Seite 3 Nr. 250„ Bochumer Anzeiger„ Donnerstag, 24. Oktober 1933
Die große Frage
19 Tohirrhsei des Wenlehtr
im 3. Vierteljahr 1935— Ferner 551 Verletzte
Der Polizeipräsident in Bochum teilt mit: Im dritten Vierteljahr 1935 betrug die Zahl der Verkehrsunfälle in den zum Polizeipräsidialbezirk Bochum gehörenden Städten Bochum, Wattenscheid, Witten, Wanne=Eickel und Castrop=Rauxel 698. Es wurden 18 Personen getötet und 551 verletzt. Sachschaden entstand in 694 Fällen. Wie aus der unten stehenden Gegenüberstellung ersichtlich, ist gegenüber dem vorigen Vierteljahr leider wieder eine Zunahme der Verkehrsunfälle und ihrer Folgen festzustellen.
2 Viertelj. 1935: 3. Viertelj. 1935:
Zahl der Unfälle: 586 698
Zahl der Getöteten: 11 18
Zahl der Verletzten: 411 551
Zahl der Sachschäden: 651 694
Bei den Getöteten handelt es sich um 6 männliche und einen weiblichen Fußgänger, 10 männliche Fahrer und einen weiblichen Fahrgast.
Verletzt wurden 80 männliche und 50 weibliche Fußgänger, 289 männliche und 47 weibliche Fahrer, 50 männliche und 35 weibliche Fahrgäste.
33 männliche und 17 weibliche Fußgänger, 15 männliche und 3 weibliche Fahrer, 6 männliche und 5 weibliche Fahrgäste hatten ein Alter unter 14 Jahren.
An den Unfällen waren beteiligt:
292 Personenkraftwagen, 6 Droschken, 77 Großkrafträder, 103 Kleinkrafträder, 24 Lastkraftwagen mit Anhängern, 51 Lastkraftwagen ohne Anhänger, 43 Geschäftskraftwagen, 10 Kraftomnibusse, 3 Zugmaschinen, 7 Straßenbahnen, 78 Fahrräder, 3 bespannte Wagen und eine Straßenwalze.
Die Unfälle verteilen sich auf die einzelnen Wochentage wie folgt: Montag: 96, Dienstag: 122, Mittwoch: 99, Donnerstag: 94, Freitag: 102, Samstag: 117, Sonntag: 67. Die Verteilung der Unfälle auf die Tageszeiten ergibt ein ungefähres Bild der Verkehrsdichte. Es haben sich in den Morgenstunden von 7 bis 10 Uhr 75, in den Vormittags= und Nachmittagsstunden von 10 bis 15 Uhr 209, in den Nachmittagsstunden von 15 bis 20 Uhr 272 und in den Abend=, Nacht= und Frühmorgenstunden von 20 bis 7 Uhr 141 Unfälle ereignet.
Der ürhie=Pechums=erstel Kurgermeistel
Das Gut Bönninghausen in Eickel— 80 Jahre Gut Muckenheim
Photo: Weltbild
Dies Bild das erstens einmal niedlich, ist zweitens auch sehr unterschiedlich
von sonst'gen, sehr schied'nen Bildern, die irgendein Ereignis schildern!
Denn, Freund, in diesem Falle hier das Bild vom kleinen Affentier hat, scheint mir, einen tief'ren Sinn!
Wenn du mal näher darauf hin die Blicke lenkst, erkennst du schnell: Ihm ist nicht wohl in seinem Fell!
Er hat sich nämlich leicht verstiegen, mit einer Hand konnt' er noch kriegen, als letzten Halt den Mauerrand.
Verlegen mit der andern Hand fährt er ins Mäulchen sich hinein, dagegen für das Hinterbein fehlt ihm die Stütze, was fatal in diesem, wie in jedem Fall!
So schwebt das Aeffchen an der Wand und denkt voll Angst und unverwandt, wie's sich nun aus der Patsche bringt.
Zum Schluß bleibt ihm nur, daß es springt und kneift dabei die Aeuglein zu! Jetzt frag ich dich: Und was tätst du?
