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Erste Ausgabe.

Donnerstag, 1. November 1917.

66. Jahrgang. Nr. 785.

1

Die Offensive gegen Italien.

c' Bern, 31. Okt.(KölnZig.] Der Schweizerische Preß­Telegraph meldet aus Mailand vom 28. Oktober: Ganz Italien erbebt um die Phrase eines großen Mai­länder Blattes zu gebrauchen unter dem Eindrucke der er­schütternden Nachrichten. Bei der fieberhaften Erregung der Gemüter werden die unglaublichsten Gerüchte umgetragen.

Das BernerIntelligenzblatt" berichtet, die italienische Grenzsperre sei auf Unruhen zurückzuführen.

DasBerner Taablatt führt aus: Was auch Paris be­schließen möge: den gewaltigen Erfolg der Mittelmächte ver­mag man nicht mehr ungeschehen zu machen. Bis zum Ein­treffen von Unterstützungen durch den Verband geht das Un­heil für das törichte Italien weiter. Diese Unterstützungen scheinen auch tatsächlich herangeführt zu werden; denn die Thurgauer Zeitung meldet aus dem Tessin das Eintref­fen großer englischer Verstärkungen in Oberitalien. Mehrere Blätter kommen zu dem Schlusse, daß sich möglicherweise in der oberitalienischen Tiefebene die entscheidende Schlacht des Weltkrieges ab­spielen werde. Der militärische Berichterstatter derBaseler Nachrichten hält die Hülfe für sehr schwierig; einige Divi­sionen allein würden nur in die allgemeine Niederlage hin­eingezogen werden. Woher solle man aber jetzt eine starke Armee mit dem notwendigen Geschütz nehmen, da das eng­lisch=französische Heer sich abmühe, die deutsche Linie in Frank­reich und Flandern zu verdrängen? DieOstschweiz spricht von blutiger Friedensarbeit, die heute am Isonzo verrichtet werde. DasSt. Galler Tageblatt sagt es werde den En­tenteländern nichts übrig bleiben, als sich schließlich auch zu dem Gedanken der Verständigung mit den Gegnern die nicht zu fällen seien, zu bekennen. Die Katastrovhe am Isonzo und das glänzende Ergebnis der letzten deutschen Kriegsan­leihe seien unerschütterliche Belege des deutschen Willens zum Durchbaltegr... 9 4ags, Li, Iteüamie u.

Der PariserTemps hofft, die ttalienische urmee werde mit Hülfe der Verbündeten am Taaliamento eine Widerstandslinie finden, ähnlich der Wiederherstel­lung der Lage an der Marne. Auch Oberst Rousset hofft in derLiberté", den gemeinsamen Anstrengungen des Verbau­des werde es gelingen, die feindliche Lawine beizeiten aufzu­halten: denn General Foch sei kürzlich nicht zum Vergnügen nach Italien gereist. Darum komme der Angriff der Mittel­mächte eigentlich nicht unerwartet.

Wien, 30. Okt.(WTB.) Aus dem Kriegspressequartier wird abends gemeldet: Die Verfolgung der geschlage­nen Italiener gebt glatt vorwärts.

=) Basel, 31. Okt.(Eia. Meld.) über Paris wird aus dem italienischen Hauptquartier gemeldet, daß das italie­nische Hauptquartier in die Gegend von Padua verlegt wurde.

Triest, 31. Okt.(WTB.) Der türkische Prinz Osman Fuad Effendi traf am Mittag mit Gefolge in Triest ein, wo Kaiser Karl sich vorübergehend befand, um dem König den ihm vom Sultan verliehenen Chenedani=Adi­Osman, diesen höchsten und ältesten türkischen Or­den, zu überreichen. Nachmittags fuhr der Prinz ins Operationsgebiet der gegen Italien vorrückenden Armee.

Sosia, 31. Okt.(WTB.) Agence Bulgare. Zu Beginn der gestrigen Sitzung der Sobranje teilte der Präsident die neuen großen Erfolge der österreichsch=ungarischen und deut­schen Armeen auf der italienischen Front mit und schlug vor, Glückwunschtelegramme an die Parlamente der Verbündeten in Wien, Budapest und Berlin zu richten. Dem Vorschlage wurde zugestimmt.

*) Vorsichtsmaßregeln der Schweizer Banken. Zürich. 31. Okt.(Eig. Meld.) Die maßgebenden Schweizer Banken stellten einstweilen die Umsätze in italienischer Valuta ein.

