Deutschland.

Köln, 1. Juli. Ihre kaiserl. Hoheit die Großfürstinn Catharina werden morgen in unsern Mauern erwartet. Se. Maj. der Kaiser von Rußland, Ihr erhabener Bru­der, werden Sonntag oder Montag hier eintreffen. Ob wir auch das Glück haben werden, Se. Maj. den König von Preußen in unsrer Mitte zu empfangen, ist noch unge­wiß. Nach einigen Nachrichten wurden Se. Maj. unter dem Namen eines Grafen von Reppin am 29. in Paris erwartet, wo um die nämliche Zeit auch der Fürst ven Metternich eintreffen sollte; nach andern Berichten gedach­ten Se. Maj. sich von Calais über Tournay und Brüssel nach Antwerpen zu begeben, um in letzterer Stadt mit Sr. Maj. dem Kaiser Alexander wieder zusammen zu treffen.

Se. königl. Hoh. der Kronprinz von Würtemberg sind heute hier angekommen.

Mit dem 15. d. hat die gemeinsame provisorische Verwaltung der wiedereroberten deutschen Provinzen auf­gehört; ihre jetzige Vertheilung ist aus den Leitungen be­kannt. Die Provinzen bleiben indessen in den bisherigen Verhältnissen, sowohl in Hinsicht auf Verwaltungsform als auf die bereits angestellten Beamten, bis nach Been­digung des Wiener Kongresses eine förmliche Uebernahme Statt hat. Mittlerweile bleibt auch der Fürst von Thurn und Taris im Besitz der Posten des linken Rheinufers. Die Eröffnung des Kongresses zu Wien soll nun auf den 1. Aug. festgesetzt seyn; doch glaubt man, daß auch die­ser Termin noch hinausgeschoben werden dürfte. Das de­finitive Schicksal der ehemaligen östreichischen Niederlande sellte in London bestimmt werden; man vermuthet, daß sie durch die Dazwischenkunft von England greßentheils an Holland fallen werden. England wird auch Antwerpen besetzt halten, und einen Theil seiner Truppen noch in den Niederlanden lassen.

Eine Frankfurter Zeitung spricht von Wiederherstellung des Kurfürstenthums Trier.

Zu Aschaffenburg gieng am 26. die Besitznahme des Fürstenthums für Se. Maj. den König von Baiern feierlich vor sich. Der Fürst von Wrede reisete am 27. von da nach Würzburg, um auch vom dortigen Großher­zegthum Besitz zu ergreifen.

In Ettlingen ist am 26. Juny das große kais. russ. Hauptquartier angekemmen.

Die kais. russ. Garde=Kavallerie kam am 24. Juny eu Frankreich, über die Schiffbrücke bei Fortlouis, in der Gegend von Rastadt an. Am 26. marschirte sie von Rastadt nach Bruchfal. I. M. die Kaiserinn v. Rußland begab sich an diesem Tage), um die Truppen vorbeiziehen zu sehen, von Baden nach Neu=Malsch, wo sie von Ihren k.

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den beiden jüngern Großfürsten und dem kommandirenden Gen. Feldmarschall Gr. Barclay de Tolly empfangen wurde.

Zu Bremen sind dermal nachstehende von Ihren Majestäten dem Kaiser von Oestreich und dem König von Preussen an den dortigen Senat erlassene Schreiben be­kannt gemacht worden. Sie dienten als Antwort auf die Danksagung, die der Senat, bald nach der Befreiung die­ser Stadt vom franz. Joche, durch eine Deputation den hohen verbündeten Monarchen darbringen ließ. I. Schrei­ben Sr. Maj. des Kaisers von Oestreich: Die aufrichtige Theilnahme, die ich unter allen Wechseln der Zeit der freien Hansestadt Bremen gewidmet habe, läßt mich mit Ver­gnügen den Ausdruck der Gesinnungen aufnehmen, welche Sie mir bei Gelegenheit Ihrer Befreiung vom feindlichen Drucke und Ihrer Wiedervereinigung mit dem gemein­schaftlichen deutschen Vaterlande zu erkennen geben. In der Ueberzeugung von der Wichtigkeit der fordauernden Unab­hängigkeit der freien Hansestädte, und des wohlthätigen Einflusses, den sie durch Handel und Kultur auf Deutsch­land zunächst, so wie auf Europa im Allgemeinen, aus­sern, werde ich es mir, gleich meinen Alliirten, stets an­gelegen seyn lassen, sie im Genusse dieser Unabhängigkeit und des für sie daraus entspringenden Wohlstandes zu schützen; wogegen ich mit Zuversicht erwarte, daß die freien Hansestädte sich durch deutschen Sinn, kraftvollen Wider== stand gegen den gemeinschaftlichen Feind, und willige Mit­wirkung zur Feststellung eines künftigen zustandes der Din­ge, zur Erhaltung der Ruhe und Unabhängigkeit Deutsch­lands, der wiedererlangten Freiheit würdig beweisen wer­den. Freiburg im Breisgau, den 6. Jan. 1814. Franz.

II. Schreiben Sr. Majestät des Königs von Preussen: Die Gesinnungen, welche Sie mir im Namen Ihrer Mitbürger äussern, sind mir ungemein angenehm gewesen. Versichern Sie solche meines lebhaftesten Antheils an ih­rer Befreiung aus einer im höchsten Grade unglücklichen und drückenden Lage. Die Anstalten, welche sie im acht vaterländischen Sinne gegen den gemeinschaftlichen Feind zu treffen fortfahren, haben um so mehr meinen vollkem­mensten Beifall, als es immer meine und der mit mir ver­bündeten Mächte Absicht gewesen ist., die Freiheit der Han­sestädte sowohl in ihrer Verfassung als in ihrem Handel wieder herzustellen. Wir sind bereit, sie auch in der Folge gegen alle Eingriffe zu unterstützen, und erwarten nur da­gegen, daß Ihre Stadt sich denjenigen Einrichtungen füge, welche die Erhaltung der äussern und innern Ruhe, und die Unabhängigkeit Deutschlands und dessen Verfassung künftig erfordern wird. Hauptquartier Frankfurt am Main, den i2. Dezember 1813. Friedrich Wilhelm.

Se. Maj. der Kaiser von Rußland erließ ebenfalls an den Bremer Senat ein Schreiben in russischer Sprache,