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für die Hadt Hchwerte, die Amter Mesthosen! Ergste. Einzige in Schwerte gedruckte Tageszeitung

Nr. 216

Schwerte(Ruhr), Freitag, 15. September 1939

71. Jahrgang

Welatsche=Errricnetten in Feurscher=Hans

Bisher 60000 Gefangene bei Radom- Ring um Warschau geschlossen- Edingen in deutscher

Was sagt Moskau?

Berlin, 15. September. Nachdem unsere Truppen vor wenigen Tagen das Erdölgebiet von Jaslo in Galizien besetzt haben, ist inzwischen auf dem stür­mischen Vormarsch nach Lemberg auch Drohobycz ge­nommen worden. Damit sind die wichtigsten Erdöl­felder Galiziens in unserer Hand. Nur das Gebiet von Stanislawow südöstlich vort Lemberg, auf das etwa 10 vH. der gesamtpolnischen Erdölförderung entfallen, wird von den Polen noch besetzt gehalten. Doch wird es wohl nur noch eine Frage von Tagen ein, bis auch Stanislawow von deutschen Truppen wrreicht und damit die gesamten polnischen Erdöl­lder in deutscher Hand sind.

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Berlin, 14. Sept. Das OKW. gibt bekannt: Die Operationen in Südpolen fanden nur mehr geringen Widerstand und gewan­nen rasch nach Osten Raum. Die Straße LublinLemberg wurde mit starken Kräften bei Rawa=Ruska und Tomaszow erreicht, die Weichsel nördlich Sandomierz an mehreren Stellen überschritten.

Als vorläufiges Ergebnis der Ver­nichtungsschlacht bei Radom sind 60000 Ge­fangene, darunter zahlreiche Gene­rale, 143 Geschütze und 38 Panzerwagen ein­gebracht. Der umfassende Angriff gegen die um Kutno umstellten polnischen Divisionen schrei­tet vorwärts.

Der Ring um die polnische Hauptstadt wurde gestern auch im Osten geschlossen. Ostwärts Modlin über den Narew vorgehend nähern sich unsere Truppen auch vom Nord­westen der Stadt. Die über die Straße War­schauSiedlee vorgedrungenen deutschen Kräfte haben mit Teilen nach Südwesten und Westen eingedreht. Die 18. polnische Division, dar­unter der Divisionsstab, streckte gestern nörd­lich Ostrow=Wazowieka die Waffen. 6000 Ge­fangene und 30 Geschütze wurden eingebracht.

Die auf Brest=Litowsk angesetzten Kräfte nähern sich schnell der Stadt. Als letzte der polnischen Grenzbefestigungen wurde Oso­wiee gestern durch ostpreußische Truppen

benommen..., M.tt. f.gn Stiff b. a. f.

Trotz ungünstiger Wetterlage griff die Luft­waffe mit Erfolg den Ostrand von War­schau und rückwärtige polnische Verbindungs­straßen an. Zwei feindliche Flugzeuge wurden

abgeschossen... Lm iiichen Spachräg.

Im Westen sind in dem zwischen Saarbrücken und Hornbach weit vor dem Westwall nach Frankreich vorspringenden deutschen Gebiets­teil stärkere französische Kräfte als bisher gegen unsere Gefechtsvorposten vorgegangen. In Minenfeldern und in unserem Abwehrfeuer blieben sie liegen.

Gdingen in deutscher Hand

Berlin, 14. Sept. Deutsche Truppen sind Donnerstag 10.15 Uhr in Gdingen ein­gerückt. Der polnische Kommandant hat die Stadt übergeben. Nördlich von Gdingen wird noch gekämpft.

Riesenbrände in Warschau

Riga, 14. Sept. Auch die lettischen Blätter melden aus Warschau, daß durch den Bau von Barrikaden, die jetzt alle Hauptstraßen von Warschau sprengen, die Tätigkeit der War­schauer Feuerwehr beim Löschen von Bränden lahmgelegt worden ist, denn die Feuerwehr­kraftwagen seien nicht in der Lage, die Brand­stätten zu erreichen. Dadurch seien in einer Reihe von Warschauer Stadtteilen Riesen­brände entstanden, die nicht gelöscht werden konnten.

