der deutschsprachigen Presse eN.

bnosssels simtslsbnbt Susgabe## bohun

Mäufter gweisuaf tägtich dut ##s haus gebeacht 2#k. 10 Pfa, auswärts von der Post abgeholt 2 Ml. 10 Pfg, durch den

Beiefträger gebracht überall, me namr einunal

u Tage Briefbestellung stattfindet, 2 Drr. 59 Pig.

Oeim mit goei= und mehrmaliger Bestellung

2 22. 28 Pigz. Ausgabe 8(mitWochen­

hau) nirteksäherüch## Pte.

un Nr. 54. Sto u.

9 Nr. 70.

T

.. Zwei Ausgaben täglich. und Munistrri,. 45769 Abonnenten.

Zweite Ausgabe.

Mittwoch, 30. Mai 1917.

enr Se int i emetece

Münster 29 Pf., aus der Stadt Münster 15 Pt.(u=

Angesellschafton 2c., Veroine und Behörden 25 M. Reklamon: Dor Noum für die Reklauespalte, Pram ##it, Zmm hoch, 1 Ml. Für Erfüllung von Bloz­verschriften wird keine Gewähr, sowie für Drucksehie keine Haftung übernammen. Stweiger Rabett gütels Rassenrabett u. kann vermeigert werden, mam Zur­lung nicht binnen 4 Wochen nach Echell der

wfelgt. Gebühr für Beilagen

66. Jahrgang. Nr. 383.

Die Tagung des nationalen Kongresses der franzosischen Ncationalisten.

Bern, 29. Mai.(WTB.]Humanité",Journal du Peuple" undProgrés de Lyon" berichtet über die Tagung des Nationalen Kongresses der französischen Sozialisten

noch folgende Einzelheiten:

In der vorgestrigen Mittagssitzung erklärte Cachin, er habe in Rutzland festgestellt, daß das Land ausschließlich von der Sozialistenpartei regiert werde. In jeder Stadt tagt das Arbeiter=, Soldaten= und Bauern=Komitee mit so­zialistischer Mehrheit. An der Front seien in jedem Regi­ment, in jedem Armeekorps, in jeder Armee, sogar im Gro­den Hauptquartier von den Soldaten und Offizieren ge­wöhlte Vertreter. Eine solche Initiative sollte man auch in anderen Ländern ins Auge fassen. Die provisorische Re­gierung sei verantwortlich, aber ohnmächtig, die Sozialisten verantwortungslos, aber sehr mächtig. Zur Lösung der un­haltbaren Lage sei schließlich die provisorische Regierung umgewandelt worden, besonders der starrsinnigen Haltung Miliukows, der den Sozialisten ein Dorn im Auge war. Bezüglich der russischen sozialistischen Kriegs­ziele bestehe im Grunde Übereinstimmung mit den fran­zösischen Sozialisten, deren Hauptforderung gleichfalls die Selbstbestimmung der Völker sei. Die Wiederaufnahme der internationalen Beziebungen werde von den Russen unter allen Umständen gewünscht. Die Stockholmer Konferenz soll eine Vorbereitung sein, in sofern alle Vertreter der verschiedenen nationalen Sektionen einzeln ihren Stand­punkt zur Sprache bringen und vertreten sollen. Jeden­falls wünscht die russische und sozialistische Partei, daß Ein­heit zwischen den einzelnen Sektionen und Einheit zwischen der Mehrheit und den Minderheiten geschaffen werde.

Moutet erklärte, die Streitigkeiten zwischen der französischen Mehrheit und Minderheit würden in Ruß­land als sehr kleinlich beurteilt. Die russische Revolution sei nicht nur gegen die russischen Regierung, sondern gegen alle europäischen Regierungen unternommen worden, denn die russischen Sozialisten und Revolutionäre hätten den ersten Tag schon erklärt, daß sie alle Groberungsgebanken verurteilen. Moutet führte ferner aus. Miliukow sei eine ebenso große Gefahr für Rußland gewe­sen, wie Lenin und daß sich augenblicklich Rußland um die vorläufige Regierung schare. Auf eine Anfrage, von Pressemane wiederholte Moutet, daß die Russen eine Zu­sammenkunft der Internationale fordern und die Beteili­gung der französischen Sozialisten wünsche.

