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Kzerger

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Dritte Ausgabe.

Mittwoch, 24. Januar 1917.

66. Jahrgang. Nr. 56.

Zur Note Wilsons.

Urteile der Presse der Mittelmächte.

Berlin, 24. Jan.(WTB.] In ihren Besprechungen der Botschaft Wilsons begegnen sich die Blätter einmütig in der Meinung, daß es sich um eine Kundgebung von ge ringer praktischer Bedeutung handelt. Wir verstehen, sagt dieKreuzzta., daß der Gedanke eines ewigen Friedens den Angehörigen eines Staatswesens näher­liegt als uns, das sozusagen einen Kontinent für sich bildet. Den Idealismus Wilsons in allen Ehren, aber auch er werde mit ihm keinen besseren Erfolg haben, als Zar Nikolaus II. DasBerl. Tagebl. sagt: Wenn Wilson auf die europäische Erde niederstiege, würde er begreifen, daß die Entente die Friedensmöglichkeiten unterminiert, in die Luft gesprengt hat. Sie hat den Widersachern einer Verständigung und den Anhängern einer Eroberungspolitik Trümpfe in die Hand gespielt. ImLok.=Anz. heißt es: Die Forde­rung Wilsons, daß dieser Krieg ohne Sieg Ende, kann die Entente nicht erfüllen. Das wichtiaste Kriegsziel unserer Feinde. die Zertrümmerung des preußischen Militarismus, steht mit dieser Forderung in schroffstem Widerspruch. Die Entente will Deutschland wehrlos machen, während sie selbst bis an die Zähne bewaffnet bleibt, damit das unbewaffnete Deutschland niemals wieder wagt, sich neue Waffen zu schmie­den. Deutschlands größter Philosoph hat das Beste geschrie­ben, was je über den Gedanken eines Weltfriedens gesagt worden ist. Aber zur Erörterung dieses Planes ist der Augenblick wenig geeignet, in den 10 Staaten, die sich entgegen den Wilson gegebenen Versicherungen unsere Vernichtung zum Ziele gesetzt haben, die zum furchtbaren gemeinsamen Angriff rüsten, der diese Vernichtung herbeiführen soll. In diesem Augenblick ist die Sprache der Kanonen die einzige, die uns angemessen erscheint, weil es die einzige ist, die die Feinde verstehen. DieTägliche Rundschau" führt aus: Wenn ein Schiff im schweren Sturm kämpft, so nützen seiner Bemannung die schönsten und geistreichsten Pläne, wie sie dereinst auf dem Lande ihr Leben vorteilhaft einrichten wollen, nichts, wenn sie nicht alle Hände rührt, um wieder an Land zu kommen. Wir haben den Frieden, den Wilson als Voraussetzung seiner Neuordnung der Welt annimmt, ge­wollt, aber unsere Feinde haben unser Angebot mit Hohn und Spott abgelehnt. Wir sehen der Antwort der Entente: die die nächste dazu ist, sich mit dem Studium der Botschaft vom Weltfrieden zu befassen, mit Neugierde entgegen. Die Voss. Zta. sagt: Man könnte die Amerilaner um ihr friedliches Dasein förmlich beneiden, da ihnen ihr Präsident eine so ausgedehnte Vorlesung über Zukunftsideale zu lesen vermag. Keiner hat wohl je in der Welt mit mehr Scharf­sinn über die Möglichkeit des ewigen Friedens nachgedacht, als der Philosoph Kant, aber er ist auch der Philosoph der Pflicht und der Disziplin gewesen, und die Pflicht lehrt uns zunächst, unsere Feinde abzuwehren und durch unseren Sieg den Krieg zu beenden. Wir müssen es entschieden zurückweisen, von dem amerikanischen Präsidenten uns vorschreiben zu lassen, daß wir diesen Krieg ohne Sieg zu beenden haben. Der Vorwärts sagt: Wenn Wilson von einem Frieden ohne Sieg und ohne Demütigung spricht, so ist das das gerade Gegenteil von dem, was die Entente will.

