„ Geiger
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Mittwoch, 15. Juli 1942
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Veriagsort Bachen
71. Jahrgang— Nr. 163
Neuer Ungehorsamkeits=Feldzug in Indien
Dus Eitdingtfage ers Ven
##ff der Landkarte ist der kleine Iwonostoje Osero, der Iwansee, südöstlich Tula, nicht verzeichnet, der dem viertgrößten Strom Europas die Quelle gibt. Aus ihm nimmt der Don seinen Lauf nach Süden, im Zufluß zahlreicher Flüsse von Osten und Westen zu einem Stromgefüge wahsend, das in einer Nordsüdtiefe von Tula bis Asow und in einer Westostausdehnung von Charkow bis zu den Quellen der Medwjediza und Jlowlja einen Raum von etva 50.000 Quadratkklometer beherrscht. Das Flußsystem des Don bildet zusammen mit den Haupt= und NebenstromLäusen der Wolga und des Duspr die großen Wasserstraßen der enropkischen Sowjetmion, die fenseits der Wasserscheide von Waldai dem mitlleren und füdlichen Landschattsraum das Gepräge geben.
Innerhalb des Don=Stromgebietes lassen sich fünf chonnkteriftische Abschnitte unterscheiden, davon zwei an den
rachen und doei an den Unten Usem des Don: Von Westen gesellt sich ihm zuerst die Krasnaia Metscha zu, die zursammen mit den Flußarmen der Sosna das nördliche Nebenstromland in den Moränen bildet. Die große mittlere, von zahlreichen Flüssen durchzogene Ostlandschaft des Don wird von seinen Nebenflüssen Woronesch, Bixjug. Chover, Medwiediza und Jlowlja gegliedert. Alle diese Flüsse haben, wie der Don etwa vom Woronescher Abschnitt ab. den eigentümlichen Charakter des Steppenflusses mit steilen Rechts= und flachen Linksufern im fruchtbaren Boden des Schwarzerdegebietes und der Choperstischen Steppe. Der Woronesch gehört zum Kriegsgebeet der deutschen Don=Offensive, an seiner Mündung liegt die in deutschem Besitz befindliche gleichnamige Industrieftadt. Der Bitiug hat durch die Pferdezucht an seinen Ufern
Namen. Der mittlere Abschnitt dieses
östlichen Don=Zuflußgebietes wird vom Choper und seiner Flußarme entwässert, dessen längster die über 400 Kilometer lange, aber nicht schiffbare Worona ist. Am Choper liegt der wichtige Bahnknotenpunkt Powortun, den die Bomber der deutschen Luftaffe bereits schwer heimgesucht haben. Die 695 Kilometer lange, südlich des Choper in den Don mündende Medwiediza ist zur Hälfte flößbar.
Dortz wo der Don nach seinem welt nach Osten geschlogenen Bogen nach Süden abbiegt, fließt ihm die 267 Kilometer lange Ilowlja zu. Ihre Quelle ist nur 15 Kilometer von der Wolga entfernt, und nahe ihrer Mündung grennt den über Südwesten zum Asowschen Meer abbiegenden Don und die über Südosten zum Kaspischen Meer einschwenkende Wolga nur ein Raum von 55 Kilometer Hier befindet sich jene Bodenschwelle zwischen Don und Wolga, in deren Reichweite die Jlowlja nach dem Urteil der Geologen den Rest des einstigen Strombettes darstellt, das einst Don und Wolga im gemeinsamen Fluß zum Asowschen Meer miteinander verbunden hat.