Schließlich verlas Cochin das Programm für die Diskussion in Stockholm, wonach zuerst die all­gemeinen Friedensbedingungen auf der Grundlage des freien Selbstbestimmungsrechtes der Völker, der Autonomie der Nationalitäten und der Anwendung dieser Grundsätze auf die konkreten Fälle Belgiens, Serbiens, der anderen Balkanstaaten, Polens, Finlands, Elsaß=Lothringens, Nord­schleswigs. Armeniens Littauens und Ukraine, der tsche­chischen und jüdischen Länder und Kolonien. Die Grundlage für neue internationale Beziehungen, nämlich des Völker­rechts, Sanktionen gegen Zwangsmaßnahmen gegen Über­griffe im Völkerrecht, die obligatorische Unterfuchung in Streitfällen, ein internationales Schiedsgericht, sowie andere Mittel zur Verhütung des Krieges, Entwaffnung, Abrüstung und Freiheit der Meere, Mittel zur wirtschaftlichen Ausdehnung ohne territoriale Aus­

dehnung, Internalisierung der Transport=Straßen,

Kanäle, Eisenbahnen und Meerengen, ferner Un­

terdrückung der geheimen Diplomatie und praktische Ver­wirklichung dieser Ziele, die Bestimmung, in welchem Maße die Frage in den Friedensverhandlungen festgestellt werden soll und schließlich eine Aussprache, ob Untersuchungsaus­schüsse zur Vorbereitung und Lösung gewisser Fragen ge­schaffen werden können. Eine Aktion der Internationale und der Demokratie durch Bewilligung der Neutralen am Frieden durch Mitwirkung der Parlamente und der sozia­

listischen Parteien, durch Maßnahmen der Internationale im ständigen Ausschuß während der Vorbereitungen und Ab­haltung der offiziellen Friedensverhandlungen geltend zu machen, eine allgemeine sozialistische Konferenz.

Journal du Peuple hebt hervor, daß, als Cachin über eine Autonomie für Elsaß=Lothringen und Polen sprach, Rufe:Irland Irland, laut wurden.Journal du Peuple schreibt: Die Sitzung wurde mit einem Theatercoup beendet, die Mehrheit habe kapituliert, indem sie eine neue Sachlage vorgeschützt habe. Trotz dreier Kriegsjahre seien der Mehr­heit nach der Rede Cachins in vielen Dingen die Augen auf­gegangen. Den Standpunkt Cachins habeJournal du Peuple schon lange vertreten wollen, sei aber von der Zensur daran gehindert worden. Die Mehrheit, die durch die Tatsachen desavouiert wurde, wäre, ihren Bankerott zu bemänteln versuchen. Die Wahrheit aber sei, daß alle ihre Grundsätze und Gründe in sich zusammengefallen seien und die Mehrheit sich selber dazu verurteilt habe, ihre Grund­sätze nicht mehr anzuerkennen.

Der Sozialistenkongreß in Stockholm.

Berlin, 30. Mai.(BB.) Die Vertreter des sozial­demokratischen Parteivorstandes der Reichstags­fraktion und der Generalkommission der Gewerkschaften sind gestern von Berlin über Kopenhagen nach Stockholm abgereist, wo die Verhandlungen mit ihnen am 3. Juni beginnen sollen. Zum Beschluß des Nationalrates der französischen Sozialisten, eine Abordnung nach Stockholm zu senden, meint derVorwärts, er bedeute den ersten großen Erfolg, den die Sache des Friedens im Westen errungen habe. Am 16. soll Herr Ribot in der Kammer über seine Stellung zu Stockholm interpelliert werden. Er werde sich dabei in einer überaus schwierigen Lage befinden, und die Debatte verspreche äußerst interessant zu werden. Ob die Franzosen mit den Deutschen direkt verhan­deln wollen, gehe aus der Fassung ihrer Entschließung nicht klar hervor. Es bestehen zwischen Deutschen und Franzosen noch sehr ernste Meinungsverschie­denheiten. Das sozialdemokratische Zentralorgan gibt sich der Hoffnung hin, daß es dem Geschick der neutralen Unter­händler, verstärkt durch den Druck des internationalen Frie­denswillens, gelingen werde, einen Ausgleich zu schaffen. Der Germania will es scheinen, daß auf der Konferenz in Stockholm zunächst weniger um den Frieden selbst gestritten werden würde, sondern wie weit sich das junge Rußland für­derhin vor den Kriegswagen der Westmächte werde spannen lassen. Stockholm werde eine ernste Prüfung für den Friedenswillen der Russen sein.

