eehenihnn ie Mher een efe #es Haus gebracht 2 Mk. 10 Pfg., auswärts von der Post ab geholt 2 Mk. 10 Pfg., durch den Driefträger gebracht überall, wo nur eimmal in Tage Briefbestellung stattfindet, 2 Mk. 52 Pse., in Orte mit zwei= und mehrmaliger Bestellung 2 Mk. 28 Pfg. Ausgade 8(mitWochen. schau) vierteljährlich 60 Pfg, mehr. Feruspe.: Redaktion u. Verlag Nr. 2448, 2440 u. 2650. Geschäftostelle(Michgekisplatz 9) Nr. 76.

Zwei Ausgaben tagne.

V P

und Münsterische Volkszeitung. 44934 Womenten.

Der Raum für bie Anzugenspatte, 20 mm

brst, Imm hoch. 20'; bei Anzeigenaus dem R. O.

Münster 20 Pf., aus der Stadt Münster 15 Pf.(für Aktiengesellschaften 2c., Vereine und Behörden 25 Pf.: Reklamen: Der Raum für die Reklamespalte, 37mm breit,Imm hoch, 1 Mk. Für Erfüllung von Plaz= vorschriften wird keine Gewähr, sowie für Druckfehler keine Haftung übernommen. Etwaiger Rabatt güt als Kassenrabatt u. kann verweigert werden, wenn Zah­lung nicht binnen 4 Wochen nach Erhalt der Rechnung erfolgt. Gebühr für Beilagen nach Gewicht

Erste Ausgabe.

Dienstag, 17. April 1917.

66. Jahrgang. Nr. 270:

1 0

Der große französische Durchbruchsstoß an der Aisne hat begonnen.

Berlin, 16. April.(WTB.) Amtlich. Abends.

Bei Arras geringe Gefechtstätigkeit.

An der Aisne hat der große französische Durch­bruchsstoß mit weitgestecktem Ziel nach zehntägigem Massensener begonnen. Auf der 40 Kilometer breiten An­griffsfront ist der erbitterte Kampf um unsere vorderste Stellung im Gange.

Im Osten nichts Wesentliches.

*

Von der Westfront. Berlin, 16. April.(WTB.) Am Sonntag war das Wetter trübe und regnerisch. Die Fliegerträtigkeit war dadurch stark behindert. Zwischen Sois­sons und Reims sowie in der westlichen Champagne, wo schon seit Tagen die Artillerieschlacht im Gange ist, setzten unsere Flieger trotz tiefhängender Wolken alles daran, bei der ge­spannten Lage den Truppen zu helfen. Auch die feindlichen Flieger zeigten sich hier rege, doch stießen sie nur ganz ver­einzelt auf kurze Zeit über unsere Front vor. Zwei Aufklä­rungsflugzeuge des Gegners versuchten, gestützt von 10 Spat­kampfeinsitzern, östlich Reims gewaltsam die Aufklärung zu erzwingen. Aus diesem Geschwader schossen unsere Kampf­flieger vier Gegner heraus. Drei liegen zertrümmert auf unserm Gebiet, einer unmittelbar vor den Linien. Am Vor­mittag wurde noch ein weiterer Kampfeinsitzer brennend hin­ter der eigenen Linie bei Nauroy, am Nachmittag ein Kampf­einsitzer ebenfalls auf unserer Seite zwischen Nauroy und Moronvillers abgeschossen. Jenseits der Front wurde je ein Nieuport bei Prosnes und bei Pelchery brennend zum Ab­sturz gebracht. Drei weitere Fluazeuge bolten wir in der Gegend östlich Laon herunter. Wir verloren kein Flugzeug Die Artillerie= und Infanterieflieger waren gleichfalls mit Erfolg tätig. Trotz ungünstiger Sicht gelang die mit Flie­gerbomben durchgeführte artilleristische Bekämpfung schwerer keindlicher Eisenbahngeschütze. Unsere Infanterieflieger konnten Angriffsvorbereitungen des Gegners und die Bereit­stellung seiner Truppen rechtzeitig melden. Sie flogen da­bei teilweise in nur 50 Meter Höhe über die feindlichen Stel­lungen. Zahlreiche Erdziele griffen sie mit Maschinen­gewehren an. Es ist bemerkenswert, daß fast alle der gestern abgeschossenen feindlichen Flugzeuge Spateinsitzer sind. Der Spat ist das neueste Kampfflugzeug unserer Gegner, dem Nieuport noch überlegen. Die feindlichen Flieger hatten auf seine Leistungen die größten Hoffnungen gesetzt. Ihre durch die Verluste der letzten Zeit ohnehin niedergedrückte Stim­mung wird nicht zuversichtlicher werden, wenn sie sehen, daß sie auch mit ihren neuesten und besten Maschinen unsern Fliegern nicht gewachsen sind.

