Sauerländer Tageblatt
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Verlag und Rotationsdruck der Aktien-Gesellschaft Westfälisches Volksblatt, Achlen. Paderborn, Rosenstraße 13 a.
M. 89.
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P’aderborn. Sonntag, den 2. April 1911.
We
nicht
sssen.
Telegramm=Adresse Volksblatt.
63.5 Jahrgang.
Blatt. Hierzu zwei Beiblätter sowie Teierkunden im trauten Zeim und Praktischer Rataeber.
Der Abschluß der
Etatsberatungen
steht beror. Wenn auch der 1. April nicht eingehalten worden ist, so kommt man doch ohne Notgesetz durch, obwohl die Liberalen ein solches wünschten. Die Etatsberatung begann erst am 13. Februar und mußte daher in Gewaltmärschen vor sich gehen, namentlich im Monat März wurden die Dauersitzungen nahezu unerträglich. Aber das Werk gelang doch.
Die Etatsberatungen haben für die Mehrheit ein glänzendes Ergebnis gezeitigt; sie bewiesen die Gesundung der Reichsfinanzen, wie es auch der Reichskanzler dieser Tage bestätigte. Als nämlich der Etat dem Reichstage zuging, hieß es links: frisierter Etat! und man stellte schwere Kritik in Aussicht. Aber sie kam nicht; als Genosse Ledebour diese versuchen wollte, fiel er ganz entsetzlich herein und wurde in der Budgetkommission einfach ausgelacht. An dem Etat läßt sich nichts rütteln, namentlich sind nicht die Einnahmen zu hoch eingestellt; nach den bis jetzt bekannten Zahlen des Jahres 1910 ist sogar sicher damit zu rechnen, daß 1, überschritten werden, denn 1910 bringt uns einen lich erschuß von über 50 Millionen Mark, einen tatsächen Ueberschuß, der sofort zur Verwendung der Block schulden verwendet werden wird. Die Finanzen sind also gesund und werden mit jedem Jahre besser.
Aber gleichzeitig kann auch bewiesen werden, daß die zugesagte Sparsamkeit begonnen hat; während der Reichstag früher 16—20 Millionen Mark abstrich, im Vorjahre noch 3,6 Millionen Mark, hat er in diesem Jahre nur 100000 Millionen Mark abgelehnt; das ist der beste Beweis, daß der Etai mit großer Vorsicht aufgestellt ist und daß man das Streben nach Sparsamkeit hat. Wernuth führt hier das Programm des Zentrums durch und daher genießt er auch dessen tatkräftige Unterstützung, wie das Zentrum überhaupt jedem Minister beisteht, der bestrebt ist, die Grundsätze einer vernunftgemäßen Sparsamkeit durchzuführen.
Die Etatsdebatten ließen aber auch weiter erkennen, daß der Gegensatz zwischen Konservativen und Liberalen immer tiefer wird, daß hier eine große Kluft besteht, die frühestens nach den nächsten Wahlen ausgeglichen werden kann. An ein Zusammengehen der bürgerlichen Parteien ist nicht zu denken, denn die Liberaler wollen in den ostelbischen Gefilden jagen. Die Konservativen aber machen Vorstöße im Westen und im Süden und rechnen auf Erfolg. Das erhöht die Bitterkeit. Aber mehr Aussicht haben die Konservatwen, die geschlossen sind, während die liberalen Reihen wanken und fließen.
Das Zentrum hat einen großen Erfolg m diesen Etatsdebatten erreicht: die Kulturkampfslust ist im Reichstage gesunken und die liberalen Parteien haben ihre Vorkämpfer auf diesem Gebiete an die Kette gelegt. Im Dezember konnte noch Schrader seine ungeheuerlichen Forderungen vertreten; auch Everling kritisierte damals jede Maßnahme des Papstes. Doch Gröber hat beiden in trefflichen Worten gedient und die Angriffe zurückgewiesen. Sie wurden dann in Versammlungen und in der Presse fortgesetzt. Aber das katholische Volk setzte sich zur Wehr, und besonders die Riesenversammlungen zu Biberach und Dortmund, wo der Abg. Erzberger und Fürst Löwenstein die kirchenpolitische Frage behandelten, haben dem Gegner gezeigt, daß der katholische Volksteil die Massenbeleidigungen satt hat. Herr Wiemer sprach im Reichstage ganz entsetzt von den schwäbischen„Fausthandschuhen“ des Abg. Erzberger, weil dieser den Liberalismus so angefaßt hatte, wie er es verdiente und auch den Reichskanzler daran erinnerte, daß er Reichsgesetze nicht verletzen dürfe. In der zweiten Lesung des Etats des Reichskanzlers gab es daher auch keine kirchenpolitische Debatte mehr. Das ist ein Erfolg des entschiedenen Auftretens des Zentrums im Reichstage und außerhalb desselben. Aber darum keine Vertrauensseligkeit; wir sind gewarnt und haben unsere Gegner kennen gelernt. Sobald das Zentrum uneins oder geschwächt würde, so fort würde der Kulturkampf aufs neue entbrennen. Jedas Zentrum steht mindestens so früh auf Gegner zusammengenommen.
