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Dritte Ausgabe.

Donnerstag, 23. August 1917.

66. Jahrgang. Nr. 601.

Die Schlacht an der italienischen Front.

Wien, 23. Aug.(WTB.) Aus dem k. k. Kriegs­pressequartier wird gemeldet:

Italienischer Kriegsschauplatz.

An unseren Linien im Gebirge an der Isonzofront von Rombon=Massiv über Krn, Mrzli Vrh bis zum Tolmeiner Brückenkopf gestern kein neunenswerter Kampf. Um so heftiger waren die Kämpfe gestern und heute am Plateau Kal. Ununterbrochen lagen die dortigen Stellungen im schwersten Artillerie= und Minenwerserfeuer. Dieses schwieg nur wenig, um italienischen Infanterie=Angriffen Platz zu machen. Der Feind nahm das Dörschen Vrh. Nach schwer­stem Trommelfeuer griff der Italiener auch südlich von Desola an. Das Landsturm=Insanterie=Regiment Nr. 25 warf ihn im Gegenstoß zurück. Zwischen Vidoce und Monte San Gabriele lag gestern nur schwaches Artilleriefeuer. Infanterie=Angriffe ereigneten sich dort nicht, dagegen hatte wieder der Raum zwischen Saldano und Wippach schwerstes Feuer, dem mehrere sehr heftige Infanterie=Anstürme folg­ten. Die größten Anstrengungen machte der Feind zwischen St. Peter und Biglia. Bis gestern mittag waren die sich immer noch wiederholenden Augrifse unter schweren feind­lichen Verlusten abgeschlagen. Die dichten feindlichen Massen brachen sich an unseren zähe verteidigten Stellun­gen. Nachmittags griff die italienische Infanterie dort nicht mehr an. Am Karst=Plateau dauerten gestern die wüten­den Kämpfe bis Mitternacht an. Welle um Welle der feind­lichen Infanterie zerschellte in unserem Abwehrfener. Im kühnen Gegenangriff warsen unsere Helden den Feind, wo er eindrang, zurück. Heute beim Morgengrauen ließen unsere Seeflieger Bomben auf die feindlichen Batterien bei der Sdobba=Mündung mit sichtlichem Erfolge fallen. Ostlicher Kriegsschauplatz.

In vergeblichem Ansturm versuchte der Feind, uns die eroberten Höhen nordöstlich von Soveja zu entreißen. über Miutra bestand Beobachter Leutnant der Reserve Rudolf Girsig und Pilot Zugführer Gottlieb Bubenik einen Luft­kampf mit zwei feindlichen Doppeldeckern. Lentnant Girsig schoß, obwohl durch einen Schuß im Oberarm selbst schwer verwundet, einen der beiden Flieger ab. und zwang den andern zur Notlandung.

Der Chef des Generalstabes.

*

4 Genf. 23. Aug.(KG.) DerMatin meldet über die ssonzoschlacht: Das Ziel des Durchbruches nach

Triest lasse sich nach den Ergebnissen der ersten Tage auch in der jetzigen Offensive noch nicht erreichen. Der Feind sei noch nicht verwirrt. Cadorna hoffe jedoch, daß es ihm mög­lich wird. die Armee einen bedeutsamen Schritt näher an Triest heranzubringen. Nach den Telegrammen der schweize­rischen Zeitungen aus Mailand haben die Mailänder Blätter die Ausgabe von Extrablättern über den Fortgang der Schlacht am Isonzo eingestellt. DerSecolo meldet, das Vorrücken der Italiener habe sich naturgemäß verlangsamt, das ändere aber nichts an dem sicheren Ziel der gewaltigen Kämpfe.

Die Tagesberichte der Verbündeten.

Sofia, 23. Aug. Generalstabsbericht vom 22. Aug.

Mazedonische Front: Auf der ganzen Front schwaches Artilleriefener. Stellenweise auch Gewehrfeuer zwischen vorgeschobenen Einheiten. Westlich des Wardar bei dem Dorfe Ochine schoß unsere Artillerie, ein feindliches Munitionslager in Brand. Ein feindliches Luftgeschwader warf Bomben hinter unseren Stellungen ohne Ergebnis ab. Nördlich Bitolia warfen unsere Flieger mit Erfolg Bomben auf Modena, Lerine und die Insel Tasos ab.

