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Nr. 230/ 96.=123. Jahrgang

Freitag, den 1. Oktober 1943

mit

Da ochie

Jakobistr. 46. Ruf 1958. Verleger: Walter Jahn(im Felde), Haupt­schriftleiter: A. Dalhoff, Soest DerSA" erscheint werktägl.

Sgester Kreisblatt

die heimatzeitung des Kreises Soeft-/

Bezugspreis: 2.- RM einschl Botenlohn Bei Nichterscheinen in­folge höherer Gewalt keine Rückzahlungd Bezugspreises. Anzeigen­annahme werkt. bis 16, sonnt. 1920 Uhr Preisliste 8 o 1 9 1940

Am Rande

Gesicherte Fettversorgung

Einen aufschlußreichen Ueberblick über die deutsche Fettversorgung zu Beginn des fünften Kriegsjahres veröffentlicht das Hauptblatt des Reichsnährstandes, dieNS.=Landpost". Eingangs wird darauf hingewi­sen, daß der Voranschlag für die Fettversorgung der kommenden zwölf Monate, wie er am Abschluß eines Kriegsjahres zu mawen ist, zunächste

wiegenden- Teil auf Schätzungen beruhen muß, denn die tatsächlich anfallenden Mengen der Butte. und Schlachtfette hänge von einer ganzen Reihe von Vor­aussetzungen ab. die sich am Beginn des Zeitabschnittes nur unzulänglich übersehen ließen. Da die derzeitigen Rationssätze aber auf ihrer Höhe betassen worden sind, könne das als Beweis dafür gelten, das triftige Gründe vorliegen, die trotz vorsichtiger Bilanzierung die Sicherstellung der bisherigen Versorgung gewähr­leisten. Zwei Merkmale sind es, die nach dem weiteren Bericht derNS.=Landpost" der Fettversorgung das Gepräge geven: 1. Im vierten Kriegsjahr erzielten wir mit über 700 000 t die bisher höchste deutsche But­tererzeugung. Im ersten Weltkrieg, 1914/18, war dage­gen von Jahr zu Jahr ein ständiger Rückgang zu ver­zeichnen. 2. Der Oelsaatenanbau wurde auf 450 000 ha ausgedehnt und erreichte damit ein Rekordergebnis. Im Weltkrieg 1914/18 tamen wir dagegen im Höchst­falle auf 110 000 ha. Besonders eindrucksvoll hinsicht­lich der Fettversorgung der deutschen Bevölkerung ist eine Gegenüberstellung der wöchentlichen Fettrationen der Vergleichszeiten aus dem ersten und aus dem ge­genwärtigen Weltkrieg. Im Jahre 1918 standen dem Normalverbraucher danach wöchentlich 62,5 g Fett zu, während es im Jahre 1943 218,75 g sind. Der Schwerst­arbeiter hatte 1918 Anspruch auf eine Fettration pon 100 g, 1943 aber werden ihm 581,25 g zugestanden. Wenn selbstverständlich auch in Kriegszeiten die Fett­rationen sich nicht nach den Friedensbedürfnissen des einzelnen richten können, so zeigt diese Gegenüberstel­lung von Tatsachen doch die erhebliche Verbesserung.