doch
alle
seine
Wie
Politische Aebersicht.
Von der liberalen Berichterstattung
steln auch die Kreuzztg. heute ein nettes Pröbchen fest. Sie schreibt: In wie scharfer Weise die liberale Presse am Reichskanzler Zensur übt, damit ihre Leser nichts erfahren, was im Interesse der liberalen aufhetzenden Agitation ihnen besser verborgen bleibt, das haben wieder einmal die Berichte über die gestrige Reichstags sitzung bewiesen. Der Reichskanzler hatte in seiner Rede gesagt, der eigentliche Kampf um die Reichssinanzreform sei längst ausgefochten, und hinzugefügt, seine Folgen seien gute Reichssinanzen; dieser Tatsache werde sich das deutsche Voll auf die Dauer nicht entziehen können. Dieser Hinweis auf die Gesundung der Reichsfinanzen ist den liberalen Blättern sehr unerwünscht. Sie haben daher den unbequemen Satz einfach beseitigt, und sich damit eine„Korrektur“ geleistet, die auf Entstellung des Sinnes der Ausführungen des Kanzlers hinausläuft. Als unerbittliche liberale Zensoren ihren
Lesern gegenüber haben sich in dieser Beziehung z. B. betätigt: Berliner Tageblatt, Vossische, Freisinnige, National= und Volkszeitung, sowie die Tägliche Rundschau. Auch verschiedene liberale Blätter aus dem Lande haben diese Streichung. Daß sie nicht auf das Konto des Büros, dessen Berichte diese Blätter benutzen, kommt, sondern redaktionelle Leistung ist, geht wohl genugsam daraus hervor, daß rechtsstehende Blätter, die den gleichen Bericht benutzten, den in liberalen Blättern fehlenden Hinweis enthalten. Der Vorwärts hat sich nicht zu einer solchen Streichung verstehen können und beschämt in diesem Falle die liberale Presse, die so große Angst vor sachlicher Aufklärung ihrer Leser verrät. Das Vorkommnis ist in zweifacher Hinsicht lehrreich. Einmal zeigt es das böse Gewissen der liberalen Presse angesichts der verlogenen Hetze nach Annahme der Finanzreform, sodann geht daraus wieder einmal hervor, wie wenig Verlaß auf die liberale Berichterstattung ist.— Die Köln. Ztg. redet sich, nachdem sie in ihrer Abendausgabe vom Freitag von der Westarpschen Rede im Reichstage Kenntnis erhalten, um die Sache herum, als ob die Worte des Reichskanzlers nicht genau verstanden seien, gibt sodann aber den Satz im richtigen Wortlaut wieder.
Gleichlegung der Ferien der Volksschulen mit denen der höheren Schulen.
Der Provinzialverein rheinischer und westfälischer Volksschullehrerinnen hatte dem Abgeordnetenhause eine Petition um Gleichlegung der Ferien der Volksschulen mit denen der höheren Schulen überreicht. Die Unterrichtskommission hat diese Petition beraten und über die Beralung Bericht erstattet. Sie schlägt dem Hause vor, darüber zur Tagesordnung überzugehen, uno zwar hauptsächlich deswegen, weil nach der letzten Erörterung der Angelegenheit im Abgeordnetenhause keine neuen Gesichtspunkte und Gründe zugunsten der Petition hinzugekommen sind.