Flax
Bochum im Dunkeln
Die große Verdunklungsübung am 23. Oktober im Westen, die sich über wesentliche Teile der Regierungsbezirke Arnsberg, Münster und Düsseldorf erstreckte, war für unsere beteiligte Heimatstadt Bochum im Herzen des Ruhrgebiets ein wichtiger Tag. Die in zwei Verdunklungsgraden durchgeführte Probe fand um 24 Uhr ihr Ende. Sie wurde von der Bevölkerung mit Disziplin mitgemacht. Ueber das Ergebnis der Uebung kann bei ihrer Ausdehnung und der Schwierigkeit der umfassenden Beobachtung erst in der Freitag=Ausgabe berichtet werden.
Eine neue Grünanlage inmitten der Stadt. Die er
freulichen Bemühungen der Stadtverwaltung um die Verschönerung des Stadtbildes haben insofern wieder einen schönen Erfolg gehabt, als der dem Ansehen der Stadt wenig dienende Sportplatz an der Westhofstraße mit seiner Bretterumzäunung verschwunden ist. In allernächster Zeit soll hier eine mustergültige Grünanlage erstehen. Weiter ist die Herrichtung eines Kinderspielplatzes in Aussicht genommen.
Fünf Festnahmen. Festgenommen wurden: Eine Person wegen Fahrraddiebstahls, zwei Personen auf Grund eines Haftbefehls, eine Person wegen Bettelns und eine Person wegen groben Unfugs, Nichtbefolgung polizeilicher Anordnungen und unbefugten Tragens einer Waffe.
Zwischen den Stadtteilen Röhlinghausen und Eickel an der Burgstraße liegt das Gut Bönninghausen, dessen Gebäude gleich denen von Grimberg und Crange noch aus vergangenen Jahrhunderten stammen. Nach Urteil von Sachverständigen stammt das Schloß aus dem 14. Jahrhundert und wurde nach Art der Ritterburgen mit Turm, Schießscharten, Schloßteich und Zugbrücke gebaut. Der Turm, wenn auch niedriger, ist noch vorhanden und im Hintergrund des Bildes gut sichtbar. An Stelle der Brücke ist ein Weg angelegt und aus dem Schloßteich ist ein schöner Blumengarten und saftige Wiesen geworden.
Die ersten Besitzer waren die Herren von Bönninghausen. 1599 und 1618 kommt ein Wilhelm Bönninghausen vor. 1667 kam das Gut in den Besitz des Jakobs Kumpshof und seiner Gemahlin Anna Maria Nies. Kumpshof, der von Dinslaken stammt, bekleidete in Bochum das Amt eines Richters. 1796 lebte hier der königliche Kämmereirat in Kleve, Gerhard Wilbrand Lennich, ehemals von 1764 bis 1772 erster Burgermeister in Bochum. In früherer Zeit sind Teile von dem Gute abgetrennt, so der Vogelsangs Hof und der Bönning= haus' Hof. Im Jahre 1824 kam der Hof in den Besitz des Landwirts Springob aus Riemke. Von dem Gute Bönninghausen sind im Laufe der Zeit große Flächen Landes veräußert worden. Das obere Eickelerbruch, Teile der Kurfürstenstraße und Blücherstraße gehörten ehemals zu diesem Besitztum. In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde das Gut vollständig verpachtet, später parzelliert und verkauft. Das Gebäude nebst einer Anzahl Morgen Land hatte seit 1888 Peter Jakob Muckenheim in Pacht, der es vor
Kimeihisecei! sal.
phot.: B..-Muthherr
Ueberall in der Bochumer Innenstadt und in den Außenstadtteilen rollen jetzt die Wagen des Winterhilfswerks durch die Straßen. Die Pfund= und Brockensammlung hat begonnen! Jeder hört den Ruf der Trompeten und Fanfaren, und für jeden muß es Selbstverständlichkeit geworden sein, ein Opfer breitzulegen und zu helfen
phot.: Collien& Schulze
80 Jahren, im Jahre 1855 käuflich erwarb. Es ist noch heute von den Erben bewohnt, wurde aber vor einigen Jahren von der Stadt Wanne=Eickel angekauft. Eine bedeutende Bibliothek war ehedem vorhanden, wie auch Waffen und Gemälde. Die wertvollsten Bücher und Stücke hielten die Erben Kumpshof an sich. Durch diese Wegnahme sind leider wertvolle Quellen für die Lokalgeschichtsforschung verloren gegangen.
