Wir wenden uns zur zweiten Quelle, zu den Ur­

kunden.

Inschriften sind am Gebäude keine vorhanden, ebenso wenig sind Wappen oder andere Zeichen jetzt noch an­gebracht, die früheren Urkunden der bergischen Grafen entbehren aber vor dem 14. Jahrhundert beinahe durch­gängig der Angabe des Ausstellungsortes.

Mertens versucht daher in seiner Abhandlung in Mindels Wegweiser von Düsseldorf 1819, Seite 78, den negativen Beweis zu führen, daß das Schloß zu Düsseldorf im Jahre 1247 noch nicht existirt habe.

In einer Urkunde von diesem Jahre(Lac. Urk. II. 312) vergleicht sich nämlich die verwittwete Gräfin Irmgard von Berg mit ihrem zur Regierung gelangten Sohne Adolph über die Einkünfte und Verwaltung der Graf­schaft und zwar dahin, daß sie selbst die beiden Schlösser Angermund und Burg behält und ihr genannter Sohn die Burgen zu Windeck und Bensberg bekommt. Hieraus folgert Mertens, daß außer den genannten vier Burgen keine andere damals existirt habe, übersieht aber dabei die in derselben Urkunde enthaltene Clausel, welche hin­sichtlich derLifgut der Gemahlin Adolph in bonis sibi deputatis gemacht ist. Diese Leibzucht, welche dem Landesgebrauche gemäß bereits in den Ehepakten, namentlich in Bezug auf den eventuellen dereinstigen Wittwensitz in irgend einem gräflichen Schlosse festge­gestellt war, konnte ebensowenig Gegenstand des Ver­gleichs sein, als die Leibzucht, welche die Gräsin Irm­gard selbst in deren Ehevertrage mit Heinrich von Lim­burg an den ihr angewiesenen Gütern zur Zeit des Vergleichs hatte. Im vorliegenden Falle müßte man daher wenigstens sechs Bergische. Schlösser um das Jahr 1247 annehmen und dann würde das zu Düssel­dorf sicher darunter zu zählen sein. Schon daß der Gräfin Irmgard das Schloß Angermund zufällt, macht die Erwähnung der Burg zu Düsseldorf über­flüssig, da diese im Lande von Angermund lag. Ueber­haupt sind aber im Vergleiche nur diejenigen vier ber­gischen Schlösser benannt, womit damals eine Gerichts­barkeit(officium, Amt) verbunden war, und welches Düsseldorf nachweislich erst unter Herzog Wilhelm erhalten hat, indem erst unter letzterem der erste Schult­heiß zu Düsseldorf nachgewiesen werden kann.

Die Meinung von Mertens wird übrigens auch da­durch beseitigt, daß es urkundlich feststeht, daß außer den genannten vier Schlössern die Burg zu Ratingen schon im Besitze der Grafen von Berg gewesen ist. Ob dasselbe mit dem Castrum in Benrode der Fall war, ist nicht zu entscheiden, indeß erscheint in einer Urkunde vom Jahr 1238(Kremer III. Nr. 62) als Zeuge neben Engelbert dapifer de Bensbur und Andern auch Udo dapifer de Rode(im 14. Jahrhundert heißt es Ben­rode im Kirspel Rode), was auf den Besitz der Burg zu Benrath schließen läßt.(Forts. folgt.)

Theater.

Düsseldorf, 9. October 1871.

Vor dicht besetztem Hause ging gestern die beliebte Lortzing'sche OperCzaar'und Zimmermann über die Bühne. Gespielt wurde dieselbe im Ganzen recht gut, wenn auch hie und da den An­forderungen des hochsitzenden Sonntagspublikums Rechnung ge­tragen zu werden schien und zwar der Natur der Sache nach vornehmlich durch die Persönlichkeit des Bürgermeisters van Bett. Wenige Scenen abgerechnet, ging derselbe(Herr Hausmann) indeß nicht über die Grenzen einer gemüthlich=derben Komik hinaus, wie die Rolle sie bedingt. Es wäre uns eben so schwer geworden wie dem gestrengen Herrn Bürgermeister, aus den beiden Petern den richtigen herauszufinden, d. h. den bevorzugten dramatischen Sänger, da Beide,(Czaar, Herr Boldt; Ivanoff, Herr Winter) vollkommen Herr ihrer Rollen, mit bekannter Meisterschaft, voller Leben, mit Lust und Liebe bei der Sache waren. Nicht ohne politischen Hintergedanken mag die Regie die Parthie des fran­zösischen Gesandten, Marquis von Chateauneuf dem Herrn Groß­kopf anvertraut haben; sie bezweckte damit wohl hauptsächlich,

