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Dritte Ausgabe.
Donnerstag, 30. August 1917.
66. Jahrgang. Nr. 619.
Die Tagesberichte der Verbündeten.
Sofia, 30. Aug.(W2B.) Amtlicher bulgarischer Generalstabsbericht vom 29. August:
Mazedonische Front: Zwischen Ochrida= und Prespa=See nachmittags lebhaftes Artilleriefeuer. Im Cernabogen einige Feuerüberfälle von Seiten des Feindes. In der Moglenagegend wurden bei Zborsko Erkundungseinheiten des Feindes durch Feuer verjagt. Zwischen Wardar und Doiran=See war die Tätigkeit der feindlichen Artillerie den ganzen Tag über sehr lebhaft. Aus den Nordabhängen der Kruscha-Planina und an der unteren Struma Patrouillen= tätigkeit.
Rumänische Front: Artilleriefeuer auf die Stadt Tulcea. Auf der übrigen Front an verschiedenen Stellen schwaches Geschützfeuer.
Konstantinopel, 30. Aug.(WTB.) Amtlicher Tagesbericht vom 29. Augüst:
Diala=Front: Eine englische Eskadron, die mit zwei Geschützen gegen Deli=Abas vorging, wurde durch Artilleriefeuer vertrieben.
Sinai=Front: Artilleriefeuer und feindliche Patrouillentätigkeit gegen Bir=es=Scab. Bei Abn=Suheban verjagten unsere Patrouillen die feindlichen.
Von den Kriegsschauplätzen.
Wien, 29. Aug.(WTB.) Aus dem k. k. Kriegspressequartier wird gemeldet: Besonders heftige Kämpfe waren gestern am Plateau von Bainsizza und im Raume östlich von Görz. Hierzu zog der Feind auf allen Anmarschwegen massenhaft Verstärkungen heran. Von unsern nimmer müden Artilleriebeobachtern bemerkt, konnten die feindlichen Ansammlungen im Vernichtungsfeuer zermalmt werden. Panikartig sah man da die Italiener aus den Sammelorten flüchten. Estlich von Podlesec scheiterten fünf mächtige Stürme des Feindes durch Feuer und
Handgranaten. Das gleiche Schicksal erreichte die Italiener br###ch, von Breg. Auch im Raume von Kal griff der Feind in dichten Wellen an. In unserem Feuer zerstob er, und als dort starke Patrouillen in der Nacht vorfühlten, nahmen wir sie gefangen oder vertrieben sie. Um den Monte San Gabriele rang der Feind bis tief in die Nacht. In ein schmales Stück am Nordhange drang er ein. Drei schwere Mörserbomben warfen Entsetzen zwischen die Eingedrungenen. Unsere kleine und mittlere Artillerie riegelte den Einbruchsraum sofort durch Sperrfeuer ab. Heldensöhne aus Ungarn, Steiermark und Galizien setzten dort zum Gegenangriff ein. Der Feind wurde aufgerieben. Der Rest, ein Stabsoffizier und 200 Mann. wurden gefangen genommen. Auch östlich von Görz wurde erbittert gekämpft. Die Höhe von San Marco, die aus dem fruchtgesegneten Görzer Becken emporsteigt und deren steile Hänge Edelkastanien beschatten, griff der Italiener immer wieder an. Nordböhmen und Kroaten wiesen ihn blutig ab. Gefangene von 7 italienischen Regimentern sielen in ihre Hände. Auf der Karsthoch fläche war nur Stellungsfeuer. Die offene Stadt Triest suchten gestern zweimal feindliche Flieger auf. Unser Abwehrfeuer hielt sie zum großen Teil vom Stadtgebiet ab. 8 Bomben, die in die Stadt fielen, verursachten wenig Schaden. Heute suchten wieder 8 seindliche Wasserflugzeuge die Stadt heim. 18 Bomben warfen sie in die innere Stadt. Sachschaden an Privathäusern war vielfach die Folge. Bisher zählten wir 2 Tote und 5 Verwundete.
Die amtlichen Berichte der Feinde.
