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KEDAUTION: Lätkerase he. 1.

Sprerkstunde: 1011 Uhr Mergen­

EXPEDITION: Demplatz.

TELEIIRANN-ADREASE Merkur. Münster W. ABENTUREN, Simmtiuhe Anrencen- und Zeitung.-Expreldone e

FFKHENT TAGLKH Is zdi Auambe

Mittage und Abend: AbONNENLNTA-PAIS vert-harücs 15 Münster bei der Expedition Mk. 2.75, 5### allen deuischen Pestämtern Nk. 4,50.

Einzelse Blätter: Mk. 0,10. INAERTIONSCERUHK für die Petitaslle eder deren Raom: Mk. 0,15, bei#erlamre NE. 0.10. Die Einsichung des Betrages erlolgt bei aurwärtigen Aufträgen in der Segel durch Postnschschme.

K 108. Morgen=I Münster, Samstag den 20 April 1889.(Ausgabe. 68. Jahrgang.

Kirchliche Mittheilung.

Die bereits begonnene Einsammlung von Gaben, welche aus allen Pfarren des Bisthums Münster dem hochwürdigsten Herrn Bischofe Johann Bernard an seinem Jubiläumstage zu einem Fonds für die bischöflichen Collegien übergeben werden sollten, haben wir in der verein­barten Weise fortzuführen uns entschlossen, da die Widmung kein persön­liches Geschenk bilden, sondern einem sehr wichtigen Diöcesanzwecke dienen sollte. Nach dem inzwischen erfolgten Hinscheiden des Herrn Bischoses wünschen wir, die Gaben als einen gemeinsamen Ausdruck der innigen Verehrung und Dankvarkeit der Diöcesanen auf dem Grade unseres unver­geßlichen Oberhirten niederzulegen und daraus zu dem bezeichneten Zwecke eine seinen Namen führende Stiftung zu bilden.

Wir bitten daher die Herren Landdechanten und Pfarrer des Bis­thums, an den vereindarten Maßnahmen und auch an dem Termine der Einsendung festzuhalten.

Münster, den 19. April 1889.

Das Domcapitel.

Parmet.

Zum Osterfeste.

Der Klang der Osteralocken erfüllt die matten Herzen mit frischem Muthe, den zagenden Geist mit neuer Zuversicht. Es ist das Fest des Seelen=Frühlings: in dem Gedanken an die Auferstehung des Erlösers finden alle edlen Triebe im Menschen ihre Auserweckung. Zum Feste der Liede, zu Weihnachten, verkündet der Gesang von der Höde den Frieden auf Erden denjenigen, welche guten Willens sind; als Folge und Lohn des edlen Stredens wird da die innere Befrie­digung betont. Am Feste des Sieges über Sünde und Tod. zu Ostern. richtet sich der hoffende Blick vor Allem auf den äußeren Erfolg des Ringens der Guten, aus den Jubelgesängen zur Auferstehung klingt uns die Verheißung entgegen: Sieg und Triumph denjenigen, welche für das Wahre, Gute und Rechte streiten!

Ja, wir sind sicher, daß in dem Kampf der Meinungen und Reigungen. welcher die Geschichte der Menschheit bildet, das Himmlische triumphiren wird üder irdische Schwäche und höllische Bosheit. Aber wann und wie das weiß nur der oderste Lenker der Dinge. Der brave Soldat thut auf dem Posten, der ihm angewiesen ist, nach bestem Können seine Pflicht, wenn er auch den Verlauf des ganzen Ringens nicht zu überdlicken. das glorreiche Ende des Feldzugs nicht voraus zu berechnen vermag.

