Witten
Montag, den 6. Februar 1933.
Deutsche Jugendherbergen, Ortsgruppe Witten. Rektor Reckert, als Vorsitzender der Ortsgruppe, eröffnete die in der Jugendherberge tagende Jahreshauptversammlung. Aus dem Jahresberichte für 1932 ist zu ersehen, daß auch im vergangenen Jahre die Ortsgruppe sich sehr gut entwickelt hat. Bis zum Jahresschluß hatte Herr Reckert 648 Ausweise ausstellen können gegen 516 im Jahre 1932. Die Ortsgruppe zählte 257 ordentliche, 62 körperschaftliche Mitglieder, 6 Ehefrauen als Einzelmitglieder. Bleibenausweise von in der Ausbildung begriffener Personen sind 12 nachgewiesen, 208 Ausweise für Jugendliche, 103 Führerausweise konnten ausgestellt werden. Diese erfreuliche Zunahme gegenüber 1931 wirkte sich aber nicht so erfreulich auf die Kassenverhältnisse aus, denn die Zahl der Erwerbslosen ist groß und diese bringen der OG. keinen Ueberschuß. Der erhobene Jahresbetrag von 2 Mark(statt 3,60 Mark für die andern Mitglieder) mußte restlos als Gaubeitrag an den Gau abgeführt werden. Die Kassenverhältnisse wurden eingehend vorgetragen. Die Rechnung ist von den Kassenrevisoren geprüft. So konnte, da die Kasse in tadelloser Ordnung war, dem Kassenführer Rektor Reckert einstimmig Entlastung erteilt werden. Der Besuch der Herberge hat ebenfalls etwas zugenommen. Die Uebernachtungen stiegen von 5119 im Jahre 1931 auf 5392 im Jahre 1932. In diesen Uebernachtungen sind 496 Personen mitgezählt, die zum Freiwilligen Arbeitsdienst gehören. Auch die Jugendherberge hat es gemerkt, daß die Freilichtbühne auf dem Hohenstein nicht mehr spielt. Damals wurde die Herberge ganz besonders stark von den Schulen in Anspruch genommen. 485 Schüler, 535 Schülerinnen übernachteten 1932 in der Herberge gegen 1296 Schüler und 689 Schülerinnen im Jahre 1931. Immerhin zeigt das Gesamtbild eine stetige Fortentwicklung, denn die Zahl der Uebernachtungen anderer Jugendlicher hat stark zugenommen. Auch Ausländer kehrten in unserer schönen Herberge ein. Es waren Holländer, und zwar 26 Schüler, 25 Schülerinnen, 10 männliche, 5 weibliche über 20 Jahre. Aus dem Vorstand schieden aus der 1. Vorsitzende Rektor Reckert, der Beisitzer Kemmer. Beide wurden einstimmig durch Zuruf wiedergewählt. Die Beiträge für Erwerbslose, die bisher jährlich 2 Mark betrugen, konnten, da der Gaubeitrag auf 1,60 Mark ermäßigt war, ebenfalls auf diesen Betrag herabgesetzt werden. Die Erwerbslosen haben aber keinen Anspruch auf die Zeitschrift des Verbandes„Die Jugendherberge". Die Kassenprüfer Martha Gillmann. Rüding= hauser Straße 26, und Adolf Schwarz, Scharnhorststraße 25. wurden einstimmig wiedergewählt. Der Werbetag wird noch bestimmt werden.
Die Sprechstunde der Säuglings= und Kleinkinderfürsorge in Bommern findet am Dienstag, dem 7. Februar. nachmittags von 4—5 Uhr im Klassenraum der Kapellenschule statt.
