der deutschsprachigen Presse.V.
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Erste Ausgabe.
Zwei Ausgaber ugngh. und Münsterische Volkszeitung. 46/025
Abonnenten.
Donnerstag, 15. März 1917.
Neue Erfolge unserer .Bövle.
Berlin, 14. März.[WTB.) Neuerdings sind von unseren Unterscebooten 17 Dampfer, 2 Sealer und 3 Fischdampfer von insgesamt 48150 Bruttoregistertonnen versenkt worden. Eines der Unterseeboote hat außerdem einen feindlichen kleinen Krenzer mit 3 Schrägschornsteinen und ein als Unterseebootsfalle eingerichtetes Spezialschiff„O. 27“ vernichtet. Von letzterem wurde ein Leutnant, ein Deckoffizier und vier Mann gefangen genommen, darunter ein Schwerverwundeter.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
*
Bern, 14. März.(WTB.]„Petit Parisien“ meldet aus Havre: Die französischen Dampfer„Robur“ und„Cognac“ sind am 6. März infolge eines heftigen Sturmes untergegangen.
Rotterdam, 14. März.(Wu..] In der Woche vom 4. bis 10. März sind keine Schiffe mit einem Tiefgang von 7 Metern und darüber in den Nieuwe Waterweg einund ausgelaufen.
Amsterdam, 14. März.(WTB.] Dem„Allgemeen Handelsbald" wird au Rotterdam gemeldet, daß noch immer zahlreiche mit Getreide beladene holländische Schiffe im Hafen von Falmouth liegen, ohne daß man weiß, wann sie ihre Reise nach Holland fortsetzen können. In Rotterdam verlautet, daß die niederländischen Schiffe wegen der im Hafen von Falmouth herrschenden Überfüllung den Befehl erhalten haben, nach Fruro. einem kleinen Hafen von Cornwall, zu fahren.
Haag, 14. März.(WTB.) Wie wir erfahren, finden zwischen der Admiralität und Vertretern der englischen Schiffahrtskammern dauernd Beratungen über die Bewaffnung der Handelsschiffe statt. Die englische Admiralität ist in Verlegenheit, da sie nicht genügend Geschütze bekommen kann, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Sie hat einen größeren Auftrag nach Amerika vergeben, der jedoch augenblicklich nicht ausgeführt werden kann, da die amerikanische Regierung alle Schnellfeuerkanonen für die Bewaffnung der eigenen Schiffe nötig hat, Die amerikanischen Geschützgießereien haben die Anweisung erhalten, ale fertigen Geschütze sowie die, die inzwischen fertiggestellt werden sollten, vorläufig zurückzuhalten.
London, 14. März.(WrB.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Die„Morningpost“ erfährt aus Washington, daß innerhalb weniger Tage mit Kanaonen bewaffnete Handelsschiffe ausfahren.
Bern, 13. März.(WTB.) Lyoner Blätter melden aus Madrid: Die spanischen Dampfer„Isleno" und„Formensterra“ hätten Befehl erhalten, die Häfen der Insel Mallorca zu überwachen zwecks Verhinderung der Verproviantierung deutscher und österreichischer Unterseeboote. Der spanische Kreuzer„Estrenadura" sowie mehrere Torpedoboote seien zur Küstenbewachung nach Mallorea entsandt worden.
Das belgische Hilfsschiff„Stordiad“ torpediert. Lon
don, 13. März.(WTB.) Reuter. Lloyds Weekly News melden aus Park Cork: Das belgische Hilfsschiff„Stordtad", ein norwegisches Fahrzeug, ist von einem deutschen Unterseeboot bei hellem Tage ohne Warnung versenkt worden. Der Kapitän erklärte, daß die Deutschen die Hilfsabzeichen auf den Seiten des Schiffes deutlich sehen konnten. Er habe den deutschen Befehlshaber gebeten, die Boote zu schleppen, doch habe dieser keine Antwort gegeben, sei weggefahren und habe zu feuern begonnen. Einige Geschosse seien in gefahrdrohende Nähe der Boote gefallen. Zwei Boote mit etwa 30 Mann werden vermißt.(Anm. der Redaktion: Allem Anschein nach erfolgte die Versenkung im Sperrgebiet, dann aber war es kein ungewarntes Versenken, da vor dem Befahren des Sperrgebietes grundsätzlich gewarnt worden ist, und Schiffe, die dieses Gebiet trotzdem befahren, dies auf eigene Gefahr für Schiff und Mannschaft tun. Die„Stordtad“ ist das Schiff, das am 29. 5. 1914 den Dampfer„Empres of Ireland" bei einem Zusammenstoß in Grund bohrte.