<space> R u m ä n i s c h e<space> F r o n t:<space> A n<space> b e s t i m m t e n<space> S t e l l e n<space> d e r<space>

Front Gewehr= und Geschützfeuer.

Konstantinopel, 22. August. Amtlicher Heeresbericht.

Diala=Front: Ein Vorgehen des englischen

Kavallerie=Regiments wurde durch unser Artilleriefeuer bei Deli Abas zurückgetrieben.

Kaukasus=Front: In der Mitte der Front be­setzten unsere Truppen in einer Frontbreite von zwei Kilo­metern drei hinter einander liegende russische Stellungen. An einer anderen Stele weiter etwas östlich drangen starke Patrouillen in unsere Linien ein. Im Gegenangriff wurde der Feind fast völlig wieder vertrieben. Der Kampf ist noch nicht abgeschlossen.

Sinai=Front: In der Nacht zum 21. August kur­zes heftiges Artilleriefener gegen unsere Stellungen östlich von Gaza. Kurz darauf gingen starke feindliche Stoßtrupps vor die durch unsere Patrouillen zurückgetrieben wurden. Fünf Gefangene wurden eingebracht. Am 20. August unter­nahmen einige feindliche Kavallerie=Regimenter eine Er­kundungsstreife gegen Bir es Seba.

Die amtlichen Berichte der Feinde.

Französischer Heeresbericht vom 22. August nachmit­tags: Im Laufe der Nacht beschoß die feindliche Artille­rie heftig die ersten Linien an verschiedenen Punkten der Aisnefrent. Die Deutschen versuchten mehrere starke An­griffe in der Gegend des Gehöftes Menne Jean, östlich von Braye, südlich von Bovelle, zwischen Ailles und dem Denk­mal von Hurtebise und auf der Hochfläche von Californien. Überal hielten unsere Truppen ihre Stellungen vollkommen in der Hand und machten Gefangene. Auf dem linken Maas­ufer schlugen wir gestern bei Tagesende einen heftigen deut­schen. Gegenangriff zurück, der sich gegen die Höhe 304 und den Toten Mann richtete. Einigen feindlichen Streitkräften war es gelungen, in der ersten Linie Fuß zu fassen, aber sie wurden durch einen glänzenden Gegenstoß hinausgeworfen, der uns 80 Gefangene einbrachte. Erkundungsabteilungen stießen bis zu den Rändern des Dorfes Forges vor. Auf dem rechten Ufer machte der Feind gleichfalls mehrfach wie­derholte Versuche, uns aus den Stellungen zu werfen, die wir wie gemeldet nördlich des Gehöftes Nornont und auf der Höhe 344 eroberten. Unser Feuer fügte den Stürmen­den schwere blutige Verluste zu und brachte ihre Sturmwel­len zum Scheitern. Es gelang ihm an keinem Punkte, an unsere Linien heranzukommen. Nördlich des Caurières­Waldes fanden Angriffe, unterstützt durch Werfen von bren­nenden Flüssigkeiten statt. Der Feind erzielte keinen ande­ren Erfolg, als daß er seine Verluste vermehrte. Die Zahl der unverwundeten Gefangenen, die wir seit dem 20. August machten, beträgt zur Stunde 6116. darunter 174 Offiziere. Neue Gefangene, die wir in den Unterständen im Laufe des gestrigen Tages machten, konnten noch nicht gezählt werden. Weitere 600 verwundete Gefangene werden auf den Ver­bandplätzen verpflegt. Nach neuen Meldungen machten wir eine bedeutende Beute, besonders in den drei Gewölben auf dem Toten Mann, wo sich Unterstützungsposten und eine vollständige elektrische Anlage befanden. An einem Punkte nahmen wir den ganzen Stah eines Regimentes mit dem Kommandeur und dem Ingenieur=Offizier gefangen. Von der übrigen Front unserer neuen Linien ist nichts zu melden. Abends: Der Artilleriekampf war in der Gesend von Brave und Cerny ziemlich lebhaft. In der Champagne führten unsere Vatterien wirksame Beschießun­gen ans und zerstörten neue Gasbehälter. An der Front. von Verdun antwortete der Feind im Laufe des Tages mit seiner Artillerie namentlich auf dem linken Maasufer.

