1921 Nr. 349 92. Jahrg. Wochentäglich 2 Ausgaben.

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Dortmunder Zeitung

Freitag, 29. Juli 1921

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Ein Attentat auf die Presse

Berlin, 28. Juli.(T..)

In den Ausführungsbestimmungen zum Fern sprechgesetz, das am 1. Oktober in Kraft tritt, be­absichtigt die Reichspostverwaltung folgende für die deutsche Presse schwerwiegende Bestimmungen auf­zunehmen: Nachtabonnementsgespräche sollen nur mehr von 10(zehn) Uhr abends bis 7(sieben) Uhr morgens zulässig sein. Am Tage werden sieben Stunden lang, und zwar von12 und von6 Uhr dringende Pressegespräche überhaupt nicht mehr zugelassen. In der übrigen Zeit können dringende Pressegespräche unbeschrankt(Wegfall der Kontin­gentierung) mit einfacher Gebühr stattfinden. Die Reichspostverwaltung glaubt, die Nichtzulassung der dringenden Pressegespräche während sieben Stun­den am Tage unbedingt fordern zu müssen, will aber an den Zeiten12 und6 nicht sesthalten, sondern die Festsetzung der Stunden ohne drin­gende Pressegespräche im Einvernehmen mit den Organisationen der Verleger und Journalisten und mit den Nachrichtenbüros regeln. Am schwersten wird von dieser Neuregelung die Provinzpresse be­droht. Da die Ausführungsbestimmungen schon in etwa 14 Tagen dem vorläufigen Reichswirtschafts­rat zur Beschlußfassung vorgelegt werden müssen, ist eine sofortige Stellungnahme aller Organisatio nen der deutschen Presse notwendig.

*

Die deutsche Presse liebt es im allgemeinen nicht von den Dingen zu reden, die sie selbst am meisten interessieren. Das ist vielleicht ein Fehler; denn in­folgedessen ist der Leser über den Werdegang der Zei­tung nur sehr mangelhaft unterrichtet, er hält es für selbstverständlich, daß sein Leibblatt ihm ein= oder mehrmals täglich die neuesten Ereignisse aus allen Gebieten der Erde, am liebsten gleich mit einem po­litischen Kommentar zur Verfügung stellt; aber um die Frage, wie das technisch und materiell bewerkstel­

wird, hat er sich nie groß gekümmert. Und doch in die Presse nicht ausschließlich ein privates Erwerbs­unternehme, das bedrucktes Zeitungspapier gegen Entgelt verkauft, sondern mindestens ebenso sehr ein Organ der Öffentlichkeit, das sich aus dem Leben des modernen Staates überhaupt nicht mehr wegdenken laßt. Wenn sie also gleichzeitig auf Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Berichterstattung drängt, so steht dahinter das Pflichtbewußtsein, das die Aufgaben möglichst voll erfüllt sehen will, die der Zeitung aus ihrer Stellung erwachsen. Man könnte vielleicht indi­rekt schließen, daß auch der Staat ein gewisses Inter­esse daran hätte, der Presse ihre Arbeit zu erleichtern, denn schließlich wird doch heute die auswärtige Poli­tik nicht zuletzt auf der Volksmeinung aufgebaut. Eine demokratische Regierung braucht die Publizität, und wenn sie gerade in einer so verzweifelten Lage wie heute Deutschland irgendwelchen Erfolg erzielen will dann kann sie das nur durch die nach außen hin be­merkbaren Träger des Volkswillens: das Parlament und die Presse. Je einheitlicher die Resonanz ist, die eine Maßnahme der Reichsregierung in der ganzen deutschen Presse findet, desto stärker wird die Wirkung im Auslande sein und desto größer wird die Wahr­scheinlichkeit, daß die Diplomaten der Gegenseite ge­neigt sind, uns Zugeständnisse zu machen, weil sie sich am Ende doch davor fürchten, dauernd die gesamte öffentliche Meinung Deutschlands gegen sich zu . naus sich wie gesagt ergeben könnte, daß