Wien, 23. Jan.(WTB.] In der Besprechung der Bot­schaft des Präsidenten Wilson an den Senat erkennen die Blätter an, daß Wilson aufrichtig und ehrlich bestrebt sei, für die Beendigung des Weltkrieges und die Vorbereitung des Weltfriedens einzutreten. Sie betonen, daß sich Öster­reich=Ungarn mit manchem seiner Grundsätze insbesondere der Freiheit der Meere, einverstanden erkläre. Österreich= Ungarn wie auch seine Verbündeten betrachten den ungestör­ten Verkehr auf den Seewegen immer als Grundbedingung für den einzigen Fortschritt der Zivilisation und für den wachsenden Wohlstand der Völker, sowie eine Annäherung der Staaten. Ebenfalls weisen die Blätter darauf hin, daß die Entschließung Wilsons über die Nationen und über die Zugehörigkeit zu den Staaten Österreich=Ungarns gestatten, mit stolzem Bewußtsein zu sagen, daß die Nationalitäten, die in der österreichisch=ungarischen Monarchie vereinigt sind, sich nie von ihr fortsehnten. Gerade in dem österreichisch= ungarischen Staatengebilde, wie in Nordamerika, wäre die Idee verwirklicht, Volksstämme verschiedenster Art als gleichberechtigte Träger des Staatsgedankens zu gemein­schaftlicher Tätigkeit und gemeinsamer Art zu vereinigen. Die Blätter verweisen schließlich darauf, daß manche Punkte in der Botschaft Wilsons der Aufklärung bedürfen. Wilson hält es für die Herstellung eines dauerhaften Friedens für notwen­dig. daß es weder Sieger noch Besiegte im Weltkriege geben solle. Da sich aber manche seiner Ausführungen deuten lassen, als ob er sich in vielen Fragen auf den Standpunkt der Antwort der Entente stellen würde, in der bekanntlich die Auflösung Deutschlands, die Vernichtung der Türkei und die Zerstückelung Österreich=Ungarns verlangt werd, scheint ier ein kaum verständlicher Widerspruch vorzuliegen. Im Wiener Journal heißt es. Wilson enthülle sein wahres Antlitz, er wolle anderen Nationen zu Hilfe kommen, wie er selbst sagt Welche Nation meint er? Daß er darunter die Zentralmächt und ihre Bundesgenossen meint, ist nach dem ganzen Geiste, den die Botschaft atmet, wohl nicht anzu­

nehmen. I 9s411229

Neutrale Blätterstimmen.

Bern, 24. Jan.(WTB.) Zur Botschaft Wilsons schreibt dasJournal de Genéve: Wilson ging dies mal weiter als am 18. Dezember. Er will den Frieden und gibt selbst die Bedingungen dafür an. Dies sind nicht kon­ziliante Anregungen, die er als Menschenfreund ausdrückt; er mischt sich vielmehr in den Streit und schlägt einen ener­gischen, beinahe befehlenden Ton an. Das Blatt erklärt wei­ter, ein Friede ohne Sieg sei nicht gut möglich, da keine Bürg­schaften geschaffen würden. Was das Recht der Völker an­lange, über sich selbst zu verfügen, so stehe dieser Teil des Programms Wilsons im Widerspruch mit der ganzen Politik Deutschlands. Die ganze Botschaft sei ein verfrühter Akt Wilsons, der sich an seiner Initiative vom 18. Dez. hätte halten und sich vor allem an die Mittelmächte hätte wenden sollen, die auf seine Frage nicht geantwortet haben. Wilson sei zu weit gegangen und laufe Gefahr, sein Ziel zu verfehlen. Immerhin sei das Wort Friede ausge­sprochen und übe seine ganzen Zauber aus. Man möge daher abwarten.

DieGuerre mondiale schreibt: Wir freuen uns, aus dem Munde Wilsons die Bestätigung der These zu hören, die diejenige unseres Bundesrates ist. Die Botschaft wird sicherlich in beiden Lagern der kriegführenden Länder Wider­

spruch erregen.

Die seindliche Presse.

