Lippische

taatszeitung

DieLippische

wöchentl. 7 mal. Hauptschriftleitee: Prützner, Stellv.: Aug. Rochin Urlaud. Verantwortl. für Außen= u. Reichspolitih:

Aug. Prützner, für Landespolktik, Lokalen und Unterhaltung: i. V. Erich Meinhard, für Kunst, Rultur und Handel: Srich Meinhard, für Sport: Aldert Hey, sämtlich in Detmold. Verantwortlicher Anzeigenleiter: Budwig Meier, Detmold, Paulinenstraße Nr. 14. Bildverantwortl.: Ressortletter. Durchschnittsaufl. Jani 1936: 18510. Druck und Verlag: RS.=Verlag Lipp. Staatszeitung, S. m. d. H., Detmold. Sprechst. d. Schriftleitung nur 11 bis 12 Uhr

sicher Kufen

Amtliches

des Gaues iche National­er Landesregierung

Hondes herung Westfalen Nord der A59A

lald scämtl. Behörden

Hauptgeschäftestelle u. Schriftleitung Der­mold, Paulinenstr. 19. 6 Nr. 2845. Postscheckkonte##

Anzeigenpooise: Die 22=Blilltmeter=Zeile

9 Pf., Textanzeigen, 77 Mlllimeter dreit, 49 Pf. Zur Zeit i Preiskiste 5 güitig. Die Lseitige Beilage 10 RAl, das Tausend, le wettere 2 Seiten 5 Rul. medr. Bezugs­preise: Der Bezugspreis deträgt monatlich einschl. Bestellgeld Rell. 2., dei Zu­stellung durch die Post zuzuglich 42 Pf. Bestellgeld. Im Falle höherer Gewalt oder Betriedsstörung hat der Bezieher keinen Anspruch auf Bieserung, Nachlieferung

Nr. 194

Detmold, Mittwoch, den 15. Juli 1936

+ R9:

8.(170.) Fahrgang

14. Juli in Frankreich

Ruhiger Verlauf des Nationalfeiertages- Nur kleine Zwischenfälle

Poris, 14. Juli.

Der Rationalfeiertag des 14. Juli scheink in ganz Frankreich onne erufiere Zwischenfälle verlausen zu sein. In Peris mußle die Polizei zweimal am Gralmel des unbekannten Soldalen einschreiten. Volksfrontangehörige, die von den Jestzügen heimkehrten, grüßten während der Flammenzeremonie mit erhobener geballter Jaust, was bei den übrigen Auwesenden lebhafte Proteste auslöste. Da­bei kam es zu einer kurzen Schlügerei, die von der Poli­zei jedoch schnellsteus beendet werden konnte.

In Bar=le=Duc weigerten sich insbesondere die Radikal­sozialisten, am Festzug der Volksfront teilzunehmen, weil neben der Trikolore mehrere rote Fahnen im Zuge mit­geführt wurden. Die Kriegsteilnehmer schlossen sich dieser Weigerung an und sperrten den Sozialisten und Kommu­nisten den Weg. Die Polizei, die sich zwischen beide Grup­pen gestellt hatte, konnte ernstere Zwischenfälle verhüten. Beide Gruppen standen sich jedoch über drei Stunden Front an Front gegenüber. Nach langen Verhandlungen gelang es schließlich dem Präsekten, beide Züge nach ver­schiedenen Richtungen abmarschieren zu lassen.

Die Truppenschau in Paris

Den Mittelpunkt der amtlichen Feiern des 14. Juli bildete die herkömmliche Truppenparade am Vormittag auf den Champs Elysees, die schon seit den frühen Morgen­stunden von einer dichten Menschenmenge umsäuntt waren. Unter den Rusen der MengeBive la Framse und Hoch­rusen auf die Armee, auf Veon Blum und Herriot, mar­schierten zunächst Abteilungen der verschiedenen Kriegsschu­len an der Tribüne der Ehrengäste vorbei, gefolgt von der Republikanischen Garde mit einem Musikzug. Daran schlossen sich zwei Trainregimenter sowie Abteilungen der Marine und der Fliegertruppen. Besonderen Beifall fanden die Festungssoldaten der Maginot=Linie, Abteilungen des 37. Infanterie=Regiments aus den Vogesen, das zur Zeit in den Kasematten von Bitsch liegt, trugen zum erstenmal die neuen Uniformen der Festungstruppen, aufgeschlagene Kragen und tschakoartige Barette. Auf den Vorbeimarsch der Fußtruppen, unter denen sich mehrere Infanterie= und Maschinengewehrabteilungen befanden, folgten die beritte­nen Abteilungen der Republikanischen Garde in ihren far­benprächtigen Uniformen sowir eine Eskadron der Kriegs­schüler von St. Cyr, denen sich zwei Schwadronen der 11. Kürassiere mit Maschinengewehren anschlossen.

