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* Iserlohn, 4. April.

Tages-Daten

Sonnenaufgang:.58 Uhr, Sonnenuntergang: 19,09 Uhr. Mondaufgang: 4,44 Uhr, Monduntergang: 16.55 Uhr.

4. April: 1785(oder 1788): Die Dichterin Elisabeth (Bettina") von Arnim, geb. Brentano, in Frankfurt a. M. geb.(gest. 1859). 1823: Der Ingenteur Karl

Werner von Siemens in Lenthe geb.(gest. 1883). 1826: Der Verleger und Philantrop Hermann Julius Meper in Gotha geb.(gest. 1909). 1926: Der Großindustrielle August Thyssen auf Schloß Landsberg bei Mülheim gest. (geb. 1840). 1932: Der Chemiker Wilhelm Ostwald in Großbothen bei Leipzig gest.(geb. 1853). 1933: Walter Darré wird Vorsitzender der Bauern=Reichsführergemein­schaft.

Sonnenaufgang: 5,56 Uhr Sonnenuntergang: 19,11 Uhr. Mondaufgang: 18,02 Uhr, Monduntergang: 4,58 Uhr.

5. April: 1632(bis 15.): Sieg Gustav Adolfs über Tilly bei Rain am Lech. 1723: Der deutsch-österrei­chische Baumeister Johann Vernhard Fischer von Erlach in Wien gest.(geb. 1656). 1804: Der Votaniker Mat­thias Jakob Schleiden in Hamburg geb.(gest. 1881). 1846: Der Schriftsteller Michael Georg Conrad in Gnod­stadt in Franken geb.(gest. 1927). 1932: Der österrei­chische Staatsmann Graf Ottokar Czernin in Wien gest. (geb. 1872).

Der Frühling lacht zum Wochenend

Die Cumuli am Himmel droben Die Wanderfrohen wenig loben;

Dieweil sie sind von solchen Dingen,

Die ziemlich sicher Regen bringen.

Sie kamen gestern angezogen In tiefer Front am Himmelsbogen And brachten Dunst und Wolkenkleid,

Jedoch nur für recht kurze Zeit.

Denn jetzo scheint der Kampf entschieden: And Sieger ist darin geblieben Die Warmluft, die von Süden her Einströmte über's weite Meer.

Auch Wind und Luftdruck heute zeigen,

Daß sich das Wetter jetzt wird neigen Erneut dem Frühlingslachen zu.

Drum, lieber Leser, lach' auch du!

Aprilwetter

Ich weiß nicht, warum die Leute immer sagen, der April wäre ein unzuverlässiger Monat, er sei kaunisch, wetterwendisch und was weiß ich. Es gibt doch wirklich keinen verläßlicheren Monat als diesen. Ist zum Bei­spiel nicht auch in diesem Jahre das traditionelle April­wetter mit geradezu tödlicher Sicherheit eingetroffen? Wer spricht da von Anzuverlässigkeit? Nein, ich muß eine Lanze für den April brechen.

Was wäre zum Beispiel gewesen, wenn jetzt die ersten Apriltage eine Reihe strahlender Sonnentage gewesen wären. Niemand hätte sich mehr ausgekannt. Wir hät­ten geglaubt, daß schon Mai ist, daß wir uns im Kalen­der verschaut haben wir wären alle kopfschen geworden. So aber hat gleich von Anfang an die Sonne gelächelt und zwei Stunden später ist der Regen vom Himmel ge­plätschert, und es war zuerst frühlingshaft warm und dann fuhren wieder kalte Winde dazwischen. Durchaus zeit­gemäß durchaus dem Monat April entsprechend!

Außerdem weiß der April was er der Wirtschaft schul­dig ist. Wer würde zum Beispiel Regenmäntel kaufen und Schirme, wenn nicht gerade jetzt lieb­liche Wolkenbrüche vom Himmel kämen? Man würde, nachdem der Wintermantel in Dension gegangen ist und sich, von Mottenpulver bestäubt, im Kleiderschrank aus­ruht, sofort zu lichten Sommersachen übergeben. And die Regenschirm= und Gummimäntel=Industrie guckten in den Mond. Beide müßten deshalb eigentlich den April boch­leben lassen, der ihre Geschäfte energisch ankurbelt.

