Nr. 178.

Erstes

Padervorn Dinstag, 7. Juli 1891.

Blatt.

Wöchentlich 7 Nummern mit Ausnahme der Feiertage Preis vierteljährlich 1 50 d. Anzeigen 15 d pro 1spaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamen in Textspaltenbreite 50 J.

45. Jahrg.

Volksblatt.

Freitags zwei Gratisheilagen:... Auslieferung der Anzeigen bis 6 Uhr Abends.

Sonntagsplanderer und Sonntagsfeier. Sahlung erseiven horver oder gegen Postnachnahme. Ertheilung von

ugree Auskust oder Besorgung engegangener Briete wird ertra berechuet

5

25

u schlichtes Bild, so wandre denn hinaus, * Ein lieber Gast in groß und kleinem Haus! Tief mögst du dich in Aller Herzen prägen, Soweit Sankt Hathumari Stab gebeut,

Soweit das Land Libori Schutz geweiht,

Und freud'ge Hoffnung mögest du erregen!

Seht, dieses leuchtend milde Augenpaar Für uns wird es nun wachen scharf und klar, Unausgesetzt in steter Hirtentreue,

Und dieser feste, freundlich ernste Mund Er macht uns nun die frohe Botschaft kund,

Die alte und doch stets und immer neue.

Verwaiset ist die Heerde nun nicht mehr,

Und nach den Schicksalsschlägen, hart und schwer, Die sie in schneller Folge jüngst getroffen, Erglänzt ihr nun, wie nach Gewittemnacht Der goldnen Morgensonne lichte Pracht,

Ein wohlverbürgtes neues, schönes Hoffen.

Wohl werdet ihr uns unvergeßlich sein,

Ihr stillen Schläfer in des Grabes Schrein, Doch milder wird des ersten Schmerzes Herbe; Dem edlen Bischofs=Greis im Silberhaar Und seinem treuen Generalvikar Erstand ja nun ein gleichgesinnter Erbe.

Hubert Theophik Simar,

Doctor der Theologie und des kanonischen Rechts, päpstlicher Hausprälat, Ritter des Rothen Adlerordens IV. Klasse, ordentlicher Professor der Dogmatik an der katholisch=theologischen Facultät der Königl. Rheinischen###versität zu Bonn,

Pateroo

erwählter Bischof von

vorn.

Der neue Hirt, er kommt auf guter Spur, Dieselbe Stadt auf Rheinlands grüner Flur Sie schenkte uns den muthigen Bekenner,

Den Bischof Conrad, der in harter Zeit So stark getragen all das schwere Leid,

In heil'ger Pflicht, der festeste der Männer.

Gleich fest wie er hat längst sich auch bewährt Er, der zum neuen Bischof uns beschert,

Auch Er trug Leids genug in jenen Tagen:

Da alle fast, die dort mit Ihm gelehrt,

Sich von der Wahrheit Felsen abgekehrt, War Er's, der stets ihr Banner hochgetragen.

Wohl kamen hess're Zeiten längst ins Land,

Und eines edlen Herrschers güt'ge Hand Gab wieder uns den heißersehnten Frieden; Doch Bischofswürde drückt noch immer schwer, Das Bischofsherz wird nie von Sorgen leer Und Müh' und Arbeit ist ihm reich beschieden.

Der Himmel gebe Seiner Schulter Kraft,

Daß unter solcher Last sie nicht erschlafft,

Und möge Ihn Libori Fürbitt' stärken!

Libori Nachbild ist ein hohes Ziel;

Doch zage nimmer, Hubert Theophil,

Er steht Dir bei in allen Deinen Werken!

Wochenrundschau.

Die Erneuerung des Dreibundes, der 25 jährige Jahrestag der Schlacht bei Köniaggrätz, die begeisierte Aufnahme unseres Kaisers beim holländischen und englischen Volke das Zusammentreffen dieser Ereignisse machte die letze Woche zu einerhochpolitischen". Wenn wir von den Erfolgen der Kaiserreisen sprechen, legen wir besondern Werth auf die Haltung des Volkes, auf die öffentliche Meinung und Stimmung. Was derVerstand der Verständigen, an den Höfen und in den geheimen Raths­kammern denkt und plant, kennt man ja aus Kundgebungen und aus Erwägung der maßgebenden persönlichen und sach­lichen Gesichtspunkte ziemlich genau; aber wasin Einfalt und mit elementarer Kraft daskindliche Gemüth der großen Masse bewegt, das ist eine interessante Frage, zu deren Lösung man sorgsam alle Erscheinungen verfolgen muß. In dieser Hinsicht war besonders beachtenswerth, wie die etwas phlegmatischen und sehr selbstbewußten Holländer das Kaiserpaar aufnehmen würden. Es war ja bekannt, daß einerseits in Holland eine sehr scandallustige Social­demokratie existirt und daß andererseits seit Jahren in Holland politisches Mißtrauen gegen Deutschland und eine wirthschaftliche Abneigung gegen die ein­gewanderten Deutschen sich vielfach geltend machten. Aber über alle Erwartung hinaus war der Besuch des Kaiserpaares ein