. Rotterdam, 30. Mai.(KG.)Morning Leader mel­det: Die englische Arbeiterpartei beschloß mit großer Mehrheit die Beschickung der Stockholmer soziali­stischen Friedenskonferenz

Der Seekrieg.

Die deutschen.=Boote. Berlin, 29. Mai.(WTB.) Briefe aus allen Teilen der Welt berichten über die großen Schwierigkeiten der Schiffahrt infolge der deutschen.-Boote. Ein Angehöriger des 49. Senegal=Bataillons schreibt, daß die Hafenausfahrt von Biserta in Tunis nur nachts einiger­maßen sicher sei. Bei Tage wird dort alles unsehlbar tor­pediert. Ein Brief aus St. Nazaire klagt, daß wiederum .=Boote vor der bretonischen Küste kreuzen und viel Unheil anrichten. Der Brief schloß mit dem Ausruf:Armes Frank­reich, wie schlecht bist du verteidigt, und wie mittelmäßig ist deine Marine im Vergleich mit der deutschen". Nachrichten aus Bavone zufolge, wurde diese Stadt am 13. Mai von deut­schen.=Booten schwer und wirkungsvoll beschossen. In allen Briefen ist von Schiffstorpedierungen die Rede. Unter diesen Umständen ist es verständlich, wenn Dorkshire=Post am 7. Mai meldet: 4 bis 5 Mitglieder des Londoner Versicherungs­bureaus Lloyds haben sich von dem Geschäft zurückgezogen, weil sie in den letzten Wochen allzu große Verluste gehabt haben.

Regelmäßiger Dampferverkehr AmsterdamLondon.

Amsterdam, 29. Mai.(WTB.) Eine hiesige Nachrich­ten=Agentur meldet, daß die Hollandsche Stroomboots­Maatschappy binnen kurzem wieder einen regelmäßigen Dampferdienst zwischen Amsterdam und London mit eng­lischen Schiffen aufnehmen wird. Der Direktor der Dampfschiffahrts=Gesellschaft hat diese Nachricht bestätigt.

Luftkrieg.

Petersburg, 26. Mai.(WTB.) P..=A. Verspätet eingetroffen. Während der letzten Tage führten deutsche Flugzeuge zahlreiche Flüge gegen Städte in der Do­nau=Gegend aus und warfen viele Bomben ab, die zahlreiche Opfer forderten. Der Vorstoß gegen die Stadt Ismaila war besonders fürchtbar. Eine große Anzahl von Frauen und Kindern wurde verletzt.

Der Fliegerangriff auf die Sübostküste Englands. Ber­lin, 29. Mai.[WTB.) Eine amtliche Reutermeldung vom 25. 5. berichtete über die Erfolge des auch im deutschen Hee­resbericht erwähnten Fliegerangriffes auf die Südostküste Englands. Danach soll der meiste Schaden in einer Stadt angerichtet worden sein, wo die Bomben auf die Straße fielen und eine beträchtliche Anzahl Zivilpersonen traf, Läden und Häuser ernstlich beschädigte, 79 Personen verletzte, darunter 27 Frauen und 19 Kinder. Es ist offen­sichtlich, welchen Zweck Reuter mit dieser Fassung des Berichtes verfolgt. Sowohl die Erwähnung der Zahl der Opfer wie die Unterdrückung des Namens der Stadt sollen den Glauben erwecken, die deutschen Flieger hätten eine offene Stadt mit Bomben belegt.

