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Die Neinat an Mcan

Ausgabe 2

Hauptschriftleiter:

Dr. Rudolf Hundt (Wehrm.). Stell­

vertr.: Hans Hol­lender, Hattingen. Für unverlangt keine

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Tageszeitung für das wiltlere Ruhrtal

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96. Jahrgang

Zur Zeit ist die Preisliste Nr. 5 vom 1. Juli 1940 gült. Erfüllungs­ort ist Hattingen­Ruhr. Der Bezugspreis beträgt durch die je Monat 2. Reichsmark zu­Bestellgeld und durch Boten bezogen 2.16 Reichsmark einschließlich Botenlohn.

Nummer 258

Donnerstag, 2. November

1944

Der onglo-omerikanische Ansturm in Holland

Harte Kämpfe bei Vlissingen, in Nord=Brabant und in den westlichen Vogesen Erfolgreiche örtliche Gegenstöße in Mittelitalien

Vorstöße westlich der Stadt scheiterten. Oestlich

Rambervillers lief sich der Angriff an zäh verteidigten Stützpunkten fest und im Foret

Wie der Monatsbeginn stand auch der letzte Oktobertag im Westen immer noch im Zeichen des anglo-amerikanischen Aufmarsches. Die schweren Kämpfe in den westlichen Vogesen und bei Luneville, die Schlacht bei Aachen und das noch andauernde Ringen in den west­lichen Niederlanden waren und sind nur Vor­läufer des Ansturmes, den der Feind gegen unsere Westgrenze plant. Der hartnäckige Widerstand unserer Truppen, nicht zuletzt der Besatzungen in den Küstenstützpunkten am Ka­nal und an der Atlantikküste, haben die vom Gegner in Aussicht genommenen Termine für den Beginn dieser Offensiven immer wieder hinausgeschoben. Der Feind wird sich diesmal allerdings einer ganz anderen Lage gegenüber­sehen als seinerzeit in der Normandie. Heute hat er es nicht mit einer in ganz Frankreich weit auseinandergezogenen deutschen Armee zu tun, sondern er muß eine geschlossene, von to­desmutigen Männern verteidigte Festung stür­men. Was das im großen wie im einzelnen bedeutet, dafür gab die Marineartillerieäbtei­lung 203 unter Führung von Korvettenkapitän Schleweiß in den Kämpfen am

Scheldebrückenkopf

nordwestlich Brügge ein neues Beispiel. Ob­wohl es nicht möglich gewesen war, den Resten der von allen Seiten berannten Abteilung Nachschub zuzuführen, wehrte sie bei Cadsand am Dienstagmorgen den Angriff überlegener feindlicher Verbände dadurch ab, daß sie mit 10,5=cm=Geschützen auf kürzeste Entfernung die anstürmenden Wellen zusammenschoß. Auch als die immer wieder angreifenden Kanadier schließ­lich nach Ausfall der letzten Geschütze in das Batteriegelände eindrangen, gab sie den Wi­derstand nicht auf. Sie setzte sich weiter süd westlich zu neuem Widerstand fest und war auch hier von starken feindlichen Kräften, die im Laufe der Nacht, angriffen, nicht wegzu­drücken.

Mit der gleichen Verbissenheit wie sie kämpf­ten, auch die Grenadiere gegen den bei Sluis eingebrochenen Feind, wobei sie dann durch das Feuer unserer auf Walcheren stehenden Bat­terien unterstützt wurden. Auf diese Batterien gingen ebenfalls den ganzen Tag über schwere Luftangriffe und Feuerüberfälle nieder, die sich immer mehr verstärkten, um den in den Morgenstunden des Mittwoch mit zahlreichen Sturmbooten, Landungsfahrzeugen und Schwimmpanzern begonnenen Angriff auf Vlissingen

und die Südküsten von Walcheren einzuleiten: Gleichzeitig ging in Nordbrabant das Ringen südlich der Maas=Mündung weiter. Mit dem linken Flügel an die Insel Tyo­len angelehnt bis herüber nach s'Hertogen­bosch drückten die Briten und Kanadier mit aller Gewalt nach Norden. Immer wieder zu Gegenstößen übergehend; wiesen unsere Trup­pen von einem örtlichen Einbruch längs der Bahn s'HertogenboschGertruidenburg abgese­hen, alle Angriffe ab. Auch am Dienstag er­wies sich somit der Widerstand unserer Nach­huten als stark genug, die Absetzbewegungen der Haupttruppen auch vor stärksten feindlichen Stößen zu decken. Im Süden der Westfront

begannen die Nordamerikaner beiderseits Bac­carat und östlich Rambervillers neue Angriffe, um unseren dortigen Frontvorsprung zu be­seitigen. Seine starken Stöße nördlich und bei Baccarat wurden nach geringfügigem Boden­gewinn durch Gegenangriffe aufgefangen. Die

de Mortagne blieb der Feind weiterhin abge riegelt.