änzenoer Triumphzug ohne jeden störenden Zwi­schenfall. Die gewerbsmäßigen Störenfriede wagten sich in keiner der drei Großstädte(Amsterdam, Haag und Rotterdam) die das Kaiserpaar berührte, an's Licht. Von dem alten Miß­trauen, der Furcht vor Annerion oder sonstigen Gefahren von deutscher Seite war durchaus nichts zu spüren. Das Vol subelte in einer rückhaltlosen Begeisterung, die man dem Stamme derMynheers kaum zutrauen durfte, dem Besuch zu; es war, als ob die Niederländer, die da zusammen geströmt waren, in ihren unaufhörlichen Hochrufen dem Kaiser und dem deutschen Volke sagen wollten: Wir vertrauen der

Friedensliebe, der Gerechtigkeit und dem men

schenfreundlichen Streben des deutschen Kaisers; wir wollen

gute Nachbarschaft halten immerdar! Zweifellos

hr esad ggidien Uir Frankreich, die man vielfach

i. Hollond#, d, nezieraas bedeutend zurücgegangen, we­nigstens was die volitischen Sympathieen betrifft. Wir

guche, und. zu verhehlen, daß zur Besserung der Ein­

sicht und d. Stimmung in Holland der Rücktritt des

Fiechen P##rcic wesenticg, beigerragen hat. Fürht Vismarck hat freilich niemals an die Annerion

Holgnds. 9.Ht; aber man hatte nun mal in weiten Kreisen gurcht vor seiner Gewaltspolitik, während man gegen­

Konoster den Bersann... eum Sesewirngen Reicht­

wie Suit sg,#tung Englands an den Dreibund, die

met Ha mtehen uste.. ae.=Ehrenmitgledschast bezeich­net gut, würde unter der Fortdauer des Bismarck'schen Regi­

seht zur Prandhe eu io innig geworden sein, wie sie sich

jetzt zur Freude aller Friedensfreunde gestaltet hat. Den Be­

weis dafür liefert uns die Bismarck'sche Presse selbst Sie spricht sich gegen die nähere Verbindung mit Enaland

.und empfiehlt den, deutschen Reich immer wieder, sich die Möglichkeit offen zu halten, seine Verbündeten zu verrathen

Rußland zu schlagen. Diese Neigung des Aktreichskanzlers, sich neben dem Dreibund=Eisen auch noch das ruffische warm zu halten, hatten die Staatsmänner dies­seits und jenseits des Canals natürlich schon längst bemerkt die Zurückhaltung Englands während der

Bismarcschen R erunn. Englands politscher Gegenfüßter st im Südosten Europas sowohl als in Indien Rußland, und eine englische Regierung konnte keine Lust verspüren, sich näher mit einer Macht zu verbinden, die gelegentlich immer wieder um die Gunst Rußlands buhlte. Dabei kam auch die He., gegen dieEngkänderin(die Kaiserin Friedrich

bar 1888 horc Fhr Bi## grck in dem kritschen Frühsahr von 1888 durch seine Trabanten in Scene setzen ließ. Mit

dem Rücktritt Bismarck's änderte sich mit einem Schlage unser Verhältniß zu England. Die Abtretung Helgolars war die erste Frucht, und die zweite, viel wichtigere, war das Sflentliche Eintreten Englands zu Gunsten der Zwecke des Friedensbundes. Wer die Ueber berlieferungen der englischen Staatskunst gegenüber den con inentalen Angelegenheiten kennt, der verlangt gar keinen förm­

den Bund, sondern erkennt an, daß Ministerpräsident Salisbury durch die jetzige An­näherung an Deutschland und besonders an Italien

Hhon m große Selbständigkeit und Kühnheit bewiesen hat. And Die, Hauptsache., daß diese Poltik magt bloß in der Salisbury'schen Partei, sondern im ganzen Volke Zu­stimmung findet, wie der abermalige, begeisierte Empfang des deutschen Kaisers beweist. Die englische Regierung hat vor Kurzem auch dem dritten im Dreibunde, Oesterreich ge­genüber ein deutliches Zeichen der Freundschaft gegeben, in­dem sie ein englisches Geschwader den österreichischen Manö­vern im adriatischen Meere beiwohnen ließ. Kaiser Franz