die Reichsregierung an dem Gedeihen der deutschen Presse ein gewisses Interesse hätte. Aber weit gefehlt! Wie schwer da gesündigt worden ist, haben wir in der Vergangenheit schmerzlich erfahren, wo wir den Mei­nungskampf in den Zeitungen dank den törichten und kleinlichen Maßregeln der Regierung verloren hatten, bevor die deutsche Presse sich überhaupt rühren konnte; und genau so ist es gegangen über die einzelnen Lei­densstationen von Versailles bis London und Paris. In der entscheidenden Stunde wußte die Reichsregie­rung die Presse nicht zu finden, man arbeitete anein­ander vorbei und schadete nicht etwa den Zeitungen, sondern dem deutschen Volk. Das sollte nun, so hat der Herr Reichskanzler vor wenigen Tagen versichert, anders werden. Er ist ein moderner Mensch, dem auch der politische Gegner Verständnis für zeitgemäße Re­

jede Beschränkung des Telephons eine einseitige Be­nachteiligung einzelner, doch schließlich auch berechtig­ter Interessen bedeutet. Das Schmerzlichste aber scheint uns doch, daß dann keine Möglichkeit mehr be­steht, über die Vorgänge im Auslande so rechtzeitig zu berichten, wie das notwendig ist. Die englischen Morgenzeitungen sind vor ½5 Uhr in London nicht zu haben. Ihre Auslese ist jetzt etwa um 7 Uhr mor­gens in Berlin und wird dann mit Hilfe der billigen Abonnementsgespräche überallhin weiter gegeben(der Umweg über Berlin ist notwendig, weil die Kosten einer Auslandsvertretung heute so ungeheuer teuer sind, daß sie sich nur noch durch Zusammenschluß vie­ler Zeitungen tragen lassen). Jetzt sollen die billigen Abonnementsgespräche um 7 Uhr morgens aufhören, während gleichzeitig der große allgemeine Verkehr einsetzt. Mit dem Erfolge, daß die Übermittelung sehr viel länger dauert, in manchen Fällen für die Zeitung überhaupt zu spät kommt und außerdem das Dreifache kostet, während über Tag beidem stirken An­drang der Handelsgespräche die Zeitungen von ihren Nachrichtenquellen auf Stunden hinaus vollkommen abgesperrt sind. Das kann unter Umständen unge­heuerliche Folgen haben, denn bei der Spionage, die gegennwärtig durch ganz Deutschland ausgeübt wird, kann jede Zeitung durch ein voreiliges Wort die aus­wärtige Politik des Reiches schwer schädigen. Schon deshalb ware, so will uns scheinen, es dringend not­wendig, daß der Herr Reichskanzler zusammen mit

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dem. Auße minister sich für die Absichten des Herrn ark interessiert und den bürokratischen Hvof. der vei der Reichspost stärker als bei jeder an­.14 Behörde wächst, mit einem kräftigen Schnitt be­

Doppelversorgung der Konsulatsbeamten. Dieser in der jetzigen Zeit unglaubliche Zustand wird noch da­durch verschlimmert, daß auch für die Frauen der Kon­sulatsangestellten doppelte Brotkarten ausgegeben werden und daß diese auch Kinder erhalten. von denen enis erst im Januar dieses Jahres geboren ist.

Der griechisch=türkische Krieg

Konstantinopel, 28. Juli.(W. T..) Telegramme aus Angora melden, daß Fewzi Pascha, der Vor­sitzende des Volkskommissariats für die Landesver­teidigung, am 23. Juli vor der Nationalver­sammlung folgende Erklärung abgegeben habe: Seit 15 Tagen setzt der Feind seine Offensive fort, mit dem Ziel, unsere Flügel aufzurollen und unsere Stellungen vom Rücken anzugreifen zu können. Aber der feindliche Angriff kam nördlich und südlich Altutaghi zum Stehen. Unsere Gegenangriffe auf der Linie Seid Gyan=Eski Schehir hatte anfänglich be­

friedigende Ergebnisse. Aber der feindliche Druck auf unseren linken Flügel zwang unsere Truppen, die Aufstellung östlich und westlich von Eski Schehir zu­

Sammier und Fälscher

Zum Fall Frauendorffer

Von Maximilian Müllerabusch.

