hung stehenden Figuren zu beleben. Ist es auch nicht zu bestreiten, daß eine Landschaft ohne solche bedeutsame Staffage doch sehr wohl einen vollkommen verständlichen Ausdruck haben könne, ja wird zuweilen ein solcher, z B. der der Einsamkeit, gerade durch die Abwesenheit alles

Lebenden bezweckt, so gestehe ich doch offen meine Vorliebe für solche Landschaften, in denen eine innige Beziehung zwischen der geologischen und vegetativen Natur und lebenden Wesen ausgedrückt ist.

In der Kunst, Landschaften auf eine bedeutsame Weise zu staffiren, ist unter den Düsseldorfern unstreitia Lessina der Ausgezeichnetste. Wer möchte auf irgend einem seiner Bilder in dieser Beziehung eine Aenderung wünschen! Alles gehört so organisch zusammen, ist so aus Einem Gedanken entsprungen, daß eine Aenderung der Figuren meist auch dem ganzen Bilde einen andern Ausdruck geben würde. Von Lessing hat die diesjährige Ausstellung leider kein Werk, an dem das Gesagte nachgewiesen werden könnte. Dagegen besitzt sie eine sehr schöne Land­schaft von I. W. Schirmer, die mit ihrer der Mythologie entlehnten Staffage hieher gehört. Sie nimmt mit Recht im Kataloge die Be­zeichnung historische Landschaft in Anspruch. In hohem Format stellt sie ein trefflich komponirtes felsiges Terrain an einer von Gebüsch be­schatteten Quelle dar und gewährt dem Auge zwischen hochaufgeschossenen Bäumen hindurch einen Blick in die sonnige Ferne einer meerumspülten Felswand. Im Schatten der Bäume auf einem Felsblock gelagert, spielt Gott Pan die Syrinx und lockt die Nymphen des Quells herbei. Die schöne Zeichnung und frische Farbe geben dem Bilde einen ungemein heitern poetischen Charakter. Schade nur, daß der übrigens so schöne Guß des Ganzen durch einige Härten in den die Luft durchschneidenden Baumstämmen und Aesten beeinträchtigt wird. Eine zweite größere Landschaft von demselben Künstler,Sturm in der Schweiz," zeigt dessen bekannte meisterhafte Behandlung und kräftige, tiefeingesetzte Farbe in höchster Potenz, und übertrifft an Schönheit der Komposition und Wahrheit der Darstellung, namentlich der Luft und des steinigen Wald­bachs, sogar das vorhingedachte Bild.

Auch Saal hat es versucht, mit einer Staffage in größerem Maß­stabe seineschwarzwälder Landschaft" zu beleben. Im Vordergrunde bat sich eine Zigeunerbande gelagert, die sich mit Musik, Essen und Trinken gütlich thut. Ist dieselbe auch nicht durch den Charakter des Ganzen absolut bedingt, so schmiegt sie sich diesem doch ungezwungen genug an. Das Bild ist überhaupt recht verdienstlich und zeugt von fleißigem Studium und richtigem Sinn für Farbenverhältnisse. Weniger ausgebildet ist das Gefühl für Formen und Linien. Dasselbe gilt auch von dem zweiten Bilde dieses Künstlers, welches in der Purpur­gluth der untergehenden Sonne strahlt. Auf den ersten Blick ist die Wirkung schlagend, eine nähere Prüfung erträgt sie jedoch nicht. Von Weber besitzt die Ausstellung zwei von einander sehr verschiedene aber dennoch gleich werthvolle kleine Landschaften. Die eine, die man wohl einehistørische" nennen darf, ist in sehr edlem, poetischen Style erfunden. Der felsige Mittelgrund mit dem reizend gezeichneten Walde, wie auch die äußerste Ferne und die Baumpartie im Vordergrunde links sind von großer Schönheit und über der schönen harmonischen Haltung des Ganzen bei bescheidener, gesunder Farbe vergißt man gern den Mangel an Studium, der sich bei den Felsen im Vordergrunde bemerklich macht. Möchte der talentvolle Künstler in diesem Style doch mehr und Größeres schaffen! Daß er dazu berufen ist, darf wohl nicht mehr be­zweifelt werden. Das andere Bildchen von Weber ist mehr nieder­ländischer Art und schildert ein trübes regnichtes Wetter, aber so wahr und natürlich, daß Viele es dem vorgedachten noch vorziehen. Von C. Scheuren finden wir zwei Bilder vor, eineAbendland­schaft nach dem Gewitter" und noch ein anderes Gewitterbild. Beide bezeugen von Neuem das außerordentliche Talent dieses ausgezeichneten Künstlers. Wenn auch die Farbe und die Wirkung im Einzelnen nicht immer ganz wahr sind, so treffen sie doch meistens zu einem harmonischen und äußerst pikannten Ganzen zusammen und werden dadurch relativ wahr. Scheuren's Vortrag ist immer geistreich und elegant und von unübertrefflicher Leichtigkeit. Auch unsere beiden Bilder bestätigen dieses. Außerordentlich phantastisch ist der Effekt des zweiten. Eine in unab­sehbare Ferne ausgedehnte flache Gegend, von einem Strome durch­schnitten und im Mittelgrunde durch ein Gehöft unterbrochen, wird theil­weise durch jenes falbe Licht beleuchtet, daß beim Zusammenziehen stark elektrischer Gewitterwolken ab und an aus denselben hervorzubrechen pflegt. Die Ebene mit ihren Wäldern, Häusern und andern Gegenständen weicht trefflich und ist mit äußerst delikatem Pinsel und großer Sicherheit ge­malt. Der Vordergrund, aus einem lehmig=sandigen Terrain bestehend, befriedigt weniger.

