Samstag, 4. August mürleAger Veran meine F arch be ## rucker: s: Ver Ez. I. Dusiont Schauberg: Chefredakteur: Prn Erale in Lo. Haupt-Expedition: Breite Straße 64. achen Th. ## .-Reile 3 po Pr Se + 11 915 10 565 R alstr. 14 G hte 2. RKöln54 Koblenz F. Hölscher, Krefeld J. F. Houben. Lennen Ad. Mann.
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Amtliche Nachrichten. Berlin, 3. August.(Telegr.) Aus 2 Inlaß der 450jährigen Jubelfeier der Universität Greifswald wurde u. a. verliehen: der K. Kr.=O. 2. Kl.: dem ord. Prof. in der jur. Fak., Mitgl muses, Geh. Justizre des Her at Dr. Bierling, und dem ord. Prof. in der phil. Fak., Geh. Reg.=Rat Dr. Schuppe. Personal=Veränderungen. Königl. preußische Armee Im aktiven Heere. Kattegat, 30. Juli. Grünig, Oberst z.., z. Kudr. Ldw.=Bez. 2 Hamburg ern. Aus der bish. Ostas. Besatzungs=Brie ausgesch. u. in der Armee angest.: vom 2. Ostas..=-.: Schäffer, Hptm., b..=R. 67, Retzlaff, Oberlt., i .=B. 15, v. Malachowski, Oberlt., ∆ 05 im Füs.=R s..=., behufs Rücktr. in bayrisch 90. Mark, Major ausgeschieden. v. Rundstedt, Lt. Feldart.=R. 27, in Feldart. Lilitärdi R. 36, v. Schulz, Hptm. Telegr.=B. 1, in Luftschiffer=Bat., Knappe, Hptm. Eisenb.=R. 3, in Telegr.=B. 1 vers. 6 zulze, Hptm. Eisenb.=Bat. S chaittr. Südwestafrika, im Eisenb.=R. 3 ang Swinemünde, an Bor ampfers Hamburg, 31. Juli. v. Bennigsen, Oberlt. Gren.=R. 110, von kmdo. z. Dienstl. b. 1. Bat. enth.— Abschiedsbewilligungen. dattegat, 30. Juli. v. Kehler, Hptm. Luftschiffer=Bat., z. Disp. 925 chz. bei den Res.=Offz. des Bats. wiederangest. v. Liebermar . 160, Jonkheer v. Schmidt auf Altenstadt, Lt. Feldart.=R. 22, der schied bewilligt. Kaiserl. Marine. Kattegat, 30. Juli. Geyer, Kgl. württb. Lt. Gren.=R. 119, kom. z. Dienstl. b. 1. See=Bat., im 1. See=Bat. angestellt.
Deutschland. Der Mittelenropäische Wirtschaftsverein. Der Verein hat sich sowohl in Deutschland als auch in Oesterreich=Ungarn im abgelaufenen Jahre ständig weiter entwickelt. Die Regelung der Handelsbeziehungen zwischen Mitteleuropa einerseits und den drei großen amerikanischen Wirtschaftsgebieten Vereinigte Staaten, Kanada und Argentinien anderseits interessieren den Verein hauptsächlich. Der Handel zwischen dem Deutschen Reich und Argentinien zeigte in der letzten Zeit folgende Ziffern: Ausfuhr nach Argentinien 1891/1904 durchschnittlich 31,5 Millionen Mark jährlich, 1901/1904 dagegen durchschnittlich 68,8 Millionen; Einfuhr aus Argentinien 1891/1904 durchschnittlich 98,4 Millionen Mark, 1901/1904 252,4 Millionen Mark jährlich. Demnach hat sich zwar unsere Ausfuhr nach Argentinien erheblich vermehrt, wird aber durch unsere Einfuhr von dort um mehr als das Dreieinhalbfache übertroffen. Diese für uns wenig erfreuliche Entwicklung ist auf die Bestimmungen des noch aus dem Jahre 1855 stammenden Handelsvertrags zurückzuführen, der Argentinien die unbedingte Meistbegünstigung verschafft, während uns keinerlei Ermäßigung des autonomen argentinischen Zolltarifs als Gegenleistung gewährt wird. Hier müßte ein gerechterer Ausgleich unserer Interessen mit den argentinischen erstrebt werden. Die bekannten innerpolitischen Verhältnisse Oesterreich=Ungarns standen einer frischen Betätigung des Vereins in diesen Ländern bisher entgegen. Nach der vor kurzem erfolgten Klärung des handelspolitischen Verhältnisses beider Staaten ist die Bahn jetzt frei geworden. Der Verein wird denn auch die erste gemeinsame Konferenz seiner drei Einzelvereine (Deutschland, Oesterreich, Ungarn) in Wien am 26. und 27. Oktober stattfinden lassen. Die Blitzschläge in Preußen und der von ihnen augerichtete Schaden. In neuerer Zeit und besonders in diesem gewitterreichen Sommer ist viel von einer Zunahme der Blitzgefahr die Rede. Sie ist in den einzelnen Jahren sehr schwankend. Während im Jahre 1885 die Zahl der zündenden Blitze in Preußen 1327 betrug, wovon 155 auf Stadtmeinden und 1172 auf Landgemeinden trafen, belief sie sich im Jahre 1887 auf nur 766, 137 auf Stadt=, 629 auf Landgemeinden. Auch im Jahre 1888 blieb die Zahl der zündenden Blitzschläge mit 936 unter einem Tausend, stieg jedoch in der folgenden Zeit bis einschl 1893 auf je über Tausend. Aus dem Jahre 1895 ist die höchste Zah der zündenden Blitze, nämlich 1620, zu melden, von denen 221 Städten und 1399 auf dem Lande ihre Verheerungen anrichteten ur Bitzschlägen einen Schaden von usgesamt mit 213 ##1 6505 berursa Jahre 1900 betrug der von 1434 Zündenden und 639 kalten Blitzen angerichtete Schaden selbst 6569000.44; von dieser bedeutenden Summe entfallen auf die großen Städte 