SAONTIEeU GurSFeres
WOCHEN-BEILAGE DES„BOCHUMER ANZEIGER“
Gocafarcuufe
In einem Außenbezirk Bechums, in Merne, wohnt die junge Kunstfliegerin Luise Hoffmann. Sie haf in Sport- und Kollegenkreisen den Ruf einer begabfen, talentierten Sportlerin und ist gewißf auch unseren Leserinnen Keine Unbekannte mehr. Mir beginnen in folgendem mit einem Brief, den uns Luise Hoffmann als Antworf auf unsere Rundfrage schidife.
kind! Das Eigenartige ist ja, daß sich bei Kindern die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit oft ganz verwischt; sie trennen nicht die„Rolle“ vom Leben! Sie spielen, an was sie glauben, und sie glauben an das, was sie spielen!
Die strahlenden Kinderaugen, wenn der Weihnachtsmann des Morgens neben die Milchtasse eine Nuß gelegt hat! Oder einen besonders rotbäckigen Apfel, der ganz anders schmeckt als die Aepfel aus Mutters Korb! Oder gar einen ganz richtigen Lebkuchen! Nun hat man doch wenigstens die Gewißheit, daß der Weihnachtsmann unsere Wohnung weiß und uns also auch am Heiligabend nicht vergessen wird!
Der Höhepunkt aber: der 6. Dezember, der Nikolaustag! Da schlafen meine Kinder eine halbe Stunde später ein als sonst, vor Aufregung, ob die Schühchen, die sie selbst vor die Tür stellen durften, auch wirklich vom Nikolaus gefüllt werden würden! Und die Seligkeit, wenn auch dieser Traum Wirklichkeit wurde! Wie prachtvoll nehmen sich ein paar Bonbons in buntem Seidenpapier in solchem Kinderschühchen aus! Oder ein winziges Bällchen neben einem Tannenzweiglein! eine kleine Zelluloidente! Es ist hier wie überall im Leben: Der Ton macht die Musik, und der Rahmen macht das Bild!
Sehr hübsch ist die Sitte der Adventskränze, die schon frühzeitig Tannenduft und Lichterbaumahnung ins Haus tragen. Und von Tag zu Tag steigert sich die Weihnachtsfreude im Kinderherzen mit dem jeweiligen Oeffnen der Fensterchen vom Adventskalender.
Mit das Schönste am Reisen war für mich von je das Reisefieber. Fast inniger als den Frühling selbst empfinde ich das laue Locken der Vorfrühlingstage. Und um nichts möchte ich meine Kinder und mich selost um das märchenhafte Hinübergleiten aus Dezemberkälte in Heiligabendmystik bringen: um den Advent.
Lotte Baumann-Schönheim.
Ich bin eine altmodische Frau
Ich vertrete die altmodische Ansicht, daß Ehemänner und Frauen sich die Treue halten sollten, und daß ein
Wort immer noch ein Wort ist.
*
Ich schreibe nie einen Brief, selbst nicht an meinen Anwalt, ohne Nachschrift. Ich stelle dabei immer fest, daß die Nachschrift das Wichtigste enthält, was ich sagen wollte.
Ich glaube, daß eine glückliche Heirat noch immer der einzige Beruf für eine Frau ist, und daß eine Heirat, die ein klein wenig unglücklich ist, immer noch besser ist, als gar keine.
Ich kann ein Geheimnis bewahren, aber es kostet mich alle Willenskraft und schmerzt mich, wie Zahnweh.
Ich werde immer zu spät kommen. Nur einmal war ich pünktlich: Als ich zum Standesamt abgeholt wurde.
2. BLATT 46. WOCHE
Spare an der richtigen Stelle
Weil Sparen eine so große Kunst ist, verstehen es auch nur die wenigsten. Es ist genau wie mit Schreiben, mit Malen und Singen. Viele versuchen sich darin, aber nur ein ganz kleiner Teil bringt es zur Meisterschaft. Sparen muß gelernt werden, genau wie alles andere, und es gibt auch eine eigene Technik, die durch vieles Ueben zur Vollkommenheit führt. Man müßte einmal sagen, womit man nicht sparen soll:
Mit guter Laune. Sie erhellt das Heim weit mehr, als viele Glühbirnen und elektrische Lampen mit groder Kerzenzahl.
Aber auch mit Lampen ist nicht zu sparen, namlich dann nicht, wenn sie die Diele, das Vorzimmer erleuchten sollen, sobald irgend jemand die Glocke zieht, und man sich überzeugen muß, wer es ist. Kommt Besuch, der uns geschäftlich von Bedeutung erscheint, dann bitte alle Lampen anknipsen. Selbst die kleinste Wohnung macht hell erleuchtet einen guten Eindruck.
