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Erste Ausgabe.
Mittwoch, 15. August 1917.
66. Jahrgang. Nr. 578.
Der deutsche Abendbericht.
Berlin, 14. Aug.(WTB.) Amtlich. Abends.
In Zlandern und an der Maas Artilleriekampf wechselnder Stärke.
In Rumänien beginnt der Feind im Gebirgswinkel zwischen Trotos=Tal, Putna und Sereth unter dem Druck unseres Angriffs zu weichen.
*
Berlin, 14. Aug.(WXB.] In Flandern war an den Brennpunkten. der Schlacht an der Küste, sowie nördlich und östlich von Ypern, am 13. August das Artilleriefeuer von gewohnter Heftigkeit. Die Engländer versuchten durch überraschend einsetzende Feuerwellen von wechselnder Stärke. die deutsche Verteidigung zu erschüttern. In der Gegend von Langemarck und Frenzenberg sind englische Angriffsversuche im Keime erstickt. Die beobachteten englischen Ansammlungen sowie bereitgestellte Tanks wurden unter Vernichtungsfeuer genommen. Südöstlich von Ypern wurden starke feindliche Truppenverbände beschossen und mehrfach Patrouillen abgewiesen. Am 14. August, 5.45 Uhr vormittags, brachte ein kühnes, rasch durchgeführtes unternehmen die Deutschen in den Besitz der Waldstücke südlich von Westhoek. Die englische Besatzung wurde im blutigen Nahkampfe überwältigt. An der Arrasfront war ab Mittag die Feuertätigkeit heftig. Mehrere nächtliche englische Erkundungsvorstöße, die mit starken Kräften beiderseits von Hulluch und an der Straße Garvelle—Fresnes unternommen wurden, scheiterten. Deutsche Stoßtrupps drangen nördlich von Neuve Chapelle in die gegnerische Stellung ein. Ein Minenstollen und mehrere Unterstände wurden gesprengt. Durch sechs feindliche Fliegerbomben auf Lille wurden sechs Zivilisten verletzt und eine Kirche beschädigt. An der Aisnefront sowie in der westlichen Champagne war die Artillerietätigkeit erheblich gesteigert. Die französischen Angriffe auf die neuen deutschen Stellungen am Cornillet scheiterten größtenteils in unserem Sperrfeuer. Was bis an die deutschen Gräben vordringen konnte, wurde im Nahkampf blutig abgewiesen. Beiderseits der Maas herrscht vom Walde Avocourt bis Baux seit Morgengrauen des 13. August heftiges Artilleriefeuer. Infolge starken Regens flaute es mittags kurze Zeit ab, um gegen 2 Uhr nachmittags mit gesteigerter Stärke wieder einzusetzen. Das Feuer hielt die ganze Nacht an. Unter seinem Schutze versuchten die Franzosen, während der Nacht starke Patrouillen vorzutreiben, die überall durch Abwehrfeuer oder im Nahkampf abgewiesen wurden. Französische Bereitstellungen auf der Höhe 304 wurden unter Vernichtungsfeuer genommen
In der Ostfront war nur an einzelnen Stellen die Artillerietätigkeit lebhafter. In der Bukowina und der Moldau erschöpften sich Russen und Rumänen weiter in vergeblichen Gegenangriffen. So wurde südlich von Suczawa bei Arbora ein schwerer russischer Angriff unter großen Verlusten abgewiesen. Ferner scheiterten russisch=rumänische Angriffe westlich des Doftana=Tales sowie zwischen Trotos und Casinu=Tales, ebenso nördlich von Focsani sowie westlich der Buzau=Mündung. Die gegnerischen blutigen Verluste waren bemerkenswert hoch. Nördlich des Klosters Lepsa stießen Stoßtrupps der Verbündeten in die rumänischen Gräben vor und kehrten mit einem Offizier, 56 Gefangenen und zahlreichen Grabenwaffen in die eigenen Gräben zurück. In der Dobrudscha nahm die beiderseitige Artillerietätigkeit zeitweise große Heftigkeit an.
Rüdlin, nicht Rüdlin. Berlin, 14. Aug. Die erste Amtshandlung des neuen Reichspostmeisters begann, wie die„Deutsche Tageszeitung“ erfährt, mit der Feststellung der Aussprache seines Namens. Auf eine Eingabe des Germanistischen Vereins über diese Angelegenheit entschied der Staatssekretär Rüdlin, daß die Betonung auf die erste Silbe seines Namens zu legen ist und nicht, wie manche Kreise wohl möchten, auf die zweite Silbe.