Die„Princeß Melitta“ eine Probe aufs Exempel. Amsterdam, 14. März.(WTB.) Nach der Meldung eines hiesigen Blattes war gestern in Schiffahrtskreisen das Gerücht verbreitet, daß die englische Regierung wegen der Weigerung der niederländischen Regierung, den bewaffneten Handelsdampfer„Princeß Melitta“ in einem niederländischen Hafen zuzulassen, Schritte unternommen habe. Man glaubt, die„Princeß Melitta“ sei absichtlich von der englischen Admiralität nach Holland geschickt worden, um die Frage der Zulassung bewaffneter Handelsschiffe aufzurollen.
Vermißte Schiffe. London, 14. März.(W2B.] Folgende Schiffe, die zwischen dem 21. Oktober und 18. Jan. ausgefahren sind, werden von Lloyds als vermißt bezeichnet: „Adriatie“ senglisch. 3028 Tonnen, mit Steinkohlen), „Giant“(englisch),„Pacif ique(französische Bark, 2241 To.] und„Planudus“(englisch, 542 To., mit Kohlen), Das Schiff„Michael“ ist stark überfällig.
Von den Kriegsschauplätzen.
Amsterdam, 14. März.(WTB.)„Nieuwes van den Dag“ schreibt: Es war zu erwarten, daß die englische und die französische Presse die Bedeutung des Falles von Bagdad übertreiben würde, aber daß sie soweit gehen würde, wie sie es jetzt tut, hatte doch niemand gedacht. Die Franzosen und Engländer besetzten in Europa noch keine feindliche Hauptstadt. Die Städte, die sie bisher außerhalb Europas eroberten, waren immer so gelegen, daß sie keine Verbindung mit Deutschland hatten und ihr Fall nur eine Frage der Zeit war.
Der Vorstoß an der Narajowka. Berlin, 14. März. (WTB.) Der Vorstoß der Verbündeten an der Narajowta, dem außer den gemeldeten 2 Offizieren, 256 Mann, 7 Maschinengewehre und 2 Minenwerfer erbeutet wurden, kam einer russischen Unternehmung zuvor. Die Russen hatten eine umfangreiche Minensprengung vorbereitet. Vier Stollen waren gegen unsere Stellung vorgetrieben, von denen zwei von 90 bezw. 60 Meter Länge bereits geladen und gedämmt waren. Diese Stollen wurden sämtlich von Pionieren der Verbündeten gesprengt. Außerdem wurde die ganze Stellung gründlich und sachgemäß zerstört. Sie wurde solange besetzt gehalten, bis alle Arbeiten in Ruhe erledigt waren. Die im Heeresberichte vom 13. März gemeldeten Gefangenen bei Zlozcow=Tarnovol erhöht sich auf 337.
Die vergeblichen Anstrengungen unserer Feinde. Berlin, 14. März.(WTB.) Bei Armentières, Bucquoy und Grevillers scheiterten englische Angriffe. Weder vorhergegangene sehr heftige Feuerüberfälle durch mittlere und schwere Minen, noch der Versuch überraschender Vorstöße ohne Artillerievorbereitung vermochten die Deutschen zu überrumpeln. Der Feind wurde überall unter Zurücklassung von Gefangenen abgewiesen. In der Champagne dauerte das wütende Anrennnen der Franzosen gegen die verlorene Höhe 185 an. Die Höhe selbst ist nach wie vor fest in unserer Hand. Auch die französischen Truppen in Mazedonien zwischen Ochrida= und Prespa=See fochten ebenso wie die Alliierten nordwestlich und nördlich von Monastir nicht glücklicher. Der nach starker Artillerievorbereitung in breiter Front vorgetragene Angriff wurde mehrfach wiederbolt, allein jedesmal unter schweren Verlusten abgewiesen. Als die Verbündeten zum Gegenstoß übergingen, wichen die Franzosen mehrfach zurück.