Stadtverband Witten. Mittwoch, den 8. Februar, abends 6 Uhr: Erweiterte Vorstandssitzung im Geschäftszimmer der „Volkswacht". Vollzähliges und pünktliches Erscheinen unbedingt nötig.
op=Voseiam
Harzburg in Bochum
Eine nationale Parade der Hindenburggegner von gestern
In Bochum fanden sich am Sonntag die Hausen der Harzburgfrontler zu einer„großen nationalen Kundgebung" zusammen. Der braune Teil nahm Aufstellung auf dem KaiserFriedrich=Platz, während die Schwarzweißroten(Deutschnationaler Kampfring, DRBP. und Stahlhelm) in den Straßen um das Stadttheater aufmarschierten. Alsdann zog man zunächst einzeln und später zusammen im Demonstrationszuge zum Stadtgarten, wo am hellerleuchteten Bismarckturm die Kundgebung stieg. Mächtig flammte hier der Harzburger Geist auf. Das Ganze unter eine große Käseglocke vereinigt, hätte wahrlich keine besonders schmackhafte Mischung abgegeben.
Für die simplen Mitläufer und Zuschauer schien das Harzburger Gemisch zu einem Brei ineinandergeflossen, dem kritischen Beobachter jedoch entging keineswegs die innere Zwiegespaltenheit der Szenerie. Eine Gruppe suchte die andere an äußeren Pomp und Fortschritt noch zu überbieten, was auch bei den Reden, die gehalten wurden, zum Ausdruck kam. Das nationale Kraftmeiertum feierte wahre Triumphe! Was den Mitläufern da an„geistiger Erneuerung“ geboten wurde, hat man aber entweder schon auf der Grammophonplatte gehört, oder in der Nazi= und Hugenberg=Presse gelesen.
Natürlich mußte wieder das„Novemberverbrechen“ herhalten und dem bösen„Marxismus“ wurde mehr als einmal die„Vernichtung“ gepredigt. Mit neugierigen Augen, und „pochenden Herzens“ hörte es der nationale Troß. Im Kampf gegen den„inneren Feind", das ist der andersdenkende deutsche Volksgenosse, sind die Hunderttausende sozialistischen Frontkämpfer des Weltkrieges, schwor man sich„unverbrüchige Treue“ zu für alle Zukunft. In den Pausen übertönte ein ohrenbetäubender Lärm schlecht eingeübter Blechmusik den sonstigen Rummel. Das Deutschlandlied Hoffmann von Fallersleben stieg ebenfalls, aber in ganz anderem Sinne, als es der vom Preußischen König verbannte Dichter auf Helgoland einst gesungen hat.
Um wieviel herrlicher hätte es geklungen, wenn der nationale Chorus jenes Lied gesungen hätte, das kürzlich in der Nazipresse zu lesen war, dessen Inhalt von Papen und seinem Anhang als von„alten Vogelscheuchen“ Bezug nahm. Diese„Vogelscheuchen" im trauten Verein mit den Nazis— daran erkennt jeder normale Mensch die Widersprüche und Denkfehler in der„nationalen Erhebung“.
Im Haß gegen die sozialistische Arbeiterbewegung und die Weimarer Verfassung zusammengeführt, innerlich einander beargwöhnt und bespöttelt, so produzierte sich der„nationale Aufbruch“ in Bochum. Es waren dieselben Kreise und es war der gleiche Geist, der sich am 13. März und 10. April 1932 bei der Reichspräsidenten
wahl gegen Hindenburg kundtat!
Die Namen all der„nationalen“ Führer und Verbände, die diesem Aufzug seine besondere Prägung verliehen, findet man wieder in den Aufrufen zur Reichspräsidentenwahl gegen Hindenburg. Und es ist bezeichnend für eine gewisse Presse, die in widerlicher Anbiederung den nationalen Schmuß wie Weihrauch vor der Oeffentlichkeit ausbreitet. Vergessen sind die gemeinen Untaten der nationalsozialistischen Horden, die sogar nicht davor zurückschreckten, im Oktober v. I. dem infolge schwerer innerer Gewissenskonflikte von der RSDAP. zum Deutschnationalen Kampfring übergetretenen Scharführer
Pamp, abends in der Dunkelheit aufzulauern und ihm das braune Mordmesser in den Körper zu stoßen, mit den Worten: „Du Vaterlandsverräter, deutschnationaler Lump,„eines Tages stirbst du noch!“ Vergessen sind ferner die Saalschlachten zwischen Nazis und Stahlhelmern bei der letzten Reichstagswahl. Vergessen sind auch die Beschimpfungen und höhnischen Traktierungen eines gewissen Naziredners im Evangelischen Vereinshaus den„falschen Freunden von rechts" gegenüber.
