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Nr. 145

Dienslag, den 26. Mai 1936

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Die Reise des Negus

Neue Erfindung der Sanktionisten

Italienische Erbitterung 7Wie eine Gewitterwolke.

Englandreise des britischen Gesandten in Addis Abeba

London, 25. Mai. Im Unterhaus wurden am Montag mehrere Anfragen an den Außen­minister gerichtet. Auf die Frage, ob Großbritannien die Absicht habe, die Verstärkung der englischen Schutztruppe in der britischen Gesandtschaft in Addis

DRB Rom, 25. Mai. Die Reise des Negus nach London wird von der römischen Abendpresse als die Neueste Erfindung der Sanktionisten für ihre italien­feindliche Propaganda stark polemisch behandelt. Nach Ansicht des Londoner Korrespondenten des Giornale d Italia wird diese Reiseimmer mehr zu einer Gewitterwolke, die die Möglichkeiten einer Rückkehr zu normalen Beziehungen zwischen Italien und England zu vernichten drohe.

Der Negus, so schreibt das Blatt, komme mit der ausgesprochene Absicht nach England, seine Sache von dort aus propagandistisch zu betreiben, und nichts verwehre ihm technisch eine solche aktive politische Propaganda. Man wisse, daß er in London für die Fortsetzung und Verstärkung der Sanktionen werben wolle und daß er auch nach Genf zu gehen beabsichtigt, um sich dem Völkerbundsrat zu stellen. Das Feuer der Leidenschaften, das noch durch Ver­anstaltungen der Sanktionisten und Italienfeinde ge­nährt werden solle, werde bestimmt die englisch­italienischen Beziehungen nicht verbessern. Das Blatt zitiert eine Erklärung der Morning Post, wonach ein Empfang des Negus in London als Kaiser von Abessinien ein persönlicher Affront gegen den König von Italien wäre, und fährt dann fort:Die eng­lisch=italienischen Beziehungen werden stündlich ge­brechlicher, und der ganze europäische Horizont ver­dunkelt sich dadurch in beängstigender Weise. Wie in den Alarmtagen des September geht das schreckliche Wort Krieg um, und die Lage wird nur noch düsterer durch den Umstand. daß niemand weiß, was die englische Regierung will. Die Warnung des römischen Korrespondenten der Morning Post fällt ins Leere, wie auch alle Erklärungen Mussolinis an die Auslandspresse betreffend England unbeachtet blei­ben. Die offiziöse Presse ignoriert diese Erklärungen Mussolinis, und die antiitalienische Presse deckt sie mit negativen Kommentaren zu. Fast scheint es. als wenn eine unheilvolle Hand die Presse dazu auf­reizt, den Zwischenfall hervorzurufen.

Der Negus inkognito

Umgehung der Empfangsschwierigkeiten

DNB London, 25. Mai. Wie bekannt wird, wird sich der Kaiser von Abessinien inkognito nach London begeben. Es ist jedoch noch nicht bekannt, unter welchem Namen er eintrifft. Sein Entschluß, inkognito zu reisen, dürfte darauf zurückzuführen sein, daß er die britische Regierung der Sorge um die Frage, ob ein amtlicher Empfang veranstaltet werden soll oder nicht, entheben will da es nicht nötig ist, inkognito reisende Fürstlich­keiten amtlich zu empfangen. Der Kaiser trifft am Frei­tag in Gibraltar ein und wird voraussichtlich am kom­menden Mittwoch in London sein.

Der Aberfall auf Starhembergs Schloß

Ueberraschende Mitteilungen des Sicherheits­direktors von Oberösterreich

DNB Wien. 25. Mai. Der Sicherheitsdirektor von Oberösterreich. Graf Revertera, gab am Montag Pressevertretern eine ausführliche Darstellung des Ueber­falles auf das Starhembergsche Schloß Waxenberg. Im Verlauf seiner Darstellung machte er die aufsehen­erregende Mitteilung, daß der Ueberfall vom 2. Zug der Feuerwehr in Oberneukirchen, einer Ortschaft in nächster Nähe des Schlosses Waxenberg, durchgeführt worden sei. Der Kommandant der Feuerwehr von Ober­neukirchen, der Oberlehrer Otto Mayr, wurde unter dem Verdacht der Mitwisserschaft verhaftet.