. Im Kankasusgebiet erreichen Sal(731 Kllometer, nicht
schiffbar) und Manytsch, die Flußkette der Salzseen zwischen Kaspischem und Asowschem Meer, über den eine kanalisierte Verbindung der beiden Meere im Bau gewesen ist, die breiten Mündungsarme des Don, der vonher in seinem Unterlauf den größten und bedeutendsten Nebenfluß, den Donez(1100 Kilometer), von Nordwesten her empfangen hat. Der Donez sormt ein eigenes ausgedehntes Flußsystem, das vom wichtigen, nahezu 400 Kilometer langen Oskol über Aidar. Derkul, Kalitwa und Brystraha bis zum rechten Don=Nebenfluß Tschir reicht. Der Oskol (an ihm der deutsche Stützpunkt Kupjanst), ist in der Kriegszone zwischen Donez und Don gelegen.
Angeissefrom nach Saden verorenert
Zäh verteidigte Stellungen Wberchernchen
Aus dem Führerhauptquartier, 14. Juli. Das Obertomrmando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Südabschnitt der Ostfrout ist die deutsche Angriffsfront nach Süden verbreitert worden. Zäh verteidigte feindliche Stellungen wurden durchbrochen. In Verfolgung des Feindes stießen schnelle Truppen ties in die Bewegungen der Sowjets hinein und zerschlugen auf dem Rückzug befindliche Kolonnen aller Waffen. Rollende Luftangriffe richteten sich mit vernichtender Wirkung gegen den zurückgehenden Feind. Nordwestlich Woronesch schlossen Panzerverbände eine feindliche Gruppe in raschem Vorsotz ein.
Im mittleren Frontabschnitt wurden mehrere örtIche Angriffe des Feindes abgewiesen und Bereitstellungen der Sowjets zerschlagen.
Bei Säuberungsaktionen im ehemaligen WolchowLessel wurde der Oberbefehlshaber der zweiten SowjetStoßarmer, Generalleutnant Wlassow, aus seinem Verseck herausgeholt.
In Aegypten nur örtliche Gefechtstätigkeit im GeEl Alamein. In Luftkämpfen und durch Flakartillerie verloren die Briten zwölf Flugzeuge. Vor der Küste von Palästina erzielte ein deutsches Unterseeboot zwei Torpedotreffer auf einen Tanker, der in einem stark gesicherten Geleitzug fuhr.
„ Auf Malta wurden die Luftstützpunkte durch deutsche und tialienische Kampffliegerverbände fortlausend bekämpft.
An der englischen Südküste versenkten leichte Kampfflugzeuge einen britischen Bewacher.
An der Kanalküste wurden gestern vier feindliche Flugzeuge abgeschossen.
Britische Bomber griffen in der letzten Nacht mehrere Orte im rheinisch=westfälischen Gebiet an. Die Zivilbepöllerung hatte Verluste. Hauptsächlich in Wohnvierteln Sce#: Duisburg enistanden Gebäudeschäden.
Sechrache“ angreifenden Flugzeuge wurden zum Absturz
Der Sieg wird ausgenützt
Wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, haben
südlichen Abschnitt der Ostfront schnelle deutsche Trupdeß die Iu cswärtshewegungen des Feindes überflügelt und He#c### seine rückwärtigen Verbindungen hineingestoßen.
Bolschewisten der Rückzug nach Osten verlegt ist, entstanden an mehreren Verkehrsknotenpunkten durch das Zrsammentreffen der von Norden nach Süden und von Folgrmen#.##en planlos und ungeordnet zurückflutenden
Stauungen und Verstopfungen, die Angriffe des Heeres und der Luftwaffe waren.