Der österreichische Tagesbericht.

Wien, 16. April.(W2B.) Amtlich wird verlautbart:

Ostlicher Kriegsschauplatz.

über Darmonesei schoß am 14. ds. Mts. ein k. u. k. Flieger ein russisches Nieuport-Flugzeug ab.

Gestern in Wolhynien erhöhte russische Artillerie­tätigkeit. Soust nichts von Beling.

Italienischer Kriegsschauplatz,

An der Fleimstalfront drangen heute zeitlich früh unsere Sturmpatrouillen im Gebiet der Cima di Boeche in die italienische Stellung ein und machten 7 Offiziere und 124 Mann zu Gefangenen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz

Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

v. Höfer, Feldmarschall=Leutnant.

Der Seekrieg.

K Berlin, 16. April. Die holländische Presse beklagt sich heftig über die zahlreichen, angeblich unberechtigten Versen kungen holländischer Dampfer und von Dampfern der belgischen Unterstützungskommission durch deutsche.­Boote in den letzte Wochen. Hierzu wird festgestellt: Der DampferHaelen der belgischen Unterstützungskommission ist am 17. 3. in der freien Fahrtrinne nach Prisenrecht angehalten. Er versuchte, sich der prisenrechtlichen Untersuchung durch die Flucht zu entziehen, bis er durch Beschießung zum Stoppen ge­zwungen wurde. Dieser Fall liegt also nach internationalem Recht durchaus einwandfrei. Der TankdampferLa Campina ist innerhalb des Sperrgebietes versenkt worden. Das gleiche gilt von dem Dampfer der belgischen Unterstützungskommission Travier, einem unbekannten kleinen holländischen Tank­dampfer, der nach England unterwegs war, um Benzin zu holen, dem holländischen FischdampferTres Fratres, den DampferAmstelstroom" und. den DampferHeatia, der am 31. 3. aus einem englischen Convoy heraus auf der Fahrt nach England abgeschossen wurde. Der TankdampferHealton ist nach einer Zeitungsmeldung bei der Doggerbank unterge­gangen. Nach den bisher eingegangenen Meldungen kommt ein deutsches Unterseeboot nicht in Frage, aber wenn dies auch der Fall wäre, wäre die Versenkung im Sperrgebiet erfolgt. Was endlich den DampferFeistein" der belgischen Unterstützungs­kommission anlangt, so ist er am 31. 3. auf eine Mine gelaufen und zwar allem Anschein nach in dem englischen Minenfeld, das nordöstlich von Terschelling liegt. Hiernach sind sämtliche uns vorgeworfenen Fälle darauf zurückzuführen, daß die Schiffsführer alle Warnungen vor den Gefahren des Sperr­gebietes unberücktsichtigt gelassen haben, oder wie im Falle Haelen versucht haben, sich der Ausübung des Prisenrechtes zu entziehen. Die holländische Presse würde sich ein Verdienst erwerben, wenn sie diesen sachlichen Darlegungen Rechnung tragen würde.