Italienischer Heeresbericht, vom 30. Okt. Während des gestrigen Tages wurde die Zurücknahme unserer Truppen auf die beschlossenen Stellungen fortgesetzt. Die von uns ausgeführte Zerstörung der Isonzobrücken und die wirksame Tätigkeit unserer Deckungs=Abteilungen verlangsamten den Vormarsch des Feindes Unsere Kaval­lerie nahm Fühlung mit den feindlichen Vortruppen.

Hinter den fliehenden Italienern.

Von Haus Georay, Berichterstatter.

29. Oktober, abends.

Ein hoher k. u. k. Offizier sagte mir:Es ist ein zweites Gorlice, nur nehmen die Operationen jetzt einen rascheren Verlauf." Tatsächlich ist auch im Südwesten der Durchbruch im Frontknie erfolgt, und unaufhaltsam äußert sich die Wir­kung auf beiden Flügeln. Heute, am sechsten Offensivtage, be­findet sich auch der nach Westen streichende Frontarm, der Ost­teil der Kärntnerfront, im Zustande der Abbröckelung, so daß die Niederlage sich auf den Hauptteil der feindlichen Armee erstreckt. Schon jetzt übersteigt die an Kriegsmaterial ge­machte Beute, wie mir von berufener Seite mitgeteilt wird, bei weitem das Beuteergebnis der im Jahre 1915 in Galizien geschlagenen Durchbruchsschlacht. Die Flucht der geschlagenen feindlichen zweiten und von Teilen der dritten Armee voll­zieht sich unter allen Aneichen vollständiger Panik, und die aus verschiedenen Frontteilen eingelaufenen, mir zur Ver­fügung gestellten Nachrichten sprechen von vollständiger Kopf­losigkeit bei ganzen feindlichen Verbänden. Stellenweise, wie bei Plave, am Monte Sabotino und Monte Fortin, sind die Italiener nicht einmal imstande gewesen, auch nur einen Teil des wertvollen Kriegsmaterials, wie Geschütze, Anlagen ver­schiedenster Art, Wasserleitungen und äbnliches zu zerstören. Die Flucht ging stellenweise so rasch vor sich, daß nicht einmal Brücken unpassierbar gemacht wurden. Vergeblich bemühten sich energische feindliche Offiziere, ihre Truppen zu Nachhut­kämpfen zusammenzuhalten. Alles geriet außer Rand und Band, und die von Entsetzen gepackten feindlichen Soldaten gaben alles verloren. Nur im südlichen Teile der Karsthoch­

fläche hatte sich der Feind zu ernsterem, aber ergebnislosem widerstande aufgerafft.... F. Ber J

Truppen des 16. Korps, und zwar jene, die mehr als ein Jahr lang den Brückenkopf jenseits des Isonzo so heroisch gegen unzählige Angriffe vielfacher übermacht behauptet haben, sind heute um 2 Uhr früh in Görzeingezogen, nachdem sie die Nachhuten, welche die Stadt noch zu verteidigen suchten, in kurzem Gefecht überrannt hatten, wurden auch gleich An­stalten getroffen, den Isonzo zu überschreiten und die alten Stellungen auf der Podgora und Osiavia in Besitz zu nehmen. Ich befinde mich im Strome der einziehenden Regimenter und werde noch heute in die wiedereroberte Stadt gelangen.

0 Der gähnende Abgrund.

Von der italienischen Greuze meldet unser d. L.=Mit­

Franzosen, Engländer und Amerikaner drängen sich an der Grenze, um den Pulsschlag Italiens zu belauschen. Als Zürich, Bern und Genf sind sie in Scharen mit verstörter Miene hierhergekommen. Mit Hilfe von reichlichen Schmier­geldern gelingt es den einen, hinüberzugelangen in das Land. in dem der Aufruhr tobt, in dem der Besuv des Volkszorns schnaubt. Die andern ziehen die aus Italien Fliebenden ins Vertrauen. Und immer wieder hören wir: Furchtbares hat sich zugetragen. noch Furchtbareres steht bevor. Denn das Volk hat am Tage, da ein Sonnino, der Hauptschuldige an Italiens Krieg, es angesichts des hereinbrechenden Feindes wagte, das letzte Rettungsmittel, das Geschenk des Friedens, schnöde zurückzuweisen, bereits die Geduld verloren, und es ist zu neuen blutigen Ausschreitungen nicht nur in sondern auch in Mailand. Rom. Florenz. Genua. Alessandria

Ersoigreichs kiampse un der Flandernstonl.

