Nr. 21.
Samstag, den 18. Februar 1888.
13. Jahrgang.
Redaction, Druck und Verlag von Wilhelm Müller jr. in Ohligs.
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für die Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstag
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Bürgermeisterei Merscheid und Umgegend.
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w Wochenschau.
In der allgemeinen politischen Lage ist seit Fürst Bismarcks großer Reichstagsrede eine äußerliche Aenderung nicht eingetreten. Die Petersburger und Pariser Hetzblätter machen ihrem Groll gegen Heutschland kräftig Luft, der ja im Grunde genommen nur aus der Erkenntniß entspringt, daß es unmöglich ist, den ehernen Friedenswall in Mitteleuropa zu zertrümmern. Denn auch über die Abmachungen des Friedens=Dreibundes ist jetzt so viel bekannt geworden, das feststeht: Bekämpfen Frankreich und Rußland zusammen einen dem Friedensbunde angehörigen Staat, so bekommen sie es mit der ganzen Kriegsmacht von Deutschland, Oesterreich=Ungarn und Italien zu thuen, und diese Aussicht ist denn doch nicht so ganz auf die leichte Achsel zu nehmen. Als feststehend ist auch anzusehen, daß zwischen Italien und England für gewisse Fälle Vereinbarungen zur See getroffen sind, wenngleich sich die Einzelheiten jeder Kenntniß entziehen. Die offiziellen Kreise von Rußland haben noch nichts gesagt, wenigstens hat man davon noch nichts erfahren. Der wieder in Berlin eingetroffene russische Botschafter Graf Schuwalow hat mit dem Reichskanzler und dem Grafen Herbert Bismarck sehr lagge Unterredungen gehabt, über deren Inhalt noch nichts bekannt geworden ist. Deutschland's Stellung zu Rußland's Ansprüchen auf Bulgarten hat Fürst Bismarck bekanntlich im Reichstage sehr klar präzisiert. Er sagte, wir wollen gern Rußland's Forderungen auf Wiederherstellung des vertragsmäßigen Zustandes in Bulgarten beim Sultan diplomatisch unterstützen, aber erst müssen wir von Petersburg aus darum ersucht werden. Wir rennen Niemand nach! Also Rußland muß sprechen. Im Uebrigen werden die russischen militärischen Vorkehrungen in Polen in dem Rahmen fortgesetzt, welcher von vornherein bestimmt war. Daß diese Anordnungen je rückgängig gemacht werden würden, daran hat wohl überhaupt Niemand gedacht.
Unter dem Eindruck der neuesten Nachrichten aus Sau Remo ging es auch in den Parlamenten still zu. Es fehl.e in dieser Session der rechte Schneid’, und im Reichstage denkt man sehr stark daran, zu Kaisers Geburtstag die Session zu schließen. In der letzten Woche erledigte der Reichstag Wohlprüsungen, wobei die Wayl des Abg. Richter=Hagen für giltig erklärt wurde. Das Sozialistengesetz wurde unverändert für zwei weitere Jahre verlangert, und Minister von Puttkamer erklärte sich damit einverstanden. Sowohl die von den verbündeten Regierungen vorgeschlagenen Verschärfungen, wie die vom Abg. Windthorst beantragten Milderungen wurden abgeleynt. Der von der Centrumspartei neu eingebrachte Antrag auf volles Verbot der Sonntagsarbeit fand recht lebhafte prinzipielle Zustimmung, aber mit der practischen Durchführung wird es um so mehr hapern. Er wurde einer Kommission überwiesen, und die wird wohl mit ihren Berathungen nicht früher fertig werden, als bis der Reichstag geschlossen ist. Außerdem wurde noch ein Stück Eiat genehmigt. Im preußischen Abgeordnetenhause wurde der nationalliberal=konservative Antrag auf Einführung fünfjähriger Wahlperioden endlich angenommen, nachdem sich die Herren Volksvertreter noch mit außerordentlich scharfe Komplimenten bedacht hatten. Aber ändern konnten diese persönlichen Liebenswürdigkeiten an dem Resultat nichts. Die darauf fortgesetzte Etaisberathung ergab nichts von Belang. Das bayrische Abgeordnetenhaus hat das Ausführungsgesetz zu dem Reichsgesetz über die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter angenommen. Reichskanzler Fürst Bismarck gab sein erstes parlamentarisches Diner. Man plaudette beim guten Spatenbräu manch' gutes Wort, aber zum Austausch bedeutsamer politische Herzensergüsse kam es für diesmal nicht.