Kopenhagen, 14. April.(WTB.) Bei dem Verhör des einzigen Überlebenden des DampfersLars Kruse, des Maschinisten Möller, vor dem hiesigen See= und Handels­gericht gab Möller ähnliche Erklärungen ab, wie vor den Pressevertretern. Wie WTB. dazu von zuständiger Stelle erfährt, kommt ein deutsches Unterseeboot für die Versenkung des dänischen DampfersLars Kruse nicht in Frage. Das.=Boot, das den Maschinisten Möller am 24. Februar nachmittags aufnahm, war bei der Fortführung des russischen DampfersCorera an zwei gekenterten Booten vorbeigekommen. Da auf dem einen ein Mensch zu sein schien, fuhr der Kommandant zu dem Boot zurück und nahm den Maschinisten Möller desLars Kruse an Bord. Dieser gab an,Lars Kruse sei in der Nacht vorher durch Explosion im Achterschiff sehr schnell gesunken, so daß die Boote nicht mehr klar gemacht werden konnten. Nachdem der Maschinist an Bord des Schiffes sich erholt hatte, wurde er in einem der Boote des russischen DampfersCorera in der Nähe von Land entlassen.

Hoek van Holland, 16. April.(W2B.) Der englische DampferPeregrine ist durch zwei holländische Schlep­per in den Nieuwe Waterweg eingeschleppt worden.

DieVereariur, big zu einem anglischen Kouvoy gehörte,

Teutsch käffische Verstandigungsmoglichneiten.

DieRheinisch=Westfälische Zeitung" schreibt:

Die internationale Politik ist ein flüssiges Element, das unter Umständen zeitweilig fest wird, aber bei Verände­rung der flüssigen Atmosphäre in seinen ursprünglichen Aggregatzustand zurückfällt. Das Wort Bismarcks erhält erhöhte Bedeutung angesichts der halbamtlichen Er­klärung, daß die Kundgebung der provisori­schen Regierung in St. Petersburg vom 10. April in ihren wesentlichen Punkten mit den mehrfach wie­derholten Erklärungen Deutschlands und sei­ner Verbündeten übereinstimmt. Es ist das ziel­

bewußte und erfolgreiche Streben Englands gewesen, die internationale Politikfest zu machen, d. h. eine Mächte­gruppierung zu schaffen, die jede Umgruppierung unmöglich macht. Der von England geschaffene Vierverband mit seinen Anhängseln war eine solche feste Masse zu dem Zweck, Deutschland schon im Frieden niederzuhalten. Die Versuche der deutschen Diplomatie, diesen eisernen Ring auf diploma­tischem Wege zu sprengen, waren erfolglos, vor dem Kriege und während des Krieges, und so entstand die nicht gerade angenehme Aussicht, daß auch nach dem Kriege die inter­nationale Politik in dem festen, von England geschaffenen Zustand verbleiben würde.

Die russische Revolution hat schon heute insofern eine Anderung gebracht, als die provisorische Regierung in Pe­tersburg auf das ihr von England eingegebene Kriegsziel, nämlich Eroberung preußischer, österreichischer und türkischer Landesteile im wesentlichen verzichtet hat. Damit beginnt die internationale Politik wieder flüssig zu werden, denn wenn Rußland das englische Kriegsziel, die Niederwerfung Deutschlands, verwirft, dann ist der Zustand der politischen Starre überwunden. Die halbamtliche deutsche Erklärung greift diesen Gedanken auf und erklärt die übereinstimmung der Kriegsziele Deutschlands mit denen Rußlands. Unsere Erklärung geht noch weiter, sie betont ausdrücklich, daß unser Vorstoß am Stochod durchaus keine allgemeine Kriegshand­lung bedeute, sondern eine örtliche taktische Notwendigkeit gewesen sei. Wir hätten lediglich den Wunsch, mit einem zufriedenen Nachbarn in Eintracht und Freundschaft zu leben. Die österreichisch=ungarische Regierung hat sich unserer Erklärung vollinhaltlich angeschlossen, es liegt hier also eine ganz formelle Aufforderung an Rußland vor, die Friedensverhandlungen zu beginnen.

Damit hat Rußlaud das Wort. Es läßt sich von hier aus nicht übersehen, wie groß die Macht der provisorischen Regierung in Rußland selber ist. Eines aber scheint fest­zustehen, daß innerhalb der provisorischen Regierung die kriegslustigen Elemente wie Miliukow an Einfluß verloren haben zugunsten der einer Verständigung geneigten Radi­kalen, deren sichtbare Führer Kerenski und Tscheidse sind. Wahrscheinlich werden aber auch diese beiden Männer von einer noch radikaleren Gruppe gedrängt, deren Organ die Pravda ist. Diese Gruppe, die sog. Bolschewisten, fordert offen den sofortigen Friedensschluß und Verhandlungen zwi­schen Rußland und den Mittelmächten in Stockbolm.

