Westfälische Zeitung
Die Westsälische Zeitunn 10 am 6. Anzlt 1811 bin On"*
Die Westsälische Zeitung in am 6. Apell 1811 „Oeffentliche Anzeigen für die Grasschaft Ravenoberg“ gegründet. Sie erscheint an allen Werktagen. Beilagen: Welt und Wissen. Der Sonntan, Titerarische Zundschau. Die Welt der Iran Aus dem Reiche der Technit Schule und Haue, Landwirtschaft Arbeiter und Nation Selmat in Wort und Bild. Geschäftostelle und Schriftleitung: Berliner Straße 20. Jernruf 2620.
Sütersloh, Freitag, 22. Mai 1930
Gütersloher Zeitung
Rhedaer Zeitung i Gütersloher Tageblatt
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Verlag von J. D. Rüster Nachf.
120. Jahrg./ Kr. 118 Ausgabe 2
Grandi im Foreign Office
Der ersse Besuch des italienischen Botschafters im britischen Außenministerium seit der Besetzung von Addis Abeba
London, 22. Mal.
Eln gestern erfolgter Besuch des Londoner ttalienischen Botschafters Grandi im Foreign Ofsiee hat in potitischen Kreisen große Beachtung gesunden, du es sich um vie erste Bühlungnahme zwischen Grandt und dem britischen auswärtigen Amt seit der Besetzung von Addis Abeba handelt. Der Italienische Botschafter wurde von Staatssekretär Bansittart empfangen.
Entgegen den In Paris umlausenden Gerüchten verlautet in London, es lägen keine Anhaltspunkte dasür vor, daß Grandt einen Schritt bei der britischen Reglerung unternommen habe, um eine Regelung der abessinischen Frage herbeizuführen. Es könne jedoch angenommen werden, daß Grandi die bereits von Mussolini abgegebene Erklärung wiederholt habe, daß Italien keine aaaressiven Absichten gegen irgend welche brittschen Interessen habe. Ohne Zweifel habe jedoch zwischen Grandi und Bansittart eine allgemeine Besprechung der abessinischen Lage stattgefunden.
Man nimmt an, daß in der Unterredung auch der italtenische Vorschlag zur Sprache gebracht worden sei, daß England die zur Verstärkung der
britischen Gesandschaftswache in Addis Abeba antsandte indische Kompanie zurückzieben soolll. Hierzu verlautet, daß die englische Reglerung gegenwärtig die Zurückzlehung dieser Truppe ablehne. Besprechungen hierüber haben mit der französischen Reglerung statt
gesunden, und In Lonvon rechuet man damit, daß auch die französische Regierung bis auf weiteres ihre Truppen in Diredang zurückbehalten wird.
Reuter meldet, in London sei man sich burch aus bewuht, daß die Verstärkung der Gesandtschaftswache nur eine ze##twellige Maßnahme fel. Man glaube jedoch, daß zur Zeit noch nicht gesagt werden könne, ob jede Gefahr neuer Unruhen vorüber sei.
Warnung Baldwins an Iialien
U. P. London, 21„Mal. Ministerpräsident Baldwin richtete in einer Unterhauserklärung über die englischeäguptischen Verhandlungen eine unmistverständliche Warnung ens. Die englische Reglerung,
verhandlunger
an die Adresse Italiens. Die enalisch so sygte er, werde„jeden Versuch irgendeiner Machl, sich in die ägyptischen Angelegenheiten einzumischen, als einen unsreundlichen Akt betrachton“; sie werde welterhin„jeden Angrift auf ägyptisches Gebiet als eine Handlung ansehen, die mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zurückgewiesen werden müsse“.
Gelegenheit zu dieser Aeußerung des Ministerpräsidenten gab dessen Mittetlung, daß die in Kairo vor sich gehenden englisch=ägyptlschen Verhandlungen sich auch mit dem Schutze des Surzkangls befassen.
Im wetteren Verlauf seiner Erklärung versicherie Baldwin, daß die britische Reglerung schlossen sei, gegenüber der Lage in Palästinae Verpflichtungen gerecht zu werden, die sich Ihrem Völkerbundsmandat ergeben.
na allen
sich aus
Wortgefecht im Oberhaus
Frankreichs Heifer oder Deutschlands Freuno?
London, 21. Mal.
Im Oberhaus brachte am Donnerstag Lord Davies(Liberal) den Antrag ein, daß die Regierung angesichts des Fehlschlagens des Völkerbundes den französischen Friedensplau annehmen und zur Grundlage ihrer Außenpolitik machen soll. Er wandte sich hierauf gegen die geplante Schaffung von Regionalpakten, die im deutschen Friedensplan vorgesehen sind und verlangte, daß die britische Regierung eigene Vorschläge einbringe.