Den Abschluß bildeten die motorisierten Einheiten, 10 Kampfwagen, eine Kraftradmaschinengewehr=Abteilung, schließlich die besonders schnellen Wagen der dritten Gruppe der Kraftwagenmaschinengewehre der Kavallerie. Auch die Artillerie war durch einige schwere motorisierte Geschütze vertreten.

Während des Vorbeimarsches überflogen mehr als 200 Flugzeuge die Champs Elysees in Kampfformation.

Amzüge der Volksfront

In den frühen Nachmittagsstunden bewegten sich zwei Umzüge der Volksfront nach dem Bastilleplatz und dem Platz der Nation. In den Zügen wurden Plakattafeln mitgeführt, die u. a. Inschriften trugen wieFreiheit oder Tod,Die geopferte Generation forder: ihr Recht",Frie­den und Freiheit",Man glaubt, fürs Vaterland zu ster­ben, und man stirbt in Wirklichkeit für die Industriellen". Gesungen wurde nicht nur die Marseillaise, sondern auch die Internationale und der alte Kampfgesang aus der Ja­kobinerzeit, die Camargnole. Reserveoffiziere in Uniform erwiderten den Volksfrontgruß mit erhobener geballter Faust.

Auf dem Bastille=Platz war eine Tribüne für die Mit­glieder der Regierung aufgebaut. Charakteristisch war, daß unter den großen Bildern, mit denen sie geschmückt war, Marat und Robespierre figurierten. Weiter sah man Vic­tor Hugo, Babusse, Rouget de 1Jsle, Voltaire, Diderot und Rousseau.

Ansprachen Blums und Daladiers

Während des Vorbeimarsches der Massen hielten die Führer der Volksfront Ansprachen, die auf den Rundfunk übertragen wurden. Ministerpräsident Blum erinnerte an den Schwur, den die Volksfrontbewegung vor einem Jahre abgelegt und den sie binnen Jahresfrist gehalten und ein­gelöst habe. Alle Parteien der Vosksfront seien am ge­meinsamen Werk beteiligt.

Nach einem Hinweis auf die erreichten Leistungen rief Léon Blum die Volksfrontanhänger zu weiterer Einigung auf. Die Volksfrontregierung bleibe ihren Anhängern treu. Als Gegenleistung verlange sie Vertrauen und Frei­heit für die Leitung der Bewegung und Regelung des Tempos des Fortschrittes. Das Volk müsse sich klar der Gefahr bewußt sein, die Ungeduld und Ueberstürzung mit sich brächten. Man müsse die Notwendigkeit begreifen, sozial so verschiedenartige Elemente wie Arbeiter, Bauern, Kaufleute, kleine Grundbesitzer und kleine Sparer, die die Volksfront zusammengeführt habe, in derselben Weise und

in demselben Tempo zusammenzuhalten. In diesem Sinne enthielten die Formen, die den Arbeiterforderungen gege­ben worden seien, ernste Gefahren, und die Pflicht der Regierung sei, auf sie hinzuweisen, andernfalls würde man die Arbeit der Regierung unmöglich machen und der besiegten Reaktion, die auf die Gelegenheit der Rache warte, den Weg ebnen. Blum schloß mit einem Hinweis auf die große revolutinäre Tradition, unter deren Zeichen der 14. Juli stehe, und zu der sich die Regierung bekenne.

Kriegsminister Daladier sprach im Namen der redikal­sozialistischen Partei, die stolz auf das Zustandekommen des Bündnisses des Dritten Standes mit den Proletariern sei und bekannte sich zur Volksfront, die an die Jugend denke und die wirtschaftliche und soziale Erneuerung wolle. Keine Reform würde die radikalsozialistische Partei be­unruhigen. Die radikalsozialistische Partei sei entschlossen,

ihre Tätigkeit auf dem beschrittenen Wege fortzusetzen und eine große Volkspartei zu bleiben. Außerdem sprachen ein Vertreter der Volksfrontbewegung im Lande, ein Sozialist, ein Kommunist und ein Gewerkschaftler.

Werstarbeiterstreik gefährdet Flottenprogramm.

Wie der Sonderberichterstatter desParis Midi. aus St. Nazaire meldet, sind nach nunmehr dreiwöchi­gem Streik auf den dortigen Marinewerften die Schlichtungsverhandlungen erfolglos abgebrochen wor­den. Durch diesen Streik, der etwa 10000 Arbeiter um­faßt, ist der für den 29. Oktober vorgesehene Stapel­lauf des 26 000=Tonnen=DampfersStraßburg in Frage gestellt. Die Arbeiten an den KreuzernGeor­ges=Leygue undMarseillaise sind ebenfalls unter­brochen.