das Andenken an einen andern französischen Gesandten aufzu­frischen, der im Sommer vorigen Jahres ja auch in Ems eine Rolle zu spielen und eine erste Tenorparthie zu singen sich unterfing. Obschon die Herren Franzosen es gemeiniglich so an sich haben, in ihren historischen Comödien der geschichtlichen Wahrheit zu Gunsten ihrer Nationalität ein Bischen Gewalt an­zuthun,(der Text zu Czaar und Zimmermann, der einem fran­zösischen Lustspiele nachgearbeitet ist, beweis't dies; man denke außerdem an das Scribe'sche Glas Wasser) hier also den engli­schen Gesandten überlisten und Chateauneuf als Sieger aus dem diplomatischen Handel hervorgehen zu lassen, so bewies sich nichts­destoweniger Herr Großmaul=Benedetti Verzeihung, Herr Großkopf=Benedetti gestern Abend als aufrichtigen Patrioten; er kopirte den französischen Gesandten so kläglich als möglich aus purem Patriotismus. Ein solches Spiel läßt man sich allen­falls im Bernarts'schen Saisontheater in Aachen gefallen, wo Herr Großkopf zuletzt engagirt war. Die Oper eines größeren Stadttheaters fordert vom Künstler mehr Fleiß und Studium, als genannter Herr offenbar bis dato verwendete. Wir bedauern dies, weil die freilich noch wenig geschulte Stimme, deren frische, klangvolle Höhe im Männersextett des zweiten Aktes überraschend hervortrat, dem Sänger ganz gewiß die Aussicht auf eine an­ständige Operncarrière eröffnet.

Frl. Still(Marie) macht zusehends Fortschritte; ist das Lam­penfieber erst einmal gründlich überwunden, so werden ihr hüb­scher, aber noch immer von Befangenheit zeugender Gesang und ihre natürliche Anmuth unzweifelhaft in ihre Rechte eintreten.

Die kleinern Parthien der Oper, der russischen und der engli­schen Gesandten, waren durch die Herren Watzl und Wessel vor­trefflich besetzt, ebenso können wir mit Frau Dietrich(Wittwe Brown) ganz zufrieden sein.

Den Chören merkt man die Mühewaltung des Dirigenten an; es gibt sich ein unausgesetztes Streben zum Bessern kund, das besonders in der gestrigen Oper erfreulich zu Tage trat.

Zum Schlusse haben wir noch eine Seltenheit zu verzeichnen: das Ballet im dritten Akte zeigte uns eine Sylphide in kurzem, hundertfaltigem Tüllröckchen mit der langohrigen holländischen Spitzenmütze so etwas sieht man nicht alle Tage und kommt hoffentlich nicht wieder. O. N.

Lokal-Nachrichten.

Polizeigericht.) Aus den letzten Sitzungen theilen wir Nachstehendes mit: Trotzdem, daß wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden ist, daß die Nichtbeachtung der Regierungs=Ver­fügung, welche die Impfung der Kinder vorschreibt, stets un­nachsichtlich vom Polizeigerichte bestraft wird, hatten sich doch wieder 46 Personen dieser Contravention schuldig gemacht. Das Gericht verurtheilte jeden derselben zu 2 Thlr. Geldbuße.

Mehrere Droschkenkutscher, welche ihre Wagen ohne Aufsicht hatten stehen lassen, wurden jeder mit 10 Sgr. bestraft.

Wegen Betretens der Gartenbeete in unsern Lustanlagen traf wieder mehrere Personen eine Geldstrase von je 10 Sgr.

Wegen groben Unfuges durch Schreien, Toben, Schimpfen und Lärmen standen wieder mehrere Personen vor Gericht und wurden zu Geldstrafen von 15 Thlr verurtheilt.

Wegen Störung des freien Verkehrs auf den Trottoirs wurden in mehreren Fällen Geldbußen von je 1 Thlr ausge­sprochen.

Wegen Unterlassung der polizeilichen Anzeige einer Pocken­kranken wurde ein hiesiger Bürger zu zwei Thlr. Geldbuße ver­urtheilt.

Wegen Wirthschafts=Betrieb nach der Polizeistunde und wegen Springens auf das Trittbrett während der Zug schon in Bewegung war wurden Geldstrafen von 1 Thlr. ausgesprochen.

Heute Morgen hatte sich, ganz in der Frühe, ein solcher Nebel erhoben, daß die Schifffahrt mehrere Stunden lang, und zwar bis jetzt noch, Morgens 9 Uhr, vollständig unterbrochen wurde. Dieses deutet bei dieser Jahreszeit ebenfalls auf den Eintritt von baldiger kalter Witterung und Krammetsvögel.