Es müßte der natürliche Zustand beim Kunstsam­meln sein, daß Sammler und Fälscher die größten Feinde sind. Entsprechend haben sich auch die Leiter der Museen zu einer internationalen Abwehrorgant­sation gegen die Zalscher von Kunstwerken zusammen­getan, der sie hier lucus a non lucendo den Na­men Fälscherkongreß gegeven haben. Aber dieses Ver­hältnis hat weit häufiger Ausnahmen, als man in der Offentlichkeit ahnt. Sammler stehen der Fälschung und dem Fälschen durchaus nicht immer mit der natür­lichen Abneigung gegenüber, wie das dieser Tage der Fall des bayrischen Ministers Frauendorsser ger##ezu mit greller Deutlichkeit bewiesen hat. Noch sind nähere Einzelheiten über das, was der unglückliche Mann wirklich begangen hat, nicht betannt geworden. Einst­weilen sucht main seine Motive in einem gesteigerten Geldbedürfnis und holt dabei natürlich auch das alte

rückzuziehen. Auf der Front von Biledjik= Aftum l. semme herau. Daß solche Motive dem

formen nicht absprechen darf, und die Hoffnung schien nicht unberechtigt, daß er einer neuen Auffassung zum Durchbruch verhelfen würde, die mit der deutschen Presse zusammen die Schlachten schlägt auf dem diplo­matischen Kriegsschauplatz, der uns allein noch offen geblieben ist. Aber es scheint, auch Herr Wirth ist nicht allmächtig. Jedenfalls bedeutet eine der ersten Amtshandlungen, die sein Ministerium treffen will ein schweres Attentat auf die Bewegungsfreiheit der deutschen Presse, die heute noch mehr als jeder andere unter der Geldentwertung leidet, weil sie nicht in der Lage ist, die Erhöhung der Unkosten durch entspre chende Steigerung der Einnahmen auszugleichen Es war ein geringes Entgegenkommen, daß der Presse vor Jahr und Tag die Einführung der drin genden Pressegepräche gestattet wurde, die ein be­schleunigtes Arbeiten ermöglichte insofern, als diese Gespräche allen anderen dringenden Pressegesprächen vorangehen. Der Zweck der Einrichtung war ersicht­lich: die Ausstrahlung der Politik von Berlin in das ganze Reich hin sollte verstärkt werden; was in der großen Welt geschah, sollte denkbar rasch auch in die letzte Provinzstadt weiter getragen werden können Später geschah noch ein übriges, daß im Rahmen eines bestimmten Kontingents für diese Pressegespräche geringere Gebühren erhoben wurden. Indessen nur zu rasch hat dem Fiskalismus der Reichspost dieses Zugeständnis wieder leid getan, und jetzt will man die Gelegenheit benutzen, bei der neuen Gebührenord­nung der Presse die mühsam gewonnenen Vorteile aus der Hand zu winden, indem einmal für sieben Stunden des Tages die dringenden Pressegespräche gestopt werden, daneben aber auch die Möglichkeit des Telefon=Abonnements, die jedem Staatsbüger offen steht, die bisher aber hauptsächlich von Zeitungen we­gen der Billigkeit ausgenutzt wurden, morgens und abends um eine Stunde zu verkürzen. Ein großar tiger Plan, der für das Wesen dessen, was Zeitung heißt, einen erstaunlichen Mangel an Verständnis be kundet, denn er bedeutet in seinen Wirkungen die Ra­tionierung oder Zwangswirtschaft auf die geistige Ar beit. Lassen wir die finanziellen Folgen einmal ganz aus dem Spiel, die in erster Linie den Verleger inter­essieren; halten wir uns nur an die Schädigungen des Lesers. Wenn das Attentat der Reichspost, das sast wie eine Kampfansage gegen die gesamte deutsche, gußerhalb Berlins erscheinende Presse anmutet. Er %#.., dann wird in keiner einzigen Stadt das Abendblatt weder vom Reichstag noch von der Börse uch nur eine einzige Zeile bringen können. Ganz Logcsehen davon, daß die Erscheinungsformen der Tausende deutscher Zeitungen so verschieden sind, daß

Frankreich für eine Übergangslösung

28. Juli.(W. T..) Wie der diplomatische Mitarbeiter von Havas mitteilt, hat er nach Schluß

des heutigen Ministe gates den Eindruck gewonnen, das französische Ministerium den Wunsch habe,

se. andersetzungen, die zwischen Paris und ei#### Oberschlesien schweben, zu Ende zu anlange io, dieFrase der Truhpenverstärkungen anlange, so sei man der Ansicht, daß auf dem Wege der gegenseitigen Verständigung eine Lösung gefun­