Man spare nicht mit Schönheit, weil sie wärmt, mehr wärmt, als das Holz, die Kohlen, die in den Ofen gelangen.
Aber auch mit Holz und Kohlen ist beim Feuermachen nicht ratsam zu sparen, weil dann das Feuer schlecht brennt und nur geringe Wärmeabgabe möglich macht. Lieber zuerst einige Scheite Holz, lieber einige zerkleinerte Kohlen mehr, dann nämlich kann man eine ganze Menge Feuerung sparen. Ei..cha mm.
Spare nicht mit guten Worten. Sie machen Mann, Kind und Angestellte froh. Alles um uns ist grau, und daher sind gute Worte ein Labsal. Viel mehr Labsal, als beispielsweise die Speisen, die du auf den Tisch
Toch auch mit Speisen spare in der kalten Jahreszeit weniger. Der Körperhaushalt benötigt eine ganze Menge Fett, um die kalte Temperatur der Außenluft zu ertragen. Ziehst du von der Fettnahrung eine Menge ab, weil du dir einige Groschen in die Wirtschaftskasse legen möchtest, dann kannst du sicher sein, daß du sie
— anstatt für Butter, Oel und Fleisch— für den Arzt
brauchen wirst.
Sei haushälterisch mit deinem Zorn. Unerwartete
und unberechtigte Zornausbrüche rauben dir einen Teil deiner Jugend, du kannst ihn nie wieder einholen.
Sei aber auch haushälterisch mit deinem Drang, dich im Räumen und Putzen unerwartet und unberech
Puck.
Die KuislrlegeinrEalse Peimtlatlr
ich doch noch nie eine Maschine von der Größe gefi
dich im Räumen und Putzen.n gragen Tei
tigt auszuleben. Du. kannst einen großen Teil deiner Ausgaben sparen, und wenn du bestimmt für Ordnung und Reinlichkeit in deinem Hause zu sorgen hast, so bedenke, daß es wichtigeres gibt, als Teppiche klopfen und Staub wischen, Gardinen waschen und Besorgtheit um die Unberührtheit deiner Einrichtungsgegenstände.
Verschwende kein überflüssiges Lob und sei dennoch sparsam mit Tadel. Nur wenige Menschen können Lob vertragen, ebenso wie der Magen sich gegen die häufige, die überhäufige Zufuhr von Süßigkeiten sträubt. Im gleichen Maße verbittert der ewige Tadel, weil ja der Mensch so eingerichtet ist, daß die stetige Wiederkehr des Gleichmaßes ihn abstumpft.
„Bei der Bemühung, einen geeigneten Artikel zu schreiben, habe ich erkannt, daß es mir besser gelingen würde, Ihnen etwas vorzufliegen, als Ihren Wunsch um einen Beitrag für Ihre Zeitung zu erfüllen. Zweifeln Sie deshalb nicht an meinen guten Willen, wenn die Antwort nicht so ausfällt, wie Sie es vielleicht erwartet haben, glauben Sie dafür an meine Liebe zur Fliegerei, die ich für nichts in der Welt lassen möchte, oder überhaupt lassen könnte.
Ich brauche wohl gar nicht zu erwähnen, daß der Sportflieger unter der heutigen Wirtschaftskrise ebenso leidet, wie jeder Arbeiter.
Aber ich habe die Hoffnung auf eine bessere Zeit, in der unsere deutsche Fliegerei auch nicht mehr gehemmt ist durch den Versailler Vertrag.
Mit den besten Grüßen bin ich Ihre
Luise Hoffmann.“
Dieser Brief flatterte als Antwort der jungen Fliegerin Luise Hoffmann auf unseren Redaktionstisch. Zwar hat er nichts von jener Problematik, mit der ihre Vorgängerinnen Zeit und Umwelt zu erfassen suchten, nichts i jenem Willen zur Durchdringung alles Geistigen, der einige von ihnen bestimmte; aber ein frischer, gesunder Mensch spricht aus diesen paar Zeilen, einer, der weiß, was er will und fest steht, wo er hingehört, Ein Mensch also, der nicht nur allein wegen seinen Berufes und seiner sportlichen Leistungen Sinnbild der
Uns reizte es, die junge Pilotin kennen zu lernen
und etwas mehr aus ihrem Leben zu erfahren, und wir verabredeten mit ihr ein kurzes Plauderstündchen.