Amsterdatk, 24. Jan. DieWestminster Ga­gette behandelt die Vorschl äge Wilsons wie die übrigen Londoner Blätter. Sie fragt, was der Präsident täte, wenn er an Englands Stelle wäre, und nach jahrelan­gem Kampf ein Dritter ihm nahelege, auf die Früchte der heißen Bemühung zu verzichten. Dabei geht das liberale Blatt so weit, zu behaupten, der Feind sei es gewesen, der an­gegriffen habe. Dann fragt es weiter: Verfolgt Präsident Wilson nicht einen anderen tatsächlichen Zweck, denn man kann nicht annehmen, daß die rhetorische Ansprache an den Senat Selbstzweck hat. Ein richtiger Schritt wäre es, wenn

Ganstige Tiampfe fuolich Aiga.

6 Flugzeuge im Westen abgeschossen.

Großes Hauptauartier, 24. Jan.(WTB.) Westlicher Kriegsschauplatz.

Bei fast durchwen klarem Frostwetter blieb in den mei­sten Frontabschnitten die Kampftätigkeit in mäßigen Grenzen.

Die Flieger nutzten die günstigen Beobachtungsverhält­nisse für ihre vielseitigen Aufgaben aus. Die Gegner büßten in zahlreichen Luftkämpfen und durch unser Abwehrfeuer 6 Flugzeuge ein.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold

von Bayern.

Beiderseits der Aa und südlich von Riga haben sich für uns günstig verlausende Kämpfe entwickelt.

Front des Generalobersten Erzherzogs Josef.

Bei strenger Kälte nur stellenweise lebhaftes Artillerie­feuer und Vorfeldgefechte.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Das Nordufer des St. Georgarmes, nördlich von Tulcea, ist wieder ausgegeben worden.

Mazedonische Front.

Die Lage ist unverändert.

Der erste Generalquartiermeister Ludendorff.

2) Russische Massenangrisse gegen die Front des Erzher­zogs Josef. Berlin, 24. Jan.(BB.] Aus dem k. u. k. Kriegspressequartier meldet der Kriegsberichterstatter Eugen Linhoff: Die Russen haben in den verflossenen Tagen die größten Anstrengungen unternommen, um den Vormarsch un­serer Truppen gegen die Trotus=Niederung und das Pupua­Tal(nördlich von Focsani) auszuhalten. Zu diesem Zwecke wurden starke russische und auch rumänische Truppenmassen herangeführt. und Angriff auf Angriff folgte. Fünf Tage dauerten die Massenstürme des Feindes: aber unter den blu­tigsten Verlusten wurden die Russen abgewiesen und unsere Aktionen weiter durchgeführt. Die Versuche der Russen, auf dem Donauwege ihre Truppen zu versorgen, da ihnen Bahn­linien nirgends mehr zur Verfügung stehen, sind gescheitert. Sieben russische vollbeladene Schlepper, die unter dem Schutze der Dunkelheit den Hafen von Galatz erreichen wollten, wur­den versenkt. Das schwere Bombardement von Galatz wird durch die verbündete Artillerie fortgesetzt. Sämtliche mili­tärische Anlagen sind schwer beschädigt, und die Bahnhofsge­bäude sind bereits niedergebrannt. Die gesamten Hafenan­lagen haben schwer gelitten. Turch das schwere Winterwetter haben zwar unsere in Rumänien kämpfenden Truppen zu leiden: aber trotzdem wurde ihre Aktionsfähigkeit allen Müh­salen nicht im mindestens beeinträchtigt. In dieser Be­ziehung weit schlechter daran, weil sie unter dem vollständigen Mangel an Verbindungen zu leiden haben.

Wilson jetzt erklärte die deutschen Bedingungen seien ihm be­kannt, und wenn er sie nur angeben wollte. Alsdann könnte England eine bestimmte Antwort auf Wilsons Vorschläge er­teilen, die noch zu undeutlich seien, um die Feststellung zu ge­statten, ob der vorgeschlagene Friede ohne Sieg ein Friede sei, der zu dem notwendigen Ziele Englands führe oder ein Friede, der die Zerschmetterung des Feindes be­endige in der Weise, daß er politisch vernichtet werde. was England nicht wolle. Zum Schluß erklärt das Blatt, das Friedensideal Wilsons könne nur erreicht wer­den, wenn der Verband obsiege.(Köln. Ztg.)