371000, auf die kleinen 411000./, auf die Landgemeinden 3890000.4, au Gutsbezirke 1897000.. Am niedrigsten war der Schadenbetrag 1887 mit 2,75 Millionen u. d 1898 mit 3,35 Millionen Mark. In sie Zahl der zündenden Blitze erhebli 903 Jah rrmp- aut 24 bezu 813. Wenn die kalten Schläge fallender Weise gestiegen sind und im Jahre 1902 bereis die Zahl 8 erreicht haben, während aus dem Jahre 1887 nur 71 gemeldet werden, so dürfte dies wohl auf die genauere Berichterstattung zurückzuführe sein. Betrachtet man den Schadenbetrag der einzelnen Jahre getrennt nach Stadt und Land so fällt sofort in die Augen, daß das Schwergewicht der durch die Blitze verursachten Schäden auf das Land trifft. Allein 83,3 Millionen oder rund 93 v. H. des 89,6 Millionen Mark betragenden Gesamtschadens der Jahre 1885—1903, entfallen auf Landgemeinden und Gutsbezirke. Den geringsten Schaden durch Blitze erleiden die großen Städte. Er schwankt zwischen 5000 bis 371000./ und beträgt im 19jährigen Durchschnitt 1885—1903 nur 75 200./ Davon entfallen 42 400 auf Immobilien. In den kleinern Städten beläuft sich der durchschnittliche Schaden bereits auf 258000.¼ Die geringere Blitzgefahr in den größern Städten ist offenbar auf die vielen Drahileitungen, die sich über die Häuser hinziehen und schützend wirken zurückzuführen. Erfreulicherweise hat man in den letzten Jahren in der Anlage von Blitzableitern sehr große Fortschritte gemacht, so daß auch die Bewohner des Landes und der kleinern Städte sich besser zu schützen vermögen. Bayrische Eisenbahnfragen. München, 3. Aug.(Telegr.) Bei der Beratung des Eisenbahnetats in der Kammer der Abgeordneten erklärte der Verkehrsminister v. Frauendorfer unter anderm, daß bereits ein Plan für den Uebergang der bayrischen Bahnen zum elektrischen
Betriebe fertiggestellt sei. Ueber die Ausnutzung aller Wasserkräfte Bayerns müsse ein einheitlicher großzügiger Plan durch einen Fachmann allerersten Ranges aufgestellt werden. Die Eisenbahnverwaltung könne hierin nicht allein vorgehen. Die Behauptung, daß zwischen Bayern und Württemberg in Eisenbahnfragen unfreundliche Beziehungen herrschten, sei zurückzuweisen. Bayern sei bereit, Eisenbahngemeinschaften abzuschließen, wenn sie Vorteile brächten, aber nicht auf Kosten der Selbständigkeit Bayerns. Die gestern von einem sozialdemokratischen Redner gemachte Bemerkung, Preußen sei ein sozialpolitisches Kamerun, bedaure er aufs tiefste. Bayern habe in Berlin das größte Entgegenkommen gefunden, besonders bei der Frage der MainKanalisation. Zu einer Eisenbahngemeinschaft mit Bayern habe Preußen kaum ein Bedürfnis. Bayern würde daraus nicht gleiche Vorteile erzielen wie Hessen. Auch könne die bayrische Regierung sich nicht zu einer solchen Entäußerung ihrer Selbständigkeit entschließen. Berlin, 3. Aug.(Telegr.) Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Tschirschky ist aus Norderney von einem Besuch bei dem Reichskanzler hierher zurückgekehrt. Dem Generaladjutanten, Admiral à la suite des Seeoffizierkorps Frhrn. v. Senden=Bibran, bisherigen Chef des Marine; kabinetts, wurde der hohe Orden vom Schwarzen Adler verliehen. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 16. Juni d. J. beschlossen, der Deutsch=Ostafrikanischen Kautschukgesellschaft auf Grund ihrer vom Reichskanzler genehmigten Satzungen gemäß § 11 des Schutzgebietsgesetzes die Rechtsfähigkeit zu verleihen.— Der Reichsanzeiger veröffentlicht den Gesellschaftsvertrag. Die Ausübung der Schulaufsicht über die Provinzial=Idioten= anstalten ist den Oberpräsidenten überwiesen worden. &am# Leipzig, 3. Aug.(Telegr.) Die Vertretung der konservativen Partei im 10. sächsischen Reichstagswahlkreise(Döbeln) hat sich einstimmig für die Kandidatur Hasse ausgesprochen, um von vornherein eine geschlossene Bekämpfung der Sozialdemokratie zu ermöglichen. Die Entschließung des Bundes der Landwirte und der Deutsch=sozialen Reformpartei ist noch unge wiß. Heer und Flotte. Die von S. M. SS. Bussard und Seeadler abgelösten Besatzungen sind am 2. August in Port Said eingetroffen und haben un 3. die Reise nach Genua fortgesetzt. S. M. S. Planet ist au der Ausreise nach der australischen Station am 3. August in Batavia eingetroffen und geht am 7. von dort nach Makassar(Celebes) in See. S. M. S. Seeadler ist am 2. August in Kilwa eingetroffen. S. A Flußkbt. Tsingtau ist am 2. August von Kweishien nach Wuchow abgegangen. Deutsche Schutzgebiete. Zum Falle des Majors Fischer. Die Firma v. Tippelskirch u. Co. in Berlin versendet zur Veröffentlichung folgende Mitteilung in der Angelegenheit des