Englands Bestreben muß nun dahin gehen, den Einfluß der Volschewisten zu untergraben. Es bearbeitet daher die russische Offentlichkeit außer mit Geld mit allerhand Märchen über deutsche Eroberungs= und Einmischungsab­sichten.(Interessant ist übrigens, daß dasfreie Frank­reich den russischen Emigranten in der Schweiz die Durch­fahrt nach Rußland verweigerte die Leute könnten ja Bolschewisten" sein.) Für England geht es jetzt um Kopf und Kragen. Weltpolitisch hat Großbritannien seine kühn­sten Pläne fast erreicht. Der Indische Ozean ist heute ein britisches Meer. Der Landweg vom Kap über Kairo nach Kalkutta ist hergestellt. Im Mittelmeer herrscht es politisch unumschränkt. Calais ist wieder britisch, daß der Nordost­

seekanalinternational. d. h. britisch wird, ist eines der ge­steckten Kriegsziele. Jetzt möchte es die Aalandsinseln im Finischen Meerbusen und womöglich die Insel Oesen erhal­ten, d. h. die Herrschaft in der Ostsee sich sichern. Der Plan ist gigantisch, nicht phantastisch, wie biedere Deutsche glauben. Und Rußland? Es hat wahrlich ein brennendes Interesse daran, daß der Indische Ozean nicht britisch wird, seine asiatische Ländermasse braucht einen Zugang zum Meer, mit jedem Jahr wirtschaftlicher Entwickelung dringender. Der Zugang liegt nicht im Mittelmeer, das dank Sues und Gibraltar britisch ist, viel eher in Persien. Läßt es sich die Ostsee sperren durch England, dann winkt ihm Portugals Schicksal, dessen Reichtümer nach England wandern. Der russisch=englische Gegensatz muß wachsen, je mehr England sich seinem Ziele nähert.

Da die jetzige russische Regierung auf den Besitz von Konstantinopel verzichtet hat, wenigstens indirekt, so ebnen sich die Bahnen zwischen Rußland und Deutschland. Das Moskauer BlattUtro Rossii besprach kürzlich den bald in Aussicht stehenden Frieden und fügte seinen Aus­lassungen an, daß der Friede der Welt dann lange be­schert sein werde, wenn bei den Friedensverhandlungen fol­gende Einzelpunkte von den einzelnen Mächten gutgeheißen würden:

Elsaß=Lotbringen bleibt deutsch.

Belgien wird unabhängig, darf aber über kein eigenes Heer verfügen:

die südslavischen Staaten werden selbständig;

Polen wird selbständig, bleibt aber ohne Armee;

Kurland bleibt deutsch;

Armenien kommt unter türkische Verwaltung:

die Dardanellen bleiben den Türken.

Belgien und Elsaß=Lothringen dürften Rußland kaum interessieren, ebensowenig wie uns etwaige Grenzver­schiebungen an der persischen oder chinesischen Grenze Rußlands interessieren. Über die anderen Punkte läßt sich reden, zumal, wenn man bedenkt, daß es sich hier um kein starres, sondern ein recht flüssiges Programm handelt. Wenn man z. B. den jetzigen Besitzstand in Galizien und auf dem Balkan als Grundlage einer russisch-österrei­chisch=ungarischen Verständigung nehmen würde, so würden beide Reiche nicht schlecht fahren. Rußland beherrschte die Ukrainer dann so ziemlich restlos, und Österreich=Ungarn hätte das gesamte Serbentum in seiner Hand. Wenn man unter Selbständigkeit die Selbstverwaltung nach galizischem Muster versteht, so ließe sich die von Rußland geforderte Selbständigkeit der Südslaven auch bei dieser Lösung ver­wirklichen. Daß die polnische Frage ein schwieriger Punkt ist, läßt sich nicht leugnen. Es ist aber ganz selbstverständ­lich, daß über diese Frage eine deutsch=russische Verständigung nicht stolpern darf. Da die provisorische Regierung die Be­herrschung fremder Völker ausdrücklich verwirft, so ließe sich eine Einigung sicher finden.