Ein angeschossener Keiler von Deiker ist mit großer Treue dar­gestellt. Besonders der Kopf des Thieres ist vortrefflich gemacht. We­niger gelungen ist der Hintergrund, der durch seinen falsch gestimmten Ton der Hauptsache Eintrag thut. Wollte der Künstler diesen Fehler, den auch ein Bild von ihm auf der vorjährigen Ausstellung zeigte, zu vermeiden suchen, so würde die außerordentliche Wahrheit, mit der er solches Wild darzustellen versteht, ungleich mehr in die Augen springen und auch vom größern Publikum gewürdigt werden. Die Ansicht eines Schlosses, welche unter dem Namen desselben Künstlers geht, ist deshalb besonders zu beachten, weil nur die Staffage von Deiker, das Uebrige aber von dem kunstliebenden und kunstgeübten hohen Herrn dieses Schlosses selbst herrühren soll. Die Arbeit zeugt von einem aufmerk­samen und liebevollen Studium und ist als Ergebniß eines in diesen Regionen seltenen Dilettantismus doppelt beachtenswerth.

Eine Frage.

(Eingesandt.)

Welcher Redner wirkt herzgewinnender und überzeugender auf seine Zuhörer: der, welcher mit freundlichem Angesicht und ruhig seine Ansichten entwickelt, jede Meinung achtet und diese sich aussprechen läßt, oder der­jenige, welcher, von Leidenschaften bewegt, mit Heftigkeit und schneidend spricht, und in dessen Augen des Zornes Dolche funkeln, Jeden zu durch­bohren drohend, der zu widersprechen wage?

Assisen=Verhandlungen pro III. Quartal 1846.

Dienstag den 18. August:

1) Theodor Fehl, 43 Jahr alt, Ackerer, geboren und zuletzt wohn­haft in Holzhausen, Gemeinde Lützenkirchen, ist angeklagt:

Am 26. Juni d. J. in der öffentlichen Sitzung des Zuchtpolizeigerichts zu Düsseldorf, in der Untersuchungssache gegen Peter Ley, einer Verwundung beschuldigt, wissentlich ein falsches Zeugniß zu Gunsten des Beschuldigten abgelegt zu habrn.

Die Herren Geschwornen erklärten den Angeklagten mit absoluter Stimmenmehrheit für schuldig und der Königl Assisenhof verurtheilte denselben zu einer Zuchthausstrafe von 5 Jahren, Ausstellung am Pranger auf einem öffentlichen Platze des Ortes Opladen, Verlust der National­kokarde und lebenslänglicher Polizei=Aufsicht.

2) Carl Hardt, 18 Jahr alt, Tagelöhner, geboren und zuletzt wohn­haft in Leichlingen, ist angeklagt:

Am 26. April 1846 zu Roßlenbruch den Tagelöhner Albert Vooß von Unterschmitten durch einen Messerstich freiwillig verwundet zu haben, so daß derselbe in Folge der dadurch erhaltenen Verletzungen am 7. Mai gestorben ist.