In Italien der von der Führung beabsichtigte Ver.auf.

und Verwundeten geben die Darstellungen von den nissen hinter der Front auseinander, nicht aber über die Schwere der scharf einsetzenden Bewegung gegen die Fortführung des

Prieges. Mit bebenden Oirgeg gzählten uns italienische frauen aus der Mailänder Oesellschaft, doß de unter dem Eindruck, daß die öffentlichen wewalten jede Autorität ver­

Joren haben und auch keine Bürgschaften, für die Anfrecht­

Großes Hauptauartier, 31. Okt.(W2B.) Westlicher Kriegsschauplatz,

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In der Mitte der flaudrischen Schlachtsron: wursten sich gestern erbitterte Kämpfe ab.

Dem morgens über die ganze Front vom Houthoulster Walde bis zum Kanal CominesYvern ausdehnten Trom­meljeuer folgten tagsüber starkeenglische Anariffe zwischen den von Roulers über Langemarck und Zonnebeke nach Ypern führenden Bahnen.

Die Wucht des feindlichen Stoßes richtete sich gegen den Ort Pasichendaele, der vorübergehend verloren ging.

Im ungestürmen Angriff sturmbewährter Regimenter unter zusammengefaßter Artilleriewirkung wurde das Dor wieder genommen und gegen später neu ansetzende Angriffe der Eugläuder in zähen bis zur Dunkelheit währenden Kämpfen vollständig gehalten.

Unsere seitlich des Dorfes kämpfende Infanterie und die kampserprobten Maschinengewehrscharfschützen schlugen die sich im Laufe des Tages mehrfach wiederholenden feindlichen An­griffe in unerschütterlichem Ausharren in dem durchwühlten und verschlammten Trichterfelde erfolgreich zurück und nahmen zeitweilig verlorenen Boden in kraftvollen Gegenstößen dem Feinde wieder ab.

Neben den Hauptangriffen nordöstlich von Dvern suchten die Engländer auch beiderseits der Straße Menin

9peru bei Gheluvelt vorzudringen. In unserm gut­liegenden Artilleriefeuer kamen nur schwache Teile des Geg­ners zum Vorgehen. Sie wurden durch die Infanterie und Maschinengewehre zurückgetrieben.

Die am gestrigen Kampf beteiligten Truppen der vier­ten Armee haben in vortrefflichem Zusammenwirken aller Waffen einen neuen Erfolg errungen.

Die Engländer haben, ohne Vorteile zu gewinnen, erneut schwere blutige Verluste davongetragen.

Front des deutschen Kronprinzen.

Am Lise=Aisne=Kaual und an der Berafront des Chemin=des=dames verstärkte sich der Artillerie. kampf gestern erheblich. Die französische Infanterie blieb untätigt.

Auf dem Ostufer der Maas hielt unser Vernichtungs­jeuer im Chaume=Walde sich vorbereitende Angriffe der Franzosen nieder.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Italienische Front.

Die Bewegungen der aus den Kärntner Bergen vordringenden Truppen der 14. Armee und der Isonzo­Armee nehmen den von der Führung beabsichtigten Ver­lauf.

Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.

erhaltung der Ordnung bieten können, die Stadt verlassen haben.Mit der Eisenbahn? rief eine Dame aus,o kein Gedanke. Es ist alles abgesperrt auf den Bahnhöfen. Nur mit unsern Autos konnten wir uns fortbringen lassen. Es sind Kriegslieferanten und Kriegsgewinnler, die um ihr Le­ben am meisten besorgt sind, weil sie die Ausbrüche der Volkswut am ehesten zu scheuen haben.