Er versuchte keinen Angriff auf unseren neuen Stellungen. Eines unserer schweren Geschütze leote einen Beobachtungs­turm bei Remagne sous Cotes um. An der übrigen Front war der Tag ruhig. Teutsche Alnazeuge warsen vergangene Nacht in der Gegend von Geradmer Bomben ab. Keine Oufer und kein Schaden. Am 23. Jugust wurden sechs deutsche Flug­zeuge in Kämpfen vernichtet. Fünf andere stürzten be­schödiat in unseren Linien ab. Es bestätigt sich, daß weitere

Neue schwere Kumpfe mit den Englandern.

Die Engländer nach sechsmaligen Angriffen zurückgeworfen. Schweres Ringen bei Verdun. Die Russen räumen ihre Stellungen westlich der Aa.

Großes Hauptauartier. 23. Aug.[W2B. Westlicher Kriegsschauplatz,

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Nach den ergebnislosen Teilvorstößen des letzten Tages gingen die Engländer gestern zwischen Langemarck und Hollebeeke wieder zu einheitlichen aroßen An­griffen über, die den ganzen Tag über bis weit in die Nacht hinein auhielten und zu schweren Kämpfen führten. An einzelnen Stellen stießen sie unter Einsatz neuer Kräfte bis zu sechsmal gegen unsere Linien vor. Immer wieder wurden sie durch unsere tapferen Truppen in zähem Nahkampf zurückgeworfen. Von den zahl­reichen Panzerkraftwagen, die dem Feinde den Durchbruch durch die Stellungen ermöglichen sollten, wurde die Mehr­zahl durch Feuer erledigt. Bis auf zwei Stellen östlich von St. Julien und an der Straße YpernMenin ist unser vorderster Graben auf der 15 Kilometer breiten Kampffront voll gehalten.

Nach kurzem Trommelfeuer gegen Lens heute früh vor­stoßende feindliche Abteilungen wurden abge­schlagen. Weitere Kämpfe sind dort im Gange.

Die lebhafte Beschießung des Stadtinnern von St. Quentin hält an.

Front des deutschen Kronprinzen.

In den erbitterten Kämpfen bei Verdun trat im Laufe des Tages eine Pause ein. Erst gegen Abend er­reichte die Artillerictätigkeit auf beiden Maasufern wieder beträchtliche Stärke. Angriffe folgten dieser Feuervorberei­tung beiderseits der Straße VacherauvilleBeaumont. In schwerem Ringen gelang es den Franzosen nur west­

lich des Weges, auf schmaler Frout in unserem vordersten Graben Fuß zu fassen. Soust wurden sie überall blu­tig abgewiesen. Mehrfach kamen ihre Vorstöße in unserem Vernichtungsfeuer nicht zur Entwicklung.

Bei den Luftangriffen auf die englische Küste sind die militärischen Anlagen von Margate, Rams­gate und Dover erfolgreich mit Bomben belegt worden. In zahlreichen Luftkämpfen verlor der Feind drei Flugzeuge; zwei eigene kehrten nicht zurück.

Ostlicher Kriegsschauplatz

Hecresfront des Prinzen Leopold von Bayern.

Die Russen haben nach Abbrennen der Dörjer ihre Stellungen westlich der Aa bis zur Li­nie OdingBigann geräumt. Das aufgegebene Gebiet ist von uns kampflos besetzt worden.

Front des Generalobersten Erzherzogs Josef.

Zwischen Pruth und Moldava war die Gefechtstätigkeit stellenweise lebhafter.

Nördlich von Grozesei im Susita=Tal und bei Soveja blieben erneute, nach starker Artillerievorbereitung ein­setzende feindliche Teilangrifie erfolglos.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Die Lage ist unverändert.

Mazedonische Front.

Bei fast 60 Grad Celsius in der Sonne blieb die Kampf­tätigkeit gering: nur im Cerna=Bogen lebte das Artillerie­feuer zeitweise auf.

Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.

deutsche Flugzeuge am 20. August durch unser Maschinen­gewehrfeuer zum Absturz gebracht wurden.

Englicher Heeresbericht vom 22. August nachmit­tags: Die westlich und südlich von den Ausläufen von Lens eroberten neuen Stellungen wurden gehalten. Wir machten an einigen Stellen Fortschritte. Nördlich von Lens endete ein schweres Gefecht mit einigem Gelände­gewinn. Starke Artillerietätigkeit auf beiden Seiten und nordöstlich von Ypern.