Abschied vom Rultusministerium
nahm gestern dessen bisherige Abteilung für das Medizinalwesen. Um den Kultusminister von Trott zu Solz versammelten sich vormittags 10½ Uhr Unterstaatssekretär Schwartzkopff, die Ministerialdirektoren und.sämtliche Räte und Hilfsarbeiter des Ministeriums. Es verabschiedeten sich die Herren Ministerialdirektor Dr. Förster u. die Geheimräte Prof. Dr. Kirchner, Prof. Dr. Dietrich, Frhr. v. Zedlitz und Neukirch, Dr. Abel und Dr. Finger. Am Samstag findet mit einer ähnlichen kleinen Feier ihre Einführung im Ministerium des Innern statt.
Ein unberechtgter Tadel des Reichstagsrräsldenten.
Die Generalversammlung des nationalliberalen Vereins in München hat nach Blättermeldungen folgende Entschließung gefaßt:„Die Generalversammlung mißbilligt die unvatriotische Art, wie der Präsident des Reichstages, Graf von Schwerin=Löwitz, den 40. Geburtstag des Deutschen Reichstages, der Vertretung des geeinigten deutschen Volkes, nur so flüchtig erwähnt hat. Sie bedauert insbesondere lebhaft, daß erst Kundgebungen ausländischer Volksvertretungen ihn zur Erfüllung seiner patriotischen Pflicht veranlassen mußten. Dieser Tadel ist, wie die Deutsche Tagesztg. zutreffend bemerkt, durchaus unberechtigt. Es bedeutet eine starke Unverfrorenheit, das Verhalten des Präsidenten als „unpatriotisch“ zu bezeichnen. Graf Schwerin hat zu Beginn der betreffenden Sitzung den Gedenktag kurz erwähnt. Auf wertere Erörterungen hat er deshalb verzichtet, weil seine Vorgünger an früheren ähnlichen Gedenktagen sich ebenso verhalten hatten. Be kanntlich ist der Brauch in parlamentarischen Angelegenheiten im allgemeinen bestimmend. Da der Präsident aber merkte, daß sein Verfahren mißverstanden wurde, ist er dann am Schlusse der Sitzung auf die Angelegenheit in durchaus würdiger Weise zurückgekommen. Der Münchener nationalliberale Verein hätte sich seinen vorwitzigen Tadel füglich sparen können.
Zum Zuwachssteuergesetz.
Der Minister des Innern und der Finanzminister haben nach einer Mitteilung der Berl. Korrespondenz die Regierungspräsidenten angewiesen, bekannt zu geben daß, da es zweifelhaft ist, ob der Entwurs des preuß. Ausführungsgesetzes zum Reichszuwachssteuergesetz noch bis zum 1. April 1911 verabschiedet wird, bis zum Erlasse des Gesetzes die§§ 1, 3 und 5 des Gesetzentwurfs maßgebend sein sollen.— Bekamntlich ist der Entwurf noch nicht zur Verabschiedung gelangt.
Prozeß gegen die Lorraine sportive.
Vor der Straftammer zu Metz begann Freitag vor mittag der Prozeß wegen der Ausschreitungen der Lorraine sportive am 18. Januar dieses Jahres. In Erwartung eines großen Zudrangs wan für die Ver handlung der Schwurgerichtssaal freigemacht worden. doch ist der Zudrang nicht sehr bedeutend. Angeklagt sind neun junge Leute, darunter der Vorsitzende der Lorraine sportive Samain. Für die Verhandlung sind drei Tage in Aussicht genommen. Samain, der fran zösisch antwortete, wurde ersucht, deutsch zu sprechen, da ihm dies doch geläufig sei.
Ablehnung der Pluralstimmen für Elsaß=Lothringen.
Der Reichstagsausschuß für die elsaß=lothringischen Verfassungsgesetze beschloß gestern über den§ 2 des Wahlgesetzes über die Wahlberechtigung, der den Besitz der Reichsangehörigkeit vorschreiben sollte, ebenso das 25. Lebensjahr und den dreijährigen Wohnsitz, jedoch nicht im Wahlkreis, sondern in Elsaß=Lothringen, für diejenigen Einwohner, die in Elsaß=Lothringen ein Wohnhaus besitzen, ein stehendes Gewerbe selbständig betreiben, oder ein öffentliches Amt ausüben; für Religionsdiener, Lehrer an den öffentlichen Schulen
und für Rechtsanwälte soll ein einjähriger Wohnsitz aus reichen. Der Paragraph wurde mit unwesentlichen Aenderungen angenommen. Zu§ 3 wurden mit großer Mehr heit die Pluralstimmen gestrichen, sodaß jeder Wahlberechtigte unterschiedslos nur eine Stimme hat. Der§ 4 über die Bestimmungen über die Wählbarkeit blieb unverändert. Zu§ 7 über den Wahltag wurde ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, die Wahlen Sonntags vorzunehmen. Die zweite Lesung des Wahl gesetzes ist damit beendet. Die nächste Sitzung ist nach den Osterferien.