*) Wilsons Botschaft und die amerikanische Kritik.

Rotterdam, 24. Jan.(BB.) DerDaily Telegraph meldet aus Newyork: Die Effekten=Börse behauptet ihre feste Stimmung, weil man aus Wilsons Rede schließt, daß die Vereinigten Staaten nur an der Verbürgung der Bedingun­gen, worüber die Kriegführenden sich zu einigen haben, sich beteiligen werden und daß das Weiße Haus, nicht inter­veuieren werde. Vielfach ist man erstaunt, daß derselbe Prä­sident, dem es seit vier Jahren nicht gelungen ist, den Frieden in Mexiko jenseits der amerikanischen Grenze, wieder herzustellen, jetzt die Rednertribüne besteigt, um de ganzen Welt mitzuteilen, unter welchen Bedingungen in Europa Friede geschlossen werden soll und wie der Weltfriede aufrecht erhalten werden müsse. Wilsons Ideal findet aber Unterstützung bei der entente=freundlichenNewyork Times", bei derNewyorker Staatszeitung" und beimNewyork Herald". DieNewyork Times meinen, der Präsident habe mit einem wuchtigen Schlage die Hindernisse beseitigt, in dem er der übrigen Welt das Angebot machte, einen Bund zur Erreichung des Weltfriedens zu schließen. Eine Minderheit in Amerika ist aber der Ansicht, daß der Präsident die Au­torität und die Macht Amerikas nach dem Kriege zu sehr beiont

*

Englische Beschwerden gegen die Vereinigten Staaten.

Newyork, 23. Jan.Evening Mail erfährt aus Washington, daß vor zwei Wochen der hritische Botschafter dem Staatsdepartement eine Note überreicht hat, in der Eng­land aufsehenerregende Beschuldigungen gegen die Vereinig­ten Staaten erhebe, weil sie aus absichtlicher Nachlässigkeit gestattet haben, daß deutsche Verschwörungen(?) auf ameri­kanischem Boden geplant und zur Reife gebracht worden seien. Weiter wird gesagt, die Note lege den Grund, um nach dem Kriege riesige Schadenersatzansprüche gegen die Vereinigten Staaten vorzubringen wegen angeblicher Verletzung der Neu­tralität. Die Meldung schließt mit der Angabe, es sei nicht sicher, ob dieser englische Schachzug den riesigen Schadener­satzansprüchen gegen England vorgreiten solle, die wegen der ungesetzlichen Einmischung in den amkrikanischen Handel be­ständen. Es sei allgemein bekannt, daß diese Ansprüche jetzt zwischen einer halben und drei Viertel Milliarden betrügen.

Newyork American meldet aus Waskington, daß ein Angriff des amerikanischen Botschafters in Rußland auf die Beschlüsse der Alliierten auf der Pariser Wirtschaftskonferenz. der aus Telegrammen aus St. Petersburg gestern bekanr. wurde, ungewöhnliches Interesse erregte und hier als ermäch­tigte Kundgebung Amerikas angesehen werde, das Handels­programm der Alliierten zu bekämpfen, falls versucht werden sollte, es auszuführen.

Schwere Gefängnisstrafen für das deutsche Konsulats­personal in San Francisco. Rotterdam 23. Jan. Der deutsche Generalkonsul Bopp und der Vizekonsul von Scheik wurden einer Depesche aus San Francisco zufolge, wegen eines Komplotts zur Verletzung der amerikanischen Neutrali­tät zu zwei Jahren Gefängnis und 10 000 Dollar Geld­strafe verurteilt. Auch der Attaché des Konsulats, Georg Wilhelm von Brincken, erhielt die gleiche Strafe. Der Lokalanz. schreibt dazu: Soviel wir wissen, handelt es sich um eine von englischer Seite ausgegangene Beschuldigung, der man anfänglich keine Bedeutung beizulegen geneigt war. Wenn sie jetzt doch zu einem so ungeheuren Urteil geführt hat, so wollen wir hoffen, daß damit noch nicht das letzte Wort in der Angelegnheit gesprochen ist. Bevor man nähere Nachrichten über den Prozeß hat, wird man kein bestimmtes Urteil fällen können. Daß die in Mitleidenschaft gezogenen deutschen Beamten aber schon allein durch ihre Pflichttreue vor dem Verdacht einer ungesetztlichen Handlungsweise ge­schützt sein sollten, dafür bedarf es in Deutschland erst keines besonderen Beweises.