##t ötun. sei nicht unmöglich, daß man sich

eine Übergangslösung einigen werde, die der interessierten Mächte sinden #s sich### Lösung werde jedenfalls darin bestehen, daß sich. En land dem französischen Schritt in Berlin anschließe, damit die deutsche Regierung alle Vor­kehrungen für die Beförderung der Truppenverstär­kungen treffe. Nachdem dieser Schritt getan sein werde, werde es die Aufgabe des Obersten Rates sein wenn, notwendig den Zeitpunkt der Absendung der

Versshstunger, zu. vertimmen. Dieses Verfahren könnte

den Vorteil haben, daß es den berechtigten Wünschen der französischen öffentlichen Meinung Rechnung trage in Deutschland als eine neue Bestä­der französisch=englischen Solidarität angesehen

Französischer Ministerrat

Paris, 28. Juli. über den heutigen Ministerat

# rtinnernbe amtliche Mitteilung veröffentlicht:

hollstär: P Ccht..#rand, hat seinen Kollegen einen vollständigen Bericht über die diplomatische Lage

gegeben, insonderheit über die durch die oberschlesische Frage geschaffene Lage, da er von dem französischen in London benachrichtigt worden ist, daß erst heute über die Frazen ##en#et# d, die französische Regierung gestellt habe. Der Ministerrat wird morgen wieder zusam­

egrüiten um die Autwort der englischen Regierung

Englands Standpunkt

London, 28. Juli.(W. T..) Reuter meldet: Das

Kabinett entwarf heute die Antwortnote auf die fran­zösischen Mitteilnugen über Oberschlesien. Die Auf­fassung der britischen Regierung geht dahin, daß die gessnssschtis cüherszinunst aufrecht erhalten oder den ranzosischen Wunschen gemäß geändert werden solle, unter der Voraussetzung, daß der Grundsatz des Zu­sammenwirkens der Alliierten unangetastet bleibt

der britische Botschafter n in'Abernon hätte die deutsche Regierung

nehmen, wird widerlege.

London, 28. Juli.(W. T..) Reuter erfährt, daß

Tchlons#bi g t..s heute zusammentrat, die ober­schlesische Frage behandelt habe. Es sei kein Grund vorhanden zu glauben, daß die englische Regierung die gegenwärtige Lage als ernst ansehe, wie es in

en, deall zu sein scheine, obwohl es nich If, vaß di., Zusammenkunft

ausgeschoben werden wird. Lord Curzon hotte Gerein Sard Phheragr sramtöschen Botschater in

Fernimeniritt der Sachverständigen

4 Uhr heute nachmittag wer­## di. Tchverständigen für Oberschlesien im franzö­sischen Austwärtigen Amte zusammenkommen. Nach

gnz a# esio undRettt Parisien werden sie sich zunächst über die juristischen Grundlagen zu einigen

haben. Der zweite Teil der Beratungen wird der

Auslegung der satistisa,. Ergevnisse der Volksabstim­mung vom 20. März gewidmet sein. Die Besprechungen über die rechtliche Seite des Problems wird sich in

7 Haupzssche#. den Paragraphen 4 des Anhanges des Versailler, Vertrags drehen, der insbe­sondere die folgende Bestimmung enthält: Das Ergeb­s der Volksabstimmung wird nach Gemeinden be­stimmt. und zwar nach der Mehrheit der Stimmen in jeder Gemeinde. Sollten sich über diesen Punkt Mei­nungsverschiedenheiten ergeben, so wird man die Pro­tokolle der Friedenskonferenz zu Rate ziehen. In die­ser Hinsicht ist es ein Vorteil= daß der englische Sach­verständige Tufton zu den Mitgliedern der englischen Delegation bei der Friedenskonferenz gehörte, die sich mit der oberschlesischen Frage beschäftigte. Obgleich die Sachverständigen bestimmte Weisungen ihrer Re­zierungen erhielten, wird es nicht nutzlos sein, wenn ich einige von ihnen ihrer persönlichen Erinnerungen bedienen können.

Nanu!

daß in Essen die auf dem dortigen polni#en Konsulat beschäftigten Beam­ten die doppelte Menge der Brotration beziehen, die den Deutsche, selbst zugeteilt wird. Für die polnischen imten sind besondere Karten angesertigt, auf denen

steht:Achtung! Doppelversorgung! Konsulatsbeamte!

