Der Abonnementspreis beträgt in Köln und Deutz vierteljährlich incl. Traggeld 10 Sgr., bei den deutschen Postanstalten 10 Sgr. aige Bestellgest.

für

Stadt und Land.

Die Inseraten=Annahme is in der Expedition, Marzellenstr. Nr. 20. Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum wird mit 1 Sgr. derechnet.

Do II. Kom, den 19. Nicz.

Inhalt: Wochen= und Festkalender. Rundschan. Die Staatsgewalt. II. Ein Besuch bei der Stigmatisirten von Bois'Haine.(Schluß.) Vermischtes. Von Köln nach Buenos=Ayres.

Wochen= und

Sonntag, 15. März. Vierter Fastensonntag(Lätare). Der h. Longinus, wie nach der Legende jener Hauptmann hieß, der beim Tode des Heilandes an seine Brust schlug und seinen Glau­ben bekannte, legte kurz darauf seine Stelle nieder und zog sich in seine Vaterstadt Cäsarea zurück, wo er den Auferstandenen pre­digte; auf Veranlassung des Pilatus wurde er dort mit zwei an­dern Zeugen des Todes und der Verherrlichung Jesu, die bei ihm lebten, enthauptet.

Titularfest der Bruderschaft Maria vom Frieden in St. Maria in der Schnurgasse mit 13stündigem Gebete und vollk. Ablaß. Erneuerungsfest der Bruderschaft vom h. Herzen Jesu in St. Maria in der Kupfergasse mit vollk. Ablaß. In St. Cäcilia Seitens der Männer=Sodalität 64 Uhr gemeinsch. h. Communion und Nachm. 2 Uhr feierliche Aufnahme neuer Mitglieder.

Montag, 16. März. Der h. Heribert, Graf von Rothenburg a. d. Tauber, empfing im Jahre 999 von Papst Sylvester II. das erz­bischöfliche Pallium und kam am Ende des Jahres nach Köln, wo er am 31. Januar 1000 die bischöfliche Weihe erhielt; im Jahre 1002 stand er zu Paterno am Sterbebette des Kaisers Otto III., der ihn zu seinem Kanzler erhoben hatte, und führte dessen Leiche in die Gruft nach Aachen über; mit Kaiser Heinrich dem Heiligen zog er nach Italien und vertheidigte ihn zu Pavia gegen die Bür­ger, die in der Nacht unversehens den Palast stürmten, mit eigner Lebensgefahr; er starb zu Köln im Jahre 1021 und liegt in der von ihm gebauten Abteikirche zu Deutz begraben.

Fest des h. Heribert in St. Aposteln, 9 Uhr Hochamt, 11 Uhr h. Messe, 5 Uhr Complet. Schluß der Neun=Montagen=Andacht zur Verehrung des h. Benedictus in der Pfarrkirche zu Deutz, Abends 6 Uhr Predigt.(Das Fest des h. Heribert wird dort am kommenden Sonntage begangen).

Dinstag, 17. März. Die h. Aebtissin Gertrud. Heute begeht die Kirche auch das Gedächtniß jenes Mannes, der dem Heilaude ein ehrenvolles Begräbniß bereitete, Josephs von Arimathäg, der nach der Legende zu Jerusalem bei der Verfolgung, von wel­cher die Apostelgeschichte im 8. Capitel berichtet, für den Heiland sein Blut vergoß.

Fest der h. Gertrud in St. Aposteln, 9 Uhr Hochamt, 5 Uhr Complet.

Mittwoch, 18. März. Der h. Cyrillus wurde im Jahre 350 Patriarch von Jerusalem; unter seiner Regierung vereitelte Gott wunderbar die Versuche des abtrünnigen Kaisers Julian, den Tempel zu Je­rusalem wieder aufzubauen; er starb, nachdem er mehrmals von seinem Sitze vertrieben worden und unermüdlich gegen die Arianer gekämpft hatte, im Jahre 386.

Schluß der Neun=Mittwochen= Andacht zur Verehrung des h. Joseph in St. Maria in der Kupfergasse, 6 Uhr Schlußandacht mit Predigt, in St. Maria in der Schnurgasse, 5 Uhr Schlußan­dacht mit Predigt, und bei den Franciscanerinnen in der Streit­zeuggasse 5 Uhr Schlußandacht mit Predigt.

Donnerstag, 19. März. Der h. Joseph, der Nährvater Jesu, des­sen Verehrung unter den Gläubigen zu verbreiten viele Heilige sich angelegen sein ließen, wird schon seit langer Zeit als zweiter Schutzpatron der kölnischen Erzdiöcese verehrt; unser glorreich re­gierender h. Vater hat ihn unter freudigster Zustimmung der gan­zen katholischen Welt mit dem Titel eines Schutzpatrons der Kirche