Besonders im Raum zwischen dem Norddonez und dem
Gen gn Vern., Artillerie= und Insanteriekolonnen wirkungs
wit Futichen Kampfflugzeugen bombardiert und über
Hon##, Truppen und Material beladene Kraftfahrzeuge
Bei dem Vorstoß einer deutschen Division auf eine kilogertrlange, dicht aufgeschlossene feindliche Kolonne wurden
Bolschewisten durch Flakartillerie und schwere Inhohe Verluste an Menschen und Material „Verluste hatte der Feind auch am nördlichen Donez bei Bombenangriffen deutscher Kampfflugzeuge gegen angestaute Kolonnen. Zwölf Geschütze und 1 Zugmaschinen einer seindlichen Artillerieabteilung wurUeberschreiten des Flusses durch Volltreffer ver
„Säuberumgskämppfen in dem neu gewonnenen Gediet wurden von den deutschen Truppen mehrere Bunker mit Panzerkuppeln zerstört und erneut Hunderte von Gefangenen eingebracht. Die Luftwaffe unterstützte die vordringenden deutschen Truppen und belegte seindliche Ortsgneterkünste und Widerstandsnester wirksam mit Bomben. Verschiedentlich versuchte der Feind Gegenangriffe, doch diese in erbitterten, für den Feind verlustreichen Gefechten zurückgeschlagen.
In kühnem, überraschendem Vorstoß mitten durch das noch von den Bolschewisten besetzte Kampfgelände, schlossen deutsche Kampfverbände westlich Woronesch eine feindliche Kräftegruppe ein, die an den Vortagen verschiedene vergeb„Eutlostungsangriffe durchgeführt haue. Die eingesind im Begriff, dem würgenden Griff der deutschen Einkesselung zu erliegen. Nördlich Wozonesch, gerschlug die Lufwaffe zahlreiche Enllastungsangriffe der Bokschewisten und bombardierte in pausenlosem Einsatz seindliche Kolonnen, die dem Ufer des Don zustrebten.
Im rückwärtigen feindlichen Gebiet unterlag der seindliche Eisenbahnverkehr heftigen Luftangriffen. Zablreiche Züge, Bahnhöfe und Bahnstrecken wurden durch Volltreffer schwer mitgenommen, so daß anhaltende Brände entstanden. Deutsche Jäger sicherten den Luftraum über dem Kampfgebiet und schossen 35 feindliche Flugzeuge ab. während weitere 15 bolschewistische Flugzeuge bei einem Diefangriff auf einen Feldslugplatz am Boden zerstört wurden.
Pausenlose Luftangriffe bei El Alamein
Als die heftigen Sandstürme über dem ägypttschen Küstengebiet im Lause des Montags nachließen, griffen vom Mittag bis zum späten Abend deutsche Kampf= und Sturzkampfflugzeuge britische Artilleriestellungen und Kraftfahrzeugansammlungen im Nordwesten von El Alamein mit vernichtender Wirkung an.
Pausenlos schlugen Bomben schwerer Kaliber inmitten der feindlichen Batterien ein und brachten zahlreiche Geschütze zum Schweigen. Mehrere Munitionsstapel in der Nähe der Artilleriestellungen flogen nach Bombentreffern in die Luft. Auch das rollende Material der Briten erlitt schwere Beschädigungen. Deutsche Aufklärer beobachteten, daß nach diesen, in rollenden Einsätzen durchgeführten Angriffen düchte Brandwolken über dem Kampfgebiet am Araber=Golf lagen.
Außerdem wurden Vorstöße vereinzelter britischer motonisierter Kräftegruppen durch das enge Zusammenwirken der deutschen Luftwaffe mit den Verbänden der Panzerarmee erfolgreich abgeschlagen. Deutsche Jäger schossen bei freier Jagd und Begleitschutz acht britische Jagdflugzeuge der Muster Spitfire, Hurricane und Curüiß ab.
Zahlreiche Gefangene an der ägyptischen Front
Rom, 14. Juli. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Dienstag hat folgenden Wortlaut:
An der ägyptischen Front erzielten Angriffe italienischer und deutscher Abteilungen gute Ergebnisse. Zahlreiche Gefangene wurden gemacht und ein Bataillonsstab gefangen genommen.