Wenn man begriffen hat, daß dieser Weltkrieg sich im­mer mehr zu einem Riesenduell zwischen Deutsch­land und England zuspitzt, wobei England in der glücklichen Lage ist, seine gesamten Kräfte gegen Deutschland zu wenden, während wir nur mit einem Arm fechten können, der andere hält die Ostfront, so wird man die halbamtliche Erklärung der Mittelmächte nur aufrichtig begrüßen können. Zwischen Deutschland und Rußland bestehen in Wirklichkeit keine natürlichen Reibungsflächen, die Gegensätze sind künst­lich geschaffen, beide Völker sind aufeinander angewiesen, beide haben letzten Endes einen gemeinsamen Feind, England. Wenn diese Erkenntnis in Rußland Fuß faßt, dann ist der Weltfriede und die Entwickelungsmöglichkeit beider Völker für alle Zukunft gesichert.

war mit einem anderen Schiffe zusammengestoßen. Um es am Sinken zu verhindern, ist es oberhalb Maasluis auf den Strand gesetzt worden. Mit dem englischenConvoy, ist auch der deutsche DampferFrieden eingelaufen.

Friedenserörterungen.

Amsterdam, 16. April.(WTB.) DasAlgemeen Han­delsblad führt unter dem 15. April aus: Während der gan­zen Kriegsdauer sei niemals ein günstigerer Mo­ment für Friedensverhandlungen auf einer alle Kriegführenden befriedigenden Grundlage gewesen, als im gegenwärtigen Augenblick, zumal da die enormen Schiffs­verluste und Mißernteaussichten auch England zu Friedens­unterhandlungen geneigter machen dürften. Auch die Nieuwe Rotterd. Cour. hebt unter dem 15. April hervor, die Mißernte fast aller Weltteile werde=voraussichtlich zur Abkürzung der Kriegsdauer erheblich beitragen.

Eine große kirchliche Friedenskundgebung in der Wiener Erzdiözese. Wien, 15. April. Heute fanden in allen Kirchen der Erzdiözese Wien allgemeine Friedens-Bittandachten statt. In St. Stephan zelebrierte Kardinal Piffl mit größter Feier­lichkeit ein Hochamt im Beisein Ihrer Majestäten des Kaisers Karl und der Kaiserin Zita, sämtlicher in Wien weilenden Mitglieder des Kaiserhauses, der Generalität, sämtlicher Mi­nister, des Hofstaates, staatlicher, städtischer und kirchlicher Würdenträger und der Behörden. Herrscher und Volk gelobten die Erbauung einer Friedenskirche in Wien. Das Kaiserpaar betete kniend im Oratorium. Die Volksmassen bereiteten dem Kaiserpaar stürmische Huldigungen und jubelten ihm zu.

Unsere Feinde.

London, 15. April.(WTB.) Amtlich wird bekannt­gegeben: Um den dringenden Bedarf des Heeres für 500000 Mann bis zum Juli, wovon der Generalstabschef Robert­sohn kürzlich Mitteilung machte, voll zu befriedigen, wird eine große Zahl von Munitionsarbeitern für den Heeresdien st freigemacht werden. Es wird damit am 1. Mai begonnen werden und es ist beabsichtigt, die frei gemachten Leute möglichst nach Altersklassen einzuberufen, wobei mit den Jüngeren der Anfang gemacht wird.

Paris, 16. April.(W2B.) Meldung der Agence Havas. André wurde für Tardien für zeitweilige Mission zum Oberkommissar der französischen Republik bei den Vereinigten Staaten mit Vollmachten zur Leitung der fran­zösischen Missionen in den Vereinigten Staaten ernannt. Er soll ferner sowohl in Frankreich wie in Amerika alle technischen Maßnahmen der Zusammenarbeit, die auf seinen Vorschlag von der Regierung getroffen werden, mit einander in Einklang bringen und ist gleichzeitig beauftragt, die Ver­bindung und die Einigkeit des Handelns mit den Missio­nen der alliierten Länder zu sichern.