Britischer Bericht über den deutschen Luftangriff vom 22. August. Von den Luftschiffen, die vergangene Nacht einen Angriff auf die Küste von Yorkshire unternahmen, wagte sich eines oder höchstens zwei ins Landesinnere. Es wurden 12 hechexplosive Bomben und 13 Brandbomben auf drei Dörser in der Nähe der Küste abgeworfen, wobei die Kirche zerstört, mehrere Häuser beschädigt und ein Mann verwundet wurden. (Die Engländer haben etwas Neues erfunden: Stets und ständig durch die Luftngriffe einen Säugling töten zu lassen, um auf die Sentimentalität gewisser Massen Eindruck zu machen, wirkt auf die Dauer langweilig, soglaubhaft es auch klingen mag. Diesmal ist der unvermeidliche Säugling dem Tode entronnen; dafür opferte sich eine Kirche.

London, 23. Aug.(WTB.) Das Pressebüro teilt mit, daß in der letzten Nacht feindliche Luftschiffe einen Angriff auf die Küste von Yorkshire unternah­men. Einer griff die Humbermündung an, warf eine Bombe ab und wandte sich dann seewärts. Die Abwehrgeschütze traten in Tätigkeit. Der Schaden ist gering. Ein Mann wurde verletzt.

63000 Tonnen.

Berlin, 22. Ang.(WTB.) Amtlich. Westlich der Straße von Gibraltar störten unsere U-Boote den feindlichen Trausportverkehr des Mittelmeeres wieder in wirksamer Weise. 6 Dampfer mit rund 20000 Br.=Reg.= To. wurden versenkt, und damit 24000 Tonnen Kohlen. die hauptsächlich nach Italien bestimmt waren, vernichtet. Zu den versenkten Dampfern gehörten die bewaffneten englischen DampferManchester Commerce(4144 To.) undGanges (4177 To.) sowie der bewaffnete italienische DampferCarlo (5572 To.)

Im Mittelmeer wurde eine erhebliche Anzahl Dampfer und Segler mit einem Gesamtraumgehalt von über 43000 Br.=Reg.=To. neu versenkt. Darunter der bewaffnete italienische DampferLealta(4021 To.) mit Munitions­ladung,Genova(3486 To.) undIzabrau".(3892 To.) mit 6000 Tonnen Weizen von Australien nach Italien.

Wieder wurden mehrere Dampfer aus stark gesicherten Geleitzügen herausgeschossen.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

*

Bern, 23. Aug.(WTB.)Dépéche de Lyon meldet aus Paris: Das französische SegelschiffMadeleine wurde am 31. Juli auf der Höhe der Azoren von einem deutschen U-Boot nach einem äußerst heftigen Feuerkampf versenkt. Der schwerverwundete Kapitän und die Be­satzung wurden von einem Fischerschiff ausgenommen.

Wirkungen des U.Bootkrieges. Haag, 22. Aug. In holländischen Schiffahrtskreisen verlautet, daß zurzeit in eng­lischen Häfen über 70 Handelsschiffe liegen, die wegen mehr oder weniger starker Beschädigung durch U-Boote ausgebessert werden müssen. Die Schiffe ver­drängen zusammen über 250000 Tonnen. DerNienwe Rotterdamschen Couront zufolge, ist in der Woche vom 12. zum 18. August in Nieuwe Waterweg nur ein Dampfer mit über 70 Zentimeter Tiefgang angekommen. Ausgefahren ist überhaupt kein Dampfer.

Ein feindliches U-Boot von einem feindlichen Flieger versenkt? Wien, 22. Aug.(WTB.) Meldung des K. K. Korr.=Bureaus. Die Agenzia Stefani meldete am 18. 8., daß ein italienisches Flugzeug in der oberen Adria durch Bombenabwurf einen Volltreffer auf einem feindlichen U=Boot erzielt und es versenkt habe. Von zuständiger Stelle wird hierzu bemerkt, daß es sich hier weder um ein öster­reichisch=ungarisches noch um ein deutsches U-Boot handelt.

Unsere Feinde.

L Genf. 23. Aug.(KG.] DemMatin zufolge, hat der russische Minister des Rußern behufs Bewilligung von Pässen für die Stockholmer Konferenz bei der fran­zösischen Regierung am 20. August inter­veniert.