Englands Sanktionen außer Krast

Auch die Beistandsverpflichtungen erloschen

London, 14. Juli

Die Ganktionen Englands gegen Italien verlieren am Mittwech um Mitternacht

wungen at. Aer ich wrihengeuch Den

einer Reihe von Mittelmeermüchten ausgetauscht wurden und in denen sich die Länder gegenseitige Hilfe für den Fall versprachen, daß irgend­einer der Staaten von Italien wegen der Durchfüh­rung der Sanktionen angegrissen werden sollte.

Preß Association weist darauf hin, daß die von Außenminister Eden am 18. Juni abgegebene Erklä­rung nach wie vor Gültigkeit habe. In dieser Er­klärung bezeichnete Eden als Ansicht der britischen Regierung, daß auch bei Einstellung der Sanktionen die von England an gewisse Mittelmeermächte gege­benen Versicherungen nicht ungültig würden. Sie würden vielmehr für die Dauer der Ungewißheit be­stehen bleiben, die unvermeidlich der Beendigung der gemäß Artikel 16 der Völkerbundssatzungen durchge­führten Aktion folgen müsse. Es handelt sich dem­nach um eine einseitige Erklärung von englischer Seite.Preß Association betont, daß keine der drei in Frage kommenden Mittelmeermächte, nämlich die Türkei, Griechenland und Südslawien, ähnliche Ver­pflichtungen eingegangen sei.

Iialien feiert Sanktionsende

Rom, 14. Juli.

Das Ende des Sanktionskrieges begeht ganz Ita­lien auf Anordnung Mussolinis wie seinerzeit den Be­gink in vollem Flaggenschmuck. Die Presse verherrlicht

aus diesem Anlaß die Volksgemeinschaft, die in Ita­lien in den 241 Tagen der wirtschaftlichen Belagerung allen Gebieten die Probe bestanden habe. Mit der und wirtschaftlichen Kraft Italiens sei zu­

n uncd woltschen Jalkruge

Italiens scheiterte.

Der Freudentag Italiens bedeute, so führtGior­nale d'Italia" im einzelnen aus, nach den harten Sanktionsmonaten den Beginn eines neuen Lebens. Der Sieg, den Italien in Afrika stott in drei Jahren in wenigen Monaten errang, habe ihm das Imperium gebracht. Zugleich stehe es am Ende des Sanktions­krieges in Europa und in der Welt stärber, sicherer und entschlossener da. Im Bewußtsein seiner Mission habe Italien in den Sanktionsmonaten nichts getan, was Europa und seiner Kultur unheilvollen Schaden ge­bracht hätte. Andererseits könne es auf keines seiner Rechte verzichten, begonnen mit der ihm gebührenden Achtung.

Tribuna weist darauf hin, daß das Ende der Sanktionen mit dem Abschluß der deutsch=österreichi­schen Verständigung zusammenfalle, deren glänzender Erfolg geradezu wie gerufen komme, um die vollkom­mene Ohnmacht des Völkerbundes und die aufbauende Kraft anderer Methoden zu beweisen. Mit dem Sank­tionsexperiment sei auch der Mythos der Kollektiv= sicherheit zusammengebrochen. Die Aufhebung der Sanktionen bedeute nicht einen einfachen technischen Mißerfolg, sondern die vollständige politische Kapi­tulation des Völkerbundes.

Dr. Soedbels verlieft den Ie#

" m Oesterreich

Reichsminister Dr. Goebbe's gab über alle deutschen Sender im Auftrage der Reichsregierung das Freundschafts­abkommen zwischen Deutschland und Oesterreich bekannt, das einen histortschen Markstein auf dem Wege zum Frieden

bedeutet(Presse=Illustration Hoffmann=M)

Die Beisetzung von Calvo Sotelo

Blutige Zusammenstöße nach der Trauerfeier.

Madrid, 14. Juli.

Auf dem Madrider Friedhof Almudena, auf dem die Mörder Calvo Sotelos den Leichnam nach der Tat nieder­gelegt hatten, fand am Dienstagnachmittag die Beerdigung des monarchistischen Abgeordneten statt. 30000 Menschen gaben dem Ermordeten die letzte Ehre. Eine Abordnung des spanischen Landtages, die in mehreren Autos erschie­nen war, mußte auf die Drohungen der Menschenmenge, die die Behördenvertreter als Abgeordnete der Mörder Calvo Sotelos bezeichnete, wieder umkehren.

