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Olpe, Samstag den 16. August.

1890.

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Verantwortlicher Redakteur: Gottfried Ruegenberg.

Verlag der Ruegenberg'schen Buchhandlung in Olpe.

Wochenrundschau.

Olpe, den 14. August 1890.

Kaiser Wilhelm hat in England Ehren aller Art und in reichem Maße erfahren. Da der Besuch in Osborne an der See stattfand, so bezogen sich fast alle Erholungen und Feste auf Flotte und Seewesen, und weil unser Kaiser gerade hierfür stets besondere Vorliebe zeigt, so dürfte der Aufenthalt in Cowes seinen Neigungen am meisten entsprochen haben. Der Verkehr mit der königlichen Groß­mama und ihrer Familie war durchaus herzlich, und ebenso der Ab­schied. Jeder Schatten der früheren Kälte und Verstimmung scheint verschwunden zu sein.

Am vorigen Samstag wurde die Insel Helgoland in aller feierlichen Form durch den Staatsminister v. Bötticher vom englischen Gouverneur Barcley übernommen, unter dem Donner der Kanonen, und am Samstag Abend flatterte zuletzt die englische Flagge im Winde. Sonntag früh sahen die Helgoländer die deutsche Fahne allein aufgehißt, und da feierte die Insel auch den ersten Kaisertag. Kaiser Wilhelm hat auf der Rückfahrt von England der neuen deut­schen Insel einen Besuch abgestattet und eine Abordnung der Bevöl­kerung empfangen, sowie eine recht herzliche Proklamation an dieselbe gerichtet. Wie man schon auf dem Felsen=Eilande große Erwartun­gen auf die Zukunft setzt, das zeigt die Steigerung der Preise für Grund und Boden. Wir glauben, daß Helgoland als deutsches Bad eine Zukunft haben wird schon der Reiz des Neuen imponiert dem deutschen Michel. Später wird eine Reise nach Helgoland zum guten Ton und zur notwendigenBildung gehören.

Nach kurzer Rast in Berlin bricht der Kaiser wiederum auf, um nach den Besuchen bei den Herrschern von Dänemark, Schweden und Norwegen, Belgien und England nun auch der Einladung des russischen Zaren zur Teilnahme an den großen russischen Manövern Folge zu leisten. Der Umstand, daß der Reichskanzler die Reise mitmacht, gibt derselben zugleich eine starke politische Färbung, wenn wir uns auch eine besondere Wirkung nicht davon versprechen. Der Zar ist im Herzen allem Deutschen abhold und nichts hat ihn dauernd bekehren können. Und die Stimmung der Pauslavisten kennt man ja zur Genüge. Sie dürfen sich eben alles erlauben und wissen, daß Deutschland immer nach dem russischen Auge sieht. So durften russische Kanibalen dieser Tage einen deutschen Gutsbesitzer an der Grenze auf deutschem Boden ungestraft überfallen. Sie prügelten ihn durch, schleppten ihn auf russischen Boden, plünderten ihn, prügel­ten ihn wieder und ließen den Mißhandelten dann laufen. Und der deutsche Michel sieht zu und schweigt zu demSpaß.

Doch ist den Franzosen der Besuch des Kaisers Wilhelm am russischen Hofe ein Dorn im Auge; das Herz des Zaren könnte ja schließlich zu Deutschland Feuer fangen. Drum muß man also hetzen und lügen. Die Zarin habe sich geweigert, die deutsche Kaiserin zu empfangen! Diese Bosheit! Die Kaiserin hat nie die Absicht gehabt, mit nach Rußland zu reisen, und so kann also auch von einer Weige­rung der Zarin gar nicht die Rede sein! Man sieht, wie in der französischen Presse doch erfunden und gelogen wird, sobald es sich um Deutschland handelt!