Sanztt nur au., kein Verseven zu Ungunsten der armen Konsulatsbeamten unterläuft, ist auch auf der Um

Karahissar haben unsere Angriffe die feindlichen Av­teilungen zum Stehen gebracht. Unser Heer bewahrt völlig seine Kampfkraft. Gestern kam der Schneid des Feindes in Erschütterung und unser Heer, das durch neue Divisionen verstärkt wird, wird den letzten Schlag gegen den Feind richten. Diese Erklärung rief in der Nationalversammlung einen guten Ein­druck hervor. Die Versammlung gab ihrem völligen Vertrauen in das peer und die Regierung Ausdruck. Fewzi Pascha dementiert in aller Form die griechi­schen Nachrichten, die die Gefangennahme von 30 000 Türken und die Erbeutung eines beträchtlichen Kriegs­materials melden.

Angora, 28. Juli. Mustasa Kemal Pascha hat einen Aufrur an die Bevölkerung gerichtet, vorin er an die Vaterlandsliebe des Volkes appelliert und jeden Waffenfähigen auffordert, zur Verteidigung des anatolischen Bodens herbeizueilen.

Erhöhung der Tabaksteuer

bb Berlin, 29. Juli. Wie wir hören, werden in

dem neuen Tabaksteuergesetz alle Steuerermäßigungen, die bei großen Posten von Zigarren, Zigaretten und Tabak bisher bestanden, künftig fortfallen. Die ober­sten fünf Steuerklassen werden im gleichen Verhältnis wie die unteren steigernd erhöht. Während der Steuer­ertrag für 1921 aus insgesamt.8 Milliarden veran­schlagt wurde, werden nach den Bestimmungen des neuen Gesetzes 2,7 Milliarden erwartet. Davon ent­fallen 400 Millionen auf den Fortfall der Ermäßi­gungen und 500 Millionen auf die Erhöhung der den Zigaretten soll die Steuererhöhung etwa 50 Prozent und beim Pseifentabak 100 Prozent betragen.

Frauendorffers zugrunde lagen ist aber durchaus nicht so wahrscheinlich, denn fanatisches Kunstsammeln ist von jeher leicht in pathologische Formen ausge­artet. Ich brauche nur daran zu erinnern, mit welcher Gewissensruhe sonst durchaus ehrenhafte Menschen geneigt sind, geliehene Bücher zu behalten. Der Wunsch. ihrem Kloster kostbare Reliquien zu sichern, hat in früheren Jahrhunderten in zahllosen Fällen Mönche bewogen, solche irdischen Überreste von Heiligen zu stehlen, so daß ursprünglich vollständige Skelette in kleinen Teilen in alle Welt wanderten, und ein berühm­ter Gelehrter des Humanismus, Flacius Iuyricus, ist fast sprichwörtlich bekannt geworden, weil seine Bü­cherleidenschaft in wahre Kleptomanie ausgeartet ist. Seine Schätze sind spater in den Besitz der Wolfen­büttler Bibliothek übergegangen, deren früherer Direk­tor von Heinemann es übrigens unternommen hat, Flacius von diesem üblen Nachruhm zu retten.

Es steckt ja eigentlich in jedem Sammler eine mehr oder minder große Portion Eitelleit, die ihn veran­

laßt, auf seine Schätze so stolz zu sein, wie nur irgend

Betriebsratswahlen in der rhein.=westf.

Eisen= und Stahlindustrie

Betriebsratswahlen in der rheinisch=westfäli­schen Großeisenindustrie haben folgendes Ergebnis ge­habt: Die Zahl der Wahlberechtigten über 18 Jahre betrug 220 726(Arbeiter), die der wahlberechtigten An­gestellten über 18 Jahre 33 732. Von ihrem Wahlrecht haben Gebrauch gemacht: Arbeiter 180698= 81,8

Prozent, Angestellte 25 153= 74,5 Prozent.