Ein 22jähriges, schlankes, dunkelblondes Mädchen sitzt mir gegenüber, mit sehr viel fraulicher Weichheit in den Gesichtszügen, die nichts von dem vermännlichten Ausdruck tragen, der so leicht dem sporttreibenden Mädchen anhaftet. Nur die Hand drückt Energie und starke
Mit viel Wärme und Lebendigkeit erzählt Luise Hoffmann dann aus ihrem Leben. Schon als ganz junges Ding hat sie sich begeistert dem Sport verschrieben. Irgendwie lag das so in ihr. Erst fuhr sie Motorrad, mit 16 Jahren hatte sie schon einen Ursprünglich war das Autofahren ihre große Leidenschaft, dann wurde sie vor fünf Jahren von einem Bekannten zu einem Flug eingeladen, und von Stund an stand es bei ihr fest: du wirst fliegen. 1927 ging sie auf die Fliegerschule nach Münster, vor drei Jahren bekam sie dann ihre eigene Maschine mit 120 PS Siemens=Motor mit dem sie 2500 Meter Höhegergeichen. kann. Nun fliegt sie durch die
tungen, großen Flugtagen, oft ins Ausland, nach Belgien, Frankreich, England, Holland.„Zu Hause bin
selten", erzählt sie.„Nur im Winter liegt man brach. Das ist oft schwer, weil man es nicht gewohnt ist, untätig herumzusitzen und nichts vorzuhaben, als. se Maschine in Ordnung zu halten. Aber im Soi: Iist's um so schöner. Herrlich ist, daß man durch die Fr#egerei soviel Gelegenheit hat, Land und Leute kennen zu lernen. Mit Marga von Etzdorf und Elli Beinhorn verbindet mich eine gute Kameradschaft, und mit Udet. dem bekannten deutschen Sportflieger, verlebte ich viel lustige Stunden. Sehr viel habe ich in Holland geflogen. Es ist mir wie eine zweite Heimat. Der Holländer hat fast gar keine guten Flieger, und darum begeistert er sich um so mehr für die deutsche Fliegerei. Man ist dort allen deutschen Sportlern gegenüber sehr kameradschaftlich. Ich habe in Holland eine Menge guter Freunde, die ich jeden Sommer besuche. Denken Sie dort lenkte ich auch einmal auf einer längeren Strecke ein Verkehrsflugzeug mit acht Passagieren. Soviel trauen hatte der Pilot zur deutschen Fliegerei. Obwohl
ich doch noch nie eine Maschine von der Gloße geführt
Ich bewundere soviel Mut. Aber sie lacht.„Sie dürfen nicht vergessen, daß ich in der Luft zu Hause bin. Und meine Maschine kenne ich so gut wie mich selber, mit ihr bin ich verwachsen wie mit einem Menschen. Sie glauben nicht, wie wundervoll es im Sommer ist, die Welt von oben zu sehen. Mein kleiner Foxterrier ist fast immer mein treuer Begleiter. Er fliegt so gern wie ich. Und wenn der Motor in Ordnung ist, kann wirklich nichts passieren! Natürlich— wenn ein Defekt kommt, da heißt es, die Nerven zusammenhalten und nicht die Ruhe verlieren. Ein solcher Augenblick erfordert eine so hochgradige Beherrschung von Ruhe und Willen, wie sie nur unter Aufbietung von großer Energie und durch jahrelanges Training zu erreichen ist. Ich mußte schon öfter notlanden, aber einen„Bruch“ machte ich noch nicht.“ Ich begreife, daß dies der fachtechnische Ausdruck ist für das, was wir gewöhnlichen Sterblichen, die wir anstatt zu fliegen auf zwei Beinen gehen, ein„kaputtes Flugzeug“ nennen.
Das einzige Bedauern Luise Hoffmanns sind immer wieder die ungeheuren Schwierigkeiten, die sich wirtschaftlich und durch den Versailler Vertrag der deutschen Fliegerei entgegenstellen.„45 Liter Benzin verbraucht der Motor in der Stunde, und dazu kommen Unterhaltungskosten, Versicherungen, Reparaturen. Es ist wirklich heute so, daß man zu Privatflügen die Maschine kaum benutzen kann. Vor zwei Jahren ging es mal recht gut. Da hatte ich viel Gelegenheit, Reklameflüge für große Firmen zu machen. Aber auch damit ist heute nichts mehr zu verdienen!— Trotzdem, die Liebe zu meinem Beruf, die Leidenschaft, mit der ich am Fliegen hänge, läßt mich alle äußeren Schwierig
keiten gern überwinden.“
Die Wärme und Ueberzeugung, mit der Luise Hoffmann das sagt, lassen erkennen, daß eine sportliche Ausbildung nicht nur äußerlich diszipliniert, sondern auch alle menschlichen Kräfte freimachen und entwickeln kann. Die junge Fliegerin beweist durch ihre Art, daß der Sport, trotz aller vermeintlichen Härten, wenn er im richtigen Sinne ausgeübt wird, die Eigenart der Frau nicht zu trüben braucht, und mir scheint— auch der Sport kann weiblich sein, wenn hinter ihm nur das instinktsichere Streben nach weiblicher Gestaltung und Ausprägung steht. M.