Der österreichische Tagesbericht.
Wien, 14. Aug. Amtlich wird verlautbart:
Ostlicher Kriegsschauplatz.
Westlich von Panein in Rumänien erzielten unsere Truppen im Angriff neuerlich Geländegewinn.
Südlich des Oitoz=Tales und westlich Ocna versuchte der Feind vergebens, durch starke Gegenstöße eine Anderung der Kampflage herbeizuführen.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Unsere Flieger schossen seit vorgestern vier feind
liche Flugzeuge ab. Ein italienisches Geschwader belegte Aßling mit Bomben: die bedrohten Anlagen blieben unbeschädigt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz,
Unverändert.
Der Chef des Generalstabes.
*
Wien, 14. Aug.(WTB.) Aus dem k. k. Kriegspressequartier wird gemeldet: Die Offensive der Verbündeten hat schon vor Tagen zu einer Situation geführt, die bei weiterer entwicklung für die russisch=rumänischen Kräfte im Ostteil
Karvathen und deren Vorgelände zu bedeutenden Folgen führen könnte. Die russisch=rumänische Heeresleitung raffte daher alle ihre zur Verfügung stehenden Kräfte zu kräftigen Angriffsstößen zusammen. Trotz erheblichen Aufwandes an Munition und Material und trotz rücksichtslosen Einsatzes von Massen blieb den Russen und Rumänen jeder Erfolg verfagt, ohne daß die Offensivtätigkeit der verbündeten Kräfte im Raume nördlich Focsani hätte aufgehalten werden können. Die aus dem Raume des oberen Putna- und Susita=Tales führenden Verbindungen sind bereits vollkommen abgeschlossen, während der Druck unserer Kräfte im Tale des Trotus unaufhaltsam andauert. Die Lage der an der oberen Putna eingekeilten feindlichen Kräfte wird in kurzer Zeit ihre Lösung finden müssen. In der Bukowina wurden schwächere feindliche Vorstöße mühelos abgewiesen. Am Zbrucz richtet sich der Russe auf heimatlichem Boden zur Verteidigung ein und beginnt, mit Aufklärungsabteilungen vorzufühlen.
Poincaré, an der italienischen Frout. Rom, 14. Aug. (WaB.) Auf Einladung des Königs hat sich Präsident Poinearé an die italienische Front begeben, wo er vom König empfangen wurde, der ihm einen Flügeladjutanten bis zur Grenze entgegengeschickt hatte. Boselli und Sonnino haben sich gleichfalls zur Front begeben. Poincaré wird vom Minister Bourgeois und vom Botschafter Barrère begleitet. Bei seiner Ankunst überreichte er dem Könige die Militär
Medaille und das französische Kriegs=Krenz.
Die Engländer führten die Knappheit ausschließlich auf die steigenden Wirkungen des U-Bootkrieges zurück.
Berlin, 14. Aug.(TdA.) Das Londoner Reederblatt „Fair Play" bezweifelt Lloyd Georges optimistische Angaben vom 21. 7. über die Leistungen des englischen Schiffsbaues und schreibt: Das Schlimmste an diesen ministeriellen Behauptungen ist, daß sie so häufig auf unbestimmten Angaben beruhen, so daß wir voll begreifen, was sie denn letzten Endes wohl bedeuten können. In seinen Ziffern ist nichts enthalten, was uns dazu veranlassen könnte, in unseren Anstrengungen auch nur im geringsten nachzulassen, denn wir werden diesen ganzen Schiffsraum, lange ehe er fertig ist, nötig haben, selbst, wenn der U. Bootkrieg an Wirkung nicht zunimmt Wir werden Schiffe brauchen, Schiffe, und noch einmal Schiffe, bis zum Tage der Friedenserklärung, und auch danach noch.
Ein britischer Zerstörer gesunken.
London, 14. August.(WT2B.) Die Admiralität teilt mit: Ein britischer Zerstörer ist in der Nordsce auf eine Mine gelaufen und gesunken. Der Kapitän, zwei Offiziere und 43 Mann wurden gerettet.
Die amtlichen Berichte der Feinde.