Vielseitig und doch eindeutig

Der französische Professor René Martel, der sich unlängst in derBrüsseler Zeitung" mit den wechsel­vollen Schicksalen der russischen Emigranten in Paris befaßte, kam in diesem Zusammenhang auch auf einen gewissen Niemanow zu sprechen, einen sehr mäch­tigen und einflußreichen, aber der Oeffentlichkeit völlig unbekannten Zeitgenossen. Der äußeren, recht beschei­denen Stellung nach war er Genfer Korrespondent der EmigrantenzeitungLes dernières Nouvel'es". Die Russen hatten in Paris zwei Blätter, das Organ der kleineren zaristischen GruppeLa Renaissance" und die eben genannte Zeitung der zahlenmäßig stärkeren liberaldemokratischen Richtung. Professor Miljukow, ehemals Innenminister in der Kerenski=Regierung, hatte sie gegründet, seit Jahren war er aber nur noch ehrenhalber Herausgeber und der Form nach Besitzer. In Wirklichkeit war das Blatt in den Händen von Juden, die Benesch subventionierte, um als Vertrau­ensmann Moskaus dem Geist derVolksfront" unter den liberal=bürgerlichen Russen Eingang zu verschaf­fen. Der maßgebende Mann war eben jener Niema­nom, ebenfalls Jude. Eigentlich war er nur im Neben­amte Journalist, das heißt er brauchte den Posten bei der Emigrantenzeitung zur Tarnung seiner hauptamt­lichen Tätigkeit.Tatsächlich war Niemanow ein Agent des britischen Secret Service, der von Downing Street dem Quai d'Orlay als Spezialist für slawische Fra­gen aufgedrängt worden war. Niemanow wurde zu allen Tages= und Nachtstunden im französischen Mini­sterium des Aeußeren vorgelassen. Dank einer beson­deren Fernsprechleitung war er für das Ministerium jederzeit erreichbar. Sehr gewitzigt, außerordentlich gut informiert, in ständiger Fühlung mit London und Moskau, war er seit 1930 der Mann, der tatsächlich die französische Ostpolitik inspirierte." Daß dieser Niema­now unter den Drahtziehern der englisch=französischen Kriegsunternehmung eine wichtige Stelle einnimmt, liegt bei den gekennzeichneten Beziehungen und Ver­

pflichtungen auf der Hand. Wie Martel versichert, setzte auch der Waffenstillstand 1940 der Tätigkeit Nie­manows zunächst kein Ende.Zu Zeiten Darlans noch waltete er in Vichy weiter seines Amtes. Täglich sprach er auf der Botschaft der Vereinigten Staaten­und auf der Sowjetbotschaft vor und blieb dabei natür­lich auch in Fühlung mit den Agenten des englischen Secret Service... So ist zehn Jahre hindurch ein russischer Jude, gleichzeitig Agent der Bolschewisten und des englischen Secrek Service, der einzige offi­zielle Sachverständige(für Ostfragen) aller Regierun­gen gewesen, die in Frankreich einander ablösten." Ein erstaunlich vielseitiger Mann, aber durchaus ein­heitlich und eindeutig. Niemanow ist Jnde. das sagt alles. Er konnte ganz entgegengesetzten Interessen die­nen, weil er bei allem nur den Zielen seiner Rasse diente.

Religion als Opium

Daß die ReligionOpium für das Volk"" sei, ist eine der Grundlehren des Marxismus, und der bol­schewistische Vernichtungsfeldzug gegen die Geistlich­keit und die Kultuseinrichtungen aller Religionsge­meinschaften, die Synagoge ausgenommen, hat darin seine Rechtfertigung gesücht. Trefflich paßt diese Kenn­zeichnung auf die Art vonReligion", die sich durch die Reise einer anglikanischen Kirchenabordnung nach Moskau, durch die Verbrüderung des Erzbischofs von Vork mit dem Metropoliten Sergius seit kurzem allrussischer Patriarch" von Stalins' Gnaden und durch den Empfang der englischen Kirchenmänner bei Molotow geräuschvoll und aufdringlich darstellt. Zwar behauptete der Londoner Nachrichtendienst, die Reise des Erzbischofs Dr. Garbett habeausschließlich kirch­lichen Charakter", es komme ihrkeinerlei politische Bedeutung" zu. Derrote" Dekan von Canterbury hat aber seinen Segen in die verräterischen Worte geklei­det:Die Reise ist ein neuer Meilenstein auf dem Wege der englisch-sowjetischen Verständigung". Noch etwas weiter' läßt dieTimes" die Katze aus dem Sack, wenn sie schreibt: Die Einsetzung des Patriarchen Sergius sei von dem Wunsch getragen, denoffen­ichtlichen Unterschied" zwischen der Hallung der Sow­ets und ihrer Verbündeten zum Christenkum zu be­

setzung sei wichtig,da die Sowjetunion mit eben die­sen Ländern in Zukunft enge Beziehungen haben muß." Die Objekte dieser neuen MoskauerReligions­politik" haben klar erkannt, was das Londoner Blatt reichlich gewunden andeutet. Beispielsweise kennzeichnet