Französischer Heeresbericht vom 29. August, nachmit
tags: An der Aisnefront Geschützkampf mit Unterbrechungen. Unser Feuer sprengte ein Schießbedarfslager in der Gegend von Courtecon. Im Gebiete von Verdun ziemlich lebhaftes Geschützfeuer im Abschnitte von Avocourt und der Höhe 304. Wir haben feindliche Erkundungsabteilungen, die unsere Linie nördlich vom Caurières-Walde zu erreichen suchten, abgewiesen. Die Zahl der unverwundeten Gefangenen aus der Gegend von Beaumont seit dem 26. August beträgt 1470, darunter 37 Offiziere. Überall sonst war die Nacht ruhig.
Abends: Ruhiger Tag an der gesamten Front, außer in der Gegend des Denkmals von Hurtebisc und auf beiden Maasufern, wo sich die beiden Artillerien sehr tätig zeigten.
Belgischer Bericht: In der Nacht zum 28. und 29. August große Tätigkeit unserer Patrouillen südlich von Dixmuiden wurde von einer Aufklärungsabteilung ein Angriff ausgeführt. Wir zerstreuten eine feindliche Abteilung und brachten Gefangene ein. Infolge schlechten Wetters nur schwache Artillerietätigkeit.
Englischer Heeresbericht vom 29. August. Nachts führten wir erfolgreiche Vorstöße nordöstlich von Souzeaucourt aus. Südwestlich von Hulluch machten wir Gefangene. Südöstlich von Langemarck säuberten wir einen Stützpunkt. in dem sich eine feindliche Abteilung unmittelbar vor unseren neuen Linien hielt.
Abends: Das stürmische Wetter hält an. Ein Bomhenangriff auf zwei unserer Posten östlich von Oostaverne wurde unter Verlusten abgeschlagen.
Russischer Heeresbericht vom 29. August: Westfront: Stärkeres Gewehrfeuer in Richtung auf Brody.— Rumänische Froni: In Richtung Okna, in der Gegend nördlich Grozesci sowie nordöstlich Ceseew(?) unternahm der Feind während des ganzen 28. August hartnäckige Angriffe. Der Kampf spielte sich mit wechselndem Erfolge ab. In Richtung Fecsani griff der Feind am frühen Morgen des 28. August nach Artillerievorbereitung unsere Stellungen in der Gegend von Muncelu an. Eine unserer Divisionen, die dem Feinde nicht den notwendigen Widerstand leistete, flohin Unordnung und ließ ihre Stellungen im Stich. Während des ganzen Tages setzte der Feind seinen Vormarsch fort und näherte sich der Linie Ireschti— Varnitza—Fitionescht—Tscholianesci. In der Nacht zum 29. August durchbrach er unter Ausnützung seines Erfolges unsere Stellungen in der Gegend von Varnitza. An der übrigen Front Gewehrfeuer.
Italienischer Heeresbericht vom 29. August: Auf der Hochfläche von Bainsizza ging der Kampf gestern weiter. Indem unsere Truppen feindliche Nachhuten warfen, deckten sie eine neue, feste, vorher eingerichtete Widerstandslinie auf und griffen sie an. Der Feind verteidigte sich mit großer Erbitterung. Auf den Höhen östlich Görz konnten wir einige Fortschritte machen. Wir machten während des Tages über 1000 Gefangene und erheuteten einige Maschinengewehre. 246 Flugzeuge nahmen gestern am Kampfe teil. Ein Geschwader von 40 Caproni beteiligte sich an der Unternehmung östlich Görz und warf mehr als 7 Tonnen Bomben auf seindliche Batterien, die im Walde von Ranovizza aufgestellt waren. Auf dem Karst Artillerie= und Patrouillentätigkeit. In der Gegend des Stilfser Jochs an der Trentiner Front griff der Feind am 27. August einen unserer vorgeschobenen Posten zwischen den Gletschern des Hochtales von Zebru an. Es gelang ihm, hier einzudringen. Die Unfrigen vermochten indessen einen höher gelegenen Gipfel zu besetzen, von dem aus sie ihre alte Stellung unter ihrem eigenen Feuer halten konnten.
Der Seekrieg.