Ich komme mit einem englischen Industriellen ins Ge­spräch, der sein glänzendes Geschäft in Mailand im Stich gelassen hat. Er erzählt:Was wir seit Wochen befürchtet haben, ist eingetreten. Dies Volk kann keine Niederlage ver­tragen. Jetzt noch weniger als vorher, jetzt hat es nur noch Sinn für raschesten Frieden, und wer sich gegen den Frieden ausspricht, wird zum Feind des Volkes gestempelt. Sonnino hätte nicht sprechen sollen. Er hat das Verhängnis beschleu­nigt. Alles, was zum Papst und zu den offiziellen Soziali­sten hält, das sind vier Fünftel des Volkes, wütet heute in Todfeindschaft gegen Regierung, gegen den König und seine Familie, gegen die Fortführung des Krieges. Mitten am Domplatz hörte ich am 25. erwachsene gutgekleidete Personen schreien:Gott sei Dank, daß jetzt die Deutschen dieser Narrheit ein Ende machen kommen! Und von Geschäfts­freunden aus Genua und Turin hörte ich bei meiner Abfahrt aus Mailand:Die Volksmasse kreischt und jubelt, daß der Feind Erlösung bringt. Es ist eine Stimmung zum Gott­erbarmen. Die Bebörden scheinen den Kopf verloren zu haben. Ihre Beamten denken nicht mehr an ein ernstliches Arbeiten, sondern politisieren und stehen herum, die Befehle werden entweder nicht mehr ausgeführt oder kreuzen sich. Der Zuschauer hat den Eindruck, daß neun Zehntel der Beamten­schaft es auf Sabotage des Krieges abgesehen hat. Die Eisen­bahnen mußten für Güter= und Personenverkehr auf allen Strecken nach dem Osten gesperrt werden, weil der Nachschub von Munition und Verpflegung das unbedingt verlangte. Damit ist aber die Ernährung der städtischen Bevölkerung in Frage gestellt. Die Lage ist so kritisch, wie sie nie in Italien gewesen war. Wenn die feindliche Offensive auch nur acht Tage anhält, ist es um Italien geschehen. Alles, was hungert, schreit nur. noch Brot und Rache.

Im sprach dann mit italienischen Politikern über die Aussichten eines Kabinetts Orlando. Sie werden mir über­einstimmend als sehr ungünstig bezeichnet, weil Orlando den Kriegsparteien noch zu nahe und den Friedensparteien noch zu fern steht.Die allgemeine Entrüstung wird auch ihn fortspülen in den gähnenden Abgrund, meinte ein Mailänder Deputierter.

32000 Tonnen.

Berlin, 30. Okt.[W2B.) Amtlich. Eines unserer U.Boote, Kommandant Kapitänlentnant Hashager(Ernst) hat im Atlautischen Ozean im Armelkanal neuer­dings rund 32.000 Br.=Reg.=To. feindlichen Handelsschiffs­raumes vernichtet. Unter den versenkten Schiffen befand sich der bewaffnete englische DampferMadura(4484 To.), dessen Ladung usw. aus Lokomotiven bestand, ferner 4 große be­waffnete englische Dampfer, von denen einer aus einem Ge­leitzuge herausgeschossen wurde.

Der Ebef des Admiralstabes der Marine.

*

Rotterdam, 31. Okt.(Priv.=Meld.) In der zweiten Ok­toberwoche versenkte ein deutsches Un terseeboot im englischen Kanal einen aus Amerika kommenden bewaff­neten englischen Dampfer mit folgender Ladung: 135 Fünfundsiebzig=Millim.=Feldgeschütze. 30 Zwölf=Zentim.= Haubitzen, 50 000 Feldgranaten, 22 000 Zwölf=Zentim.=Grana= ten, 150 000 Handgranaten. 20 000 Gewehre, 6 Panzerautomo­bile, 11 Lastkraftwagen, 1 500000 Patronen und 140 Ma­schinengewehre.

Italien.

Das italienische Ministerium gebildet. Rom. 81. Okt.

(WTB.) Agenzia Stefani. Das Ministerium ist folgender­maßen gebildet worden: Vorsitzendes und Inneres: Orlando, Außere Angelegenheiten: Sonnino. Kolonien: Colosimo, Justiz: Sacchi, Finanzen: Meda, Schatz: Nitti, Krieg: Ge­neral Alfieri, Marine: Admiral Delbeno. Waffen und Mu­nution: General Dall Olio, Militärische Wohlfahrtspflege und Kriegspensionen: Bissolati, Unterricht: Berenini, Öffentl. Ar­beiten: Dari, Ackerbau: Miliami. Industrie, Handel und Arbeit: Ciuffeli Post= und Telegraphen: Fera, Transport: Bianai. Die Minister leisteten dem Könige den Eid.

England.

