N. 55.

Montag den 21. Februar.

1842.

Preupen.

Berlin, vom 14. Febr. Die Befürchtungen welche die Freunde des Ballets vor der auftauchenden Frömmigkeit heaten, haben nicht realisirt, denn vor einigen Tagen wurde zum großen Contente­ment, besonders der ersten Ranglogen, ein großes Ballet, dieDa­naiden", aufgeführt. Dasselbe war mit der alten Pracht in Scene gesetzt worden; auch in den Kostümen der Tänzerinnen waren keine Reformen eingeführt, wie leichtsinnige Gerüchte ausgesprengt hatten: es war noch immer die schöne Natur in leichte Tricots gehüllt. Was hat es nun noch für Noth?

Die Propaganda des Sonntags=Vereins scheint etwas erkaltet zu seyn. Derselbe hatte in seiner zu Neujahr in allen Kirchen ver­breiteten Schrift verkündet, daß er von Zeit zu Zeit ähnliche fromme Ermahnungen an die Gemeinden richten werde. Wie man hört, muß dieses Projekt wegen Mangel an Geldmitteln aufgegeben wer­den, da schon die Vertheilung der Kosten für die erste Schrift, die ziemlich bedeutend sind, großen Mißmuth unter den hiesigen Seel­sorgern erregen soll.(Rh. 3.)

Die Sendung des Obersten von Radowitz nach Wien und München zu der, wie man jetzt erfährt, auch ein berühmter General, der durch Krankheit nur daran verhindert worden ist, bestimmt war, betrifft, wie man hört, eine Modification, resp. Anpassung der frü­heren, unter andern Umständen getroffenen Maßregeln in Beziehung auf die Bewaffnungs=Angelegenheiten des deutschen Bundesheeres, in den schon bestehenden, so wie auf den Fortbau und die Anlage der neuen Bundesfestungen.

Der Geh. Staatsminister v. Rochow hat die eine Zeitlang durch seine Kränklichkeit eingestellten Sprechstunden von 6 bis 8 Uhr Abends wieder beginnen lassen, was mit Dank anerkannt wird.

Wie man hört, ist das schöne, eine Stunde vom Rhein und zwei Meilen südwestlich von Köln gelegene Schloß Brühl*) zum Haupt­quartier des Königs bei der in diesem Jahre stattfindenden großen Heeresschau des siebenten und achten Armeecorps bestimmt. Es ist ein, unter dem Namen Augustenburg von den Kurfürsten Clemens August und Max Friedrich von Köln erbauter Pallast, der in der Zeit des französischen Besitzes ein Eigenthum der Ehrenlegion und dann des Marschalls Davoust wurde. Gegenwärtig befindet sich ein Seminar für katholische Schullehrer darin.(Hamb. C.)

Vom 17. Febr. Gestern um 1 Uhr traf Se. Maj. unser allge­liebter König von der, einem Triumphzuge gleichen, Reise nach Lon­don im Allerhöchsten Wohlseyn wieder hier ein. Se. Mai. hatte auf dem letzten Theile der Reise die Anhaltsche Eisenbahn benutzt. Be­reits vorgestern waren der General=Direktor der Bahn, Bloch, der Direktor Karl, der Betriebs=Direktor Krause und der Ober=Jnge= nieur Mohn nach Köthen abgereist, um dort zur Empfangnahme Sr. Maj. Alles vorzubereiten. Gestern Morgen begaben sich Ihre K. Hoheiten die Prinzen Karl und Albrecht nach Luckenwalde, wo sie mit ihrem Königl. Bruder zusammentrafen. Se. Königl. Hoh. der Prinz von Preußen empfing Se. Maj. den König auf dem Eisen­bahnhofe in Berlin und das die Gallerie anfüllende Publikum be­grüßte seinen erhabenen Herrscher mit lautem Jubelruf. Nach kur­zem Verweilen in dem Königl. Empfangzimmer bestieg Se. Maj. der König, unter oft wiederholtem Hurrahruf der verfammelten Einwoh= ner, die bereitstehende Königl. Equipage, welcher alsdann die des Prinzen von Preußen und der Prinzen Karl und Albrecht Königl. Hoh., so wie der Begleitung folgten. Ein abermaliger jubelnder Empfang des zahlreich versammelten Publikums wartete des hohen Heimkehrenden bei seiner Einfahrt in das Schloß, in welchem Ihre Maj. die Königin in freudigster Aufregung der Ankunft ihres durch­lauchtigsten Gemahls entgegenharrte. Die zwanzig Meilen von Kö­then nach Berlin hatte der besondere Eisenbahnzug Sr. Maj. der König in 3 Stunden 47½ Minuten zurückgelegt, wobei jedoch an Aufenthalt auf den Stationen noch 37 Minuten in Abrechnung ge­bracht werden müssen.

königliche Hof legt heute am 17. Februar die Trauer auf acht Tage für Ihre Hoheit die Herzogin Louise von Mecklenburg­

Nach einem Rescripte des geistlichen Ministerii vom 30. Oktbr. v. J. kann eine Abiturientenprüfung nur bei solchen Zöglingen von höheren Bürger= und Realschulen künftig Statt finden, welche sich

wohl nach näherer Erkundigung auch unsere neuliche An­gabe bahin zu berichtigen seyn, daß nicht Benrath sondern Brühl zum Aufenthalt des Königs während der Manöver bestimmt ist.