Winn es einen glücklichen Menschen auf der Erde gibt, ist es unstreitig der französische Kammerpräsident Flouquet, dem der russische Botschafter von Mohrenheim nun wirklich einen Besuch abSeiater hat. Der enemalue Russenhasser Flougag in so felig daß
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sich selbst die Pariser Blätter über ihn lustig machen. Fast gleichzeitig kam das Ministerium Tirard nur noch ganz knapp an einer parlamentarischen Niederlage in der Kammer vorüber, die seinen unvermeidlichen Rücktritt zur Folge gehabt hätte. Aber die ministerielle Mehrheit ist auf ganze acht Stimmen zusammengeschmolzen, die wohl demnächst total in die Brüche gehen werden. Dann ist Herr Flouquet Ministerpräsident! Minister Flourens reist in seinem Wahlkreise umher und hält Reden.
Im englischen Parlament hat Parnell, der Heerführer der
Mackenzie auf der Insel Wiaht, er befürchte eine spätere Knorpelhautentzündug. Drei Monate später zeigte sich diese Besorgniß begründet. Zu Ende October und Anfang November traten dann neue Symptome auf, und diese Erscheinungen konnten mit der Diagnose Krebs vereinbar sein. Damals konnte keine Material zur mikroskopischen Untersuchung entnommen werden und Mackenzie erachtete es deshalb für sicherer, die Krankheit als eine bösartige zu behandeln. Indessen unterbreitete er seinen Collegen ein Protokoll, in welchem er angab, daß, obgleich das Leiden augenblicklich das
Irländer, einen energischen Tadelsantrag gegen die Regierung wegen Aussehen eines Krebsgeschwüres hätte, er einen Beweis dafür nur deren irischer Politik eingebracht, und der alte Herr Gladstone hat von einer weitern mikroskopischen Untersuchung erwarten könne. diesen Ansturm nach Kräften unterstützt. Wenn es auch die Beiden Damals war die Mehrheit der Aerzte schon überzeugt, daß in jedem
an Reden nicht haben fehlen lassen, abgeschlagen ist darum der Falle Perichondritis, also eventuell neben Krebs vorliege. Seit
Angriff doch. Die ministerielle Mehrheit im Unterhause hält fest Mitte December waren die klinischen Symptome welche auf Krebs
zusammen und wird auch nicht so leicht zu trennen sein. Aus den deuteten, verschwunden,
übrigen Staaten liegt etwas Neues von Belang nicht vor. Im italienischen Ministerium hat es eine kleine Krisis gegeben, die mit dem Rücktritt des Unterrichtsministers aber ihr Ende erreicht. Von Massauah sind neue Nachrichten nicht eingegaugen. Die Regierung in Rom erklärt nur energisch, sie denke gar nicht daran, das Expeditionscorps zurückzurufen. Auf der Balkenhalbinsel herrscht andauernde Stille, aus Bulgarien gehen so gut wie keine Nachrichten ein. Für den Fürsten Ferdinand ist das sehr erfreulich, wenn auch nicht ausgeschlossen ist, daß diese Stille nur die Stille vor dem Sturm bedeuten kann.
Politische Nachrichten.
Deutschland.
Berlin, 17. Febr. Unser Kaiser besuchte Dienstag Abend wieder das Opernhaus, später war im Palais eine Theegesellschaft. Am Mittwoch erledigte der Kaiser die laufenden Regierungsgeschäfte und empfing vor der Spazierfahrt den Militär=Attachen Frhr. von Hoeningen aus Paris.— Im Befinden des in Fiorenz krank darniederliegenden Königs von Württemberg ist wieder eine kleine Verschlimmerung eingetreten. Das Fieber und die Hustenanfälle haben sich gesteigert, Mattigkeit und Appetitlosigkeit halten an.