Madrid, 30. Aug.(WrB.) Blättermeldungen zufolge, versenkte ein U-Boot in der Nähe der vortugiesischen Küste die vortugiesischen Dampfer„Serra“ do Pilan“ und Serrado Marco.“
Berlin, 30. Aug(WTB.] Der argentinische Gesandte hat hier mitgeteilt, daß seine Regierung die Angelegenheit der Versenkung des argentinischen Dampfers„Tero“ durch die deutschen Erklärungen als erledigt betrachtet. Die deutsche Regierung hat für den Dampfer„Toro“ die Zahlung einer Entschödigung zugesagt.
Die Wirkung des deutschen U.=Bootkrieges. Stockholm, 30. Aug.(WTB.] In der„Nyr Daglight Allehanda" behandelte ein Marinefachmann auf Grund genauer Berechnungen
Trweiterter Kumpsersoig dei Zbesant.
Der Feind aus Inesti geworfen; 300 Gefangene und zahlreiche Maschinengewehre eingebracht.— Lebhafte Kampftätigkeit in Flandern und bei Verdun.
Großes Hauptauartier, 30. Aug.(W7B.) Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Die Kampftätigkeit in Flandern beschränkte sich auch gestern auf starkes Feuer in einigen Abschnitten nordöstlich und östlich von Yvern.
Frühmorgens führten die Engländer einen heitigen Vorstoß nordöstlich von Wieltie, der verlustreich im Feuer und Nahkampf zusammenbrach.
Front des deutschen Kronprinzen.
Am Chemin=des=dames scheiterten mehrere nach Feuerwellen vorbrechende Erkundungsvorstöße der Frunzosen südöstlich von Cerny.
Vor Verdun nahm abends der Artilleriekampf wieder größere Stärke an. Außer Erkundergefechten keine Infanterietätigkeit.
Armee Herzog Albrecht.
Französisches Feuer gegen Thiaucourt wurde erneut durch kräftige Beschießung von Noviant=aux=Pres erwidert.
Ostlicher Kriegsschauplatz,
Hecresfront des Prinzen Leopold von Bayern.
Bei Dünaburg und Smorgon lebte die Feuertätigkeit erheblich auf. Auch südwestlich von Luck. bei Tarnovol und am Zbruez war die russische Artillerie rühriger als sonst.
Front des Generalobersten Erzherzogs
Südlich von Tiraul und Okna wurden rumänische Angriffe gegen unsere Linien abgewiesen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.
Der Kampferfolg des 28. August in den Bergen nordwestlich von Foesani wurde gestern erweitert. Ein kraftvoller Stoß der bewährten Angriffstruppen warf den zähe sich wehrenden Feind aus Inesti und drängte ihn über die Höhen nördlich des Dorfes gegen das Susitatal zurück. Ein aus Schlesiern und Sachsen bestehendes Regiment zeichnete sich besonders aus. An 300 Gefangene und zahlreiche Maschinengewehre und Fahrzeuge wurden eingebracht.
Heftige Entlastungsangriffe der Gegner ohne Rücksicht auf Menschenverlust gegen die von uns nordöstlich und nördlich von Muncelu erkämpften Linien geführt, blieben erfolglos und ohne Einfluß auf die Angriffsbewegung westlich der Susita.
Am Sereth und an der unteren Donau steigerte sich die Gefechtstätigkeit.
Mazedonische Front.
Die erhöhte Feuertätigkeit dauert an, besonders südwestlich des Doiran=Sees.
Bei Thuma und Aleak Mah unternahmen die Bulgaren erfolgreiche Streifen, bei denen mehrere französische Posten aufgehoben und Gefangene zurückgeführt wurden. Einige angreisende feindliche Kompagnien wurden durch Feuer vertrieben.
Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.
die Wirkungen des deutschen U.=Bootkrieges und kommt dabei zu dem Ergebnis, daß der der Entente zur Ver fügung stehende Frachtraum, der zu Anfang des Krieges 38 Millionen Tonnen betrug, bei der jetzigen Wirksamkeit der deutschen U.=Boote am 1. Januar 1918 auf 13900 000 Tonnen herabgesunten sein werde. In diesem Zusammenhang schließt er seine Untersuchung mit den Worten: Schon jetzt über den wahrscheinlichen Ausgang des Krieges etwas vorauszusagen, ist natürlich verfrüht; so viel aber kann man als sicher annehmen, daß, falls kein Ereignis eintritt, das die Wirkungen des U.=Bootkrieges neutralisiert, die Entente früher oder später auf die Knie gezwungen wird. Der Zeitpunkt ist vielleicht noch fern, aber wenn die Einsicht in die Gefahr in den Ententeländern weiter um sich gegriffen hat, wird sicherlich die bloße Drohung dazu geeignet sein, eine starke Friedensneigung hervorzurufen.
Berlin, 30. Ang.(W2B.) Amtlich. Durch unsere U.Boote wurden in der Nordsee und im BristolKanal neuerdings vier Dampfer und drei englische Fischerfahrzeuge versenkt, darunter zwei bewaffnete englische tiefbeladene Dampfer von mindestens 4000 Tonnen, ein tiefbeladener französischer, anscheinend mit Kohlen beladener Dampfer und die englischen Fischerfahrzeuge„Nr. 10a“, „Elraza“.„W. Y. 105“,„S. H. 107“.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Unsere Feinde.
Lonvon, 30. Aug.(W2B.) Die Sozialistenkonferenz der Alliierten wurde um 7 Uhr abends geschlossen. Der Ausschuß für die Stockholmer Konferenz legte seinen Bericht vor, in dem er Teilnahme an der Konferenz seitens aller Abteilungen der Arbeiter= und Sozialistenverbände empfiehlt. Es folgt eine lebhafte Erörterung. Da eine Einstimmigkeit nicht zu erzielen war, wurde der Bericht des Ausschusses und die Erörterung darüber einfach zu Protokoll genommen. Danach wurde der Vorschlag unterbreitet, daß ein ständiger Ausschuß zu dem Zwecke exnannt werden soll, die verschiedenen Fragen im Hinblick auf die Einberufung einer neuen Konferenz der verbündeten Länder zur Vorbereitung für den internationalen Sozialistenkongreß weiter zu erörtern. Dieser Vorschlag wurde von der Mehrheit angenommen. Der ständige Ausschuß, der aus je zwei Abgeordneten jeder Abteilung besteht. wurde ernannt.
London, 30. Ang.(WTB.) Die Sozialistenkonferenz der Alliierten lehnte mit 55 gegen 4 Stimmen einen Antrag ab, der sich gegen jede Besprechung mit feindlichen Abgeordneten ausspricht, bis Deutschland die besetzten Gebiete geräumt hat.
Der„Matin“=Korrespondent in Zürich verhaftet.
Frankfurt a. M., 28. Ang. Die„F. Z.“ meidet aus Bern: Die Nachricht, daß der Korrespondent des„Matin“ in Zürich verhaftet und bei dem Züricher Korrespondenten des „Pariser Journal“ eine Haussuchung vorgenommen wurde, bestätigt sich. Es handelt sich, nach dem„Berner Bund“, um Untersuchungsmaßnahmen des eidgenössischen Untersuchungsrichters für Spionagesachen.
Ausbildung amerikanischer Offiziere. Rotterdam. 30. Aug.(WTB.) Die„Times“ melden aus Newyork daß in den übungslagern 150 000 Offiziere ausgebildet werden. Das Kriegsdepartement hat die Anerbietungen der französischen und englischen Regierung, Instrukteure für Offizierskurse zu schicken, angenommen. Die Offiziere werden das Cadre für eine Armee von 4 500 000 Man bilden.
Erhöhung der Kriegsgewinnsteuer in Amerika. Washington, 30. Aug.(WTB.] Der Finanzausschuß des Senats hat der Erhöhung der Kriegsgewinnsteuer von 26 auf 33 Prozent zugestimmt, wodurch der Betrag des Voranschlages von 562 auf 1060 Millionen Dollars steigt.
Sir Edward Grey 7.
(=) London, 30. Ang.(Eig. Meld.) Wie der Poldhubericht meldet, ist der frühere englische Staatssekretär des Auswärtigen, Sir Edward Grey, am 29. August gestorben.