Wir wollen den Reuterbericht ergänzen. Die ange­

griffene Stadt war die Seefestung Dover, der Hauptstapel­

platz des gesamten Nachschubes für die Verschiffung über den Kanal. Bei Dover wie bei Folkestone dehnen sich kilometer­weise Läger und Stapelplätze aus. Dicht belegt mit Trup­pen, die auf ihre Überführung auf den französischen Kriegs­schauplatz warten, und angefüllt mit Munition und allen Vorräten, die für den riesigen Bedarf des englischen Heeres bestimmt sind. In diesen angehäuften Massen fanden unsere Flieger lohnende Ziele. 7 gewaltige Brände, die von den später kommende Flugzeugen schon bei Näberkommen gesich­tet wurden, bezeugten auch, daß die Angriffe Erfolg gehabt hatten. Die Mitteilung, daß drei deutsche Flugzeuge ver­loren gegangen sind, ist unrichtig. Nur ein einziges Flug­zeug kehrte nicht in den Heimathasen zurück. Der billige Ruhm, offene Städte anzugreisen, bleibt nach wie vor den Franzosen und Engländern.

Von den Kriegsschauplätzen.

4 Rotterdam, 30. Mai.(KG.) Die im Verlaufe des Monats Mai veröffentlichten amtlichen englischen Verlust­listen enthalten bis zum 25. Mai die Namen von 5950 Offizieren und 85 301 Mann.

Die Panzertankwagen brennen zu leicht. Berlin, 29. Mai.(W2B.) Immer häufiger werden in Frankreich Stimmen laut, die die früher so boch gepriesenen Panzer­tankwagen kritisch beurteilen. So schreibt ein Mann des 82. Insanterie=Regiments aus der Gegend von Craonne: Unsere Tanks, die früher die große Hoffnung Frankreichs waren, habe ich gesehen, aber sie brennen doch zu leicht. Und aus St. Etienne wird am 11. Mai an einem im Kampfe mit einem deutschen Flieger abgestürzten französischen Ober­leutnant geschrieben, die Tanks bedeuteten für Mauriee nichts gutes, von 108 Tanks, die an der Offensive beteiligt waren, sind nicht weniger als 60 zerstört, wie du wohl bereits weist. Major Louis Bossut ist mit seinem Tank verbrannt.

Die Vorgänge in Rußland.

4 Zürich, 30. Mai.[(KG.) In den nächsten Tagen fahren, nach einer Blättermeldung, weitere 200 russische Emigranten aus der Schweiz über Deutschland nach Rußland zurück.

Räumung von Reval. Stockholm, 30. Mai.

Kerenskis OrganDien schreibt, daß die Gerüchte über die bevorstehende Räumung von Reval trotz amtlicher Ableugnung sich noch immer in den weitesten Kreisen erhalten. Die Direktoren der Revaler Bank= und Handelshäuser hätten sich nach Petersburg begeben, um dort bei den Ministern wegen dieser alarmierenden Gerüchte vorstellig zu werden. Nach einer weiteren Meldung haben während der letzten Wochen allein über 10000 Revaler mit Sack und Pack die Stadt verlassen. In Narva fängt die Bevölkerung an, sich ebenfalls zur Flucht zu rüsten.

Unsere

2 Zürich, 80. Mai.[KG.] DerSecolo meldet: Der Ministerpräsident wird in der im ersten Drittel des Mo­nats Juni zusammentretenden italienischen Kammer im Namen des Gesamt-Ministeriums die Mindestkriegs­ziele für das Königreich Italien bekanntgeben.

Bern, 29. Mai.(WTB.)Information zufolge wird die italienische Regierung bei dem Wiederzusammentritt der Kammer etwa am 14. Juni zugleich Erklärungen über die politische, wirtschaftliche und mili­tärische Lage abgeben. Nach Mailänder Blättern wird der Minister des Inneren Orlando im Anschluß an die letzten Kundgebungen der Interventionisten demnächst nach Mailand reisen.