— Unser Kaiser arbeitete am Donnerstag mit dem General von Albedyll und dem Kriegsminister und ließ sich durch den Direktor
im Hetessomnisterium, Generathase. Stanl.,
neuen Landsturm=Uniform vorstellen. Nachmittags machte der Kasser eine Spazierfahrt in den Thiergarten.
— Der„Reichsanzeiger“ publiziert folgendes amtliche Bulletin aus San Remo vom Mittwoch: Der lokale und allgemeine Zustand
Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen ist derselbe
wie am gestrigen Tage. Der Schlaf war zuweilen durch Kopfschmerzen unterbrochen Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit verließ um die Mittagsstunde wieder das Bett und nahm feste Nayrung zu sich. Mackenzie. Schrader. Krause. Hovell. von Bergmann. Bramann.
— Der„deutsche Reichsanzeiger“ vom Donnerstag bringt folgendes Bulletin aus San Remo: In den letzten 14 Stunden ist
eine Veränderung in dem Zustande Sr K. K. Hoheit des Kron
prinzen nicht eingetreten. Mackenzie. Schrader. Krause. Hovell. v. Bergmann. Bramann.
— Der„Reichsanzeiger“ publizirt Mackenzie's Gutachten über das Halsleiden des Kronprinzen, welches auf speziellen Wunsch des hohen Pali nten veröffentlicht wird. Etwas Neues bietet dasselbe nicht. Mackenzie's Ansicht ist die, daß bisher kein Beweis von dem Vorhandensein des Krebses erbracht ist. Als er vorigen Mai nach Berlin kam, sagte er, die Krankheit könne gutartig und dösartig sein, eine genaue mikroskopische Untersuchung sei nöthig. Virchow entdeckte bekanntlich nichts Bösartiges. Im Monat Juli erklärte
und auch Virchow fand in der letzten Untersuchung nichts.„Die Krankheit des Kronprinzen gehört zu den sehr seltenen Fällen, in welchen allein das Fortschreiten der Krankheit die.stimmung des Characters derselben gestattet, so daß in diesem Augenblick die Wissenschaft mir nicht erlaubt, zu behaupten, daß irgend eine andere Krankheit vorhanden ist, als eine chronische Entzündung des Kehlkopses verbunden mit Perichondritis(Knorpelhautentzündung). Mackenzie.“ Wir wünschen von Herzen, daß dies Gutachten Wahrheit bleiben möge. Dann wäre die totale Genesung des Kronprinzen sicher, nach menschlichem Ermessen wenigstens sicher.
— Aus Anlaß seiner Reichstagsrede ist dem Fürsten Bismarck aus Dresden eine Adresse mit 7000 Unterschriften zugegangen.
— Die Deputation des russischen Infanterie=Regimentes„Kaluga" an den Kaiser ist am Donnerstag in Berlin angekommen und besteht aus dem Regimentskommandeur, einem Hauptmann, einem Lieutenant und einem Feldwebel. Sonnabend wird die Deputation im Palais empfangen. Mit dem Regiment Kaluga war der Kaiser 1814 als siebzehnjähriger Prinz bekanntlich in der Schlacht von Bar=sur=Aube zum ersten Male im Feuer und erhielt in Folge dessen auch seinen esten Orden, den russischen Georgsorden.
Die Gewerbekommission des Reichstages faßte mit 8 gegen 3 Stimmen folgenden Beschluß: Die Bäcker und die Verkäufer von Brod sind verpflichtet, die Verkaufspreise des Brodes während der Verkaufszeit nach Kilogramm durch einen von Außen leicht sichtberrnugd#uttich. geschriebzgen„Anschlag am Verkaufslokale zur Hausierhandel ist oas Preisverzeichniß unaufgefordert den Käufern vorzuzeigen. Das Preisverzeichniß ist vor der Ingebrauchnahme bei der Ortspolizeibehörde zur kostenfreien Abstempelung einzureichen.
— Der Bundesrath hielt am Donnerstag eine Sitzung ab. Die Anleihevo lage zum Wehrgesetz wurde definitiv angenommen. Außerdem wurden noch einige kleine Sachen erledigt.
