Nr. 164 f 40. Jahrgang

Freitag, 14. Juli 1933

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Ein Grundsatz des Kanzlers:

Pnrerchhiischaft.,VAriwehmilg

Beugung der höheren Arbeitsleistung unter die mindere Arbeitsleistung wird nicht geduldet Der Führer vor den Gauleitern der NSDAP. und den Treuhändern der Arbeit Für den 23. Juli Kirchenwahlen angekundigt

und großer Entfremdung gegeneinanderstanden, wie­der zueinander zu führen.

Das Volk soll es selbst sein, das in das zu Got­tes Ehren gebaute Haus in festlicher Freude einzieht. Dies ist der Sinn der Wahlen, zu denen das ganze deutsche Kirchenvolk in kürzester Frist schreiten soll.

Es ist ein Sinn, der hoch über jedem parlamentarisch­demokratischen Brauch steht. Die Wahlen sind das Siegel, das dem vollendeten Werk aufgedrückt wer­den soll. Das evangelische Kirchenvolk ist deshalb auf­gerufen, im Verstehen der geschichtlichen Stunde und

Balbo=Geschwader

in Neu=Braunschweig

Berlin, 13. Juli.

Amtlich wird mitgeteilt:Gestern abend sprach Reichskanzler Adolf Hitler im großen Ländersitzungs­saal der Reichskanzlei vor den Gauleitern der NSDAP. und den Treuhändern der Arbeit in mehr als drei­stündigen Ausführungen über die geistigen und sittlichen Grundlagen der nationalen Revolution. Der Versammlung, die von dem stell­vertretenden Parteiführer, Rudolf Heß, geleitet wurde, wohnten die Reichsminister Goebbels, Seldte und Schmitt, die Staatssekretäre Funk, Feder und Staatsrat Grauert, der Führer der Arbeitsfront, Dr. Ley, sowie sämtliche Führer der politischen Organisationen der RSDAP. bei.

Der Inhalt der Kanzlerrede

Dazu teilt die Reichspressestelle der NSDAP. u. a. noch mit:

In seiner großen Rede brachte Adolf Hitler ein­leitend zum Ausdruck, daß die gewaltige umwälzende Zeit, in der wir leben, für unser Volk von reichstem Segen sein werde, wenn die weitere Entwicklung und Aufbauarbeit ebenso planmäßig verlaufe wie die Vor­bereitung und Durchführung der nationalsozialistischen Revolution bisher. Im Besitze der Macht, die uns nie­mand mehr nehmen könne, seien wir in der Lage, nun­mehr auch die gesamte kommende Entwicklung zu über­sehen und planmäßig zu bestimmen.Wir haben durch den Kampf das Land erobert, jetzt müssen wir es durch Frieden bestellen. Die politische Macht habe man schnell und in einem Zuge erobern müssen.

Auf dem Gebiete der Wirtschaft aber seien andere Entwicklungsgesetze maßgebend. Hier müsse man Schritt für Schritt vorwärts gehen, ohne das Bestehende radikal zu zertrümmern und unsere eigene Lebensgrundlage zu gefährden. Mit bürokrati­schen Konstruktionen kann man die deutsche Wirtschaft nicht aufbauen. Die Ausnützung der individuel len Fähigkeiten habe uns groß gemacht und nur durch sie könne auch unser großes Wiederaufbauwerk zum Erfolg kommen. Beugung der höheren Arbeitsleistung unter die mindere Arbeitsleistung werde nicht geduldet. Das fordere das Wohl des deutschen Volkes.

Im Rahmen dieser Grundsätze die Interessen der Gesamtheit wahrzunehmen, das sei das Problem, das uns zur Lösung gestellt sei. Wie auf politischem, so könne man auch auf wirtschaftlichem Gebiet Befugnisse und Rechte nur herlenken aus der Leistung.

Das Tempo unserer Einwirkung auf die Wirtschaft und die Stellenbesetzung in der Wirtschaft sei daher ab­hängig von der Heranbildung eines wirt­schaftlichen Führernachwuchses. Die Be­triebsamkeit gewisser Organisationen auf diesem Gebiete sei noch keineswegs der Beweis dafür, daß dieser Nach­wuchs bereits vorhanden sei. Es sei Grundsatz der NSDAP., eine Stelle nicht eher neu zu besetzen, solange nicht eine fähigere, durch Leistungen erprobte Persönlich­keit zur Verfügung stehe.

