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Benrather Zeitung

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź (2024), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Vorläufer: Der Rheinländer (1886-1908)

(Nicht zu verwechseln mit „Der Rheinländer : wirtschaftspolititische Wochenschrift für Landwirtschaft u. Mittelstand in ganz Deutschland“ (1912-1915) aus Köln)

Bereits 1886 gründete der Buchdrucker Robert Tischler die Zeitung „Der Rheinländer“ in Benrath. In seinem Verlag erschien neben dem „Rheinländer“ auch die Zeitung „Volkwohl“, die spätestens 1899 mit dem Rheinländer verschmolzen wurde.
Nach einem Disput mit dem Bürgermeister von Benrath wurde Tischler die Genehmigung zum Abdruck der amtlichen Nachrichten der Stadtverwaltung entzogen. Der Streit mit dem Bürgermeister hielt noch einige Jahre an, so wurde Tischler 1901 erneut vom Landgericht wegen Beleidigung des Bürgermeisters zu einer Geldstrafe verurteilt, was das Reichsgericht jedoch aufhob (Generalanzeiger für Düsseldorf und Umgegend, 08.05.1901).

Periodizität:
drei mal wöchentlich, Ab Mai 1899 täglich außer sonn- und feiertags erschienen.

Benrather Zeitung (1908-1922)

Geschichte und Entwicklung

Am 31. August 1907 wurde die „Benrather Druckerei und Verlagsanstalt, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, in Benrath“ ins Handelsregister eingetragen und der Verwaltungssekretär Peter Jacobs aus Benrath als Geschäftsführer benannt. Unter den Gesellschaftern wurde Robert Tischler aufgeführt, der seinen Verlag mitsamt der Zeitung „Der Rheinländer“ der Gesellschaft übertrug. (Düsseldorfer Generalanzeiger, 31.08.1907).

1908 erschien „Der Rheinländer“ zum ersten Mal unter dem neuen Titel „Benrather Zeitung“ im 23. Jahrgang. P. H. Körner war für die Redaktion verantwortlich. Bereits im November wurde die „Benrather Zeitung“ von den Buchdruckern Lorenz Brockert und Alfred Brockert und Kaufmann Friedrich Pohlmann aus Münster angekauft und in die „Benrather Zeitung (Der Rheinländer) Druckerei und Verlagsanstalt G.m.b.H.“ überführt (Düsseldorfer Generalanzeiger, 8.12.1909). Die neuen Besitzer brachten in Hilden eine Nebenausgabe der Benrather Zeitung unter dem Titel „Hildener Anzeiger“ heraus. Nebenausgaben erschienen ebenso in Reisholz, Urdenbach und Zons. Das „Rheinische Volksblatt“ (1863–1972) aus Hilden sah darin, als amtliches Verkündigungsblatt der Stadt Hilden, keine ernsthafte Konkurrenz und kommentierte die Nebenausgabe spöttisch: „Das Bedürfnis zur Herausgabe eines ‚Hildener Anzeiger‘ wird nirgendwo stärker hervorgetreten sein, wie in Benrath selbst“ (16.06.1910). Die „Benrather Zeitung“ hingegen erhoffte sich, dass ihr die Genehmigung zum Abdruck amtlicher Bekanntmachungen aus Hilden erteilt werde, ihr Antrag wurde jedoch von den Stadtverordneten in Hilden abgelehnt (Rheinisches Volksblatt, 08.07.1910). Robert Tischler gründete nach seinem Ausscheiden zusammen mit Heinrich Schäffer das „Benrather Tageblatt“. Beide Zeitungen waren berechtigt, amtliche Meldungen aus der Bürgermeisterei Benrath zu veröffentlichen.

Im Oktober 1910 traten die Geschäftsführer Lorenz Brockert, Alfred Brockert und Friedrich Pohlmann zurück, nachdem der Gerichtsvollzieher die Druckerei mit sämtlichen Geräten und Maschinen pfändete (Rheinisches Volksblatt, 28.09.1910). Theodor Norbisrath übernahm die Nachfolge.

Der Redakteur P. H. Körner trat am 30. Dezember 1912 zurück. Franz Hardt stieg zunächst als Vertretung ein und wurde ab dem 13. Januar 1913 von Anton Leifert abgelöst. In der Folge kam es über einen längeren Zeitraum zu weiteren Personalwechsel, die unten stehend skizziert werden. Darunter zeichnete sich Johannes Breddemann ab 1915 für die Redaktion verantwortlich und wurde 1916 als Inhaber des Verlags der „Benrather Zeitung“, Buch- und Kunstdruckerei in Benrath aufgeführt (11.05.1916).