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Meine Kinder seiern Advent
Adventszeit— Vorweihnachtszauber! Märchenhafte Sphäre voll Heimlichtuerei, voll banger Spannung, voll klopfender Kinderherzen und Nikolausstapfen! Wonnigstes Gefilde im Kinderland! Du Zeit, da der Himmel der Erde am nächsten kommt! Da das Märchen sich am seltsamsten hineinwebt in die Alltäglichkeit, so daß das Kind oft nicht mehr weiß, dachte es eben an das Christkind oder flog es wirklich am Fenster vorbei?
Beglückendste Zeit für die Kinder— höchste Beglückung für die Eltern, diese Seligkeit ihrer Kleinen mitzuerleben: Sollten wir unsere Kinder darum bringen, weil unsere Köpfe schwer und unsere Geldbörsen
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Viele wissen gar nicht, wie leicht es ist, Kindern ihren Vorweihnachtszauber zu geben. Oft genügt ein rechtes Wort am rechten Platz. Eine
vom Weihnachtsbaum, im rechten Tonfall in der Dämmerung erzählt: Und schon arbeitet beglückt die Phantasie des Kindes weiter und trägt es ins weihnachtliche
kleiner Junge zieht sich den Lodenmantel mit Kapuze an, mein Mädelchen bindet sich ein
Haar: und schon sind sie Weihnachtsmann und
kerzen und Weilhnachtssterne entgegen, Plötzlich vreheng wi, wigzenze g. Pirg v. jeder geinnach.
wit Kapnzen und Bürten al. Bürolaus grotg täglicher Kümmernisset Und weihnachten verlangt
sein Recht auf Freude und Ueberraschungen. Gerade die Mutter kann sich dem nicht verschlie
Ben. Und wenn's noch so trübe aussicht,
ein paar Kleinigkeiten sollen für jeden auf dem Gabentisch liegen!
Zuerst einmal heißt es, auf die Wünsche der eitzen, mit ein wenig Geduld sich an kleinerg,ran g. gträgggg
glückliches Lächeln ihres Mannes hervorzulocken. Um aber allen bei ihren Ueberlegungen und Plänen zu helfen, erinnert der„B..“ nochmal an sein
Isausschreib
das er in seiner Beilage„Im Reiche der Frau“ unter der Devise:„Der praktische Weihnachtsmann“ veranstaltet, und das die besten Ideen für billige Weihnachtsgeschenke
prämlieren vll. An den auhlreichen Funser-gedante Hei den Bochumer Haustrauen aufgenom
konnten vir schen, mit vieriel Preuge, u40 Einfälle und gute, praktische Vorschläge darunter.
men wurde. Ea eind zum Tell sehr nette Bintälle und„Fore, P. der Haushalt, in dem es nicht
Aber manches zibt es noch, an das nicht Fedscht vurde, gognkürhe, Paschen, Knöpfe und ver
eine Unmenge alter Stoftreste, Holatiten, Poppbh, gtnz, herstellent, Wir können Ihnen verraten.
veld, vas allez, gibt. Und ans ul, gn.)uun wen etr prütten, manchmal ganz erstaunt lasen.
lis vir in diesen Tagen, vl. vi. die ernven Figgen Hingen, die viele Hausfrauen kaum noch ber
vas da so alles ausgedacht und was aus wertiosen Dingen, die viele Liaun!. vestar pbersent,
schten, rehandarbeitet, reklelstert und gebastelt verden bonnl ung an den„Bochumer Anzeiger
geschickt. Nochmals bitten wir darum, die Angaben möglichst genau zu machen, eventuell die
Größen, Farben oder Stiche bei Handarbeiten an zugeben.
Die besten Einsendungen werden mit 5 Rw. prämiiert
Bedingungen: Der letzte Einsendungstermin ist Samstag, 3. Dezember. Alle Einsendun
Die Einsendungen gind mit Namen und Adresse des Absenders zu verschen und au richten an die Redaktion des„Bochumer Anzeiger“(Welh nachtspreisausschreiben).
Rücksenduus der Manuskripte eriole: pieht.,„Atgrig Worme(Adächenberufachnle). Fras
Dem Preisrichterkollegium gehiger, eu: Frau Diretto,.“ g4arruope Bochum), Präulein M.
H. Weber(Vorsitzende des Verbanges neutsche Frauenkultur, urtegrup Thiemann(Redaktion„Bochumer Anzeiger“)