Charfreitag und Ostern predigen auch denen, welche vicht vor den Ge heimnissen des christl. Glaubens die schwache Erkenntnißkraft beugen wollen. die selbstverleugnende Pflichterfüllung. Ein Blatt. welches auf rationalistischem Standpunkte steht, sagt in einem Festartikel, daß seine Gesinnungsgenossen in Christus denjenigen erkennen,der das Wort ge­sprochen, auf welches die Welt mit Sehnsucht, aber rathlos gewartet hatte, der diesem Worte den Nachdruck gegeden, welcher es zu einem unauslösch­lichen gestaltet, indem er zur Bekräftigung der Wahrheit dieses Wortes den Opsertod auf sich genommen. Daran knüpft das Blatt folgende sittlichen Erwägungen:Wir fühlen uns getrieben, an der Verwirklichung der Ge­danken vom Guten und Rechten, die in unser Haupt und Herz gelegt sind. mitzuarbeiten... Für das, was wir für Recht halten, haben wir mit dem vollen Einsatz unserer Persönlichkeit einzutreten. Richt einem Jeden muthet das Schicksal das höchste Opfer zu, aber keinen verschont es gänzlich mit Anforderungen an seine Opserwilligkeit.

Wenn man auf ungläudiger Seite solche sittlichen Folgerungen aus den geschichtlichen Thatsachen zieht, wie viel höder muß das Pflicht gfühl und die Ovferwilligkeit emvorschwellen bei den Christen, welche in dem Gekrenzigten den Erlöser. in seiner Lehre die Offendarung Gottes, in seiner Auferstehung die Gewähr der Seligkeit erkennen?

Noch in anderer Richtung regt diese Auslassung von rationalistischer Seite ernste Erwägungen an. Die offene, grode Bekämpfung des christlichen Glandens und der Heiligthümer des christlichen Gefühls läßt ersichtlich nach; die Gegner des Christenthums nehmen eine höfliche Haltung u. Der Kampf der Geister wird in weniger brutalen Formen geführt; an de Stelle des offenen Frontangriffs tritt das strategische Manöver der ver­

steckten Umgehung, nicht selten gar unter der Maske friedlicher An­näherung.

Diese veränderte Art des Kampfes stellt neue und höhere Ansorderun­gen an unsere Einsicht und unsere Ausdauer. Und wenn noch Versuchungen hinzukommen, welche Vortheile für das Niederlegen der Waffen in Aussicht stellen, wird auch die Uneigennützigkeit auf eine verschärfte Probe gestellt. An den heiligen Tagen, welche uns die höchsten Geheimnisse des über die Jahrtausende der Zeitlichkeit und die ganze Ewigkeit sich ausspannenden Heilsplanes der Vorsehung vor Augen führen, soll der Geist sich aufzuschwingen suchen aus der Enge des kurzsichtigen, selbstsüchtigen Alltagstreibens, um von der höheren Warte der Ideale einen Ueberblick zu gewinnen über die wahre Lage und den rechten Werth der Dinge und von Neuem den rechten Leitstern ins Auge zu fassen.Nur Eines ist nothwendig. Der Erlöser ist auf die Augenblicks Vortheile, welche ihm die diplomatische Kunst des Pilatus darzubieten suchte, nicht eingegangen, sondern in Wort und That auf dem geraden Wege zu seinem Ziele geblieben, obschon er wußte, doß der Weg über Golgatha führte. Die Apostel und die Helden der christlichen Kirche sind seinem Vorbilde gefolgt, sie haben nicht bloß der Gewalt, sondern auch den Verlockungen salscher Freundschaft, der Arglist der Wölse in Schafskleidern zu widerstehen vermocht.

Gefährlicher. als der grobe Eigennutz, ist die Selbstsucht der Eitel= keit, welche ihre eigene Klugheit über die Pläne der Vorsehung zu setzen wagt, über die Fata Morgans von subjectiven Nützlichkeits=Erwägungen das große Ziel aus dem Auge verliert und den Wallungen der Selbstüber­schätzung Disciplin und Eintracht opfert.Feget aus den alten Sauerteig. mahnt die Osterepistel. Wer ein Kämpfer für das Wahre und Gute in­Heere des Auferstandenen sein will, der muß die letzten Reste selbst­süchtigen Strebens aus seinem Herzen treiben, auch die versteckten und ver­schleierten. Nur Derjenige, welcher bis in das innerste Mark voll guten, selbstlosen Willens ist, darf der Weihnachts Verheißung des inneren Frie­dens und der Oster=Verheißung des Triumodes sich mit freudiger Sicherheit getrösten

Deutsches Reich.