— Das neue Wehrgesetz hat auch eine neue Eintheilung der Landwehrbezirke im Gefolge. Dabei kommt die bisherige Eintheilung in Landwehr=Regimenter und Bataillone, mit Ausnahme bei der Berliner Garde, in Fortfall, und treten an Stelle derselben die den Infanterie=Brigaden u. s. w. direkt unterstellten Land wehr=Bataillons= bezirke. An Stelle der bisherigen Bezeichnung der Land wehr=Bezirkskommandos tritt die kurze Benennung nach dem Stabsquartier. Bedeutende Aenderungen der Stabsquartiere sind nicht vorgenommen. Das Stabsquartier aus Preuß Holland kommt nach Braunsberg und das aus Attenvorn nach Siegen.
Die freisinnige Partei hat im preußischen Abgeordnetenhause einen Antrag auf Aufhebung der Wittween= und Waisenkassenbeiträge der preußischen Volksschullehrer eingebracht.
Der Londoner Daily Telegraph berichtet, Kaiser Alexander habe durch den Grasen Schuwalon dem Fürsten Bismarck mittheilen
Die wilde Toni.
Novelle von Adolf Streckfuß.
(20. Fortsetzung.)
Er sprach recht kurz und unfreundlich, der neue Inspektor war jedenfalls tief in seiner Achtung gesunken, auch kümmerte er sich um jenen nicht weiter, sondern ertheilte den Arbeitern seine Befehle, wie sie es anzufangen hätten, um im See nach den todten Pferden und dem Jagdwagen zu suchen.
Heinrich hätte mit wenigen Worten den würdigen Mann aufnaren können, aber er fühlte einen Widerwillen dagegen, sich der Rettung des Fräuleins von Freienberg zu rühmen; er antwortete deshalb nicht, der Zukunft überließ er seine Rechtfertigung, die ja sicher durch den Major erfolgen mußte. Er grüßte den Rendanten, der ihm nur durch ein kaum merkliches Kopfnicken antwortete, dann sing er nach dem ihm angewiesenen Zimmer, um sich hier vor den Antritt seines Dienstes häuslich einzurichten. Er packte den Koffer aus und räumte Wäsche und Kleidungsstücke, welche er jetzt als sein Eigenthum betrachten mußte, in Komode und Schrank.
Auf dem Grunde des Koffers fand Heinrich ein mit einem rothen Handchen leicht zusammengebundenes Päckchen Briefe, er erkannte e2, es enthielt die Briefe, von denen Heinrich Müller gesprochen und um deren Uebersendung nach Trübensee er gebeten hatte. Auf een zu oberst liegenden Briefe stand die recht zierlich geschriebene Goresse: An den Unteroffizier Herrn Heinrich Müller, Berlin, Kaserne des*= Regiments.—
Mit einer gewissen Neugier betrachtete Heinrich die Briefe, er eante gern einen Blick auf den Inhalt geworfen. Es wäre ihm meressant gewesen zu lesen, was diese zierliche Hand geschrieben. er selbst have noch niemals mit einer Dame in einem über die enite gesellschaftliche Form hinausgehenden Verhältniß gestanden, er kannte die Liebe nur aus Romanen; hier hätte sich ihm zum ersten male Gelegenheit geboten, einen Einblick in ein wirkliches LiebesverHältniß zu gewinnen; aber er hatte sein Wort gegeben, die Briefe
ngelesen ihrem Eigenthümer zurückzusenden, und dies Wort mußte
halten; er durfte seine Neugier nicht befriedigen, aber schon der nblick der sorgsältig und sauber zusammengefalteten Briefe mit en feinen und schön geschriebenen Adressen erregte in ihm ein eigen: jümliches Interesse.
Wie glücklich mußte Heinrich Müller gewesen sein, als er diese riefe empfing! Es muß doch ein beseligendes Gefühl sein, sich eliebt zu wissen von einem treuen Herzen.