Majors Fischer: „Aus Anlaß der Verhaftung des Majors Fischer sind ehrverletzende Gerüchte gegen die Firma v. Tippelskirch u. Co. in Umlauf gesetzt worden, die auch ihren Eingang in die Presse gefunden haben. Diese Gerüchte gipfeln in folgenden beiden Behauptungen: 1. Die Firma Tippelskirch habe dem Vorstande des Bekleidungsamtes bei der Kolonialverwaltung Major Fischer jahrelang Darlehen geliehen und ihn dadurch in eine finanzielle Abhängigkeit von sich gebracht die derzeitige unbeglichene Höhe dieser Darlehen betrage etwa 100000, 2. Infolge dieser finanziellen Abhängigkeit habe Major Fischer der Firma v. Tippelskirch das Lieferungsmonopol für die Tropenausrüstung der Schutztruppen zugewendet und die diesbezüglichen Lieferungsverträge und das Lieferungs= und Abnahmewesen so gestaltet, daß der Firma daraus ungebührlich hohe Gewinne und dem Reiche schwere Schädigungen erwuchsen.— Beide Behauptungen sind unwahr; wahr ist vielmehr: Zu 1: Die Firma v. Tippelskirch hat dem Major Fischer niemals ein Darlehen gegeben, auch niemals Geldzuwendungen in irgendeiner Form gemacht. Vor etwa sieben Jahren war der damalige Haupt mann Fischer unverschuldet in eine schwierige wirtschaftliche Lage geraten, weil seine kranke, später entmündigte Frau hinter seinem Rücken Schulden in hohen Beträgen kontrahiert hatte. Der unterzeichnete Mitinhaber der Firma v. Tippelskirch, der mit Fischer als Afrikaner seit Jahren befreundet war, trat damals mit Freunden des Fischer zusammen, um zu erwägen, was zu geschehen habe, um eine Katastrophe abzuwenden. Das Ergebnis der Beratung war, daß ein alter angesehener Afrikaner, der mit Fischer in der Wißmann=Truppe gestanden hatte, 3000.¼ und der Unterzeichnete 2000.¼ zur Verfügung stellte, dabei aber vorgab, das Geld habe ein anderer hergegeben. Fischer nahm das Geld erst dann an, nachdem ihm die letztere Behauptung glaubhaft gemacht worden war, löste die Verbindlichkeiten ab und leitete das Entmündigungsverfahren gegen seine Frau ein. Das Hülfswerk war ein Akt rein menschlicher Teilnahme mit einem Freunde, der trotz seiner anspruchslosen und einfachen Lebensweise durch traurige Familienverhältnisse unverschuldet in eine prekäre Lage geraten war. Jeder Hintergedanke, irgendeine unlautere Absicht war dabei ausgeschlossen. Dieselben Motive waren auch maßgebend für ein zweites Darlehn von 2000.4, das einige Jahre später gegeben wurde. Zu 2: Die Lieferungsverträge zu Tropenausrüstungen für die Schutztruppe sind mit der Leitung der Kolonialverwaltung ge
schlossen worden. Die Lieferungsbedingungen und Preisfestsetzungen waren jedesmal das Ergebnis sehr genauer Prüfungen und Kalkulationen, wobei unparteiische Korporationen mitgewirkt haben. Der Vorwurf, als habe die Firma bei diesem Lieferungsgeschäft durch Ueberteurung oder unreelle Lieferung die Reichskasse geschädigt, muß als gänzlich unzutreffend zurückgewiesen werden. Hochachtungsvoll: v. Tippelskirch.“ * Berlin, 3. Aug.(Telegr.) Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Herrn v. Tippelskirch bei dem gegen Major Fischer zu erwartenden gerichtlichen Verfahren Gelegenheit geboten werden, die Richtigkeit seiner sobigen] Angaben zu beweisen. Es ist kaum anzunehmen, daß die zuständige Behörde gegen einen Mann in der Stellung Fischers die Untersuchungshaft verhängt haben würde, wenn sie nicht die Ueberzeugung gehabt hätte, daß die ihm gewährten Geldgaben durchaus nicht den Charakter reiner freundschaftlicher Unterstützungen trügen. Es liegt uns fern, dem Ergebnis der Untersuchung vorgreifen zu wollen, aber die Tatsache, daß die Fischer gewährten Unterstützungen gerade aus den Tippelskircher Kreisen flossen, ist nur zu sehr dazu angetan, Verdacht zu erregen. Nachdem Herr v. Tippelskirch einmal die Bahn eingehender Erklärungen beschritten hat, ist es bedauerlich, daß er in seinen Erklärungen nicht noch ausführlicher geworden ist und klipp und klar gesagt hat, welcher alte Afrikaner mit ihm zugleich die 3000. zur Unterstützung des Freundes hergegeben hat. Es würde nämlich dadurch das Gerücht bestätigt oder widerlegt werden, daß dieser andere Herr zu den Teilhabern der Firma von Tippelskirch u. Co. gehört. Ferner ist aus der Tippelskirchschen Zuschrift nicht zu ersehen, wer die zweite Zahlung im Betrage von 2000¼ gemacht hat. Eine Feststellung hierüber wäre deshalb interessant, weil sie einen Schluß darauf gestatten könnte, ob dieser Geber dem Major Fischer persönlich so nahe gestanden hat, daß sich hieraus die freundschaftliche Gabe erklären würde. Es hat wenig Zweck, mit diesen Namen zurückzuhalten, weil, wenn