Aebrigens weiß ich nicht, warum die Menschen immer so entrüstet sind über jedes Regenwetter. Regenwetter

Dem=Hane werr zur Ehre??

Das Richtsest des neuen Sparbassengebändes am Schillerplatz

() Iserlohn, 4. April.

Eifrig ist in den letzten Togen gebaut und gezimmert worden, um das neue Sparkassengebäude am Schillerplatz zum Richtfest fertigzustellen. Leuchtend wehte dann am gestrigen Freitag das Banner des Dritten Reiches vom hohen First und kündete von der festlichen Stunde der Richtfeier die um 6 Uhr auf dem freien Platz vor dem Bau stattfand. Man hatte mit Tannengrün ein Podium hergerichtet, von dem aus nach dem Richtspruch der Ober­bürgermeister Dr. Damrau und Kreiswalter der DAFf. Kirsch sprachen.

Ein Musikstück leitete die kleine Feier ein, der neben den Ehrengästen die gesamte am Bau tätige Arbeiterschaft beiwohnte. Dann sprach der Polier aus einem grün­geschmückten Fenster des Turmvorbaues

den humorgewürzten Richtspruch.

Nach einleitenden Worten über die Ehre, als Sprecher für alle reden zu dürfen, fuhr der Dolier dann unter an­derem fort: Gleich grüßt der Richtbaum vom Giebel herab, er lädt uns zu Feier und Schmaus. Nach altem zünftigen Brauch der Zimmermann weihet das Haus. Der Künstler, die den Plan gemacht, der Meister, die ihn ausgeführt, mit Dank sei hier an sie gedacht.

Nachdem er dann aller Handwerker und Arbeits. männer egdacht hatte, die am Bau geholfen haben, ging der Spruch wie folgt weiter: Nun ist das große Werk erstanden, erhaben überm Marktgewühl. Die Ein­tracht setzt in deutschen Landen ein Denkmal lauterstem Gefühl. Seht, wie der Richtbaum schwebt nach oben, erhebt die Herzen Gott zum Preis, der gütiges Geschick gewoben, der uns mit Segen krönt den Fleiß. Drum soll ihm denn auch von uns allen ein froher, lauter Dank erschallen.

Darauf zog eine Motorwinde die festlich mit bunten Bändern geschmückte Richtkrone empor bis zum höchsten Dunkt des Turmes. Die Musik spielteGroßer Gott, wir loben dich". Nachdem das Lied verklungen war, ertönte von derselben Stelle, von der der Polier seinen Spruch getan hatte, ein Sprechchor, der mit folgendem Vers schloß:

Den Künstlern zum Ruhm, dem Handwerk zur Ehre, Dem Handel zum Heil, dem Sparer zur Wehre,

So möge gefestigt in Balken und Mauern Das stolze Gebäude die Zeit überdauern!

Segen, Allmächtiger, spende dem Hause,

Glück und Gedeihen der schirmenden Stadt:

Ehre der Heimat und Ehre der Klause, Wo noch die Kunst eine Heimstätte hat!

Der Oberbürgermeister

nahm sodann das Wort zu einer Richtfestrede. Er ver­band seinen Dank an alle, die diesen Bau hätten schaffen

helfen mit dem Wunsch, daß rechtes Leben in Kürze die Räume füllen möge. Es seien viele Schwierigkeiten jeder Art zu überwinden gewesen, bis endlich der Bau erstanden sei. Gerade von diesem Gebäude könne man mit besonde­rem Recht sagen: Daß es gebaut wurde, verdanken wir dem Führer! Er freue sich, so schloß Oberbürgermeister Dr. Damrau daß Fserlohn nunmehr ein würdiges und stolzes Sparkassengebäude habe, das als ein Monument der Gemeinschaft jeden ermahnen solle, durch Fleiß und Mäßigkeit zu sparen, zu seinem und der Gemeinschaft Wohl. Nach ihm sprach Kreiswalter Kirsch. Er richtete insbesondere seine Worte an seine Arbeitskameraden. Der deutsche Arbeiter, so betonte Kreiswalter Kirsch, habe den Stolz auf sein Deutschtum und den Stolz auf seine Arbeit wieder; dies danke er dem Führer als dessen treuester Anhänger. Dem Führer und dem deutschen Vaterland galten das Sieg=Heil und die Hymnen, die abschließend erklangen.