Josef erwiderte die Artigkeit mit einem Besuch bei dem

epelischen Geschwader, wobei er ineinem Trinkspruche den großen Werth des Einverständnisses mit England hervorhob.

scheint sich allmählich die öffentliche nung der Anschauung zuzuwenden, daß die unerhörten Scan­s 5.1# der Debutirtenkammer am Sonntag den

keinen Vortheil und dem Mini­Kertugr nrudinifläußg reine Gefahr bringen werden.

Senat fand Rudini Gelegenheit, in aller Ruhe und unter würdigen Umständen seine auswärtige Politik darzulegen und die einmüthige Zustimmung dieser Körperschaft sich kund­geben zu lassen, was im Lande wie auswärts einen guten sindruck machte. Zur selben Zeit, als Rudini die Er­neuerung des Dreibundes öffentlich verkündete, theilte unser

Kaiser,während se., Reise von Hamburg nach Helgoland

dem Schiffscapitän mit, daß der Friedensbund auf sechs

französischen und

N Tenles Verfachen ven gewülligen Einoruck dieser

Thatsache durch allerhand Trugschlüsse und hoble Redensarten

zu verwischen; aber es gelingt ihnen nicht. Die Sachlage

so einfach und kla., daß sie sich durchaus nicht veriu­schen oder mißdeuten läßt: der Dreibund mit Ena­

Die Ktoslaeten grieden und zwingtdurch seine Ubermach . rtegslustigen Reaierungen zur Ruhe. Das sieht auch der französische Bauer ein, wenn ihm sein gesunder Men­

schenverstand nicht abhande, gekommen ist, und wir find über­sust 2%h ngucher französisioe Familienvater im Stilen sazt:

ErtS, daß es den Maulhelden von Paris wieder , schs Jadre unmöglich gemacht ist, uns in's Verderben zu

is: Peits Ssrai tcne 4.5ieie isherchsch un Mitanse 4 55h S ischrnitlschen Friedstreibereien

entschieden Stellung nehmen. Auch in Bezug auf die inneren

Seiste Fegzer v. Bo,gma., außergrdenlich entgegenkommend.

Seine Rede war im Grunde die Aufforderung an die Partei

vlärt Rebel bat bexignliche Meinungsäußerung er­

er hat ihm eine Verhandlung auf dem bevorstehenden Paxteitage zu Erfurt angedroht und die radicalen Jungen

zu sabm ist, baben bei der #e#elegenheit Herrn v. Vollmar zum Abtrünnigen

wurkr den der Par e scheeger, nei g. Programm=Ent­. u.:### en der Paxteivorstand für den Parteitag vorbe­Dichtungt Gernär sde Herwegt sich durchaus in der Vollm ar'schen

Gemäß der Taktik, die im vorigen Jahre nach Er­loggen,##. Socialistengesetzes beschlossen wurde, werden die re­

minische Zu#r##t#coter möglichst eingezogen. Der commu­

ninische Zukunftsstaat wird freilich in der Theorie aufrecht

st gar leip Red di Früheren Van ctatur des Proletariats

echelresehesione- fnd imnsselderungen ausetelt, de gar vich ocialrevolutionär sind, sondern radicale Reformen in voliti­

und socialer Beziehung verlangen, so daß sie zum großen Theil aug vor anderen Parreien unterstützt werden können

und tha, ächlich weithin bereits unterstützt werden. Dieser Pro­

Hiat wird, inmer positider bescheiden; und fries er zu werden. Herr v. Vollmar ist auf der Bahn diese

Entwicklung aus nbl# lich einen Schritt vor der Bebel=Lieb necht schen Haupttruppe voraus; aber die Letztere wird ihn allmäblich folgen müssen. Dadurch wird der Abstand zwischer e7#.##g den Junge. natürlich immer größer, und deshall

But## b#### son### der lesten werliner Volksversammlung u

einer eorrer gnn is=Rörgler von der Linken A1

Laol#o Zuger ia Pargzibibung veranlasen werde. Dit ###unge# zur Zeit nicht, groß. Aber die förmliche eine, sehr große Bedeutung, da bei dem Nebeneinander zweier socialistischer Parteien nicht bloß die Kraft

der ganzen Bewegung wesentlich geschwächt, sondern auch die Ent­a der gl. Fere.Masse zum Verzicht auf die Revolution