Wer nur an die Vergangenheit denke und sich nicht mit der Zukunft beschäftige, sei ein schlechter National­sozialist. Was ihn, den Führer, wirtschaftlich inter­essiere, sei allein die Zukunftsaufgabe, das deutsche Volk wieder in Arbeit zu bringen und seine volle Konsum­kraft wiederherzustellen. Deshalb habe er auch mit Ge­nugtuung Kenntnis genommen von der Anerkennung, die Deutschlands bisherige Leistungen in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit kürzlich in Genf gefunden haben.

Der Führer behandelte im weiteren Verlauf seiner Rede dann

außenpolitische Fragen.

Im Rahmen der Friedenspolitik des neuen Deutschlands sei auch das Konkordat mit der katholischen Kirche, die den nationalsozialistischen Staat damit offiziell an­erkenne, von Bedeutung. In diesem Zusammenhange wies er auf die neue evangelische Kirchen­verfassung hin und erwähnte, daß übernächsten Sonntag die evangelischen Kirchen­wahlen stattfinden würden.

Zum Schluß kennzeichnete der Führer in eingehen­den Ausführungen die verschieden gearteten Aufgaben von Regierung und Partei. Die große und entscheidende Aufgabe der Partei sei die Erziehung des deutschen Menschen, Aufgabe der Regierung, das Leben der Nation funktionell in Gang zu halten.

Die Synthese zwischen dem idealistischen National= sozialismus und den realen Erfordernissen der Wirt­schaft gelte es zu verwirklichen. Er kapituliere bei allem, was er tue, nur vor der Vernunft. Er habe den Ehrgeiz, ohne Rücksicht auf Augenblicks­

stimmungen etwas zu schaffen, was der Kritik der Nach= beispiellose Disziplin geübt. Wenn wir auch in Zukunft welt standhalte. Die Partei habe 14 Jahre lang keine nach diesen bewährten Grundsätzen der Partei handelten, Konzessionen an die Popularität gemacht, 14 Jahre lang dann werde der Erfolg gewaltig und ein Rückschlag für an die Perspektiven gedacht und 14 Jahre lang eine das deutsche Volk nicht mehr denkbar sein.

An das evangelische Kirchenvolk

Ein Aufruf des Wehrkreispfarrers Müller und des Kommissars Jäger

Das Kirchenvolk soll durch Wahlen selbst ein freudiges Ja sprechen

Berlin, 13. Juli.

Der Bevollmächtigte des Reichskanzlers, Wehrkreis­pfarrer Müller, und der Kommissar für die evan­gelische Landeskirche in Preußen, Jäger, haben fol­genden gemeinsamen Aufruf erlassen:

Die Bedeutung der Stunde

Gott hat in diesen denkwürdigen Tagen das Wun­der der Einigung in der deutschen evangelischen

Christenheit vollzogen. Denn es ist wie ein Wunder, daß sich die deutschen evangelischen Landeskirchen, allem geschichtlichen Streit, der Verschiedenheit der Bekenntnisse, der deutschen Gründlichkeit und Bedenk­lichkeit zum Trotz, zu einer einigen deutschen evangeli­schen Kirche vereinigt haben. Diese neue Kirche ver­einigt, wie es in ihrer Verfassung heißt, die aus der Reformation erwachsenen gleichberechtigt ne­beneinander stehenden Bekenntnisse in einem feierlichen Bunde und bezeugt dadurch einen Leib und einen Geist, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater unser Aller.

In gläubigem Hinblick auf das große-Ziel haben auch die verantwortlichen Männer des Staates ihre verordnete Aufgabe erfüllt. Menschliche Kurzsichtigkeit gab den unmittelbaren Anlaß zu dem Eingrei­sen des Staates, das nie anders als ein sordnendes und helfendes gedacht war und von dieser vorbezeichneten Linie auch nicht abgewichen ist. Niemals dachte der Staat daran, auch nur im ge­ringsten in die Substanz der Kirche einzugreifen. Es galt vielmehr, lediglich die Voraussetzungen zu schaffen, welche, dann vorhanden, der Kirche ermög­

lichen, ihr Geschick selbst in die Hand zu neh­men und ihren Aufbau nach den ihr eigentümlichen Gesetzen zu gestalten.

Es ist Großes erreicht worden. Es ist nicht nur der unselige Streit über eine Personenfrage mit einem Schlage beseitigt, es ist auch über alles Erwarten und Hoffen hinaus in freiwilliger Zusammenarbeit aller Kirchen und verantwortlichen Männer das Verfas­sungswerk für die große Einheitskirche fertig­gestellt worden, ein Werk, das in aller Kürze die feierliche Bestätigung durch das Deutsche Reich erhalten und dadurch in das Rechts= und Kulturleben des deutschen Volkes einge­baut sein wird.

