1921 Nr. 349— 92. Jahrg. Wochentäglich 2 Ausgaben.
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Dortmunder Zeitung
Freitag, 29. Juli 1921
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Ein Attentat auf die Presse
Berlin, 28. Juli.(T..)
In den Ausführungsbestimmungen zum Fern sprechgesetz, das am 1. Oktober in Kraft tritt, beabsichtigt die Reichspostverwaltung folgende für die deutsche Presse schwerwiegende Bestimmungen aufzunehmen: Nachtabonnementsgespräche sollen nur mehr von 10(zehn) Uhr abends bis 7(sieben) Uhr morgens zulässig sein. Am Tage werden sieben Stunden lang, und zwar von—12 und von—6 Uhr dringende Pressegespräche überhaupt nicht mehr zugelassen. In der übrigen Zeit können dringende Pressegespräche unbeschrankt(Wegfall der Kontingentierung) mit einfacher Gebühr stattfinden. Die Reichspostverwaltung glaubt, die Nichtzulassung der dringenden Pressegespräche während sieben Stunden am Tage unbedingt fordern zu müssen, will aber an den Zeiten—12 und—6 nicht sesthalten, sondern die Festsetzung der Stunden ohne dringende Pressegespräche im Einvernehmen mit den Organisationen der Verleger und Journalisten und mit den Nachrichtenbüros regeln. Am schwersten wird von dieser Neuregelung die Provinzpresse bedroht. Da die Ausführungsbestimmungen schon in etwa 14 Tagen dem vorläufigen Reichswirtschaftsrat zur Beschlußfassung vorgelegt werden müssen, ist eine sofortige Stellungnahme aller Organisatio nen der deutschen Presse notwendig.
*
Die deutsche Presse liebt es im allgemeinen nicht von den Dingen zu reden, die sie selbst am meisten interessieren. Das ist vielleicht ein Fehler; denn infolgedessen ist der Leser über den Werdegang der Zeitung nur sehr mangelhaft unterrichtet, er hält es für selbstverständlich, daß sein Leibblatt ihm ein= oder mehrmals täglich die neuesten Ereignisse aus allen Gebieten der Erde, am liebsten gleich mit einem politischen Kommentar zur Verfügung stellt; aber um die Frage, wie das technisch und materiell bewerkstel
wird, hat er sich nie groß gekümmert. Und doch in die Presse nicht ausschließlich ein privates Erwerbsunternehme, das bedrucktes Zeitungspapier gegen Entgelt verkauft, sondern mindestens ebenso sehr ein Organ der Öffentlichkeit, das sich aus dem Leben des modernen Staates überhaupt nicht mehr wegdenken laßt. Wenn sie also gleichzeitig auf Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Berichterstattung drängt, so steht dahinter das Pflichtbewußtsein, das die Aufgaben möglichst voll erfüllt sehen will, die der Zeitung aus ihrer Stellung erwachsen. Man könnte vielleicht indirekt schließen, daß auch der Staat ein gewisses Interesse daran hätte, der Presse ihre Arbeit zu erleichtern, denn schließlich wird doch heute die auswärtige Politik nicht zuletzt auf der Volksmeinung aufgebaut. Eine demokratische Regierung braucht die Publizität, und wenn sie gerade in einer so verzweifelten Lage wie heute Deutschland irgendwelchen Erfolg erzielen will dann kann sie das nur durch die nach außen hin bemerkbaren Träger des Volkswillens: das Parlament und die Presse. Je einheitlicher die Resonanz ist, die eine Maßnahme der Reichsregierung in der ganzen deutschen Presse findet, desto stärker wird die Wirkung im Auslande sein und desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, daß die Diplomaten der Gegenseite geneigt sind, uns Zugeständnisse zu machen, weil sie sich am Ende doch davor fürchten, dauernd die gesamte öffentliche Meinung Deutschlands gegen sich zu . naus sich— wie gesagt— ergeben könnte, daß