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Amsterdam, 14. Sept. Wie aus Warschau berichtet wird, versagt in der polnischen Haupt­stadt die Nahrungsmittelversorgung völlig. Die Not ist so groß, daß die Bevölkerung sich be­reits von Hunde= und Katzenfleisch nährt. Zwischen 19 Uhr und 4 Uhr morgens ist das Betreten der Straße verboten. Der Bürgermeister hat durch Verordnung bestimmt, daß täglich nicht mehr als ein Gericht ge­kocht werden darf. Gleichzeitig wurde die Zi­

vilbevölkerung aufgefordert, sich zum Militär­dienst freiwillig zu melden.

Eine andere Verordnung des Warschauer Bürgermeisters, die den völligen Zer­fall der inneren Ordnung in Polen zeigt, weist die Eltern an, in die Kleider der Kinder an sichtbarer Stelle deren Namen und Adresse einzunähen. Es komme nämlich, so sagt der Bürgermeister, vor, daß unter den vielen Tau­senden von obdachlos umherirrenden Kindern niemand Name und Adresse wisse.

Aufruhr in Nordostpolen!

Belgische Berichte über Aufstände im Raume Grodno=Wolkowysk=Bialystok

Brüssel, 14. Sept. Pays Reel gibt In­formationen= von verschiedenen zuverlässigen Quellen wieder, wonach seit mehreren Tagen in einem Teil Polens, der durch das Dreieck Grodno=Wolkowysk=Bialystok begrenzt werde, Aufstände ausgebrochen seien. Man dürfe nicht vergessen, daß durch den Versailler Vertrag rund sieben Millionen Russen und orthodoxe Ukrainer an Polen gefallen seien, die sich jetzt von der polnischen Herrschaft befreien wollten. Eine Revolution dieser Völker, die von den Polen schwer verfolgt worden seien, sei von unterrichteten Beobachtern in Polen schon lange vorausgesehen worden.

sowietrussische Grenze

Vier polnische Vomber durch Sowjetjäger zum Landen gezwuugen

Moskau, 14. Sept. Die Telegraphenagentur der Sowjetunion teilt mit:

In den letzten Tagen häuften sich die Fälle von Verletzungen der sowjetrussischen Grenze durch polnische Militärflug­zeuge. Die Grenzverletzer versuchten sogar, in das innere sowjetrussische Gebiet ein­zudringen. Am Dienstag verletzten polnische Militärflugzeuge die sowjetrussische Grenze in den Distrikten von Chepetovka(Ukraine) und Jikovitchi(Weißrußland). Sowjetrussische Jagdflugzeuge zwangen die polnischen Flug­zeuge zur Rückkehr auf polnisches Gebiet.

Indessen werden noch weitere Grenzver­letzungen gemeldet. So stießen am Mittwoch mehrere polnische Bombenflugzeuge in den Distrikten Krivine und Yampol(Ukraine) auf sowjetrussisches Gebiet vor. Eine zwei­motorige polnische Maschine wurde von sowjet­I russischen Jagdflugzeugen gestellt und zur Lan­

dung auf sowjetrussischem Gebiet gezwungen. Die dreiköpfige Besatzung wurde festgenommen.

Am selben Tage verletzten drei polnische Bombenflugzeuge die sowjetrussische Grenze in dem Distrikt Mozyr in Weißr ißland. Auch in diesem Falle wurde die Landung der Grenz­verletzer durch sowjetrussische Jagdmaschinen erzwungen und die drei Besatzungen insge­samt zwölf Mann festgenommen.

Sämtliche Moskauer Blätter bringen die amtliche Erklärung über die in letzter Zeit mehrfach erfolgte Verletzung der Sowjetgrenze durch volnische Flieger. Dabei wird als er­erschwerender Umstand hervorgehoben, daß die Polen wiederholt versucht hätten, weit in das Gebiet der Sowjets vorzudringen.

Wie von amtlicher Seite zu diesen Grenz­verletzungen der Polen verlautet, legt man in Moskau diesen Zwischenfällen eine ernste Be­deutung bei.

Ducchbrachererfache erechen Zusummten

Eine unheimliche Nacht, durch die wir fahren. Vor dem Wegekreuz werden wir durch Posten aufgehalten. Am nächtlichen Horizont hellt ro­ter Feuerschein das Dunkel auf. Unser Weg führt uns aber rechts ab nach Osten.

Bleich schimmern die Birkenstämme durch die Nacht. Dunkel und düster ducken sich die nied­rigen Häuser der Dörfer in den Schatten des Waldes. Ab und zu blinzelt im Schein unserer abgeblendeten Lichter ein Fensterauge auf. In dieser Gegend treiben Mordschützen ihr heim­tückisches Handwerk. und es ist ratsam, Gewehre und Pistolen schußbereit zu halten..