Der Tod Sir Edward Greys bedeutet das Hinscheiden einer Persönlichkeit, die in der Vorgeschichte des Krieges eine ebenso bedeutsame wie verhängnisvolle Rolle gespielt hat. In den Jahren vor Ausbruch des Krieges war er der Leiter der auswärtigen Politik Englands und als solcher hat er das Erbe König Eduards nicht bloß verwaltet, sondern weiter ausgebaut, und wurde so eine der treibenden Persönlichkeiten in der Einkreisungspolitik gegen Deutschland. Grey hut, das muß man ihm zugestehen, dabei verstanden, äußerlich die Form zu wahren und den Glauben zu erwecken, wenigstens auf einen großen Teil Deutschlands sowohl als auch der übrigen Welt, als ob er eine Verständigung wünschte.
Als dann im Juli 1914 sich die Dinge zuspitzten, hat Greys Verhalten nicht dazu beigetragen, die ehrlichen Bemühungen Deutschlands um den Frieden zu unterstützen. Der Kriegswille Frankreichs und Rußlands ist im Gegenteil durch ihn befestigt worden, und er suchte dann nur noch einen Vorwand für die Kriegserklärung an Deutschland. Dann fiel auch der letzte Schein, und Greys erbitterte Feindschaft gegen Deutschland trat klar zutage.
Im Dezember 1916 trat Grey von der Leitung der englischen auswärtigen Politik zurück. Den Grund hierfür bildete ein schweres Augenleiden. Aber es hatten sich auch bereits in England für ihn Schwierigkeiten ergeben, die seinen Rücktritt bedingt haben würden.
Pressestimmungen zu den Enthüllungen im Prozeß Suchomlinoff.
Berlin, 20. Aug.(WTB.] Zu den Enthüllungen im Suchomlinoff=Prozeß schreibt die„Ger mania" u. a.: Noch heutigen Tages vergessen nicht unsere Feinde, das Kapitel von der Schuld am Kriege für uns besonders ungünstig darzustellen, und auf der Stockholmer Sozialisten=Konferenz sollte es nach Willen der Ententesozialisten sogar den ersten Gegendstand bilden und die Voraussetzung für die weiteren Verhandlungen sein. Fast möchte man sagen, es sei schade, daß es nicht zu dieser Aussprache kommen soll. Ohne Zweifel hätte sie vor den Augen der ganzen Welt einen ganz anderen Verlauf genommen, als man in Lundon und Paris denkt. Die russische Stichprobe deutet klar darauf hin.
Der„Lok.=Anz.“ und die„Volksztg.“ schreiben übereinstimmend: Die Schuldigen sind restlos entlarvt, Lüge und Mord sind offenbar. Suchomlinoff hat gestanden. Lloyd George braucht keine Schuldigen mehr zu suchen, er hat sie. Er darf dabei nicht vergessen, sich an die eigene Brust zu schlagen, denn er hat auch schon damals in der englischen Regierung gesessen.
Die„Morgenpost“ führt aus: Ein Zweifel des Schleiers, der noch über den Ereignissen der schicksalsschweren Tage unmittelbar vor den Kriegsaus.bruch aus gebreitet liegt, ist bereits in dem Zeugenverhör beim Suchomlinoff=Prozeß gelüfet werden. Und was wir zaudernd erkennen, ist, daß die Petersburger Hetzer, vor allem der bösartige Suchomlinoff, den unglückseligen Schwächling Nikolaus. der noch im letzten Augenblick vor dem Unglück zurückbebte, das er anzurichten im Begriffe stand, durch freche Lüge und gewissenlose Zettelungen in das Unheil hineinhetzte.
Zur Friedensnote des Papstes.
&a Amsterdam, 30. Aug.(KZ.) Während der Wortlaut der Antwort Wilsons auf die päpstliche Note noch nicht bekannt ist, liegen von Reuter ausgewählte Erklärungen amerikanischer Blätter darüber vor. Sie laufen im Grunde dahin aus, daß man mit den gegenwärtigen Machthabern in Deutschland nicht unterhandeln kann. In diesem Sinne werde die Ablrhnung des päpstlichen Vorschlages durch den Präsidenten gebilligt. Der Ton ist ein wilder. Ein Blatt schreibt: Erst muß Deutschland geschlagen sein.