Die amtlichen Berichte der Feinde.
Französischer Heeresbericht vom 13. März, nachmittag: Zwischen Avre und Aisne führten unsere Abteilungen gestern bei Tagesende drei Handstreiche auf einen durch unser Feuer zerstörten Graben aus. Sie brachten Gefangene zurück. In der Nacht hielt die Beschießung von Soissons durch die Deutschen an. Auf der Straße von Crony wurden starke feindliche Abteilungen, die an unsere Linien heranzukommen suchten, zurückgeschlagen. Mehr östlich scheiterte ein anderer feindlicher Versuch in der Gegend von BeaulneChilly in unserem Feuer. Der Artilleriekampf war ziemlich lebhaft im Troyon=Abschnitt. Westlich von Maison=deChampagne unternahmen die Deutschen abends einen heftigen Gegenangriff auf die Höhe 185, wo unter Sperr= und Maschinengewehrfeuer die Angreifer glatt aufhielt. Wir halten alle unsere Stellungen. Die Nacht war ruhig, besonders durch Artilleriekampf gekennzeichnet. Die Zahl der von uns gestern gemachten Gefangenen erreicht 150, darunter drei Offiziere. Auf dem rechten Maasufer wurde ein feindlicher Handstreichversuch auf eines unserer Werke in der Gegend von Louvemont im Handaranatenkampfe abgewiesen.— Abends: In der Champagne beschoß die feindliche Ar
tillerie, von der unfrigen nachdrücklich bekämpft,
Onzeigen: Der Raum für die Anzugenspalte, 30 mm
breit, Imm hoch, 25 Pf.; bei Anzeigen aus dem.=Bz. Münster 20 Pf., aus der Stadt Münster 15 Pf.(für Aktiengesellschaften 2e., Vereine und Behörden 25 Pf.: Reklamen: Der Raum für die Reklamespalte, 87mm breit,„Zmm hoch, 1 Mk.— Für Erfüllung von Plaz= vorschriften wird keine Gewähr, sowie für Druckfehler keine Haftung übernommen. Etwaiger Rabatt gilt als Kassenrabatt u. kann verweigert werden, wenn Zahlung nicht binnen 4 Wochen nach Erhalt der Rechnung erfolgt.— Gebühr für Beilagen nach Gewicht
66. Jahrgang. Nr. 186.
einer Meile zurück und besetzten das Dorf Grevillers und das Gebölz Loupart. Auch östlich und nordöstlich von Gommecourt machten wir auf einer Front von etwa einer Meile weitere Fortschritte.
Englischer Heeresbericht aus Mesopotamien. Wir blieben in enger Fühlung mit dem Feinde südlich von Bagdad. In der Nacht zum 13. März räumte der Feind die ganze Grabenlinie, wobei wir ihm auf den Fersen blieben. Es folgte ein allgemeines Vorgehen auf beiden Ufern des Tigris. und wir besetzten bei Tagesanbruch die Bahnstation. Darauf nahm die Kavallerie die Verfolgung auf. Wir besetzten nach geringem Widerstande Kokdimain. Wir machten 100 Gefangene. Kanonenboote beteiligten sich an der Verfolgung. Seit dem 23. Februar hatten die Türken alles, was von Wert war, in Bagdad zerstört oder entfernt. Trotzdem war unsere Beute erheblich. Der Feind ließ 500 Verwundete zurück. Wir zählten 200 bis 300 Tote und nahmen auf dem linken Tigris=Ufer 300 Mann gefangen. Die Bewohner von Bagdad nahmen uns herzlich auf.
schnitte von Maison=de=Champagne und Main=de=Massiges. Im Laufe des Tages machten die Deutschen erfolglose Angegen die Höhe 185, die wir nuch weiter halten. Auf dem linken Maasufer ziemlich starke Tätigkeit der, beiderseitigen Artillerien. Unser Zerstörungsfeuer erschien wirksam, besonders in der Gegend von Avocourt, der Höhe 304 und auf dem rechten Maasufer bei Bezonvaux. Auf der übrigen Front Geschützfeuer mit Unterbrechungen.