Die Streiks der Maschinenarbeiter in England hatten sich, englischen Zeitungen zufolge, am 23. Mai weiter abgeflaut. Immerhin feierten in Crewe noch 2000, sowie die große Mehr­heit in Liverpool und Barrow.Morning Post versichert, daß weder die Abschaffung der Militärfreiheit gewisser Berufe noch die Herausziehung geschulter Arbeiter aus den Privat­betrieben sie veranlaßt hätten, sondern die Bestrebungen des seit 1911 in England aufgekommenenneuen Unionismus, der sich ebenso gegen die bestehende Gildenorganisation wie gegen den kapitalistischen Staat überhaupt wende und zur Durchführung des Klassenkampfes alle Industriezweige einem Landes=Arbeiterausschuß zu unterstellen trachte und auf eine vollständige soziale Revolution hinaus wolle. Es sei also eine weitgehende Verschwörung zur Läh­mung der englischen Industrie. Den Leitern der Bewegung, die in den überzeugten Pazifisten leider Bundes­genossen hätten, gelte Englands Kampf auf Leben und Tod. Sie würden nicht zandern, über die britischen Heere im Felde Verderben zu bringen, wenn sie dadurch ihre unpatriatischen

Ziele dem Siege näherzubringen vermöchten. Ihrem gefähr­

lichen Treiben könne nur dadurch ein Ziel gesetzt werden, daß man den Arbeitern, deren große Mehrheit gute Patrioten seien, die Augen öffne.

2 Basel, 30. Mai.(KG.) DieBasler Nachrichten melden aus London: Laut Londoner Blättermeldungen dauern die Strei ks in den verschiedenen Städten weiter an. Die Munitions=Fabrikation ist, wie die Morningpost zugibt, sehr stark beeinträchtigt.

Streiknnruhen in Paris. Genf, 29. Mai.(BB.) Der Streik in Paris umfaßte am Samstag nachmittag nabezu 40000 Arbeiter und Arbeiterinnen. Statt der bisherigen Umzüge der Modistinnen finden lärmende Straßenkundgebun­gen statt mit unbestreitbar politischer Färbung. Die Polizei beschlagnahmte die unter den Aufständischen verbreitete pazifi­stische Literatur. Im Laufe des Samstags und des Sonntags wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen.

Nouvelliste de Lyon meldet aus Paris: Am 28. Mai abends kam es in den volkreichen Vierteln des Mont Parnasse, besonders in der Nähe des Bahnhofes, zu heftigen Zwi­schenfällen. In der Rue Gainte wurde ein großer Zug, der nach dem Innern der Stadt strebte nach mehreren Zu­sammenstößen, bei dem blank gezogen, Steine geworfen und mehrere Manifestauten und Polizisten verwundet wurden, zerstreut und mehrere Verhaftungen vorgenommen.

König Viktor Emannel enttäuscht. Aus dem k. u. k. Pressequartier, 29. Mai. Wie Gefangene aussagen, hat König Viktor Emanuel, der vor der Schlacht seine Trup­pen persönlich aufpornte, seiner Enttäuschung über den bis­herigen Verlauf in einem Befehle Ausdruck gegeben.

A Die Vertragsänderungen der Alliierten. Haag, 29. Mai.(BB.) Der Korrespondent der Times in St. Peters­burg meldet: Am Sonntag hielt Tseretelli, der neue sozialistische Post= und Telegraphenminister, auf der Versamm­lung des Arbeiter= und Soldatenrates eine Rede, in der er hauptsächlich außerpolitische Fragen erörterte: Tseretelli machte Mitteilung über die mit den Botschaftern der Alliierten gepflogenen Unterhandlungen und im besonderen über die Anderung der von der alten Regierung abge­schlossenen Verträge,, sowie über die übereinstimmung mit der FormelKeine Annexionen und keine Entschädigun­gen". Den Botschaftern wurden folgende Fragen vorgelegt: 1. Welches ist die Stellung der Regierungen der mit Rußlond verbündeten Staaten gegenüber der neuen russischen Politik? Die Antwort sei befriedigend gewesen. 2. Ist eine Anderung der bestehenden Verträge möglich? Tseretelli erhielt die Ant­wort, daß alles von der öffentlichen Meinung in den verbündeten Ländern abhänge. 3. Tsere­telli fragte, ob die verbündeten Regierungen gegen eine nähere Fühlungnahme der politischen Minderheiten der Eutenteländer und der russischen Gesinnungsgenossen Bedenken trügen. Die Antwort auf diese Frage'scheine ausweichend gelautet zu haben.

Aus aller Welt.

