiumDämpfe und die anderen durch Veronal oder auf den Schienen. Die Ursache ist in der furchtbaren Wirtschaftslage zu suchen.
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Im Jahre 1917 hat Deutschland für 37 Tage, Oesterreich für 57 Tage seine Volksernährung ausschließlich aus rumänischem Getreide gedeckt.
Graf BrockdorffRantzau
Zur Unterredungdes Botschafters mit Tschitscherin.
Der deutsche Botschafter in Moskau Graf Brockdorff=Rantzau hat am 6. November in einem feierlichen Antrittsbesuch sein Beglaubigungsschreiben dem Präsidenten des Zentralexekutivkomitees Kalinin überreicht. Bei dieser Gelegenheit hielt der Botschafter folgende Ansprache:
Herr Präsident! Im Namen und Auftrage des Reichspräsidenten habe ich die Ehre, Ihnen das Schreiben des Herrn Reichspräsidenten zu überreichen, durch das ich als Botschafter des Deutschen Reiches bei der Russischen Sozialistischen Förderativen Sowjetrepublik beglaubigt werde.
Daß ich mir der Schwere und Bedeutung meiner Aufgabe bewußt bin, brauche ich nicht zu betonen. Auf das Vertrauen meiner Regierung habe ich ein Recht, für das Vertrauen der russischen Regierung, um das ich bitte, werde ich aufrichtig dankbar sein und bin entschlossen, was an mir liegt, es zu rechtfertigen. Mit meinem Können und meiner Person werde ich mich dafür einsetzen, zu beweisen, daß der Vertrag von Rapollo eine neue Aera eingeleitet hat für das deutsche und das russische Volk und damit nicht nur für Europa sondern für die gesamte Welt.
Der Vertrag von Rapollo hat einen Strich gemacht unter die Vergangenheit, aber nur soweit sie traurig war. Es hat eine Zeit gegeben, in der das deutsche und das russische Volk sich verstanden haben, zum Schaden beider Völker haben sich ihre Wege getrennt, aber in der schweren Prüfung, die das Schicksal uns auferlegt hat, haben wir uns wiedergefunden zu gemeinsamer Ars beit. Ehrliche Mitarbeit begrüßen wir freudig,
von welcher Seite sie kommen mag. Mitleid und Bevormundung lehnen wir ab.
In dem unerschütterlichen Glauben an die Zukunft des deutschen und des russischen Volkes, ohne die auch die Welt nicht gesunden kann. gehen wir an diese friedliche Arbeit, die uns niemand stören soll.
Dieses Ziel vor Augen bitte ich, Herr Präsident, um Ihre und der russischen Regierung Unterstützung.
Die Antwort des Präsidenten Kalinin lautet:
Herr Botschafter, ich habe die Ehre, von Ihnen das Schreiben des Herrn Präsidenten des Deutschen Reiches zu empfangen, durch das Sie als Botschafter Deutschlands bei der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik beglaubigt werden, und begrüße Sie als den Botschafter der mit uns befreundeten deutschen Republik.
Mit großer Genugtuung weise ich auf diesen Augenblick hin, in dem die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern in vollem Maße und endgültig wiederhergestellt werden, und höre gern, Herr Botschafter, daß Sie bereit sind, Ihre Tätigkeit im Geiste des RapolloVertrages zu übernehmen. Durch den Abschluß des Rapollo Vertrages, der dem Geiste und der Forderung der Zeit und den Interessen der beiden Staaten entspricht, geben das deutsche, wie das russische Volk der gesamten Welt ein Zeugnis uneigennützigen Vertrauens. Nur ein solches Vertrauen vermag die Basis für wahrhaft freundschaftliche Beziehungen zu bieten und der ganzen Welt den einzig gerechten Ausweg aus den Schwierigkeiten und dem Chaos zu weisen, die sich aus dem furchtbaren und sinnlosen Krieg ergeben haben. Der Weg freundschaftlicher Beziehungen und wirtschaftlicher Annäherung, den das deutsche und das russische Volk betreten haben, ist fest vorgezeichnet; dieser Weg bleibt unverändert bestehen, unbeschadet aller äußeren Einwirkungen und Zufälligkeiten und unbeschadet der Beziehungen, die von beiden Völkern mit anderen Staaten sich entwickeln können.