Ein kurzer Rundgang

durch die unteren Räume der Sparkasse verrieten schon, daß man mit äußerster Sparsamkeit gebaut hat. Das

Sitzungszimmer will fast ein wenig zu klein erscheinen. Auch hat man den Kassenraum eher zu sparsam als zu großzügig in seiner Große kalkuliert. Jedoch hofft man, daß alle Räumlichkeiten den Ansprüchen, die man stellt, genügen werden. Helle, große Fenster werden den Räu­men das rechte Licht geben; das Glasprismendach des Kassenraumes verspricht dazu gani besonders beizutragen. Wir werden über den Bau bei seiner Fertigstellung noch endgültig schreiben. Man darf gespannt sein, wie alle die Dinge, die geplant sind, nach der Ausführung wirken werden.

Wir denken da besonders an den künstlerischen Teil der Ausgestaltung.

Wie wir hören, hat man leider den Plan fallen lassen, die inneren Räume ausmalen zu lassen. Lediglich ein Bild des Ehrenbürgers, Herrn Rahlenbeck, wird man an­fertigen lassen.

Zweifellos würde es für den talentierten künstlerischen Nachwuchs des Iserlohner Kusturkreises ein besonders lohnendes Arbeitsfeld gewesen sein, in gemeinschaftlichem Wettbewerb den einzelnen Räumen eine besondere künst­lerische Note zu geben. Hoffentlich ergibt sich bei der Ausgestaltung anderer Gebäude später einmal die Mög­lichkeit, solche sehr begrüßenswerten Pläne zu verwirk­lichen.

Wie wir hören, ist die Form eines Wettbewerbes ge­wählt worden, um eine geeignete künstlerische Plastik zu erwerben und einem heimischen Künstler in Auftrag zu geben, die den Turmabschluß darstellen soll. Wir werden auf diese Dinge noch gelegentlich zurückkommen.

Nach Beendigung des Rundaanges zog man gemein­sam zur Alexanderhöhe, wo im Rittersaal bei fröhlichem Richtschmaus das Fest in froher Gemeinschaft ausklang.

Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung

Nr. 81. Samstag, 4. April 1936.

ist etwas Wunderbares. Erstens ist es gesundheitlich sehr zuträglich, besonders für Menschen, die an irgendwelchen Halsbeschwerden leiden. Nichts Besseres als ein längerer Marsch, möglichst allein. durch feuchte Regenluft! Außer­dem ist Regen und ganz besonders Frühlingsregen das beste Schönheitsmittel aller Zeiten.

Man soll die Segnungen des April ausnutzen. Als heilkräftig gilt zum Beispiel auch das Österwasser. Das ist allerdings nicht Regen, sondern Tau. Frühtau. Man muß zu Ostern besonders für Frauen zu empfehlen in aller Frühe auf die Wiese gehen und sich mit dem Tau der Gräser waschen, am besten auch ein bißchen davon trinken. Das macht innerlich und äußerlich gesund.

*

* Iserlohns älteste Einwohnerin 1. Nun hat uns Frau Witwe Wilhelmine Brinkmann verlassen, Iserlohns älteste Einwohnerin. Sie starb gestern morgen im Alter von 97 Jahren. Frau Brinkmann war bis in die letzte Zeit hinein noch staunenswert frisch und rege. Noch an­läßlich ihres 97. Geburtstages berichteten wir darüber. Unser Wunsch, daß sie das hundertste Lebensjahr erreichen möge, hat sich nun doch nicht erfüllt. Gerade als es nun wieder Frühling werden wollte, hat sic der Herrgott ab­berufen. Möge ihr die Heimaterde leicht sein!

Aus alten Kreisanzeiger=Bänden:

Kurzwell aus Zalllor kul Auzeigenten?

VonAecht englischer Antversal Glanz=Wichse. bis zumOrtentaltschen Räucherbalsam

(=) Iserlohn, 4. April.