Französischer Heeresbericht vom 13. August, abends: Der Artilleriekampf blieb während des Tages sehr lebhaft zwischen Cerny und Craonne. Die Deutschen versuchten von neuem, uns aus den Gräben, die wir südlich Ailles erobert haben, zu vertreiben. Alle Angriffe wurden abgewiesen. Es gelang unseren Truppen, östlich dieser Stellung merklich vorzurücken. Reims wurde tagsüber mit 850 Granaten, von denen eine größere Zahl Brandgranaten waren, belegt. Vier Zivilpersonen wurden getötet, zwei verwundet. Heftige Artillerietätigkeit in der Chamvagne, am Cornilletberge, auf beiden Maasufern und im Walde von Parroy. Keine Infanterie=Unternehmung.
Bericht der Orient=Armee vom 12. August: Patrouillen= kämpfe im Struma=Tal. Ziemlich lebhafter Artilleriekampf an der ganzen Front, besonders im Cernabogen. Englische Flieger belegten feindliche Flugschuppen bei Xantbi, französische Flieger die Gegend zwischen Maliksee und Ochridasee mit Bomben.
förderung vollständig einzustellen. Die provisorische Regierung widersetzt sich wegen der unvermeindlichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, diesem Beschluß und hat bekannt gegeben, daß die Schließung eines Bergwerkes nur mit Genehmigung der zuständigen Behörden möglich ist.
Die russischen Transportschwierigkeiten. Amsterdam, 14. Aug.(Ese.) Die Versorgung Rußlands mit Kriegsmaterial wird durch die Transportschwierigkeiten
derart erschwert, daß eine regelmäßige Lieferung unmöglich ist. Wie der„Java Bode“ meldet, liegen allein in Wladiwostok an 600 000 Tonnen Güter, in erster Linie Kriegsmaterial aus Javan und Amerika, die wegen Transportwagen=Mangels auf der traussibirischen Bahn nicht nach
Rußland abtransportiert werden können. Zur Beförderung dieser gewaltigen Massengüter, die 60000 Wagen füllen würden, ist mindestens ein Jahr erforderlich.
General Erdelli nicht ermordet. Stockbolm, 18.
(EK.) General Erdelli, dessen Ermordung sich nicht bestätigt hat, ist, nach Meldungen russischer Blätter, in Petersburg eingetroffen. General Erdelli behält das Kommando der 11. Armec bei und begibt sich von Petersburg aus in das Hauptquartier General Kornilows.
Frankreich.
Das wankende Kabinett Ribot. Paris, 14. August.
(Eig. Drahtber.) Der Kammersozialist Compemorel erklärte Faxiser„Ausfragern namens der regierungsfreundlichen Mitglieder seiner Gruppe, daß diese die Beschickung der Stockholmer Konferenz auch jetzt noch mißbilligen dagegen sich zu der Frage, ob die Sozialisten im Kabinett Ribot ver= MRLiland veranstalt
treten, sein sollten, sich ablehnend verhalten; es sei denn, daß zLailand, veranstalteten die offiziel den Sozialisten die Mehrheit der Portefeuilles zugesichert##m mit der Gewerkschaftskammer würde. Ribot setzt unter andauernden Schwierigkeiten die ograuf folgenden Volksversa
Bemühungen fort, ein Dauer versprechendes Kabinett zu bilden.
gersnot. Die Londoner Regierung ordnete an, daß keine Europäer mehr zugelassen werden. Japanische und englische Kriegsschiffe sind bemüht. die Ordnung in den Küstengegenden aufrechtzuerhalten.