USA

Lebensmiffellieferungen

Englische Arbeiterschaft verdient nur im Krieg genug um sich saftzuessen

Maschinen und Kanonen

Gedämpfter Trommelklang

Von unserer Berliner Vertretung Berlin. 30. Sept. Die Entwicklung der italieni­schen Ereignisse, die Bildung der nationalen Regie­rung, die Ankündigung der Nationalversammlung, die wirksame deutsche Abwehr im Osten und Süden, die neue Aktivität unserer U=Boote haben es in London und Washington ratsam erscheinen lassen, der seit dem Badoglio=Putsch aufgetretenen Hochstimmung einen Dämpfer aufzusetzen. Ermuntert durch Andeutungen Churchills, hatte man allgemein mit einem baldigen Kriegsende gerechnet, um so erstaunter wird die ame­rikanische Oeffentlichkeit gewesen sein, als General Strong vor derirrigen Meinung" warnte, Deutsch­land sei heute schwächer als vor vier Jahren; die Beschäftigtenzahl der Kriegsindustrie sei heute bedeu­tend größer, und an eine Aushungerung sei nicht zu denken; die deutschen Lebensmittelzuteilungen seien heute kalorienreicher als zu Kriegsbeginn. Unterstaats­sekretär Patterson schlüg sogar düstere Töne an, als er prophezeite, alles, was die USA. bisher an Blut­opfern getragen hätten, sei nur ein Vorspiel gewesen; das USA.=Volk müsse sich auf einen schweren Kampf gesaßt machen. Das nächste Kriegsjahr wer­de Amerika teuer zu stehen kommen. Par­terson ist soeben von einer Instruktionsreise aus dem Pazifik zurückgekehrt und wird sich nun ein Bild von der Leichtfertigkeit machen können, mit der das USA­Volk in diesen Krieg hineingeschliddert ist. Der stellv. USA.=Generalstabschef, Genecalleutnant Mac Narney, zog das sizilianische Beispiel als Illustration für die zukünftigen Schwierigkeiten heran; die besten Armeen der USA und Englands seien nötig gewesen, um drei­einhalb deutsche und zwölf italienische Divisionen zu­rückzudrängen Auf seinen europäischen Verteidigungs­linien könne Deutschland eine zehnmal so große Macht einsetzen, als sie auf Sizilien vorhanden war.

Auch die Engländer äußern Zurückhaltung in der Beurteilung der Kriegslage. Cyrill Falls fragt, was wohl hinter den planmäßigen deutschen Rückzügen im Osten stecke; daß sie nicht ausschließlich auf sowjetischen Druck erfolgt seien, sieht er in der Tatsache, daß die Sowjets kaum deutsche Gefangene einbringen könnten. Auch das U=Bootproblem sei noch keineswegs gelöst. Mit Luftangriffen sei einem Gegner wie Deutschland nicht beizukommen. In der englischen Oeffentlichkeit ist

offenbar die Meinung vertreten, daß die Rationen bald erhöht würden. Dagegen wendet sich Ernährungs­minister Woolton, der eine sonderbare Begründung vorbringt. Die Rationierung sei nur zum Teil eine Folge der Schiffsraumknappheit, zum Teil sei sie dar­auf zurückzuführen, daß die arbeitende Bevölkerung sich im Zeichen der Vollbeschäftigten mehr leisten könne als im Frieden, als es etliche Millionen Arbeitslose gab, die sich nicht sattessen konnten. Auf ein Drittel schätzt Woolton die unterernährte Bevölke­rung Englands. der USA. und Australiens. Auf den ersten Augenschein möchte man diese Argumen­tation für konstruiert halten. Wooltons Ansicht wird aber durch eine andere Stimme bestätigt. Der parla­mentarische Unterstaatssekretär Mabane, der soeben von einer Reise nach USA. und Kanada zurückgekehrt ist, erklärte, man solle keine großen Lebensmit­telsendungen aus den USA erwarten; das jetzige Kontingent werden noch beschnitten Die Rüstungsindustrie und das Mititar beanspruchten zu­viel Arbeitskräfte. Das sind Schwierigkeiten, mit denen die Gegenseite zu Kriegsbeginn gewiß nicht gerechnet hatte. Wenn sie auch die U=Bookgefahr gewiß einkal­kuliert hatte so konnte man vor vier Jahren noch nicht ahnen, daß die reichen USA. einmal weniger Nah­rungsmittel produzieren würden, als gebraucht wer­den.

