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Organ der werktätigen Bevölkerung für den Stadtkreis Witten
Mitteilungsblatt der freien Gewerkschaften der Arbeiter=Sport= und Kulturvereine
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Einzelnummer 10 Pfennig
Nr. 157 Witten, Dienstag, den 16. Juni 1931 J. Jahrgang
Roent Keins Giutian
Reichaugseinderäfung Scheint Unvermeiabar
Im Anschluß an die Besprechungen der sozialdemokratischen Fraktionsführer mit dem Reichskanzler hielt der sozialdemokratische Fraktionsvorstand eine Sitzung ab, in der über die Verhandlungen mit der Regierung Bericht erstattet wurde. Angesichts des ergebnislosen Verlaufes der Besprechungen war
WTB. Paris, 15. Juni.(Drahtmeldung.) Die Zahl der bei der Schiffskatastrophe bei St. Nazaire Ertrunkenen wird jetzt auf 380 geschätzt. Unter den acht Geretteten befinden sich drei Ausländer, ein Norweger und zwei Oesterreicher. Bisher hat man nur vier Frauenleichen bergen können.
Der Dampfer, ein 1923 gebautes, 189 Tonnen großes Schiff von 32 Meter Länge, war mit Ausflüglern, die fast sämtlich Mitglieder einer Genossenschaft waren, mittags ausgelaufen. Er erreichte das Ziel des Ausflugs, den Hafen von Noirmoutier auf der vorgelagerten Insel Chataigner, gegen 16 Uhr. Als das Schiff die Rückfahrt antrat, war Sturm eingetreten und das Meer stark bewegt. An der St. Gildas=Spitze lief der Dampfer auf ein Felsenriff. Da die Rückfahrt des Schiffes schon bei Sturm angetreten wurde, hofft man lediglich, daß zahlreiche Passagiere— man rechnet mit etwa 150, die bereits seekrank waren— in Noirmoutier zurückgeblieben sind, sodaß dadurch die Zahl der Opfer etwas verringert sein könnte.
Das Unglück ereignete sich um 18,30 Uhr, drei Meilen von der St. Gildas=Spitze entfernt, und wurde erst in der Nacht bekannt, da man das Nichteintreffen des Dampfers zunächst nicht weiter beachtet, hatte. Infolge des Sturmes, der besonders auf der Rückfahrt herrschte, haben dann die Passagiere sich alle auf die dem Winde abgekehrte Seite des Schiffes begeben und als eine höhere Welle gegen den Dampfer schlug, konnte sie das Schiff mit einem Schlage zum Kentern bringen. Dieser plötzliche Charakter des Unglücks hatte zur Folge, daß die Passagiere sich nicht mehr der Rettungsgürtel bedienen konnten, mit Ausnahme eines Oesterreichers, der sich noch einen Schwimmgürtel umschnallen konnte und gerettet wurde.
Nach einer neueren Meldung hat die Schiffskatastrophe an der Brekonischen Küste noch mehr Opfer gefordert, als unsprünglich angenommen wurde. Auf der Heimreise befanden sich 467 Ausflügler und 7 Mann Besatzung an Bord des gestrandeten Dampfers. Auf dem Landweg sollen nicht, wie man ursprünglich angenommen hatte, 100 bis 150 Personen zurückgekehrt sein, sondern nur 20 bis 50. Da lediglich 8 Personen gerettet worden sind, dürfte sich die Zahl der Opfer auf über 400 belaufen.
man am Montag abend in sozialdemokratischen Kreisen außerordentlich pessimistisch. Man glaubt nicht, daß eine Reichstagseinberufung noch zu vermeiden sein wird, da die Fraktionen wahrscheinlich mit übergroßer Mehrheit am Dienstag für die Einberufung des Reichstages eintreten werden.
Am schwersten betroffen ist der Vorstand der Arbeitergenossenschaft von Nantes, dessen Mitglieder fast vollzählig an dem Ausflug teilgenommen hatten. Auch die Besatzung des Dampfers in ertrunken. Der Minister für Handelsmarine ist nach Rantes abgereist, um die Untersuchung einzuleiten.
69 Leichen geborgen
WTB. Paris, 15. Juni. Bisher sind 69 Leichen der bei dem Schiffsunglück von St. Nazaire Ertrunkenen geborgen worden.
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Beileid der deutlchen Sozialdemokratie
Berlin, 15. Juni.(Eig. Drahtber.) Anläßlich der Schiffskatastrophe vor der Loire=Mündung sandte der Parteivorstand an die sozialistische Partei Frankreichs folgendes Beileidstelegramm:
„Tief erschüttert von der Schiffskatastrophe vor der LoireMündung, die hunderten von Arbeitern und Genossenschaftlern das Leben gekostet hat, sprechen wir schmerzerfüllt den Angehörigen der Opfer und den beteiligten Organisationen unser tiefstes Mitgefühl aus. Der Parteivorstand der Sozialdemokratie Deutschlands. Wels, Crispien, Vogel.“
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Beileid der Reichsregierung zur Schiffskatastrophe bei St. Nazaire. Der deutsche Botschafter von Hoesch hat Außenminister Briand das Beileid der Reichsregierung zur Schiffskatastrophe von St. Nazaire zum Ausdruck gebracht.