Kesseltreiben gegen den Papst. Amsterdam, 29. Aug. (EK.) Die Northeliffe=Presse veranstaltet ein wahres Kesseltreiben gegen den Friedensschritt des Papstes und greift diesen in heftigen Ausdrücken versönlich an. Während die „Times“ in einem längeren Artikel den Papst als ein Werkzeug„deutscher Intriquen“ bezeichnen, lehnt die„Daily Mail“ jede Vermittlertätigleit des Vatikans auf das entschiedenste ab und erklärte am Schlusse ihrer Auslassung, daß sich England und seine Bundesgenossen für derartige Machinationen bedanken müßten.
Spanien.
Unruhen und Gärungen in Spanien. Bern, 29. Aug. (WXB.) Der„Temps“ meldet aus Madrid: Aus einigen Landesteilen treffen neuerdings Nachrichten über Unruhen und Gärungen ein. In einigen Städten, auch in Madrid wurden die Militärpatrouillen wieder eingeführt. Übadal. der Führer der Katalonier, erklärte in einem Rundschreiben, daß der mit Durchführung der in der Katalonier=Versammlung gefaßten Beschlüsse beauftragte Ausschuß bald die Ergebnisse seiner Arbeit bekanntgeben wird. Der Katalonier=Führer Tambo wird eine Propaganda=Reise in die Nordwest=Provinzen unternehmen. Infolge der neuen Gärungen hat der Minister des Innern, Guera, seine Urlaubsreise verschoben, doch hält er den neuen Zwischenfall für bedeutungslos.
Auf Erkundigungen im Ministerium des Außern erhält die Pariser Presse die Bestätigung, daß in Spanien eine gereizte Stimmung gegen Frankreich bestehe, das man beschuldige, die Revolutionsbewegung geschürt zu haben. Eine Anzahl französischer Staatsbürger ist verhaftet worden. Ein spanischer Parlamentarier versicherte öffentlich, die französische Kammer habe einen Geheimkredit von 80 Millionen Franken zur Unterstützung der Revolutionäre von Barcelona und Bilbao angenommen. Diese offensichtliche Übertreibung gab Frankreich den erwünschten Anlaß, in Madrid vorstellig zu werden. Das spanische Kabinett gab beruhigende Zusicherungen, und die große Madrider Presse veröffentlichte inspirierte Ableugnungen. Die französische Regierung erklärte sich davon befriedigt.
Der frühere Ministerpräsident Graf Romanones hat sich nach San Sebastian zum König begehen. Seine Reise wird mit den französischen Beschwerden in Verbindung gebracht und viel besprochen.
Laut der„Köln. Ztg.“ drahtlos zugehender Meldung aus Madrid ist dort eine Außerung Ribots bekannt geworden. wonach die Sperre der spanischen Häfen für deutsche Unterseeboote unmittelbar durch französische Drohungen von Spanien erpreßt worden ist. Die politischen Unruhen und die überall auflebenden Arbeiterausstände seien nach den Urteilen der unabhängigen spanischen Leitungen ebenfalls von Frankreich veranlaßt, um Spanien seinem Willen gefügig zu machen. Wir wissen übrigens durch die Kundgebungen mehrerer französischer Blätter, daß die Kranzosen in Spanien nichts Geringeres erstreben, als die Beseitigung der Monarchie und die Leitung der spanischen Republik durch den Grafen Romanones.
Die Neutralen.
Bern. 29. Aug.(Eig. Meld.) Der„Temps“ meldet aus Buenos Aires: Ein Manifest mit über 100000 Unterschriften, darunter derjenigen des ehemaligen Ministers Alexsto Gomez, des Kammerpräsidenten de Maria und einer Gruppe katholischer Deputierter, fordert den Präsidenten der Republik auf, die Neutralität Argentiniens aufrechtzuerhalten. Am 27. August fand eine Versammlung der katholischen Gesellschaft von Buenos Aires zugunsten der Papstnote statt.