es nicht früher geschieht, ein gerichtliches Verfahren sie doch über kurz oder lang an den Tag bringen wird. Die Berliner Zeitung schreibt zu dem Falle: Wesentlich anders als die Darstellung des Herrn v. Tippelskirck lauten die Mitteilungen die wir von komperenten und gut informierten Stellen über die Beziehungen, die zwischen Major Fischer und der Firma v. Tippelskirch bezw. ihren Teilhabern— nicht Herrn v. Tippelskirch persönlich— bestanden haben, erhalten: vor allem fällt an jenen Stellen auf, daß Herr v. Tippelskirch sich zu seiner. Erklärung so unendlich viel Zeit gelassen hat. Bei ihrer Vernehmung haben Herr v. Tippelskirch und die Teilhaber seiner Firma anfang glattweg bestritteu, daß dem Major Fischer von ihnen überhaupt Darlehen gewährt worden sind. Erst nach und nach, als ihnen die einzelnen„Fälle" vorgehalten wurden, gaben sie diese zu, und was Herr v. Tippelskirch in seinem Schreiben an die Redaktionen zugibt, ist schon wesentlich mehr, als er bei seinem Verhör anfänglich zuge geben hat. Wenn er in seinem Rechtfertigungsschreiben sagt, daß ein alter angesehener Afrikaner, der mit Fischer in der Wißmanntruppe gestanden hatte, 3000 4 und er selbst 2000. zur Verfügung stellte, dabei aber vorgab,„das Geld habe ein anderer hergegeben“ so vergißt Herr v. Tippelskirch es zu erwähnen, daß dieser angesehene Afrikaner ein Teilhaber der Firma Tippelskirch, und zwar jener Legationsrat Bumiller war der früher Adjutant des Majors v. Wißmann in Ostafrika gewesen ist. Auch die vielen andern Herren, die zugegebenermaßen dem Major Fischer mit mehr oder minder großen Beiträgen unter die Arme gegriffen haben, waren ja Freunde des Majoxs Fischer, aber sie waren durch einen unglücklichen Zufall ausnahmslos, wie z. B. Herr Reichelt, Teilhaber der Firma Tippelskirch. Alle diese Herren aben zugegeben, dem Major Fischer Geld gegeben zu haben, wenn sie sich auch anscheinend infolge von Gedächtnisschwäche nicht mel erinnern, wieviel sie Herrn Fischer geborgt haben und ob er ihnen die Darlehen zurückgezahlt hat. Noch eine auffallende Tatsache sei erwähnt: Die größte Darlehnssumme, die Major Fischer jemals von seinen Freunden erhalten hat, fällt in das Jahr 1899, gerade in jenes Jahr in welchem die Verträge mit der Firma Tippelskirch erneuert worden sind. Grolsbritannien. Drahtlose Telegraphie. § London, 2. Aug. In der Morning Post sucht Herr Spenser Wilkinson, der bekannte und sehr angesehene Militärschriftsteller, in einem längern Artikel die öffentliche Meinung hinsichtlich der im Oktober zusammentretenden Konferenz über drahtlose Telegraphie gegen die deutschen Anschauungen auf diesem Gebiete mobil zu machen. Herr Wilkinson sieht in den Bestrebungen Deutschlands bei der Berliner Konferenz von 1903 und auch in spätern Bemühungen auf diplomatischem Wege nur Versuche, die Marconischen Patente zu durchbrechen, die britische Industrie zu schädigen und England einen Vorteil im Kriegsfalle, der es sich auf gesetzmäßigem Wege gesichert, durch diplomatische Verhandlungen zu entreißen. Er war schon mit der Haltung des letzten Kabinetts in dieser Angelegenheit sehr wenig zufrieden gewesen, will aber von Gerüchten wissen, wonach die heutige Regierung nicht nur willig sei, sich bei der neuen Konferenz zu beteiligen, sondern auch den deutschen Vorschlägen günstig gesinnt sei. „Die deutsche Regierung,“ schreibt er am Schlusse,„hat lange mit Unwillen gesehen, daß England im Besitze der meisten Unterseekabel ist, und hat nie in ihren Bemühungen gerastet, andere Mächte zur Beteiligung in Zerstörung des britischen Unterseekabelmonopols zu gewinnen, als ob jedes neue britische Kabel eine Schädigung und Beleidigung für Deutschland, statt eine Wohltat für die ganze Welt=wäre. Aehnlich verhält es sich auch mit der drahtlosen Telegraphie. Der gegenwärtige Zug der deutschen Regierung läuft auf nichts Geringeres hinaus, als auf einen strategischen Angriff gegen England in Friedenszeit und unter dem Vorwande von Friedensliebe und guter Gesinnung. Mein Zweck ist, wenn möglich, die
