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Gülich und bergische wöchentliche Nachrichten

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź, M.A. (2024), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Vorgeschichte

1745 bis 1765 erschien das Anzeigenblatt „Das Wöchentliche Frag- und Kundschaftsblatt“ von Hofrat von Steinhausen, dessen Tod 1795 das Ende der Zeitung einberief. Bereits zu diesem Zeitpunkt bemühte sich der Steuerkanzellist August Zehnpfenning in Düsseldorf um eine Konzession für ein Intelligenzblatt, die er erst später erhalten sollte. Bis dahin blieb das Herzogtum Jülich-Berg und seine Hauptstadt Düsseldorf nach dem Ende von „Das Wöchentliche Frag- und Kundschaftsblatt“ ohne Intelligenzblatt.

Geschichte und Entwicklung

Das Intelligenzblatt „Gülich und Bergischen Wöchentlichen Nachrichten“, gegründet von August Zehnpfenning, gehörte zu den ältesten Zeitungen Düsseldorfs. Die Zeitung stellt eine wichtige Quelle für das Alltagsleben und die Lokalgeschichte Düsseldorfs dar, denn sie überdauerte beide Herzogthümer bis zur preußischen Besitzergreifung. Dieser Artikel folgt der Eigenschreibweise des Namens des Herausgebers Zehnpfenning, während die Sekundärliteratur von „Zehnpfenning“ schreibt. Die Schreibweise „Zehnpfenning“ lässt sich bereits in der ersten Nummer nachvollziehen.

Am 16. Mai 1769 erschien die erste Ausgabe der „mit Ihro Churfürstl. Durchl. Zu Pfälz gnädigst ertheiltem Privilegio. Gülisch und Bergische Wochenblat, welches von dem Steur Canzlei Verwanten Zehnpfenning in Düsseldorf verlegt“ wurde. Wie der Titel bereits verrät, sollte das „Gülisch und Bergische Wochenblatt“ als offizielles Verkündungsblatt der Kurfürsten fungieren. Die wechselnden Regierungsverhältnisse werden sich noch in den folgenden Jahren in den Titelwechsel wiederspiegeln.

Bereits ab der zweiten Nummer änderte Zehnpfenning den Titel zu „Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten“, er sollte bis 1793 Herausgeber und Redakteur bleiben. Nach 24 Jahren war die Konzession abgelaufen, Zehnpfennings Bemühungen um eine Verlängerung verliefen erfolglos. Der Hofkammerrat Karl Stahl (später Verleger der „Düsseldorfer Zeitung“) erlangte 1793 das Verlagsrecht vom „Gülisch und Bergische Wochenblatt“. Am 7. Mai 1793 wurde Hofkammerat Karl Stahl erstmals als Herausgeber genannt. Bis zum Ende des Jahres erfolgte der Druck weiterhin bei Zehnpfenning (31.12.1793), ab 1794 bei Karls Vetter, dem Hofbuchdrucker Franz Friedrich Stahl. Eine ursprüngliche mündliche Vereinbarung über eine gemeinsame Konzession führte die beiden Vetter in einen Rechtsstreit, da Karl Stahl die Zeitung für sich beanspruchen wollte. Ab 1806 schrieb ein gerichtlicher Entscheid Druck und Konzession Karl Stahl zu. Somit wurde die „Gülich-Bergische wöchentlichen Nachrichten“ zum Teil der Geschichte des traditionsreichen Düsseldorfer Verlags von Tilman Tilborius Stahl (1680-1748), der eine führende Rolle in der Düsseldorfer Zeitungsgeschichte einnimmt.

Es folgen mehrere Titeländerungen, nach dem Verlust des Herzogtums Jülich durch den Frieden von Luneville entfällt „Jülich“ aus dem Titel. 1806 bestimmte Napoleon Düsseldorf zur Hauptstadt des Großherzogtums Berg. Mit dem Wegfall des Debitzwangs wurden die Auflagen der Intelligenzblätter schwächer, denn die Konkurrenz wuchs als sich zum Beispiel Kreisblätter mit Intelligenzblättern verbanden. Im Zuge der Befreiungskriege kam es außerdem zu zahlreichen Neugründungen von Zeitungen.