Dieser Erfolg eilt den ursprünglichen Absichten, das Verfassungswerk durch neugebildete kirchliche Kör­verschaften bestätigen zu lassen, weit voraus. Es lag deshalb der Gedanke nicht fern das rasche, ge­schichtliche und rechtliche Werden forderte es vielmehr geradezu, nun zu allem durch das Volk ein gläubiges und freudiges Ja sprechen zu las­sen. Dadurch werden alle bisherigen Maßnahmen in eine höhere Sphäre der Vollgültigkeit erhoben. Wenn die Stimme des wirklichen Volkes wie die Stimme Gottes zu betrachten ist, so wird das Volk bei dieser Fortführung der Dinge jedes kleinliche Zagen und Be­denken in allen seinen Gliedern zurückstellen. Es wird froh der Tatsache, daß der Knoten der Verwirrung mit einem Schwertschlag gelöst wurde, mit Dank an Gott anerkennen, daß alles bisherige Tun dem Ziele gedient hat, Volk und Kirche, die in vielfacher

Reichskanzler Hitler gratuliert

Newyork, 13. Juli.

Das Balbo=Geschwader, das um 14.20 Uhr mittel­europäischer Zeit in Cartwright(Labrador) zum Weiter­flug gestartet war, ist in dem 1200 Kilometer von Cart­wright entfernten Shediac(Neu=Braunschweig) einge­troffen. Die ersten Flugzeuge landeten 20.35 Uhr mit­teleuropäischer Zeit. Die Balbo=Staffel landete zuerst. Die zweite Staffel landete unmittelbar danach. Wei­tere Staffeln kreuzten einige Minuten in der Luft, um dann nacheinander niederzugehen.(Siehe auch Seite.)

Hitler seglückwünscht Balbo

Berlin, 13. Juli.

Reichskanzler Adolf Hitler hat an den italieni­schen Luftfahrtminister ein Glückwunschtelegramm fol­genden Inhalts gesandt:

Herzliche Glückwünsche zur überwältigen­den Leistung.

der Wege, die uns Gott durch den Aufbruch der Nation hindurch bis heute geführt hat, das Recht und die Pflicht zu erfüllen, sich selbst für das letzte Ziel einzusetzen.

Berlinz 12. Juli 1933.

Der Bevollmächtigte des Reichskanzlers:

Wehrkreispfarrer Müller.

Der Kommissar für die evangelischen Landeskirchen Preußens:

Jäger.

Danktelegramm Hindenburgs an den Kanzler

Reichspräsident von Hindenburg hat an den Reichskanzler Adolf Hitler folgendes Telegramm ge­richtet:

Mit großer Freude entnehme ich aus Ihrem Tele­gramm, daß das Verfassungswerk für die deutsche evan­gelische Kirche fertiggestellt und der Kirchenkonflikt in Preußen beigelegt ist. Für diese erfolgreiche Arbeit um die Wiederherstellung des Friedens innerhalb der evan­gelischen Kirche sage ich Ihnen wie auch dem Reichs­minister des Innern, Dr. Frick, von Herzen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

von Hindenburg, Reichspräsident.

Dr. Schmitt an die Wirtschaftsführer

=Seisen Ei inn zul Peierung dil Wirtschaft!

Der Staat soll verwalten und mit seiner Wirtschaftspolitik die Wirtschaft fuhren, aber nicht selbst wirtschaften.

Berlin, 13. Juli.

Reichswirtschaftsminister Dr. Schmitt=sprach heute mittag vor einem geladenen Kreise führender Persön­lichkeiten aus der Wirtschaft über die wirtschaftspoli­tischen Aufgaben im neuen Staat. Dr. Schmitt führte hierzu im wesentlichen folgendes aus:

Es kann unmöglich die Aufgabe des Staates und des Wirtschaftsministeriums oder sonst irgend eines be­hördlichen Organes sein, die Vorgänge in der Wirt­schaft im einzelnen verantwortlich zu bestimmen und zu regeln. Die Aufgaben, die der deutschen Wirtschaft ge­stellt sind, können nur von der Wirtschaft selbst d. h. von den aus ihr herausgewachsenen ver­antwortlichen Führern gelöst werden. Der Staat soll verwalten und mit seiner Wirtschaftspolitik die Wirt­schaft führen, aber nicht selbst wirtschaften.