Eine Brieftaube aus dem Weltkrieg
wird in Bochum der Oeffentlichkeit vorgestellt.
Bei Ausbruch des Weltkrieges hielt man nicht mehr viel von der Taube als militärisches Nachrichtenmittel. Man erachtete sie in dieser Hinsicht für überholt, und deshalb wurden auch keine Vorbereitungen für den Einsatz der Tauben getroffen. In den Grenzgarnisonen leisteten aber die Tauben bei Beginn des Weltkrieges sehr gute Nachrichtendienste. Vom 23. August bis 4. September 1914 hielt der Kommandant der Festung Boyen, die von den Russen vollständig eingeschlossen war, durch Brieftauben über Elbing die Verbindung mit der Festung Königsberg aufrecht. So wurde dann bald die Verwendung der Brieftaube in den Kriegsjahren immer ausgedehnter. Mitte Juni 1916 wurden von der Heeresverwaltung die ersten Jungtauben von den Mitgliedern der deutschen Reisebrieftaubenvereinigung angefordert. Mehr als hunderttausend Tauben aus allen Gebieten unserer deutschen Heimat sind während des Krieges zu den Fronten geschickt worden und haben sowohl die festen als auch die fahrbaren Brieftaubenschläge bevölkert. In kleinen Tragkörben waren sie ständig in den vordersten Gräben, um, wenn alle Nachrichtenmittel versagten, die Meldungen schnell und sicher zu überbringen. Daher wurden auch von den deutschen Soldaten in den
Schützengräben die Leistungen der Brieftauben im Weltkriege dankbar anerkannt und diese als stets hilfreiche Kriegskameraden geschätzt. In Frankreich, England und Amerika sind Brieftauben des großen Weltkrieges sogar öffentlich geehrt worden, wahrend in Deutschland durch den Schandvertrag von Versailles das Brieftaubenschutzgesetz aufgehoben wurde.
Die Bochumer Brieftaubenzüchter sind stolz darauf, daß sich innerhalb der Reisevereinigung„Reiselust" noch eine Taube befindet, die auf Frankreichs Fluren manchem deutschen Soldaten das Leben gerettet bat. Insgesamt brachte diese Taube 75 wichtige Meldungen zurück, und zwar 35 vom Schützengraben und 40 von der Fliegerstaffel. Der Bäckermeister Heinrich Beckmann, der damalige Leiter des Brieftaubenschlages 366a von der Fliegerstaffel Pensdorf bei St. Avold wird diese, jetzt 19 Jahre alte Taube auf der vom 15. bis 17. November im Lokale Karl Schulze, Ferdinandstraße, stattfindenden Ausstellung des B3V.„Reiselust“ der Oeffentlichkeit vorstellen und über Leistungen und Energie dieses kleinen„Kriegskameraden" erzahlen.
postzusteller verlor Geldbeutel
mit 410,52 Reichsmark Postgeldern
Am 22. Oktober 1935 hat ein Postzusteller vom Postamt Bochum gegen 11 Uhr bis 11.30 Uhr auf dem Wege von der Gartenkampstraße Nr. 46 bis zur Meesmannstraße Nr. 117 einen Geldbeutel mit 410.52 Reichsmark Postgeldern verloren. Es ist beobachtet worden, daß
zwei Radfahrer auf der Meesmannstraße etwas gefunden und an sich genommen
haben. Die Radfahrer, von denen einer ein zweijähriges Kind vor sich auf dem Rade hatte, werden wie folgt beschrieben:
1. 20 bis 30 Jahre alt, mittelgroß(1,60 bis 1,70 Meter), ungepflegtes Aussehen. Bekleidung: abgetragene graugrüne Lodenjoppe, blaue Mütze, schwarze Turnschuhe.
2. Jünger und größer als der zuerst beschriebene Radfahrer, dunkle Haare, krankhaftes Aussehen, schmales Gesicht. Bekleidung: blauer Anzug, blaue Mütze, schwarze Turnschuhe.
Das Kind war etwa zwei Jahre alt. Es war mit abgetragenem hellgrauem Flauschmantel und Mütze von gleichem Stoff bekleidet.