In einem Schaufenster des Wichelhovenhauses haben wir die Entwicklung der Anzeige an einigen markanten Beispielen aus altenKreisanzeiger". Bänden dargestellt. Für unsere Leser dürfte es nun von besonderem Interesse sein, nähere Einzelheiten über die Anfänge des Anzeigenwesens kennenzulernen. Wir wollen uns deshalb einen alten Band aus un­serem Archiv herausgreisen und die Anzeigen, die vor über hundert Jahren in Iserlohn erschienen, verfolgen.

Hundert Jahre alte Anzeigen? Für die sollen wir jetzt noch Interesse haben? Ist das nicht recht langweilig? Nun, wir werden bald merken, daß es sogar recht kurz­weilig und humorvoll ist, die ersten Anzeigen zu lesen und zu sehen, was man damals für wert hielt. in der Oeffentlichkeit zu verbreiten.

Aus dem Jahresband 1808, den wir in unserem Fenster ausgestellt haben, sehen wir, daß damals der Inhalt der Blätter nur auf Unterhaltung eingestellt war. In den folgenden Jahren zeigen sich bald die ersten Formen der Anzeige, die sich aus dem allgemeinen Text jedoch durch nichts herausheben. Sie sind einzig und allein durch eine dünne schwarze Linie abgegrenzt, irgendeine andere Satz= größe wurde noch auf Jahre hinaus nicht verwendet.

Welchen Inhalt haben nun die ersten Anzeigen?

Sic wurden durchweg meist von Privatpersonen auf­gcacben: Geschäftsanzeigen in der heutigen Form waren

noch sehr selten. Händler, die mit irgendwelchen Artikeln Iserlohn passierten, gaben die ersten Geschäftsanzeigen auf, so z. V. Optiker, die mit allerlei Gläsern usw. kamen und für einige Tage in einem Iserlohner Gasthof abstiegen. Sie machten die Iserlohner Kundschaft auf ihren Auf­enthalt aufmerksam und empfahlen ihre Artikel. Eine von diesen Anzeigen wollen wir kennenlernen, da sie einen interessanten Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse gibt:

L. Kriegsmann,

Optikus bei Anspach in Bayern, empfiehlt sich mit einer Auswahl selbst versertigter optischen Instrumente und Augen=Gläser, Brillen, welche den Augen, je nachdem sie beschaffen, am angemessendsten sind, wird sogleich nach den Regeln von mir bestimmt. Ferner finden sich in meinem Verlage: verschiedene aeromatische Fernröhre, Microscopa compositum, Camera Obscura, Camera clara, kurze und lange Perspective, Brenn=, Hohl= und Landschaftsspiegel, Conis und Prismata, Laterna magien, Loupen für Apo­theker und Votan., Lorgnetten für Herren und Damen.

Mein Logis ist bei Herrn Dümpelmann und mein Aufenthalt dahier noch 6 Tage.

Die Aufstellung entspricht zwar nicht den heutigen Vor­stellungen von einer wirksamen Werbung, aber damals diente sie sicher dazu. Achtung vor dem Amfang des Geschäfts einzuflößen. Immerhin ist der Inhalt dieser An­zeige noch sehr einfach gehalten. Wie man sich jedoch viel­

* Iserlohner Aufgebole der Woche. Elektromonteur Johannes Zimmermann, Husen(Kreis Büren) mit Maria Schulte, Iserlohn. Schloßmacher Herbert Ebbinghaus, Iserlohn mit Einlegerin Emma Rüschenschmidt, Hohenlim­burg. Behördenangestellter Erwin Westerhoff, Iser­lohn mit Herta Vogt, Garenfeld. Feldwebel 7. Komp. .=R 60 Willy Steinke, Iserlohn mit Friseuse Charlotte Hirnschal, Hagen Gürtler Herbert Kaminski, Iserlohn mit Packerin Elfriede Wessel, Menden. Reisender Friedrich Kuhlmann mit Elfriede Grosche, beide Iserlohn.

