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Tageblatt für die Htadt Hehwerte, die Amter Westhosen Ergste. Einzige in Schwerte gedruckte
Nr. 266
Schwerte(Ruhr), Freitag, 12. November 1937
70. Jahrgang
Der innenponiiche Anschtrung in Bechiten
Eie Wenere Rieverlage des Kommansmas
Parteiwirtschaft in Brasilien beseitigt
Ein starkes Regime, gestützt auf Volk, Heer und Marine— Präsident Vargas über die neue Verfassung
Rio de Janeiro, 11. Nov. Bundespräsident Vargas sprach am Mittwochabend im Rundfunk zur Nation. Er sagte u. a., die Parteiwirtschaft, die revolutionären Strömungen und der Klassenkampf hätten das Land an den Rand des Bürgerkrieges gebracht.
Deshalb sei auch der Ausnahmezustand vor einiger Zeit verhängt worden. Jetzt aber sei die Schaffung eines starken Regimes notwendig geworden, das Frieden, Gerechtigkeit und Arbeit verbürge. Die neue Verfassung halte die demokratische Form zwar aufrecht, stütze sich aber auf die Bewegungen lebendiger unparteilicher Kräfte, wie Volk, Heer und Marine.
Der Präsident zeigte weiter die Richtlinien für die Aufbauarbeit auf und kündigte eine neue Kaffeepolitik und vor allem die Einstellung des auswärtigen Schuldendienstes bis zur Besserung der Wirtschafts= und Währungslage an. Weiter sei der Ausbau des Eisenbahn= und Transportwesens, die Schaffung sowie eine bessere Ausrüstung der Wehrmacht zur Sicherung der Unabhängigkeit des Landes vorgesehen. Vargas schloß mit der Versicherung, daß Brasilien mit allen übrigen Mächten zur Erhaltung des Friedens beitragen werde.
Die neue Verfassung
Der Staatsanzeiger veröffentlicht am Mittwochabend die neue Verfassung, die aus 178 Artikeln besteht. Einleitend heißt es: Brasilien ist eine Republik in Form von Bundesstaaten. Die Legislative liegt bei dem Nationalparlament in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Wirtschaftsrat und dem Bundespräsidenten. Die Legislaturperiode dauert vier Jahre. Das Nationalparlament besteht aus zwei Häusern, der Abgeordnetenkammer und dem Bundesrat. Die Kammerabgeordneten werden indirekt von Gemeindewähler=Kollegien gewählt, und zwar für den Staat nicht mehr als zehn und nicht weniger als drei Abgeordnete. Der Bundesrat besteht aus den Vertretern der Staaten und zehn vom Bundespräsidenten bestimmten Persönlichkeiten. Die Mandatsdauer beträgt sechs Jahre. Dem Bundesrat obliegt vornehmlich die Erörterung und Verabschiedung internationaler Abkommen, von Handelsverträgen usw. Der Nationale Wirt
schaftsrat unter der Leitung des Staatsministers soll vor allem die Nationalwirtschaft korporativ organisieren.
Der Bundespräsident leitet die Innen- und Außenpolitik und ist in letzter Instanz entscheidend für die Gesetzgebung und Verwaltung. Ihm steht das Recht der Auflösung des Parlaments und Intervention in den Bundesstaaten zu.„
Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre. Er wird durch ein Wahlkollegium, bestehend aus Beauftragten der Gemeinden, des Nationalen Wirtschaftsrates und des Parlaments gewählt.
Die Verfassung sieht weiter den beschleunigten organisatorischen Aufbau der Wirtschaft vor, soweit Konzessionen für die Ausbeutung der einheimischen Bodenreichtümer nur Brasilianern erteilt werden sollen.
Die Verfassung, die mit dem heutigen Tage in Kraft tritt, wird einem Volksentscheid unterbreitet werden. Die Parlamentswahlen werden nach dem Volksentscheid vom Bundespräsidenten ausgeschrieben. Das Mandat des jetzigen Bundespräsidenten bleibt bis zum Volksentscheid bestehen.
Geschlossenheit des neuen Regiwes
Fast alle brasilianischen Gouverneure hinter " der Regierung
Paris, 11. Nov. Havas meldet aus Buenos Aires, daß nur die Gouverneure von Bahia und Pernämbuco zurückgetreten sind, während die Gouverneure der meisten anderen Staaten Brasiliens ihre Zustimmung zu dem neuen Regime gegeben haben.