Die Straße ist fast leer; nur hin und wieder knattert ein Kraftrad eiligst vorbei, und erst in J. selbst stoßen wir auf größere Ko­lonnen, die ihre Wagen auf dem Markt zu­sammengefahren haben. Tiefes Schweigen liegt über dem Platz. Es liegt ein dumpfer Druck über den niedrigen Dächern, es liegt etwas in der Luft. Wir marschieren zum jenseitigen Ortsausgang, der der Front zugewendet ist. Wir kennen die Lage. Hier vor uns ist der Pole in einem großen Ring eingekesselt. Er hat un­sere Linien abgetastet und glaubt nun, aus­gerechnet hier eine weiche Stelle entdeckt zu ha­den. 48 2

Kaum haben wir uns auf das Strohlager ge­

streckt, da scheucht uns Alarm den Schlaf von den Lidern. Die Gewehre in der Hand, bezie­ben wir Stellung und spähen mit windheißen Augen in die dunkle Nacht. Dort vorn steht unsere Infanterie in hartem Kampf. Die Ar­

tillerien beider Seiten lassen ein Schlach­tengewitter über das Land tosen, und im­mer wieder lodert neuer Flammenschein durch das Dunkel. Endlich graut der Morgen, die kühle Stunde vor Sonnenaufgang macht uns frisch. Erste Flieger von hüben und drüben pa­trouillieren durch den Dunst der Frühe, und schon sind die Schrapnellwolken unserer Flak zu

Der Tag ist erwacht, und die Lage klärt sich. Dort vorn liegt unsere Infanterie und hat den Angriff der Polen aufgefangen. Es scheint, als hätte hier der Gegner eine Hauptmasse seiner Artillerie massiert, um in verzweifeltem An­griff die Waffenehre zu retten. Heute kommen Reserven heran. Auf nassen. Gäulen und mit verschwitzten Gesichtern, über und über staub­bedeckt trabt ein Reiterzug der Infanterie,vor­aus. Eiligst klappern die Hufe über das Pfla­ster. Scharfe Reiteraugen spähen das Gelände ab. Wo steht der Feind? Inzwischen kommt die Infanterie herau. Die Maschinengewehre sind schon frei gemacht. In Reihen ziehen die Feldarauen durch die Stadt. An einer Stra­ßenecke springt aus einem Hause ein Zivilist mit einer Pistole in der Hand heraus. Ein Schuß fällt von der anderen Seite und der

er schieben sich die Reihen der In­

fanterie in die Landschaft hinein. Der Gegner läßt einen Wirbel von Einschlägen niedergehen. Ein Volltreifer chlganz, Ptapi urnd Erde porize heu. Eine Fontäne aus Stahl und Erde spritzt

auf. und zwei unserer Kameraden bleiben lie­gen. Ihnen ist nicht mehr zu helfen.

Noch immer drückt der Pole auf unsere Hier will er um jeden Preis durchbrechen. Aber die Reserven haben bereits in den Kampf ein­gegriffen. Sie setzen der Angriffswelle einen festen, unübersteigbaren Damm entgegen. Und im Krachen der Abschüsse, im Bersten der Ein­schläge senkt sich der Abend auf die umkämpfte

Bald ist der neue Tag angebrochen. Unsere Front hat sich immer mehr verstärkt. Neue Batterien sind vorgefahren, Infanteriekolonnen wälzen sich nach vorn. Im Walde herrscht leb­haftes Treiben. Feindwärts sind schwere Lang­rohrgeschütze aufgebaut, die ihre eisernen Grüße binübersenden. Nachdem der Pole, zum Stillstand gekommen ist, gehen die Deutschen zum Gegenangriff über. Immer enger schnürt sich der Ring um die Eingeschlossenen, immer dichter wachsen die Angreifer zusammen. Der Pole wehrt sich er verschießt seine letzte Ar­tilleriemunition, er greift sogar zu Gasgra­naten, aber all dies wird ihm nichts nützen. Er hat sich hartnäckig gezeigt, das erkennen wir an, aber er hat sein Ziel nicht erreichen können. Wo Deutschlands Infanterie steht, wo unsere Batterien Schuß auf Schuß aus den heißen Rohren jagen, da gibt es kein Zurückweichen.