Die St di Hannover und die Kanalfrage.
Stadtdireltor Tramm narm in der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten Gelegenheit zu einer Erklärung auf die Vorwürfe, die im preußischen Abgeordnetenhause in der Hafenfrage gegen die Stadt Hannorer er hober sind. Der Stadtdirektor betonte, man habe im Abgeordnetenhause die gesetzliche Grundlage für den Bau der Kanalhäfen anerkannt. Die Stadt habe lediglich eine Garantieverpflichtung, der Hafenbau selbst sei ihre: sreien Entschließung überlassen, und es sei unrichtig, den lokalen Regierungsbehörden vorzuwerfen, daß sie der der Stadt gegenüber nicht genergisch genug gewesen seien. Er halte im übrigen Punkt für Punkt von dem aufrecht, was er früher gesagt habe. Die Zentralinstanzen in Berlin hätten die Stadt vier Jahre über ihre Absichten wegen der Gestaltung der Kanalhäfen im Unklaren gelassen und dann die Tarife so gestaltet, daß der Nordhafen tot gewesen sein würde. Neuerdings habe der Minister eine günstigere Tarifierung zugestanden unter der Bedingung, daß die Stadt sich rechtsverbindlich verpflichte, den Nordhafen mit Anschlußgeleisen zu bauen. Ob die Stadt diese Verpflichtung erfüllen könne, lasse sich heute noch nicht übersehen. An dem Osthafen, der dem Umschlagsverkehr dienen solle, habe die Stadt kein Interesse, sondern dieser Hafen könne nur gebaut werden auf Kosten der sämtlichen Garanten und des Staates. Wenn im Kanalgesetz eine solche Möglichkeit nicht vorgesehen sei, dann müsse diese Möglichkett geschaffen werden. Der Kanal sei ats ein Verbindungsgtied zwischen Rhein und Elbe gedacht und aus politischen Gründen nur bis Hannover beschlossen. Die Stadt müsse deshalb mit einer Fortführung des Kanals rechnen und könne nicht gezwungen werden, die ungeheueren Kosten für die Hafenbauten allein zu übernehmen. Die Ausführungen fanden die allgemeine Zustimmung der städtischen Kollegien.
Kurze politische Nachrichten.
Wie das Kaiserliche Gouvernement Kiautschou meldet, verläßt die zweite Staffel der anläßlich der Pestabsperrungsmaßregeln zurückbehaltenen Mannschaften in Stärke von 40 Köpfen auf dem Dampfer Lützow am 1. April Schanghai, während die dritte Staffel mit dem Nest von 220 Köpfen mit dem Dampfer Kleist am 12. April von Tsingtau aus die Heim reise antritt. Das blieben.
Das Kronprinzenpaar ist gestern angekommen und herzlichst begrüßt worden.
In der Donnerstags=Sitzung des Bundesrates wurde der Vorlage betreffend Grundsätze für die Festsetzung der Beteiligungsziffern der Kaliwerksbe sitzer die Zustimmung erteilt.
Zum Fall Jatho. Wie der Köln. Ztg. aus Berlin gemeldet wird, hat der evungelische Oberkirchenrat die Angelegenheit des Pfarrers Jatbo dem Spruchkollegium überwiesen. Es ist dies das Kollegium, das darüber zu befinden hat, ob etwas der Lehre ent spricht oder nicht. Das Ergebnis kann nicht zweifelhaft sein.