Ausschreitungen in Genf. Genf, 13. Aug. Bei der gestrigen Vorführung eines deutschen Films von der Sommeschlacht in einer geschlossenen Gesellschaft vor geladenem Publikum und in einem für diesen Zweck besonders gemieteten Kino kam es zu groben Ausschreitungen des Genfer Mobs. Das Zeichen zu der Kundgebung wurde von der hiesigen Revolverpresse gegeben, welche die Einla dung an die deutsche Kolonie abgedruckt und gegen die„in fame deutsche Propaganda kräftig vorgegangen war“. Während der Vorstellung wurden auf das Glasdach des Theaters Flaschen und Steine und in das Lokal sogenannte Frösche geworfen, die mit revolverschußähnlichem Knall explodierten. Der Straßenpöbel vor dem Lokal pfiff und johlte, und einen Zufall ist es zu danken, daß ernstere Zwischenfälle, vor allem eine Panik, vermieden wurden. Beim Verlassen der Vor stellung wurden die Zuschauer ausgepfiffen. Man rief: „a bas les Boches" und„as tu vu Guillaume". Die Polizei hatte Vorkehrungen getroffen und war bemüht, die Ordnung aufrechtzuerhalten aber die Rädelsführer hat sie natürlich nicht erwischt. Als vor acht Tagen General Pau in Genf weilte, veröffentlichte die gesamte Genfer Presse be geisterte Berichte. Der General wurde auf dem Rathaus offiziell empfangen und auf alle mögliche Weise gefeiert.
Friedenserörterungen.
Unsere Feinde.
Der Seekrieg.
Rotterdam, 14. Aug.(WTB.] Nach dem„Maasbode“ ist der amerikanische Viermastschoner„August Welt“,
im Atlantischen Ozean ver
eines
1222 B.=R.=To., am 22. Juli lassen angetroffen worden.
Stockholm, 14. Aug.(WTB.] Die Mannschaft eines
kürzlich in Schweden eingetroffenen Dampfers berichtet, daß ihr Schiff fünf Monate in Stornoway gelegen hat. Es war anfangs Februar mit einer Weizenladung für Schweden bestimmt eingebracht worden. Die Mannschaft durfte die ganze Zeit das Schiff nicht verlassen; der Kapitän nur zweimal in Begleitung von Soldaten. Der Verpflegung war äußerst knapp. An Fleisch gab es 220 Gramm täglich, Butter und Fisch gar nicht, pro Kopf aber ½ Pfd. Marmelade. Kartoffel und andere Nährmittel gab es überhaupt nicht. Die Leute gaben an, wenn sie nicht hätten fischen können wären sie verhungert. An Land gab es sichts zu kaufen, kein Zeug, keine Seife, kein Schuhwerk.
Basel, 13. Aug.(KG.) Exchange Agentur meldet aus Washington: Der Senat hat den Gesetzantrag abgelehnt, der für die Kriegsdauer ein Verbot der Versammlungen und Umzüge ohne behördliche Genehmigung verlangt und der die pazifistischen Kundgebungen unmöglich machen sollte.
Washington, 13. Aug.(Meldung des Reuterschen Bureaus.] Ein Gesetzentwurf, der im Senat eingebracht ist, verbietet die Veröffentlichung von Nachrichten und Artikeln über Fragen die mit dem Kriege im Zusammenhang stehen, in deutscher oder einer anderen fremden Sprache, wenn sie nicht in der nebenstehenden Spalte auch englisch erscheinen. Ein anderer Gesetzentwurf sieht vor, daß amerikanische Bürger, die in den letzten 20 Jahren naturalisiect worden sind, deportiert oder interniert werden können, wenn sie illoyaler Kundgebungen überführt sind, die zu einem Aufstand aufreizen.
Die Verwirrung im Vierverbande. Genf, 14. Aug.
(„Köln. Ztg.“] Die viertägige Schließung der französischen Grenze verstärkt die Gerüchte von der Abdankung Poincarés, welche Clémenceau im letzten Leitartikel des„Homme Enchaine" als dringendste Notwendigkeit forderte. Daß im Lager der Entente größte Verwirrung herrscht, beweisen die heutigen Mailänder Depeschen, wonach Sonnino bereits am 8. August heimlich London verlassen habe und eiligst nach Italien gereist sei. Die Konferenzen in London ergaben große Meinungsverschiedenheiten, weshalb sie jäh abgebrochen wurden. Sie werden in Paris fortgesetzt.
Die französisch=schweizerische Grenzsperre ist, so schreibt die„Köln. Ztg.“. noch nie so scharf gehandhabt worden wie augenblicklich. Weder Telegramme, noch Briefe oder Zeitungen werden aus Frankreich hinausgelassen. Sogar Stückgüter, die bereits wochenlang unterwegs sind, werden zurückgehalten. Während bei früheren Grenzsperren einzelne Reisende durchgelassen wurden, durften, wie die„Suisse" meldet, seit Samstag-Mitternacht nur drei Reisende, französische Gesandtschaftskuriere, die Grenze passieren. Die von Frankreich nach Genf führenden Strafen wurden verbarrikadiert und mit Drahtverhauen versehen. Am Montag sind sogar die Börsenkurse aus Frankreich ausgeblieben. Es geht etwas vor in Frankreich, meint das„Berner Tagblatt“.