die Reichsregierung an dem Gedeihen der deutschen Presse ein gewisses Interesse hätte. Aber weit gefehlt! Wie schwer da gesündigt worden ist, haben wir in der Vergangenheit schmerzlich erfahren, wo wir den Meinungskampf in den Zeitungen dank den törichten und kleinlichen Maßregeln der Regierung verloren hatten, bevor die deutsche Presse sich überhaupt rühren konnte; und genau so ist es gegangen über die einzelnen Leidensstationen von Versailles bis London und Paris. In der entscheidenden Stunde wußte die Reichsregierung die Presse nicht zu finden, man arbeitete aneinander vorbei und schadete nicht etwa den Zeitungen, sondern dem deutschen Volk. Das sollte nun, so hat der Herr Reichskanzler vor wenigen Tagen versichert, anders werden. Er ist ein moderner Mensch, dem auch der politische Gegner Verständnis für zeitgemäße Re
jede Beschränkung des Telephons eine einseitige Benachteiligung einzelner, doch schließlich auch berechtigter Interessen bedeutet. Das Schmerzlichste aber scheint uns doch, daß dann keine Möglichkeit mehr besteht, über die Vorgänge im Auslande so rechtzeitig zu berichten, wie das notwendig ist. Die englischen Morgenzeitungen sind vor ½5 Uhr in London nicht zu haben. Ihre Auslese ist jetzt etwa um 7 Uhr morgens in Berlin und wird dann mit Hilfe der billigen Abonnementsgespräche überallhin weiter gegeben(der Umweg über Berlin ist notwendig, weil die Kosten einer Auslandsvertretung heute so ungeheuer teuer sind, daß sie sich nur noch durch Zusammenschluß vieler Zeitungen tragen lassen). Jetzt sollen die billigen Abonnementsgespräche um 7 Uhr morgens aufhören, während gleichzeitig der große allgemeine Verkehr einsetzt. Mit dem Erfolge, daß die Übermittelung sehr viel länger dauert, in manchen Fällen für die Zeitung überhaupt zu spät kommt und außerdem das Dreifache kostet, während über Tag beidem stirken Andrang der Handelsgespräche die Zeitungen von ihren Nachrichtenquellen auf Stunden hinaus vollkommen abgesperrt sind. Das kann unter Umständen ungeheuerliche Folgen haben, denn bei der Spionage, die gegennwärtig durch ganz Deutschland ausgeübt wird, kann jede Zeitung durch ein voreiliges Wort die auswärtige Politik des Reiches schwer schädigen. Schon deshalb ware, so will uns scheinen, es dringend notwendig, daß der Herr Reichskanzler zusammen mit
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dem. Auße minister sich für die Absichten des Herrn ark interessiert und den bürokratischen Hvof. der vei der Reichspost stärker als bei jeder an.14 Behörde wächst, mit einem kräftigen Schnitt be
„Doppelversorgung der Konsulatsbeamten““. Dieser in der jetzigen Zeit unglaubliche Zustand wird noch dadurch verschlimmert, daß auch für die Frauen der Konsulatsangestellten doppelte Brotkarten ausgegeben werden und daß diese auch Kinder erhalten. von denen enis erst im Januar dieses Jahres geboren ist.
Der griechisch=türkische Krieg
Konstantinopel, 28. Juli.(W. T..) Telegramme aus Angora melden, daß Fewzi Pascha, der Vorsitzende des Volkskommissariats für die Landesverteidigung, am 23. Juli vor der Nationalversammlung folgende Erklärung abgegeben habe: Seit 15 Tagen setzt der Feind seine Offensive fort, mit dem Ziel, unsere Flügel aufzurollen und unsere Stellungen vom Rücken anzugreifen zu können. Aber der feindliche Angriff kam nördlich und südlich Altutaghi zum Stehen. Unsere Gegenangriffe auf der Linie Seid Gyan=Eski Schehir hatte anfänglich be
friedigende Ergebnisse. Aber der feindliche Druck auf unseren linken Flügel zwang unsere Truppen, die Aufstellung östlich und westlich von Eski Schehir zu
Sammier und Fälscher
Zum Fall Frauendorffer
Von Maximilian Müllerabusch.