Amsterdam, 23. Aug.(WTB.)Handelsblad meldet aus London: Die Sozialisten=Konferenz wird Dienstag und Mittwoch stattfinden. Presse und Publikum werden nicht zugelassen, aber jeden Taa soll ein Bericht ver­öffentlicht werden. Henderson wird das Präsidium führen. England, Frankreich, Belgien, Griechenland, Ita­gien und Rußland, sowie Südafrika werden vertreten sein.

Bern, 22. Aug.(WTB.]Temps berichtet aus Paris: Der ständige Verwaltungsausschuß der sozialistischen Partei besprach vorgestern abend die Frage des nationalen Kon­gresses zur Lösung aller schwebenden Fra­gen, besonders der sozialistischen Beteiligung am franzö­sischen Jabinett. Der Ausschuß beschloß, der Konareß solle zirischen Mitte September und Mitte Oktober stattfinden. Der genaue Zeitpunkt wird auf der interalliierten sozialisti­schen Konserenz am 27. und 28. 8. festgesetzt werden. Für

diese Konferenz wurden als Vertreter gewählt für die Mehr­heit Thomas, Brake, Dubreuil, Milhaud, Renaudel: für die Minderheit Lonquet, Mistral, Bressemane und der Kienthaler Loriot. Guesde protestierte in der Sitzung gegen die von den Sozialisten bezüglich Elsaß=Lothringen gemachten Zuge­ständnisse und bekämpfte besonders scharf den Gedanken einer Volksabstimmung. Die Sitzung verlief erregt.

Amsterdam. 22. Aug.(WTB.) Der Stockholmer Kor­respondent desAlgemeen Handelsblad erfährt von rus­sischer Seite, daß die ukrainische Rada tatsächlich von der russischen Regierung ganz unabhängig ist. Die Rada verfügt über Millionen Soldaten und hat ihre eigenen Vertreter bei anderen russischen Völkern; nur in auswärtigen Angelegenheiten vermittelt das russische Mini­sterium des Auswärtigen.

England verläßt Rußland. Kopenhagen, 22. Aug. Nach russischen Blättermeldungen forderte Buchanan alle in Rußland lebenden Engländer zwischen 18 und 45 Jahren auf. im Laufe eines Monats nach England zurückzukehren.

König Ferdinand als russischer Gutsbesitzer. Amster­dam, 22. Aug. Der Stockholmer Berichterstatter desAl­gemeen Handelsblad meldet aus russischer Quelle: Der Kö­nig von Rumänien hat zum Aufenthalt in Rußland ein Landgut auf der Halbinsel Cherson erworben.

Friedensbestrebungen.

D Gens, 23. Aug.(KG.)Humanité zufolge, inter­pellieren in der wieder zusammentretenden Kammer 61 So zialisten des Ministeriums Ribot über die Friedens­anregung des Papstes.

Zunahme der Friedenspropaganda in England. Ber­lin, 22. Aug. DasBündner Tegeblatt vom 21. August schreibt zur Kriegslage: Die deutschen Stahlhaie rumoren in erschreckender Weise weiter trotz der besänftigenden Erklä­rungen Lloyd Georges im englischen Unterhause. Tag für Tag sinken hochwertige Schiffe auf den Meeresgrund. Not und Teuerung werden auch in London und in den Provinzen immer mehr heimische Gäste, sodaß allein in London 13 große Straßendemonstrationen an einem Tage zu Gunsten des Friedens stattgefunden haben. Ahnliche Kundgebungen fanden in Manchester und anderen Großstädten statt. Wie wird das erst im Winter kommen. wo Hunger und Kälte an der Tagesordnung sein werden? Die Friedenspropaganda nimmt auch in England rapide zu, und die meist abweisenden Kommentare der Londoner Blätter

zur päpstlichen Friedensnote reden kaum Brustton der Überzeugung.

Deutsches Reich.

mehr mit dem

Prinz zu Wied macht Ansprüche auf Albanien. Ber­

in 22. Aug.(BB.) Prinz Wilhelm zu Wied hat wie dieVoss. Ztg. erfährt in einer Denkschrift, die er dieser Tage den verbündeten und neutralen Regierungen, sowie einer Reihe maßgebender Stellen und Persönlichkeiten zu­schickte, Stellung genommen und gegen die italienische Er­klärung des Protektorats über Albanien. Er hält darin seine eigenen Ansprüche auf den Thron Albaniens in vollem Umfange auf recht, wobei er nach einer geschichtlichen Darlegung seine Berufung auf diesen Thron auseinandersetzt, daß italienische Mannschaften ihn an der Erfüllung seiner Aufgabe verhindert haben. Zum Schluß erläutert der Prinz einige Leitgedanken für die künftige Re­gierung Albaniens, die er nach allem, was geschah, nur im engsten Anschluß an die Mittelmächte für möglich hält. Über die Form eines solchen Anschlusses äußert sich die Denkschrift nicht, doch scheint es in der Absicht des Prinzen zu liegen. Verhandlungen darüber anzuknüpfen.