„Ein kotalitärer Giagt mehr in der
Rec
Die Pariser Presse zu den Vorgängen in Brasilien
Paris, 11. Nov. Die Frühblätter vom Donnerstag veröffentlichen in mehr oder weniger sensationeller Aufmachung die bisher vorliegenden Agenturmeldungen über die jüngste Entwicklung in Brasilien. Die„Epoque“ hebt hervor, daß Präsident Vargas die Macht übernommen und eine neue Verfassung ähnlich derjenigen Portugals verkündet habe. Das Blatt bemerkt, daß dieses Ereignis kurz auf die Bildung des neuen Dreibundes folge. Die Welt zähle jetzt einen totalitären Staat mehr.
Die„Republique“ betont, Brasilien werde ein korporativer Staat. Dies sei eine äußerst bedeutungsvolle Meldung. Die Amtszeit
Originelle Werbung für das W65W.
(Weltbild— M.)
Auf dem Marktplatz von Annaberg im Erzgebirge wirbt ein Lichterkranz in Gestalt eines von riesiWeihnachtstellers um das bekannte Barbara=Uttmann=Denkmal für das einer Seite ist eine Sammelbüchse angebracht. Jedesmal, wenn eine Münze eingeworfen
wied, leuchten die Kerzen auf und mahnen die verübergehenden Volksgenossen, ihre Pflicht zu tun.
des augenblicklichen Präsidenten laufe demnächst ab und könne nach der Verfassung nicht erneuert werden.
Das Blatt erinnert, daß Präsident Bargas die Macht unter sehr verwirrten Umständen übernommen habe und gegen eine sehr gutorganisierte kommunistische Agitation kämpfen mußte. Das bevorstehende Ende seiner Amtszeit habe den Kommunisten neue Hoffnung gegeben, die bereits anfingen, sich wie
der zu rühren. Daher müsse man die Ereignisse in Brasilien unter diesem Gesichtswinkel betrachten.
Der Eindruck in Washington
Washington, 11. Nov. Nach hier vorliegenden Meldungen verhalten sich die amtlichen Kreise gegenüber den Ereignissen in Brasilien vorläufig sehr zurückhaltend. Man erklärt, daß die von der amerikanischen Botschaft in Rio de Janeiro eingegangenen Berichte bisher so lückenhaft seien, daß man die Lage in Brasilien noch nicht beurteilen, geschweige denn zu ihr Stellung nehmen könne.
Dagegen glaubt die„Newyork Times“ berichten zu können, daß man in Washingtoner Kreisen starke Befürchtungen wegen eines Uebergreifens der faschistischen Bewegung auf andere Länder Lateinamerikas hege. Zahlreiche Beobachter der amerikanischen Politik befürchten ferner, daß die Errichtung eines autoritären Regimes in Brasilien das von Staatssekretär Hull auf der Konferenz von Buenos Aires errichtete Gebäude ernsthaft gefährden könnte. Auch sieht man in einer ideologischen Annäherung Brasiliens an Italien eine Gefahr für die Zukunft des panamerikanischen Gedankens.
Beamte des Staatsdepartements in Washington erklärten, daß der Vorschlag Hulls, sechs amerikanische Zerstörer an Brasilien zu verpachten, durch die Ereignisse nicht berührt werde.
Kampf gegen den Kommunismus
870 Verhaftete
Rio de Janeiro, 11. Nov. Der innenpolitische Umschwung in Brasilien hat nirgends zu politischen Zwischenfällen oder Ruhestörungen geführt. Der Kampf, den die brasilianische Regierung dem Kommunismus angesagt hat, wird planmäßig weitergeführt. Bisher sind 870 Personen verhaftet worden, die direkt oder indirekt mit Moskau in Verbindung standen.
Die jetzt verkündete Verfassung führt übrigens, wie noch nachzutragen ist, die Todes= strafe für bestimmte Verbrechen, wie Umsturz, Landesverrat und Mord wieder ein.
Delbos' Pläue
Die Ankündigung der Jahresendreise des französischen Außenministers Delbos nach Warschau, Prag, Bukarest und Belgrad hat ein lebhaftes Rätselraten über die Absichten des Quai d'Orsay ausgelöst, um so mehr, als inzwischen bekannt geworden ist, daß der Außenminister im Februar nach Athen und Ankara fahren will und wahrscheinlich im März eine neue Reihe von Besuchen in anderen Ländern machen dürfte.
" Das Rätselraten wird von einem Teil der französischen Presse bereits zu einer zweifellos vom Quai d'Orsay inspirierten Stimmungsmache ausgenutzt, so daß bei der Betrachtung der französischen Bestrebungen eine gewisse Vorsicht am Platze ist, immerhin läßt sich bis jetzt schon eine Reihe von Tatsachen erkennen, die den Reiseplänen zugrunde liegen.