Jum hundertjährigen Faust. Eine Studie von M. Stadler. Im Frühling dieses Jahres, und zwar am 25. April, hatte sich ein Jahrhundert vollendet, seit Goethe in seinem Tagebuch die bedeutungsvollen Worte verzeichnete„Fausts letztes Arrangement zum Druck“ und somit der Tragödie erster Teil seinen Abschluß fand. Im Mai nahm Cotta das Werk in Empfang, das Ostern 1808— die unglückliche politische Lage des Landes hatte einen Aufschub erfordert— zuerst in Druck erschien und seine ungeheure Wirkung hervorbrachte, nachdem das 1790 erschienene Fragment bekanntlich keinen ungeteilten Beifall gefunden hatte. Die begeisterte Aufnahme, der das Werk nun nach seinem vollständigen Erscheinen begegnete, regte Goethe dergestalt an, daß er bereits im Mai desselben Jahres auf der Reise nach Hof mit Riemer den Plan zum zweiten Teil besprach. Der bedeutende Zeitabschnitt reizt zu erneuter Betrachtung der unwiderstehlich anziehenden Sagengestalt des Uebermenschen, die wie keine andere aus dem deutschen Volksgeist heraus geschaffen ist, und erinnert an alle diejenigen, die es versuchten, die riesenhafte Erscheinung in Worten, Tönen oder Bildern wiederzugeben. Vor fast vierhundert Jahren(1507) wird„Faustus" und zwar mit dem Zusatz„der Jungere“ als Name eines zauberkundigen Gelehrten zum ersten Male durch den Abt Trithenius von Sponheim genannt. Den Namen Faustus, d. i. der Glückliche, legten sich dann viele Schwarzkünstler des 16. Jahrhunderts bei, der Ruhm ihrer Taten ging in die Sage über, die sich an verschiedene Personen, endlich entschieden an die des Doktors Johann Faust aus dem Württembergischen, eines Landsmannes und Bekannten Melanchthons heftet, der vermutlich bei einem chemischen Experiment in seinem Laboratorium durch Explosion ums Leben kam. Die vielfach auftauchende Sage, welche die Ereignisse bald nach Wittenberg, bald nach Württemberg in das Dorf Knittlingen bei Maulbronn verlegt, bildete daraus den Bericht, daß der Teufel, mit dem der Schwarzkünstler verbündet gewesen sei, Fausts Körper zerrissen habe, ehe er die Seele zur Hölle entführte. Als Kern der Sage finden wir überall die Teufelsverschreibung zum Zweck unbegrenzten Wissens, die Verbindung mit Helena, aus der ein Sohn Justus, d. i. der Gerechte, hervorgeht(ein schöner Gedanke, der den Gerechten gleichsam als höhere Entwicklungsstufe des Glücklichen auffaßt!) sowie Fausts Ende durch die Hand des Teufels, der den Leib des Gelehrten zerrissen, Hirn und Augen zur Zimmerdecke emporgeschleudert habe. Auch an die Person des Mainzer Buchdruckers Johann Fust, des Genossen Gutenbergs, heftet sich die Sage, und Freunde der Mystik werden vielleicht einen seltsamen Zusammenhang in dem Umstand erblicken, daß alle diese Gedanken um jene Orte kreisen, aus denen Fausts Auferstehung hervorging: Frankfurt und Jena=Weimar. Gleichsam als sei aus jenem verspritzten Denkerhirn ein elektrisches Fluidum, immer wieder bestimmte Vorstellungen erzeugend, entstiegen. Und so erschien im Jahre 1587 in Frankfurt das erste Volksbuch der„Historia von D. Johann Fusten“, wonach der Gelehrte in„Roda bey Weimar(Roda an der Jena=Geraer Bahn) geboren, in Wittenberg gestorben ist“. Leipzig und Erfurt werden als Schauplatz seiner Taten genannt.
Das Urbild der Faustgestalt aber haben wir wohl in mythologischen Fernen zu suchen. Der Prometheus der Alten gleicht ihm der den Göttern den Funken des Himmelslichts raubt, um den Menschen die Segnung des Feuers zu bringen. Auch die altgermanische Mythologie legt der Gestalt des unablässig forschenden Götterkönigs Wotan Züge bei, die uns in der Faustsage wieder begegnen. Wotan steigt zur„Urmutter“ hinab, wie Faust zu den Müttern. Ein rotgekleideter lügnerischer Feuergeist dient ihm; ein Zaubermantel hüllt ihn ein, wie Faust das unsichtbar machende, mit dem Tarnhelm nahverwandte Zauberkäppchen besitzt; ein achtfüßiger Renner trägt Wotan durch die Lüfte, wie Faust Zauberpferde reitet; Raben sind Wotans und Fausts Boten und Begleiter; fölgen Wotan die Wölfe, so nimmt Mephisto Hundsgestalt an. Runenkunde erfindet Wotan, wie Faust die Buchdruckerkunst, und wie Faust Leben und Seligkeit für Macht und geheimes Wissen verpfändet, zahlt Wotan sein Auge für die gewonnene Weisheit. Von herrschenden und dienenden Göttern weiß die christliche Zeit nichts mehr, sie berichtet nur von Menschen, die, heilig, vom Geiste Gottes beseelt, unheilig mit dem Teufel verbündet sind. Mysterien und Moralitäten behandeln diese Stoffe mehr oder minder naiv. Endlich im 13. Jahrhundert schreibt der französische Troubadour und Fabliaudichter Rustebuef ein auf angelsächsischen Resten aufgebautes Drama von dem Schwarzkünstler Theophilus, der sich dem Teufel mit Blut verschreibt und dafür sein ehrgeiziges Streben erfüllt sieht. Seine Reue und Verzweiflung erwecken jedoch das Erbarmen der Jungfrau Maria, die dem Teufel die Verschreibung abzwingt. Auch das schöne Spiel von Frau Jutten, von Theodor Schernbeck zu Mühlhausen um 1480 verfaßt, ist ein poetischer Vorläufer des Faust= bezw. Gretchendramas, eines der Werke, in denen menschlicher Trotz das göttliche Erbarmen weckt. Die