Von der Berliner Börse. Berlin 23. Aug.(WTB.) Gegenüber der Zurückhaltung der letzten Tage auf dem jetzt die Gesamtgestaltung der Börse bestimmenden Indu­striemarkt waren heute Ansätze zu einer neuen Geschäfts­belebung und damit zu einer Befestigung der Grundstim­mung zu erkennen. Daimler erzielten aufs neue eine auf­sehenerregende Höherbewertung. Sonst wurden noch lebhaf­ter und zu höheren Kursen gehandelt Rhein. Metall, Ober­schles. Kokswerke, Köln=Rottweiler, Horch, Erdöl, Dynamit, Türkische Tabak und einige andere Werte der Maschinen­branche sowie ferner von Montanwerten Bochumer, Ober­schles. Eisenbahnbedarf und Rombacher. Das Interesse für Kaliwerte scheint im Abflauen begriffen zu sein und an deren Stelle Kolonialwerte zu rücken.

Der Warenverkehr spielte sich heute ohne An­regung in den gewohnten stillen Bahnen ab; Besonderes ist nicht zu berichten. Wie verlautet, ist für die Vermittelung von Gerste an Brauereien der freie Handel wieder einge­schaltet worden, was allgemein begrüßt wurde. Zwischen­frucht=Sämereien standen wieder in reger Nachfrage, die in­dessen keine völlige Befriedigung fand. Der Handel in Saatgetreide geht nunmehr seinen regelrechten Gang. Raub­futter bleibt nur wenig erhältlich.

Die Juldaer Bischofskonferenz an den Kaiser.

Julda, 22. Aug. Die hier tagende Bischofskonferenz sandte an den deutschen Kaiser folgendes Telegramm:

Euer Majestät erlauben sich die am Grabe des Avo­stels der Deutschen versammelten Bischöfe ehrfurchtsvollen Gruß zu fenden. Wir beten und hoffen, daß Gott bald der Menschheit den Frieden sende, den Eure Majestät aufrichtig anstrebt, dem das Oberhaupt unserer Kirche so gerne vie Wege bereiten möchte. Kardinal v. Hartmann.

Aus dem Großen Hauptquartier traf darauf zu Händen des Kardinals folgende Antwort ein:

Den dort an heiliger Stätte versammelten Bischöfen bitte ich für den freundlichen Gruß meinen wärmsten Dank zu übermitteln. Ich vereinige mein Gebet mit dem Ihrt­gen, daß Gott der Herr der unter der Kriegsfurie schwer leidenden Welt bald wieder Frieden schenken möchte.

Wilbelm I. K.

ie) Die holländische Presse zur Kanzlerrede.

Die holländische Presse bebt in ihrer Besprechung der Kanzlerrede die wohlwollende Haltung hervor. die der Reichs­lanzler zum Friedeusvorschlag des Papstes eingenommen hat. Nieuwe Rotterd. Courant findet in der Rede des Kanzlers keinen deutlichen Anhalt, ob sie lediglich eine Höflichkeit gegen den Papst und die Kirche sei oder die Bereitschaft, auf die Vorschtäge des Papstes einzugehen. Im übrigen liege tat­sächlich nichts vor, was darauf deute, daß der Kanzler für Frieden und Demokratisierung eingenommen sei.Handels­bladet meint, daß die anderen Mächte jetzt auch nicht mehr die pärstliche Note als utopistische Formalität ansehen könn­ten. Die Arr und Weise, wie England als Vermittler zwi­schen Papst, Frankreich, Italien und den Vereinigten Staa­ten aufgetreten sei, zeige, daß seine Aniwort keine Über­raschung, sondern mit diplomatischer Sorgfalt, Verständnis und mit Takt vorbereitet gewesen sei.Handelsbladet stellt einen besonders starken Eindruck der Note in Italien fest, wo unzweifelhaft starke Friedensneigungen beständen. Kriegsbeihilfen und Teuerungszulagen für die Staatsbeamten.