In Pariser Blättern circuliert noch immer das Gerücht, Kai­ser Wilhelm hege thatsächlich die Absicht, Paris zu besuchen, und es solle vorerst das Terrain sondiert werden, wie die Oeffentlichkeit den Plan auffasse. Die pariser Presse meint, wenn der Kaiser den Franzosen Elsaß=Lothringen als Geschenk nach Paris zurückbringe, so werde er willkommen sein und höflich behandelt werden. Nun, darauf

brauchen die Franzosen ebenso wenig zu rechnen, wie auf den Besuch des Kaisers. Jede Beleidigung dürfte mit einer Mobilmachung be­antwortet werden, und die Steine würden nicht so leicht aus seinem Wagen zu entfernen sein, als aus dem Wagen des Königs Alfons von Spanien, der in Paris fast gesteinigt worden wäre, weil er eben aus Deutschland kam und zum Ulanenoberst ernannt worden war. Die Gefahr, Ehre und Ansehen verteidigen und Schmähungen rächen zu müssen, macht für den deutschen Kaiser einen Besuch in Paris für immer unmöglich.

Der medizinische Congreß in der deutschen Reichshauptstadt ist ohne Mißklang vorübergegangen. Besonders befriedigt hat es, daß die französische Regierung trotz mancher bissigen Angriffe den Congreß in Berlin dennoch zahlreich beschickt hat, und die französischen Aerzte sind mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt worden, wie das dem Deutschen allen Fremden gegenüber eigen ist. Die Leute in Paris müßten nun doch bald einsehen, daßwir Wilde doch bessere Men­schen sind". Berlin hat die Aerzte hoch geehrt und die Männer der ernsten Wissenschaft haben gezigt, daß sie auch Lust und Weinlaune zu schätzen wissen und selbst einem guten Bissen nicht abgeneigt sind.

aesg fer üer euer uch un u i Hühnchen, Hähnchen, Pastetchen und anderen schönen Dingen wie in einer Versenkung in den 4000 Aerzte=Mägen verschwunden! Der nächste Congreß soll in Rom stattfinden.

Das katholische Deutschland rüstet sich zur diesjährigen Ka­tholikenversammlung, die am schönen Rhein, in Koblenz stattfinden soll. Die bedauerlichen Vorgänge in Bayern, die die Ab­haltung des Katholikentages in München verhindert haben, sind noch in aller Erinnerung. Daß es ein katholischer Fürst war, der sein Veto einlegte, hat in ganz Deutschland auf das Tiefste verstimmt. Herr Dr. Windthorst ist mit Freiherrn v. Los und einigen anderen hervorragenden Katholiken in Mainz zusammengetroffen jedenfalls um über den Katholikentag zu beraten.

Die Sozialdemokraten organisieren sich jetzt als große Partei und zwar recht stramm. Jeder bleibt Mitglied der Par­tei, so lange er dieselbe dauernd unterstützt und ihre Interessen för­dert. Der Vorstand leitet die Geschäfte, aber dieser wie die Presse steht unter der Controle der sozialdemokratischen Partei des Reichs­tages. Die Censur und Disciplin ist also ziemlich stramm, und es muß wohl nötig sein. Gespannt sind wir nur, wie der neue Appa­rat functionieren wird. Wir glauben kaum, daß sich die Mitglieder mit einer Art militärischen Zucht befreunden werden; für ein Ver­hältnis, wie des Centrums zum katholischen Volke, fehlt aber nicht mehr wie alles.

Fürst Bismarcklebt-in Kissingen und gebraucht die Badekur. Selbst seine besten Freunde und Verehrer beklagen es und jammern, daß der große Mann sich selbst so sehr verkleinert und herunterzieht, und sie schieben die Schuld auf eine hochgradige krankhafte Aufregung.

In Belgien findet jetzt wieder der katholische soziale Congreß statt, der stets durch seine eingehende Behandlung wichtiger sozialer Fragen vom christlichen Standtpunkte aus großes Aufsehen und Interesse hervorgerufen hat. Leider ist die Beteiligung von Deutschland bis jetzt eine schwache; möglich, daß die bevorstehende deutsche Katholikenversammlung die Ursache davon ist. Der Besuch unseres Kaisers hat in Belgien überall Freude und Befriedigung hervorgerufen, und die freundlichste Stimmung spiegelte sich in der Presse wieder.

