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Nro. 106.

Dienstag, den 18. April.

Jahrg. 1837.

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Geschichtskalender.

Achtiehnter April.

1802. Erste Sonntags=Feier(das Osterfest) seit der Revolution zu Paris. Am 1o. April wurde der letzte Decadi gefeiert.(In Frankreich wurde während der Re­volution von dem National=Convente- durch ein Decret vom a4. November 17g3 ein neuer Kalender eingeführt, welcher schon im Jahre 18o2 nicht mehr ganz beibehalten, aber durch ein Senats=Decret am g. Sept. 18o5 ganz auf­geboben, und der allgemeine christliche(gregorianische) Kalender wieder eingeführt wurde).

Seltsames Zusammentreffen in der Höhle von

Balme.

Im September 1833 begab ich mich von Genf nach Chamouni. Zwischen Cluse und Sallenche ist

die merkwürdige Höhle von Balme, die 700 Fuß über der Arve, die das Thal bewässert, in dem Ge­birge sich befindet. Die Sardinische Regierung, die aus allen Merkwürdigkeiten dieses Landes Geld zu machen sucht, hat das Monopol, Reisende in diese Grotte zu führen, an eine alte Savoyerin, die ihr jedes Jahr ein Bestimmtes dafür bezahlt, verpachtet.

Diese Pächterin mußte auf eigne Kosten bedeu­tende Werke ausführen lassen, die für die gefährli­chen Leitern, die früher über den Abhang führten, bequemere Pfade substituirt haben, um an den Ein­gang der Grotte zu gelangen.

Nachdem ich mein Maulthier im Thal gelassen, sing ich an, den steilen Berg hinanzuklettern. Ich will hier nichts von der merkwürdigen Grotte, von dem schrecklichen Abgrund, der wie ein Brunnen sich zwei= oder dreihundert Schritte von dem Eingang öffnet, und das Geräusch der unterirdischen Gewässer in seiner Tiefe hören läßt, erwähnen. Als ich hin­langlich alle Schönheiten bewundert hatte, die das zweifelhafte Licht der Fackel meiner Begleiterin erhell­ke, so schickte ich mich an, herabzusteigen, nachdem ich auf ihre Bitte meinen Namen denen einer Menge

Menschen angereiht hatte, alle begierig, der Nachwelt eine Spur ihres Daseyns zu hinterlassen. Ich blät­terte maschinenmäßig in dem Buch, als ein auf son­derbare Art ausgelöschter Name, deren Buchstaben jedoch noch zu errathen waren, mir einen Ausruf der Verwunderung entriß.

Warum ist dieser Name hier abgewaschen? fragte ich meine Führerin. Sie sah mich mit einem eigenen Ausdruck an, schien in meinen Zügen lesen zu wollen, und sagte dann:Sie sind Franzose, nicht wahr? Auf meine bejahende Antwort erklärte sie sich bereit, die ganze Geschichte zu erzählen. Wir traten aus der Höhle, und indem wir uns dem That wieder zuwandten, erzählte sie mir in einem lebhaften Ton, den ich vergebens wiederzugeben mich bemühen würde, Folgendes:

Vor einigen Monaten kamen drei junge Leute hier an, um die Grotte zu besehen. Wie gewöhnlich ward ich beauftragt, sie zu führen. Bald nachher kam ein anderer Reisender mit einem Bedienten, den die Wirthin also selbst führen mußte. Als wir aus der Höhle zurückkamen, begegneten wir den Neuan= gekommenen, die Dunkelheit hatte uns aber nicht er­laubt ihre Gesichter zu unterscheiden, und meine jungen Herren machten sich nur über den fremden Accent lustig. Sie wollten hinausgehen, als ich sie bat, ih­ren Namen einzuzeichnen, was sie beim Hereinkommen vergessen hatten. Einer unter ihnen, dem sie eine gewisse Achtung zu bezeigen schienen, blätterte in dem Register herum, und machte seine Bemerkungen über einige Inschriften, als er aber den letzteingeschriebe­nen Namen las, stieß er einen Schrei der Ueberra­schung aus.

Die Anderen näherten sich, und Alle drei sahen sich einen Augenblick mit sonderbarem Ausdruck an. Plötzlich nahm der Erste das Buch lebhaft wieder zur Hand; sah den Namen noch einmal an, und rief: Ja er ist hier, meine Freunde, Gott selbst liefert ihn uns, daß er seine Infamie büße!Wir wollen ihn suchen, riefen die Anderen, und sie stürzten fort.