London, 31. Okt.(WTB.) Bei Begründung der Kredit­vorlage von 400 Millionen Pfund im Unter­hause führte Bonar Law aus, die Kredite würden die bis zur ersten Januarwoche erforderlichen Gelder liefern. Von Beginn des Finanzjahres bis zum 29. Oktober haben die durchschnittlichen Tagesausgaben 6648000 Pfund betragen, womit der Budgetvoranschlag um 1 237000 Pfund überschritten worden sei. Die Mehrausgaben betrugen bei Armee und Flotte 590000 Pfund, bei verschiedenen Dienstzweigen 306 000 Pfund, bei den Vorschüssen an die Alliierten und Dominions 341 000 Pfund. Er freue sich, daß sich ihm Gelegenheit biete, zu erklären, wie boch nicht nur England, sondern alle alliierten Regierungen die sehr vornehme Weise zu schätzen Veranl ssung hätten, mit der die Regierung der Vereinigten Staaten ihre finanzielle Unterstützung bei den Einkäufen in diesem Lande geliehen habe. Es war ein offenes Geheimnis, daß, bis Amerika in den Krieg trat, die Methode der Finanzierung unserer dortigen Einkäuse und die Frage des Wechselkurses nicht nur ernste, sondern fast unlösbare Aufgaben waren. Die Gesamtmehrausgabe beträgt für das halbe Kriegsjahr 43½ Millionen Pfund, das sind 289000 Pfund täglich. Die Frage der Aufbringung von mehr Geld durch Besteuerung sei geprüft. aber verneinend beantwortet worden. Fast die ganze Mehr­ausgabe entfäht auf des Kriaskamt, nämlich 30 Millionen

Pfund, während die restlichen Millionen Pfund sich auf Marine und Munitionsamt fast gleichmäßig verteilen. Das Unterhaus nahm die Kreditvorlage einstimmig an.

Die Hauptursachen der Zunahme müssen gefunden wer­den in der Preissteigerung der Waren und in der Vermeh­rung unserer Streitkräfte, die wir im Auslande halten, fer­ner in unserem Flugdienstprogramm, das zum wesentlichen Teile mit Rücksicht auf eine Vermehrung des Personal­bestandes aufgestellt wurde, aber die Fluazeuge selbst nicht mit einschloß, sodann in der größeren Zahl der indischen Truppen in Mesopotamien und endlich in der Vorwärts­bewegung, welche unsere Truppen in Flandern gemacht haben. Das bedeutet eine Mehrausgabe für Eisenbahnen, Brücken usw. Als Beispiel führte Bonar Law an, daß eine Entfernung zwischen einer Eisenbahnverbindung und vor­geschobenen Linie in großem Umfange durch Automobil­Transport ausgefüllt werden müßten, was für ein halbes Jahr 5 Millionen Pfund gekostet habe.

Am 29. Sept., dem Ende des Finanzhalbjahres, stand die nationale Schuld auf 9 Milliarden Pfund. Aber von dieser Summe sind wir berechtigt, die Vorschüsse an unsere Alliierten und Dominions abzuziehen, und zwar für unsere Alliierten 1100 Millionen und für die Dominions 160 Mill. Pfund. Wir sind auch berechtigt, einen Teil der 100 Millio­nen Pfund betragenden Kriegsabgabe der indischen Regierung. nämlich 66 Mill., abzuziehen, demnach im ganzen 1326 Mill. Pfund. Die Staatsschuld bei Ausbruch des Krieges betrug 645 Mill., und die Kriegsschuld beläuft sich demnach auf 3 Milliarden.

Bonar Law stellte die englische und die deutsche Finanz­lage einander gegenüber und führte aus, daß Kreditbewilli­gungen von 4700 Millionen vom Reichstage angenommen worden seien und daß diese Bewilligungen nicht die Vor­schüsse an die Verbündeten einschließen. Englands Aufwen­dungen für den Krieg seien daher um 1700 Millionen kleiner als die Deutschlands. Der Redner erwähnte dann die Höhe der Steuereinnahmen Englands und hob hervor, daß Deutsch­lands erhöhte Kriegsbesteuerung um 55 Millionen hinter der Verzinsung dieser Schuld zurückbleibe. England könne zwar die Anspannung nicht unbegrenzt tragen: aber nicht der Man­gel an Geld würde England verhindern, den Krieg zu gewin­nen, da England die Anspannung länger ertragen könne, als dies bei seinen Feinden der Fall sei.

Unsere Feinde.

Petersburg, 30. Okt.(WTB.) PTA. Der Streik der Apotheker, der seit 15 Tagen anhält, fängt an, sich zu verschlimmern durch die Ausschreitungen der Ausständigen, die durch Anwendung von Gewalt die Arbeit verhindern, selbst in einigen Apotheken, denen sie im Hinblick auf die kritische Lage der Bevölkerung die Erlaubnis, ihre Betriebe fortzusetzen, erteilt hatten. Der Stadtrat beschloß, die Apotheken zu be­schlagnahmen und wendet diese Maßnahme von heute ab auf 55 Apotheken an.

Spanien.