Kaufmann Vernhard Mund, Hagen mit Kontoristin Hermine Ströwer, Iserlohn. Kaufmann Gustav Meese mit Hermine Sünning, geb. Blechmann, beide Iserlohn.

Schlosser Herbert Kettmann mit Lina Runkel, geb. Kemna, beide Iserlohn. Kaufmann Franz Gödde mit Martha Jonas, beide Iserlobn. Wirt Robert Langer­bein, Iserlohn mit Köchin Maria Vester, Holzwickede. Walzer Friedrich Kuhnen, Nachrodt mit Emma Schurr, geb. Erdmann. Iserlohn.

* Von den Städtischen Verufsschulen. Am Mittwoch, dem 15. April d., wird die Aufnahme der Ostern schul­pflichtig werdenden Jugendlichen durchgeführt. Die Ju­gendlichen unter 18 Jahren haben sich zur Anmeldung im Gebäude der Berufsschule, Karnacksweg 18, einzufinden. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß jeder, der einen

fach in den schwülstigsten Redensarten und den für unsere heutigen Begriffe umständlichsten Formen aus. drückte, mag folgendes Beispiel zeigen:

Ich habe die Ehre hiermit ergebenst anzuzeigen, daß ich noch einige Stunden frei habe, und wünsche, sie durch erwachsene junge Leute zu besetzen, die sich meistens im französisch sprechen üben wollen. Louis Fischer,

Lehrer der französischen Sprache.

Man muß hier über eine höchst unwesentliche Ein­leitung hinweglesen, ehe man erfährt, daß es sich um fran­zösischen Sprachunterricht handelt. Sehr höflich drückt sich natürlich auch ein Tanzlehrer aus, der seinen Unter­richt empfiehlt.

Anterzeichneter ist so frei gehorsamst anzuzeigen, daß er hier Unterricht im Tanzen ertheilen wird; denjenigen, welche ihm ihr gütiges Zutrauen schenken wollen, verspricht er einen gefälligen Anstand, eine schöne Haltung und die vorzüglichste Fertigkeit im Tanzen... Sicherlich hat es damals in Iserlohn nur allerbeste Tänzer gegeben, die sich dievorzüglichste Fertigkeit angeeignet hatten Originell ist auch eine Art Bergnügungsanzeige, die da­mals ihre Wirkung sicher nicht versehlt haben wird:

Pfingstmontag geht's in Hohensiegburg lustig zu, es werden daher alle Lustige hiemit invitirt, wenn sie sich lustig machen wollen, dahin zu kommen und wenn möglich, lustige Damen mitzubringen.

Ein Bruder Lustig von Hagen.

Das ist auf jeden Fall eine sehrlustige Angelegenheit. und es bereitet heute noch Spaß zu lesen, wie man damals versuchte Stimmung zu machen. Nochlustiger" aber wird es uns heute zumute, wenn wir damals ernst ge­meinte Geschäftsinserate lesen. So scheint z. B. die Einführng von schwarzer Schuhwichse aus England ein ganz besonderes Ereignis in Iserlohn gewesen zu sein, denn sie ist einer der ersten Artikel, der in größe­ren Anzeigen immer wieder angepriesen wird. Doch lesen wir zunächst eine Anzeige, die am 29. 1. 1825 erschien:

Reichsnährstand= Ausstellung in Frank­furt a. M.

Dies Plakat wirbt für die Ausstellung des Reichs­nährstandes, die vom 17. bis 24. Mai 1936 in Frankfurt a. M. stattfindet.(Presse=Bild=Zentrale,.)

Schulpflichtigen beschäftigt, verpflichtet ist, diesen pünkt­lich zum Besuch der Berufsschule anzumelden. Vor allen Dingen werden die Hausfrauen darauf aufmerksam ge­macht, daß Hausgehilfinnen unter 18 Jahren die hauswirtschaftliche Berufsschule besuchen müssen. Die ge­nauen Zeiten gehen aus dem Anzeigenteil hervor.

* Der Dienst am Karsamstag. Wie mitgeteilt wird, ist auf Grund eines Beschlusses des Reichskabinetts der Dienst bei den Behörden am Sonnabend vor Ostern(11. 4. 1936) nach den Vorschriften über den Sonntagsdienst zu regeln.