Auch die Lufttätigkeit war gestern lebhaft. Deutsche Jäger schossen neun Spitfire ab, unsere Jäger ein viermotoriges Flugzeug vom Typ„Liberator“. Zwei weitere britische Flugzeuge stürzten, getroffen von der Artillerie der Festung Tobruk, ins Meer. Im Verfolg feindlicher Einflüge nach Tobruk wurden einige Araber getötet und geringe Schäden verursacht. Die Flak von Bengasi zerstörte ein seindliches Flugzeug und erhöhte so die Zahl der abgeschossenen Maschinen auf einhundert.
Der Flughafen von La Venezia wurde von Bomber= formationen der Achse angegriffen. Im Verlauf dieser Aktionen verlor die britische Luftwaffe sieben Flugzeuge, davon fünf durch italienische und zwei durch deutsche Jäger.
Sechs unserer Flugzeuge kehrten von den Operationen der beiden letzten Tage nicht zu ihren Stützpunkten zurück.
Torpedo mit sowjetischen Kennzeichen
Funkbericht
Stockholm, 15. Juli. Die sowjetische Urheberschaft bei der Versenkung des schwedischen Dampfers„Lulea“ ist wiederum einwandfrei erwiesen. Wie der schwedische Rundsunk meldet, konnten schwedische Marinestellen eintwandfrei sowjetische Kennzeichen an Torpedosplitter feitstellen.
Gandhi=schafft wieder Salz
Telegramm unseres Korrespondenten
Bleibt auf euren Höfen
lb Lissabon, 15. Juli.
Die innere Spannung in Indien treibt dem Höhepunkt zu. Seitdem Gandhi selbst die Führung der Kongreßpartei wieder übernommen hat, bereitet er gegenwärnig einen neuen Feldzug des Ungehorsams gegen die britischen Machthaber vor. Wie die Londoner Blätter berichten, nahm dieser Feldzug mit einem Aufruf Gandhis an die Inder seinen Anfang, sich nicht an dem von den englischen Behörden vorgeschriebenen Vorbereitungen eines zivilen Selbstschutzes zu beteiligen. Im Hinblick auf die skandalösen Vorgänge in Burma und auf das Versagen der dortigen britischen Autorität, fordert Gandhi seine Anhänger auf. Haus und Land unter keinen Umständen zu verlassen, auch dann nicht, wenn die Engländer ihre Evakuierung anordnen. Diejenigen, die ein Schiff besitzen, sollten es den britischen Behörden nicht zur Verfügung stellen.
Anderen Mitgliedern der indischen Freiheitspartei gab Gandhi ähnliche Empfehlungen, allen aber stellte er es frei, sich selbst wie er Salz zu bereiten. Diese letzte Empschlung Gandbis ist besonders interessant. Die englischen Machthaber haben in Indien ein Salzmonopol errichtet benutzen den Salzpreis als indirekte Steuer. Schon 1930 eröffnete Gandhi seinen Ungehorsamkeitsfeldzug symbolisch damit, daß er aus dem Wasser eines Ses selbst Salz bereitete. Dafür mußte er lange Monate ins Gefängnis wandern. Auch jetzt ist er darauf gefaßt, verhaftet zu werden. Der„Daily Expreß“ meldet, daß Gandhi sich in Wohnort, mit zwölf seiner engsten Ratgeber berät über die Haltung der Kongreßpartei für den Fall, daß die Engländer ihn erneut verhaften sollten. Aber andere Blätter wollen aus Delhi erfahren, daß in den englischen Regierungskreisen eine solche Absicht nicht bestehe, denn eine neue Verhaftung Gandbis, so argumentlos sie ist, würde nur Wasser auf die Mühlen der indischen Freiheitsbewegung bedeuten.
Kommt Indien wieder in Gärung?
di Schanghai, 15. Juli.