Die Herren Geschwornen erklärten mit absoluter Stimmenmehrheit den Angeklagten für schuldig, bejahten aber zugleich die zusätzliche Frage, ob der Angeklagte zu dieser That durch Schläge, Stöße oder grobe Gewaltthätigkeiten gegen seine Person gereizt worden? gleichfalls mit absoluter Stimmenmehrheit, und der Königl. Assisenhof verurtheilte den Angeklagten zu einer Gefängnißstrafe von fünf Jahren.

Civilstand.

Sterbefälle.

Den 27. Juli, Carl Joseph Becker, J. alt, Hamm. Arnokd Franz Joseph Andreas Weerpas, 5 W. alt, Neustadt. Theophilus Adam Theresia Langen, 52 J. alt, Ehemann der Catharina Obereuter, Orangeriestr Den 28, Friedrich Wilhelm Böckem, 1 J. 11 M. alt, Marktstr. Elisabeth Wüsthoff, 1 J. alt, Flingern. Johann Görgen,

6 W. alt, Neustadt. Den 29., Bernhardina Keller, J. alt, Bilk.

Helena Margaretha Josephina van Loghem, 4 M. alt, am Werft.

Heinrich Hollefeld, 1 J. 5 M. alt, Neustadt. Den 30., Carl Heinrichs, 56 J. alt, Lichtzieher, Ehemann der Theresia Benrath, Hundsrückenstr. Sophia Laufs, 1 I. alt, Flingern Den 1. August, Catharina Agnes Derichs 39 J alt, Ehefrau des Schusters Johann Siehr, Mühlenstr. Den 2., Leopold Gedeon, 68 J. alt, Optikus, Ehemann der Betti Wolff, Wallstr. Den 4., Catharina Korfmacher,

7 T. alt, Hamm. Margaretha Wilms, 5 W. alt, Ppft. Den 5.,

Peter Schmitz, ohne Gewerbe, 85 J. alt, Wittwer von Maria Magd. Schröder, Ppft. Gertrud Stelzmann, 75 J. alt, Wittwe des Schmieds Theodor Kemmer, Bastionsstr. Den 6., Elisabeth Josephina Severing, 3 J. alt, Reuterkaserne. Catharina Korfmacher, 16 J. alt, ledig, Neustadt. Johann Heinrich Geitz, 14 M. alt, Citadellstr. Den 7., Wilhelm Erkelenz, 2 M. alt, Hamm. Franz Finck, 50 J. alt, Ta­gelöhner, Ehemann der Catharina Poschen, Elberfelderstr: Theresia Pflegfeidel, 7 M. alt, Ratingerm Den 8., Carl Wilhelm Sauer 2 J. 3 M. alt, Wallstr. Margaretha Rees, 2 I. 9 M ait, Neustr. Johann Conrad Hoffmann, 83 J. alt, Partikulier, Wittwer von Elisab. Roebe, Akademiestr. Den 10., Bernhard Hermann Aloys Lohe, 10 W. alt, Altestadt. Ludwig Müller, 1 J. 4 M. alt, Neustadt. Elisab. Antonia Schlagwein, 11 M alt, Kasernenstr. Den 12., Eleonore Cornil, 79 J. alt, ohne Gewerbe, Wittwe des Uhrmachers Peter Rader, Burgplatz. Anna Scheuten, 55 J. alt, Wittwe des Tagelöhners Wilhelm Schlechter, Neustadt. Gertrud Schmitz, 8 M. 13 T alt, Oberbilk. Den 13., Elisabeth Berghoff, 6 J. alt, ledig, ohne Gew, Kapuzienerg. Christina Raspel, 5 M. alt, Derend. Den 14., Joh. Stuhr, 11 W. alt, Hohestr. 5 Todtgeb. Total 40.

Lotterie.

Bei der heute beendigten Ziehung der 2. Klasse 94. Königl. Klassen=Lotterie fiel ein Gewinn von 1000 Thlr. auf Nr. 50467; 2 Ge­winne zu 200 Thlr. fielen auf Nr. 8202 und 30929, und 1 Gewinn von 100 Thlr siel auf Nr. 56504.

Berlin, den 20 August 1846.

Königl General=Lotterie=Direktion.