Der„nationale“ Geist hat im Harzburger Käse seine Wiedergeburt gefunden. Aber schon spricht man von großen Unstimmigkeiten im neuen Kabinett, das man mit lautem Tamtam im Volke zu„untermauern" versucht. Einstweilen jedoch ist es Winter, das Feuer der Begeisterung reicht nicht aus, um die mächtige Produktion jetzt schon zum Fließen zu bringen. Solange auf dieser Seite von„Ehre und Freiheit“ die Rede ist, wird der braune Terrorstiesel mit den schwarzweißroten Schaftansätzen auf dem Volke herumtrampeln, wie es gestern schon verschiedentlich versucht worden ist.
Republikaner, werktätiges, freiheitsliebendes Volk! Wo soviel Gefahren drohen, gibt es nur eins: Einigkeit und Zusammenschluß in der Eisernen Front. Freiheitsfront gegen Harzburger Front!
Notwendige Aenderung der Postzustellbezirke
Die Stadtverwaltung Bochum richtete einen Antrag auf Aenderung der Postzustellbezirke an die Oberpostdirektion in Dortmund. In dem Antrage heißt es:
Von den in die Stadt Bochum eingemeindeten Stadtteilen gehören folgende Straßen und Straßenteile noch zum Zustellbezirk auswärtiger Postämter: a) Stadtteil Querenburg die Straßen und Straßenteile: Auf dem Kalwes Nr. 151 bis Schluß, Blumenau, außer den Nummern 90, 98, 100, 106 und 111, Hevener Straße Nr. 283 bis Schluß, Im Lottental Nr. 41—48, Kleinherbeder Straße und Westerholtstraße Nr. 60 bis Schluß zur Poststelle Witten; b) Stadtteil Werne die Straßen und Straßenteile: Borgmannstraße, Auf dem Gericht, Harpener Hellweg Nr. 402 bis Schluß und Kretastraße, zur Postanstalt Dortmund=Lütgendortmund; c) Stadtteil Bergen die Häuser Wiescherstraße Nr. 112—121 zur Postanstalt Herne; d) Stadtteil Hordel die Häuser: Am Blumenkamp Nr. 2, Günigfelder Straße Nr. 99—133a zur Postanstalt Wattenscheid; e) Stadtteil LindenDahlhausen die Häuser: Am Walde 1 und 2 zur Postanstalt Steele; f) Stadtteil Weitmar das Haus Walzwerkstraße Nr. 38 zur Postanstalt Wattenscheid. Umgekehrt werden kleinere Straßen und Straßenteile angrenzender Nachbarstädte von Bochumer Postanstalten bestellt.