Zürich, 30. Mai.(BB.) Aus Mailand wird berichtet, der Kronzetge im Prozeß Gerlach: der berüchtigte calabresische Soldat Bruno Tedesch sei für irrfinnig erklärt worden. Damit ist der ganze Spionageprozeß zusammenge­brochen.

Bern, 29 Mai.(W21.) Nouveliste de: Lvon meldet aus Madrid: Nach der interventionistischen Kundgebune wurde gegen den Deputierten Lerrour an der Ecke der Aleada­und der Villanunva-Straße Revolverschüffe abge­geben. Lerrcux wurde nicht getroffen, dagegen sind mehrete andere Personen verletzt worden. Die Polizei mußte die zahl­reichen Manifestanten auseinandertreiben.

Genf. 30. Mai.(KG.) DerHerald meldet: In Veracruz wurden am erikanische Marine=Dets:

chements ausgeschifft.

Fondsbörse in Sofia. Sofla, 29. Mai.(W2B! Die hiesige Handelskammer hat auf Grund eines bereits bestehen­den Gesetzes beschlossen, hinnen 2 Monaten in Sotia eine Fondsbörse zu eröffnen, die sich zmit Wertpapierhaudel. Fest­stellung von Wechselkursen und dem Handel damit befalsen wird..,.. u# Sugenag##

Politische Gärung in China. Stockbolm, 29. Maj. (BB.) Laut Meldungen aus Pekina herrscht im gesamten Jangtsekiang=Gehiet eine politische Gärung. Der Wider­stand der Bevölkerung gegen die Teilnahme am Kriege führte in Schangbai wie in Nordchina zu Ausschreifungen gegen dieEuropäer. Auf Befehl des Ministerpräsidenten wurde der Herausgeber des in Pe'ing neu gegründeten ge­volutionären Blattes verhaftet. Reuter meldet: Das. Par­lament hat die Ernennung des Finanzministers Li Tschina Schsi, eines Neffen des verstorbenen Li Hunatschuang; zum Minister=Präsidentem bestätigt. Li Tsching Schi wirh wahrscheinlich ein Koalitions=Kabinett bilden.

Brüder.

Erzählung aus dem westfälischen Bauernleben von Broock. (Schluß.)

Erstannt war sie, als der erzählte:es hätte vorhin zu Hause Krach gegeben zwischen Terro und Vader, weil Vader die alte Uhr an Thomas verkauft habe.

Sie begriff das nicht. Thomas berichtete ja das Gegenteil!

Sie aber war schlau, verriet nichts, sondern fragte nur, ob die Uhr noch zu Hause sei? Als Hannes das bejahte, be­arbeitete sie ihn, sie zu stibizen. And er tat's!

In derselben Nacht noch.

Sie wartete im Bleichhäuschen. Dahin brachte er ihr die Uhr. Sie hatte bisher nicht gewagt, an Thomas zu schrei­ben, daß sie im Besitz der Uhr sei. Das zu schreiben fand sie gefährlich. Nein, sie wollte sie ihm lieber persönlich in die Stadt bringen. Doch dazu hatte sie noch keine Zeit gehabt, weil sie bei demHochzeiten helfen mußte.

So hatte Rette dem Polizisten berichtet, und der erzählte es nun Terro. Wortgetreu.

Die Männer langen bei Sandbagens Hof an.

Totenstill ist's hier. Die Vögel schweigen. Das Feder­vieh ging zur Ruhe.

Schwerer fällt der Regen. Die Natur weint.

Seit dem Abendessen haben die Dienstleute ernst, leise redend zusammengesessen. Lena hielt sich und das schon den ganzen Tag neben Mittin. Ein Grauen vor den zwei Toten dort in der Stube war in ihr.

Mittins Stimme allein wurde abwechselnd in Befehl, Tadel oder hellem Aufweinen laut.

Terro und Gunz treten ins Haus.

Stumm begrüßt das Gesinde den jungen Mann, den Erben, ihren neuen Herrn. Er drückt schweigend eines jeden Hand.

Mittin schluchzt fassungslos.

Der Schmerz um den Tod des Mannes, den sie so lange treu, selbstlos geliebt, und der nun starr, kalt tot daliegt, dieser Schmerz wird beim Anblick seines Sohnes, der aus­schaut wie sein zweites Selbst, ehe Krankheit und Leid über ihn kommen, doppelt heftig.