Das große Schützenfest in Frauenfeld in der Schweiz hat mit einem großen Skandal geendigt. Der Sieger, der große

Leistungen aufzuweisen hatte und durch glänzende Ovationen ge­feiert wurde, ist plötzlich verhaftet worden, weil sich herausstellte, daß derfelbe durch einen falschen Stempel seine Nummern gefälscht hatte. Nette Geschichten!

Das englisch=französische Abkommen über Ostafrika ist glücklich zustande gekommen und sichert den Franzosen für das Zugeständnis der englischen Schutzherrschaft über Zanzibar manche Vorteile, so daß man in Paris ganz zufrieden damit ist und es als einen Erfolg des Ministers Ribot bezeichnet.

Die amerikanischen Generalkonsulen von Europa haben sich in Paris zu einer Conferenz zusammengefunden, um über die für den europäischen Handel so verderbliche Mac=Kinley=Bill, die Erhöhung des amerikanischen Zolles auf die meisten europäischen Erzeugnisse, zu beraten. Zumal in Deutschland hat das neue Zollgesetz in vielen Industriezweigen eine hochgradige Aufregung hervorgeru­fen, da es den Export fast lahmlegt und die deutsche In­dustrie empfindlich treffen wird, wenn auch eine milde Handhabung in Aussicht gestellt ist.

Die europäischen Mächte können gegen Amerika nichts ausrich­ten, als etwa durch gleiche Maßregeln; in Amerika selbst aber macht sich schon eine Strömung gegen das Gesetz bemerklich, und ob die Generalconsuln jetzt in Paris sich zu gunsten Europas entscheiden werden, bleibt abzuwarten. In Grenoble findet einmal wieder ein Anarchistenprozeß statt, bei dem auch acht Weiber beteiligt sind. Carnot geht wieder auf Reisen.

Rom hat auch einen Strike gehabt, aber glücklich überwunden. Die Schlächtergesellen wollten nicht mehr arbeiten. Da ließ die Re­gierung das Vieh durch fachkundige Soldaten schlachten, und der Ausstand war zu Ende. Caporali, der im vorigen September den Ministerpräsidenten Crispi steinigte und ihn verwundete, ist für ver­rückt erklärt und einer Irrenanstalt überwiesen worden wenigstens ein Trost für Crispi.

In Spanien breitet sich die Cholera weiter aus, und auch nach Portugal ist die furchtbare Seuche schon hinübergedrungen, so daß die portugisische Regierung einen Militärcordon um die Grenze ziehen ließ. Die falsche Nachricht vom Tode des Königs von Spanien ist in Paris zu der niedrigsten Börsenjobberei ausgebeutet und auch jedenfalls zu dem Zwecke derKöln. Ztg. angedichtet wor­den, die jetzt einmal Unrecht hat leiden müssen.

Aus Serbien kommt die sonderbare Kunde, Königin Ru­talie, die von ihrem Gatten jetzt endgültig geschieden ist, wolle mit einem Teile ihres Vermögens ein russisches Kloster gründen und selbst Aebtissin werden.Ist's nicht wahr so ist es doch schön erfunden!"

Die Nachrichten aus den revolutionären südamerikani­schen Republiken lauten friedlicher und beruhigender, ob es vorüber­gehend oder von Dauer ist, bleibt abzuwarten.

Politische Uebersicht.

Reich. In ausführlicherweise sind jetzt die ersten, ziemlich dürftigen telegraphischen Mitteilungen über die Ueber­gabe Helgolands und den anschließenden Kaiserbesuch auf Helgoland durch weitere Meldungen des offiziösen Telegraphen er­gänzt worden. Dieselben lassen erkennen, daß die festlichen Ereignisse, welche sich am 9. und 10. August auf dem nun wieder deutschen Felseneilande in der Nordsee abspielten, sich in ihrer Gesamtheit zu

Die Herrin von Hardingholm.

3.(Fortsetzung.)

Der Freiherr empfand tief genug die kalte Grausamkeit, welche in diesen Worten lag, und fühlte sein Herz von Mitleid für die Tochter überwallen.