„Ven britischer Seite wird die von Gandhi befürwortete Entschließung als Aufruf zum Boykott gegen die britischen Vorbereitungen militärischer und wirtschaftlicher Art zum Schutze ihrer indischen Besitzungen angesehen. Nachdem man in Neu=Delhi einige Zeit geglaubt hatte, das britischindische Verhältnis hätte sich nach dem Fiasko der CrippsMission wieder einigermaßen stabilisiert—. stabilisiert vor allem durch eine angeblich erfolgreiche Anwendung der Intrigenpolktik—, muß man nun erfahren, daß trotz dem Versuch, einen Keil in den Kongreß zu treiben und den wiederum gegen die Moslems auszuspielen, Gandhis Macht noch sehr stark ist. Man muß sogar annehmen, daß der vom Arbeitsausschuß gefaßte Entschluß ein Entwurf Gandbis selbst ist, der gegenüber der von England ausgegebenen Parole, sich angesichts der japanischen Gefahr mit der britischen Maßnahme zu versöhnen, seinen alten Standpunkt beibehalten hat.
Suez=Kanal für Frachtschiffe gesperet
re Ankara, 15. Juli.
Die Blätter melden aus Kairo, daß der Suez=Kanal jetzt für Frachtschiffe vollständig gesperrt worden ist. In diesem Zusammenhang wird bekannt, daß in der Türkei seit länger als drei Wochen keine Warensendungen mehr aus den Vereinigten Staaten eingetroffen sind und daß also seit etwa Mitte Juni auch alle durch das Pacht= und Leihgesetz zugesicherten nordamerikanischen Lieferungen nur noch auf dem Papier stehen.
Ein und dieselbe Schlacht
PT Aachen, 15. Juli.
Von der Schlacht der Schlachten, wie die Engländer selbst den Kampf gegen ihre Versorgungsschiffahrt und die Transportwege zu den Kriegsschauplätzen genannt haben, trifft seit Wochen Siegesnachricht auf Siegesnachricht ein. Der Umfang der deutschen Erfolge ist so erstaunlich, daß daraus in kurzer Zeit die bisher schwerste Krise unserer Gegner entstanden ist— nach ihrem eigenen Urteil. Der „Daily Expreß“ erklärte dieser Tage:„Die Kluft, die zwischen dem Verlust an Schiffen und Neubauten liegt, wird immer größer. Aus ihr entwickelt sich eine Krise, die an Gefährlichkeit und Stärke alles übersteigt, was wir bisher in diesem Kriege erlebten.“ Die Sondermeldung vom Sonntag war das zunächst letzte Glied in dieser Kette, wenn es auch sicher ist, daß laufend weitere Meldungen dieser Art folgen werden.
Mit sorgenvoller Spannung wartet die anglo=amerikanische Oeffentlichkeit auf authentische Erklärungen ihrer Regierungen zu dieser Frage, die schicksalentscheidend ist. Die Regierungen aber haben keine Neigung, diesem Wissensdrang zu entsprechen. Offenbar auf Anregung Churchills schrieb die„Times“ zur bevorstehenden Schiffahrtsdebatte u.., die britische Oeffentlichkeit dürfe sich nicht über die gewaltigen Schiffsverluste in diesem Kriege wundern. England sei nämlich nicht nur unter ungünstigeren Umständen in diesen Krieg eingetreten, sondern müsse ihn auch noch unter viel schwierigeren Bedingungen führen als den Weltkrieg 1914/18. Beim Kriegsausbruch habe England viel weniger Handelsschiffe als 1914 gehabt, und im bisherigen Verlauf des Krieges seien viel größere Aufgaben auf Englands Handelstonnage entfallen als damals. Im ersten Weltkrieg habe Großbritannien alles oder zumindest einen Teil dessen, was es benötigte, durch Einfuhr aus Europa oder auf verhältnimäßig ungefährdeten Seewegen importieren können, wohingegen jetzt sämtliche Schiffahrtsstraßen der sieben Weltmeere unsicher geworden seien. Außerdem müsse man heutzutage alles, was man zur Versorgung des englischen Volkes und für die britische Rüstungsindustrie brauche, auf tausenden von Meilen langen Strecken heranführen. Italien, Japan und Frankreich seien auch nicht mehr Englands Verbündete, was im Falle Italiens zusammen mit den militärischen deutschen Erfolgen in Nordafrila und vorher auf dem Ballan zur kroatischen Schließung des Mittelmeeres für Englands Handelsflotte geführt habe.