Die gewählten Betriebsratsmitglieder verteilen sich auf die einzelnen Arbeiter= bezu. Angestelltenverbände wie folgt:

Arbeiterverbände: Betriebsratsmitglieder:

Zahl in%

1. Deutscher Metallarbeiterverband 920 44,85

2. Christlicher Metallarbeiterverband 360 17,55

3. Gewerkv. Deutscher Metallarbeiter 82 4.

4. Freie Arbeiter=Union 143 6,97

5. Deutscher Arbeiterbund

(wirtschaftsfriedlich) 1.05

6. Andere Verbände 86 4,19

7. Kommunisten 26 1,27

8. Keinem Verband angehörig 3 0,15

9. Kein Verband angegeben 35 1,71

Angestellten Verbände:

1. Afa 213 10,39

2. G. D. A. 69 3,36

3. Gedaa 61 2,97

4. Sonstige Verbände 27 1,32

Keinem Verband angehörig 16 0,78

6. Kein Verband angegeben 9 0,44

Gesamt: 2051

100%

Verhandlungen über das Loch im Westen

Berlin, 28. Juli.(...) Im Zusammenhang mit den Ausführungen des Wiederaufbauministers Dr. Rathenau gab Staatssekretär im Reichswirt­chaftsministerium Hirsch einen Überblick über die Erörterungen bezüglich des Loches im Westen und er klärte die deutsch=französischen Handelsbeziehungen. Er betonte die Schädigungen, die der deutschen Wirt­chaft durch die Unterstellung der deutschen Ein= und Ausfuhr im Rheinlande unter das von der Entente eingeführte Ein. und Ausfuhrregime zugefügt wer den, und hob hervor daß die innere Berechitgung der meisten der deutschen Beschwerden auch von der Ge­genseite nicht verkannt wird. Der Wunsch der Gegen­eite nach einer allgemeinen Kontingentierung derie­nigen Einfuhr, die nicht ganz frei zugelassen werden könne, begegne von deutscher Seite keinen grundsätz­lichen Bedenken, natürlich unter der Voraussetzung, daß die wirtschaftliche Einheit wieder hergestellt werde. Hierüber solle demnächst weiter verhandelt werden.

schlagseite noch

unterläuft, ist auch auf der Um ein Druck aufgebracht, der lautet:

Die Konferenz der großbritanischen Dominions

London, 29. Juli.(...) Wie das Reuterburo erfährt, beschäftige sich die Konferenz der Premier­minister der Dominions in London mit der Stellung­nahme zu den Angriffen gegen Handelsschiffe, die, wie erklärt wird, im nächsten Kriege noch stärker ein­setzen würde, als im letzten. Es sei daher notwendig, daß jedes Dominion dazu übergeht, den Küstenhandel in Kriegszeiten selbst zu schützen. Die reichen Domi­nions, wie Australien, Kanada, Neu=Seeland und Südafrika. werden eine Flotte aufstellen, die als Kern leichte Kreuzer und Unterseeboote zum Schutze der Handelsschiffahrt enthalten.

Die Kosten der amerikanischen Besatzungsarmee

ep Washington, 25. Juli. Der Staatssekretär für

den srieg hat dem Kabinett bekannt gegeben, daß

in Deutschlen 8. noch am Rbein und

" Deutschland befinden. Die Besatzungskosten be

lausen sia, auf 276 324 192 Dollar, wovon 260;415/1 Dollar auf Deutschland entfallen.

ter ungeheuer schwer, das hat noch jede Aufdeckung einer großen Fälschung von der Tiara des Saitapher= nes bis zur Flora des Berliner Kaiser=Friedrich= Museums gezeigt. Und es ist nar zu leicht verständlich, daß der Sammler seine Dinge auch in möglichst schö­ner Erhaltung zeigen will. Die Folge ist die Restau­ration, die in gewissen Grenzen durchaus berechtigt ist. Aber wie weit diese Grenzen zu ziehen sind, darüber ist man in verschiedenen Zeiten verschiedener Mei­nung gewesen. Gegenüber Werken der Antike ist man heute dazu gekommen, jede Restauration, die eine Er­gänzung bedeutet, abzulehnen. Vorher hat min aber gerade hier am tollsten gesündigt. Manches berühmte antike Kunstwerk hat in früheren Jahren eine Überar­beitung, die die Spuren der Verwitterung im Erd­boden entfernen sollte, erfahren, die nach heutigen Be­griffen aus dem Stück etwas ganz anderes gemacht hat. Fast noch schlimmer sind Ergänzungen. Wie die Laokoongruppe wirklich ausgesehen hat, wissen wir erst seit einigen Jahren. Bis dayin glaubte man, daß der Vater seinen rechten Arm weit aufreckte, während er ihn tatsächlich über den Kopf gebogen hielt. Und noch um 1820 ergänzte Thorwaldsen die Aegineten der Münchner Glypothek in einer nach heutigen wissenschaft­lichen Begrissen leichtfertigen Weise, und noch dazu so, daß die Ergänzungen nicht entfernt werden konnten, als Furtwängler die richtige Verteilung und wahr­scheinliche Ergänzung der Figuren seststellte.