Es müßte der natürliche Zustand beim Kunstsammeln sein, daß Sammler und Fälscher die größten Feinde sind. Entsprechend haben sich auch die Leiter der Museen zu einer internationalen Abwehrorgantsation gegen die Zalscher von Kunstwerken zusammengetan, der sie hier— lucus a non lucendo— den Namen Fälscherkongreß gegeven haben. Aber dieses Verhältnis hat weit häufiger Ausnahmen, als man in der Offentlichkeit ahnt. Sammler stehen der Fälschung und dem Fälschen durchaus nicht immer mit der natürlichen Abneigung gegenüber, wie das dieser Tage der Fall des bayrischen Ministers Frauendorsser ger##ezu mit greller Deutlichkeit bewiesen hat. Noch sind nähere Einzelheiten über das, was der unglückliche Mann wirklich begangen hat, nicht betannt geworden. Einstweilen sucht main seine Motive in einem gesteigerten Geldbedürfnis und holt dabei natürlich auch das alte
rückzuziehen. Auf der Front von Biledjik= Aftum l. semme“ herau. Daß solche Motive dem
formen nicht absprechen darf, und die Hoffnung schien nicht unberechtigt, daß er einer neuen Auffassung zum Durchbruch verhelfen würde, die mit der deutschen Presse zusammen die Schlachten schlägt auf dem diplomatischen Kriegsschauplatz, der uns allein noch offen geblieben ist. Aber es scheint, auch Herr Wirth ist nicht allmächtig. Jedenfalls bedeutet eine der ersten Amtshandlungen, die sein Ministerium treffen will ein schweres Attentat auf die Bewegungsfreiheit der deutschen Presse, die heute noch mehr als jeder andere unter der Geldentwertung leidet, weil sie nicht in der Lage ist, die Erhöhung der Unkosten durch entspre chende Steigerung der Einnahmen auszugleichen Es war ein geringes Entgegenkommen, daß der Presse vor Jahr und Tag die Einführung der drin genden Pressegepräche gestattet wurde, die ein beschleunigtes Arbeiten ermöglichte insofern, als diese Gespräche allen anderen dringenden Pressegesprächen vorangehen. Der Zweck der Einrichtung war ersichtlich: die Ausstrahlung der Politik von Berlin in das ganze Reich hin sollte verstärkt werden; was in der großen Welt geschah, sollte denkbar rasch auch in die letzte Provinzstadt weiter getragen werden können Später geschah noch ein übriges, daß im Rahmen eines bestimmten Kontingents für diese Pressegespräche geringere Gebühren erhoben wurden. Indessen nur zu rasch hat dem Fiskalismus der Reichspost dieses Zugeständnis wieder leid getan, und jetzt will man die Gelegenheit benutzen, bei der neuen Gebührenordnung der Presse die mühsam gewonnenen Vorteile aus der Hand zu winden, indem einmal für sieben Stunden des Tages die dringenden Pressegespräche gestopt werden, daneben aber auch die Möglichkeit des Telefon=Abonnements, die jedem Staatsbüger offen steht, die bisher aber hauptsächlich von Zeitungen wegen der Billigkeit ausgenutzt wurden, morgens und abends um eine Stunde zu verkürzen. Ein großar tiger Plan, der für das Wesen dessen, was Zeitung heißt, einen erstaunlichen Mangel an Verständnis be kundet, denn er bedeutet in seinen Wirkungen die Rationierung oder Zwangswirtschaft auf die geistige Ar beit. Lassen wir die finanziellen Folgen einmal ganz aus dem Spiel, die in erster Linie den Verleger interessieren; halten wir uns nur an die Schädigungen des Lesers. Wenn das Attentat der Reichspost, das sast wie eine Kampfansage gegen die gesamte deutsche, gußerhalb Berlins erscheinende Presse anmutet. Er %#.., dann wird in keiner einzigen Stadt das Abendblatt weder vom Reichstag noch von der Börse uch nur eine einzige Zeile bringen können. Ganz Logcsehen davon, daß die Erscheinungsformen der Tausende deutscher Zeitungen so verschieden sind, daß
Frankreich für eine Übergangslösung
28. Juli.(W. T..) Wie der diplomatische Mitarbeiter von Havas mitteilt, hat er nach Schluß