Die Kabinettskrise in Spanien. Madrid, 81. Okt. (WTB.] Die demokratischen Minister vereinigten sich unter dem Vorsitze Alhucemas und erklärten einstimmig, alle Be­mühungen zur Bildung eines Konzentrationskalinetts zurück­zuweisen, da eine von Sanchez Toca gebildete 9.#zierung im­mer nach rechts neigen würde, während die demokratische Partei offen eine Orientierung nach links verlangt. Sanchez Toca hatte eine Unterredung mit Alhucemas und betonte, daß alle Parteien der Linken es ablehnen, sich an einem Kon­zentrationskabinett zu beteiligen, wenn er nicht sofort die Kammer einberufe. Sanchez Toca wird nachmittags die Ver­bandlungen fortsetzen.. Lentug 2i5 E#a##t.

Eine Meldung der Havasagentur gibt bekannt. Toca habe die Kabinettsbildung abaelehnt, nachdem Prieto und mehrere andere Monarchisten ihm ihre Unter­stützung verweigert haben. Man glaubt, der König werde Garcia Prieto berufen.

Deutsches Reich.

Berlin, 31. Okt.(WTB.) DieNordd. Allg. Ztg. schreibt: DerLokalanzeiger bringt eine Zuschrift aus München, die über die Kandidaturdes Grafen Hertlinggänz­lichhaltlose Kombinationen aufstellt und dabei mit­teilt, daß der frühere Unterstaatssekretär der Reichskanzlei bei seinem und des früheren Reichskanzlers Scheiden aus dem Amte gesagt habe:Wir kommen wieder!" Nach Erkundigungen bei Exzellenz Wahnschaffe können wir mitteilen, daß eine solche Außerung niemals gefallen ist.

Von der Berliner Börse. Berlin, 31. Okt.(W2B.) Nachdem in Übereinstimmung mit dem gestrigen matten Schluß auch heute die Kurse bei Eröffnung des freien Bör­senverkehrs überwiegend niedriger eingesetzt hatten, trat im Verlaufe bei zunehmender Geschäftstätigkeit wieder ein Um­schwung nach oben ein, von dem vornehmlich Daimler= und Rüstungswerte unter Führung von Rheinmetall. Kali. Pe­troleum, Schiffahrts- und chemischen Werten größeren Nutzen zogen. In Montanwerten war die Kursbewegung nicht ein­heitlich. Sie waren etwas vernachlässigt. Auf die Ver­schmelzung lagen Westfälische Stohlwerke höher. Bismarck­hütte etwas niedriger Österreichische und türkische Aktien­werte wurden im Einklang mit Wien realisiert. Der Anlage­markt vexkehrte in rudiger Stetiakeit,

Die Qualität von Wasserrüben int, wie allgemein berich­tet wird, defrindigend, sodaß große Nachbestellungen zustande gekommen sind. Da aber von morgen an die Höchstpreise be­deutend herabgesetzt sind, fragt es sich, ob genügend Material von den Erzeugern herauszubekommen sein wird. Die Lage des Raubfuttergeschäftes ist nach wie vor recht ungünstia. Von Heidekraut kommt manches heran und es besteht Nachfrage, zumal die Qualität trotz des Regens aut ist. Der Verkehr in Saatkartoffeln ist im allgemeinen sehr lebhaft. nur das Geschäft nach Süddentschland hat nachnelassen.

Dr. Michaelis.

Die kurze Zeit der Reichskanzlerschaft des Herrn Dr. Michaelis ist als beendet anzusehen. Möglich, daß Herr Dr. Michaelis noch auf einem anderen Posten Verwendung fin­det, aber die erste Stelle des Reiches ist ihm entglitten, be­vor er noch festen Fuß hat fassen können. Es ist eine eigen­tümliche, aber auch bedeutungsvolle bese in der Entwicklung

der rolitischen Verhältnisse des Deutschen Reiches, und die Einwirkung dieser Zeit wird tiefer sein als die Kürze der Dauer es für den oberflächlichen Beobachter mag erscheinen lassen. Denn in seinem Sturze offenbarte sich zum ersten Mol der Wille und die Kraft des Parlaments zur Betäti­gung gegen den Reichskanzler, desselben Parlaments, dem vor 30 Jahren Bismarck zurufen konnte:Die Mehrheit des Reichstages imponiert mir nicht" Darum stellt die Zeit der Kanzlerschaft des Herrn Dr. Michaelis einen wichtigen Ab­schnitt in der deutschen Geschichte dar der keinen Vergleich hat, auch nicht in dem Rücktritt seines Vorgängers v. Beth­mann=Hollweg. Wohl hatte auch damals das Parlament mit zu dem Sturze beigetragen, aber es äußerte damals seine Auffassung über die Lage, als es gefragt war von Bethmann­Hollweg, als es von ihm angerufen war als Kronzeu je dafür, daß seine Stellung nicht als erschüttert anzusehen war, und den Todesstoß aab ihm damals nicht das Parlament, sondern das Entlassungsgesuch des Kriegsministers, mit dem andere hohe militärische Stellen solidarisch waren.