Belgischer Bericht vom 13. März. Nichts von Bedeutung.
Englischer Heeresbericht vom 13. März. Infolge unserer gestrigen Beschießung aab der Feind sein Hauptverteidigungssystem den vorderen Kamm des Höhenrückens westlich Bevaume entlang auf einer Front von 3½ Meilen auf. Während der Tages trieben unsere vorgehenden Truppen die Nachhuten des Feindes in diesem Gebiete in einer Tiefe von
England.
Rotterdam, 13. März.(WTB.) Die Verlustlisten in den„Times“ vom 7. März enthalten die Namen von 37 Offizieren und 620 Mann, darunter 293 Seeleute und Mannschaften der Marinedivision.
Englands Schuld an Rumänien und der Brief Lord
Hardinges an Buchanan. In der Unterhaussitzung vom der Ire Dillon seine Angriffe auf die englische Balkanpolitik fort. Er erklärte— nach der„Times“ vom 6..: Ist es nicht eine Tatsache, daß England an Rumänien Versrrechungen gemacht hat, auf die hin Rumänien in den Krieg eingetreten ist, und die wir nicht imstande waren zu halten?. Ist es nicht eine Tatseche, daß General Sarratl—
schon Monate, bevor Rumänien in den Krieg eintrat—
der englischen und der französischen Regierung mitacteilt hat, daß er nicht in der Lage sei, eine Offensive in Mazedonien zu beginnen, infolge des Mangels, den man seine Expedition in Saloniki leiden lasse? Ferner si. ihm— Dillon— mitgeteilt worden, daß die Generale, welche die russischen Armeen an der umänischen Grenze führten, der russischen und der englischen Regierung erklärt haben, daß es ein Fehler wäre, wenn Rumänien am Kriege teilnehmen würde, weil man ihm keine ausreichende Hilfe leisten könnte. Dillon weist darauf auf den— in den deutschen Zeitungen veröffentlichten— Brief Lord Hardinges an Botschafter Buchanan hin. Er erklärt, wenn der Brief echt ist, müßte Handinge das Auswärtige Amt verlassen. Dillon verliest den Brief im Wortlaut und protestiert dann gegen die englische Zensur, die alle wahrheitsgetreuen Preßäußerungen über die Lage in Rumänien unterdrückt habe, während Oberst Repington, die„Times",„Daily Mail“ und„Morning Post“ das Publikum durch optimistische schilderungen täuschen dürften. Nach seinen Informationen ist auch die Behauptung der„Times“, falsch, daß die Lage in Griechenland jetzt geklärt sei. Sie ist vielmehr, wie sie war: voll von Gefahren. Er habe ein Telegramm von Venizelos erhalten, in dem dieser das englische Volk bittet, seine Augen für die schreckliche Situation in Griechenland zu öffnen. Die Griechen, die sich Venizelos' angeschlossen haben, seien der Gnade der von Deutschland bezahlten Kamarilla preisgegeben. Unterstaatssekretär Macpherson erwidert Dillon, daß das Schreiben Lord Hardinges ein Privatbrief war. Der Brief sei in England noch nicht veröffentlicht worden, und er frage Dillon, ob Lord Hardinge ihm die Erlaubnis erteilt habe, den Brief zu verlesen.
Amerika.
Der deutsche Abendbericht.
Berlin, 14. März.(W2B.) Amtlich. Abends:
Im Westen bei regnerischem Wetter ruhiger Tag.
Im Often lebhafte Artillerietätigkeit bei Brzezany.
Neue Ententeangriffe beiderseits des Presspa=Sees scheiterten.
Der österreichische Tagesbericht.
Wien, 14. März.(WTB.) Amtlich wird verlautbart: Ostlicher Kriegsschauplatz,
Die gestern gemeldeten Stoßtruppsunternehmungen im Raume von Brzezauy zeitigten einen vollen Erfola. Es wurden nach gründlicher Zerstörung der feindlichen Kampfanlagen zwei russische Offiziere und 256 Mann und mehrere Maschinengewehre und Mineuwerfer eingebracht.