Berlin 19 April. Die wachsende Schuldenlast des Reichs wird durch folgende Zahlen beleuchtet: Der Norddeutsche Bund hatte, als der französische Krieg im Jahre 1870 ausbrach, in den drei Jahren 1867, 1868 und 1869 nur Anleihen im Betrage von 40 350000 Mark ausge nommen. Die beiden Kriegsjahre 1870 und 1871 steigerten die Schulden­last des Norddeutschen Bundes auf 486 Millionen Mark am Ende des Jahres 1870 und 770 Millionen Mark am Ende des Jahres 1871; ober die Mittel der franzosischen Kriegsentschädigung gestatteten die vollständige Tilgung dieser Schulden und ermöglichten es auch, für viele außerordent liche Bedürfnisse der folgenden Jahre Deckungsmittel zu gewähren. Derart war das Reich im Jahre 1874 so gut wie schuldenfrei. Eine un­verzinsliche Reichsschuld wurde geschaffen durch die Ausgabe der Reiche­cassenscheine. Die Schuld entstand dadurch, daß die Reichscassenscheine unter die Einzelstaaten vertheilt wurden, um denselben die Mutel zu ge­wahren zur Emlodung ihres noch umtaufenden Staatspapiergeldes. Vom Etatsjahr 187677 ab degann alsdann ader in zunchmendem Umsange eine Aufnahme verzinslicher Reichsanletden, hauptsächlich zur Deckung von einmaligen Militär= und Marineausgaden Seitdem ist die verzinsliche Reichsanleihe in den einzelnen Etatsjadren derart gewachsen, daß sie am Schluß der einzelnen Etatsjahre folgende Be­träge erreichte:

31. März 1877 16 300000 Mark

Am 15. November 1888 hatte der Nennwerth der verzinslichen Reichsanleihe bereits die Zister von 818787000 Mark erreicht. Die Reichsregierung befand sich um diese Zeit noch im Besitz= von Crediten,

welche Realisirung erheischen, im Betrage von 329 435 000 Mark. Hierzu kommt in dem neuen Etat pro 188990 und dem Nachtragsetat dazu eine weitere Creditforderung von 90 391 517 Mark. Derart würde also die Regierung noch für 419 826 517 Mark Credite zu begeben haben. Nimmt man an, daß diese Credite ungefähr al pari begeben werden, so würde also bis Ende 1889 die verzinsliche Reichsschuld 1 238614000 Mark erreicht und somit schon eine Milliarde weit überschritten haben. Ja ver That eine sehr respectadle Leistung! In der Zeit von 18 Jahren ist die französische Kriegsentschädigung von 5 Milliarden verbraucht und dazu noch eine An­leihe von 1227 Millionen Mark ausgenommen worden.