Lord Arnold(Oppositions=Labour) erklärte, daß Davies der einzige Mann im Lande sei, der glaube, daß der französische Plan die Aussichten für eine Sicherung des europätschen Friedens auf einer bestimmten und dauerhaften Grunplage abgebe. Der französische Plan wolle Deutschland in einem Netzwerk von Pakten und Bündnissen einkreisen. Kein Anhänger der Reglerung sei bereit, für Frankreichs Ostpakte zu kämpfen. Der bloße Gedanke, daß man für Rußland in den Krleg zlehen solle, errege bei den Konservativen helle Empörung.
Eine britisch=deutsche Verständigung werde hingegen von der großen Masse des brittschen Volkes gewünscht. Man könne sie morgen herbeiführen, wenn nur Frankreich das nicht verhin
Auch Lord Backmaster(Labour Party) erklärte in seiner Rede, daß die Grundsätze des französtschen Planes gänzlich unvernünftig seien.
Lord Allen of Hurtwood(Nationale Lahour Party) verteidigte den Völterbund. Nicht der Völkerbund sei gescheitert, sondern die Staatsmänner, die ihn benutzt hätten.
Für die Reglerung erklärte Lord Stanhope, man müsse abwarten, was für Erklärungen die künftige französische Reglerung tatsächlich abgeben werde. Elnige der französischen Vorschläge würden von der brittschen Regierung wärmstens unter
Japan und das Londoner Flottenabkommen
Tokio, 20. Mai.
Der japanischen Regierung wurde durch den igpanischen Geschäftsträger Füsit in London die Aufsorderung der brittschen Regierung zugestellt, dem kürzlich in London abgeschlossenen neuen Flottenabkommen zwischen England, den Vereinigten Staaten und Frankreich beizutreten.
Die Agentur Domei erklärt dazu, daß Tollo diese Elnladung in Zusammenarbeit des Auswärtigen Amtes mit dem Marineministerium aufmerksam prüfen werde.
stützt. Der Vorschlag einer Internationaten Pe#zelstreutr#fte aber hoffnungslös zumpraltisch. Zu Lord Arnold gewandt, erklärte er, er bedauere es, daß dieser sich so feindlich gegen Fraukreich ausgesprochen habe. Die Regierung sei bemüht, ein Uebereinkommen zwischen Deutschland und Frankreich herbeizuführen. Der Anregung Lord Davies' könne er jedoch nicht zustimmen.
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Das blinde Oberhausmitglied Lord Sanderson sl überraschend aus dem Vollzugsausschuß der parlementarischen Fraktion der Arbeiterparte ausgetreten. In einem Schrelben an den Parteiführer im Oberhaus Lord Inell begründet er seinen Austrit: damit, daß er mit der Außenpolttil der Labour Party nicht mehr übereinstimmen könne.
Etwas zu voreilig...
Die Gesandtschaft von„Astoria“ und die Weltpresse.
der gröhten Aufmachung auf der Titelseite und mit riesigen Ueberschriften verössentlichte am vergangenen Sonnabend eln großes Londoner Sonntagsblatt die sensationelle Geschichte einer Gesandtschaft von„Astorta“, die 1½ Jahre lang in London ihr Wesen getrieben hat. Unter Ausbeutung der geogrephischen Unkenninis der Londoner Gesellschaft have der Gesandte dieses ge
heimnisvollen Staates mit Hilse von Attachés und Sekretären großes Haus gemacht, Elnladungen versandl und sogar Ordensauszeichnungen verlieben. 1½ Jahre lang sei die so vergnügungstüchtige und Inobistische Londoner Geellschaft auf diesen Scherz reicher Witzbolde hereingefallen, bis diesen der Boden unter den Füßen zu heiß wurde, so daß eines Tages die Gesandtschaftsflagge eingezogen wurde, die Lakalen und Autos verschwanden und das Gesandtschaftsgehäude von„Astoria“ seinem Schicksal überlassen wurde.
So unglaublich diese Geschichte klang, so wurde sie doch geglaubt, einmal wegen der Autorität des Sonntagsblattes, sodann, weil auf diesem
Gebiete In Lonvon nichts unmöglich erscheint. Jetzt erst stellt sich, wie das„B. T.“ aus London berschtei, heraus, daß die Gesandtschaft von „Astoria“ in der Tai einem sogenannten„praktischen Scherz“ ihr Leben verdanki. Das Opser der Witzbolde waren aber nicht die schönen Frauen und eleganten Herren des Londoner Westend, sondern die„solide“ Redaktion des großen Londoner Sonntagsblattes, auf dessen Sensationslust die„Hoaxers“ spekuliert hatten.