Als Dr. Michaelis, der Unterstaatssekretär, der Ernäh­rungskommissar für Preußzen, zum Reichskanzler berufen wurde, was das Erstaunen naturgemäß auf allen Seiten groß. Aber im Vertrauen darauf, daß doch irgendwelche An­haltspunkte dafür vorliegen müßten, Herrn Dr. Michaelis in schwieriger Zeit das schwierigste Amt zu übergeben, war man allgemein bereit, abzuwarten, ob in diesem Manne, der schon eine starke Geste gezeigt hatte, starke Kräfte verburgen seien, die sich zeigen würden, wenn er an der verantwortlichen Stelle stände. Man erinnerte sich an das Wort, das Bismarck von seinem Könige hörte, als er den Gesandtenposten in Frank­furt übernahm:Sie haben viel Mut, dieses Amt zu über­nehmen, worauf Bismarck antwortete:Der Mut ist ganz auf Seiten Eurer Majestät, die mir dieses Amt anträgt. Herr Dr. Mchaelis traute sich viel zu, und die Stellen. die den Kaiser den Rat gaben, ihn zu ernennen, mußten Herrn Dr. Michaelis viel zutrauen, wenn er das Staatsschiff führen sollte, gerade wo die politischen Wellen am höchsten gingen. Es hat sich leider gezeigt, daß Herr Dr. Michaelis der Kunst des Steuerns unkundig war und die Kunst des Steuerns mitten im Sturm erlernen wollte, wo der tüchtigste Steuer­mann Arbeit genug bot.... H. gmickaslig a.2 uus J.

Die Befürchtungen, daß Herr Dr. Michaelis sich auf ein ihm gänzlich unbekanntes Gebiet begeben habe, erhielten gleich in den ersten Tagen nach seiner Ernennung eine bestimmte Unterlage in den vertraulichen Verhandlungen mit den Par­teiführern. Es wurden damals schon mancherlei Zwischen­fälle erzählt, die den gewandten Parlamentariern ein Kopf­schütteln abnötigten. Als sich in der Effentlichkeit dann einige Fälle anreihten, erhob sich bald der Unwille, und die Autorität dieses Kanzlers, der erklärt hatte, daß er die Füh­rung sich nicht nehmen lassen werde, wurde bald sehr gering. Er hat die Führung nie bekommen, die lom gobl nur des­halb zugetraut worden ist, weil man im Preußischen Abgeord­netenhause ein starkes Wort von ihm hörte:Wer will mich hindern, wer mir in den Arm fallen, ein Wort, das man als gegen den preußischen Landwirtschaftsminister gerichtet ansah und darum auf der Linken beifällig aufgenommen hat. Michaelis wurde damals in diesen Kreisen soznsagen ein populärer Mann. Aber die Popularität hat nicht stand ge­halten als sie auf Herz und Nieren geprüft wurde.