Unsere Flieger belegten, Angriffe von seindlichen Kampfflugzeugen abweisend, den Bahnhof von Radziwilow mit Bomben.
Italienischer Kriegsschauplatz,
Die Gefechtstätigkeit war gestern im allgemeinen gering. Im Görzischen warfen unsere Flieger auf feindliche Lager bei Lueiniee Bomben ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Im ost=albanischen Seengebiet wird weiter gekämpft. Die Franzosen grifsen unsere Stellungen zwischen Ochridaund Prespa=See wiederholt erfolglos an.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:
v. Höfer, Feldmarschall=Leutnant.
Aus aller Welt.
Haag, 14. März.(WTB.) Nach einer Meldung der Niederländischen Telegraphen=Agentur verurteilte der Gerichtshof den Chefredakteur des„Telegraaf". Schröder, wegen Artikel, in denen der Ausdruck„Gewissenlose Schurken Zentraleuropas“ vorkam, zu 3 Monaten Gefängnis.(Endlich! Bravo!]
Wien, 14. März.(WTB.) Wiener Telegr.-Korr-Bureau: Der Reichskanzler trifft Ende dieser Woche zu einem zweitägigen Aufenthalt hier ein, um dem Kaiser seine Aufwartung zu machen und den Antrittsbesuch des Ministers des Außern Grafen Czernin zu erwidern.
Bern, 14. März.(WTB.]„Humanité" und„Journal du Peuple“ besprechen in sehr günstigem Sinne die Broschüre der Liga für Menschenrechte über die Wirtschaftspolitik nach dem Kriege, in der gegen die Ausschließung des deutschen Handels und seine systematische Bekämpfung Stellung genommen wird.„Action francaise“ greift beide Blätter sowie die Liga an und fordert nationalen Zusammenschluß auf wirtschaftlichem, wirtschaftspolitischem und industriellem Gebiete.
Eine Schwester Freuchs in Monastir durch einen Granatsplitter getötet. Amsterdam, 12. März. Aus London wird berichtet, daß die Schwester des Generals French. Miß Harley, am Dienstag den Tod fand. Als sie an einem Fenster ihrer Wohnung in Monastir stand, explodierte in der Nähe eine feindliche Granate; ein Splitter traf Miß Harley am Kopfe und tötete sie.
Dornen auf dem Wilsonschen Kriegspfade.
Washington, 13. März.(WTB.) Reuter. Die Gewerkschaftsvereine der Eisenbahner haben dem Präsidenten Wilson am 7. März mitgeteilt, daß sie im Einvernehmen mit den Vertretern der Eisenbahndirektionen den 15. März für Unterhandlungen festgesetzt haben. Sie sprachen die Erwartung aus, daß ein befriedigender Vergleich zustande kommen werde, und versicherten Wilson, daß sie, falls das Land in einen Krieg verwickelt werden sollte, in jeder Hinsicht mit der Regierung zusammenarbeiten würden.
Die Vertreter von 3 Millionen Arbeitern, darunter die American Labour Federation und Gewerkschaften der Eisenbahner, haben eine Resolution angenommen, in der sie die Aufrechterhaltung der Rechte der Arbeiter in Kriegszeit wie im Frieden fordern. Sie protestieren gegen den Militarismus und erklären, daß der industrielle Dienst ebenso verdienstlich sei wie der militärische; deshalb müsse der industrielle Dienst nach den Bestimmungen der Gewerkschaften eingerichtet werden und müßten die Gewerschaftsvereine in allen Körperschaften, die das Recht haben, über Landesverteidigung Beschlüsse zu fassen, vertreten sein.
Deutsches Reich.
„Hie gut deutsch allerwege.“
Roman von Viktor Helling.
4 Copyright 1917 bei C. Schmidt, Berlin.
I.
„So, das wäre all right!“ sagte der hochaufgeschossene junge Mann, der sich eben als Jones Henry Junck ins Meldebuch des Grand Hotel Louvre in Mentone eingeschrieben hatte. Der Autobus hatte ihn eben erst von der Bahn geholt, mit der er von Lyon ab die Nacht durchreist war.