(Red. d. Düss. 3.)

auch in der lateinischen Sprache dem Examen unterwerfen. Nur diejenigen Schüler einer solchen Schulen erhalten künftig ein förmli­ches Abgangszeugniß, welche auch im Lateinischen für die Sekunda eines Gymnasii reif befunden werden. Da nun ein förmliches Ab­gangszeugniß nothwendig ist, um zu einer Anstellung im Forst=, Post­fache und im Subalterndienste gelangen zu können, so ist die lateini­sche Sprache jetzt wiederum zu einem unerläßlichen Gegenstande des Unterrichts in denjenigen höheren Bürger- und Realschulen gemacht worden, die ihren Schülern die Möglichkeit einer solchen künftigen Anstellungsfähigkeit gewähren wollen.

Vom 18. Febr. Das heute ausgegeben werdende 5. Stück der Gesetz=Sammlung enthält: unter Nr. 2241. die Allerhöchste Kabinets­Ordre vom 14. Januar d. J., die Anlage einer Eisenbahn von Mag­deburg nach Halberstadt und nach Braunschweig betreffend; Nr.

2242. den Staats=Vertrag zwischen Preußen, Hannover und Braun­schweig, über die Ausführung einer Eisenbahn von Magdeburg, Braunschweig, Hannover nach Minden. Vom 10. April 1841; Nr.

2243. den Staats=Vertrag zwischen Preußen und Braunschweig über die Herstellung einer Eisenbahn von Magdeburg nach Braunschweig. Von demselben Tage; Nr. 2244. die Allerhöchste Bestätigungs=Ur­kunde vom 14. Januar d. J. für die Magdeburg=Halberstädter Ei­senbahn=Gesellschaft, so wie des Statuts der letzteren. Vom 13. Sept. 1841; und Nr. 2245. die Verordnung vom 16. Januar l. J., betrrffend die im Herzogthum Berg vor dem Jahre 1810 entstande­nen Pfandschaften.

Breslau, vom 14. Febr. Die königl. Regierung zu Liegnitz macht bekannt: Es ist zu unserer Kenntniß gekommen, daß in einigen Krei­sen unseres Verwaltungsbezirks auffallend viele polnische ½ und ½ Thalerstücke im Umlauf sich befinden, welche wahrscheinlich bei ihrem niedrigeren Course gegen preuß. Courant von Spekulanten eingewech­selt, zum Werthe des letzteren verausgabt, und demnächst, da diese Geldstücke in öffentlichen Klassen nicht angenommen werden, wieder gegen preuß. Courant eingetauscht worden, wodurch den Besitzern ein nothwendiger Verlust entsteht. Auch finden sich häufig nicht gewich­tige Dukaten vor, deren Ausgabe gleichfalls nur mit Verlust zu be­wirken ist, wenn die Besitzer sie als vollwichtig empfangen haben. Wir finden uns deshalb veranlaßt, unter Hinweisung auf die Bekanni­machung vom 27. Novbr. 1821, Gesetzsammlung 1821 S. 190., be­treffend die Vergleichung des Werths fremder Geldsorten gegen preu­ßisches Geld, das betheiligte Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß: 1) vollwichtigen Dukaten ein Werth von 2 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. beigelegt ist, nicht gewichtige Dukaten aber gar keinen Courswerth haben; 2) die polnischen ½ Thalerstücke von 1765 bis 1786 den Werth von 10 Sgr., dieselben Stücke von 1807 bis 1821 aber nur den Werth von 9 Sgr. 5 Pf.; 3) die polnischen ½ Thalerstücke bis 1786 den Werth von 4 Sgr. 9 Pf., dieselben Stücke von 1807 bis 1821 nur den Werth von 4 Sgr. 8 Pf. haben. Im gewöhnlichen Verkehr ist Niemand verpflichtet, die gedachten Münzsorten überhaupt, keinesfalls aber höher, als zu dem hier angegebenen Courswerthe an­zunehmen, wie dieselben in öffentlichen Kassen nicht in Zahlung ge­nommen werden dürfen.

Deutschland.

Hannover, vom 11. Febr. Aus zweien der größten Städte unsers Landes sind, wie bereits gemeldet, in diesen Tagen dem Ab­geordneten Knapp in Stuttgart Gaben der Liebe und Hochachtung zugesandt worden. Eine dieser Gaben, ein werthvoller Pokal, war von einem Toast auf das gemeinsame Vaterland begleitet, der mit den Worten schließt: Deutschland, dessen Völker wie Brüder ver­einigt sind; wo der Schwabe, der Franke trauert, wenn der Bruder in Sachsen, in Westphalen leidet; Deutschland, reich an Söhnen, die im Rath der Fürsten, in den Versammlungen der Volksvertreter, frei von Parteisucht, von wahrer Begeisterung für das Wohl des geliebten Vaterlandes geleitet werden; Deutschland, unser großes, schönes, herrliches Vaterland!"(A. Z.)

Vom 14. Febr. Die neuen Ansichten, welche in dem bekannten preußischen Censurerlasse ausgesprochen sind, haben, wie es scheint, auch hier wieder einige Aufmerksamkeit unsern Preßzuständen zuge­wendet. Unser Censuredikt hat sein Jahrhundert schon um 37 Jahre überschritten: es wurde im Wonnemonat 1705 erlassen,gegen den Mißbrauch der Buchdruckerei, und damit die Edirung bedenklicher und ungereymter Scriptoren verhütet bleiben möge." Hannoverschen Unterthanen ist nach diesem Edikte verboten: bei Funffzig Thaler Straffe ichtwas, es sey so wenig und geringe als es wolle, in- oder außerhalb Unserer Lande drucken zu lassen; auch sollkein Buch­drucker von Fremden so wenig als von Einheimischen das geringste