Neue Schwierigkeiten kommen hinzu. In der argentinischen Zeitung„Prensa“ wird darauf hingewiesen, daß in den nächsten vier Wochen auf den nördlichen Breiten auch nachts geradezu Tageshelle herrsche und Nebel kaum aufträten. Ein natürlicher Schutz sei damit hinfällig, die Konvoys könnten jederzeit von deutschen Marine= und Flugstützpunkten in Nordnorwegen gesichtet und angegriffen werden. In London hoffe man auf die späten Augustnebel, bis dahin aber sei man in jedem Fall vor das Dilemma gestellt, weiteren Schiffsraum und wertvollstes Material zu opfern oder aber den bolschewistischen Bundesgenossen„in der Stunde der höchsten Not“ im Stich zu lassen. Es ist aber völlig unmöglich, auch nur für eine einzige Woche die Materialsendungen einzustellen, zumal Rußland auch nicht durch die Eröffnung einer zweiten Front entlastet werden könne.
So stellt sich das Gesamtbild auch in den Augen des Gegners jetzt etwas realistischer dar. Es liegen keine Anzeichen dafür vor, daß sich in der Schlacht auf den Ozeanen oder im Osten, die im Grunde ein und dieselbe ist, in der nächsten Zeit irgendetwas zugunsten unserer Gegner ändern könnte, wohl aber viele Merkmale, die darauf hindeuten, daß die deutschen Erfolge sich progressiv schädlich für die Engländer und ihre Verbündeten auswirken werden.
Die„ennes berlungt die„Zwenle Fronk
Drahtbericht unseres diplomatischen Vertreters
Aber wer übernimmt den Vortritt?
om Berlin, 15. Juli.
Die Frage der Errichtung einer„zweiten Front“ in Europa wird in der englischen und amerikanischen Presse erneut aufgeworsen. Besonders bemerkenswert ist dabei, daß sich auch die Londoner Times“ entscheidend für die Erfüllung, der Molotowschen Forderung ausspricht. Eine rein platonische Bewunderung für die Sowjets, so schreibt das konservative Blatt, sei nicht mehr am Platze,„wir müssen unserem Verbündeten schneller, entschlossener und mit dem eanzen Erfindungsreichtum der militärischen Kraft, über die wir verfügen zu Hilfe eilen. Dies verlangt die Sowjetunion von uns mit Recht. Das ist auch der Wunsch des englischen und amerikanischen Volkes.“
Diese letzte Behauptung allerdings, wenn man die Stimmung der USA als maßgebend nimmt, ist nicht ganz richtig. So unterzieht zum Beispiel die amerikanische Wochenschrift„Lise“ die Frage, inwieweit sich Roosevelt Molotow gegenüber gebunden hat, einer Untersuchung und kommt zu dem Ergebnis, daß Roosevelt nur die Dringlichkeit der Eröffnung einer„zweiten Front“ bejaht hat. Auch der englische Gewerkschaftler, Sir Walter Citrine, der einige Wochen in den Vereinigten Staaten zugebracht hat, erklärte bei seiner Rückkehr nach London, daß er in Amerika von der vorbehaltlosen Begeisterung für die Sowjets, wie sie in England vorhanden sei, wenig bemerkt habe. Es ist also ganz deutlich, daß seit der Reise Molotows im Mai die Rolle Englands und der Vereinigten Staaten gewechselt hat. In England wurde damals die Errichtung einer„zweiten Front“ in den amtlichen Erklärungen überhaupt nicht bekannt, während Roosevelt einige Tage später Molotow sein bekanntes Versprechen gab, noch im Jahre 1942 der Sowjetunion in Europa zu Hilfe zu kommen. Die Begründung für diese Vertauschung der Rollen liegt