Stockholm, 30. Aug.(WTB.] Die vom 27. bis zum 29. bier abgehaltene Versammlung der skandinavischen Transportarbeiter betonte in einer Entschließung die Notwendigkeit, die internationalen Verbin dungen wieder anzuknüpfen. Wegen der herrschenden Mißstimmung müsse die Versöhnungsarbeit besonders taltvoll betrieben werden, weshalb alles zu vermeiden sei, was als Parteilichkeit bezeichnet werden könnte. Die Versammlung sprach aus diesem Grunde ihre entschiedene Mißbilligung über die Parole der in England abgehaltenen Tagung der Seeleute aus, die die Bildung einer neuen internationalen Organisation unter Ausschluß der Mittelmächte fordert. In der Entschließung wird auch die Einladung zu einem allgemeinen Gewerkschaftskongreß in Bern gemißbilligt, weil zu befürchten sei, daß kein allgemeiner Entschluß möglich ist.
Göteborg, 30. Aug.(BB.) Laut Handelstidningen sind die schwedischen Stahl= und Holzwarenfabriken mangels Schmieröls in einer ernsten Lage. Die Vorräte reichen noch für zwei Wochen, dann muß die ganze Holzwarenindustrie sckließen. Die staatliche Industriekommission erklärte, dem Olmangel nicht abhelfen zu können.
Christiania, 29. Aug.(WTB.) Nach amtlichen Mitteilungen sind hier über 1000 Familien obdachlos. Durch strengste Handhabung des Gesetzes über die Einwanderung von Ausländern soll versucht werden, einer Verschlimmerung der Wohnungsnot vorzubeugen.
Der Kaiser bei Hindenburg. Berlin, 30. Aug. (WTB.) Amtlich. Der Kaiser besuchte morgens den Generalfeldmarschall von Hindenbura, um ihm zum Jahrestage der Schlacht von Tannenberg seine Glückwünsche darzubringen.
Die niederländische Regierung über die Spionage in Deutschland. Amsterdam, 28. Aug. Der niederländische Minister des Innern hat an die Kommissare der Königin in mehreren Provinzen ein Rundschreiben gerichtet, das sich mit der Späherei von Niederländern in Deutschland und Belgien beschäftigt. Der Minister geht davon aus, daß die deutschen Kriegsgerichte eine Anzahl Niederländer wegen dieses Vergehens verurteilt habe, und zwar in einigen Fällen zum Tode, worauf die vom niederländischen Auswärtigen Amt unternommenen Schritte die Umwandlung in lebenslängliches Zuchthaus auf dem Gnadenwege erwirkten. Die meisten der Verurteilten schienen sich der Schwere ihrer Handlungen nicht bewußt zu sein. Indes würden auch in solchen Fällen die deutschen Gerichte hohe Strafen verhängen. Da die Verurteilten fast alle in der Binnenschiffahrt als Führer, Heizer, Matrosen usw. beschäftigt sind, ersucht der Minister die Provinzhäupter, die Bürgermeister der Gemeinden in denen solcht: Personen ihren Wohnsitz haben, zu veranlassen, die Beteiligten auf die Gefahr unüberlegter schriftlicher oder mündlicher Außerungen aufmerksam zu machen.
Verringerung der holländischen Brotration. Amster
dam, 28. Aug.(EK.) Die holländische Regierung sieht sich gezwungen, um die Ernährung der Bevölkerung bis zur nächsten Ernte sicherzustellen, mit Wirkung vom 1. September die Brotration etwas zu vermindern. Die vom 1. September ab zur Verteilung kommende Brotmenge stellt sich auf 280 Gramm pro Kopf und Tag.