In den großen Kinderaugen spiegelte sich ein so tiefes Weh, eine solche hoffnungslose Traurigkeit, daß der Freiherr kaum imstande war, seine Festigkeit zu bewahren, und deshalb über die Ankunft des alten Barons v. Frankenburg, der ihn mit seinem Besuche überraschte, doppelt erfreut war. Als dieser von dem Fieunde die romantische Geschichte aus den tyroler Bergen, an welcher die ganze Heirat schei­tern konnte, erfuhr, erfaßte ihn große Unruhe, da es die allerhöchste Zeit für seinen Sohn Bodo war, sich durch eine glänzende Partie mit seinen vielen Gläubigern abzufinden. Er beruhigte den Freiherrn, schien die Sache sehr leicht zu nehmen und als die erste Liebe eines Backsisches hinzustellen und bat ihn, die Tochter vor der Hand ganz in Ruhe zu lassen.

Dies geschah, voch erfuhr es der Freiherr niemals, daß der Baron von Frankenburg vor seiner Abreise eine geheime Unterredung mit Gabriele hatte, welche bestimmender auf ihren Entschluß hin­wirkte, als jene Erörterungen mit dem Bater. Der Baron hatte ihr mit den liebevollsten Worten und der größten Schonung eine Ge­schichte erzählt, wonach ihre Mutter einst seine, des Barons, Verlobte gewesen, dieses Band aber dicht vor der Hochzeit zerrissen habe, um dem Freiherrn, den sie geliebt hatte, nach ihres Vaters Tode ihre Hand zu reichen. Wie der Freiherr alsdann nach dem frühen Tode der geliebten Gattin die alte Freundschaft mit ihm erneuert und schon damals als eine Art Sühne den Heiratsplan zwischen ihren beiden einzigen Kindern gefaßt habe.

Natürlich wäre diese Lieblingsidee mit den Jahren immer fester geworden und ein Fehlschlagen derselben für ihren Vater um so ver­hängnisvoller, als er es der Tochter seines Freundes nicht verhehlen dürfe, daß ein langjähriges Herzleiden seinen Tod bei heftiger Auf­regung rasch berbeiführen könne.

Der kluge Baron ließ die arme Gabriele in einem Seelenzu­stande zurück, der an Verzweiflung grenzte. Wie durfte sie es jetzt noch wagen, dem Vater Widerstand entgegenzusetzen? Sie schauderte vor dem Gedanken zurück, ihm die geringste Aufregung, den kleinsten Schmerz zu verursachen, hütete sich aber auch, es ihm merken zu lassen, daß sie die Geschichte seiner Jugend, wie sein körperliches Lei­den, das er stets vor ihr geheim gehalten hatte, jetzt kenne und um­gab ihn in den letzten Tagen ihrer Ferienzeit mit den zartesten Be­weisen kindlicher Aufmerksamkeit und Liebe, was den Freiherrn tief

rührte und erfreute.

Soll ich bei Dir bleiben, Papa? fragte sie, zärtlich sei­nen Hals umschlingend,ich bin im Grund schon viel zu alt für die Pension.

Ja, Du bist wohl schon so halb und halb ein bemostes Haupt dort zwischen den Backfischen," lächelte der Freiherr belustigt, nichts desto weniger ist es mein Wunsch, daß Du noch einige Monate dorthin zurückkehrst. Du hast dort wenigstens eine passende Gesellig­keit, während ich Dir nichts als Langeweile zu bieten vermag. Nein, nein, sage mir nichts dagegen, mein teures Kind," wehrte er ab, als sie Einwendungen machen wollte.Du müßtest, falls Du hier blie­best, notwendig in die Gesellschaft eingeführt werden und dazu fühle ich mich nicht kräftig genug, das muß ich leider für den nächsten Winter andern überlassen.

O, mein teuerster Papa, sprich nicht so von der Zukunft," hat Gabriele, welche gewaltsam die Thränen zurückdrängte,wir wollen so glücklich mit einander leben und wenn meine Verlobung mit Bodo zu Deinem Glücke beiträgt, dann"

Nein, nein, nicht jetzt," unterbrach er sie sanft,Du sollst Deinen freien Willen behalten, selbst Dein Herz prüfen und mir Dei­nen Entschluß von der Pension aus brieflich mitteilen.

Es ist aber doch ein Herzenswunsch von Dir, Papa?