Der türkische Bericht.

Konstantinopel, 24. Jan.(WTB.) Generalstabsbericht vom 22. Januar.(Verspätet eingetroffen.) Kaukasus= front: Im Abschnitt des linken Flügels eroberten unsere Aufklärungstruppen in Verfolg ihrer im gestrigen Bericht gemeldeten Unternehmungen die erste Stellung des Feindes in einer Ausdehnung von 16 Kilometern. An den anderen Fronten kein Vorkommnis von Bedeutung.

Der See= und Handelskrieg.

Versenkt. London, 24. Jan.(WTB.) Lloyds mel­den: Der norwegische DampferReinunga" wurde ver­senkt. Die Besatzung ist gelandet.

Die norwegischen Schiffsverluste der Handelsmarine.

Christiania, 24. Jan.(WTB.)Sjoefarts Tidende" meldet, daß einschl. der letzten norwegischen Schiffsversenkun­gen die norwegische Handelsmarine seit Beginn des Krieges Verluste von insgesamt 406 000 Tonnen erlitten hat. darunter 284 Dampfer mit 358 000 Tonnen.

Morgenbladet" teilt mit, daß von der gesamten norwe­gischen Handelstonnage nur noch bis 4 Prozent für Norwegen selbst verfügbar sei.

Eine Episode von derYarrowdale". Der von dem Offizierstellvertreter Badewitz nach Swinemünde eingebrachte PrisendampferYarrowdale mußte wegen Nebels in der Ostsee unweit der dänischen Insel Hven für kurze Zeit vor Anker gehen. Diese Wartezeit versuchten zwei Engländer für ihre Flucht auszunutzen. Einer der gefangengenommenen Geschützführer und ein Zivilist hatten sich unbemerkt mit Schwimmwesten versehen und waren ins Wasser gesprungen. Die Reue folgte der Tat auf dem Fuße: die beiden Ausreißer fingen, wohl weil das Wasser etwas kälter als im Stillen Ozean war, wo sie gefangen waren, plötzlich mörderisch an zu schreien und schwammen wieder zum Schiff zurück, wo sie wieder aufgefischt wurden. Bei dem einen, dem Geschütz­führer, fand man unter dem Schwimmgürtel eine Postkarte, auf der er seinen letzten Willen niedergeschrieben hatte, für den Fall, daß er das User nicht lebend erreichen würde. Jedenfalls ist der Vorgang auch bezeichnend dafür, daß dem Engländer die Unrechtmäßigkeit seiner Anwesenheit auf einem Privatdampfer als Angehöriger der Kriegsmarine im Bewußtsein war, denn er bangte ohne Zweifel um sein Schicksal.

Für die Berechtigung der Auffassung, daß dem Eng­länder gegenüber eine falsche Sentimentalität oder Zurschau­stellung irgendwelcher Nachgiebigkeit und Schwachheit völlig unangebracht ist, daß er dagegen aber sehr empfänglich und gefügig gegenüber einem ausgesprochenen Herrenwillen ist, hat der kühne Prisenführer Badewitz weitere Beweise ge­bracht. Ohne Hervorkehrung einer gewissen Rücksichtslosigkeit oder Brutalität wäre es durchaus nicht möglich gewesen, die beinahe dreißigmal größere Gefangenenbesatzung des Schiffes gegenüber der Prisenmannschaft in Schach zu halten. Bade­witz stellte daher seinen Gefangenen gleich zu Anfang der Reise in Aussicht, daß sie es gut haben würden, wenn sie seinen Befehlen gehorchten, daß er aber das Schiff versenken würde, wenn sie widersätzlich wären. Tatsächlich waren auch alle Vorbereitungen für einen solchen Fall getroffen. Spreng­patronen waren am Schiffsboden angebracht, die von der Kommandobrücke aus entzündet werden konnten. Eine solche Maßnahme ist aber nicht nötig geworden. Die Engländer waren sehr gefügig. Auf das Kommando: Everybody down! wenn ein Schiff sichtbar wurde, liefen sie wie die Wiesel zur Luke. Auch die Kapitäne der fremden Schiffe taten alles, was sie konnten, so daß die schwache Prisenbesatzung von der Kommandobrücke aus die ganze Gesellschaft in Schach halten konnte.