Die Gerüchte, daß es sich bei dem Ueberfall auf das Schloß um die Tat revoltierender Heimwehrleute gehandelt habe, haben offenbar auch von dieser Tat­sache ihren Ausgang genommen, zumal für die Zentren der Heimwehrbewegung Oesterreichs die wehrfähigen Männer meist zu gleicher Zeit bei der Heimwehr, bei der Feuerwehr und bei den Schützenvereinen Mitglied sind.

Der Sicherheitsdirektor erklärte weiter, daß es sich bei dem 2. Zug der Feuerwehr in Oberneukirchen um einen getarnten SA=Sturm gehandelt habe. Diese Angabe, daß in unmittelbarster Nähe des Haupt­sitzes Starhembergs, dort, wo auch in allen Ortschaften die Kompanien des bekannten Starhembergschen Heim­wehrregiments liegen, SA-Stürme aufgestellt werden konnten, wirkte außerordentlich überraschend. Eine amt­liche Mitteilung dorüber, ob etwa die Feuerwehrmänner von Oberneukirchen, die nach amtlicher Darstellung in Wahrheit SA=Leute gewesen sein sollen, auch der Heim­wehr angehört haben, liegt nicht vor.

Graf Revertera schilderte dann die Einzelheiten des Ueberfalles Im ganzen wurden in dieser Angelegen­

heit bisher 26 Verhaftungen vorgenommen. Außer dem genannten Otto Mayr wurde auch noch der Gemeinde­arzt von Oberneukirchen, Dr. Karl Klavper, ver­haftet.

ferner zurzeit nicht die Absicht, ihre Gesandtschaft zu­rückzuziehen. Der britische Gesandte werde jedoch in Kürze Addis Abeba verlassen und zu Urlaubszwecken nach England kommen.

Das Wahlergebnis in Belgien

Extreme Parteien als Sieger

21 Mandate der Rex-Bewegung] Gleiche Koalition?

DRB Brüssel, 25. Mai. Nach einer halbamtlichen Mitteilung wird sich die neue belgische Kammer folgen­dermaßen zusammensetzen:

Belgische Sozialistische Arbeiterpartei 70 Sitze, Ka­tholische Partei 63 Sitze, Liberale Partei 23 Sitze, Rex­Bewegung 21 Sitze, National=Flämischer Block 16 Sitze, Kommunistische Partei 9 Sitze. Im ganzen 202 Sitze.

Dieses Gesamtergebnis dürfte endgültig sein. Dem­nach haben also verloren: die Sozialisten 3 Sitze, die Katholiken 16 Sitze, die Liberalen 1 Sitz.

Gewonnen haben der National=Flämische Block 8 Sitze und die Kommunisten 6 Sitze. Die neue Partei Rex zieht mit 21 Abgeordneten in die Kammer ein.

Die Wahl hat der Katholischen Partei eine große Niederlage gebracht. Auch die Sozialisten haben al­lerdings in weniger starkem Maße Stimmen= und Mandatsverluste zu verzeichnen, und die Liberalen sind

Truppentransporte im Flugzeug

Zusammenziehung in Addis Abeba 7 Deutscher

Missionar getötet?

DRB Addis Abeba. 25. Mai. Marschall Graziani hat im Verfolg der Richtlinien zur Durchdringung und Befriedung des Landes angeordnet, daß die Armee­korvs. die allmählich von Norden nach Süden vordrin­gen, vor allem Straßen bauen und die Ver­bindungen zur Hauptstadt sichern. Seit Sonntag ist ein reger Flugverkehr in Gange, der nicht etwa wie ängstliche Gemüter befürchten dazu dient, um Expeditionen gegen die noch unsicheren Gebiete einzuleiten, sondern der den umfangrei­chen Truppentransporten von Makalle nach Addis Abeba dient. Ein ganzes Bataillon Grenadiere ist bereits auf dem Luftwege in Addis Abeba eingetroffen.