Macht es den Engländern schon hinreichend Sorge, wie sie den Krieg durchstehen sollen, so ist auch der Blick in die Zukunft keineswegs ungetrübt, DerEco­nomist erklärt verschiedene Streiks für Zeichen der Unzufriedenheit der Arbeiterschaft, die bei derunkla­ren Haltung der Regierung" nicht wisse, ob die Arbeits­losigkeit nach dem Kriege nicht wiederkomme. Vom Be­veridgeplan ist nichts mehr zu hören, und die Labour­partei hat viel von ihrer kämpferischen Haltung ver­loren. Aber auch von der wirtschaftlichen Seite her drohen Schwierigkeiten. Das Gleichgewicht der Han­delsflotten in der Welt sei restlos zerstört, klagt eine Schiffahrtszeitung. Mit dem Schwund der britischen Flagge wird der Außenhandel zurückgehen; von ihm aber lebt ein Drittel der englischen Arbeiterschaft. Der neue stellvertretende USA.=Außenminister Stettinius sagte in seiner ersten Rede, die USA. hätten jetzt nicht mehr eine kontinentale, sondern eine Weltauf­gabe. Nach dem Kriege werden den Briten die Augen dafür aufgehen, wer ihr schlimmster Gegner war.

Durchbruchsangriffe blutig abgewiesen

Neuer Terrorangriff auf das rheinisch-westfälisché Gebiet- 42 400 BRT versenkt

Aus dem Führerhauptquartier, 30. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be­kannt:

Im Mittelabschnitt des Kuban=Brückenkopfes schei­terte ein Angriff starker feindlicher Kräfte.

Gegen unsere Abwehrfront im Kampfgebiet von Saporosjhe führten die Sowjets unter rücksichtslosem Einsatz zahlreicher neu zugeführter Divisionen und mit starker Schlachtfliegerunterstützung erneute Durchbruchs­angriffe. Sie wurden überall blutig abgewiesen.

Am mittleren Dnjepr setzte der Feind seine Ueber­setzversuche an zahlreichen Stellen fort. Ein eigener Gegenangriff warf die Sowjets aus einem Brückenkopf, den sie sich im unübersichtlichem Gelände hatten bil­den können.

Im mittleren Frontabschnitt führten unsere Trup­pen trotz schwieriger Wetter= u. Geländeverhältnisse und unter ständiger Abwehr zum Teil heftiger feind­licher Angriffe die befohlenen Bewegungen durch.

An der süditalienischen Front folgte der Feind un­seren Bewegungen im allgemeinen nur mit schwächeren Kräften. Südlich des Vesuvs stark nachdrängende bri­tische Panzerkräfte wurden zum Stehen gebracht.

In der hinter unserer Front gelegenen Stadt Neapel sind zur Verhinderung feindlicher Landungen die Ha­

feneinrichtungen nachhaltig zerstört worden. Schärfste Maßnahmen gegen auflebende kommunistische Unruhen sind ergriffen.

Die Säuberung Norditaliens von slowenischen und kommunistischen Banden im Raum östlich Görz macht gute Fortschritte. Die Banditen verloren in den letz­ten Tagen über 1000 Tote und mehrere 1000 Ge­fangene.

Britische Bomber flogen in der Nacht zum 30. 9. in das rheinisch=westfälische Gebiet ein und warfen weit zerstreut Bomben auf Wohnviertel mehrerer Orte, vor allem auf Bochum. Einige Kirchen und Kranken­häuser wurden schwer getroffen. Die Bevölkerung hatte Verluste. Die Zahl der abgeschossenen Flugzeuge wird zurzeit noch festgestellt.

Unterseeboote versenkten im Kampf gegen die feind­liche Landungsflotte im Mittelmeer und den feindlichen Nachschubverkehr im Atlantik sechs Schiffe mit 42 000 BRT. und einen Zerstörer.