1814 verordnete der Generalgouveneur Justus Gruner, dass der Zeitung alle amtlichen Bekanntmachungen in „Bergisches Wochenblatt“ beigefügt werden sollten. Stöcker bewertet die Zeit der „Gülich-Bergischen Nachrichten“ nach 1815 als bedeutungslos (Stöcker 1962, S. 9). Stahls Konzession für die „Gülich-Bergischen Nachrichten“ lief 1819 ab und obwohl Gruner sich für den Erhalt von Stahls Konzession aussprach, wurde die Zeitung, wie auch Intelligenzblätter der anderen Städte des Königreichs, an das Militärweisenhaus in Potsdam übertragen. Als verantwortlicher Verleger wurde der Intelligenzcomptoir eingesetzt, während die „Gülich-Bergischen Nachrichten“ weiterhin bei Stahl gedruckt wurde. Am 1. Januar 1819 wurde eine Titeländerung zu „Düsseldorfer Intelligenzblatt“ verkündet. Zum 1. Januar 1820 als „Königliches Düsseldorfer Intelligenzblatt“ weitergeführt und schließlich am 31. Dezember 1820 auf Anordnung der Regierung eingestellt.

Die Änderungen von Titel und Wappen im Zeitungskopf dokumentieren den Wechsel der Regierungsformen:

  • 1769 „Churfürstl. Durchl. Zu Pfälz gnädigst ertheiltem Privilegio. Gülisch und Bergische Wochenblatt“
  • 1769 Nr. 2. „Gülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten“
  • 17.10.1769, Nr. 23 „Jülich und Bergische Wöchentliche Nachrichten“
  • 1779-1793 ohne Wappen, 1793 Nr. 19 Wappen in verkleinerter Form ohne Löwe
  • 1802 „Bergische wöchentliche Nachrichten“, nach Verlust des Herzogtums Jülich durch den Frieden von Luneville
  • 1804 „Wöchentliche Nachrichten“
  • 1806 „Bergische wöchentliche Nachrichten“, neuer Titelkopf.
  • 1807 „Grossherzoglich Bergische wöchentliche Nachrichten“
  • 1814 „Bergisches wöchentliches Intelligenzblatt“
  • 1814 „Bergisches Wochenblatt“ beigefügt, Anordnung von Generalgouveneurs Justus Gruner. Druck und Verlag Karl Stahl / wöchentliches Bergisches Intelligenzblatt?
  • 1819 „Düsseldorfer Intelligenzblatt“
  • 1819 „Königliches Düsseldorfer Intelligenzblatt“

Inhalte und Ausrichtung

Die Gülich und Bergischen Wöchentlichen fungierten als offizielles Sprachrohr der Regierung. Schwerpunkte der Zeitung bilden deshalb die amtlichen Mitteilungen: die Generalverordnungen des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz und seines Nachfolgers, öffentliche Ankündigungen der Behörden, Ladungen vor Gericht, öffentliche Ausschreibungen, Zwangsversteigerungen, Ehrungen und Beförderungen. Bei den privaten Anzeigen dominierten Angebote zu Immobilien, Getreide, Früchte, Dienstleistungen und vor allem Hauspersonal. Abgedruckt wurden ferner Ankündigungen von Veranstaltungen und Lotterien, Mitteilungen zum Reiseverkehr und zur Rheinschifffahrt sowie Taufen und Beerdigungen. Angezeigt wurden ferner die Wechselkurse und die „Viktualien- und Früchtepreise verschiedener Handelsplätze am Rhein. Längere Artikel zu Problemen des Alltags (Pferdehaltung, Bienenzucht usw.) ergänzten die amtlichen Mitteilungen und Anzeigen gelegentlich. Das politische Geschehen in den deutschen Ländern erschien nur in kurzen Meldungen am Rande.