Am 1. August 1916 wurde der Verlag der „Benrather Zeitung“ nur noch als „Benrather Zeitung G.m.b.H.“ geführt. Nachdem Theodor Norbisrath 1916 verstarb, nahm Alfred Decker seinen Platz ein (23.02.1916).

Gegen Breddemann ist 1916 ein Konkursverfahren eingerichtet worden (22.05.1916). Hugo Gater übernimmt seinen Posten als Redakteur und ist ab dem 1. August 1917 alleiniger Inhaber von Druck und Verlagsrecht der „Benrather Zeitung“ sowie ihr Redakteur.

Während der Rheinlandbesetzung 1918 erlaubte die britische Behörde die Herausgabe der „Benrather Zeitung“. Zeitungen, die außerhalb des besetzten Gebietes herausgegeben wurden, durften nicht bezogen werden (31.12.1918).

Als die Benrather Arbeiter*innenschaft im Mai 1919 in den Generalstreik trat und die Stromversorgung blockierte, konnte die Druckerei die Setzmaschine nicht anwerfen und musste somit auf Handsatz zurückgreifen. An diesem Tag erschien die Zeitung nur mit 2 Seiten (30.05.1919). Einen Monat später wurde der Redakteur Gater verhaftet, da er gegen die britischen Zensurbestimmungen verstieß (Rheinisches Volksblatt, 22.06.1919).

1922 wurde die „Benrather Zeitung“ mit dem „Benrather Tageblatt“ vereint.

Titeländerungen, so wie sie in den Digitalisaten nachzuvollziehen sind:

  • Ab 1. Juli 1911, 26. Jg.: „Benrather Zeitung (Der Rheinländer) : Zugleich: Reisholzer und Urdenbacher Zeitung. Generalanzeiger für Benrath u. Umgegend. Amtliches Organ der Bürgermeisterei Benrath und der Stadt Zons a. Rh. Mit den Nebenausgaben: Zonser Zeitung und Hildener Anzeiger“. Druck und Verlag Benrather Zeitung (Der Rheinländer) Druckerei und Verlags-Anstaltg G.m.b.H. Benrath, Redakteur P. H. Körner
  • Ab 1. September 1911: „Benrather Zeitung (Der Rheinländer) : Zugleich: Reisholzer und Urdenbacher Zeitung. Generalanzeiger für Benrath u. Umgegend. Amtliches Organ der Bürgermeisterei Benrath und der Stadt Zons a. Rh. Mit der Nebenausgaben: Zonser Zeitung“
  • Ab 26. Juni 1912: „Benrather Zeitung (Der Rheinländer) : Zugleich: Reisholzer und Urdenbacher Zeitung. Generalanzeiger für Benrath u. Umgegend. Amtliches Organ der Bürgermeisterei Benrath. Nebenausgaben: Zonser Zeitung“
  • Ab 24. Dezember 1913: „Benrather Zeitung. Der Rheinländer : Generalanzeiger für Benrath u. Umgegend. Amtliches Organ der Bürgermeisterei Benrath. Nebenausgabe Zonser Zeitung.“
  • Ab 4. Dezember 1914: „Benrather Zeitung. Der Rheinländer : Generalanzeiger für Benrath u. Umgegend. Amtliches Organ der Bürgermeisterei Benrath. Nebenausgabe Zonser Zeitung.“, Darunter „Reisholzer Zeitung“ NR DATUM JG „Holthausener Zeitung“
  • Spätestens ab 13. April 1915: „Benrather Zeitung. Der Rheinländer : Generalanzeiger für Benrath u. Umgegend. Amtliches Organ der Bürgermeisterei Benrath. Nebenausgabe Zonser Zeitung.“, darunter DATUM „Reisholzer und Holthausener Zeitung“ JG NR
  • Ab 28. August 1915: „Benrather Zeitung. Reisholzer Zeitung Holthausener Zeitung. Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeisterei Benrath. Nebenausgabe Zonser Zeitung, Nebenausgabe Dormagener Zeitung“
  • Ab 1. Februar 1918: „Benrather Zeitung. Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeisterei Benrath“
  • Ab 18. Dezember 1918: „Gedruckt mit Genehmigung der britischen Militärbehörde. Benrather Zeitung. Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeisterei Benrath“
  • Ab 3. Dezember 1919: „Autorisé par la Censur de la 4. ème Zóne. Benrather Zeitung. Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeisterei Benrath“
  • Ab 2. März 1920: „Benrather Zeitung. Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeisterei Benrath“