Die Pressepraktiken der Entente. Die von den Vätern vom Hl. Geist(amerikanische Provinz) herausgegebene Monatsschrift„The Paraclete“ schreibt:„Einer unserer bekanntesten katholischen Monatsschriften— es steht uns nicht frei, sie mit Namen zu nennen— wurden neulich von britischen Agenten 3000 000 Dollar(über 12 Millionen Mark) angeboten, falls sie sich bereit erkläre, die Sache der Entente zu unterstützen und für die Rekrutierung in Irland Propaganda zu machen.“
s Der Krieg ein Sport.
Der amerikanische General Persking, der nach seinem mutigen Rückzug vor der mexikanischen Minderheit zum Oberbefehlshaber des amerikanischen Expeditions=Korps in Frankreich ernannt wurde, hat sich über den militärischen Geist des amerikanischen Soldaten ausfragen lassen. Seine Antwort verdient allgemein bekannt zu werden:
„Ich habe den Krieg durch das Studium kennen gelernt, aber zu allem, was ich diesbezüglich erlernt habe, war es für mich nötig, an die französisch=englische Front zu gehen, um mir Rechenschaft geben zu können, was Krieg heißt und in welcher Weise sich Amerika zu beteiligen hat. Das, was alle unsere Soldaten in erster Linie wissen müssen, ist, daß sie nicht wie gedankenlose Köpfe kämpfen dürfen, sondern wie Menschen, die begreifen und denken. Es ist absolut erforderlich, daß jeder Soldat durchdrungen ist von dem Geist der Manneszucht. Die Maneszucht einer Armee kann mit der Manneszucht einer amerikanischen Fußball-Mannschaft verglichen werden, wo jeder Mann in körperlicher und sittlicher Beziehung point de physique et morat trainiert. Ein Soldat muß wie ein Fußballspieler wissen, was er in jeder Lage und in jedem Augenblick zu tun hat, sei es eine individuelle Handlung oder im Zusammenwirken Ein Soldat soll kein Automat sein, er muß sich erforderlichen Disziplinen anpassen. Aber er muß auch, wenn sein Führer fällt, die Fähigkeit haben, ihn zu ersetzen. Gewiß, wir haben jeder zu lernen, jeder, vom einfachsten Element bis zu dem der höchsten Genauigkeit, aber vorher, ich wiederhole es, verstehen wir es und dann formen wir unseren Geist danach, nachdem wir von dem Krieg erst die versönlichen Eindrücke gewonen haben.“
Das ist also der Geist, mit dem Amerika in den furchtbarsten Krieg aller Zeiten eindringt. Für Wilson und seine Finanzgruppe ist der Krieg ein Geschäft, für Persking ein Sport.„Das gewaltige Drama, in dem schon Millionen verblutet sind, ist dem amerikanischen General ein Fußballspiel. Es ist eine unglaubliche Leichtfertigkeit, so etwas zu denken, eine ungeheure Frivolität, es auszusprechen.
Ein neues französische Kriegsbrot. Am sterdam,
14. Aug.(EK.) Wie dem„Algemeen Handelsblad“ gemeldet wird, beabsichtigt die französische Regierung, durch Einführung eines neuen Kriegsbrotes die Getreidevorräte noch mehr als bisher zu strecken, da die Getreideernte den Ausfall der überseeischen Zufuhren nicht zu decken vermag. In Lyon sind Versuche mit einem neuen Kriegsbrot gemacht worden, das zu einem Drittel aus Kartoffelmehl besteht und das in ganz Frankreich gebacken werden soll.
England.
Ein hartes Urteil über Carson. Rotterdam, 13. Aug.(WTB.] Die„Neue Rotterd. Courant“ schreibt: Trotz der Versicherungen Bonar Laws im englischen Unterhause, daß Sir Edward Carson sehr genau gewußt habe, was er sagte, als er verlangte, daß die Deutschen sich hinter den Rhein zurückziehen sollten. bleibe Sardonix in der Wochenschrift„New Statesman“ dabei, daß Carson den Rhein für die Grenze Deutschlands gehalten habe. Sardonix sagt: Nichts wird mich davon überzeugen, daß dieser Mann, der 100 Pfd. Sterling in der Woche erhält, um England lächerlich zu machen, nicht eine ernstliche Gefahr für das Land ist. In Lord Millner einen Beschirmer der Interessen der britischen Demokratie erblicken zu müssen, ist schon eine harte Zumutung, aber Carson gewährt ein Schauspiel, bei dem einem direkt übel wird.