Der überschlanke Kellner machte eine Verbeugung, flüsterte auf Englisch ein„Danke Sir!“ und verließ schnell und lautlos, wie er vorhin gekommen war, das Zimmer. Der Gast lächelte. Er nahm das Einglas ab und zog den Rolladen in die Höhe, denn das geräumige Zimmer lag im Halbdunkel, während draußen der blendende Riviera=Himmel blaute.
Der Anblick und vor allem die Aussicht über den üppigen Park hinunter ans sonnige Meer war überraschend schön, so schön, daß selbst der Neuangekommene, der sich sonst Naturgenüssen gegenüber ziemlich ablehnend verhielt, und der schon von Nizza ab— wo er im Schlafwagen der Linie Paris=LyonMéditerranée erwacht war— die berauschende Aussicht über das paradiesische Gestade genossen hatte, einen leisen Ruf der Bewunderung ausstieß.
Aber die Begeisterung währte nicht lange. Mit einem: „Faktisch großartig!“ wandte er sich ins Zimmer zurück und war froh, daß in diesem Augenblick ein Hoteldiener mit seinen Siebensachen erschien. Der Rolladen wurde wieder herabgelassen und dafür das elektrische Licht entflammt.
Herr Junck machte sich selbst ans Auspacken.„Nur nicht Müdigkeit vorschützen!“ sprach er bei sich.„Time is money. Nein, wird die gute Siddy Augen machen! Ja, es ist wirklich nett von mir, daß ich diesen Abstecher mache, aber was tut der Mensch nicht einem lieben Kompagnon zuliebe? Ja, und dann ist es ja hier auch wirklich hübsch, und daß Hildegard Pfeifer hier ist, ist ein Grund mehr, um diese entzückend schöne Gegend zu preisen. Ja, Menton, cest la ville magnitique par excellence!“— Das ist die prächtige Stadt!
Er breitete seine weißen Anzüge aus. Wer sie gesehen hätte, wäre auf den Gedanken gekommen, daß hier ein Tropenreisender Lartier genommen hätte und nicht Herr Hans Heinrich Junck aus Berlin=Halensee, in Firma Pfeiser und Junck, Seidenwaren, der lediglich ein paar Tage der Cöte'Azur
seinen Besuch machen kam. Ein Abstecher war's, das war richtig, aber nicht ganz richtig war, wenn Hans Heinrich Junck, der sich in seiner übertriebenen Anglomanie, sein deutsches Volkstum verleugnend, als Jones Henry Junck(sprich: Young!) ins Hotelregister eingetragen hatte, nun behauptete, er habe diesen Abstecher dem Kompagnon zu Gefallen unternommen. Hand aufs Herz, lieber Jones—das glaubst du selber nicht! Weder Wilhelm Pfeifer, noch sein junges Frauchen Siddy, geborene Junck, weder die Liebe zu dieser Schwester noch die Sehnsucht nach dem Schwager hatten ihn nach der Riviera schweifen lassen. Denn ein Paar, das in Mentone seine Hochzeitsreise beschließt, wartet nicht ausgerechnet auf den brüderlichen Besuch. Die Hauptsache war doch— daß Hildegard Pfeifer hier war, Willi Pfeifers schöne Schwester, mit der das hochzeitreisende Paar sich in Mentone hatte treffen wollen.
Überhaupt, daß der Schwager und Teilhaber, oder richtiger gesagt, der Teilhaber von H. H. Junk sen., so einen„Ausbund von Schönheit“ zur Schwester hatte! Junck hatte Fräulein Hildegard erst kurz vor Siddys Hochzeit kennen gelernt und zur Hochzeit in Berlin war er ihr Brautführer gewesen. Dann war sie gleich nach dem Süden abgereist, sie, die seit Jahren, selbständig und aller Abhängigkeit ledig, auf Reisen lebte, bald in Paris, bald an der Riviera, dann wieder einmal in Heiligendamm auftauchend, wenn dort große Tenniswoche war. Denn Hildegard Pfeifer war nicht nur schön, sondern auch geschickt, eine Tennisspielerin von Ruf, die sich allerorten ihre Preise geholt hatte.