Ich glaube fest, daß dieser Weg gemeinsamer friedlicher und schaffender Arbeit und Tätigkeit zum wahren Wohle beider Völker führen wird. Ich gebe mich der festen Hoffnung bin, daß alle Organe und Vertreter beider Regierungen loval zusammenarbeiten werden im Geiste des RapolloVertrages.
K
Vertrag herangezogen worden ist, haben wir Fortschritte gemacht. Was von deutscher Seite vor dem Jahre 1914 geschehen ist, das ist in den wilhelminischen Aufzeichnungen so überzeugend dargestellt worden, daß jeder Leser erkennen muß, hier ist die Wahrheit.
Das vierte Jahr der Republik.
Am 9. November ist das vierte Lebensjahr der deutschen Republik abgeschlossen. Ueber ihren ersten Geburtstag hat der Kaiser, was bei diesem Rückblick nochmals konstatiert sein mag, in seinen Erinnerungen ausdrücklich festgestellt, daß der letzte Reichstanzler Prinz Mar von Baden, die Abdankung Wilhelms II. und den Thronyerzicht des Kronprinzen eigenmächtig bekanntgege ben hat. um die„Dynastie zu retten"; er übertrug daraus dem Abg. Ebert, dem heutigen Reichspräsidenten, das Kanzleramt, aber es war zu spät. Am 9. November 1918, mittags 2 Uhr, proklamierte der Abg. Scheidemann vor dem Reichstagsgebäude in Berlin die Republik. Der letzte Kaiser hatte an seinem im Hauptquartier gefaßten Entschluß festgehalten, den Bürgerkrieg zu verhüten.
Diese vier Jahre sind nach den Worten des französischen Kriegsdiktators Clemenceau eine Fortsetzung des Weltkrieges mit anderen Mitteln gewesen. Wie Europa weiß, nicht durch Deutschlands Schuld. Frankreich war es, das zuerst die Feststellung der deutschen Kriegsschuld bis zum Mai 1921(Konferenz von London) verzögerte, wo der Betrag in der unerschwinglihen Höhe von 132 Goldmilliarden vereinbart wurde. Die deutsche Reichsregierung des Kanzlers Wirth hat trotzdem die Erfüllung versucht, aber die Entente hat, da Lloyd George immer wieder umfiel, nicht einmal soviel Rücksicht auf uns genommen,
daß sie uns Oberschlesien ließ. Auch die in diesem Jahre abgehaltenen Konferenzen von Cannes und von Genua haben aus der Erfüllung keine Möglichkeit gemacht. Die August=Konferenz in Paris brachte ein kurzes Moratorium für die Zahlungen an Belgien. Die Hauptfrage, die große Stundung der zu ermäßigenden Reparationslasten, die Auslandsanleihe, Balanzierung des Etats und Stabilisterung der Mark, zu deren Erörterung die Reparationskommission jetzt in Berlin verweilt, harrt noch der Lösung. Wir stehen unverändert unter der Fuchtel des Vertrages von Versailles.
Niemand wird den Verlauf dieses vierten Jahres der deutschen Republik erfreulich finden. Die antideutsche Pölitik in Paris und dazu eine wilde internationale Spekulation haben den Dollar auf einen vernunftwidrigen Stand gebracht und eine bodenlose Teuerung herbeigeführt, die schon unsere heimische Produktion und ihren Absatz nach dem Auslande zu beeinflussen beginnt und die ersten Zeichen von Arbeitslosigkeit vor unseren Blicken aufsteigen läßt.
Die Befürchtungen, die sich an den verabscheuungswürdigen Rathenaumord knüpften, und den Erlaß des Gesetzes zum Schutz der Republik herbeiführten, haben sich erfreulicherweise als grundlos herausgestellt. Auch im Arbeitsleben ist eine wesentliche Beruhigung eingetreten.— Auch in der großen Ehrenfrage deutscher Nation. in der Schuldfrage am Weltkriege, die von der Entente gewaltsam für die Grundlage zum Versailler
die Markfestigung.