Einzelheiten von dem Seetreffen im Kanal.

London, 24. Jan.(W2B.) Die Admiralität meldet: In der letzten Nacht traf eine Flottenpatrouille mit einer Ab­teilung feindlicher Zeritörer in der Nähe der holländischen Küste zusammen. Ein kurzer Kampf folgte. Einer der feind­lichen Zerstörer sank. Die übrigen zerstreuten sich, nachdem sie beträchtlichen Schaden erlitten hatten. Die Dunkelheit ver­hinderte, die vollen Ergebnisse des Kampfes zu beobachten. Ein späteres Telegramm besagt: Heute nacht fand ein kurzes hartes Gefecht zwischen feindlichen Zerstörern in der Nähe der Schouvenbank statt. Einer unserer Zerstörer wurde von einem Torpedo getroffen. Die Explosion tötete 3 Offiziere und 44 Mann. Der Zerstörer wurde von unseren eigenen Schisfen versenkt. Unsere Schiffe erlitten keine weiteren Ver­luste.

Berlin, 24. Jan.(WTB.] In Ergänzung der amtlichen Meldung über das Gefecht zwischen einem Teil unserer Tor­pedoboote und englischen leichten Streitkräften am 23. Januar früh werden nachstehende Einzelheiten bekannt: Gleich zu Be­ginn des Gefechts, das sich während der Dunkelheit abspielte, erhielt das FührerfahrzeugV. 69 einen Volltreffer in die Kommandobrücke. Dieser Treffer tötete den Flottillenchef Korvettenkapitän Max Schu'tz, der seine Flottille seit Beginn des Krieges stets mit Erfolg und Schneid geführt hatte, sowie weitere zwei Offiziere und einige Mannschaften und verur­sachte eine Ruderhavarie, die zu einem Zusammenstoß mit einem anderen Boot führte.V. 69 ist dann in schwerbe­schädigtem Zustande, unbelästigt vom Feinde, in den nieder­ländischen Hafen Ymuiden eingelaufen. Das vonV. 69 ge­rammte Boot hat trotz seiner Beschädigungen am Gefecht wei­ter teilgenommen und im Verlauf desselben einen englischen Zerstörer durch Rammen schwer beschädigt. Der Zerstörer wurde später durch unsere Flugzeugaufklärung in sinkendem Zustande festgestellt. Dem deutschen Torpedoboot gelang es trotz seiner infolge des zweimaligen Rammens herabgesetzten Geschwindigkeit, unbehindert vom Feinde, einen deutschen Stützpunk zu erreichen. Ein drittes deutsches Boot, welches in der Dunkelheit während des Gefechts die Fühlung mit den anderen verloren hatte, stieß auf zahlreiche seindliche Torpedo­bootszerstörer, griff sofort an und versenkte durch Torpedo­schuß auf nächste Entfernung einen großen feindlichen Zer­störer. Angesichts der ihm gegenüberstehenden Übermacht brach das Boot das Gefecht ab und erreichte unbehelligt durch den Gegner wohlbehalten den Hafen.

2) Rotterdam, 24. Jan.(BB.] DieN. Rotterd. Cour. melden aus Omniden: Die getöteten, deutschen Offiziere sind der Flottillen=Komihandant Korvettenkapitän Schultz, der Oberleutnant zur Seé Haus und der Leutnant zur See Hannover. Verletzt ist der Kommandant vonV. 69 Böhm und der Oberleutnant Jordan sowie der Ober­ingenieur Helmich. Korvettenkapitän Schultz befand sich mit den beiden Offizieren Haus und Hannover auf der Kom­

mandobrücke, als eine Granate dort einschlug und eine groi Verheerung anrichtete.