Im Gegensatz zu der zunehmenden Kampf­tätigkeit an der Westfront kam es in

Italien

zu keinen wesentlichen Kampfhandlungen. Das Nachlassen der feindlichen Angriffstätigkeit ist zwar auch auf die Regenstürme, in erster Li­nie aber auf die schweren Verluste des Gegners zurückzuführen. Sie betrugen nach überein­stimmenden Aussagen von Gefangenen ver­schiedenster Einheiten während der letzten vier Wochen 50 bis 70 Prozent.

Trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse gin­gen dagegen auf dem Balkan die erbitterten Kämpfe weiter. Durch die ungehinderte Räu­mung von Saloniki ist der Schlauch zwischen der Save und Nord=Mazedonien etwas kürzer geworden. Eine weitere Ver­besserung der Lage ist durch die loyale Hal­tung der nationalen Albanier und die er­folgreichen Säuberungskämpfe der Kroaten im Raum

zwischen Drau und Save

entstanden. Im mittleren Teil des Verbin­dungsraumes wurde beiderseits der durch die

Ortschaften Skoplje, Prestina, Kraljevo, Ustize Serajevo gekennzeichneten Achse weiter ge­kämpft, wobei unsere Truppen an deckenden Sperriegeln alle Einbrüche des Feindes ver­hinderten. In Süd=Ungarn lag das Schwer­gewicht der Kämpfe weiterhin zwischen Donau und Theiß. Hier dringen die Bolschewisten, mit dem linken Flügel an die Donau und mit dem rechten an Szolnok angelehnt, weiter vor. Im Raum von Kesckemet kam es zu erbitterten Kämpfen, bei denen es unseren Panzern und Flakverbänden gelang, den Feind in schweren Kämpfen aufzufangen. Im gleichen Maße wie diese neue Schlacht an Härte gewann, ließ die Kampftätigkeit an der

mittleren und oberen Theiß

nach. Nördlich des Theiß=Bogens gewannen un­sere Truppen in Gegenangriffen Pavlowce an der slowakisch=ungarischen Grenze zurück und am Dukla=Paß, wo der Feind bei seinem ver­geblichen wochenlangen Anrennen schwerste Ver­luste erlitten hatte, schlugen sie die nur noch schwachen bolschewistischen Vorstöße blutig ab. Zwischen dem Nordrand der Waldkarpaten und Memel verhielten sich die Sowjets im allge­meinen ruhig. Auch bei=Östenburg am Narew setzten sie unter dem Eindruck ihrer schweren Verluste am Vortage den Angriff nicht mehr fort. Zusammen mit den hierbei am Montag

vernichteten 81 Panzern haben die unter dem Oberbefehl des Generalobersten Weiß stehen­den Verbände im Oktober 609 feindliche Pan­zer vernichtet, damit zugleich den Versuch des Feindes, seine durch fortgesetzte Angriffe dreier Armeen gebildeten Narew=Brückenköpfe von Serok und Rozan zu verbinden, vereitelt.

Im Gegensatz dazu ging in Kurland

die Abwehrschlacht in voller Wucht weiter. Kennzeichnend für den fünften Tag dieses Rin­gens war die geringere Artillerie= und Schlacht­fliegerunterstützung der erneut in Massen an­stürmenden feindlichen Infanterie. Wieder konn­ten unsere Truppen östlich Libau und im Raum von Autz den erstrebten Durchbruch unter Abschuß von 53 Panzern zunichte machen. An diesem neuen Abwehrerfolg waren neben Gre­nadieren und Panzermännern auch germanische und lettische Freiwillige der Waffen= betei ligt. Mit besonderem Schneid schlugen sich vier main=fränkische Panzerbesatzungen unter Oberleutnant Dörlach, die südöstlich Libau sechs Stunden lang den Angriffen des weit überlegenen Feindes standhielten und Stabs gefreiter Voß aus Ahlen in Westf., dem als Richtkanonier einer 2=cm=Flak bei der Abwehr feindlicher Schlachtflieger sein 20. Flugzeug­abschuß gelang.