Die„Rote Erde“ verboten
Münster, 15. Juni.(Drahtmeldung.) Oberpräsident Gronowski hat die in Bochum erscheinende nationalsozialistische Tageszeitung„Rote Erde“ auf die Dauer von vier Wochen, vom 15. Juni bis 11. Juli 1931 verboten. Das Verbot wurde wegen Verächtlichmachung des Reichspräsidenten und Reichskanzlers erlassen, die in einem Artikel vom 11. d. M. erblickt wird.
Nari-Ircsinn oder Bandesverrat?
Bismarck war nur ein Zwerg gegen Adolf Hitler und selbst Christus hat als untergeordnete Größe neben ihm zu verschwinden. So verkünden es allen Ernstes die Apostel Adolf Hitlers. Hitler ein Genie, wie die Erde noch keines getragen hat. Aber dennoch braucht dieses Genie seine Sachberater und höchste Genialität hat Hitler wohl da an den Tag gelegt, als er den Bergwerksbesitzer Wagner als Sachbearbeiter für Gewerkschaftsfragen und Sozialpolitik in seinen großen Generalstab nach München berief. Ein Bergwerksbesitzer als Sachberater für Gewerkschaftsfragen und Sozialpolitik, für Arbeiterfragen also.— Man muß das einmal auf der Zunge zergehen lassen...
Zwar hat dieser Bergwerksbesitzer vor Jahren schon in seinem eigenen Betriebe bankrott gemacht, aber das eignet ihn wohl umsomehr, sich zum Sachverständigen über das heutige „bankrotte System“ aufzuwerfen. Im bayrischen Landtag ist dieser Musterknabe Hitlers wegen seiner wüsten Mordhetze berüchtigt und so paßt er denn auch ausgezeichnet zu der Forderung des„revolutionären Programms für das Dritte Reich": Todesstrafe auf Streik. Daß die Arbeiterfragen in der Hitlerpartei durch Wagner positiv nur im Sinne der Unternehmer, negativ im Sinne der Arbeiter behandelt werden, beweisen die ständigen Besprechungen zwischen den Nazis und den Unternehmerverbänden, die Wagner zu organisieren hat.
In der vergangenen Woche galt es im bayrischen Landtag, die Interessen der Arbeiter und Angestellten der Luitpoldhütte in Amberg zu vertreten, durch Verhinderung der Stilllegung die'er mit modernsten Einrichtungen versehenen, einen hohen Wert darstellenden bayrischen Staatsbetriebe. Redner der Sozialdemokratie und der Bayrischen Volkspartei forderten von der bayrischen Regierung, daß sie alles daran setze, um die Stillegung zu vermeiden. Niemand, nicht einmal das Finanzministerium, dem die Werke unterstehen, konnte dieser Forderung die Berechtigung absprechen. Der Sachbearbeiter für Arbeiterfragen in der NSDAP., der bayrische Landtagsabgeordnete Wagner, aber prophezeite nicht nur den Untergang des deutschen Bergbaues, sondern er warnte unter dem Beifall der übrigen nationalsozialistischen Landtagsabgeordneten das Ausland, Deutschland mit Krediten zu Hilfe zu kommen. Wörtlich führte er aus:
„Wie oft wurde auch in diesem Hause die Frage der Auslandskredite behandelt. Uns ist es geradezu verwunderlich, daß man heute noch nach diesen Mitteln aus dem Auslande ruft. Wir Nationalsozialisten warnen jedenfalls nachdrücklich, in dieses bankrotte System noch einen Pfennig hineinzustecken, weil wir die Verantwortung ablehnen.(Sehr richtig bei den Nazis.)(Zuruf Streicher:„Es ist ja doch alles Schwindel“.) Es wird der Zeitpunkt kommen, da an Stelle der heutigen schwarz=roten Regierung eine nationalsozialistische Regierung steht. Diese nationalsozialistische Regierung wird nicht daran denken, etwaige Kredite, die diesem verfallenen System gegeben worden sind, etwa zurückzuzahlen.“(Zuruf Streicher:„Es ist doch ein Schwindel“.) Da wird es fast sinnlos, darauf zu verweisen, daß Wagner mit diesen Ausführungen das Tausend=Dollar=Interview Hitlers — jedes Wort ein Dollar— gegenüber der amerikanischen Hearst=Presse Lügen straft, worin Hitler erklärte, daß alle Verträge gewissenhaft erfüllt werden, wenn die NSDAP. zur Macht kommt. Da kann nur der Staatsanwalt eingreifen. Er mag einen Psychiater zu Rate ziehen, denn die Frage, die hier zu stellen ist, kann nur lauten: Zuchthaus oder Irrenhaus? Zuchthaus für bewußt betriebenen Landesverrat oder Irrenhaus zum Schutz der übrigen Menschheit, zum Schutz Deutschlands gegen weitere ähnliche Wahnsinnsausbrüche!—
Die Reise im deutschen Schillsverkehr
Der bekannte Passagierdampfer„Cap Polonia“(auf dem Bilde der Dampfer mit den drei Schornsteinen) der Schiffahrts-Gesellschaft Hamburg-Süd ist infolge der augenblicklichen schlechten Wirtschaftslage aus dem Verkehr gezogen und im Hamburger Hafen aufgelegt worden. Der Dampfer verkehrte früher auf der Strecke Hamburz—Buenos Aires.
Das Balmfsungeuek der I. Raratre
Mau schätzt 380 Jote