* Gefunden wurden eine Geldbörse mit Inhalt, ein Arbeitskittel, eine Mütze und eine Brille. Abzuholen im Fundbüro(Einwohnermeldeamt), Altes Rcalgymnasium, Baarstraße 5. Zimmer 3.

* Untersuchungsgebühr bei Ehestandsdarlehen. Eine Durchführungsverordnung des Reichsfinanzministers be­stimat, daß mit Wirkung vom 1. April 1936 ab bei Anträ­gen auf Ehestandsdarlehen für die Untersuchung der beiden künftigen Ehegatten durch die Gesundheitsämter eine Ge­bühr in Höhe von 10 RM. erhoben wird. Die Gebühr föllt fort, wenn ein Darlehen nicht gewährt wird.

Die Metallindustrie in der Vorgeschichte unserer Heimat

Studienrat Krebs im Kaufmännischen Verein.

In seinem eingehenden und tiefgründigen Vortrag, den Studienrat Krebs gestern abend einer kleinen Zuhörer­schaft des Kaufmännischen Vereins hielt, ging er allen Stufen der industriellen Entwicklung in der Vorgeschichte nach und behandelte besonders die Vorgeschichte der deut­schen Metallindustrie in der Stein=, Bronze= und Eisen­zeit. Er entwickelte ein äußerst aufschlußreiches Bild von dem hohen Stand der germanischen Kultur schon in den

frühesten Abschnitten ihrer Geschichte.

Auf die Ausführungen des Redners über die indu­

strielle Vorgeschichte Westfalens und unserer engeren Hei­mat, die einen Hauptteil, des interessanten Vortrages bil­deten, werden wir demnächst noch näher zurückkommen.

Aecht englische

Antversal Glanz-Wichse

von G. Fleetwordt in London.

Solche besitzt die seltene Eigenschaft, daß sie dem Leder den schönsten dauernden Spiegelglanz in tiefster Schwärze gibt und dasselbe weich und geschmeidig erhält. Diese Wichse, geprüft durch Herrn W. A. Lampadius, Königl. sächs. Berg Commissions=Rath, enthält laut dessen ertheilten Attestat, lauter Ingredienzen, welche dem Leder gar nicht nachtheilig sind. Jeder Freund von schön ge­putzten Stiefeln wird finden, daß nicht zu viel gesagt worden ist, und wenn sie dies nicht leistet, so ist man er­bötig, das Geld ohne Widerrede zurückzugeben. Das Töpfchen, ¼ Pfund enthaltend, kostet nebst Gebrauchszettel 4 gGr. und ist mir für Iserlohn und Amgegend allein in Commission übergeben worden.

Alex Jung, ohnhaft auf der Karrenstraße.

Diese Anzeige hat sicher auf alleFreunde von schön geputzten Stiefeln einen tiefen Eindruck gemacht, denn Accht englische Universal Glanz=Wichse", die von einem Königl. sächs. Berg Commissions=Rath geprüft worden ist, das muß schon etwas ganz Besonderes sein. Die aus­ländischenWunder=Artikel hatten es der damaligen Leit anscheinend besonders angetan, denn in einer späteren Anzeige, die am 14. Mai! 66 erschien, wird neben der aecht englischen Aniversal Glanz=Wichse" nochDer be­liebte orientalische Räucherbalsam an­gepriesen,wovon einige Tropfen auf den warmen Ofen oder Blech gegossen, hinreichend sind, ein geräumiges Zimmer mit dem angenehmsten Wohlgeruche auszufüllen". Ob man damals recht vielorientalischen Räucherbalsam in Iserlohn hat umsetzen können? Heute wohl nicht mehr, denn wahrscheinlich dürfte man jetzt frische sauer­ländische Landluft orientalischen Wohlgerüchen vorziehen.

Unser Steifzug durch alte Anzeigen enthüllt uns noch manche uns heute ein Lächeln abzwingende Entdeckung. Wir wollen das nächste Mal u. a. einigeKunst­Anzeigen kennenlernen, aus denen wir erseben, welche weltbewegenden Stücke damals in Iserlohn einemge­schätzten Publico vorgesetzt wurden.