Periodizität, Auflage und Format

Die „Gülich-bergische wöchentliche Nachrichten“ erschien dienstags als ein 4 bis 8 Seiten umfassender Bogen in Oktavgröße mit einspaltigem Text. In der Kriegszeit 1794 bis 1798 nur als halber Bogen. Karl Stahl vergrößerte das Format nach seiner Übernahme 1806 in Quartgröße mit zweispaltigem Text, kehrte jedoch bald wieder zum einspaltigen Text in kleinerem Format zurück. 1814 und 1815 erschien die Zeitung zweimal wöchentlich dienstags und freitags.

Auflage
Verbreitung fand die „Gülich-bergische wöchentliche Nachrichten“ im Herzogtum Jülich-Berg, vor allem der nicht-amtliche Teil war auf Düsseldorf ausgerichtet. Zehnpfenning profitierte vom Pflichtbezug für alle amtlichen Stellen und konnte so eine hohe Auflage sicherstellen. Gegen Ende reduzierte sich die Verbreitung auf Düsseldorf, da vermehrt Intelligenzblätter in anderen Ortschaften aufkamen.

Über die Auflagenhöhe der ersten 10 Jahre existieren keine amtlichen Aufzeichnungen. Am 1. Juli 1806 hielt die Postdirektion Duisburg die Abnahme der Exemplare im ehemaligen Herzogtum Cleve fest:

  • 1806 449 Exemplare
  • 1807 170 Exemplare
  • 1811 nur 58 Exemplare

Allgemein

  • 1801 Verlust von 250 Beziehern nach Verlust vom Herzogtum Jülich
  • 1806 Auflage 1.200 Exemplare

Beilagen

Abendblatt (1815-1818), 3 mal wöchentlich

Nachfolger

Düsseldorfer Intelligenzblatt

Literatur und Quellen

  • Lotsch, Manfred: Rheinische Blätter unter Napoleons Zensur. In: Lothar Schröder / Manfred Lotsch (Hg.): Zeitungen und ihre Zeit. 300 Jahre Düsseldorfer Presse. Düsseldorf: Droste Verlag 2012, S. 39-45.
  • Merländer, Ludwig: Buchdruck Und Buchhandel in Düsseldorf. Bd. 2, Verzeichniss der in Düsseldorf erschienenen Druckwerke vom J. 1751 – 1785. Düsseldorf: Kraus, 1889.
  • Stöcker, Hans: Nivard Krämer: Sein Leben und Wirken als Journalist im Grossherzogtum Berg, vornehmlich am "Echo Der Berge" in Düsseldorf ; Ein Beitrag zur Französischen Propaganda am Rhein und zur Düsseldorfer Zeitungsgeschichte in den beiden ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Dissertation, 1939.
  • Stöcker, Hans: 250 Jahre Düsseldorfer Presse: Mit 42 Abbildungen Düsseldorfer Zeitungen und Zeitschriften und einem Faksimiledruck der "Stadt Düsseldorff Post-Zeitung" Von 1712. Düsseldorf: Rheinisch-Bergische Druckerei- u. Verl.-Ges, 1962.
  • Stöcker, Hans: Die Geschichte des Droste-Verlages von den Anfängen bis zur Gegenwart. [Düsseldorf], 1965.
  • Schubert, Friedrich: Düsseldorfer Zeitungswesen in Vergangenheit und Gegenwart. Reihe Schriften des historischen Museums und des Archivs der Stadt Düsseldorf, Heft 5, Düsseldorf: Verlag Matthias Strucken 1932.
  • Schubert, Friedrich: Düsseldorfer Jahrbuch 1925/26. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, hrsg. v. Düsseldorfer Geschichtsverein, Bd. 32, S. 85-89.
  • Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Düsseldorf 1882