Von hier zur bewußten Falschung ist nur ein klei­ner Schritt, den mancher Sammler geran hat. Die fa­belhaftesten Fäller dieser Art sind aus der Auto­graphensammelei bekannt geworden Es genügt, an den berühmten Fall des Vrain Luoas zu erinnern. der in Paris des zweiten Kaiserreiches spielt. Lucas selbst war zwar nicht eigentlicher Sammler, sondern mehr ein Mensch, der seine unglückliche Neigung zum gelehr­ten Beruf aus Geldmangel nicht befriedigen konnte. Sein Opfer und der intellektuelle Fälscher war der berühmte Mathematiker Chasles. Hier spielt noch ein anderes Moment hinein, das unzählige Male zu Fäl­schungen Veranlassung gegeben hat, der Chasles wollte mit von Lucas gefülschten Dokumenten beweisen, daß das Gravitationsgesetz nicht von New­sondern von dem Franzosen Pascal entdeckt war. Als man die Echtheit der Dokumente bezweifelte, brachte er ungezählte, für die Geschichte Frankreichs, wenn sie echt gewesen wären, höchst bedeutsame Doku­mente vor, bei deren Anblick den Gelehrten zunächst der Kopf schwindelte. Und der Besitzer verteidigte die Echtheit dieser Dokumente, die auf abenteuerliche Weise aus den Archiven Ludwigs XVI. stammen soll­ten, mit der größten Hartnäckigteit, die man nur ver­blendet nennen kann, wenn man erfährt, daß sich unter den etwa 27000 Stücken der Sammlung 200 Briefe von Julius Caesar, ein Brief des Avostels Petrus an Jo. hannes, solche von Anakreon an Pythagoras, von Archimedes, von Aristoteles und von Maria Magda­

der Große, König unterzeichnet war. Vor Gericht spielte sich Lucas in allem Ernst auf den Patrioten hinaus, bekam aber trotzdem zwei Jahre Gefängnis.

Wie dicht beim Sammler Sammeleifer und Patho­logisches nebeneinander liegen, zeigt sich in der Ge­mütsruhe, mit der Sammler Stucke, die sie als Fäl­schungen erkannt haben, weiterverkaufen. Der Maler August Sperl wurde als Freund Laibls mit Anfragen wegen der Echtheit angeblicher Gemälde Leibls über­lausen. Dabei ist es ihm passiert. daß ihm dasselbe, von ihm von voruberein als falsch bezeichnete Bild hintereinander von drei verschiedenen Besitzern zuge­schickt wurde. Und ebenso ist Sammelwut geneigt, über die oft dunkle Herkunft eventueller Stücke hinweazu­sehen. Hierher gehören schließlich auch die Kunst­raubpolitiker im Kriege, selbst wenn ihnen ein sogen. Friedensvertrag. von dem Raub des Genter Altars einen Schein des Rechtes gibt.

Mertwürdig häusig sind übrigens gerade große Münzfälschungen, also dasselbe Delikt. das Frauendorffer begangen hat, gewesen. Einer der be­deutsamsten Münzsälscher war schon in der Renais­sance der Paduaner Cavino, der antike Stücke fälschte Da man früh begonnen hat, Münzen zu sammeln, ist das frühe Einsetzen der systematischen Fälschung er­übrigens waren gerade diese Fälscher oft Künstler hohen Grades, wie ja auch der Verfertiger der Tiara des Saitaphernes, der Odessaer Gold­schmied Rochumowski; hatte doch Rens Laliuge, also wirklich ein Meister der Goldschmiedekunst, beim Streit um die Tiara erklärt, seit Cellini tot sei, gebe es keinen