Feindliche Truppenlandungen bei Vlissingen

Panzerangriffe des Gegners in Nordbrabant scheiterten Heftige Kämpfe in den West=Vogesen Saloniki, ungehindert vom Feinde, ge äumt Bolschewistische Durchbruchsversuche in Kurland gescheitert

Aus dem Führerhauptquartier, 1. November. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be­kannt:

Unsere Brückenkopfbesatzung nordöstlich Brügge verteidigte sich mit äußerster Zähigkeit gegen die mit Panzern angreifenden Kanadier.

In den heutigen Vormittagsstunden landete der Feind von Seestreitkräften unterstützt im Raum von Blissingen. Um Stadt und Hafen wird heftig gekämpft.

In Nordbrabant setzte der Feind auf der ge­samten Front zwischen der Insel Tholen und dem Raum östlich Oosterhout seine starken Panzerangriffe fort. Sie scheiterten am er­bitterten Widerstand unserer Truppen. Nur im Raum Gertruidenberg konnte der Feind einige Kilometer nach Norden vordringen.

Vorpostenboote versenkten vor der nieder­ländischen Küste ein britisches Schnellboot und beschädigten ein weiteres

Seit fast zwei Monaten versuchen die Ame­rikaner und ihre französischen Hilfstruppen, unsere Front in den Westvogesen zu durchstoßen. Auch gestern griffen sie nördlich Baccarat und östlich Rambervillers konzentrisch an, um einen vorspringenden Stellungsbogen aus unserer Front herauszubrechen. Unter starkem Einsatz von Panzern gelang es französischen Truppen, in Baccarat einzudringen. Sie verloren dabei aber durch unsere entschlossene Abwehr nach vorläufigen Meldungen 24 Panzer und Panzer­spähwagen. In den Wäldern östlich Ramber­villers blieben die feindlichen Angriffe liegen. Auch die im Einbruchsraum westlich St. Die angreifenden Nordamerikaner wurden abge­wiesen.

Die Besatzung der Festung Lorient zerschlug feindliche Vorstöße und erweiterte durch Ge­genangriffe ihr Vorfeld bis über die Stadt

konflikt Roosevelt-Tschiangkaischek

Nochmals die Hintergründe des Rücktritts Stillwells

Washington, 2. Nov. Roosevelt hat bekanntge­geben, daß der bisherige Befehlshaber der USA.­Streitkräfte in Birma, Indien und China, Ge­neral Stillwell, auf persönliches Verlangen Tschiangkaischeks abberufen worden ist, und zwar wegen Meinungsverschiedenheiten, die zwischen ihm und Tschiangkaischek aufgetaucht waren. Da Tschiangkaischek Staatschef ist, so sagt Roosevelt, blieb uns nichts anderes übrig, als seinem Wunsch gegenüber nachzugeben. Gleichzeitig teilte er mit, daß auch der USA.=Botschafter in Tschungking, Gauß, um Versetzung gebeten habe.

Damit wird zum ersten Mal von höchster USA.=Stelle zugegeben, daß schwere Meinungs­verschiedenheiten zwischen Tschungking und Wa­shington bestehen. Der Hauptvorwurf, den man gegen Tschiangkaischek richtet, ist der, daß er den Krieg gegen Japan nicht hundertprozentig ent­sprechend den amerikanischen Wünschen führt. Vor ungefähr zwei Monaten wurde General Hurley zusammen mit Stillwell bei Tschiangkaischek vor­stellig und verlangte eine vollständige Neuorgani­sierung der chinesischen Wehrmacht, deren Ober­befehl Stillwell oder ein anderer Amerikaner er­halten soll, weiter, daß Tschiangkaischek sofort feine Beziehungen zu den chinesischen Kommunisten an­dern. Schließlich sollte die Anwendung und Ver­teilung der USA.=Hilfslieferungen an Tschung­king von amerikanischen Offizieren kontrolliert werden.

Dieses Ansinnen soll Tschiangkaischek rundweg abgelehnt haben mit dem Erfolg, daß nun nicht nur der amerikanische Oberbefehlshaber, sondern auch der Botschafter der Bereinigten Staaten in Tschungking als höchster politischer Vertreter der USA. verschwindet. Daß nun auf Tschungking

verstärkter Druck ausgeübt wird, darüber dürfte keinerlei Zweifel bestehen.