Das leugne ich nicht, doch geht Dein Glück mir über alles, hörst Du, mein theures Kind, Du sollst Dein Herz und Deinen Ent­schluß nie davon beeinflussen lassen.

Sie kehrte in die Pension zurück und schrieb dem Vater nach acht Tagen, daß sie entschlossen sei, Bodo von Frankenburg zu hei­raten, und daß dieser Entschluß ihr kein Opfer koste. Ihr erster Jugendtraum war in ein graues, häßliches Nebelbild zerflossen, die Zukunft starrte sie mit demselben hoffnungslosen Grau an und angst­voll wappnete die Arme sich mit der tröstlichen Ueberzeugung, daß sie ihre kindliche Pflicht erfüllt, des Vaters höchsten Wunsch verwirk­licht und sich selber bittere Reue erspart habe.

Hätte Herr von Harding dit wahren Gründe ihres Entschlusses gekannt, sein Lächeln wäre in diesem Augenblick, als er, auf dem Ruhebett liegend, solchen Erinnerungen nachhing, sicherlich nicht so triumphierend gewesen.

Er fühlte sich heute schwächer als je und fürchtete sich vor der jähen Katastrophe, bevor die Vermählung vollzogen, ja, der im Grunde seines Herzeus edle, aber ahnenstolze Edelmann fürchtete je­nen unbekannten Lebensretter mehr als er sich selber zugestehen mochte und faßte deshalb jetzt den Entschluß, seine Tochter sofort nach Hause zu rufen, um Verlobung zu feiern und die Vermählung in

vier Wochen folgen zu lassen.

Und wenn ich mittlerweile sterben sollte? murmelte er, indem er der eigenen Gattin gedachte, welche ja auch das Band der Ver­lobung mit raschem Entschluß gelöst, um ihm anzugehören, als des Vaters Tod sie unabhängig gemacht hatte.

Wenn sie jenen Mann vor ihrer Vermählung wieder sieht und ich nicht mehr unter den Lebenden weile, dann thut sie das Gleiche, dachte er, sich erregt erhebend.Wenn ich nur immer ganz ruhig

bleiben, mir jede Aufregung ersparen könnte! Mein Gott, es schrecklich, wenn sie einem Abenteurer in die Hände fiele, wenn dieses Haus meiner Väter einen Unwürdigen zum Herrn bekäme, der alte ruhmvolle Name durch mein eigenes Kind, die letzte ihres Geschlechtes, in den Staub getreten würde."

Er schritt unruhig auf und nieder und setzte sich dann miit einem plötzlichen Entschluß vor seinem Schreibtisch, um einen Brief zu schreiben.

Sie war stets eine zärtliche und gehorsame Tochter," mur­melte er, als er das Geschriebene überflog,und wird diesen letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen, des bin ich gewiß. Ich werde jetzt

ruhig sterben können.

*

Gabriele von Harding war nach Hardinzholm zurückgekehrt und die Verlobung mit Bodo von Frankenburg schon nach wenigen Tagen in aller Stille, um dem Freiherrn jede Aufregung zu ersparen, gefeiert worden.

Daß in dieser Woche bereits die Vermählung erfolgen sollte, krönte des jungen Bräutigams Wünsche, während die junge Braut sich ruhig fügte zu ruhig und gleichgültig, wie ihr Bater Stillen bekümmert sich sagte, sie sah nicht aus wie eine

Braut, sondern schien in wenigen Monaten um Jahre gereis­

ter geworden zu sein. Wo war die unbefangene Fröhlichkeit, der sprudelnde Jugendübermut des Kindes geblieben, das stets den Son­nenschein nach Hardingholm mitgebracht hatte? 85

Bist Du unglücklich mein teures Kind? fragte der Dater, ihr angstvoll in die ernsten Angen blickend.. Gune

Nein, nein, Papa! erwiverte sie, sich lächelnd an seine Brust chulegend.Es thut mir nur weh, daß Du es ger lo. 646 Eet. mich los zu werden. Weshalb durfte ich nicht ein einziges Jar noch bei Dir bleiben in unserm schönen Hardingholm

Der Freiherr drückte sie fester an sich und streichelte ihr dunkles lockiges Haar.

(Fortsetzung folgt.)