Für Liebhaber der Naturgeschichte und Freunde der Jagd, dürfen wir nicht unerwähnt lassen, daß bei dem Wildhändler Trobitz auf dem Markte ein hier sehr seltenes Wild, nämlich der große Brachvogel, sowie seltene, hier nicht einheimische Bleßhühner zu sehen sind.

Von einem Abonnenten unseres Blattes erhalten wir fol­gende schreckliche Mittheilung:

Düsseldorf, 9. Oktober 1871.

Ein gräßliches Unglück ist auf der Duisburgerstraße geschehen. Gestern Abend zwischen 7 und 8 Uhr fanden die Kinder des Gärtners Angermund ihre Mutter, welche sie von ihrer Beschäf­tigung im Kuhstalle vergebens zurückerwarteten, bewußtlos und aus einer großen Wunde blutend, zwischen den Kühen liegen. In größter Bestürzung riefen und suchten sie nach dem Vater, welcher jedoch nirgends zu finden war. Herbeigeeilte Nachbarn trugen die Frau in's Haus, holten Arzt und Priester herbei und erwarteten mit Schrecken die Rückkunft des Mannes. Heute Morgen entdeckte man die Leiche des letzteren in dem hinter dem Stalle liegenden Mistpfuhle. Auch am Halse des Mannes be­

merkte man große Schnittwunden; vielleicht mag dieser Umstand einiges Licht auf die schreckliche Geschichte werfen. Die Ehe­leute A. waren fleißig und brav; seit heute jedoch spricht man viel von ehelichen Streitigkeiten, welche vorgekommen sein sollen. Die Mutter ist heute Mittag gestorben und hinterläßt 5 Kinder.

Der gestrigeDüsseldorfer Anzeiger" schreibt aus München: Zur papstlichen Unfehlbarkeit. Ein vom Bischofe und nahezu 500 Geistlichen der Diöcese Lincoln an Döllinger ein­gegangenes Synodalschreiben enthält eine Beistimmungs= und Anschluß=Erklärung an die katholische Reformbewegung."

Es bedarf wohl nicht der Versicherung, daß hier nicht von einem kathol. Bischofe die Rede ist, daß vielmehr dieser Bischof mit seinen 500 Geistlichen der anglicanischen d. h. der eng­lischen Staatskirche angehöre. Ob die denkwürdige Rede des Herrn Stiftsprobstes in der 2. Sitzung des Münchener Con­gresses(siehe Nr. 54 d. Bl.) auch die Zustimmung und Begeisterung dieser Herren hervorgerufen haben wird?

Civilstand der Oberbürgermeisterei Düsseldorf

vom 9. Oktober 1871.

Geborene.

Den 2. Okt.: Adele Hel. Carol., T. von Carl Otto Alex Klute, Commis, Zimmermannstr.

Den 4. Okt.: Friedrich Ludwig Wilh., S. von Jul. Friedrich, Privatlehrer, Elisabethstr. Friedrich Paul, S. von Peter Breh­men, Buchdrucker, Neustr.

Den 5. Okt.: Marg., T. von Heinr. Steinfort, Tagel., Flingern. Den 6. Okt.: Heinrich, S. von Adolf Mittler, Dachdecker, Lieferg. Therese Auguste, T. von Franz Zeck, Buchh., Nordstr.

Den 7. Okt.: Peter, S. von Theodor Küster, Silberarbeiter, Kreuzstr. Ant. Maria Elisbeth, T. von Heinrich Schmalhorst, Schuhmacher, Bilkerstr. Christina, T. von Heinr. Gerst, Tagl., Citadellstr. Catharina, T. von Joseph Schmitz, Schuhmacher, Ratingerstr. Franz, S. von Nikolaus Becker, Gärtner, Bilk.

Den 9. Okt.: Wilhelmine Hub., T. von Franz Koch, Ziegel­brenner, Oberbilk. Josep Aug., S. von Jos. Ophoff, Schuh­macher, Thalstraße.

Gestorbene.

Den 6. Okt.: Clemens Rottmann, 3 W. Dorfstr. Christine Rothe geb. Nostig, Ehefr., 36 I., Fürstenwall. Cath. Kröll,

7 I., Oberbilk. Franz Broch, 2 J. 6 M., Flingern. Joh. Kampf, 4 M., Stiftsplatz. Peter Erharter, Handschuhmacher, Ehemann, 52 I. Burgplatz.

Den 7. Okt.: Joseph Fischer, 1 I. 3 M., Oberbilk. Cath. Rose geb. Breuer, Ehefr. 57 J. Sternstr. Constatie Preiß geb. Dahmen, Ww., 58 J. Sternstr. Therese Hoffrichter geb. Schmitz, Ehefr. 51 J. Sternstr. Johann Hasenbrink, 2 M. Klosterstr. Wilhelmine Heidkamp geb. Eckartz, Ehefr., 38 J., Ehefrau.