In eiserner Klammer halten wir den Geg­ner umfaßt, entweder ergibt er sich oder es wird von diesen polnischen Truppenteilen bald kein Rest mehr übrigbleiben.

Dr. E. Die sowjetrussische Telegraphenagen­turTaß legt den wiederholten Grenzver­letzungen durch polnische Militärflugzeuge sehr ernste Bedeutung bei. Bis zur Stunde dauern die Einberufungen in den SSSR an und Trans­portzug auf Transportzug rollt an die russische Westgrenze. In diesem Zusammenhang eröffnet nun ein Leitartikel derPrawda, des offiziellen Organs des Moskauer Komitees der kommuni­stischen Partei, einen Einblick in die amtliche russische Auffassung und Stellungnahme zum Problem Polen. Der Leitartikler derPrawda forscht nach den Ursachen des militärischen Ver­sagens der Polen und findet die Erklärung in der Behandlung der Minderheiten durch den nun schon beinahe liquidierten polnischen Staat. Ein Gebilde wie Polen, das in seine Grenzen 40 Prozent fremden Volkstums einschließe, habe gerade das stärkste Gewicht auf eine Gleichberech­tigung und gleichmäßige Behandlung dieser fremden Volkstumsgruppen legen müssen. Statt dessen aber habe man versucht, diese Gruppen gewaltsam zu polonisieren und die Widerstreben­den dann brutal unterdrückt. Man habe sie wirt­schaftlich ausgebeutet, industriell entrechtet und in keinem Augenblick daran gedacht, daß man einNationalitätenstaat" war. Acht Millionen Ukrainer und drei Millionen Weißrussen lebten allein in Polen, und Westukraine wie Weißruß­land seien eben die Objekte grausamster Aus­beutung durch die polnischen Großagrarier ge­wesen, die diese Gebiete gewissermaßen als Ko­lonie betrachtet und behandelt hätten. Aus solchen Unterdrückten habe nun Polen seine Armee formieren müssen und dürfte sich heute nicht wundern, wenn solche Soldaten unzuver­lässig seien.

Das Interesse Sowjetrußlands an den im Weltkrieg verloren gegangenen Gebieten Weiß­rußlands und der Ukraine war noch nie erlo­schen und befindet sich augenblicklich also in einem Stadium allergrößter Aktualität. Die Mobilisierung der Jahrgänge und die Truppen­massierung an der russisch=polnischen Grenze sprechen in diesem Zusammenhang eine deut­liche Sprache. Es zeichnet sich bereits am Hori­zont ein neues befriedetes Europa ab, in dem die unmöglichen Grenzen, die eine Haßpolitik wider die Natur gezogen hat, ausgelöscht sein werden.

Englands Wirtschaftssorgen

Ostdt. Morgenpost": Man vernimmt aus London: Banken und Börsen geschlossen, nur geringe Weizenvorräte, kaum Ansätze zur syn­thetischen Treibstoffversorgung(jetzt rächt sich das Lächerlichmachen der deutschen Austauschstoffe, indem man sie alsErsatzstoffe hinzustellen suchte!), Rohstoffe nur für sechs bis acht Wochen (1), Zwang zur Wollabnahme aus Australien, nur damit Australien an der Empire=Strippe bleibt, Rückgang der Produktion lebenswichtiger Güter wie Gerste, Hafer, Futterrüben, Bohnen usw., nicht genügend Rinder, Schweine und Hühner usw. usw. Wie gesagt: Das sind Mel­dungen aus London, die zwar nicht so auf ein­mal herausgeregnet haben wie hier, die den Engländern tropfenweise in der englischen Presse vorgesetzt wurden, damit es nicht so schlimm aussieht. Wir zählen nur Tatsachen auf. Diese allerdings genügen uns. Wir ver­merken sie als Nachrichten aus London...

DieReserven" des Empire

DAZ.: Da der europäische Rübenzucker England in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen wird, muß der gesamte Ernährungsbedarf den Blockadekreis der deutschen Seemacht pas­sieren. Diese Tatsache erklärt auch die Beschlag­nahme aller Vorräte, wobei es nicht einmal sicher ist, daß sich daraus für die englische Ge­samtversorgung eine nennenswerte Bereiche­rung ergibt; denn es ist schon vor langer Zeit darüber geklagt worden, daß das Interesse des freien Handels an einer Lagerhaltung in glei­chem Maße nachlasse, in dem die Regierung sich

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