* Ueberdie Kniehosen in der Weltgeschichte schreibt die Freis. Ztg. u. A.:Nicht altdeutsch, sondern französisch ist das Hof­costüm, wie es bei der Krönung König Friedrich's I. von Preußen ge­tragen wurde, bestehend aus Hofkleid, Kniehosen, seidenen Strümpfen, Schnallschuhen, Degen und dreieckigem Hut. Vor dem Aufkommen dieser Tracht hatte sich in Deutschland ein malerisches Costüm herausgebildet mit großen Stieseln, Schlapphut und einem Beinkleid, das sich bis unter das Knie senkte, wo es mit einem Spitzenrande abschloß. Da begann mit dem 18. Jahrhundert an den deutschen Höfen die Periode der Nach­äffung des französischen Königshofes von Ludwig XIV. (16611715). König Friedrich I. von Preußen war der erste und beste Schüler des französiichen Königs an den deutschen Höfen. Mit der zunehmenden Auflösung der guten Sitte steigerte sich die Etikette nach französischem Muster. Das Sinnbild dieses Zeitalters war die Per­rucke. Wie Ceremoniell und Etikette den Hof und die Gesellschaft, so beherrschte die Phrase den Stil, das krauseste Ornament in seiner Ueber­ladung die Architektur, der Pomp die Oper. In demselben Sinne ge­staltete sich die Kleidung. Das Beinkleid, welches die Knie umflattert hatte, wurde wieder unter demselben zusammengebunden. Die kriege­rischen Stiefel mit den hängenden Stulpen konnten trotz ihres Spitzen­schmuckes sich unmöglich in den galanten französischen Hofton finden. Sie mußten Schuhen mit hohen und spitzen rothen Absatzen weichen, welche den affectirten Gang noch steifer machten. Zugleich verwandelte sich die große Rosette auf den Schuhen in Schnallen mit steifen Bändern und Schleifen. Auf die Strümpfe wurde ein Hauptwerth gelegt. Was konnte auch diesem ceremoniösen Geschlecht entsprechender sein, als das an­liegende Beinkleid und der saltenlose Strumpf, wodurch nicht im Leise­sten eine schöne Bewegung oder zierliche Stellung, in welche man so viel Absicht hineinlegte, verloren ging. Unter der einfachen Soldaten­natur König Friedrich Wilhelm's I. trat der Zovi an die Stelle der Perrücke und damit die Nüchternheit, Pedanterie und Versteifung an die Stelle des Grotesken und Grandiosen. Die Kniehosen wurden beibehal ten. veranderten sich aber in Bezug auf das Verhältniß zum Strumpf. als der letztere, welcher in der Zeit Ludwig's XIV. über das Knie hin­aufgerückt war, in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts wieder an die alte Stelle zurücksank. Aber selbst das Militär wagte noch nicht zum Stiefel zurückzukedren, da er in keiner Weise salonfähig war. Man suchte die Vorzüge desselben durch die Gamaschen zu erreichen In der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts begann der Frack an die Stelle des Staatskleides zu treten. Seine Entstehungs­Geschichte ist dunkel. Die einen verlegen sie nach Frankreich, die anderen sehen in ihm eine Nachahmung der militärischen Kleidung, ins­besondere unter dem Eindruck der Siege Friedrich's des Großen. Da brach zu Ende des Jahrhunderts das Zeitalter der Revolutionen und der Kriege an. In schlichtem, prunklosem Kleide waren schon die Gesandten des amerikanischen Congresses am Hofe zu Versailles erschie­nen. Der Umsturz alles Bestehenden in Europa ließ auch die Kleidung nicht unberührt. Die Revolution beseitigte fast mit einem Schlage die langen, steifen Taillen, die Reifröcke und die Stöckelschuhe der Frauen und setzte an deren Stelle enge Kleider mit ganz kurzen Taillen und Schuhe ohne Absatze In der Mannerkleidung begann der Kampf des Rundhuts mit dem dreieckigen Hut, der Pantalons mit der Kniebose und der Stiefel mit dem Schuh. Schon zum Werthercostum hatten englische Stulpsticsel gehört. Wer in denselben auftreten wollte, zog die Hose vom Knie ein wenig herunter, um den Saum der Stiefel zu verberven. Zum Beginn

11) W In die Einsamkeit verfolgt.

Frei nach dem Englischen des Marion Crawford von

Cora von Schönburg.

Erster Abdruck.)=(Nachdruck verdoten.)

Ich habe bereits so viel über Sie gehört, Mr. Short, daß es mir ist, als kenne ich Sie schon," begann Mrs. Goddard.

Wir sind uns auch schon einmal begegnet, erwiderte er.Erin­nern Sie sich nicht des heißen Tages, als Sie im Pfarrhause waren und ich den Kutscher herbetrief?

Ja waren Sie das? Sie haben sich sehr verändert. Vielleicht sah ich Sie aber auch in der Eile nicht sehr deutlich.

Ich werde mich seit den zweieinhalb Jahren, welche seitdem per strichen sind, gewiß verändert haben. Damals war ich ja noch ein halber Knabe. Wie kommt es aber, daß Sie so viel über mich hörten?"

Billingsfield ist nicht groß, erwiderte Mrs. Goddard lächelnd: was ist natürlicher, als daß Ihre Freunde aus dem Pfarrhause Ihrer oft erwähnen.

Und Sie haben sich wirklich ganz hier niedergelassen, Mrs. Goddard Wann sind Sie gekommen? Mr. Ambrose hat mir nie etwas darüber mitgetheilt.