des heutigen Ministe gates den Eindruck gewonnen, das französische Ministerium den Wunsch habe,
se. andersetzungen, die zwischen Paris und ei#### Oberschlesien schweben, zu Ende zu anlange io, die„Frase der Truhpenverstärkungen anlange, so sei man der Ansicht, daß auf dem Wege der gegenseitigen Verständigung eine Lösung gefun
##t ötun. sei nicht unmöglich, daß man sich
eine Übergangslösung einigen werde, die der interessierten Mächte sinden #s sich### Lösung werde jedenfalls darin bestehen, daß sich. En land dem französischen Schritt in Berlin anschließe, damit die deutsche Regierung alle Vorkehrungen für die Beförderung der Truppenverstärkungen treffe. Nachdem dieser Schritt getan sein werde, werde es die Aufgabe des Obersten Rates sein wenn, notwendig den Zeitpunkt der Absendung der
Versshstunger, zu. vertimmen. Dieses Verfahren könnte
den Vorteil haben, daß es den berechtigten Wünschen der französischen öffentlichen Meinung Rechnung trage in Deutschland als eine neue Bestäder französisch=englischen Solidarität angesehen
Französischer Ministerrat
Paris, 28. Juli. über den heutigen Ministerat
# rtinnernbe amtliche Mitteilung veröffentlicht:
hollstär: P Ccht..#rand, hat seinen Kollegen einen vollständigen Bericht über die diplomatische Lage
gegeben, insonderheit über die durch die oberschlesische Frage geschaffene Lage, da er von dem französischen in London benachrichtigt worden ist, daß erst heute über die Frazen ##en#et# d, die französische Regierung gestellt habe. Der Ministerrat wird morgen wieder zusam
egrüiten um die Autwort der englischen Regierung
Englands Standpunkt
London, 28. Juli.(W. T..) Reuter meldet: Das
Kabinett entwarf heute die Antwortnote auf die französischen Mitteilnugen über Oberschlesien. Die Auffassung der britischen Regierung geht dahin, daß die gessnssschtis cüherszinunst aufrecht erhalten oder den ranzosischen Wunschen gemäß geändert werden solle, unter der Voraussetzung, daß der Grundsatz des Zusammenwirkens der Alliierten unangetastet bleibt
der britische Botschafter n in'Abernon hätte die deutsche Regierung
nehmen, wird widerlege.
London, 28. Juli.(W. T..) Reuter erfährt, daß
Tchlons#bi g t..s heute zusammentrat, die oberschlesische Frage behandelt habe. Es sei kein Grund vorhanden zu glauben, daß die englische Regierung die gegenwärtige Lage als ernst ansehe, wie es in
en, de„all zu sein scheine, obwohl es „nich If, vaß di., Zusammenkunft
ausgeschoben werden wird. Lord Curzon hotte Gerein Sard Phheragr sramtöschen Botschater in
Fernimeniritt der Sachverständigen
4 Uhr heute nachmittag wer## di. Tchverständigen für Oberschlesien im französischen Austwärtigen Amte zusammenkommen. Nach
gnz a# esio und„Rettt Parisien“ werden sie sich zunächst über die juristischen Grundlagen zu einigen
haben. Der zweite Teil der Beratungen wird der
Auslegung der satistisa,. Ergevnisse der Volksabstimmung vom 20. März gewidmet sein. Die Besprechungen über die rechtliche Seite des Problems wird sich in
7 Haupzssche#. den Paragraphen 4 des Anhanges des Versailler, Vertrags drehen, der insbesondere die folgende Bestimmung enthält: Das Ergebs der Volksabstimmung wird nach Gemeinden bestimmt. und zwar nach der Mehrheit der Stimmen in jeder Gemeinde. Sollten sich über diesen Punkt Meinungsverschiedenheiten ergeben, so wird man die Protokolle der Friedenskonferenz zu Rate ziehen. In dieser Hinsicht ist es ein Vorteil= daß der englische Sachverständige Tufton zu den Mitgliedern der englischen Delegation bei der Friedenskonferenz gehörte, die sich mit der oberschlesischen Frage beschäftigte. Obgleich die Sachverständigen bestimmte Weisungen ihrer Rezierungen erhielten, wird es nicht nutzlos sein, wenn ich einige von ihnen ihrer persönlichen Erinnerungen bedienen können.