zweifellos darin, daß England in Washington die Forderung gestellt hat, die Vereinigten Staaten möchten nicht nur durch Stellung von Tonnage und durch Lieferung von Kriegsmaterial, sondern auch durch eine starke Landungsarmee die Führung übernehmen. Es stellt sich also jetzt heraus, daß keine der beiden Demokratien das Risiko in erster Linie tragen will und jeder dem anderen den Vortritt lassen möchte. Aehnlich verhält es sich mit der Unterstützung Chinas. Die erwähnte amerikanische Wochenschrift bezeichnet das Gerede darüber als eine Schande, weil in Wirklichkeit weder England noch die USA wirksames getan haben. Offen bleibt natürlich die Frage, ob diese ganze Diskussion nicht darauf berechnet ist, einen Schleier über die bei den militärischen Besprechungen in Washington gefaßten Beschlüsse zu ziehen. Der rasche Fortschritt der Offensive der deutschen und verbündeten Truppen im Osten wird die Gegner zweifellos nötigen, in
Bälde entweder ihre Ohnmacht offen zu bekennen oder das Geheimnis der Washingtoner Konferenz zu lüften.
Auf Weisung
di Stockholm, 15. Juli. Eigene Meldung.
Mit dem Motto:„Die Gefahr für die Sowjetunion ist unsere Gefahr“ haben die englischen Zeitungen eine neue Kampagne zur Errichtung einer„zweiten Front“ in Westeuropa begonnen.„England muß handeln" schrieb das „News“ Chroniele“, und soll keine Bedenken gegen die Aufstellung einer„zweiten Front“ mehr gelten lassen. Es besteht der Eindruck, als ob die Zeitungen auf eine Parole Moskaus vorgehen, dessen Botschafter, wie man hört, in den nächsten Tagen bei der britischen Regierung vorstellig werde, und die Erfüllung der Molotow gegebenen Versprechen durchsetzen will. In amtlichen Londoner Kreisen verhält man sich vor der neuen in Bewegung gesetzten Parole zurückhaltend.
kann England jetzt noch tun?“
dp Stockholm, 15. Juli.
Drahtbericht unseres Mitarbeiters
„Was kann England jetzt noch tun?“— diese Frage erfüllt die Londoner Presse. Man bemüht sich in den Meldungen aus Moskau alles hervorzuheben, was darauf deutet, daß die Sowjets ungeduldig auf eine englisch=amerikanische Offensive warten. Besonders die Rede des Generalsekretärs der kommunistischen Partei in Moskau, Alexandrow, in der die Allierten daran erinnert werden, daß sie eine„zweite Front“ in Europa im Jahre 1942 vertraglich zugesichert haben, wird von der„Times“ groß aufgemacht. „Welches ist das größere Risiko für England: Nichts zu wagen oder sehr viel zu wagen“, fragt der Leitartikler im „News Chroniele“, dem wie allen Engländern bekannt ist, daß sich der britische Generalstab dem Unternehmen einer Landung auf dem europäischen Kontinent noch nicht voll gewachsen fühlt. Er führt aus:„In England teilen wir die Unruhegefühle, die die sowjetische Presse bewegen, angesichts der neuen Gefahr, vor der unser großer Verbündeter steht. Es ist wahr, daß das britische Volk eifrig wünscht, in Europa hart zuzuschlagen, und seine Sympathie praktisch zu demonstrieren. Meldungen aus Amerika zeigen, daß die Amerikaner ebenso begierig sind.(2) Ein alliierter Angriff in Westeuropa kann vielleicht nicht unmittelbar die Lage in Osteurova erleichtern, aber es würde die Sowjets aufmuntern und ihnen eine Zusicherung bedeu