Marschall Graziani hatte Besprechungen mit General Guzzoni über die Ausgestaltung von Eritrea, das Guzzoni als Gouverneur übernehmen soll. Der zum Gouverneur von Somaliland ernannte General San­tini ist bereits abgeflogen, um seinen neuen Posten in Mogadiscio anzutreten.

Die Nachforschungen nach den vermißten Personen in den entfernteren Gebieten werden eifrig fortgesetzt. Der Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes Dr.

Junod ist von seinem Flug in die Gogend von Si­damo zurückgekehrt. Er erklärte, Zelte schwedischer und norwegischer Rotekreuzavteilungen gesehen zu haben. Er habe aber kein Personal festgestellt, und nehme an, daß die Mannschaften unterwegs nach Addis Abeba seien. Dr. Junod hat auch einige Siedlun­gen von Europäern überflogen, die unven ehrt gewesen seien. Auf die von ihm abgeworfenen Botschaf­ten haben die Europäer mit dem römischen Gruß geant­wortet. Unter den Europäern sollen sich aucheinige Deutsche befinden. Es ist noch nicht aufgeklärt, ob ein deutscher Siedler, dessen Gehöft niedergebrannt sein soll, ums Leben gekommen ist. Im allgemeinen herrscht in Sidamo völlige Ruhe. Leider scheint festzustehen, daß im Innern des Landes ein deutscher Missionar bei einer Aufruhrbewegung ein Opfer seiner Pflichter­füllung geworden ist.

Der Direktor der Luftfahrtgesellschaft Ala Littoria verhandelt in Addis Abeba mit den Behörden über die Einrichtung eines regeimäßigen Perso­nen= und Frachtluftverkehrs von Ita­

lien nach Addis Abeba. Es steht noch nicht fest, ob dieser Luftverkehr auch über Dschibuti gehen soll.

Die Wahlen in Belgien

I

In Belgien fanden am Sonntag die Wahlen für Kammer und Senat statt. Die neue Partei Rex hat außerordentliche Erfolge zu verzeichnen. Im Gebiet von Eupen, Malmedy und St. Vith wurden rund 9000 ungültige, weiße Stimmzettel als Protest der heimattreuen Front gegen die Politik der altbelgischen Parteien und der Brüsseler Zentralgewalt ab­gegeben. Unser Bild zeigt: Kranke wurden zur Wahlurne getragen, Bild: Pressephot

ebenfalls zurückgegangen. Die Niederlage dieser drei Parteien, die in den vergangenen Jahrzehnten ständig die Regierungsgewalt miteinander geteilt haben, erklärt sich im allgemeinen aus der ständig zunehmenden Ab­neigung der Bevölkerung vor dem Parlamentarismus und dem Parteiensystem und im besonderen aus ge­wissen Finanzskandalen, in die die Katholische und die Sozialistische Partei verwickelt waren, und die nament­lich von dem Führer der Rex=Bewegung in aufsehen­erregenden Enthüllungen ans Licht der Oeffentlichkeit gebracht worden sind.

Als Sieger sind aus dem Wahlkampf die extre­men Parteien hervorgegangen, und zwar Rexisten, flämische Nationalisten und Kommunisten. Den größten Erfolg haben die Rexisten zu verzeichnen. Der Erfolg der Kommunisten ist besonders stark in den wallonischen Industriebezirken, aber iauch in Brüssel haben sie ihre Stimmenzahl erheblich erhöhen können. Die vor kaum Jahresfrist erfolgte Wiederanknüpfung der diplomati­schen Beziehungen zwischen Sowjetrußland und Belgien hat nach einer am Sonntag in politischen Kreisen viel­fach geäußerten Ansicht sehr schnell ihre Früchte gezei­tigt.