Man muß das bedauern im Interesse dieses Beamten, der in seinen früheren Stellungn und auch in der Ernäh­rungsfrage manches geleistet hat, wenn er auch keinesfalls überall das Richtige getroffen hat. Er hatte damals im Preußischen Abgeordnetenhause Anklagen gegen die Produ­zenten erhoben oder wenigstens durchblicken lassen, für die Belege nicht gegeben worden sind. Es berührte sympathisch, daß er bei seinem ersten Auftreten als Kanzler diese inhalt­lich nicht aufrecht erhielt und für ein Zusammenarbeiten der verschieden: Stände eintrat. Es hat ihm sicherlich nicht der gute Wille gefehlt, dieses Zusammenarbeiten zu fördern, aber es ist ihm nicht vergönnt gewesen, es durchzuführen. Er hat erfahren müssen, daß es in dieser großen und schweren Zeit nicht genügt das Beste zu wollen, sondern daß auch die besten Männer auf den Platz gehören, den sie ausfüllen können. Alle Kräfte gehören dem Vaterlande auf dem Platz, auf dem sie ihm nutzen können. Und darum wäre es zu bedauern. wenn es bei der alten Praxis bliebe und Herr Dr. Michae­lis in einer weniger politischen Stellung nicht noch seine frü­her bewährten Fähigkeiten als Beamter zur Geltung brin­gen könnte. Die Pläne dafür sind geschmiedet worden und noch nicht fallen gelassen. Wenn er preußischer Ministerprä­sident werden sollte, so wird er auch hier eine schwierige und wichtige politische Stellung erhalten. Wir wissen nicht wie er sie eventuell durchführen würde, aber wenn er sie übernimmt, dann werden wir sein Können auf diesem Posten ohne Vor­eingenommenheit verfolgen und wir geben uns der Hoffnung hin, daß er sich in diesem kleineren Rahmen in hinreichendem Maße in die Fragen einarbeiten kann. die die Verhältnisse Preußens in ihrem innersten Wesen berühren und darum ebenfalls von größter Wichtigkeit sind, und daß er mit glück­licherer Hand als im Reiche seines Amtes walten möge!... 22

Aus der Stadt.

Münster, 31 Oktober.

Militärisches. General der Kavallerie Johannes v. Lenke ist in Wiesbaden im 81. Lebensjahr verstorben. Der Verstorbene wurde im Jahre 1866 in das neuaufgestellte 2. Hannoversche Ulanen=Regiment Nr. 14 in Münster ver­setzt und hierauf zum Großen Generalstabe kommandiert. Im Kriege 1870/71 erwarb er sich als Generalstabsoffizier des Kronprinzen das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Nach einer glän­zenden Laufbahn trat er 1896 in den Ruhestand über. Mit seinem Tode ist der ihm am 18. Jannar 1896 verliehene Adel im Mannesstamm erloschen.

= Sein 50jähriges Berufsjubiläum kann am 1. November d. J. der in der Westfälischen Vereinsdruckerei als Schriftsetzer tätige Herr Bernh. Erking begehen. Der Jubilar trat am 1. November 1867 in der Aschendorssschen Druckerei in den Beruf ein und absolvierte dort die damals noch übliche 5jährige Lehrzeit als kurzer Unterbrechung war er immer in seiner, Paterstadt beschäftigt. Möge, es dem Jubilar vergönnt sein, noch viele Jahre in seinem Prnie üte ur Ger.

OVorträge über Pflege und Fürforge der Kriegersamilien. Mon­tag, den 5., und Dienstag, den 6. November, wird Herr Domvikar Surmann im Frauenbundhaus zwei sehr wichtige und interessante Vorträge über die Pflege und Fürsorge der Kriegerfamilien halten. Alle Bezirks= und Schutzdamen werden dringend gebeten, den Vorträ­gen beizuwohnen. Freunde und Wobltäter der Hülfs= und Beratungs­stelle sind ebenfalls freundlichst eingeladen.

0 Konservatorium der Musik. Donnerstag den 1. November, abends 8 Uhr, findet im Zoolog. Garten eine Aufführung des musika­lischen VolksstückesMuttersegen" oderDie Perle von Savoven statt, in der der Hofschauspieler Neustadt=Neuwald als Loustalot gastieren wird.

Nachtrag zur Gottesdiensteördnung

Allerheiligen und Allerseelen.

St. Josephskirche(Salzstr.). Sädtisches(Bymnnastum. 8 Uhr feier­liches Leviten=Hochamt. Müdyen Rittelshule u. tet##h:s Semninar. Uhr feierliches Hohnnt. Alerseelen: Beinshes(Byniastum. ½8 Uhr 2 kleine hl. Meson. Uhr feierli dhes Agien mit Leoiten. Mädchen=Mittelschule und tech tisches 9= ninar. 9 Uhr Reqniem.

St. Vervatilkdirche. 8 Uhr##. Meßse, 9, Wesse mit, Predigt und

Voitsgesang. Nach demselben noch 2 kleine A. Wessen. Abende 7 Uhr Rosenkranz=Andacht. Allerselen: Von ½, Uhr an te#r halde Stund­

hl. Messe, 1/#8 Levitenseelenamt. Abende 7 Freizweg=Andacht für die

ermen Seelen. Während der Oktao des Abends 7 Uhr Andacht.

Hauprredafteur Rodell Geriarboit. Es verantworten: den redakte­

neclen Teil Poul Koene, die Reklamen und Inserate Auten. Pusch, alle in Mänster. Druck