Inhaltliche und politische Ausrichtung

Die „Benrather Zeitung“ bezeichnete sich zwar selbst als „unparteiisch“, doch lässt sich eine Nähe zur Zentrumspartei vermuten. In einer Selbstdarstellung heißt es: „Die ‚Benrather Zeitung‘ behandelt die politische Tagesgeschichte in Leitartikeln und kleinen Betrachtungen unparteiisch, vom nationalen Standpunkte aus in volkstümlicher Weise, kurz aber erschöpfend. Sie hat einen telegraphischen Nachrichtendienst, wie die bedeutenden Großstadtblätter.“ (09. September 1911) Ganz so unparteiisch verhielt sie sich jedoch nicht, denn am 28. September 1911 veröffentlichte sie einen Wahlaufruf der Zentrumspartei und am 24. Januar 1912 den Aufruf des Nationalliberalen Vereins Düsseldorf, den Kandidaten der Zentrumspartei zu wählen. Außerdem schienen die Generalversammlungen der Katholiken Deutschlands von besonderem Interesse gewesen zu sein, über sie wurde sehr ausführlich berichtet.

Die „Benrather Zeitung“ berichtete aus dem politischen Geschehen aus In- und Ausland und Lokalnachrichten. Dabei wurde auch kurzen unterhaltenden Sensationsmeldungen eine eigene Rubrik gewidmet. Der feuilletonistische Teil beinhaltete neben Romanen, Gedichten und Novellen u.a. Haushaltstipps und Rezepte. Dabei nahm der Anzeigenteil einen großen Stellenwert ein, manchmal wurde zusätzliche Reklame ortsansässiger Unternehmen beigelegt. Da der Presse 1914 verboten wurde über Truppenbewegungen zu berichten, entschied sich die „Benrather Zeitung“ dazu, sich nur noch den „lokalen Interessen Benraths“ und amtlichen Bekanntmachungen zu widmen (10.08.1914). Es wurde jedoch weiterhin zuerst über das Kriegsgeschehen berichtet und die wichtigsten Kurzmeldungen des Tages vergrößert und an prominenter Stelle unter den Zeitungskopf gesetzt.

Sowohl die Benrather Zeitung als auch das Benrather Tagesblatt veröffentlichten die Nachrichten der Kriegsbeschädigten-Vereinigung Benrath. Unzufrieden mit Kürzungen der Meldungen im Jahr 1919, entzog die Kriegsbeschädigten-Vereinigung dem „Benrather Tageblatt“ die Erlaubnis und erklärte die „Benrather Zeitung“ zum alleinigen offiziellen Nachrichtenblatt der Vereinigung (06.03.1919).

1920 wurden beide Benrather Zeitungen bestreikt (16.03.1920). Die „Benrather Zeitung“ zeigte sich wiederholt nah an der Arbeiterschaft, was von der Streikleitung registriert und gewürdigt wurde. Sie wählte die „Benrather Zeitung“ als alleiniges Veröffentlichungsorgan, nachdem das „Benrather Tageblatt“ trotz Streikzeit ein Extrablatt herausbrachte. Diesen Streikbruch missbilligte die Streikleitung. (26.03.1920).
Im November ging die „Benrather Zeitung“ auf die Forderung nach Lohnerhöhung der „Gehilfenschaft des Bezirksvereins Düsseldorf der Deutschen Buchdrucker“ ein (19.11.1920).

Außerdem:

  • am 25. April 1912 und 13. Juni 1912 erschien das zweite Blatt als „Frauenzeitung“ mit Auszügen aus der Londoner Frauenzeitung „Gentlewoman“ und Themen wie Mode, Kochen und Hygiene.
  • Vereinzelt Abend-Ausgabe , z.B. 4.12.1914, Benrather Zeitung (Der Rheinländer) : Amtlicher Anzeiger für die Bürgermeisterei Benrath a.Rh. zugleich Reisholzer, Holthausener und Zonser Zeitung
  • Mehrteilige Romane u.a. von Anny Wothe, Fritz Gantzer, H. Courths-Mahler, M. R. Reichamt, Sven Elvestad mit Übersetzung von Julia Koppel, F. Eduard Pflüger.