Deutsche Seestreitkräfte, Bordflak von Handelsschif­fen und Marineflak vernichteten in der Zeit vom 1. bis 30. 9. 121 Flugzeuge.

An der erfolgreichen Abwehr des gestern gemel­deten Luftangriffs auf den Hafen von Ci rumänische Flakartillerie hervorragend wesen.

Lonstanza ist beteiligt ge­

Neue Enthüllungen

Wie Badoglio seine Verschwörung. anzettelte

Rom, 30. Sept. Die ZeitungLavoro Fascista" erhebt gegen den letzten Präsidenten der durch Badog­lio aufgelösten faschistischen Kammer, Dino Grandi, die Anklage, daß er den Sturz Mussolinis organisiert und den Staatsstreich vom 25. Juli herbeigeführt habe. Nach dem Zusammentreffen Mussolinis mit Hitler habe sich Grandi zu Mussolini begeben, um die Lage zu sondieren und dann unmittelbar darauf Badoglio ins Bild zu setzen. Beide hätten sich dann zusammen zum König begeben, und dieser habe ihre Vorschläge zur Durchführung des Staatsstreichs unker der Bedingung

die Bukarester ZeitungPoporul" ohne die wahren Ziele der Sowjets, denen auch die Orthö doxie dienstbar gemacht werden soll:Nach den jüng sten Uebereinkommen zwischen den Alliierten und der Sowjetunion soll der von den orthodoxen Völkern be­wohnte Balkan eine Einflußzone der Sowjets werden. Unter solchen Umständen muß Stalin hier eine ge­wisse Atmosphäre verbreiten, um die gerade auf reli­giösem Gebiete so traurige Berühmtheit des bolsche­wistischen Rußland zu vertuschen." Da man auf dem Balkan die Absicht durchschaut, wird das Opium dort nicht wirken. Zudem sind die Balkanstaaten seit Jahr­zehnten nationalkirchlich prientiert, der rote Patriarch von Moskau ist ihnen gleichgültig. Das Opium ist aber auch anderen Völkern der Welt zugedacht, und ihnen soll es durch die anglikanischen Kirchenmänner mundgerecht gemacht werden. Auf der iberischen Halb­insel, in Südamecika, im Empire selbst und in USA. soll die Wachsamkeit gegenüber dem gottlosen Bolsche­wismus eingeschläfert werden. Aber auch dort wird das kirchenpolitische Betäubungsmittel nicht verfangen. Bischof Izrastzof, der Führer der orthodoxen Geistlich­, keit in Südamerika, hat gegen daszu politischen Agi­tationszwecken unternommene Manöper der Sowjets" feierlich Einspruch erhoben; nicht der notorische Atheis­mus des Kreml könne die orthodox-russische Kirche wie­derherstellen, sondern nur ein Konzil, an dem auch die durch den Bolschewienius vertriebenen kirchlichen Wür­denträger teilnehmen müßten.

genehmigt, daß das Heer mitmache. Während Badog­lio mit den militärischen Vorbereitungen beschäftigt gewesen sei, habe Grandi nochmals Mussolini aufge­sucht, um ihn zur Einberufung des Großen Rates des Faschismus zu bewegen. Als ihm das gelungen war, habe sofort in einem Hotel in Rom eine von Grandi und Badoglio einberufene Beratung von Politikern,

Finanzmännern, Intellektuellen und Großindustriellen tattgefunden. Aus den Teilnehmern dieses Komplotts sei ein ständiges politisches Hauptquartier gebildet wor­den.

DieStampa" wirft Badoglio vor, daß er mit we­nig wählerischen Mitteln ein mehrere 100 Millionen Lire betragendes Vermögen errafft habe.Als Vize­könig von Abessinien sei Badoglio mit zwei. Eisen­bahnwagen voll kostbarer Teppiche, Gold, Silber und Kunstgegenständen aus Addis Abeba nach Italien zu­rückgekehrt. Vier erbeutete kostbare Vasen des Negus habe er einem indischen Mahatadscha für 28 Millionen Lire verkauft. Ferner habe er mit seinen Getreuen die in Abessinien errichteten Staatsmonopole zu seinem Vorteil ausgebeutet.