Was die Bildung und Zusammensetzung der künf­tigen Regierung angeht, so hat der Wahlgang vierfur insofern neue Tatsachen geschaffen, als die Ka­tholische Partei, die seit beinahe einem Jahrhundert die stärkste Gruppe im belgischen Parlament war, nunmehr an die zweite Stelle gerückt ist. An ihre Stelle sind trotz ihrer Stimmen= und Mandatsverluste die Sozialisten getreten, und der Präsident der zweiten Internationale, VBandervelde, hat nunmehr den Anspruch auf die Ministerpräsidentschaft erhalten. Ob die Sozialisten auch tatsächlich die Führung der nächsten Regierung über­nehmen werden, oder ob sie aus taktischen Gründen wiederum sich mit einer neutralen Persönlichkeit, z. B mit dem keiner Partei angehörenden jetzigen Minister­präsidenten van Zeeland, abfinden, wird die nächste Zukunft zeigen.

Man nahm aber in den heutigen Morgenstunden allgemein an, daß auch die neue Regierung wieder eine Dreiparteienregierung sein werde, die sich wiederum aus Sozialisten, Katholiken und Liberalen zusamnensetzen wird. Es besteht aber kein Zweifel, daß eine solche Re­gierung im Parlament auf größere Schwierigkeiten sto­ßen wird als die vergangene Dreiparteienregierung, und zwar im Hinblick auf die stärker gewordene, wenn auch in sich uneinige Opposition, die ihr jetzt gegenübersteht Da die Katholiken in den wallonischen Provinzen stär­kere Verluste erlitten haben als in Flandern, wird die kattzolische Fraktion in Kammer und Senat künftig in der Mehrzahl aus Flamen bestehen, was im Hinblick auf die Außenpolitik der neuen Re­gierung sicher zu begrüßen ist, denn die schärfsten Geg­ner einer großzügigen Verständigungs= und Friedens­poluik sino neuen den Liberalen immer die wallonischen Mitglieder der Katholischen Patei gewesen

Uns in Deutschland interessiert auch besonders noch egeons bei den artverwandten Eupen­

eoyern. die durch das Ausbürgerungsgesetz stark betroffen worden sind. Die Heimatfront hatte als Protest gegen dieses Gesetz die Abgabe von weißen Stimmzetteln empfohlen Daß die Mehrheit der Bevöl­

Brissei eine deutiche Lehre sein.

Erfolg bestätigt

Das Wahlergebnis von Eupen Malmedn St. Bith

DNB Eupen, 25. Mai. Bei den Kammer= und Se­natswahlen in Belgien haben in den durch das Ver­sailler Diktat abgetrennten Gebieten die einzelnen Parteien folgende Stimmen erhalten(die eingeklam­merten Zahlen sind die Vergleichszifsern der Parla­mentswahl im November 1932):

1150 Saap&am Liberale 133(25., Katholische Union o 41350), Ae., Jew gung 763(), Kommunisten 69(131), Sozialdemokraten 526(1313), Altbelgische Landwirte 23(); weiße und ungültige Zettel 3836. .. Malmeoy: Liberale 146(144). Katholische

vinon 35%% 42040), Rex=Bewegung 1085(). Kommu­

nisten u(177), Sozialdemokraten 331(1014). Alt­belgische Landwirte 18(); weiß und ungültig 2606.

1562(1527.berale 21(5o., Katholische Union 504(1527), Rex=Bewegung 606(), Kommunisten 19

30), Sozigloemokraten 317(529), Altbelgische Land­

wirte 39(); weiß und ungültig 2431.

onsaesam, sinalso 9031 gültige Stimmen für sechs altbelgische Parteien und 3880 weiße oder un­gültige Stimmzettel abgegeben worden.

Von den 9031 gültigen Stimmen müssen mindestens 2000 Stimmen den in den drei Kreisen ansässigen altbelgischen Wahlberechtigten gutgeschrieben werden, scheiden also bei einer Betrachtung der Stimm­angabe der n. ubelgischen Wähler aus, denn die Altbelgier wählten selbstverständlich die Partei ihres Mutterlandes.

###n den neuhelgischen Wählern sind also höchstens 7000 Stimmen für altbelgische Parteien. aber rund 9000 weiße Stimmzettel abgegeben worden. Die Ka­tholische Union hat zwar im Kreise St. Vith einen geringen Stimmenzuwachs zu verzeichnen, dafür aber in Eupen und Malmedy einen Rückgang, der gegen­