Berlin, 23. Aug.(WTB.] über dieses Thema veröffent­licht dieNordd. Allg. Ztg. einen Aufsatz, in dem es heißt:

Nach einem neuerlichen Erlaß des preußischen Finanz= ministers werden im Einvernehmen mit den zuständigen Reichsresorts vom 1. Juli neben den bisherigen Kriegs­beihilfen noch laufende Kriegsteuerungszu­

lagen gezahlt, die eine ganz erhebliche Verbesserung des Diensteinkommens ergeben. Dieser Erlaß saßt auch die jetzt geltenden Bestimmungen über die Kriegsbeihilfen einheitlich zusammen. Die laufenden Kriegsbeihilfen sind abgestuft nach Gehaltssätzen und nach der Kinderzahl. Die Normalsätze und die Steigerungen sind so bemessen, daß die Beamten mit dem niedrigsten Gehalt die höchsten Beihilfen erhalten. Zu diesen Kriegsbeihilfen treten nunmehr die neuen Kriegsteuerungs­zulagen hinzu, die aber in anderer Weise aufgebaut sind. Sie sollen mit Ausnahme der höchstbezahlten allen Beamten zugute kommen und werden daher gegeben bis zu einem Dienstein­kommen von 13.000 Mk. einschließlich und stufen sich ab nach den in dem Gesetz vom 25. Juni 1910 für den Wohnungsgeld­zuschuß vorgesehenen Tarifklassen 5, 4, 3 und 2. 5 umfaßt die untere Klasse, 4 die mittleren Beamten der Provinzialbehör­den, Klasse 3 die mittleren Beamten der Zentralbehörden und die höheren Beamten der Provinzialbehörden, Klasse 2 die Räte zweiter und dritter Klasse.

Es wird an jeden verheirateten Beamten ein Grundbetrag entsprechend den obigen Tarifklassen gezahlt von 360 540, 720 und 900 Mk. jährlich, zu dem noch für jedes Kind 10 Prozent dieses Betrages hinzutreten. Umgekehrt also wie bei den Kriegsbeihilfen steigen die Teuerungszulagen mit der Höhe des Gehaltes und der höheren Lebenshaltung. Unverheiratete mit einem Diensteinkommen bis zu 6000 Mk. erhalten den festen Betrag von 300 Mk. jährlich, weil hier die Grenze von 6000 Mk. als allen billigen Ansprüchen genügend erscheint. Die Kriegsbeihilfen sollten einen Ausgleich gewähren gegen­über den gesteigerten Kosten des täglichen Lebensbedarfes, namentlich also Nahrungsmitteln. Anders steht es aber bei den neuen Kriegsteuerungszulagen: sie sollen einen Beitrag zu den sonstigen Kosten der Lebenshaltung geben, als Woh­nung, Beleuchtung, Heizung, Kleidung. Schuhwerk usw. Hier mußte also die Verschiedenheit der Lebenshaltung der einzel­nen Beamtenklassen beachtet werden, wenn eine gerechte Lösung gefunden werden sollte. Es mußten daher auch Bei­träge gezahlt werden, die unter Berücksichtigung der bestehen­den Lebenshaltung eine wirklich nennenswerte Unterstützung darstellen. So ergab sich hier eine Form der Zahlen, die sich in erster Linie als eine Erhöhung des Grundeinkommens der Beamten darstellt, während die Rücksicht auf die Zahl der Familienmitglieder mehr an die zweite Stelle rückt. Die ge­troffene Regelung wird auch den Interessen der geringbesol­deten Beamten durchaus gerecht. Die Beträge, die die gering­besoldeten Beamten gegenüber den früher laufenden Beihilfen jetzt beziehen, sind ganz außerordentlich besser geworden. Ver­gleichs weise bezog ein geringbesoldeter Beamter mit zwei Kin­dern nur 480 Mk. als laufende Kinderbeihilfe; nunmehr wer­den ihm noch 432 Mk. hinzugewährt, so daß er fast das Doppelte gegenüber früher erhält. Zum Vergleich diene weiter folgendes: Währendein Unterbeamter mit einem Gehalt von 2000 Mk. und einem Kind an Kriegsbeihilfen 324 Mk., an Teuerungszulagen 396 Mk., zusammen 720 Mk.= 36 Prozent des Gehaltes erhält, erhält ein höherer Beamter der Klasse 3 mit 6000 Mk. Gehalt 120 Mk. und 792 Mk., zusammen 912 Mk.