□.Bittere Enttänschung über Lloyd George. In den „Catholic Times“ vom 27. 7. wird ausgeführt: Je mehr Zeit vergeht, um so deutlicher wird es, daß Lloyd George nicht der Retter der englischen Demokratie ist. Sein Vorgänger im Amt war außerordentlich schwach, und nachdem das Volk mit Handlungen gewartet hatte, und sie nicht sah, wurde es müde und sah gleichgültig zu, als er aus dem Amt herausgedrängt wurde. Damit war die Zeit reif geworden für Lloyd George. Er sollte der Retter unseres Landes werden, den Krieg siegreich enden, und eine Zeit des Friedens, des Glücks und der Gerechtigkeit herbeiführen. Er ging ans Werk. Aber was er schuf, war keine Demokratie, sondern eine Bürokratie. deren Wirken unser ganzes Land mit Zivilbeamten überschwemmte. Die Parole lautete: Immer wieder neue Behörden schaffen, Beamte für sie finden und hoffen, daß sie etwas leisten und ihre Gehälter zu recht beziehen. Was das Ende all dieser Bürokratie sein wird, wagt unser Volk nicht zu denken. Wenn morgen Wahlen stattfänden, so würden Lloyd George und seine Beamten=Regierung von einer Welle allgemeiner Verachtung weggespült werden. Wahre Männer denken von ihm, daß er zu denen gehört, die viel versprechen, und wenig halten. Sie alle wünschen, daß der Krieg aufhört, und daß der Friede unser Land von jenem Heere von Beamten befreit. Unser Volk will den Frieden, aber einen siegreichen Frieden. Es will keinen Notbehelf von Frieden, dem in zehn oder zwanzig Jahren doch nur ein neuer Krieg Ein Blick auf die Karte zeigt, daß Lloyd George den Krieg nicht glücklicher als sein Vorgänger geführt hat. Wir warten und sehen keine Ergebnisse!
—. Irlands Forderung. Haag, 13. Aug.„Daily News“ sch##t aus Dublinz,„Bei der nächsten Gelegenheit, voraus
1.t nach der Rede Hendersons im Unterhause, wollen sozialistische Abgeordnete Irlands die britische Regierung bezüglich der britischen Annexions-Politik interpellieren. Falls die bxitische Regierung die Befreiung der Bevölkerung Elsaß=Lothringens und des Trentino immer noch als Kriegziel aufrechterhalten sollte, will die sozialistische Partei Irlands von der britischen Regierung das feierliche Versprechen verlangen, auch Irland eine unbedingte Selbständigkeit wöhren einer unabhängigen irischen Regierung zu ge
.# Bern, 13. Aug.(WTB.) Anläßlich der Ankunft zweier
Abgeordneten des russischen Arbeiter- und Soldatenrates in Mailand, veranstalteten die affiziellen Sozialisten gemeinsam mit der Gewerkschaftskammer einen Umzug. In der varauf foigenpen, Vullsbersammlung hielten zahlreiche Abge ordnete und Vorstandsmitglieder friedensfreundliche Ansprachen.
Vom Sozialistenkongreß in Stockholm.
Branting über die Beschickung der Stockholmer Kon
ferenz. Stockholm, 14. Aug.(WTB.) über die Weigerung der Entente=Mächte, den Teilnehmern an der Stockholmer Konferenz Pässe auszustellen, schreibt Branting im „Sozialdemokraten": Danach scheint der Bruch zwischen jenen Regierungen und den sozialistischen Parteien bevorzustehen, die beschlossen haben, sich in Stockholm vertreten zu lassen. Die Folgen sind unberechenbar: doch wird der Gedanke eines durch die Arbeiterschaft aller Länder herbeizuführenden dauerhaften und gerechten Friedens, der eine Neuordnung der Dinge schafft, durch eine Paßverweigerung nicht beseitigt. Jene Maßregel wird sich vielleicht als politischer Febler erst später herausstellen und sicher die jetzigen Regierungen der Alliierten vor der öffentlichen Meinung der ganzen Welt in eine ungünstige Lage bringen; denn es wird scheinen, als ob sie Friedensbesprechungen fürchteten, während die Regierungen der Mittelmächte bisher keine solchen Schwierig keiten gemacht haben.