Der Goldbestand der Reichsbauk.— Zahlungsaufschub
Berlin, 8. Nov. Die internationtlen Finanzsachverständigen haben ihr Gutachten erstattet und es der Reichsregierung mitgeteilt. Das erste, von Brandt(England), Cassel(Schweden), Jenks (Amerika) und Keynes(England) unterzeichnete Gutachten enthält folgende Ausführungen:
Die Gutachter sind vollkommen überzeugt von der dringenden Notwendigkeit, die Mark unverzüglich zu festigen.
Unter der Voraussetzung gewisser Zugeständnisse seitens der Gläubiger ist eine Festigung " möglich.
In erster Linie muß sie aber von Deutschland selbst ausgehen. Es ist hoffnungslos, augenblicklich eine Festigung von fremder Hilfe zu erwarten, da Deutschland als wichtigste Voraussetzung eine eigene aufbauende Politik haben muß. Auf die Frage, ob eine Festigung unter den gegenwärtigen Umständen möglich ist, wird mit nein geantwortet.
1. aus inneren Gründen, vornehmlich wegen der Finanzpolitik des Deutschen Reiches im Kriege und in der Nachkriegszeit.
2. aus äußeren Gründen, insbesondere wegen der Lasten aus dem Versailler Vertrage.
Solange nicht Deutschland für einige Zeit von allen Lasten aus dem Versailler Vertrage entlastet wird, würde jeder Versuch zur Festigung der Mark scheitern und zur nutzlosen Vergeudung der letzten Reserven Deutschlands führen. Die Länge des Zeitraumes für die Einstellung der Zahlung wird von der Möglichkeit abhängen, im Deutschen Haushalt einen Ueberschuß zu erzielen. Die Zahlungen können erst wieder ausgenommen werden. wenn sie aus einem wirklichen Ueberschuß stammen, nicht aus einer Inflation. Die Gutachter glauben, daß der Zeitraum gegenwärtig auf mindestens 2 Jahre festgesetzt werden müßte.
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Berlin, 9. Nov. Laut Lokalanzeiger ging auch das 2. Gutachten der ausländischen Finanzsachverständigen bei der Reichsregierung ein.
Heute voraussichtlich letzte Sitzung.
TU. Berlin, 9. Nov. Die Reparationskommission wird sich heute vormittag 10 Uhr zu einer besonderen Sitzung zusammenfinden. Wahrstheinlich wird dann noch im Laufe des heutigen Tages eine Zusammenkunft zwischen den Mitgliedern der Reparttionskommission und den deutschen Regierungsvertretern stattfinden, die aber lediglich einen formellen Abschluß der Verhandlungen und der Verabschiedung der Delegierten beim Reichskanzler dienen dürfte.
Der Dollar über 9000!
Sturz der Mark und des Frank.
Der Dollar notiert täglich seine 1000 Punkte höher, das ist seitdem die Reparationskommission uns mit ihrem Besuch beehrt hat, schon das Uebliche geworden. Montag abend wurde im Freiverkehr ein Kurs von 7000 genannt. Die New Yorker Parität wurde dann spät abends mit 7272 gemeldet. An der gestrigen Börse hat der Dollar seine Aufwärtsbewegung auf über 8000 fortgesetzt. Nach Festsetzung des Kurses ist der Dollar sogar bis auf 8600 gestiegen und um 4½ Uhr sprach man von Auszahlung in Newyork mit ca. 9000! Dabei ist es aber nicht die böse Spekulation, die den Dollar hinaussetzt, denn das Geschäft am Devisenmarkt kann nicht geringer sein. Die Nachfrage nach Devisen ist sehr gering, aber das Angebot ist noch viel geringer, so daß selbst die sehr kleine Nachfrage noch nicht einmal voll befriedigt werden konnte,