Personen, die Wahrnehmungen gemacht haben, werden gebeten, sich im Polizeipräsidium Bochum. Zimmer Nr. 83, zu melden. Die Angaben werden auf Wunsch vertraulich behandelt.
Die Ueberfallene wehrte sich
Zur Aufklärung des Raubüberfalles auf dem Darpe=Ring
In der Nacht zum 21. September, gegen 1 Uhr, wurde am Darpe=Ring auf eine weibliche Person ein Raubüberfall, wie bereits am 27. September gemeldet war, ausgeführt. Hierzu wird noch ergänzend mitgeteilt, daß nach Angaben der inzwischen ermittelten Ueberfallenen der in Frage kommende Täter anscheinend ein Notzuchtsverbrechen vor hatte. Bei dem zwischen der Ueberfallenen und dem Täter stattgefundenen Handgemenge hat die Ueberfallene den Täter in die Hand gebissen und mit den Fingern in die Augen gestoßen. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß der Täter dabei Verletzungen erlitten hat. Wer hat diesbezügliche Wahrnehmungen bei Personen, auf die die nachfolgende Beschreibung des Täters paßt, gemacht?
Beschreibung des Täters:
30—35 Jahre alt, etwa 1,65 Meter groß, dunkelblond, ovales Gesicht, ostpreußische Mundart. Der Täter führte ein altes Herrenfahrrad mit sich und trug dunklen Anzug, blaue Schirmmütze. Mitteilungen, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, werden von der Kriminalpolizei in Bochum, Polizeipräsidium, Uhlandstraße 35, Zimmer 85, entgegengenommen.
Diebe entwendeten
eine goldene Armbanduhr aus der Turnhalle
Am 18. Oktober wurde einem Schüler in der Turnhalle an der Jahnstraße in Bochum aus seinen Kleidern eine goldene Armbanduhr entwendet; einen Lichtdynamo mit Lampe aus einem Hausflur
Am 21. Oktober, gegen 10.30 Uhr, wurde einem werktätigen Volksgenossen von seinem Fahrrade, das er im Hausflur des Hauses Kronenstraße Nr. 1 für kurze Zeit abgestellt hatte, ein Lichtdynamo mit Lampe gestohlen;
ein schwarzes Wollkleid von der Wäscheleine
Am 16. Oktober, gegen 16,15 bis 16.30 Uhr, wurde aus einem hinter dem Hause Georgstraße Nr. 31 gelegenen Garten ein schwarzes Wollkleid von der Wäscheleine gestohlen.
Angaben in den drei vorstehenden Fällen, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, erbittet die Kriminalpolizei in Bochum, Polizeipräsidium, Uhlandstraße Nr. 35, Zimmer Nr. 242.
Raum füt 10 Jumen
Der neue Wohnblock an der Düppelstraße fertig
Der im Frühling dieses Jahres in Angriff genommene Wohnblock an der Düppelstraße ist fertiggestellt und bereits bezogen worden. Als zu Beginn des ersten Bauabschnittes Männer mit den Ausschachtungsarbeiten begannen, glaubte man noch nicht, daß in dieser kurzen Zeit ein so großer Wohnblock entstehen würde. Da er aber noch vor Eintritt der kalten Jahreszeit bezugsfertig sein sollte, wurden in zwei Schichten über 100 Handwerker beschäftigt. Jeder, dessen Weg zur Arbeitsstatte hier vorbeiführte, sah mit Erstaunen, daß dieser Bau förmlich aus dem Erdboden emporschoß. Dabei handelte es sich nicht nur um ein Wohnhaus, sondern um fünf aneinandergereihte und miteinander verbundene und Vierzimmerwohnungen.
Der schmucke Block der fünf Häuser
Aufnahme: Sisnaisse
häuser mit etwa 40 Dreiund Vierzimmermahnungen. Die nach der Straße gelegene Front ist bis etwas über zwei Meter über den Erdboden aus Ruhrsandstein erbaut. Der darüber sauber gefugte Klinkerstein gibt dem ganzen Bau ein
freundliches Aussehen, das für den Osten unserer Innenstadt ein Schmuckstück ist. Während sich auf vem Teil der Hardenslebener Straße nur ein Bürgersteig befindet, erhält der Bürgersteig an der Düppelstraße eine schöne Grünfläche.