Nachdem durch die Einrichtung der Selbstanschlußämter Bochum=Weitmar und Bochum=Werne alle Fernsprechteilnehmer des ganzen Stadtgebietes Bochum an das Fernsprechnetz Bochum angeschlossen worden sind, ist auch eine Uebereinstimmung der Postzustellbezirke mit den kommunalen Grenzen notwendig. Für die Einbeziehung in die Bochumer Postzustellbezirke kommen in erster Linie die unter a) und b) abgeführten Straßen und Straßenteile der Stadtteile Querenburg und Werne in Frage. Obwohl auch für die übrigen unter c) bis f) aufgeführten Straßenteile eine gleiche Regelung notwendig ist, erscheint eine Aenderung der Postbestellung in den vorgenannten beiden Stadtteilen besonders dringlich. Die Bevölkerung der zur Postanstalt Witten gehörenden Straßen und Straßenteile des Stadtteiles Querenburg sowie des zum Postamt Dortmund=Lütgendortmund gehörenden nordöstlichen Teiles des Stadtteiles Werne hat wiederholt den Wunsch geäußert, den Bochumer Postanstalten angeschlossen zu werden. Durch die postalische Zugehörigkeit zu auswärtigen Postämtern sind für Postsendungen innerhalb des Stadtteiles Bochum Gebühren nach dem Ferntarif zu entrichten. Dies bedeutet gegenüber der übrigen Bochumer Bevölkerung eine Benachteiligung. Ferner sind von
= 8. Februar:„Deutschland und das Beitische Reich.“ o. k. Universitätsprofessor Dr. Bruck, Münster, 20 Uhr in der Verwaltungsakademie.— 12. Februar:„Josef=Plaut=Abend“, veranstaltet von der Volksbühne Bochum e. V., 20 Uhr im Parkhaus.— 15. Februar: Einmaliges Gastspiel der populärsten
deutschen Bühnenkünstlerin Cläre Waldorf um 20 Uhr im Parkhaus.— 16. Februar:„Bauwürdigkeit der Magerkohlen= und Eßkohlenschichten im Ruhrgebiet und in den angrenzenden Teilen Westdeutschlands.“ Wissenschaftlicher Vortrag von Geologe Dr. Keller(Essen), 18.15 Uhr im Großen Hörsaal der Bergschule, veranstaltet von der Geologischen Gesellschaft für den rhein.=westf. Industriebezirk, Ortsgruppe Bochum.— 19. Februar: RichardWagner=Konzert des Städtischen Orchesters zum Gedenken des 50. Todestages um 17 Uhr im Schützenhof.
Bochumer Diebstahlschronik. Von einem Milchwagen, der in der Neustraße stand, wurden in den Morgenstunden des 2. Februar zwei Pferdedecken im Werte von etwa 10 RM. entwendet. In der gleichen Straße wurde am 18. 1. von demselben Wagen ein blauer Damenmantel mit blauem Ledergürtel, Bubikragen und Aufschläge aus Biberfell, lila Futter, im Werte von 85 RM. gestohlen.— Am 3. oder 4. Januar soll von einer Wäscheleine in Bochum=Linden=Dahlhausen eine graue, blauweißgestreifte Hose gestohlen worden sein. Der Geschädigte wird gebeten, bei der Kriminalpolizei in Bochum=Linden=Dahlhausen, Dr.=C.=Otto=Straße 92, vorzusprechen.
Wattenscheid
Freie Elternschaft der Lessingschule. Dienstag abend 6 Uhr findet in der Lessingschule eine Elternversammlung statt. Um pünktliches und zahlreiches Erscheinen wird gebeten.
Grubenunfall. Auf der Zeche„Fröhliche Morgensonne“ wurde im Revier I der Lehrhauer K. B. vom herabfallenden Gestein erheblich im Gesicht, an der Brust und dem linken Oberschenkel verletzt. Er wurde zutage gebracht und nach Anlegung eines Notverbandes dem Knappschaftskrankenhaus Bochum zugeführt.
Kündigungen. Auf der Zeche„Centrum“ wurde mehreren Uebertagearbeitern gekündigt. Hier offenbart sich schon mal das Gegenteil von dem, was Adolf den Arbeitern versprochen hat.
Eine wüste Schlägerei entstand am Donnerstagabend in einer Wirtschaft in der Altstadt. Mehrere Personen hatten unter sich einen Skat gespielt, als einer der Spieler einen anderen des Falschspiels bezichtigte. Nach scharfen Worten erhob plötzlich einer den Bierkrug und schlug damit seinen Gegner auf den Kopf, der blutüberströmt zusammenbrach. Die sofort alarmierte Polizei nahm den Tatbestand auf. Der Verletzte wurde von einem Arzt verbunden und suchte seine Wohnung auf. In der Nacht verschlimmerte sich sein Zustand derart, daß er dem Krankenhaus zugeführt werden mußte.