Die sonst so Wortreiche findet keine Silbe. Krampfhaft

weinend legt sie den Kopf an Terros Schulter, während der ##unst über ihr Haar streicht.

Lenas Augen jedoch schauen nicht mehr angstvoll, sondern gefaßt, voll Vertrauen begegnet ihr Blick dem Terros. Sie reicht ihm die Hand, die er lange in der seinen hält.

Mittin will Terro in das Totenzimmer führen. Da er aber weiß, seine Dienstleute werden ihm dahin folgen, seine Mienens sein Tun beobachten, nachher darüber reden, sagt er: Jetzt nicht! Später, wenn ich allein bin. Wenn alles still ist im Hause, und ich mich gefaßt habe... dann gehe ich zu ihnen.

XII.

Endlich ist Terro allein. Ganz allein. Er rafft sich zusammen. Geht ins Totenzimmer.

Bis auf ein mattes, zuckendes Flämmchen ist's dunkel hier.

Huschende Lichter wirft es über die Gesichter der zwei

Toten. Beide sind sie nun friedlich, feierlich, ruhig!

Und doch trug Hannes Antlitz, als man ihn fand, den Aus­druck des Schreckens.

Seine Lippen sind nun sanft geschlossen. Die sonst so lachenden Augen halb geöffnet, obschon man sie ihm immer wieder zudrückte.

Terro steht mit gefalteten Händen vor Vater und Bruder. Widerstreitende Gefühle durchstürmen ihn.

Doch mehr und mehr scheuchen Mitleid und Vergeben auch den Rest von Bitterkeit aus seiner Seele. Nur Mitleid und Versöhnung leben darin.

Leise tritt er zu seinem Vater, umfaßt mit seinen lebens­wormen Händen dessen gefaltete, eisigkalte, streichelt über sein silbern schimmerndes Haar.

Tiefes Mitleid mit dem Verschiedenen ist in ihm. Vor wenigen Tagen hatte sein Vater ja noch das Aussehen eines stattlichen Fünfzigers und jetzt ist's das eines alters­schwachen, gebrochenen Greises.

Wie schwer mußte er geistig und körperlich in der kurzen Zeit gelitten haben!

Terro geht nun zu Hannes hin.

Da die Totenstarre, als man ihn fand, schon eingetreten war, sind seine Hände nicht gefaltet, sondern liegen, mit leicht gekrümmten Fingern, an seinen Seiten.

Die Augenlider hoben sich wieder etwas. Es ist, als ob seine gestern noch so schönen, kecken Augen immer wieder in das Leben, das er so sehr geliebt, und das für ihn bislang so sonnig war, hineinschauen müßten.

Jn, dieser Gruder! Gr. der Schuldige, der hn, den Schuldlosen, vom Vater beschimpfen, verfluchen lassen! Upt

doch, sie sind Brüder! Söhne derselben Mutter, der Frau, die er unendlich geliebt!

Und Hannes hat als Kind mit dem Bruder gelacht, herum­getollt. Sie hatten sich gern.

Bruder... Bruder... ich vergebe dir, sagt Terro leise, fest. Nimmt seine gekrampften, todeskalten Finger, drückt sie, schließt ihm dann mit weichem Druck die Lider.

Er gedenkt dabei der heimatlichen Sage:so ein Verzeihen­der dem, der ihm Leid zufügte, die Lider zudrückt, bleiben sie in stillem Frieden geschlossen.

Das Totenlicht knistert und wirft seinen Schein auf­zuckend über die Wände, über das verhängnisvolle Kreuz, unter dem Terro nun steht. Sein Vater sprach damals keinen Meineid unter ihm! Er konnte ihn bewahren vor dieser Schuld! Der Gedanke läßt Terro tief, frei anfatmen.

Betend verweilt Terro unter dem Kreuze. Lange:

Alles schläft im Hause. Vater und Sohn Un ewigen

Schlaf. Nur er allein wacht. Und die Nacht ist still

still wie das Grab.

*

Auf leichten Sohlen schreiten die Stunden voran.