Entscheidend für den Quai d'Orsay dürfte die Entwicklung der zurückliegenden 12 Monate sein. Nicht nur im Verhalten gegenüber dem italienischen Feldzug in Abessinien hat man Fehler gemacht, auch die Einstellung zur spanischen Auseinandersetzung offenbart sich immer mehr als eine Verlustrechnung, und in Brüssel scheint die französische Außenpolitik nicht minder froh zu sein, wenn dieses Zwischenspiel vorüber ist.
Auf der anderen Seite hat sich nämlich eine positive Entwicklung gezeigt, die ez. B. das Antikominterabkommen und der deutsch=polnische Minderheitenausgleich— dem Quai d'Orsay nicht sympathisch zu sein scheint.
Wenn Delbos noch vor kurzem ankündigte, daß Frankreich sich in Kürze„aufraffen“ werde, so scheint jetzt das Reiseprogramm den Fingerzeig zu geben, wie man sich in offiziellen Pariser Kreisen dieses Aufraffen vorstellt. Es wird davon gesprochen, daß Delbos eine Klärung der Sicherheitsverpflichtungen suche, das Verhältnis Polens zur Kleinen Entente in seinem Interesse gestalten möchte und auf den Balkanbund stärkeren Einfluß gewinnen will, und schließlich daran denkt, den Plan eines Mittelmeer=Locarno wieder aufzugreifen.
Dem weiteren Vernehmen nach setzt der Quai d’Orsay seine Hoffnung auf die kommende innenpolitische Entwicklung in einigen der Länder, die Delbos aufsuchen wird. Man denkt dabei an die innere Spannung in Polen, die noch keine endgültige Klärung erfahren hat, an die Regierungskrise in der Türkei. an die Kabinettsänderung in Bukarest und an die Opposition gewisser Kreise in Belgrad gegen Stojadinowitsch.
Daß die französische Außenpolitik in ihre Rechnung die innenpolitische Lage der anderen Länder so stark einbezieht spricht für die„Loyalität“ der französischen Absichten. Es ist in den letzten Tagen das Wort gefallen, daß Delbos auf dem besten. Wege sei, dort anzuknüpfen, wo Barthou aufgehört habe, also in die Fußtapfen Barthous zu treten. Eine solche Haltung der französischen Außenpolitik würde die Vermutung bestätigen, daß man sich in Paris noch nicht von den alten gefährlichen diplomatischen Methoden getrennt hat, die niemals einer Befriedung den Weg ebnen, vielmehr neue Konfliktskeime schaffen und deshalb in der letzten Tendenz nicht konstruktiv sondern destruktiv sind. Denn wenn auch der Einfluß Moskaus nicht im Vordergrunde zu erkennen ist, so scheint er doch nach wie vor hinter den Kulissen in alter Beharrlichkeit zu bestehen, obwohl Delbos mit Rücksicht auf England Moskau vom Reiseprogramm gestrichen hat.
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Pilot Dr. Wurster erzielte 610,21 Stundenkilometer Anerkennungstelegramm Hermann Görings
Berlin, 11. Nov. Die deutsche Luftfahrt hat am 11. November 1937 einen stolzen Erfolg errungen. Es ist Deutschland zum ersten Male möglich gewesen, den internationalen Geschwindigkeitsrekord für Landflugzeuge in seine Hand zu bringen. Der Rekord ist nach den internationalen Abmachungen über eine gerade Strecke bei Augsburg von dem Chefpiloten der Bayerischen Flugzeugwerke, Dr., Ing. Wurster, mit einem Messerschmitt=Flugzeug vor der Kommission der Federation Aeronautique Internationale(FAs.) geflogen worden.
Den bisherigen internationalen Rekord für Landflugzeuge hatte der Amerikaner Hughes auf„Ju=Spezial“ mit 567,115 Stundenkilometer. Die Leistung des Chefpiloten Wurster ist um so höher zu werten, als der Flug nach den internationalen Bestimmungen in einer Höhe von nicht
über 50 Meter geflogen werden mußte. Der Erfolg kann die deutsche Luftfahrtindustrie mit um so größerem Stolz erfüllen, als Deutschland hinsichtlich der Höchstgeschwindigkeit noch ziemlich weit hinter Frankreich, Italien und den Vereinigten Staaten zurückstand. Er war nur möglich durch die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den Bayerischen Flugzeugwerken, der Firma Daimler=Benz, die den Motor— DB. 600— lieferte, und der Heddernheimer Kupfer=Werke Frankfurt a. M., die die Verstell=Luftschraube geliefert hat. Die Kommission hat den Rekord bereits der FAs. gemeldet. Wurster ist einer der erfolgreichsten deutschen Einflieger. Er hat auch längere Zeit an der Erprobungsstelle der Luft hansa in Travemünde gearbeitet.
Der absolute Weltrekord wird dem Italiener Agello mit einem Wassen flugzeug gehelten, und zwar mit ein