Auf irgendeinem Wege wurde dem Blatt die Geschichte der Gesandtschaft von„Astorla" zugelettet, die die Redaktion so prachtvoll dünkte, daß sle sie auf die Prunkleite setzte, ohne einen ihrer vielen Reporter zur Ersorschung der Wahrhett auszusenden.
Hierfür hat sie jetzt mit einem weit über die Fleei Street hinausgehenden Gelächter und einer Portion Schadenfreude zu büßen. Ein Schabernack war in der Tai gespielt worden, doch muß der Redaktion zugute gehalten werden, daß nicht sie allein auf den Witz hereingesallen war. Millionen von Lesern, la eln guter Tell der Wellpresse, hatten an„Astoria“ geglaubt...
70 Prozent Reinverdienst!
Frankreich Hauptnutznießer des angeblich„internationalen“ Suezkanals Von Oberstleutnant Sir Arnold Wilson, London
Durch den asrikanischen Krieg und damit verbundenen ungeheuren Transportkosten Italtens im Suezkanal ist der Suezkanal stärker als je in den Mittelpunkt wirtschaftspolitische Erörterungen gedrückt worden. Wir geben die einen gut unterrichteten Engländer das Wort und verweisen besonders auf seiche wiederholte Bezugnahme auf Deutschland.
Dite. Verkinzung zweiet, Oseoyr,e ijghh i
tigstellung des Suezkanals im a# brachte endlose Problenze mit sich. ##dem Osten
Waumtagegumumm Die Verbin
dung mit Indten und dem Osten war verkürzt, aber nüchtentsprechend verbilligt worden. Die Mittelmeer mächte sahen sich veranlaßt, direkte Handelsbeziehungen zu den astatischen Ländern aufzunehmen und Schisie zu bauen, deren Konstruktion den Bestimmungen über die Durchfahrt durch den Kanal Rechnung trug. Aegyptens Status, ein ewiges Problem, wurde durch neue Faktoren kompliziert, und es entstauden strategische Notwendigkeiten, die für Großbritannien schwere fingnztelle Belastungen nach sich zogen.
Sitz der Suezkanal=Gesellschaft war und ist Paris. Für Rechtsstreitigkeiten zwischen ihr und den französischen Aktionären sind die französischen Gerichte zuständig, aber sonst untersteht sie ägyptischem Recht und in letzter Instanz dem Könia von Aegypten. Bei Ablauf der Konzession sällt der Kanal an den ägyptischen Staat Die Seemächte haben das Recht und die Pflicht, Höhe und Berechnungsschlüssel der Kanalgebühren im Interesse des internationalen Handels durch Berüfung an die oberherrliche Macht— seinerzett die Türkei, heute Aegypten— festzulegen. Heute genügen durchschnitlich 30 Prozent der Bruttoeinnahme an Kanalgebühren, um die gesamten Unkosten der Gesellschaft zu decken, so daß 70 Prozent in der einen oder anderen Form zur Ausschülttung gelangen.
Den Kanalschutz hat aus polittschen und strateglschen Gründen Großbritannien auf sich genommen. Er bringt eine sehr erhebliche inanzielle Belastung und noch größere Verantwortung mit sich. Sind wir beshalb nicht berechtigt der ägyptlschen Regierung nahezulegen, daß es wünscheuswert sei, die Suezkanalgesellschaft— mangels eigener freiwilliger Inittative— zu ersuchen, die Kanalgebühren zu senken, die es ihr bisher
Die Front des Bundeskanzlers
Oesterreichischer Ministerrat beschließt Bundesgesetz über die Vaterländische Front
Wien, 21. Mal.
Wie amtlich mitgetellt wird, sand am Mittwoch ein Ministerrat staft, der ein Bundesgesetz über die zukünftige Organisation der Vaterländlschen Front beschloß. Die wichtigsten Bestimmungen haraus sind folgende:
Die Vaterländisa
Vaterländische Front ist der einzige Träger
per politischen Willensbildung im Staat. Bundesbürger, die sch zum selbständigen,
berufsständisch geo
chrift
Bundesstaat Oesterreich Führer
bekennen, können Mitder Vaterländischen Fron:
glieder werden. Fuhrer.ne
st der Bundeskanzler. Ihm steht als beralendes Organ der Führerrat zur Seite. Dieser bestehl aus dem Stellvertreter des Führers, dem Generalsekretär der Vaterländischen Front, den Landesführern, aus je zwei Vertretern der
berufsständischen Hauptgruppen und aus Bundesbürgern, die vom Frontführer ernannt werden. Die Mitgliederzahl darf höchstens 40 betragen. In ähnlicher Weise werden die Beträfe der Landessührer ernannt, die jedem Landesführer als beratendes Organ zur Seite stehen; deren Mitgliederzahl dars höchstens 25 sein. Die Behörden des Bundes, der Länder und Gemeinden sind verpflichtet, Anträge, Gesuche und dergleichen, die vom Führer der Vaterländischen Front oder einem Landesführer eingereicht werden, im Nahmen der geltenden Gesetze ohne unnötigen Ausschub in Behandlung zu nehmen.