Wattenscheid. Verkehrunfall. Auf der Bochumer Straße, in Höhe des Hauses Nr. 152, wurde am 3. Februar gegen 20.20 Uhr ein taubstummer Schneidergehilfe beim Ueberqueren des Fahrdammes von einem Personenkraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Verletzungen sind nicht entstanden. An dem Personenkraftwagen wurde die linke Laterne leicht beschädigt.
Wattenscheid. Einbruch in eine Apotheke. In der Nacht zum 4. Febr. wurde in die Germania=Apotheke auf der Hochstraße eingebrochen. Entwendet wurden 50 Gramm Morphiumlösung, 3 Flaschen Amol, 3 Flaschen Pepsinwein, ein Paket Promenta, 10 Tuben Zahnpasta, 5 Dosen Biomalz und verschiedene andere Kleinigkeiten, sowie 4 RM. Bargeld.
Wattenscheid. Einen Werbeabend veranstaltete in dem Saale des Wirtes Ludger Sonnenschein der Konsumverein „Eintracht", Essen. Die Leitung des Konsums verstand es, durch entsprechende Vorträge, musikalische Darbietungen usw. auf den Wert des genossenschaftlichen Zusammenschlusses hinzuweisen. Da ein reichhaltiges Programm geboten wurde, blieben
der in Frage kommenden Bevölkerung wiederholt Beschwerden die Frauen einige Stunden zusammen und bedauerten zum
### syste: Rasthastallun: ef hr: 5 gcht Schluß, daß die Zeit so schnell verflogen war. Der dargereichte
Kaffee und Kuchen hat allen Frauen prachtvoll gemundet und sie von der Güte der Konsumartikel überzeugt. Am Schluß der Veranstaltung äußerten sich die Besucherinnen, einen solch großartigen Werbeabend noch nicht erlebt zu haben.
über verspaiete Postvestellungen gefuort worden. Nicht selten kommt es vor, daß Postsendungen, die die richtige Anschrift tragen, nicht aber die Angabe der weil ungewöhnlich vielfach nicht bekannten anderen Zustellpostanstalt enthalten, zunächst an die Postanstalt des Wohnortes gelangen. Infolge Weiterbeförderung an die zuständige Zustellpostanstalt erfolgt in diesen Fällen die Zustellung an den Empfänger erst am nächstfolgenden Tage. Hierdurch ergeben sich oft unliebsame Folgen. Außer der verspäteten Zustellung muß in vielen Fällen auch noch Strafporto entrichtet werden. Gleichzeitig ist der Wunsch laut geworden, in den Stadtteilen der Großstadt, in denen zur Zeit immer noch Landbestellung besteht, nunmehr auch die tägliche zweimalige Bestellung einzuführen.
Der Oberbürgermeister I. V.: gez. Dr. Geyer.
Schwerer Verkehrsunfall
der Nähe des Hauptbahnhofes wurde am 3. Februar gegen 9 Uhr eine Ehefrau aus Essen=Steele von einem Personenkraftwagen angefahren und schwer verletzt. Die Verletzte fand im hiesigen Augusta=Krankenhaus Aufnahme. Die Ermittelungen bezüglich der Schuldfrage wurden sofort eingeleitet. Zeugen werden gesucht.