Den 8. Okt.: Caroline Zeckler geb. Becker, Ehefrau, 74 J. Citadellstr. Carl Nitribitt, 11 M., Duisburgerstr. Wilhelm Stefen, Gärtner, Ehem. 63 J. Hamm. Helene Eßer, 4 J. 6. M, Mittelstr. Maria Kehl, 3 M. Thalstr.

Heirathen.

Den 7. Okt.: Roßarzt Wilhelm Stephan und Helena Bleicher, 1. Wandabeck, 2. hier.

Eheversprechen:

Den 1. Okt.: Königl. Notar Johann Heinr. Wilh. Werner und Julie Carl. Aug. Hagedorn. 1. Hummersbach, 2. hier.

Den 2. Okt.: Med. Dr. Christian Haver und Emilie Schmidt, 1. Schwerte, 2. hier.

Den 3. Okt.: Tagl. Gerh. Küster und Cath. Zester, b. Flingern. Den 4. Okt.: Schreiner Martin Laumann und Cath. Michels wirth, b. h.

Den 5. Okt.: Feldwebel Wilh. Willems und Anna Elisabeth Manns, 1. h. 2. Urbar.

Den 6. Okt.: Kutscher Ant. Gehmnich und Luise Bender, Ww. des Tagel. Wilh. Pyro, b. v. h. Den 7. Okt.: Tagel. Carl Wehr und Marg. Karl, b. v. Bilk. Den 8. Okt.: Tagel. Hub. Bories und Marg. Holz, b. v. h. Den 9. Okt.: Kutscher Engelb. Hopp und Anna Eckartz, b. v. h. Den 10. Okt.: Lithograph Aug. Brögemann und Anna Spin­rath, b. v. h.

Den 11. Okt.: Faktor Heinr. Kremer und Wilh. Merkens, b. v. h. Den 12. Okt.: Cigarrenmacher Carl Lohmann und Louise Dusen, b. v. h.

Den 13. Okt.: Oekonom Gottfr. Kruchen und Elise Franken, 1. v. Bilk, 2. v. Hamm.

Den 14. Okt.: Fabrikarbeiter Wilh. Thütt und Anna Müller, 1. v. Oberbilk, 2. v. h.

Den 15. Okt.: Schreiner Alb. Meurer und Maria Bunse, 1. v. Barmen, 2. v. h.

Den 16. Okt.: Sandformer Pet. Comes und Aug. Conrad, b. v. h. Den 17. Okt.: Anstreichermeister Paul Tönnes und Caroline Gerritzen, 1. v. h., 2. v. Oberbilk.

Den 18. Okt.: Buchdrucker Aug. Langenfeld und Anna Elber­ding, 1. v. Oberbilk, 2. v. h.

Den 19. Okt.: Maurer Casp. Beys und Hel. Rolfing, b. v. h.

Zur Wahl der Abgeordneten und de­en Stellvertreter behufs Vertheilung der Hewerbesteuer pro 1872 sind für die V. Gewerbs=Abtheilung(Landgemeinden er hiesigen Oberbürgermeisterei) Termin auf Samstag, den 21. Oktober

1. Für die Handeltreibenden und Fabri­kanten der Gewerbsklasse A. II. Vor­mittaas 10 Uhr.

2. Für die Gewerbsklasse B.(Kleinkrä­mer) Vormittaas 10½ Uhr.

3. Für die Gewerbsklasse C.(Gast=, Speise= und Schenkwirthe) Vor­mittaas 11 Uhr.

4. Für die Gewerbsklasse H.(gewerbe­steuerpflichtige Handwerker) Vor­mittaas 11½ Uhr.

Die Wahlen finden im Rathhaussaale att, und werden die betheiligten Gewerbe­reibenden mit dem Bemerken hierdurch ingeladen, daß die Vertheilung der Ge­erbesteuer der IV. Gewerbs=Abtheilung

35 Ein Maschinenwärter

wird zum sofortigen Eintritt gesucht. Freie Station. Von wem sagt die Expedition.

Stadttheater in Düsseldorf.

Dienstag den 10. October:

Don Juan

oder

der steinerne Gast.

Große Oper in zwei Akten. Musik von W. A. Mozart.

Die Direktion.

Korn's Vandevilletheater.

Dienstag 10. October:

Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten,

Posse in fünf Akten von Angolo.

Dazu Conzert und Ballet.

Mittwoch 11. October:

Tombaci Vagabundis,

Posse mit Gesang in drei Akten.

Dazu Conzert und Ballet.