Beschlüsse des spanischen Ministerrats

Madrid, 30. Sept. Unter dem Vorsitz von Gene­ral Franco wurden die am Freitag begonnenen Be­sprechungen der spanischen Minister jetzt abgeschlossen. Nach einer halbamtlichen Verlautbarung wurde vom Ministerrat beschlossen, allen wegen Aufruhrs verur­teilten Gefangenen von über 70 Jahren die bedingte Freiheit zu gewähren. Ferner wurde den Cortes ein Gesetzesvorschlag zur Anahme weitergeleitet, der die Aufhebung aller seit dem Bürgerkrieg bestehenden außerordentlichen Steuern vorsieht. Weiter wurden eine Reihe von Beförderungen und Neubesetzungen militärischer Posten angeordnet und eine Akademie zur Ausbildung von Unteroffizieren geschaffen.

Der berühmte Domschatz der Kuthedrale von Cala­nia ist, wie von amtlicher italienischer Seite mita teilt wird, nach den USA. verschleppt worden.

Von Jakob Schaffner.

Wie vordringende Schützenketten, steigen die Masten der Hochspannungen über Berg und Tal, Riesenkerle aus Eisen, denen kein Wald zu dicht und kein Stein zu hart ist. Schließlich gelangt die Kraft auf dem Wege kunstreicher Umschaltungen vollends in den ewig brüllenden und flammenzuckenden Herzbereich der Ei­senzeit, in das tobende Quartier Vulkans am Nieder­rhein. Da klotzen die Essen und trotzen die Gießereien.

Es heulen die Eisensägen und Sirenen. Es hallen die Konstruktions=Werkstätten und schallen die Dampfhäm­mer. Da ragt es und überragt sich noch immer. Da stürmt es und überstürmt sich vom Neuen zum Neue­sten, und das Neueste ist morgen schon wieder über­holt: eine ewige Revolution, eine Umwälzung ohne Ende: Eisenzeit.

Ich habe mitten drin gesteckt als junges Kerlchen, frisch vom Schusterstuhl, aber von dem zyklopischen Wesen habe ich damals noch wenig verstanden. Ich

sah nur den höhnisch übermächtigen Angriff auf meine alte Handwerkswelt, als ich für diesmal genug ge­sehen hatte packte ich mein Bündel und sah, daß ich weiterkam.

Ja, was ist nun eigentlich geschehen von den sieb­ziger Jahren bis heute, also im Verlauf meines Le­bens? Wir sind restlos in die Eisenzeit eingetreten.

Wir sind aus Kriegern Soldaten und aus Handwer­kern Arbeiter geworden.

Da wird genagt und gewühlt, gescheuert und ge­

drängt. bis der Damm an irgendeinen Stelle nach­

gibt. Nun sehen die Menschen Erde und Stein brechen und Wassermassen herabstürzen, und das wird nun ihr Erlebnis. So ist es auch im Verlauf meines Lebens geschehen. Als ich klein war. gab es noch wenige und nicht sehr geachtete Fabriken. Sie machten schlechte Massenware, und die Arbeiter galten als verkommene Handwerker. Heute steht das ganze Land voll von ge­waltigen hochangesehenen Industriewerken, und der Arbeiter ist

Ja. was ist der Arbeiter heute? Er ist aus dem ewig streikenden, verwühlten und wühlenden Revo­luzzer der Soldat an Schraubstock und Hobelbank ge­worden, aus dem geistig verlotterten Gesellen der sinnvoll ausgerichtete und auf sich selber mit Recht stolze Mensch der Eisenzeit.

Hört her, ich rede jetzt in Stichworten. Man kann sagen:Die Griechen waren der edle, höchstgezüchtete Ausklang der Steinzeit. Sie haben in ihren Tempeln und Götterstatuen dem Stein zu einer wunderbaren Vollendung verholfen. Was sie später von Eisen an­wandten, diente nur der Verherrlichung ihrer Per­sonen und ihrer Stadtstaaten. Ebenso kann man sa­gen:Auch das deutsche Mittelalter mit seinen Kai­serpfalzen und Domen war-Vollendung der mittel­euroväischen Steinzeit. Die eisengepanzerten Ritter verwandten das Eifen genau wie die Griechen indi­vidualistisch zur Verherrlichung ihrer Personen und ihrer Damen; die Dame konnte auch die Jungfrau Maria sein.