Renaissancezeit, wo der Geist der Antike von neuem erwacht, schafft auch die titanischen Uebermenschen aufs neue und unter ihnen die beiden Typen, in denen sich, wie im Tantalus und Prometheus der Alten, die beiden stärksten Neigungen des Menschen Genußtrieb und Erkenntnisdrang, verkörpern: Don Juan und Faust. Das erste„Volksbuch von Dr. Johann Fusten“ gelangte in englischer Uebersetzung in eine mächtige Dichterhand. Christopher Marlowe, Shakespeares großer Vorgänger, der wohl auch das Werk des Rustebuef gekannt hat, legte sie seinem Drama Doktor Faust zugrunde, das 1604 zum ersten Male in London und 20 Jahre später von englischen Komödianten in Deutschland aufgeführt wurde. Reich an Szenen, die auf Shakespeare, Goethe und Byron hinwiesen, ist es besonders im Monolog, der häufig mit dem Goetheschen verglichen wird, und in der Teufelsverschreibung von außer ordentlicher Größe und Kraft. Hervorzuheben ist auch die Erscheinung der„teuflischen Dreieinigkeit" Luzifer, Beelzebub und Mephistopheles, die Byrons Kain beeinflußt zu haben scheint. Mit den an sich selbst gerichteten Worten echter Herrenmoral„Der Gott, dem du dienst, ist dein eigner Wille! Ihm will ich Kirchen und Altäre bauen und neugeborener Kinder Blut ihm opfern“ faßt Faust seinen furchtbaren Entschluß, bei dem er trotz beständig erwachender Zweifel, trotzdem sein Blut in der Feder stockt, als er die Unterschrift ausführen will, verharrt, mit dem geheimen Gedanken, Gott könne endlich doch noch verzeihen, wenn Faust bereue,
so der ewig unverzeihlichen Sünde gegen den heiligen Geist verfallend. Zwischen Zweifel, Furcht und Gelüsten verfließt Faustens Leben unter schalen Genüssen und leeren Zauberkünsten, deren auffälligste der Verhöhnung des Papsttums und der Geistlichkeit zugunsten des Kaisers dienen. Endlich stirbt Faust feig und jammervoll nachdem er seine Freunde gewarnt hat, sich dem Teufel, der in den Wissenschaften stecke, zu ergeben. Auch die Puppenspiele, welche die Sage häufig verwandten und weitere zahlreiche Volksbücher wollen nur ein abschreckendes Beispiel geben. Ueberall erscheint Faust als betrügerischer Zauberkünstler, den wohlverdient der Teufel holt. Schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren neben der englischen auch französische und holländische Uebersetzungen erschienen zahlreiche deutsche Prosabearbeitungen schlossen sich dem alten Faustbuch an, die seinen poetischen Wert nicht erhöhten, sondern durch moralisierende Zusätze verwässerten. Als älteste dichterische Gestaltung in deutscher Sprache ist wohl abgesehen von gereimten Bearbeitungen des Volksbuchs, das Bänkelsängerlied anzusehen, das als„Fliegendes Blatt aus Köln“ in Des Knaben Wunderhorn mitgeteilt ist. Goethe beurteilt es so: „Tiefe und gründliche Motive, könnten vielleicht besser dargestellt sein.“ Ferner entwickelten sich die Puppenspiele, in denen sich teilweise Marlowes Faust, der inzwischen auf die deutschen Bühnen und Marionettenbühnen übergegangen war, mit zahlreichen Zusätzen und Veränderungen erhielt, die den Kern der Sage jedoch nicht antasten, zu dichterischer Bedeutung. Nach dem Beispiel der englischen Komödianten wurde ein Prolog im Reich der Unterwelt am Gestade des Lethe und Acheron spielend, von Marlowes Landsmann und Zeitgenossen Decker verfaßt, dem Drama vorausgeschickt. Interessant ist im deutschen Puppenspiele, in Erinnerung an die bereits erwähnten mythologischen Züge, Fausts durch die Lüfte tragender Zaubermantel und sein Rabenbote; abweichend erscheint der Umstand, daß erst Helenas Erscheinung Faust verleitet, Gott auf ewig abzuschwören. Unter den zahlreichen Puppenspielen ist das der Schütz und Dreherschen Gesellschaft(bearbeitet und herausgegeben von Simrock) das dichterisch wertvollste. Während die Don JuanSage durch den Spanier Tirso de Molina zu jenem wirkungsvollen Drama gestaltet wurde, das Mozart seinem„Meisterwerk zugrunde legte, beschäftigte der dichterische Gehalt der verwandten Faustsage unächst Calderon in verschiedenen Werken, vor allem in El magico predigioso(Der wundertätige Magus), erschienen um 1635. Auch die darstellende Kunst jener Zeit begann den Stoff zu verwenden, und zwar ist Rembrandt der erste, der in seinem radierten Blatte „Faust in seinem Studierzimmer bei einer Geistererscheinung" dem sagenhaften Schwarzkünstler Gestalt und Form gibt. Aus dem 18 Jahrhundert stammen zwei Kupferstiche Christophs von Sichem Faust und Mephisto, sowie Wagner und der Geist. Im Jahre 1759 faßt Lessing, durch das Puppenspiel angeregt den Plan zum Faust, der leider nur im Entwurf und der Geisterszene enthalten ist. Wichtig dokumentiert sich die Wandlung des Zeitgeistes in Lessings Plan, wonach Faust nicht mehr verdammt, sondern gerettet werden, der ewig strebende, vorwärtsdringende Menschengeist als die höchste irdische Erscheinung gefeiert werden sollte. Chronologisch folgt eine englische Bearbeitung, darauf ein allegorisches Drama von Waidmann, ferner„Fausts Leben