Ich wohne schon über zwei Jahre hier zwei Jahre seit vorigem October, antwortete sie ruhig.

Also in demselben Jahre, wo ich fortging nur einen Monat

später: wie sonderbar!

Mrs. Goddard blickte beängstigt auf. Sie fürchtete, John könne golgerungen aus dem Datum ziehen. John aber dachte an etwas ganz

Anderes.

Wie so sonderbar? fragte sie.

O. ich weiß selbst nicht, sagte John verlegen:ich mußte nur an Sie denken und an all' die anderen Dinge.

Die Ausflucht war keineswegs geeignet, Mrs Goddard's Besorg­nisse zu zerstreuen.

An mich? rief sie aus.Weshalb sollten Sie an mich gedacht

haben?

Es war natürlich sehr albern, entschuldigte sich John;allein, Es ich Sie damals gesehen hatte, war ich so überwältigt, ich war, wie sie wissen, noch ein Knabe daß ich immer hoffte, Sie würden wieder­kehren. Aber Sie kamen nicht.

John schwieg und sah besorgt, man möchte sein Erröthen bemerken, zu seiner Nachbarin auf.

Ich kam allerdings längere Zeit nicht wieder hierher.

Ja, und dann ging ich fort und erfuhr nie, daß Sie wiedergekom­

men seien.

Warum sollte es Ihnen Mr. Ambrose auch erzählt haben? =O. ich weiß nicht, aber da Billingsfield so klein und mir eine Art deimath ist, so meine ich doch, er hätte es mir mittheilen können.

Er vermuthete jedenfalls, daß es Sie nicht interessiren würde," neinte Mrs. Goddard:warum auch? Aber Sie haben den Ort hier ehr gerne, nicht wahr?

Sehr: er ist, wie gesagt, eine Art Heimath für mich. Mein Vater wohnt in der Stadt, das erweckt nicht dasselbe Gefühl. Unter=Heimath= denkt man sich immer ein Gut, ein Pfarrhaus, ein Schloß oder der gleichen.

Meinen Sie wirklich? sagte Mrs Goddard. indem sie sich ihren Weg über den gefrorenen Schmuß des Weges suchte.Nellie, nimm Dich in Acht es ist sehr glatt hier."

Wie sie gewachsen ist, bemerkte John, indem er das zierliche Figürchen betrachtete, welches vor ihnen herschrittSie war noch ein ganz kleines Mädchen, als ich sie das erste Mal sah.

Ja, sie wächst sehr schnell heran, antwortete Mrs. Goddard, und ein leises Bedauern klang durch die Worte.

Beklagen Sie es?

Ich? Warum nicht gar; ich freue mich, sie wachsen zu sehen. Wie kommen Sie auf den Gedanken?"

Sie schienen es mit einer gewissen Wehmuth zuzugeben, erklärte John.

O Gott, nein! Aber sie wächst jetzt in ein so unangenehmes Alter hinein.

Sie thut es wenigstens mit Grazie," bemerkte John, der gern etwas Angenehmes sagen wollte.

Das ist mehr, als man von sich selbst sagen kann, erwiderte die junge Frau lächelnd.Wir haben Alle fatale Perioden in unserem Le­bensalter."

Ich kann mir nicht denken, daß Sie sich der Ihrigen noch erinnern können.

Warum? Halten Sie mich für so alt? lachte Mrs. Goddard. Das nicht; aber ich kann mir nicht denken, daß Sie jemals eine solche hatten, versicherte John.

So knabenhaft das Compliment war, so gefiel es Mrs. Goddard doch. Es war so lange her, seit ihr Jemand Liebenswürdigkeiten gesagt hatte. Schmeichelei lag durchaus nicht in des Squires System, sich an genehm zu machen.

Lernt man solche Bemerkungen in Cambridge? fragte sie neckend. Was für Bemerkungen?

Nun, ich meine die schönen Redensarten, wenn man mit Damen spricht.

Nein, leider nicht, entgegnete John lachend.Ich würde es in diesem Falle besser verstehen. Wir beginnen gleich mit Oden an mora­lische Abstractionen.