Das entscheidende problem

ist die Zurückführung von 5 Millionen Menschen in den Arbeitsprozeß. Die Beseitigung der Arbeits­losigkeit kann nicht allein durch künst­liche Arbeitsbeschaffung erfolgen. Diese kann nur dazu dienen, die ungeheure Depression mit einem Gewaltruck aus der Welt zu schaffen. Man kann nicht warten, bis die Gesundung aus der Natur heraus von selbst kommt. Es muß aber allmählich die ganze Wirt­schaft erfaßt, belebt und so in Gang gebracht werden! daß der natürliche Aufschwung und die natürliche Auf­wärtsentwicklung die Folge ist.

Deshalb ist es auch die Absicht des Führers, die Arbeitsbeschaffung, soweit sie von der Re­gierung erfolgt, in Zukunft, soweit wie irgend möglich so zu gestalten, daß nicht allein unmittel­bar öffentliche Aufträge gegeben werden, sondern

daß man für die produktive Wirtschaft Erleich­

terungen schafft, die dadurch in Arbeit umgesetzt werden.

Das Entscheidende aber ist, die Voraussetzungen da­für zu schaffen, daß so schnell wie möglich in unserer Wirtschaft der Glaube befestigt wird, daß die Si­cherheit des wirtschaftlichen Kalkulie­rens das Höchstmaß hat, das überhaupt denkbar ist. Die Wirtschaft muß aber auch ihrerseits die großen und schweren Aufgaben der Regierung unterstützen.

Die oberste Aufgabe des Wirtschaftsministers

sehe ich viel weniger in einer Aufstellung von wirtschaft­lichen Konstruktionen und Plänen, als vielmehr in der Organisation der vorhandenen prak­tischen, realen Wirtschaftsmöglich­keiten. Es ist nicht die Aufgabe des Wirtschaftsmini­steriums, in die einzelnen Wirtschafts­zweigeeinzu greifen und darin herumzuregieren. Man muß aber natürlich die Möglichkeit dazu offen­halten. Der nationalsozialistische Staat muß für sich in Anspruch nehmen, daß er den Dingen in der Wirtschaft nicht freien Lauf läßt, daß er nicht jeden machen läßt, was er will, damit nicht jemand aus Konkurrenz­gründen rücksichtslos Schaden stiftet, der sich unter Um­ständen auf einen ganzen Wirtschaftszweig auswirken kann. Der Staat wird von dieser Befugnis aber nur einen sehr weisen Gebrauch machen und es sich genau überlegen, bevor er ordnend eingreift. Wenn es heißt: Gemeinnutz geht vor Eigennutz, so kann da­mit nur gemeint sein, daß sich das selbstverständliche Erwerbsinteresse nicht so ausbreiten darf, daß man dabei das Gemeinwohl, das

Staatswohl und das Gesamtinteresse übersieht oder gar stört.

Die Aufgabe, die ruhige Arbeit in der Wirtschaft zu fördern, glauben wir dadurch am besten lösen zu können, daß wir den unmittelbaren persönlichen Kontakt mit der Wirtschaft draußen suchen. Wir haben deshalb die Ab­sicht,

zunächst einmal den Wirkungskreis der Treu­händer der Arbeit auf allgemeine wirtschaftliche Fragen auszudehnen und diese bei unseren uns unmittelbar unterstellten Organen als Verbin­dungsmänner zu benutzen,

um Menschen aus dem Leben, die den Kontakt nach allen Seiten haben, an Ort und Stelle zu besitzen, die ver­mittelnd tätig werden können, wenn irgendwo Eingriffe oder Störungen vorkommen.

Der ständische Aufbau,

der in unserem Reiche selbstverständlich kommen muß und dessen Nichtvorhandensein gerade jetzt sehr schmerz­lich empfunden wird, ist im Augenblick abgestoppt und zurückgestellt worden, nicht, weil er nicht kom­men soll, sondern weil die Gefahr bestand, daß eine ganze Reihe unberufener Elemente ver­suchte, auf diesem Gebiete Experimente zu machen. Es ist deshalb der Wille des Führers, hier zunächst einmal eine klare Linie zu zlehen und den Weg der langsamen und gesunden Entwicklung zu gehen. Es gibt sicherlich viele unter Ihnen, die in den ganzen Jahren den Dingen ferngestanden sind und die sich in der Erfüllung ihrer wirtschaftlichen Aufgabe wie ein Steuermann auf seinem Schiffe um alles andere nicht gekümmert haben. Aber heute müssen sich alle, die