Regierung zu verhindern, sich und das Land zu einem Vorgehen zu binden, das mir töricht, ungerecht und der Wohlfahrt der Nation nachteilig erscheint, ohne daß man vorher die Frage nach allen Richtungen erwogen oder das Unterhaus ins Vertrauen gezogen hat.“ Rufsland. Petersburg, 3. Aug.(Telegr.) Die Meldung, nach der zur Teilnahme an den Sitzungen des Ministerrats Mitglieder des Reichsrates und Nichtbureaukraten hinzugezogen werden sollten, erweist sich als unbegründet.— Die Verhandlungen über den Eintritt von Nichtbureaukraten in das Kabinett sind ins Stocken geraten. Graf Heyden ist auf seinen Landsitz abgereist. Petersburg, 3. Aug.(Telegr.) Die militärische Bewachung der Straßen und öffentlichen Gebäude, darunter der Post=, der Telegraphen= und Telephonämter, ist erheblich verstärkt. Seit gestern abend wird die Newa nachts von einem auf der baltischen Werft liegenden Kreuzer aus durch Scheinwerfer beleuchtet. Die hier ankernden Kriegsschiffe und Jachten erhielten Befehl, sich in voller Kampfbereitschaft zu halten. Konteradmiral Beklemytschew, der bei der Meuterei verwundet wurde, ist den Blättern zufolge seinen Wunden erlegen. Helsingfors, 3. Aug.(Telegr.) Einige hundert junge Leute haben der Polizei ihre Dienste zur Herstellung der Ordnung angeboten. Unter Führung der Polizei bemüht sich diese Bürgerwehr, die die Weiße Garde genannt wird, den Ausstand zu verhindern. Ungeachtet der Forderung der Roten Garde, den Straßenbahnverkehr einzustellen, dauert er unter Bewachung der Weißen Garde fort. Letztere wurde von der Roten Garde aus dem Hinterhalt beschossen und erwiderte das Feuer. Beim Eingreifen von Militär wich die Rote Garde zurück. Ein zweiter Zusammenstoß erfolgte in der Nähe des Bahnhofs. Gegenwärtig ist die Ruhe in den Straßen wiederhergestellt, doch ist die Lage ernst. Die von der Roten Garde genährte Erregung unter den Arbeitern hält an. Sveaborg ist in den Händen des Kommandanten. Auf den Forts herrscht wieder Ordnung. Die Zahl der Opfer wird auf 100 angegeben. Auf der Reede liegen die Kriegsschiffe Zäsarewitsch, Bogatyr, Slawa und ein Minenkreuzer. Balkanstaaten. Bulgarien. Konstantinopel, 3. Aug.(Telegr.) Nach Privatbriefen aus Philippopel sind dort Gerüchte verbreitet, daß die Bulgaren für den 6. ds. in Philippopel und andern Orten allgemeine Angriffe gegen die Griechen vorbereiten. Amerika. Sauto Domingo.## Washington, 24. Juli. Das neueste diplomatische Jahrbuch, Foreign Relations 1905, bringt einen willkommenen Beitrag zur Geschichte der dominikanischen Politik der Vereinigten Staaten. Eine Depesche des Staatssekretärs Han vom 30. Dezember 1904 an den amerikanischen Gesandten Dawson lautet wie folgt:„Vertraulich. Wollen Sie den dominikanischen Präsidenten diskret aber eindringlich und in völlig freundschaftlichem Geist in Bezug auf die beunruhigende Lage sondieren, die sich aus dem Druck anderer Regierungen ergibt, die Schiedssprüche zu ihren Gunsten besitzen und die die Entscheidung zu unsern Gunsten als im Widerspruch mit ihren Rechten ansehen. Schon hat eine europäische Regierung sehr bestimmt angedeutet, daß sie, um sich bezahlt zu machen, zur Besetzung einiger dominikanischer Zollhäuser schreiten wird. Eine Verständigung zwischen ihnen scheint zu bestehen. Ermitteln Sie, ob die dominikanische Regierung geneigt ist, die Vereinigten Staaten zu bitten, die Einziehung der Zölle zu übernehmen und eine gerechte Verteilung der überwiesenen Quoten zwischen der dominikanischen Regierung und den verschiedenen Ansprüchen einzuleiten. Wir haben Grund zu der Annahme, daß ein solches Abkommen die übrigen Mächte befriedigen würde, und es würde als praktische Bürgschaft für den innern und äußern Frieden Santo Domingos dienen.“ Herr Dawson antwortete, Präsident Morales sei fast bereit, die Vereinigten Staaten in der angeregten Weise anzugehen; im Kabinett herrsche einiger Widerspruch dagegen, aber er werde bereits schwächer. Eine Gaskonade? 