Nanu!
daß in Essen die auf dem dortigen polni#en Konsulat beschäftigten Beamten die doppelte Menge der Brotration beziehen, die den Deutsche, selbst zugeteilt wird. Für die polnischen imten sind besondere Karten angesertigt, auf denen
steht:„Achtung! Doppelversorgung! Konsulatsbeamte!“
Sanztt nur au., kein Verseven zu Ungunsten der armen Konsulatsbeamten unterläuft, ist auch auf der Um
Karahissar haben unsere Angriffe die feindlichen Avteilungen zum Stehen gebracht. Unser Heer bewahrt völlig seine Kampfkraft. Gestern kam der Schneid des Feindes in Erschütterung und unser Heer, das durch neue Divisionen verstärkt wird, wird den letzten Schlag gegen den Feind richten. Diese Erklärung rief in der Nationalversammlung einen guten Eindruck hervor. Die Versammlung gab ihrem völligen Vertrauen in das peer und die Regierung Ausdruck. Fewzi Pascha dementiert in aller Form die griechischen Nachrichten, die die Gefangennahme von 30 000 Türken und die Erbeutung eines beträchtlichen Kriegsmaterials melden.
Angora, 28. Juli. Mustasa Kemal Pascha hat einen Aufrur an die Bevölkerung gerichtet, vorin er an die Vaterlandsliebe des Volkes appelliert und jeden Waffenfähigen auffordert, zur Verteidigung des anatolischen Bodens herbeizueilen.
Erhöhung der Tabaksteuer
bb Berlin, 29. Juli. Wie wir hören, werden in
dem neuen Tabaksteuergesetz alle Steuerermäßigungen, die bei großen Posten von Zigarren, Zigaretten und Tabak bisher bestanden, künftig fortfallen. Die obersten fünf Steuerklassen werden im gleichen Verhältnis wie die unteren steigernd erhöht. Während der Steuerertrag für 1921 aus insgesamt.8 Milliarden veranschlagt wurde, werden nach den Bestimmungen des neuen Gesetzes 2,7 Milliarden erwartet. Davon entfallen 400 Millionen auf den Fortfall der Ermäßigungen und 500 Millionen auf die Erhöhung der den Zigaretten soll die Steuererhöhung etwa 50 Prozent und beim Pseifentabak 100 Prozent betragen.
Frauendorffers zugrunde lagen ist aber durchaus nicht so wahrscheinlich, denn fanatisches Kunstsammeln ist von jeher leicht in pathologische Formen ausgeartet. Ich brauche nur daran zu erinnern, mit welcher Gewissensruhe sonst durchaus ehrenhafte Menschen geneigt sind, geliehene Bücher zu behalten. Der Wunsch. ihrem Kloster kostbare Reliquien zu sichern, hat in früheren Jahrhunderten in zahllosen Fällen Mönche bewogen, solche irdischen Überreste von Heiligen zu stehlen, so daß ursprünglich vollständige Skelette in kleinen Teilen in alle Welt wanderten, und ein berühmter Gelehrter des Humanismus, Flacius Iuyricus, ist fast sprichwörtlich bekannt geworden, weil seine Bücherleidenschaft in wahre Kleptomanie ausgeartet ist. Seine Schätze sind spater in den Besitz der Wolfenbüttler Bibliothek übergegangen, deren früherer Direktor von Heinemann es übrigens unternommen hat, Flacius von diesem üblen Nachruhm zu retten.
Es steckt ja eigentlich in jedem Sammler eine mehr oder minder große Portion Eitelleit, die ihn veran
laßt, auf seine Schätze so stolz zu sein, wie nur irgend
Betriebsratswahlen in der rhein.=westf.
Eisen= und Stahlindustrie
Betriebsratswahlen in der rheinisch=westfälischen Großeisenindustrie haben folgendes Ergebnis gehabt: Die Zahl der Wahlberechtigten über 18 Jahre betrug 220 726(Arbeiter), die der wahlberechtigten Angestellten über 18 Jahre 33 732. Von ihrem Wahlrecht haben Gebrauch gemacht: Arbeiter 180698= 81,8
Prozent, Angestellte 25 153= 74,5 Prozent.