Japanische Landung auf Pililin

Tokio, 2. Nov. Wie das Kaiserlich=Japani­sche Hauptquartier am Mittwoch meldet, haben japanische Sondertorpedoangriffseinheiten am 28. Oktober einen Angriff auf kurze Ent­sernung gegen einen feindlichen Geleitzug in den Gewässern östlich der Insel Pililiu durch geführt. Es wurden dabei vier feindliche Transporter versenkt. Weitere zwei wurden schwer beschädigt. Gleichzeitig und in Zusam menwirken mit diesen Einheiten gelang es japanischen Angriffstruppen, eine Landung an der Nordküste der Insel durchzuführen.

Luftangriff auf die japanische Hauptstadt

Tokio, 2. Nov. Rund Jahre nach dem ersten feindlichen Luftangriff auf die japa nische Hauptstadt erlebte Tokio am Mitt wochnachmittag den zweiten Angriff der nordamerikanischen Flugzeuge. Nach den bisher vorliegenden Meldungen er­schienen gegen 13.30 Uhr in einer Höhe von 6000 Meter zwei mehrmotorige Bomber über dem Östgebiet der Stadt. Die Maschinen wur­den jedoch bevor sie Bomben werfen konnten von der japanischen Abwehr verdrängt. Wie gemeldet wird, wurde dabei eine der Ma schinen abgeschossen. Das Hauptquartier der ostjapanischen Verteidigungsarmee gibt dazu bekannt, daß mehrere feindliche Großbomber in das Gebiet zwischen den Städten Tokio und Yokohama einzufliegen versuchten, was jedoch mißlang. Bomben seien nicht abgeworfen

morhen

St. Helene hinaus nach Norden und Osten. Sie machte dabei Gefangene und erhebliche Beute.

Italienische Alpini beseitigten in Mittelita­lien einen Einbruch im Raum von Castelnuovo und brachten bei einem erfolgreichen Stoß­truppunternehmen zahlreiche Brasilianer als Gefangene ein. Westlich Imola wurde der Feind von einem wichtigen Höhengelände ge­worfen. Britische Vorstöße nordöstlich Forli scheiterten bereits im Feuer unserer Vorposten.

Im Zuge unserer Absetzbewegungen auf dem Balkan wurde Saloniki ungehindert vom Feinde geräumt. In den beiden Hauptkampf­räumen Pristina und Kraljevo scheiterten zahlreiche bulgarische und bolschewistische An­griffe. Vor unseren Gegenangriffen verließen bulgarische Verbände fluchtartig das Gefechts­feld und ließen eine Gebirgsbatterie in un­serer Hand.

In Kroatien wurde der Raum zwischen der mittleren Drau und der Ave durch kroatische Verbände von Banden gesäubert.

Im Raum von Kecskemet sind harte Kämpfe mit dem zwischen Donau und Theiß vordrin­genden Feind im Gange. Schlachtflieger unter­stützten die Truppen des Heeres und fügten den Sowjets hohe Ausfälle an Panzern und Fahr­zeugen zu.

An der flowakischen Ostgrenze und in den Ost=Beskiden wehrten deutsche und ungarische Truppen zahlreiche sowjetische Einzelangriffe ab.

Nördlich Warschau zerschlugen unsere Trup­pen mehrere feindliche Angriffe und Bereit­stellungen. Die Kämpfe des Vortages beider­seits Ostenburg waren für die Bolschewisten besonders verlustreich. Der Ansturm von sechs Schützendivisionen und zahlreichen Panzerver­bänden scheiterte. 81 sowjetische Panzer und 96 Geschütze wurden vernichtet. Daraufhin ließ die feindliche Angriffstätigkeit gestern nach. Die Kämpfe in Kurland nahmen noch an Härte zu. Unsere Truppen setzten dem anhaltenden Ansturm der Bolschewisten südöstlich Libau und im Raum von Autz zähen Widerstand entgegen und verhinderten in erbitterter Abwehr auch gestern alle Durchbruchsversuche. In den letzten drei Tagen wurden in diesem Raum in Luft­kämpfen und durch Flakartillerie der Luft­waffe 142 sowjetische Flugzeuge abgeschossen.

In Finnland verliefen unsere Marsch= und Absetzbewegungen planmäßig. Ein bolschewisti sches Bataillon, das an der Eismeerstraße nordöstlich Ivalo angriff, wurde zersprengt.