Die Vorgänge in Rußland.

Stockholm, 16. April.(Köln. Ztg.)Aftoublodet mel­det aus Haparanda: Die gemäßigte sozialistische Arbeiterzei­tung hebt hervor, daß im Arbeiterrat höchste Ver­wirrung herrsche, weil die Agitatoren völlig eigenmäch­

via feten. Sie bestönden auf dem Stare dex Prsuile:

rischen Regierung. Die Arbeiter sollten sich der Fa­briken bemächtigten und den achtstündigen Arbeitstag ver­langen. Die Lage sei äußerst kritisch. Die neue gefährliche Periode beginne, da die Armee sozialpolitische Wirtschafts­fragen erörtere. Die Atmosphäre sei bis zur Explosion ge­laden.

Deutsches Reich.

München, 16. April.(WTB.) Die Beisetzung des verstorbenen Kardinal=Erzbischofs v. Bettinger erfolgte heute vormittag im Dom in Gegenwart des Königs, der Königin, der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, des diplomatischen Korps, der bayrischen Bischöfe und Erzbischöfe. Kardinal=Erzbischof Dr. von Hartmann (Köln) zelebierte das feierliche Requiem und segnete die Leiche ein, worauf der Sarg in der Bischofsgruft des Domes beigesetzt wurde.

) Teilstreik in Berlin. Berlin, 16. April.(Eigene Meldung.) Um die Mittagstunde formierten sich noch einige Züge. So bewegte sich um 1 Uhr ein Zug von 200 bis 300 Personen durch die Leipzigerstraße zum Potsdamer Platz. Ein anderer Zug ging am Schluß durch die Linden. Auf dem Berliner Schloßplatz hatte sich um 2 Uhr nachmittags eine nach Tausenden zählende Menschenmenge versammelt, die die mit Musik vorbeimarschierende Wache mit Hurra­rufen begrüßte. Um ½1 Uhr wurden die Linden wieder polizeilich abgesperrt. Die Demonstranten bewahrten überall eine sehr ruhige Haltung. Die Polizei trat infolgedessen aus ihrer Zurückhaltung nicht hervor. Mittags traten die Vertrauensmänner des Metallarbeiterverbandes zu einer neuen Beratung zusammen.

Weiter wird gemeldet: Die von den Berliner Metall­arbeitern für heute beschlossene Arbeitsniederlegung in Groß­Berlin ist erheblich hinter den Erwartungen der Veranstal­ter zurückgeblieben. Es haben an ihr ungefähr 125 000 Ar­beiter teilgenommen. Viele von ihnen sogar erst nach Ab­leistung der Frühschicht. Die im Laufe des Vormittags ab­gehaltenen Werktagsversammlungen zeigten eine im Ver­hältnis zur Zahl der Ausständigen recht geringe Beteiligung. Dasselbe gilt im Allgemeinen auch von den Straßenumzügen, die sich im Anschluß daran bildeten, die durchweg bald zur Auflösung kamen, so daß das Straßenbild namentlich im Innern der Stadt fast ga: keine Veränderung erlitt. Die bei solchen Anlässen sich immer radikal gebärdenden iugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen versuchten vergeblich die öffentliche Ruhe und Sicherheit zu stören.

Trotz dieses harmlosen Verlaufes der Kundgebung bleibt nur zu bedauern, daß sie überhaupt stattgefunden hat. Schon die Rücksicht auf die zu erwartenden übertreibenden Dar­stellungen der Auslandspresse und die Tatsache, daß zurzeit jede verlorene Arbeitsstunde nur unsern Gegnern zugute kommt, hätten die Veranstalter bestimmen sollen, von ihrem Vorhaben zurückzutreten, zumal ja über den mit dem Ar­beitsverhältnis nicht in Verbindung stehenden Beschwerde­grund, die Verkürzung der Brotczenge, von den zuständigen Behörden unter Betonung der unbedingten Notwendigkeit dieser Verkürzung rechtzeitig erörtert und in erschöpfender Weise Auskunft neschen worden wer.