Die gewählten Betriebsratsmitglieder verteilen sich auf die einzelnen Arbeiter= bezu. Angestelltenverbände wie folgt:
Arbeiterverbände: Betriebsratsmitglieder:
Zahl in%
1. Deutscher Metallarbeiterverband 920 44,85
2. Christlicher Metallarbeiterverband 360 17,55
3. Gewerkv. Deutscher Metallarbeiter 82 4.
4. Freie Arbeiter=Union 143 6,97
5. Deutscher Arbeiterbund
(wirtschaftsfriedlich) 1.05
6. Andere Verbände 86 4,19
7. Kommunisten 26 1,27
8. Keinem Verband angehörig 3 0,15
9. Kein Verband angegeben 35 1,71
Angestellten Verbände:
1. Afa 213 10,39
2. G. D. A. 69 3,36
3. Gedaa 61 2,97
4. Sonstige Verbände 27 1,32
Keinem Verband angehörig 16 0,78
6. Kein Verband angegeben 9 0,44
Gesamt: 2051
100%
Verhandlungen über das Loch im Westen
Berlin, 28. Juli.(...) Im Zusammenhang mit den Ausführungen des Wiederaufbauministers Dr. Rathenau gab Staatssekretär im Reichswirtchaftsministerium Hirsch einen Überblick über die Erörterungen bezüglich des Loches im Westen und er klärte die deutsch=französischen Handelsbeziehungen. Er betonte die Schädigungen, die der deutschen Wirtchaft durch die Unterstellung der deutschen Ein= und Ausfuhr im Rheinlande unter das von der Entente eingeführte Ein. und Ausfuhrregime zugefügt wer den, und hob hervor daß die innere Berechitgung der meisten der deutschen Beschwerden auch von der Gegenseite nicht verkannt wird. Der Wunsch der Gegeneite nach einer allgemeinen Kontingentierung derienigen Einfuhr, die nicht ganz frei zugelassen werden könne, begegne von deutscher Seite keinen grundsätzlichen Bedenken, natürlich unter der Voraussetzung, daß die wirtschaftliche Einheit wieder hergestellt werde. Hierüber solle demnächst weiter verhandelt werden.
schlagseite noch
unterläuft, ist auch auf der Um ein Druck aufgebracht, der lautet:
Die Konferenz der großbritanischen Dominions
London, 29. Juli.(...) Wie das Reuterburo erfährt, beschäftige sich die Konferenz der Premierminister der Dominions in London mit der Stellungnahme zu den Angriffen gegen Handelsschiffe, die, wie erklärt wird, im nächsten Kriege noch stärker einsetzen würde, als im letzten. Es sei daher notwendig, daß jedes Dominion dazu übergeht, den Küstenhandel in Kriegszeiten selbst zu schützen. Die reichen Dominions, wie Australien, Kanada, Neu=Seeland und Südafrika. werden eine Flotte aufstellen, die als Kern leichte Kreuzer und Unterseeboote zum Schutze der Handelsschiffahrt enthalten.
Die Kosten der amerikanischen Besatzungsarmee
ep Washington, 25. Juli. Der Staatssekretär für
den srieg hat dem Kabinett bekannt gegeben, daß
in Deutschlen 8. noch am Rbein und
" Deutschland befinden. Die Besatzungskosten be
lausen sia, auf 276 324 192 Dollar, wovon 260;415/1 Dollar auf Deutschland entfallen.
ter— ungeheuer schwer, das hat noch jede Aufdeckung einer großen Fälschung von der Tiara des Saitapher= nes bis zur Flora des Berliner Kaiser=Friedrich= Museums gezeigt. Und es ist nar zu leicht verständlich, daß der Sammler seine Dinge auch in möglichst schöner Erhaltung zeigen will. Die Folge ist die Restauration, die in gewissen Grenzen durchaus berechtigt ist. Aber wie weit diese Grenzen zu ziehen sind, darüber ist man in verschiedenen Zeiten verschiedener Meinung gewesen. Gegenüber Werken der Antike ist man heute dazu gekommen, jede Restauration, die eine Ergänzung bedeutet, abzulehnen. Vorher hat min aber gerade hier am tollsten gesündigt. Manches berühmte antike Kunstwerk hat in früheren Jahren eine Überarbeitung, die die Spuren der Verwitterung im Erdboden entfernen sollte, erfahren, die nach heutigen Begriffen aus dem Stück etwas ganz anderes gemacht hat. Fast noch schlimmer sind Ergänzungen. Wie die Laokoongruppe wirklich ausgesehen hat, wissen wir erst seit einigen Jahren. Bis dayin glaubte man, daß der Vater seinen rechten Arm weit aufreckte, während er ihn tatsächlich über den Kopf gebogen hielt. Und noch um 1820 ergänzte Thorwaldsen die Aegineten der Münchner Glypothek in einer nach heutigen wissenschaftlichen Begrissen leichtfertigen Weise, und noch dazu so, daß die Ergänzungen nicht entfernt werden konnten, als Furtwängler die richtige Verteilung und wahrscheinliche Ergänzung der Figuren seststellte.