= 15 7/10 Prozent des Gehaltes. Die Regelung erfordert ganz bedeutende Mittel, die für beide Zulagen zusammen auf etwa 330 Millionen jährlich zu veranschlagen sind. Es kann der Erwartung Ausdruck gegeben werden, daß den Beamten damit eine wirksame Hilfe gewährt wird. Insbesondere ergibt sich die höchsterfreuliche und erwünschte Tatsache, daß der Schwer­punkt der Aufbesserung auch jetzt wieder bei den geringbesol­deten Beamten liegt.

Vom Hauptausschuß des Reichstags.

O.r Semstenssas() Berlin, 28. Aug.(Eig. Meld.)

Der Hauptausschuß des Reichstages begann heute seine Beratungen wieder um 10 Uhr. Die Abgeordneten waren in womöglich noch größerer Zahl erschienen, alsan den vorher­gehenden Tagen. Sie unterhielten sich naturgemäß eifrig über die Vorgänge der gestrigen Sitzung, bis Abg. Fehren­bach die Sitzung eröffnete, an der wiederum der Reichs­kanzler sowie Staatssekretär v. Kühlmann und Vizekanzler Dr. Helfferich teilnahmen. Es entstand zunächst eine längere Auseinandersetzung, in deren Verlaufe über Indiskretio­nen der Presse aus dem für vertraulich erklärten Teil der gestrigen Sitzung Beschwerde geführt wurde. Auch diese Auseinandersetzung wurde für vertraulich erklärt.

Ein fortschrittlicher Abgeordneter kam im Auf­trage der Mehrheit in einer kurzen Erklärung auf die Kund­gebung zurück, die gestern der Abg. Ebert im Auftrage der Mehrheit im Ausschuß vorgetragen hatte. Er erklärte, daß nach Ansicht der Mehrheit Punkt 1 dieser Erklärung nicht mehr notwendig gewesen wäre, wenn die zweite Erklärung des Reichskanzlers bereits formuliert vorgelegen hätte.

Hierauf wurde die allgemeine Aussprache über auswärtige Politik fortgesetzt. Der fortschritt­liche Redner billigte die programmatischen Ausführungen des Staatssekretärs, insbesondere seinen Hinweis auf das Studium der öffentlichen Meinung im Auslande, als eine der wichtigsten Aufgaben der auswärtigen-Politik. über die Vero handlungen zwischen Deutschland und Österreich=Ungarn im Juli 1914 sollte dem Reichstage genauere Auskunft gegeben werden, als dies durch das deutsche Weißbuch geschehe. Der Artikel derNordd. Allg. Ztg. über die Unterhaltung Gerards mit dem Kaiser und über das kaiserliche Telegramm an Wil­san, sei nicht glücklich gewesen. Der Redner fragte, was an den Behauptungen derNeuen Zürch. Ztg. über Telegramme kichtig sei, die dem Kriegsausbruch vorangegangen sein sollen.

Friedensresolution des Reichstages sei eine glück­liche Tat gewesen, und habe falsche Anschauungen richtiggestellt. Die Verteilung von Schriften des Lehmannschen Verlages stehe im Widerspruch mit Erklärungen des Reichskanzlers. Die dem Annektionismus zuneigendeKöln. Vztg. werde an ein­zelnen Stellen amtlich vertrieben, dieFrkf. Ztg. aber ver­einzelt verboten. Die Ausführungen des Grafen Schwerin über die Hinausschiebung der preußischen Wahlrechts­reform kompromittieren den Reichskanzler und zwingen ihn, seine Politik in Zukunft klarer und unzweidentiger dar­zulegen. Selbstverständlich seien die Waffenerfolge die Grund­lage unserer Politik im gegenwärtigen Augenblick, aber die Politik sei dem wunderbaren Heere auch schuldig, etwas für den Frieden zu tun. Redner kam schließlich auf die Vor­geschichte der Friedensresolution zu sprechen und auf die Haltung der Regierung zu ihr. Innerhalb der Mehrheitsparteien habe es keine Meinungsverschiedenheiten über Sinn und Inhalt der Resolution gegeben. Erst der Kanzler habe Zweifel und Unsicherheit hineingetragen. Ob diese Zweifel jetzt aufgeräumt seien, müsse abgewartet werden.

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