Aber schon damals taten die Deutschen einen Schritt über die Griechen hinaus. Die Griechen haben nie weiter gedacht als bis zu den Grenzen ihrer Klein­staaten, die im übrigen ständig gegeneinander im Ha­der lagen. Die Deutschen des Mittelalters benutzken das Eisen, um zum erstenmal zum Reich zu gelangen. Das war, betrachtet es recht. eine gewaltige Neue­rung in diesem Erdteil. Die Römer hatten kein Reich, sondern ein Imperium. auch durch das Eisen errichtet, aber es war hier nichts, Gewachsenes sondern etwas Erdachtes und Gewolltes Das erste Reich der Deut­schen war eine Offenbarung in der Welt. Aus dem deutschen Wesen heraus ist erstmalig die deutsche Idee erschienen und hat in Europa geleuchtet durch drei wunderbare Jahrhunderte: das Deutsche Reich aus der Kraft der Deutschen heraus, nicht erdacht, sondern gewachsen, nicht gewollt sondern gottgegehen.

Ja, und da umragen uns also nun die dröhnen­den und strahlenden Industriewerke unserer Tage, und umstarren uns Fabrikschlote und Geschützrohre: Ma­schinen und Kanonen. Da marschieren im Frieden die Soldaten der Arbeit, und im Krieg marschieren und fahren die Arbeiter des Krieges. Was wir täglich brauchen, wird in gewaltigen Eisenaufbauten herge­stellt, anstatt daß findige Handwerker emsig um Tische herumsitzen und in kleinen Werkstätten klempnern und schlossern.

Der Krieg aber wird geführt anstatt mit Zwei­händern und grobem Geschütz mit stählernen Vrä­zisionsmaschinen zu Land, zu Wasser und in der Luft, zu deren Bedienung man gelernte Leute braucht ehen: Arbeiter des Krieges. Nichts steht mehr, wie as früher stand. Eine ungeheuerliche Wanderung und Wand­lung hat stattgefunden innerhalb des Volkes.

Der deutsche Bauer ist zum Soldaten der Erzeu­gungsschlacht geworden und wird von seinem Feld­herrn gerufen. Ja, noch in das Reich des Weihes greift der Geist des Eisens ein; auch die Frau ist heute Ka­meradin und Kämpferin zwischen Maschinen und Ka­nonen geworden.

Dabei will ich wirklich nicht behaupten, daß dies von allen schon restlos erfaßt sei und gelebt werde. Wie wir im Mutterleib eine Zeitlang Kiemen tragen und also einen Fischzustand durchlaufen, so gibt es heute noch viele Menschen, die in der Steinzeit=Stim­mung leben. Sie sehen die alten schönen Dome und Kaiserpfalzen. Sie lesen die herrlichen Dichtungen der früheren Zeit, betrachten die Bilder und hören die Musik. Sie finden von alledem nichts in der Gegen­wark.

Auch ich liebe diese wunderbaren alten Dinge, und ich kämpfe dafür, daß wir die Fühlung mit ihnen nicht verlieren und mit dem Tun, das sie geschaffen hat. Aber was diese Dome. Bilder, Dichtungen. Statuen und Gesänge verherrlichen das mußte/ zuerst geschaf­fen werden, und das Schaffen geschah durch Kampf, durch Krieg und hallenden Männerstreit. Zuerst muß­ten die Märtyrer bluten und die Soldaten schlagen, bevor die Arheiter hauen und die Künstler bilden konnten.

Was hauen sie aber im letzten Grund. diese Arbei­ter? Was erkömpfen die Soldaten? Was bildeten die Künstler? Das Reich. Ich habe es schon gesagt: Das Reich ist die Tdee der Deutschen.

Als Rudolf von Habsburg nach den Hohenstaufen kam, brachte er kein neues Reich, sondern er machte