3 Herne, 2. Aug. Seit Montag weilen hier fünf der in Courrières geretteten Bergleute. Da ihr Aufenthalt in Deutschland für mehrere Orte und für längere Zeit berechnet ist, dürfte es angezeigt erscheinen, auf einige wesentliche Begleiterscheinungen dieses französischen Besuchs hinzuweisen. In Herne haben sich eingefunden: der frühere Steiger Néuy, dessen Reitung erst am 20. Tage nach dem Ausbruch des Brandes elang, dann die Bergleute Pruvost Vater und Sohn, Dubois und Berthon, letzterer ist erst am 25. Tage gerettet worden. Ihre Begleiter sind ein Rechtsbeflissener aus Paris, der den Dolmetscher macht, und der Bürgermeister der Gemeinde Levroux, wo jetzt Nény das Amt eines Steuereinnehmers bekleidet. Die französischen Gäste haben wiederholt nachdrücklich als Absicht des Besuchs angegeben, den deutschen Rettungsmannschaften und ihren Führern persönlich zu danken; wenn sie, die französischen Bergleute, auch erst gerettet worden seien, als die Deutschen schon wieder nach Deutschland sich begeben hätten, so seien doch das System und der Mut der Deutschen so vorbildlich gewesen, daß die spätere Rettung von Bergleuten auf das Konto der Deutschen zu setzen sei. Soweit wäre der Besuch ein sehr erfreuliches Ereignis geworde das diesseit und jenseit der Vogesen nur den besten Eindruck hervorzurufen imstande gewesen wäre. Aber die Vorgeschichte des Besuchs und auch der bisherige Verlauf geben der ganzen Angelegenheit
dramatisiert“ vom Maler Müller, sowie von Goethes Jugend genossen Reinhold Lenz ein Drama„Der Höllenrichter, ein Frag ment" und mancher andere dichterische Versuch. Am 15. O tober 1774 schreibt Boie, der Goethe in Frankfurt besuchte „Er hat mir viel vorlesen müssen. Sein Dr. Faust ist fast fertig und scheint mir das größeste und eigentümlichste vo allem.“ Auch Klopstock hatte mit seinem schwer zu erringende Beifall nicht gekargt, Merck ebenso wenig, so daß die deutsche literarischen Kreise dieses Werk mit großer Spannung erwai teten, bis endlich Ostern 1790„Faust, ein Fragment“ erschien Hinlänglich bekannt ist die fernere Entwicklungsgeschichte der Tra gödie, das mangelhafte Verständnis, dem sie begegnete, sowie das Verdienst der stetigen Mahnung Schillers, Goethes wiederholt au gesprochener Furcht gegenüber, das Paket aufzuschnüren, das de Faust barg, des Dichters Furcht vor den„Erscheinungen, die eben soviel Breite als Tiefe haben“ und Schillers kräftiger Rat an de Dichterfreund,„im Faust überall sein Faustrecht zu behaupten. Die Vollendung des Werkes sollte Schiller nicht mehr erleben! Den Plan, die Tragödie zur Aufführung zu bringen, ließ Goeth bald wieder fallen, und trotz des gewaltigen Eindrucks, den die Dichtung 1808 nach ihrem vollständigen Erscheinen gemacht hatte konnte es geschehen, daß Zelter nach der berühmten privaten Erst aufführung im Hause des kunstsinnigen Fürsten Radziwil in Berli: wobei der Kronprinz, nachmals Friedrich Wilhelm IV., de Faust, Prinz Karl von Mecklenburg, den Mephisto spielte und die gesamte Hofgesellschaft das Publikum abgab— an Goethe schrieb „Wenn Radziwils Komposition(zu Faust) auch gar kein eigenes Verdienst hätte, so würde man ihr doch das Große zugestehe müssen: dies bisher im dicksten Schatten verborgen gewesen Gedicht ans Licht zu bringen.“ Die öffentlichen Erstaufführunge kamen erst zur Feier von Goethes 80. Geburtstage 1829 in Oresden, Leipzig und Weimar zustande. Trotzdem Goethe die jenige des Weimarer Hoftheaters selbst vorbereitet, den Darsteller sowohl den Faust als auch den Mephisto selbst vorgespielt hatt wohnte er der Aufführung, auf die er keine Hoffnung setzte, nicht bei. Eckermann berichtet nichts darüber, wohl aber von ergreifender Vorlesungen einiger Szenen des zweiten Teils, bei denen Goethe den berühmten Ausspruch tat:„Es geht mir, nach 50 Jahren Nachdenkens über den Stoff, damit wie einem, der in seiner Jugend sehr viel kleines Silber= und Kupfergeld hat, das er während dem Lauf seines Lebens immer bedeutender einwechselt, so daß er zuletz seinen Jugendbesitz in reinen Goldstücken vor sich sieht.“ Doch die Anziehungskraft der reizvoll=unheimlichen Faustgesta war so mächtig, daß sie sich stärker erwies als die Furcht, durc Goethes Namen und Dichtung erdrückt zu werden. Chamissos ein aktige Tragödie war bereits 1804 erschienen, im selben Jahre mit Friedrich Schinks dramatischer Phantasie Johann Faust. Nun nach 1809 fanden sich viele Fortsetzer der Goetheschen Dichtung, unter ihnen Ludwig Schöne, Karl Rosenkranz, I. D. Hoffmann. Neu dichtungen verfaßten Aug. Klingemann, Ludwig Bechstein, F. Marlow. Am bekanntesten ist Lenaus Drama, das die Bedeutung seiner Dor Juan=Dichtung nicht erreicht, und Grabbes Versuch, in seinem Dramo Don Juan und Faust den unersättlich Genießenden neben den un aufhörlich Begehrenden zu stellen, beide als Nebenbuhler im Werber