Britische Terrorflieger warfen am Tage Bomben auf rheinisches Gebiet und griffen in der Nacht Köln und Hamburg an.

*

Die Stadt Vlissingen, bei der die neue Lan­dung der anglo-amerikanischen Truppen er folgte, ist die bedeutendste Hafenstadt der nie­derländischen Provinz Seeland. Sie liegt mit etwa 23 000 Einwohnern auf der Insel Wal­cheren an der Mündung der Westerschelde. Die Industrie hat sich im Schiffsbau, in Maschinen fabriken in den letzten Jahren wieder stärker entwickelt. Vlissingen ist zugleich Station für die belgischen und holländischen Lotsen auf der Schelde. Bis in das 17. Jahrhundert hinein war der Ort ein blühender Handelsplatz; dann ging diese Bedeutung mehr und mehr zugun sten der jetzt führenden großen holländischen Umschlagsplätze verloren. Geschichtlich ist Vlis­singen besonders im Jahre 1572 dadurch be­kannt geworden, daß hier der Aufstand orga nisiert wurde, nachdem die Wassergeusen Briel eingenommen hatten. Von 15851616 war das Gebiet von Vlissingen an die Engländer ver­pfändet. Im 17. Jahrhundert trat seine Be deutung als wichtiger Kriegshafen swieder mehr in die Erscheinung. 1795 kam England in den Besitz von Vlissingen, das dann 1809 zu den Engländern hinüberwechselte. Im Jahre 1910 wurde der Plan, die Stadt Vlissingen erneut zu befestigen, zunächst wieder aufge geben. Die Königin, welche die Bedeutung Vlissingens in seiner Lage an der Schelde­mündung erkannte, nahm dann den Plan im Jahre 1919 wieder auf und lie ihn so aus­führen, wie die von der Kammer bewilligten Mittel es gestatteten. Vlissingen ist Aus­gangsstation für den Verkehr mit England auf der Route Vlissingen-Harwich.

Die wahren Absichten Möskaus

Die führenden Leute der Komintern in der Schweiz und in Westeuropa halten heute die Ent­wicklung schon für so weit gediehen, daß sie sich keinerlei Zurückhaltung mehr auferlegen, wenn es gilt, die bolschewistischen Hochziele Moskaus vor aller Welt zu verkünden. So schreibt das Schweizer KommunistenblattVoix Ouprière am 27. Oktober dieses Jahres:Unser zukünfti­ges Ziel ist die Errichtung derVereinigten So­wjetstaaten von Europa und Asien". Schweizer und französische Kommunisten, die in dieser Zei­tung zu Wort kommen, weisen nachdrücklich dar­auf hin, daß die politischen Ziele in Östeuropa heute schon nahezu erreicht sind und auf dem Balkan schon so weit heranreiften, daß die poli­tische Ernte in kurzer Zeit eingeheimst werden kann. Die Rückgliederung der Sowjetre­publiken Estland, Lettland und Litauen wird nur noch als eine Frage der Zeit erklärt, und Sowjet­polen hat für die Moskowiter längst aufgehört, ein aktuelles Problem zu sein. In Rumänien und Bulgarien wird die sowjetische Herrschaft gegen­wärtig stabilisiert, und in Jugoslawien besitzt Moskau in Tito zugleich den politischen Garan­ten für seine Ziele.

Die Bolschewisierung Frankreichs ist nach Voix Ouvrière eine wichtige Etappe bei der Verwirklichung des Plans der Errichtung der Vereinigten Sowjetstaaten". Diesem Schweizer Kommunistenblatt macht die Revolution in Frank­reich viel zu langsame Fortschritte. Es wird als verdächtig betrachtet und öffentlich angeprangert, daß in jüngster Zeit Vertreter der Hochfinanz und der Großindustrie mit dem Kabinett de Gaulle Fühlung genommen und eingehende Rücksprachen hatten. Das behagt den Sendlungen Moskaus keineswegs. Sie drohen jetzt schon mit dem Zorn der Volksmassen und erklären, daß die Kämpfer der Widerstandsbewegung, die in den französischen Städten und auf dem Lande die große Mehrheit der Arbeiterschaft hinter sich haben, entschlossen sind, alle Hindernisse zu überminden, woher sie auch kommen mögen, das vom Kreml befohlene Hochziel derVereinigten Sowjetstaaten zu er­reichen. Die Entwicklung in Südfrankreich, vornehmlich die Kämpfe an der spanisch=franzö­sischen Grenze, wird in allen Zellen der Komin­tern mit freudiger Genugtuung zur Kenntnis ge­nommen. Ebenso herrscht große Befriedigung über die neueste Entwicklung in Belgien.Wir kennen unsere belgischen Freunde allzusehr," schreibtVoix Ouvrière,um zu wissen, daß sie vor der reak­tionären Bourgeoisie, die heute versucht, wieder die Oberhand zu gewinnen, nicht zurückweichen werden. Das arbeitende Volk Belgiens wird sich von dem Joch der Geldknechte befreien.