Unsere Kolonien.

Zu den Kämpfen in Ostafrika. London, 23. Jar

(WTB.] Der Oberbefehlshaber in Ostafrika meldet: Sämt liche an der Einkreisungsbewegung am unteren Lufidii un am Delta betciligten Kolonnen machten beträchtliche Fort schritte. Unsere Truppen drangen von Nord nach Süd i: das Deita bei Pemba und Mohoro und weiter westlich. Ein starke feindliche Streitmacht wurde aus dem Gebiet nördlia des Delta vertrieben. Bei Ryckisiki ließ der Feind ein Lazarett im Stich, in dem sich 16 Weiße und 200 Eingeborene befan­den. Die meisten waren verwundet. Südlich von Kitambawo leistete der Zeind mit einer starken Nachhut Widerstand. Er wurde aber nack, einem den ganzen Taa andauernden Kampf aus seinen Stellungen vertrieben und befindet sich nun in eiligem Rückzuge. Im Ostabschnitt vertrieb die Kolonne des Brigadegenerals Northey den Feind von der Hochebene östlich vom Lupombe. Wir verfolgen ihn in der Richtung auf Ma­heuge. Eine andere Kolonne verfolgt südöstlich eine feind­liche Abteilung. die sich nach Süden wandte und bemächtigte sich einer Brücke über den Ruruje. Sie lieferte einer zurück­gehenden feindlichen Streitmacht bei Ifinge ein Gefecht und overiert zusammen mit einer dritten Kolonne, die in nörd­licher Richtung auf Esongen verrückt.

Frankreich.

2) Der Kampf gegen Briand. Paris, 24. Jan. DerTemps kündigt an, daß am Donnerstag diegroße Schlacht" um die Existenz des Ministeriums Briand ge­schlagen werde. Das von Mitgliedern der beiden Parla­mente gebildete Aktionskomitee habe alle Mittel für den Endkampf bereit gestellt. DerTemps gibt sich kaum Mühe, zu verhüllen, daß er auf der Seite der Regierungsgeaner steht. Würde es sich doch um die Vorgänge in Griechenland handeln, deren energische Kritisierung ihm so oft von der Zensur untersagt worden wäre. Das Blatt warnt davor, die Debatte abermals in eine dunkle Geheimsitzung zu versenken. Zwar gebieten die gegenwärtigen Umstände eine herzlichere Zusammenarbeit sogar zwischen Regierung und Opposition; denn jetzt müssen alle Franzosen zusammenarbeiten, selbst wenn sie über die so vielfältigen Probleme nicht immer einer Meinung seien. Aber man müsse diesmal zu einem wirk­lichen und endgültigen Entschlusse kommen und dürfe nicht die Diskussion heute schließen, um sie morgen wieder zu öffnen Die Tür müsse auf= oder zugemacht werden. Ent­weder lasse man die Regierung regieren oder man müsse sie ersetzen. Die nationale Verteidigung sei unmöglich ohne ein Minimum von gegenseitigem Kredit und gegenseitiger Achtung.

amtlichen Berichte der Feinde.

Französischer Bericht vom 28. Jan., nachmittags: Ziemlich lebhaftes Geschützfeuer zwischen Oise und Aisne. Ruhige Nacht auf dem größten Teil der Front. Flua­wesen: Im Laufe des gestrigen Taaes schoß eines unserer Flugzeuge ein deutsches ab, das in unseren Linien beim Ge­höft Navarin abstürzte. In der Gegend von Mentmedy zer­schellte ein anderes deutsches Flugzeug, das von einem der unfrigen aus der Nähe Maschinengewehrfeuer erhalten hatte, innerhalb der feindlichen Linien nahe bei Amel auf dem Erd­boden. Abends: Ziemlich lebhaftes Geschützfeuer an ver­schiedenen Punkten der Champaane und in den Argonnen. In Lothringen führten wir einen Handstreich in den feindlichen Linien in der Gegend von Rechicourt aus. Weittragendes feindliches Geschütz warf einige Granaten in die Gegend Frou­ard im Elsaß. Im Abschnitt von Hertzbach Patrouillenzu­sammenstöße. Artilleriekampf bei Larsitzen. Flug­wesen: Am Morgen warfen feindliche Flieger fünf Bom­ben auf Montdivier. Ein Fokker landete in unseren Linien bei Fisnes, zwei andere deutsche Flieger sind zum Absturz gebracht, einer im Luftkampf in der Gegend von Marchelevet, ein anderer durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze bei Amy in der Oise.