Von hier zur bewußten Falschung ist nur ein kleiner Schritt, den mancher Sammler geran hat. Die fabelhaftesten Fäller dieser Art sind aus der Autographensammelei bekannt geworden Es genügt, an den berühmten Fall des Vrain Luoas zu erinnern. der in Paris des zweiten Kaiserreiches spielt. Lucas selbst war zwar nicht eigentlicher Sammler, sondern mehr ein Mensch, der seine unglückliche Neigung zum gelehrten Beruf aus Geldmangel nicht befriedigen konnte. Sein Opfer und der intellektuelle Fälscher war der berühmte Mathematiker Chasles. Hier spielt noch ein anderes Moment hinein, das unzählige Male zu Fälschungen Veranlassung gegeben hat, der Chasles wollte mit von Lucas gefülschten Dokumenten beweisen, daß das Gravitationsgesetz nicht von Newsondern von dem Franzosen Pascal entdeckt war. Als man die Echtheit der Dokumente bezweifelte, brachte er ungezählte, für die Geschichte Frankreichs, wenn sie echt gewesen wären, höchst bedeutsame Dokumente vor, bei deren Anblick den Gelehrten zunächst der Kopf schwindelte. Und der Besitzer verteidigte die Echtheit dieser Dokumente, die auf abenteuerliche Weise aus den Archiven Ludwigs XVI. stammen sollten, mit der größten Hartnäckigteit, die man nur verblendet nennen kann, wenn man erfährt, daß sich unter den etwa 27000 Stücken der Sammlung 200 Briefe von Julius Caesar, ein Brief des Avostels Petrus an Jo. hannes, solche von Anakreon an Pythagoras, von Archimedes, von Aristoteles und von Maria Magda
der Große, König“ unterzeichnet war. Vor Gericht spielte sich Lucas in allem Ernst auf den Patrioten hinaus, bekam aber trotzdem zwei Jahre Gefängnis.
Wie dicht beim Sammler Sammeleifer und Pathologisches nebeneinander liegen, zeigt sich in der Gemütsruhe, mit der Sammler Stucke, die sie als Fälschungen erkannt haben, weiterverkaufen. Der Maler August Sperl wurde als Freund Laibls mit Anfragen wegen der Echtheit angeblicher Gemälde Leibls überlausen. Dabei ist es ihm passiert. daß ihm dasselbe, von ihm von voruberein als falsch bezeichnete Bild hintereinander von drei verschiedenen Besitzern zugeschickt wurde. Und ebenso ist Sammelwut geneigt, über die oft dunkle Herkunft eventueller Stücke hinweazusehen. Hierher gehören schließlich auch die Kunstraubpolitiker im Kriege, selbst wenn ihnen ein sogen. Friedensvertrag. von dem Raub des Genter Altars einen Schein des Rechtes gibt.
Mertwürdig häusig sind übrigens gerade große Münzfälschungen, also dasselbe Delikt. das Frauendorffer begangen hat, gewesen. Einer der bedeutsamsten Münzsälscher war schon in der Renaissance der Paduaner Cavino, der antike Stücke fälschte Da man früh begonnen hat, Münzen zu sammeln, ist das frühe Einsetzen der systematischen Fälschung erübrigens waren gerade diese Fälscher oft Künstler hohen Grades, wie ja auch der Verfertiger der Tiara des Saitaphernes, der Odessaer Goldschmied Rochumowski; hatte doch Rens Laliuge, also wirklich ein Meister der Goldschmiedekunst, beim Streit um die Tiara erklärt, seit Cellini tot sei, gebe es keinen