Plechanow.

Ein Manöver der Friedensgegner.

* Berlin, 16. April.

Der russische Sozialist Dr. Georg Plechanow ist zum Arbeitsminister der Revolutionsregierung ernannt worden. Diese Ernennung kennzeichnet sich als ein nicht ungeschickter Versuch des Vollziehungsausschusses, den drohenden Sieg der Friedensfreunde in letzter Stunde zu verhindern. Denn Plechanow ist ein Prediger des Krieges gegen Deutschland bis aufs Messer. Er entstammt einer russischen Adelsfamilie und war bis zu seinem 25. Lebensjahre russischer Offizier. Das ist aber schon lange her. Plötzlich sattelte er um und wurde einer jener ruhelosen Radikalinskis, für die in de. zarisch regierten Heimat natürlich kein Platz war. Er sie delte nach Frankreich über, wurde aber dort im Jahre 189: als Anarchist ausgewiesen, merkwürdigerweise in demselber Jahre, in dem seine bekannte Schrift gegen den Anarchismu. die Berliner Vorwärts=Buchhandlung hat sie deutsch herausgegeben erschien. Plechanow hat sich mehrfach ge­wandelt. Bis zum Weltkriege war er Marxist strammste Richtung, hatte mit Bebel und Kautsky endlose Fehlen. gefie sich in der ständigen Opposition und Minderheit, war immer anderer Meinung als die andern und wurde von seiner eigenen Freunden als Eigenbrödler undKuriosität gefürch. tet. Als der Krieg losbrach, konnte Plechanow in seinen Verbannungsorte Genf nicht länger still sitzen. Er mußt­wieder von sich reden machen. Er gründete ein neues Or ganPriessyw(der Weckruf). worin er sich als nationaler Sozialist vorstellte.Die heiliaste Pflicht eines Bürgers ist ein guter Patriot zu sein. Tscheidse und Kerenski nannte er verächtlichNiederlagisten". Man bedenke wohl: schon im zweiten Kriegsjahre, nicht erst jetzt! Schon im Herbst 1915 ließ derLasalle Rußlands, wie sich Plechanow gern rufen hört, mit 12 rasch angeworbenen Getreuen eine Erklärung gegen russische Friedensneigungen los.Das radikale Ruß. land wünscht nicht die Revolution, sondern den Sieg". Na­türlich schrieb er auch wieder eine Broschüre(ihrer sind un­zählige)Über den Krieg". Die deutsche Sozialdemokratie wurde darin mit Vorwürfen überhäuft. Die russische aber auch.Eine Niederlage Rußlands würde die Entwicklung der Freiheit unmöglich machen.Im Namen der Freiheit muß Rußland siegen! Man sieht, das würde den Herren Miliukow. Buchanan und Gutschkow heute in ihren Kran­passen. Aber ob Dr. Geora Plechanow noch dieser Ansicht ist? Es sind schon Jahre seitdem verflossen, und Ple­chanow hat sicher schon wieder eine andere Broschüre in Arbeit. Um ihn gleichrichtig einzuspannen, hat man ihm in Petersburg einen Redaktionsstuhl aufgehoben. Der Duma­abgeordnete Bajadew gibt ein sozialistisches Blatt heraus, das Organ einer Gruppe, die den Vollziehungsausschuß unter­stützen und zwischen diesem und dem Rat der Soldaten und Arbeiter als Sprengpulver wirken will. Plechanow soll das Blättchen leiten und die verirrten Schafe der Friedensstim­mung in den Pferch der Kriegshetze zurücktreiben. Das ist die Rechnung. Ja. schon werden Gerüchte verbreitet, Ple­chanow komme gegebenenfalls als Nachfolger Miliukows in Betracht. Damit ist zweierlei verraten. Erstensz daß Mil­jukow abgewirtschaftet hat, zweitens, daß man verzweifelt nach einem neuen Außenminister sucht, der den auseinander fallenden Block der ersten Revolution zusammenhält und die Folge einer zweiten Revolution den drohenden Frieden abwendet. Man hofft, daß Plechanow in dasselbe Horn tuten wird, wie sein französischer Genosse, der vormalige sozialrevolutionär und derzeitige nationalistische Maulheld Gustave Hervé, dessen Artikel ebenso wie die Plechanowschen stets eifrig vom Westen nach Petersburg gedrahtet wurden und der sich jetzt unter der Überschriftdie russische Revolu­tion in Gefahr heftig gegen den Arbeiter- und Soldatenrat kehrt:Wir, die wir Zeugen dieses unaufhörlichen Kampfes zwischen der provisorischen Regierung und den Friedens­freunden sind, die vom Rate der Arbeiter und Soldaten unterstützt werden, haben als Bundesgenossen das Recht und die Pflicht zu erklären, daß wir schon den bloßen Gedanken. daß Rußland einen Separatfrieden schließen wolle, als einen Verrat an uns betrachten. Aber Plechanow ist keine Persönlichkeit, auf die man sich verlassen kann. Er ist ein Irrlicht. Er hat auch viel zu wenig persönlichen Anhang und viel zu wenig Talent zum praktischen Politisieren. um dem Friedenspflänzchen, das jetzt unter der Frühlingssonne zu sprießen scheint, gefährlich werden zu können. Die Über­klugen haben sich da keine große Kraft aus Genf geholt. Der neue Arbeitsminister in Petersburg wird entweder seinen Vorteil wahrnehmen und in rascher Neuwandlung zu der friedensfreundlichen Mehrhei tabschwenken, oder er wird mit der ganzen Miliukowschen Götterdämmerung im Brande der neuen Umwälzung versinken.