Er wußte jetzt alles. Eine internationale Sportgröße war sie, und wenn sie diese schöne Figur und dieses rassige Gesicht nicht gehabt hätte, so hätte er sich doch in ihre Weltgewandtheit verliebt. Er liebte nun einmal das Ausländische, und er verzieh es dem Papa nicht, daß er nur ein knappes Jahr in England hatte leben dürfen, wo er sich so wohl gefühlt hatte. Aber diesem war die Summe etwas überschwenglich hoch gewesen die das Londoner Jahr des Sohne verschluckt hatte, und Hans Heinrich jun. hatte sich fügen müssen.
Ja, ja, man war noch jung und hatte doch schon seine Sorgen hinter sich. Erstens die Dienstzeit bei den Leipziger Ulanen, wo er's mit Ach und Krach bis zum Gefreiten der Reserve gebracht hatte. Das war sehr wurmend. Der Schwager war natürlich Reserveoffizier! Na, und dann immer so ven der väterlichen Gewalt, sprich Geldbeutel, abhängig zu sein! Angenehm war das nicht, und Papa war so rüstig.....
Seufzend entfaltete Hans Heinrich den seidenen Pyjama. Da war man nun sechsundzwanzig und wollte sich ausleben und konnte nicht. Geradezu grausam war der alte Herr, denn wo die Bewegungsgelder fehlen, hört die Gemütlichkeit auf. Und seine Bewegungsgelder hatte eben leider das wilde Kavalleriejahr aufgezehrt— ein kurzes Jahr hatte dahingerafft, was die Großmutter Junck in einem Lebensalter zusammengespart und ihrem blonden Enkelchen vermacht hatte.
Aber fort mit solchen Gedanken— heute ist heut'! Und die Lebenszeit soll man genießen, hat der Dichter gesagt, solang' noch das Lämpchen glüht. Er hatte zwar keine rechte Vorstellung, was sich dieser, ihm übrigens fremde Dichter darunter gedacht hatte, aber das Lied fiel ihm jedenfalls ein. Er machte sorgfältig Toilette und schien es doch dabei eilig zu haben, in die Welt der Blüten und Wohlgerüche, die durch die Spalten des grünen Ladens ins Badezimmer hereinlachte, hinauszustürmen.
Müde war er ganz und gar nicht— dank der Vorzüglichkeit der französischen Renommierlinie, die ihn von Lyon hergebracht hatte, und er brannte darauf, Hildegard Pfeifer wiederzusehen, deren Gasthof er bis zur Stunde ebensowenig wußte, wic das weitere, ob seine Schwester und sein Schwager denn überhaupt schon in„Menton"— Jones Henry bevorzugte die französische Form— angelangt waren. Ihre letzte Karte war aus Firenze— Florenz— gewesen, wo die beiden, zu seiner kopfschüttelnden Verwunderung, ihr junges Glück in den staubigen Galerien des Palazzo Pitti und vor den Schätzen des Cinquecento spazieren geführt hatten.
Na, und dann würde er sicherlich auch die junge Dame wiedersehen, die er heute früh in der Bahn entdeckt hatte— es war ja großartig, was man auf so'nem Rivierabummel für süße Geschöpfchen antraf! Die reizende Dame in Blond, die in Nizza mit ihrer Frau Mama den Zug bestiegen hatte. Engländerinnen natürlich! Auf hundert Schritt hätte er's erkannt, auch wenn er nicht ein paar englische Brocken aufgeschnappt hätte. Es war nur schade, daß er nicht gesehen hatte, in welchem Gasthof die Missis und die Miß abgestiegen waren, aber er bezweifelte nicht, daß er die Damen— das heißt an die ältere dachte er weniger— hier wiedersehen würde. Menton war ja keine Riesenstadt, und zweitens gab es eben nicht viel solche Figuren, wie diese Miß und Fräulein Hildegard sie nun einmal hatten. Eine entfernte Ahnlichkeit war sogar unverkennbar gewesen— bis auf die Haarfarbe, die bei Hildegard Pfeifer dunkelbrann war. Aber beide Damen hatten fast die gleiche
(2) Berlin, 14. März.(Eig. Meld.) Der Wirkliche Geheime Oberbaurat und Abteilungschef des Reichsmarineamtes Dr. ing. Rudolf Veith ist in Wilmersdorf im 71. Lebensjahre gestorben. Mit ihm ist einer der hervorragendsten Maschinenbautechniker der deutschen Marine dahingegangen, der sich um die Entwickelung unserer Torpedoboote und Tauchboote die größten Verdienste erworben hat. Im Sommer vorigen Jahres wurde Veith mit seinem Amtskollegen Geheimer Baurat Bürkner in Anbetracht der in der Seeschlacht am Skagerrak zutage getretenen vorzüglichen Bewährung unserer Schiffs= und Maschinenbautechnik mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet.