Redakteure / Schriftleiter:
Robert Tischler (1886-1908), P. H. Körner (1908-1912), Franz Hardt (1912), Anton Leifert (1913- Juni 1913), Peter Brandts-Sobiesti (Juli 1913), H. Gondolf (29. August 1913), Frantz Hardt (24.12.1913- Mai 1914), Werner Jansen (09.05.1914 - 05.08.1914), W. Dienstbach (6.8.1914 -1915), Johannes Breddemann (ab 1915 - 20. Mai 1916), P. Erkelenz (27.04.1916 - 10.05.1916, 20.05.1916-16.06.1916), Hugo Gater (19. Juni 1916-1922)

Periodizität und Format

Die „Benrather Zeitung“ sechsmal die Woche mit 4 bis 6 Seiten mit dreispaltigem Text, davon 2 Seiten Anzeigen. Format 41x28 cm.
Verbreitungsgebiet Benrath, Richrath, Monheim, Hilden, Zons.

Beilagen

  • Der Rheinländer
  • Illustriertes Sonntagsblatt
  • Wochenbild (März 1921-8.1922, in Kupferdruck)
  • Tägliches Unterhaltungsblatt mit Kinderrubrik „Kinderlaube“, redigiert von Martha Kempner-Hochstädt mit Rätseln und kleinen Geschichten (1915). Kann stellenweise unter den Digitalisaten der Benrather Zeitung gefunden werden.
  • „Für Feierstunden“ (täglich) (1915 1916)
  • Illustrierte Sonntags-Zeitung

Anlässlich der Jahrhundertfeiern der Befreiungskriege 1912 waren Kunstdrucke von Erwin Heinrich Reimer erhältlich (13.11.1912).

Konkurrenz

Benrather Tageblatt
Rheinisches Volksblatt

Nebenausgaben

  • Reisholzer und Holthausener Zeitung
  • Zonser Zeitung
  • Urdenbacher Zeitung
  • Hildener Anzeiger
  • Dormagener Zeitung

Nachfolger: Benrather Tageblatt (1910-1941)

Das „Benrather Tageblatt erschien seit dem 29.01.1910 im Verlag von Robert Tischler und Heinrich Schäffer in Benrath und existierte zunächst als Konkurrenz zur Benrather Zeitung. Sie bezeichnete sich als „Amtliches, unparteiisches Organ für Benrath, Urdenbach, Reisholz, Itter-Holthausen“ und wurde in die Tradition von „Der Rheinländer“ gesetzt. (Ob ein Bezug zur „Benrather Zeitung zugleich Benrather Tageblatt“ vom „Rheinischen Volksblatt“ aus dem Verlag Friedrich Peters aus Hilden besteht, konnte nicht nachgegangen werden. Möglicherweise wäre Theodor Norbisrath ein Link, der für die Anzeigen-Annahme des „Rheinischen Volksblatts“ verantwortlich war.)

Im August 1922 erwarben Tischler und Schäfer das Verlagsrecht der „Benrather Zeitung“ und vereinten sie mit dem „Benrather Tageblatt“. Die Zeitung wurde unter dem Titel „Benrather Tageblatt“ fortgeführt. Die „Benrather Zeitung“ wurde im Zwischentitel aufgenommen.

Am 31.05.1941 erschien die letzte Ausgabe der „Benrathes Tageblatts“. Die Druckerei und ein Teil des Personals wurden von der „Rheinischen Landeszeitung“ übernommen. Wiedererschienen ab 2. November 1949 als „Benrather Tageblatt“ unter der Verlagsleitung von Hans-Robert Tischler und Max Schäffer.

parteilos. 8 Seiten, 3 Textspalten.
Auflage als „Benrather“ Tageblatt 1930: 8.000

Später Rheinische Post.

Literatur und Quellen

  • Zeitungskatalog Annoncen-Expedition Rudolf Mosse, Berlin: Rudolf Mosse 1913
  • Aus vergilbten Zeitungen. 1883 bis zur Eingemeindung 1929, Benrath historisch H. 14, hrs. V. Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V., Düsseldorf 1997.
  • Sonderausgabe zum 70.-jährigen Jubiläum vom Benrather Tageblatt vom 14.05.1955
  • Mehr zur Schriftstellerin Anny Wothe im Portal Leipziger Frauenporträts