Aus aller Welt.

Bern, 16. April.(WTB.)Matin meldet aus Ma­drid:El Dia veröffentlicht eine Unterredung mit dem Kammerpräsidenten Villanueva, der erklärte, er sei immer ein Anhänger der Neutralität gewesen und werde es bleiben, was auch kommen möge. Niemand werde seine Überzeugung ändern. Er sei der Ansicht, je ernster die Umstände seien, desto notwendiger sei die Neutralität. Die Mehrheit der Politiker sei Anhänger der Neutralität, die er als Abgeordneter immer verteidigen werde.

Eine Friedenskirche in Ostia. Aus der Schweiz, 15. April. Der Papst genehmigte den Vorschlag des Kardinal= dekans Vannutelli, am Strande von Ostia eine Friedens­Votivkirche zu errichten und zeichnete hierfür 100 000 Lire.

Amerika.

Amsterdam, 16. April.(WTB.) Der LondonerMor­ningpost wird aus Washington unterm 15. April gemeldet: Der Präsident ist zu dem Entschluß gelangt, daß es bestimmt unpolitisch wäre, wenn die Bereinigten Staaten das Londoner Abkommen mit unterzeichneten oder eine förmliche Verpflichtung dahin eingehen, daß Friede nur mit der Genehmigung sämtlicher Verbündeten zu schließen wäre. Wenn ein solches Abkommen durch die Vereinigten Staaten unterzeichnet würde, hätte es keine Rechtskraft, außer wenn es vom Senat förmlich genehmigt ist, und es erscheine zweifelhaft, ob eine solche Genehmigung zu erzielen wäre.

Die panamerikanischen Redensarten Wilsons. Berlin.

15. April.(TdA.) Die in Paris erscheinende ZeitungLe Brasil schreibt: Heute, wo die Vereinigten Staaten einem unabwendbaren Kriege mit Deutschland gegenüberstehen. wendet die Regierung von Washinaton ihre Blicke auf das lateinische Amerika, um dort Freundschaft und Mitbilfe zu finden. In Zentralamerika befindet sich die Regierung der Vereinigten Staaten jedoch einer Sachlage gegenüber, die weit entfernt ist, ihren Wünschen zu entsprechen und eine Anzahl unangenehmer Fragen wartet dort seit langem ihrer Lösung. Die Lateinisch=Amerikaner brauchen Garantien von den Vereinigten Staaten dafür, daß in der zukünftigen Frie­dens kouferenz das ihm gegenüber begangene Unrecht wieder gutgemacht wird und daß seine Rechte erhalten bleiben. Die Vereinigten Staaten mäßten ihre Truppen aus Riearaans.