Wie greulich! rief Mrs. Goddard entsetzt.

Finden Sie? Das ist nicht so schlimm. So habe ich z. B. eine ganze Menge griechischer Oden auf Sie gedichtet.

Auf mich? unterbrach ihn seine Gefährtin erstaunt.

Setzt Sie das in Verwunderung?

Sehr!"

Run wohl, und ich hatte Sie nur ein einziges Mal gesehen. Wer­den Sie mich auslachen?

Nein, sagte Mrs. Goddard sehr amüsirt, und sie begann John für den originellsten Menschen zu halten, der ihr bis jetzt vorgekommen Wie schon gesagt, sah ich Sie nur das eine Mal, als Ste in das

Pfarrhaus kamen. Ich hatte auch keine Ahnung, welches Ihr Name sei,

und doch dichtete ich Sie an immer doffend. Sie würden wieder­kommen. Meine Verse waren auch sehr gut, fügte John sinnend hinzu. wenigstens habe ich nie wieder annäbernd so gute geschrieben.

Wirklich?" Mrs Goddard sah ihn etwas ungläubig an und lachte dann.

Sie versprachen, nicht zu lachen, wehrte ihr John.

Ich kann es aber durchaus nicht unterdrücken. sagte sic;es ist gar zu komisch.

Ich kann Ihnen versichern, daß es mir damals durchaus nicht lächerlich zu Mutbe war,; sagte John, wärmer werdend.Es kam mir sogar sehr ernst vor.

Jetzt thun Sie so Etwas doch nicht mehr? Oder doch?" fragte die junge Frau, indem sie ruhig zu ihm aussah.

O. gewiß nicht. Die Ideale eines Mannes wechseln fortwährend. wie Sie wissen, antwortete John. Er bereute bereits seine thörichte Offenherzigkeit, die ihn zum Gegenstande des Spottes gemacht hatte nachdem er eine Weile schweigend neben ihr hergeschritten war und das Schloß vor ihnen auftauchte.

Er ist sehr viel gereist, antwortete seine Gefährtin;nun und er ist ein Gelehrter und hat eine sehr große Bibliothel.

Und einen sehr großen Hund ja. Ich meine aber, wie ist er an und für sich?

Nun, er ist ein sehr angenehmer Mensch. erklärte Mrs. Goddard ruhig.Außerdem hat er die besten Manieren und ist sehr gut unter­richtet. Jedenfalls haben wir eine große Errungenschaft an ihm gemacht.

Nach Ihrer Beschreibung zu schließen, muß das allerdings der Fall sein, sagte John etwas verstimmt. Seine Eifersucht gegen Mr Juxon nahm reißend zu.

Mrs. Goddard, die seinen Ton nicht zu deuten wußte, sah ihn be fremdet an.

Ich glaube, daß Sie ihn recht lieb gewinnen werden, sagte sie Er weiß so viel über Sie durch die Ambrosens und spricht schon jetzt stets mit der größten Hochachtung von Ihnen.

Wirklich? Wie liebenswürdig von ihm, ich scheine ihm bereits zu Dank verpflichtet, erwiderte John etwas spöttisch

Warum schlagen Sie diesen Ton an? fragte Mrs. Goddard ernst Sie können unmöglich einen Grund haben, gegen ihn eingenommen zu sein. Er ist außerdem unser Freund

O, das ist natürlich etwas Anderes, wenn er Ihr Freund ist. Sind Sie denn geneigt, gleich bei der ersten Bekanntschaft Anti­pathien zu fassen, Mr. Short?

Durchaus nicht Antipathien wenigstens gar nicht. Mr. Juxon's Gesicht muß mich an irgend Jemand erinnern, den ich nicht leiden mag. Hier sind wir übrigens am Ziel.

Diese Unterhaltung schten Mrs. Goddard gefallen zu haben. Sie hatte ein wenig gelacht, und wie John wußtr, lachen Frauen immer, wenn ihnen etwas gefällt.

Treten Sie ein. sagte der Squire vergnügt:Sie werden es nicht so kalt finden, wie draußen."(For#####