Fest des h. Joseph: 1) in St. Andreas, 9 Uhr Hochamt mit Segen; 2) in der Kupfergasse mit vollk. Ablaß, 46 Uhr erste h. Messe 7 Uhr gemeinschaftliche h. Communion des Vereins christ­licher Mütter, 410 Uhr Hochamt, 11 Uhr h. Messe, 3 Betstunde, 5 Uhr Compiet, 6 Uhr Predigt und Tedeum; 3) in der Schnur­gasse mit 13stündigem Gebete und vollk. Ablaß; 4) in St. Maria im Capitol, 410 Uhr Hochamt, 5 Uhr Predigt, mit Andacht und Umgang; 5) in St. Martin mit vollk. Ablaß, 5 Uhr St. Josephs­Messe, 48 Uhr Segens=Messe, 9 Uhr Hochamt, 11 Uhr h. Messe, 5 Uhr Predigt und Complet; 6) in St. Mauritius, 9 Uhr Hoch­

amt, 3 Uhr Besper, 5 Uhr Predigt und Complet; 7) in St. Pe­ter, 9 Uhr Hochamt; 8) bei den Carmeliterinnen, 6 Uhr h. Messe, 410 Uhr Hochamt, 2 Uhr Vesper mit Aussetzung des hochw. Gu­tes, 5 Uhr Complet, Predigt, Litanei und Segen; 9) bei den Fran­ciscanerinnen in der Streitzeuggasse, 48 Uhr h. Messe, 5 Uhr An­dacht mit Predigt; 10) in der Ursulinenkirche mit 13stündigem Ge­bete und vollk. Ablaß, 6 Uhr Segensmesse, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht, 4 Uhr Predigt, 51 Uhr Complet; 11) in der Kapelle zum armen Kinde Jesu, 8 Uhr Hochamt, 6 Uhr Andacht mit Predigt; 12) in der Maria=Ablaß= Kapelle 48 Uhr Segensmesse; 13) im Kloster der barmherzigen Schwestern auf der Severinstraße h. Messe um 64 Uhr und 7 Uhr; Nachmittags 5 Uhr Andacht mit Predigt; 14) in der Kapelle zu Melaten, 4 Uhr Segensandacht.

Freitag, 20. März. Der h. Joachim, der Gemahl der h. Anna und Vater der sel. Jungfrau, soll nach der Legende schon bald nach der Geburt Maria's, die er lange Jahre ersehnt hatte, im Frieden ent­schlafen sein.

Samstag, 21. März. Der h. Ordensstifter Benedictus. Er stammte aus einer vornehmen Familie in Nursia, zog sich aber bald in die Einsamkeit nach Monte Cassino zurück, wo er im Jahre 543 starb. Er schuf eine Ordensregel, welche ein vollendetes Muster echter Regierungsweisheit ist, und ihre innere, aus dem Geiste des Chri­stenthums geschöpfte Lebenskraft am besten durch ihre Früchte zeigt. Auf ihrem Grunde erwuchs ein großer Orden, welcher der Kirche 28 Päpste, 200 Cardinäle, 1600 Erzbischöfe, 4000 Bischöfe, end­lich zahllose Heilige und Gelehrte gab.

Fest des h. Benedictus in St. Martin mit vollk. Ablaß, 9 Uhr Hochamt, 5 Uhr Predigt und Complet.

Rundschau.

Deutsches Reich. Nulla dies sine lineac, lautet ein lateinisches Sprüchwort,kein Tag ohne Schlag, und seine Wahrheit erhärtet die neueste Geschichte des neuen deutschen Reiches. Kein Tag vergeht, der nicht bald von hier, bald von dort, im Norden und im Süden, von der einen oder andernSperrung", Verurtheilung, Verhaftung katholischer Bischöfe oder Priester uns Kunde brächte. Neuerdings ist die Diöcese Trier ganz be­sonders als Schauplatz derartiger Vorgänge ausersehen. Die Bezirksgefängnisse beherbergen bereits eine ziemliche Anzahlgesetz­widrig, angestellter Geistlichen; dem Gefängnisse zu Koblenz allein sind in den ersten Tagen des laufenden Monats neun zugeführt worden, während der gegenüberliegende Ehrenbreitstein drei Opfer des Lutz'schen Kanzelparagraphen birgt. Am 6. wurde der hochwürdigste Herr Bischof von Trier gleich nach der Dompredigt, der er noch beigewohnt, durch den Landrath von Spangenberg in's dortige Gefängniß abgeführt. Kurz vor 6 Uhr Abends, berichtet dieKoblenzer Vlksztg., erschien der Herr Landrath; er ließ sich beim hochwürdigsten Herrn melden und las ihm den Verhaftsbefehl vor. Der Bischof ließ seinen Kaplan kommen und sagte:Die Stunde der Gewalt ist da, machen wir uns fertig zu gehen. Während dessen kamen noch sein Bruder, Regens des von der Regierung aufgelösten, gesperrten und sequestrirten Seminars, Herr General=Vicar de Lorenzi, und viele andere Priester, die eben noch Kunde erhalten. Von diesen Herren umgeben, trat der Bischof in's Zimmer, wo der Landrath saß. Dieser öffnete die Thüre und wollte den Herrn Bischof passiren lassen, aber der hochwürdigste Herr trat vor ihn und mit fester Stimme redete er ihn an:Herr Landrath, ich protestire noch ein Mal feierlich und entschieden gegen das