Innerhalb der Vaterländischen Front wird eine unisormierte, nach milttärischem Muster einFormation, die Frontmillz, gemeziich dung erfolgt auf Grund freiwilliger
ermöglicht haben, Dividenden in einer Höhe auszuschütten, die mit den Interessen des europälsch=aftattschen Handels unverelnbar is1 und bei keinem Versorgungsbetrieb, der der Allgemeinheit dient, gebuldet werden würde?
Die Baukosten des Panamakanals betrugen 75 Millionen Pfund Gierling, die des Suezkangls 30 Millionen. Die jährlichen Unterhaltskosten stehen ungefähr im gleichen Verhältnis zueinander. Und doch sind die Suezkanalgebühren pro Tonne durchfahrender Schiffsraum 40 Prozent, pro Tonne Ladung 41 Prozent höher. Der Panamakanal deckt dabei seine Unkosten. Die Suezkanalgebühren kommen den Betriebskosten einer mehr als vierzehntägigen Dampferfahrt, bei modernen, sparsameren Fahrzeugen sogar einer noch längeren Fahrzelt, gleich. Der asiatische Handel nicht nur Großbritasinniens sonbern ganz Europas wird entsprechend gebemmt. Für britische Reeder und Kaufleute, die im Jahre 1931 2976 Fahrzeuge mit insgesamt 16624000 Nettoregistertonnen aus einer Gesamtzahl von 5366 Schiffern mit zusammen 30 028000 Nettoregistertonnen durch den Kanal schickten, sind diese Gebührensätze natürlich von größter Bedeutung. Heute, wo die Kanglabgaben auf Goldbasts zu bezahlen sind, während das Pfund Sterling ein Disagio von etwa 30 Prozent ausweist, ist diese Last beinahe untragbar.
Die unmittelbare Folge ist eine Benachteiligung des europätsche, Handels mit Asten im Gegensatz zum Handel der Vereinigten Staaten und Japans, die Fürderung der Selbstversorgung Assens und der Uebergang unseres afrikanischen Handels in astatische Hände. Der Suezkanal ist heute keine Verkehrsstraße sondern ein Verkehrshindernts.
stellung des Welthandels Warenverkehrs ist die
des internationalen Herabsetzung der Transportkosten. Und unter diesen Kosten nehmen die Suezkanalabgaben einen unverhältnismäßig großen Raum ein.
Heute sind im Verwaltungsrat lediglich Großbritannlen, die Niederlande und Frankreich vertreien. Deutschland, das vor dem Krieg im Rat vertreten war, ist noch nicht zum Wiedereintritt aufgefordert und Italien ist noch keine Vertretung zugestanden worden. Der Rat ist demnach keine internationale, sondern— mit Ausnahme eines einzigen niederländischen Vertreters— mit seinen zwei Dritteln sranzösischen und ein Drittel englischen Mitgliedern eine rein französlschenglische Körperschaft. Darin liegt oifenbar ein Bruch der Satzungen, der die ernste Beachtung der Seemächte verdient. Es liegt für diese Mächte aller Anlaß vor, die Gesellschaft zu ersuchen, in Erwägung zu ziehen, inwieweit der Verwaltungsrat in seiner heutigen Form und mit einer zettgemäßen Auslegung der Satzungen vereinbar ist. Läßt es sich rechtsertigen, das Deutschland, Italien und Japan nicht im Rate vertreten sinde
### Geschäststräger der Gesellschaft bei der ägyptischen Regierung ist Franzose. Auch der gesamte höhere Beamtenstab der Kanalverwaltung setzt sichggus Franzosen zusammen. Ein französischer Bischof hat den kürzlich für die Kanalzone errichteten Bischofssitz in Insalia inne, Die riesigen Reserven der Gesellschaft sollen größnicht in„französischen oder englischen Staatspapieren sondern in französischem Grundbesitz angelegt sein. ####ie Gesellschaft hat 527 Angestellte und rund 2500 Arbeiter. In dieser umfengreichen Armec,