Unsere Verbündeten.
(2) Berlin, 14. Aug.(Eig. Meld. Der österreichisch=
ungarische Minister des Innern, Graf Czernin, traf heute
wird hier den Antrittsbesuch des Reichskanzlers Dr. Michaelis erwidern. Am Freitag hat der Minister im Großen Hauptquartier geweilt und sich schon dort mit dem Kanzler und Dr. v. Kühlmann besoroHexz. Dis dort geführten Verhandlungen werden jeßzt fortKur#s:„Es ist das vierte Mal, daß Graf Czerny seit seinem umtsantritt auf deutschem Boden weilt und das dritte Mal. daß er Berlin besucht. Bei jedem Besuch hat er von neuem die unerschütterliche Grundlage des Bündnisses bekundet und auch ebenso die Bekundung dieses Bündnisses von deutscher Seite gesehen. Die Verhandlungen mit dem neuen Reichskanzler werden diesen Eindruck nur erneuern können. Es
keine grundlegende Frage, in der die beiden Nationen nicht übereinstimmten und der Ausgleich der Interessen in Einzelfragen, die in diesen Verhandlungen auch berührt werden, dürfte keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Vor allem sind Esterreich=Ungarn und Deutschland einig in dem Wunsche, daß der Krieg sein Ende nehmen werde, aber auch einig in dem Willen, ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu erkämpfen.
So. wird der neue Besuch des Grafen Czerny in Deutschland uberall freundlich und herzlich begrüßt werden.
aum Persin, 14. Aug,. Der österreichisch=ungarische Mini
sterpräsident des Außern, Graf Czernin, gedenkt, wie die„Nordd. Allgem. Ztg.“ meldet, zwei Tage hier zu verweilen. Sein hiesiger Aufenthalt dient der Fortsetzung der Besprechungen mit dem Reichskanzler.
Berlin, 14. Aug.(WTB.)
Griechenland.
Rußland.
Stockholm, 13. Aug.[EK.] Deu russischen Zeitungen wird aus Ekaterienenburg gemeldet, daß die zu den großen Schaitnazkischen Bergwerken gehörige Fabrik, die mehrere 1000 Arbeiter beschäftigte, geschlossen worden ist. Im Dongebiet haben außerdem alle Drahtfabriken wegen Mangels an Rohstoffen ihre Betriebe stillgelegt, sodaß mehrere zehntausend Arbeiter brotlos geworden sind.
Nach Meldungen aus Petersburg haben die Kohlenbergwerke im Dongebiete den Beschluß gefaßt, die Kohlen
Abhen, 13. Aug. Meldung der Agence Havas: In ker Kammer erklärte der Minister des Außern, Politis, daß gegen die Angehörigen der sich mit Griechenland im Kriege befindlichen Staaten keinerlei Maßnahmen ergriffen seien. Die Regierung werde sie überwachen und Maßnahmen ergreifen, welche die Staatssicherheit verbürgten.
Athen, 14. Aug. Agence Havas. Ein Ausschuß hat die Antwort auf die Thronrede ausgearbeitet. Sie wird am Freitag in der Kammer zur Erörterung kommen. In der Adresse heißt es: Indem die Kammer infolge der Wiederherstellung der Herrschaft der Freiheit ihre gesetzliche Macht wieder erhält, begrüßt sie die Thronbesteigung des Königs Alexander, die den Akten der Willkür und der nationalen Zwietracht ein Ende machte. Die Vertretung der Kammer wünscht die Einberufung der Nationalversammlung, ein
Regime im Sinne des Landes zu schaffen und
billigt die Aufhebung der Unabsetzbarkeit der Beamten.
Aus aller Welt.
Madrid, 13. Aug. Agence Havas. Der Aus stand hat sich ausgebreitet. Heute morgen verließen die Arbeiter die Arbeit und begaben sich ruhig wieder in ihre Wohnungen. Es kam zu keinem Zwischenfall. Einige Ausständige exklarten, es handle sich um einen 2stündigen Streik zur
der Gemeinschaft mit den Eisenbahnern. Die Geschäftshäuser sind geöffnet.