Weshalb dachte Heinrich in diesem Augenblick an Toni von freienberg? Weshalb erschien ihm ihr liebliches Bild, weshalb zh er sie so lebendig vor sich? Sie blickte ihn an mit jenem entückenden, liebreizenden, verführerischen Lächeln, welches er nie wieder ergessen konnte. Aber nein, er wollte nicht an sie denken! Wenn jemals einem Mädchen seine Liebe schenken konnte, Antonie von freienberg durfte es nicht sein. Liebe der Maitresse des herzoglichen Püstlings! Schon der Gedanke war entehrend!— Wie schön sie uch war, wie wunderbar hinreißend schön, sie war doch die Geliebte enes Mannes gewesen, Heinrich konnte sie bewundern, aber nie
mit den Briefen, die solche Gedanken erweckten! Sie ollten sofort zusammengepackt und versprochenermaßen an den Wirth= chafts=Direktor Liebelt in Trübensee adressirt und versendet werden. hastig ergriff Heinrich das Päckchen an dem rothen Bande und zog aus dem Koffer, dabei löste sich das Band, die Briefe fielen erab, und da im selben Augenblick die dem offenen Fenster gegenberliegende, schlecht verschlossene Thür sich öffnete, flogen sie, gerieben von dem Zugwinde, auseinander und zerstreuten sich im zimmer. Es kostete Heinrich einige Mühe, sie aufzusuchen, waren och einige sogar von dem Winde unter das Bett geweht worden, ndlich aber hatte er sie sämmtlich gefunden. Er band sie fester Is zuvor zusammen, dann setzte er sich an den Schreibtisch, auf velchem er das nöthige Schreibmaterial fand, und richtete einen urzen Brief an den Wirthschafts=Direktor Liebelt, in welchem er siesem empfahl, für Heinrich Müller bestens Sorge zu tragen; auch i Heinrich schrieb er einige Worte des Dankes und die Versicherung,
daß die Briefe ungelesen in seine Hand zurückkämen, wenn sie auch durch einen unglücklichen Zufall, durch das Zerreißen des Bandes, in ihrer früheren Ordnung gestört seien. Nachdem er das Picket fertig gemacht und mit einem Pet chaft, weiches er in dem Koffer vorgefunden, gesiegelt hatte, beschloß er, im Dorfe nach einem Boten zu suchen, mit welchem er es nach der nächsten Poststation schicken könne.
Er nahm Hut und Stock, verließ sein Zimmer und ging in das Dorf hinab. Ein junger Bursche, der für ein gutes Trinkgeld sich bereit zeigte, nach der nächsten Eisenbahnstation zu laufen, war bald gefunden.
Was nun beginnen? In sein Zimmer zurückzukehren hatte Heinrich keine Lust. Er wollte sich nicht fruchtlosen Träumereien überlassen, er fühlte das Bedürfniß, thätig zu sein,— da fiel sein Blick auf eine Anzahl Arbeiter, welche am Seeufer eben im Begriff waren, einen großen Kahn flott zu machen, sie wollten mit diesem offenbar versuchen, den Jagdwagen im See aufzufinden. Einige Arbeiter schöpften das Wasser aus dem Kahn, der wahrscheinlich lange unbenutzt am Ufer gelegen hatte, andere brachten Stricke und lange Stangen, sowie einen Hebebaum herbei und legten sie in den Kahn, während Jochem bemüht war, ein paar nicht ganz sichere Stellen mit Werg auszustopfen.
Hier konnte Heinrich helfen, er konnte mit thätig sein und so gewissermaßen seinen Dienst in Schernitz beginnen. Er trat zu den Arbeitern, die ihn mit einer gewissen Verlegenheit begrüßten; mit schnellem Blicke überschaute er, was sie bisher gethan hatten, und augenblicklich sah er, daß noch manche schadhafte Stelle ausgebessert werden müsse, ehe man es wagen dürfe, sich auf dem alten Kahn dem See anzuvertrauen.
Heinrich hatte in Trübensee ein Boot gehabt und es stets selbst in Stand gehalten, als Knabe hatte er bei einem alten Schiffszimmermann die Handgriffe zu den nöthigen Arbeiten gelernt, jetzt konnte er das, was er früher zum Vergnügen gethan, praktisch anwenden. So kommt Ihr niemals zurecht, Jochem,“ sagte er zu diesem,„helft den Leuten das Wasser ausschöpfen, ich werde selbst Euren Platz einnehmen.(Forts. folgt.)