Kerne
Voranzeige
Die Gemeinnützige Rechtsauskunftsstelle des Bochumer Anwaltvereins hat ihre Tätigkeit mit dem neuen Jahre ausgenommen. Die Sprechstunden, die im Verwaltungsgebäude Gummerts=Hof an der Maltheserstraße Mittwochs und Samstags von 9 bis 12.30 Uhr stattfanden, waren von minderbemittelten Rechtssuchenden so stark besucht, daß der Anwaltverein beschlossen hat, nunmehr die Beratung in der Rechtsauskunftstelle an den beiden Tagen durch je zwei Rechtsanwälte ausführen zu lassen. Unter Nachweis ihrer Bedürftigkeit durch Vorlage einer Stempelkarte oder eines sonstigen Ausweises sprechen in den Dienststunden bis über vierzig Rechtssuchende vor. Fragen der Vertragsrechts, des Mietrechts, des Erb= und Familien= rechts wurden ebenso vorgetragen wie Fragen aus dem Arbeitsrecht und dem Versicherungsrecht. Soweit an Ort und Stelle Auskunft erteilt werden konnte, wurde sie unentgeltlich gegeben und wo eine Bearbeitung der Sache sich erforderlich zeigte, wurden die Rechtssuchenden zur unentgeltlichen Beratung auf ein Anwaltsbüro überwiesen lediglich gegen die Verpflichtung des Kostenersatzes bei Schreibarbeiten in Höhe von 20 Pf. für die Schreibmaschinenseite. Der außergewöhnlich hohe Andrang hat gezeigt, daß die Einrichtung einem dringenden Bedürfnis der notleidenden Bürgerschaft der Stadt entsprach.
Veranstaltungen im Februar. Von den Veranstaltungen, die im Laufe des Monats Februar in Bochum stattfinden, bringen wir folgendes zur Kenntnis: 6. Februar:„Rembrandt", Vortrag von Universitätsprofessor Dr. Jantzen, Frankfurt a. M., veranstaltet vom Kunstverein Bochum, 20.15 Uhr in der Städtischen Gemäldegalerie, Blinden=Konzert um 20 Uhr im
Nächsten Sonntag abend marschiert das rote Herne zu einem Fackelzug der Eisernen Front auf. Gegenüber dem hysterischen Geschrei und den wüsten Ausschreitungen der braunen Horden muß dieser Aufmarsch die gesammelte Kraft der Arbeiterklasse in Herne zum Ausdruck bringen. Nähere Anweisungen für diese Massendemonstration ergehen in den nächsten Tagen.
Heute Sitzung im Bildungsausschuß
Für heute abend 7 Uhr werden die Delegierten des Bildungsausschusses vom Stadtverband der SPD. zu einer dringenden Sitzung im Konferenzzimmer, Bahnhofstraße 85, eingeladen. Niemand darf fehlen, da es gilt, eine würdige KarlMarx=Feier vorzubereiten.
Schaufenstereinbruch. In der Nacht zum Samstag wurden aus dem Geschäft H., Ecke von der Heydt= und Poststraße, durch Schaafenstereinbruch verschiedene Flaschen Wein und Spirituosen entwendet.
Ob sie Verwendung dafür haben? Unbekannte Täter drangen nach Zertrümmerung eines Fensters in die Schreinerwerkstatt der Zeche„Julia“ ein und entwendeten 1 Handsäge, 1 Absatzsäge, 1 Schwertsäge, 1 Putzhobel, 1 Doppelhobel, 1 Rauhbank, 2 Stemmeisen und einen Stuhlhobel. Vor Ankauf der Werkjeuge wird gewarnt.
WITTEN
Gem.§ 9 Abs. 3 des Kommunal-Abgaben-Gesetzes werden der Straßenreini gungsplan nebst Kostennachweis sowie der Gemeindebeschluß vom 28. April 3. Mai 1932 über die Erhebung von Beiträgen vom 10. bis zum 17. ds. Mts. im Ratsaus- Zimmer Nr. 8- öffentlich ausgelegt.
Einwendungen gegen den Gemeindebeschluß über die Erhebung der Beiträge können in der Zeit vom 10. Februar bis zum 9. März 1933 beim Magistrat schriftlich angebracht werden.
Witten, den 3. Februar 1933
Der Magistrat.
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Carl Bohlmann
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