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Sonnabend, den 14. November

1857

Flamme empor! Flamme empor! Steige mit loderndem Scheine Auf den Gebirgen, du reine, Glühend empor, glühend empor!

Siehe, wir stehn Treu im geweiheten Kreise.

Dich zu des Vaterlands Preise Brennen zu sehn.

Heilige Gluth!

Rufe die Jugend zusammen, Daß bei den zischenden Flammen Wachse der Muth!

Zu Preußens Siegesfeiern.

Hier auf den Höh'n Leuchte, du flammendes Zeichen, Daß alle Feinde erbleichen, Wenn sie dich sehn!

Finstere Nacht Lag auf Borussias Gauen,

Da ließ Jehovuh sich schauen,

Der uns bewacht!

Licht, brich herein!

Sprach er, da sprühten die Flammen, Schlugen die Gluthen zusammen Ueber den Rhein!

Höre das Wort!

Lass uns in Leben und Sterben Stets nur ums Vaterland werben, Gott unser Hort!

Und er ist frei!

Blammen umbrausen die Höhen Die um den Herrlichen stehen; Jauchzt, er ist frei!

Stehet vereint!

Brüder und lasset mit Blitzen, Unste Gebirge beschützen Gegen den Feind!

Leuchtender Rhein!

Siehe, wir singenden Paare Schwören am Flammen=Altare: Preußen zu sein!

Politische Wochenschau.

Ds. Lefinden Sr. Majestät des Königs ist in schnell

Aetischlenender Besserung begriffen, überall hört man kleine Züge erzäh­den, welche dies bestätigen. Ihre Majestät die Königin trägt mit be­wundernswürdiger Stärke die Anstrengungen und geistigen Erregungen, welche besonders die früheren Stadien der Krankheit Ihres hohen Ge­mahls, in verringertem Maße aber auch noch das gegenwärtige mit sich bringen. In Charlottenburg ist schon seit Tagen Alles auf den Ein­zug des Königs in das dortige, still zwischem breitem Hof und baum­reichem Park gelegene Schloß eingerichtet, und es steht die Ueberfiede­lung von Saussoucl bei erster Gelegenheit, sobald ein besonders freund­licher Tag kommt, zu erwarten. Das Wetter der letzten Tage war hell und sonnig, wenn auch schon die Winterkälte anfängt, sich fühlbar zu machen. Mit ihr aber kommt jene klare, reine Luft, welche wohlthut, wie der frische Trunk aus dem Gebirgsquell, eine Luft, die auch dem schwachen Kranken erquickend sein muß. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen steht in der vollen Thätigkeit, welche die Stellver­tretung des Königs dem ethabenen Herrn auferlegt. Durch vie hell er­leuchteten Fenster des Eckzimmers seines unter den Linden gelegenen Palats können wir jeden Abend auf den Schreibtisch und auf die Stu­dirlampe blicken, vor welcher der Prinz die mühevolle Arbeit des Tages fortsetzt. So zudringlich und voreilig das Gerücht Andeutungen über bevorstehende Aenderungen der Politik und ihrer obersten Organe in den letzten Tagen vor Unterzeichnung der Cabinets=Ordre vom 23. Oktober und in den ersten Tagen der Stellvertretung herumtrug, so wenig be­

stätigt sich dasselbe. Der Prinz führt mit äußerster Zurückhaltung und mit einer milden und erhabenen Objectivität die Regierungsgeschäfte weiter, und soll sich den Ministern als ein eben so eifriger, wie freund­licher Herr zeigen.

Aus Potsdam wird unter dem 8. November geschrieben: So­wohl gestern als heute hat der König Spazierfahrten von einer halben Stunde gemacht. Beide Male in der mit 4 Schimmeln bespannten Equipage Ihrer Majestät der Königin und mit Allerhöchstderselben zu­sammen. Die Equipage fuhr vom Schloßbofe zwischen den Kolonnaden ab und die Pferde gingen in dem gewohnten starken Trabe, sowohl die Rampen hinunter, als hinauf, als während der ganzen Fahrt. Gestern besuchte Se. Majestät den Neuen Orangen=Palast, heute den Neubau bei Lindstedt. Die Rückkehr erfolgte durch den Park von Charlotten= hof. Se. Majestät hat sich auf beiden Fahrten sehr wohl befunden und lebhaftes Interesse bei Besichtigung der Neubauten ausgesprochen.

Am 5. November fand auf dem Schlachtselde von Roßzbach die Grundsteinlegung zu einem Denkmal statt, worüber man aus Wei­ßeufels der Neuen Preußischen Zeitung Folgendes schreibt:

Die Feier des Tages, an dem vor hundert Jahren Friedrich der Große den Sieg erfocht, den man nach dem Dorfe Roßbach nennt, war leider eine getrübte. Durch die Krankheit unseres geliebten Königs, den wir zur Grundsteinlegung des durch seine Freigebigkeit zu errichtenden Denk­mals in unserer Mitte zu begrüßen gehofft hatten. Dennoch haben wir ein ächt preußisches Fest gefeiert. Um 1 Uhr versammelten sich um das im Jahr 1813 errichtete Denkmal die Deputationen der Garnisonen von Weißenfels und Merseburg, die Schuljugend aus den benachbarten Dörfern, reich mit Kränzen und schwarzweißen Fahnen versehen, von ihren Lehrern und Geistlichen begleitet, die Schützengilde und die Vete­rauen aus Merseburg, die Zöglinge des Seminars zu Weißenfels, und eine große Anzahl der Bewohner von Weißenfels, Merseburg und den in der Nähe des Schlachtfeldes liegenden Ortschaften. Nachdem auch der Regierungspräsident von Wedell und der Kommandeur des 12. Hu­saren=Regiments, Oberst von Meyerinck, in zahlreicher Begleitung höhe­rer Beamten und Offiziere, die Deputation des Comite's der Roßbach­Stiftung, die Landräthe des Merseburger, Querfurter und Weißenfelser Kreises, die Deputationen der Magistrate zu Weißenfels und Merseburg, so wie viele Gutsbesitzer der Umgegend sich eingefunden hatten, sprach der Pastor Weilepp aus Groß=Kaina das Gebet, worauf Pastor Wiltzsch aus Reichardswerben die Erinnerungsrede hielt. Beides wurde einge­letiet durch die drei geistlichen Lieder, welche von den preußischen Trup­pen im Bivouac am Abend vor der Schlacht gesungen worden sind, und welche auch heute wieder unter Mitwirkung des Trompeter=Corps vom 12. Husaren=Regiment und des trefflichen Sänger=Chors vom Wei­ßenfelser Seminar erschallten. Hierauf setzte sich der Zug der Anwesen­den unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches nach dem unge­fähr 300 Schritt entfernten sogenannten zweiten Janushügel in Bewe­gung, auf welchem auf Befehl Sr. Majestät des Königs das Denkmal errichtet werden soll. Nachdem der Präsident von Wedell und der Oberst von Meierink, welche Allerböchsten Orts mit der Grundsteinlegung beauftragt waren, hier von dem Leiter des Baues, Kreisbaumeister de Rége, mit einer kurzen Anrede empfangen und ihnen Hammer und Kelle überreicht worden waren, hob der Präsident von Wedell in wenigen, aber begeisterten Wor­ten die Bedeutung dieser Grundsteinlegung hervor, und das Hoch, wel­ches seinem Wunsche, daß Gott unsern König, den Begründer dieses Denkmals, segnen und so kräftigen möge, daß er bald das Regiment wieder übernehmen und noch lange führen könne, aus vielen tausend