Zu der Kohlennot Hollands schreibt der Amsterdamer„Telegraaf“ u. a.:„Deutschland ist sich bewußt, mit seiner Kohle eine mächtige Waffe gegen uns in der Hand zu haben und diese Waffe wird auch entsprechend gehandhabt. Deutschland stellt unmögliche Forderungen. Es verlangt die Ausfuhr von Lebensmitteln in so großem Umfange, daß unser eigenes Volk Mangel leiden wird. Eine solche Ausfuhr wird mit einer ehrlichen Neutralitätspolitik(!) nicht mehr zu vereinbaren sein. Schließlich verlangt Deutschland als künftige Beute seiner Brutalität holländische Arbeiter(der„Telegraaf“ schwatzt ins Blaue hinein über Bedingungen. über die an amtlichen Stellen nicht das mindeste zu erfahren ist.) Diesen deutschen Forderungen kann nicht Genüge geschehen; wir müssen andere Wege einschlagen. Abgesehen von Maßnahmen, die wir zur Steuerung der Kohlennot im eigenen Lande ergreifen können, müssen wir ein Abkommen mit England schließen. Verhandlungen in dieser Richtung sind schon im Gange, und England ist auch grundsätzlich nicht abgeneigt, Holland zu helfen, dann aber muß England mit Leuten zu tun haben, denen es sein volles Vertrauen entgegenbringen kann. Es muß Sicherheit dafür haben, daß die abgeschlossenen Verträge nicht gebrochen werden, und daß keine politische Bevorzugung mit unserem östlichen Nachbarn getrieben wird. Das Mißtrauen Englands muß beseitigt und seine Sympathie gewonnen werden. England kann gar nicht anders, als Hollands Industrie unterstützen, denn wenn es dies nicht tut, ist Holland notgedrungen auf Deutschland angewiesen, das damit infolge der holländischen Wirtschaftsinteressen wieder einen neuen Trumpf in die Hände bekommen würde. England hat somit das größte Interesse daran, die zurzeit zwischen Haag und London geführten Verhandlungen erfolgreich zu beenden.“ Auch von diesen Verhandlungen ist, wie die„Rhein.=Westf. Ztg.“ bemerkt, an amtlicher Stelle im Haag nichts zu erfahren. Wenn man bedenkt, daß Holland monatlich 500000 Tonnen Kohlen braucht, zu deren Förderung täglich 25000 Bergarbeiter erforderlich sind, und wenn man ferner den Schiffsraummangel und die Arbeitersorgen Englands in Betracht zieht, so kann man sich ungefähr ausrechnen, inwieweit England. selbst, wenn es dazu bereit wäre, Hollands Bedarf an Kohlen befriedicken könnte.
Deutsches Reich.
Berlin, 29. Aug.(WTB.) Der König von Sachsen hat dem bisherigen Präsidenten des Kriegsernährungsamts v. Batocki das Großkreuz des königl. sächsischen Albrechtsordens verliehen.
Berlin, 29. Aug.(WTB.] Den Morgenblättern zufolge haben die vommerschen Landkreise dem bisherigen Oberpräsideuten v. Waldow dem jetzigen Leiter des Kriegsernährungsamtes, eine Ehrengabe in Höhe von 200 000 Mark zugesagt, die nach Bestimmung des Herrn v. Waldow zur Hälfte dem Provinzialverein zur Bekämpfung der Tuberkulose und zur Hälfte der Säuglingsfürsorge zugeführt werden soll.
Berlin, 30. Aug.(WTB.] Der Vorstand des Städtetages hat an Dr. Helfferich als Stellvertreter des Reichslanzlers die Bitte gerichtet, eine Abordnung des deutschen Städtetages zur Erörterung der Versorgung der Städte mit Hausbrandkohlen und den notwendigen Kohlen zur Erzeugung von Gas und elektrischem Strom zu empfangen.
Berlin. 29. Aug.(WTB.] Wie gemeldet wird, beschloß gestern der Verfassungsausschuß der Zweiten sächsischen Kammer mit 12 gegen 5 Stimmen eine Beschränkung des Rechtes der Ersten Kammer. Sie soll, wie in Preußen, sor tan den Etat nur im ganzen annehmen oder ablehnen können. Ferner soll bei Meinungsverschiedenheiten nach zweimaligem vergeblichen Einigungsversuch der Beschluß der Zweiten Kammer als Beschluß des ganzen Landtages gelten.
Zusammenschluß der Eisenbahntechniker. Auf Anregung des Verbandes technischer Assistenten und technischer Sekretäre der Preußisch=Hessischen Staats= und der Reichseisenbahnen, Sitz Berlin, fand am 26. August eine Besprechung zwischen den Vertretern der mittleren technischen Eisenbahn' Beamtenverbände statt. Es wurde zunächst ein vorbereitender Arbeitsausschuß zur Gründung eines Bundes mitt
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