Mehr und mehr hat die Nacht die grauen Schleier vom Firmament weggezogen und den Mondstrahlen den Weg zur Erde freigemacht.

Terro sitzt in der Küche am Herd und blickt in das noch schwach glimmende Feuer.

Matter und tiefroter wird dessen Glut. Dunkler und dunkler die Holzdecke des Raumes, die Wände. Die durch die Fenster hereindringenden, silbernen, lautlosen Bächlein des Mondlichtes rieseln länger über die Fliesen: der Mond ist am Sinken.

Da reißt sich der junge Bauer aus seinem Hinbrüten los und geht hinaus ins Freie.

Tiefstill, wunderbar feierlich, friedensvoll ist die Nacht.

Terro geht zu dem kleinen Hügel im Winkel des Hof­raumes, den Linden beschatten. In ihnen wispert's, raunt's wie von Geisterstimmen.

Er hat weiten Ausblick. Sein Auge ruht auf fernen, dunstumhangenen Wäldern, die einer auf der Erde lagernden Wolkenbank gleichen; auf Wiesen und Feldern, die in Tau und Nebel schwimmen; auf Schornsteinen und Dächern der großen Ziegelei, worin hier und dort Scheiden im Mondlicht aufblitzen. Er fieht die großen Mergelgruben mit den blinken­den Wasserlachen.

Terre wird sich nicht bewutt: ich bin jetzt der Herr über

das allesl Alles 18 mein Eigen! Aber ein Befühl ven

Selbstvertrauen, Ruhe und Zuversicht erwächst langsam in ih#

Er setzt sich auf die Bank, scheut träumend hinaus in die wunderbare Nacht.

Die schöne, weite Welt rings um ihn schläft.

Und plötzlich leuchtet's, gleich einem Stern, durch dunklus Blättergewirr. So traut und heimatlich ist's.

Und Terro weiß: ein Licht ward im Hause angezündet, in Lenas Giebelstübchen brennt es.

Schneller pocht sein Herz. Ein scheues; noch unbestimmtes Sehren und Glückserhoffen durchzieht es.

Sie wacht noch, sagt er zu sich selbst,denkt sie wohlen mich? Hört sie, daß ich aus dem Haus ging? Sorat sie sich um mich?

Ja, ja, ich will dir dein Mitleid, deine Güte und Sorge lohnen aus allen Kräften! Du, meine liebe, liebe Leng! Meine Lena? fragt er sich scheu,meine Lena? Und spricht kann öblich energisch, zärtlich vor sich bin:Je! ja! wenn sie's will dann meine+ meine. Lena!

Dann überläßt er sich seinen Gedanken.

Lenas Licht erlosch schon lange, als Terro aufsteht, um ins Haus zu gehen und Ruhe zu suchen.

Da kommt aus der offenstehenden Küchentüre der lchwere, vertraute, langsame Uhrenschlag herüber, der die zweite Nacht­stunde kündet.

Und zugleich hebt auf seiner Brust ein leises Schlagen, Summen, Surren und Klingen an.

Heiße Freude durchzuckt Terro. Seiner Mutter Uhr, die er noch in der Brusttasche trägt, sie ist's ja, die zu ihm redet; und durch sie seine Mutter selbst. Er zieht sie hervor.

Und der sonst so herbe, junge Bauer drückt sie an Mund und Augen, legt die Wange an die Uhr.

Ihm ist's nicht gegeben, sein Fühlen leicht in Worte fassen zu können, sonst würde er jetzt in die Nacht hinausrufen, was er erapfindet:

Ja, Mutter, hoch werde ich stets die Uhr in Ehren halten, wie ich's dir versprach. Und dein Andenken, ich halte es hoch als das Beste, des Höchste! Auch an Bader und Hannes will ich mit Vergeben und Liebe denken, und für sie beten. Und ich will strenge gegen mich selbst sein: gegen meine Fehler ankämpfen, den Jähzorn bezwingen, mich bemühen, stets ehrenhaft, gerecht zu handeln, auf daß mein Leden wir und andern zum Segen werde. Gott! Mutter! segnet mein Leben!

Leise ticht die Uhr in seiner Haud. Und die Nacht ist hell und kler,

Sasen..

voll von Friehe.