Belgischer Bericht. In der Nacht zum 23. Januar sowie während des 23. Januar war die Artillerie an der ganzen belgischen Front tätig. In der Gegend von Het Sas nahm der Artillerie= und Handgranatenkampf große Heftigkeit an.

Friedensbestrebungen.

Die norwegische Arbeiterpartei zur Friedensfrage. Der

Landesausschuß der norwegischen Arbeiterpartei nahm eine Entschließung an, in der die Einberufung eines internatio­nalen Kongresses verlangt wird, um die Friedensfrage zu behandeln.

Mitteilungen des städtischen Kriegsausschusses.

Donnerstag Mager= und Buttermilchver­kauf für das 1. Drittel der Kundenliste.

Donnerstag Butterverkauf von12 und von Uhr:

. In der Turnhalle des städtischen Gymnasiums, am Syndikatplatz(am Servatiiplatz kann die Ausgabe wegen des herrschenden F2 stes nicht erfolgen: Nr. 15013300.

In der Stadthalle, Neubrückenstr.: Nr. 12012500. In der Verkaufsstelle Göbenstraße: Nr. 9011900. In der Verkaufsstelle Kreuzstraße: Nr. 7011500. In der Verkaufsstelle Warendorferstraße: Nr. 501-1100.

Brotkarte, Warenkarte und Fettkarte mitbringen. Zur glatteren Abwickelung des Verkehrs ist es unbedingt erfor­derlich, daß abgezähltes Geld oder wenigstens viel Ki#ingeld mitgebracht wird.

Am Freitag dieser Woche werden in den Brotmarken­bezirkslokalen zugleich mit den Brotmarken auch die neuen Seifenkarten ausgegeben Militärpersonen(mit Aus­nahme der Offiziere und in Offiziersrang stehenden Per­sonen) erhalten die Seifenkarten durch ihre- Truppenteile. Bei der Abholung der Seifenkarten ist deshalb anzugeben, ob sich unter den auf der Brotkarte vermerkten Militärper­sonen solche befinden, die ihre Seifenkarten durch den Trup­penteil erhalten. Der Doppelbezug von Seifenkarten ist strafbar.

Der Fleischverkauf findet in dieser Woche, zwecks Lichtersparnis am Freitag. in der Zeit von 5 Uhr und am Samstag in der Zeit von5 Uhr statt.

Die Wochenmenge beträgt 150 Gramm Schweinefleisch und 50 Gramm Wurst.

Es sind abzugeben:

für je 150 Gr. Schweinefleisch 6 Fleischkartenabschnitte; für je 50 Gr. Preßkopf 2 Fleischkartenabschnitte: für je 50 Gr. Blut= oder Leberwurst 1 Fleischkartenabschn. Die verbliebenen Abschnitte können zur Entnahme von Wild und Geflügel sowie Fleisch in Wirtschaften verwendet werden.

Preise:

Knochen.40 Mf

Kleinfleisch.40 M

Nackenstück und Schulter mit Schwarte.80 M

Eisbein.20 M

Kottelet.00 Mi

Fetter Speck, frisch oder gesalzen. 2,00 Mi.

Magerer Speck, frisch oder gesalzen..60 Mt.

Bratwurst, frisch oder geräuchert..40 Mi

Außerdem kommen zum Verkauf:

Beste Leberwurst ohne Mehlzusatz.50 Ml.

Blutwurst mit Mehlzusotz.70 Ml.

Preßlopf.20 Ml.

Knochen fallen nicht unter die