Düsseldorf, 14. März. Gemäß Beschluß des Provinzialausschusses zeichnete die Landesbank der Rheinprovinz auf die 6. Kriegsanleihe für sich und verschiedene Provinzialfonds. sowie einschließlich 5 Millionen Mark von der Provinziallandesversicherungsanstalt und 15 Millionen von der Landesversicherungsanstalt der Rheinprovinz den Betrag von 80 Millionen Mark. Die Zeichnungen der Landesbank und der genannten Anstalten auf Kriegsanleihe belaufen sich jetzt auf 455 Millionen Mark.
Figur, beide— auf so etwas sah Junck jun. zuerst—: diesen ihn stets wieder bezaubernden Idealfuß— sehr hohen Spann, sehr zarten Ansatz über den Knöcheln, und die überaus schmale Ferse. Und natürlich hatten bei beiden die entzückenden Füßchen in ebenso schönen, wie hochhackigen Halbschuhen gesteckt. Kurzum, es war das, was der bewundernde Geschäftsmann mit„erstklassig“ und Herr Hans Heinrich Junck im besonderen mit„prima, prima“ zu bezeichnen pflegte.
Zehn Minuten später ging er bereits, vom Scheitel bis zur Zehe umgezogen, die blumenumsäumte Avenue de la Gare hinunter, die seinen Gasthof mit dem Platz am Meere verband, Wer ihn so dahinschlendern sah, in den schweren, breiten Schuhen, mit dem Kodak bewaffnet, den er erst in Lyon erstanden hatte, das glattrasierte Gesicht mit keiner Mine verziehend, als sage ihm dieser gesegnete Strich Erde auch nicht das geringste Neue mehr, der hätte Herrn Junck aus Halensee ganz entschieden für den Typus eines Riviera=Engländers gehalten, einen aus dem großen Schwarm der anderen, die, wie er, frühmorgens mit ebensolchem Kodak den Strand entlang zu„Cooks Agency" stapften oder— wie eben jetzt— in das bereistehende und schon ungestüm prustende Massenauto des „Special Service der P. L..“ zu klettern sich anschickten.
Hans Heinrich Junck ging die weiße Strandpromenade entlang, die so schneeig weiß war, daß man den Herren den schwarzen Kneifer, der sie entstellte, verzeihen mußte. Ganz in Sonne gebadet, ganz von grellen Farben übersättigt lag diese Küste vor ihm, und jeder leise Hauch der warmen Luft war geschwellt mit schmeichelnden Düften.
Sie werden noch schlafen, dachte er, während er seine Blicke in die grünen Hotelgärten schweifen ließ, wo sich italienische Musikanten zu einer Morgenmusik eingefunden hatten. „Schlafen oder sich von der Reise ausruhen wollen.“ Das erstere ging auf Schwager und Schwester in enger Gedankenverbindung mit Hildegard, das letztere auf die junge Engländerin, die ihn im Abteil der Eisenbahn gefesselt hatte. Es war ja auch noch früh am Tage, wie wohl schon recht anständig warm. Er war froh, daß er die weißen Pantalons und den Panama gewählt hatte— vorsorglich in Berlin schon, wo man heute in Pelz und Ulster gehen mochte. Ja, ja, er hatte diesen Abstecher von langer Hand vorbereitet, er war der Hauptteil der ganzen Reise überhaupt, und das Geschäftliche in Lyon war in Wirklichkeit der Abstecher gewesen. Ein geschickter Mensch mußte es eben verstehen, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden.(Fortsetzung folgt.)
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