Schutzgebiet ist bisher seuchenfrei ge
in Korfu
00
das
gebrochene
Von einer Leserin, die lange Jahre in Spanien in vornehmen Kreisen lebte und mit den dortigen Verhältnissen durchaus bekannt ist, wird uns Folgendes mitgeteilt:
Vor einiger Zeit stand im Westf. Volksblatt eine Notiz aus Madrid, darnach sollte durch einen Geistlichen, der das Beichtsiegel gebrochen hätte, eine Fälscherei ans Tageslicht gekommen sein. Ein Herzog vor Montemar sollte durch irgend eine Frauensperson Paviere gefälscht haben auf den Namen seiner Schwiegermutter. Als er mit dem gelösten Betrage hätte nach Argentinien durchbrennen wollen, sei es durch seinen Beichtvater, dem er sich in der Beichte offenbart, verraten, und er auf Veranlassung seiner Schwiegermutter sistiert worden.
Da ich an diese Geschichte in dieser Fassung nicht glauben konnte, so schrieb ich an eine sehr hochstehende Dame, und bat sie um Aufklärung. Nunmehr habe ich dieselbe erhalten und beeile mich, Ihnen mitzuteilen, was ich erfahren habe.
Montemar, der zweite Sohn des Herzogs von Sessa, hatte sich sehr jung verheiratet und zwar mit einer reichen Frau. Er ist jetzt ungefähr 33
Jahre alt, und er mag bereits 11—12 Jahre verheiratet sein. Seine eigene Familie lebte in zerrütteten Verhältnissen, war aber sonst sehr ehrenwert und gut katholisch. Mit der Zeit fing Montemar an, sich zu langsich zu amüsieren. Dazu gehört hatte; denn wie es scheint, hielt den Daumen fest auf dem Geldauf allerlei Manipulationen: so haben ohne zu bezahlen,
weilen und er sucht Geld, was er nicht die Schwiegermutter sack. Da verfiel er soll er ein Schmuckstück gekauft
mit dem Versprechen, es in 3 Monaten zu regulieren. Dieses Schmuckstück hat er versetzt. Dann soll er, wie gesagt wurde, durch eine Frauensperson, Papiere aur den Namen seiner Schwiegermutter gefälscht haben. Mit dem Gelde amüsierte er sich. Er dachte
gar nicht daran, nach Argentinien zu gehen, bis seine Schwiegermutter, die von der Sache gehört hatte und wünschte, daß ihre Tochter sich scheiden lassen sollte, daß ihr die Kinder verblieben, und sie dem Manne außer der üblichen Alimentation kein Geld zu geben brauchte, es in die Zeitungen brachte. Montemar ging zu seinen Eltern, die ihm rieten, nach Buenos Aires zu gehen. Dort kannten sie, die Eltern Montemars, einen Priester, der ihm behülflich sein sollte, Arbeit zu finden. Mit Einwilligung beider Familien ist er nach Buenos Aires gegangen. In Spanien ist eine Zeit lang in der Gesellschaft viel über diese Angelegenheit gesprochen worden. Auch die Zeitungen haben den Fall durchgesprochen. Von Geistlichen, von einem, der das Beichtgeheimnis gebrochen haben sollte, hat gar kein Mensch etwas gesagt. Ob Montemar vor seiner Abreise gebeichtet hat? Wer weiß es? Aber wahrscheinlich hat seine fromme Mutter ihn dazu an gehalten. Kein spanisches Blatt hat ein Wort darüber gesagt. Das blieb den ausländischen freimauverischen und jüdischen Blättern rorbehalten. Auch in Spanien ist es niemals vorgekommen, daß ein Priester, und sei es der schiechteste, das Beichtgeheimnis gebrochen hat.
J. C. in Bl.
Aus
den Provinzen.
1. März. Der erste Vorsitzende des
Gelsenkirchen, 31. März. Der erste Roheisenverbandes und Generaldirektor der Zeche Rheinelbe, Kommerzienrat Franz Burgers, ist gestorben.
Teigte be
prüfung). Von Montag 27. bis Mittwoch 29. März einchl. fand am Knickenberg'schen Institute die Abschlußprüfung statt. Den Vorsitz führte der Geheime Regierungs= und Provinzial=Schulrat Dr. Hechelmann. Es unterzagen sich 15 Gymnasiasten und 17 Realschüler der Prüfung. Sämtliche 32 bestanden und erhielten das Zeugnis für den einii=freiwilligen Militärdienst.
Essen(Ruhr), 81. März. Das hiesige Landgericht erkannte nunmehr auch auf Freisprechung der im Meineidsprozeß Schroeder 1895 verurteilten Bergleute Graef und Wilking, die verschollen sind. Graef hatte 3½, Wilking 3 Jahre Zuchthaus erhalten.