Auch die Nachrichten, die aus Spanien in Genf eintreffen, werden von der Schweizer bol­schewistischen Zentrale als günstig begutachtet. Was sie vor wenigen Monaten nur zu hoffen wagte, ist heute auf dem Wege der Verwirkli­chung. Der Bolschewismus steht nachVoix Ouv­rieère im Begriffe, General Franco die Rech­nung vorzulegen, die seit 1939 offen blieb und nicht beglichen wurde. Die Schweizer Kommuni­sten, in Sonderheit auch jene Rotspanier, die nach dem Zusammenbruch des spanischen Bürgerkrie­ges an den Genfer See flüchteten, sind heute so zuversichtlich, daß sie größtenteils aus der Schweiz abreisten und nach Südfrankreich fuhren, um von dort aus in Spanien einzudringen und den Kampf gegen das Regime des Caudillo aufzunehmen. Nimmt man alles in allem, so lebt die Komin­tern der Auffassung, daß die neue Zeit, die sich anzukündigen scheint, bolschewistische Züge tragen wird und schließlich das außenpolitische Hochziel des

(Fortsetzung siehe nächste Seite)

Der resignierte Churchill

Die deutsche Abwehr durchkrenzte seine Programme

London, 2. Nov. Churchill richtete bei der Ein­bringung der zweiten Lesung des Gesetzes zur Verlängerung der gegenwärtigen Parlaments­periode einen dringenden Appell an das Unter­haus, den innerpolitischen Burgfrieden zu erhalten. Dabei entschlüpften ihm einige Eingeständnisse über die Kriegslage, die wert sind, festge­halten zu werden. So sprach er die Ueberzeugung aus, daß mit einem politischen Auf­

An der ungarischen Front in Siebenbürgen. Ein steckengebliebenes Kraftfahrzeug wird aus dem Schlamm gezogen.(PK.=Aufnahme: Kriegsberichter Falk.)

stand in Deutschland nicht zu rech­nen sei. Er hat also seine Lehren aus den Er­eignissen vom 20. Juli gezogen. Weiter gab Churchill offen zu, daß alle seine Berechnungen über das Ende des Krieges durch die ungebro­chene Kraft der deutschen Abwehr und den wei­terhin verbissenen Willen des deutschen Volkes, den Krieg bis zum Endsieg durchzustehen, über den Haufen geworfen worden sind. Wir erinnern uns an das Churchillwort vom Frühjahr, daß der Krieg zu Ende sein werde,bevor die Blätter fallen". Wir erinnern weiter daran, daß die Ge­neräle Patton und Montgomery gewettet hatten, der Krieg werde am 31. Oktober beendet sein. Stattdessen ist er für die Anglo=Amerikaner in die blutigste Phase eingetreten, und Churchill muß jetzt vor dem Unterhaus zugeben, daß ein Versuch, das Datum zu bestimmen, wann der Krieg mit Deutschland offiziell als beendngt an­gesehen werden kann, nur auf Raten beruhen könne. Der britische Premier steckt damit seine Pflöcke erheblich zurück

Bei dieser Gelegenheit konnte Churchill auch nicht die heftigen deutschen Gegenangriffe über­gehen, durch die der anglo-amerikanische Vormarsch zum Stehen kam. Auch die Schwierigkeiten im Nachschub, die die Anglo=Amerikaner Haben, und die in erster Linie auf den erfolgreichen Kampf unserer Kanal= und Atlantikstützpunkte zurückzu­führen sind, konnte er nicht verschweigen. Er machte das Haus darauf aufmerksam, daß noch viel Arbeit geleistet werden müsse, um die Häfen wieder auszubauen und den Nachschubdienst auf­zubanen. Was den Kriea mit Japan an­betrifft, so hielt es Churchill für angebracht, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß der Krieg mit den Japanern noch für eine unabseh­bare Zeit weitergeführt werden müsse,