Hungersnot in Indien? Haag, 13. Aug. Nach den aus Indien eingetroffenen und der englischen Zensur entgangenen Briefen ist zwischen Britisch=Indien und Niederländisch-Indien seit vier Wochen völlige Stockung des Postverkehrs eingetreten. Pässe werden nach Britisch=Indien nicht mehr erteilt. Die Frauen englischer Offiziere und Beamten erhalten auch keine Erlaubnis mehr, ihre Männer in Britisch-Indien zu besuchen. — Im Innern von Britisch=Indien sind Unruhen ausgebrochen. Die indischen Truppen verweigerten den Dienst. Die englischen Truppen, die sich in der Minderheit befanden. waren machtlos. Die Ursache des Aufstandes ist Hun
schen Wirtschaftsverein a“ Die von dem mittelexroväi
schen Wirtschaftsverein in Deutschland und Lsterreich=Ungarn gebildeten Donau=Kommissionen werden anläßlich der Jubiläumsversammlung des bayerischen Kanalvereins in Nurnberg am 3. und 4. September zu einer weiteren Bera
geibs. ongi üider die Fragen des Donau.=Oder sammentreten. Donau=Akte zu.
Deutsches Reich.
.. Terlin, 14. Aug. Der Chef des Kriegspresseamtes, Ma
Stotten, ist von der Obersten Heeresleitung behufs
anderweitiger Verwendung von seinem Posten abberufen worden.
us. Perlis 14. Aug,„(WTB.) Der„Reichsanzeiger“ gibt
die Verleihung des Königl. Kronenordens 2. Klasse an das Mitglied des Reichstages, Geh. Justizrat Trimborn, bekannt. Ferner enthält der„Reichsanzeiger“ eine Bekanntmachung betr. die Meldepflicht für gewerbliche Verbraucher von Kohlen, Koks und Briketts.
Wirtschaftsleben und Lebensmittelversorgung.
" Die Bewirtschaftung des Sauerkrauts 1917/18. Ber
lin, 13. Aug. Die zuständige Kriegsgesellschaft für Sauerkraut in Berlin weist mit Genehmigung des Bevollmächtigten des Reichskanzlers auf folgendes hin: Da für die Versorgung des Heeres und für die schlüsselmäßige Verteilung Vosr 5srgnigerar=a. i Zivilbevölkerung im Wirtschaftsjahre
Weißlohl uu. erforderlich Frischaemüse
geselschest. Ruvenz grfgpperlich sind, erteilt die Kriegsbraucher(Fabrikbetriehe, ggrd Vemeinden und Grobver:
und Volksküchen,
anstalten und ähnliche Einrichtungen) die Genehmigung zum Erwerbe von Weißkohl für die Herstellung von Sauerkraut vorläufig nur unter der Bedingung, daß das gesamte daraus in eigenen Betrieben oder von Fabriken im Lohnverhältnis herzustellende Sauerkraut zur Verfügung der Kriegsgesellschaft gehalten wird. Aus demselben Grunde kann die Kriegsgesellschaft für Sauerkraut zunächst auch den Absatz desjenigen Sauerkrauts nicht freigeben, das die erwähnten Stellen aus selbstangebautem Weißkohl oder aus
Rüben im eigenen Betriebe oder von Fabriken einschneiden lassen. Auch dieses Sauerkraut muß bis auf weiteres zur Verfügung der Kriegsgesellschaft bleiben. Soweit als irgendmöglich wird jedoch die Kriegsgesellschaft den Gemeinde
verbärden, Gemeinden und Großverbrauchern später einen Teil(höchstens 50 v. H.) des in eigener Wirtschaft herzustel lenden Kohl= und Rübensauerkrauts ohne Anrechnung auf den schlüsselmäßigen Anteil des betreffenden Bundesstaates freigeben.
der Selbstversorger. Die„Deutsche
Parlaments=Correspondenz" berichtet: Die Reichsgetreide ordnungfür 1917/18 enthält bekanntlich erweiterte Vorschriften über die Erfassung der neuen Ernte und tiefeingreifende Kontrollvorschriften, die zwar eine erhebliche Erschve
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