Vom Eichsjelde, 1. April. Die Prüsung an den wissenschaftlichen Fortbildungsschulkursen im Ursulinerinnenkloster in Duderstadt fand am 27.und 28. März statt. 22 Prüflinge und drei Ordensschwestern erlangten die Berechtigung zur Erteilung von Unterricht an mittleren und höherer Mädchenschulen. Vier Prüflinge erlangten die Berechtigung zur Erteilung von Unterricht an Volksschulen.— Heri Dr. Freckmann am Königl. Gymnasium in Heiligenstadt ist zum Oberlehrer ernannt worden.
Vom Eichsfelde, 1. April. Ein Freudentag für die Bewohner der obereichsfeldischen Ortschaften Diedorf, Heyerose, Wendehausen usw. war der heutige 1. April. Nach jahrelangem Harren ist heute die Teilstrecke peyerode-Treffurt der Neubaustrecke MühlhausenTreffurt dem öffentlichen Verkehr übergeben worden, nachdem am letzten Dienstag die landespolizeiliche Abnahme der Strecke stattgefunden hatte. Der erste öffentliche Zug auf der neuen Strecke wurde heute früh fahrplanmäßig um 6 Uhr 25 Min. von Treffurt aus abgelassen. Die Inbetriebsetzung der gesamten Strecke Treffurt=Mühlhausen steht zum 1. Juli d. J. zu erwarten.
x Worbis, 31. März. Der Kreistag des Kreises Worbis hielt heute unter dem Vorsitz des Landrats Frantz eine Sitzung ab. Zu den Grunderwerbskosten für die Bahn Bleicherode=Verzberg, die sich weit höher als ursprünglich angenommen stellen, bewilligte der Kreistag weitere 95000 Mk. zu der früher bereits bewilligten Summe von 155000 Mk., sodaß auf ven Kreis Worbis insgesamt 250000 Mk. an Grunderwerbskosten zum Buhnbau Bleicherode=Herzberg entfallen.— Der Kreishaushaltsetat für 1911—12 wurde beraten und in Einnahme und Ausgabe auf 233000 Mk. festgestellt. An Kreissteuern gelangen wie bisher 60 Proz. Zuschlag zur Einkommen=, Grund=, Gebäude= und Gewerbesteuer zur Erhebung. Die Hälfte der ca. 72000 Mk. betragenden Zinsüberschüsse der Kreissparkasse gleich 36 000 Mk soll haupt ächlich zur Tilgung der Bahnschuld BleicherodeHerzberg verwendet werden. Die Restsumme der Eisenbahn= schuld Leinefelde=Duderstadt ist im Laufe des letzten Jahres vollständig abgetragen worden.— Ueber den Anschluß des Kreises Worbis an die in der Nachbarschaft projektierten Ueberlandzentralen wurde beraten und beschlossen, noch eine abwartende Stellung einzunehmen.
x Heiligenstadt(Eichsfeld), 31. März. Der Kreis tag des Kreises Eschwege beschloß in seiner heutigen Sitzung, für den Bahnbau HeiligenstadtSchwevoa(=Eschwege) neben kostenfreier Hergab. des auf den Kreis Eschwege entfallenden Grund und Bodens 50000 Mk. zu bewilligen als Beihilfe zu den vom Kreise Heiligenstadt aufzubringenden Grunderwerbskosten in Höhe von 360000 Mk.
Oldenburg, 31. März. Die dritte Versammlung des 31. Landtags wurde heute durch den Minister Ruhstrat geschlossen. Der Minister erklärte, man stehe am Schlusse einer bedeutenden Epoche. 60 Jahre lang habe die Regierung mit dem nach dem bisherigen indirekten Wahlsystem gewählten Landtag zum Segen des Landes arbeiten können. Er hoffe auf eine gleichbefriedigende Tätigkeit mit dem nächsten Landtage, der, dem Zwange der Zeit folgend, nach dem direkten Wahlsystem wählt, im Herbst zum ersten Male zusammentrete.
98=
Aus Bielefeld und Umgegend.
1 Bieleseld, 31. März. Tödlich verunglückt
ist heute nachmittag der 6 jährige Knabe Erich Thiem. Der Kleine geriet unter die Räder eines Bäckerwagens und diese gingen dem Kinde derartig über den Kopf, daß er zerquetscht wurde und der Tod sofort eintrat. Deu