Während der Begräbnisfeierlichkeiten erhob die fast unübersehbare Trauergemeinde wiederholt die Hand zum Faschistengruß und brachte Hochrufe auf Spanien und den Faschismus und Niederrufe auf das Parlament aus. Der Leichnam war mit den monarchistischen Flaggen geschmückt. Unter dem Trauergefolge befanden sich auch der Führer der katholischen Volksaktion, Gil Robles, der monar­chistische Abgeordnete Goicoeceha und zahlreiche andere Abgeordnete der Rechtsparteien und der Mitte.

Am Vormittag wurde der am Sonntagabend erschossene Polizeioffizier beigesetzt, dessen Leichnam in eine rote Fahne gehüllt war und dessen Trauergefolge sich in der Hauptsache aus Kommunisten zusammensetzte.

Als die Menschenmenge von der Beerdigung der monarchistischen Abgeordneten Calvo Seieles zurückkehrte, entstand zwischen politischen Geguern eine Schießerei, in deren Verlauf eine Person gelötet und drei le lich verletzt

Das Parlament auf unbestimmte Zeitvertagt

Madrid, 14. Juli.

Der spanische Staatspräsident hat ein Dekret unter­

das spanische Porlamept big auf

zum spanischen Botschafter in Paris ernannt worden.

Oesterreich und das Auslandsecho

Wien. 14. Juli.

Bundeskommissär Oberst Walter Adam gab im Rund­funk eine Uebersicht über das Echo, das das deutsch=öster­reichische Akbommen in Europa gefunden hat, und müpft daran einige Bemerkungen:

Es bedeutet gewiß einen Irrtum im Sachlichen, die Wiederherstellung gut nachbarlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern als einen Schritt zu einer europäischen Blockbildung aufzufassen. Berufenste Personen haben in diesen Tagen wiederholt bekräftigt, daß die römischen Pro­tokolle einen Tragpfeiler der österreichischen Außenpolitik bilden. Diese Protokolle schließen keinen andern Staat aus. Demgemäß hatte auch kein Partner die Absicht, das Deut­sche Reich von der Ordnung der Dinge im Donauraum ab­zuschalten. Dieser Ordnung kann es nur nützen, wenn die Beziehungen zwischen Oesterreich und Deutschland freund­nachbarlich gestaltet werden, um so mehr, als es sich um zwei Staaten handelt, die nicht nur auf den lebhaftesten wirtschaftlichen und kulturellen Austauschverkehr angewiesen, sondern auch durch Stammesverwandtschaft und Sprache verbunden sind.

Die Aufrechterhaltung eines unnatürlichen Spannungs­zustandes zwischen den zwei deutschen Staaten könnte doch nie als Sicherung gegen eine Blockbildung aufgefaßt wer­den. Die Sicherung kann nur durch internationale Verhand­lungen auf sehr breiter Basis gewonnen werden. Die Aus­sichten derartiger Verhandlungen werden gewiß nicht ver­schlechtert, sondern erheblich verbessert, wenn ein tief be­klagenswerter Streit aufgelöst wird, dessen Wirkungen weit über die Grenzen der unmittelbar Beteiligten fühlbar waren. In einigen ausländischen Blättern kommt auch die Besorgnis zum Ausdruck, daß Oesterreich mit dem Ueber­einkommen vom 11. Juli seine Unabhängigkeit erst recht ge­fährdet habe. Wenn solche Betrachtungen etwa aus einer Betrachtung des Größenverhältnisses zwischen Oesterreich und Deutschland stammen, so müßte man ganz allgemein zu dem Fehlschluß kommen, daß es ein aufrichtiges freund­nachbarliches Verhältnis zwischen einem großen und einem kleinen Staat überhaupt nicht geben könne. Oesterreich hat nie eine antideutsche Politik getrieben und wird auch in aller Zukunft nie eine antideutsche Politik mitmachen. Das wäre wider die Natur eines Staates, der sich schon in seiner Verfassung ausdrücklich als ein deutscher Staat be­kenns.

Der Verkehr fordert wieder 139 Tote

Berlin, 14. Juli

Die vom Reichs= und preußischen Verkehrsminister bekanntgegebenen Ziffern der Verkehrsopfer der letz­ten Woche lauten diesmal: 139 Tote, 4450 Verletzte.

Der Reichs= und preußische Verkehrsminister be­merkt diesmal: Wie unachtsam und sorglos viele sich noch im Verkehr verhalten, ergibt sich zum Peispiel daraus, daß täglich etwa viermal, im Jahre mehr als 1300mal, Fahrzeuge in heruntergelassene und beleuch­tete Eisenbahnschranken hineinfahren. Ebenso wichtig wie die Vorsicht an Eisenbahnkrenzungen ist ein ver­nünftiges Verhalten an Straßenkreuzungen. Das Hupen an Straßenkreuzungen, um sich die gebotene Verlangsamung des Tempos zu ersparen, int strafbar.

*

9

#

6 4

70

K

L