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Nr. 256
Mittwoch, den 18. September 1935
Einzelpreis 15
Die Lage in Ostafrika
Zur Mobilmachung bereit
Die militärische Vorbereitung Abessiniens
DRB Addis Abeba, 17. Sept. Die abessinische Regierung enthält sich nach wie vor jeder Meinungsäußerung über die Lage. Sie wartet das Ergebnis der Verhandtungen des Genfer Fünferkomitees ab.
Inzwischen wurden am Montag sämtliche Vorbereitungen für die allgemeine Mobilmachung beendet. Die Mobilisierung soll jedoch nur ausgesprochen werden, wenn Italien zum Angriff schreitet. Die allgemeine Stimmung ist zuversichtlich.
Von der Eritrea=Grenze werden anhaltende italienische Truppenbewegungen gemeldet.
*
Havas meldet aus Addis Abeba: Reisende, die aus dem Süden eintreffen, versichern, daß in der Provinz Bali, in der Nähe der Grenze von Italienisch=Somaliland eine bedeutende Truppenzusammenziehung erfolgt. Diese Truppe soll etwa 100000 Infanteristen, 200 Reiter und 200 Kameltreiber umfassen. General Mangacha, der ehemalige abessinische Geschäftsträger in Rom, ist nach der Provinz Uallega im Westen abgereist, wo er ein Armeekorps aufstellen soll. Von dort aus wird er sich wahrscheinlich nach der Provinz Tigre bei Eritrea begeben.
Englische Kriegsschiffe
in Häfen der griechischen Westküste erwartet
DNB Athen, 17. Sept. Einer Mitteilung des griechischen Innenministers zufolge stehen einige Häfen der griechischen Westküste in Erwartung englischer Kriegsschiffe, und zwar wird in Korfu, Argostolion und Navarino die erste, dritte und vierte englische Torpedobootszerstörerflottille bereits am 20. September erwartet. Die Torpedobootszerstörer werden wahrscheinlich von weiteren englischen Kriegsschiffen begleitet sein.
Militärische Sicherung Agyptens
DNB Kairo, 17. Sept. Die ägyptischen Zeitungen beschäftigen sich jetzt eingehend mit der Frage der militärischen„Vorsichtsmaßnahmen“ ihres Landes. Darnach bemühten sich die britischen Militärbehörden um genaue Angaben für die Straßen nach der westlich gelegenen Wüste und um die Schaffung von telephonischen und telegraphischen Verbindungen dorthin. Die ägyptischen Behörden sollen bereits eine Aufteilung und Verstärkung der dort vorhandenen Streitkräfte vorgenommen haben. Während die ägyptischen Grenzbehörden die Bewegungen italienischer Truppen jenseits der Grenze genau überwachen, stellten die Italiener bereits an mehreren Stellen eine Sperre aus Drahtverhauen her.
Ein Teil der vor Alexandrien liegenden britischen Flotte ist inzwischen nach Port Said und dem Roten Meer verlegt worden. Einige Schiffe bleiben vor Suez und Ismailia, andere liegen vor Port Sudan.
Die Suezkanal=Zone wird stark überwacht. Der Bevölkerung ist das Betreten bestimmter Bezirke strengstens verboten worden. Die britischen Behörden sind
Hollands
Landesverteidigung
wird verstärkt
DNB Haag, 17. Sept. In der traditionellen, feierlichen Weise wurde Dienstag mittag die neue Sitzungsperiode des Parlaments eröffnet. Nach Eröffnung der Sitzung verlas die Königin die Thronrede, deren Inhalt diesmal mit besonders großer Spannung zur Kenntnis genommen wurde.
Hinsichtlich der Außenpolitik wird betont, daß zwar der freundschaftliche Charakter der niederländischen Beziehungen zu den anderen Mächten unbeeinträchtigt geblieben sei. Im Hinblick auf die in der internationalen Lage eingetretenen Aenderungen sehe sich Holland allerdings genotigt, besondere Vorkehrungen in Bezug auf seine Landesverteidigung zu treffen. Entsprechende Vorlagen würden dem Parlament zugehen.
Auf innerpolitischem Gebiet werden die Aendekung mehrerer Bestimmungen der Verkasssung und ein Gesetzentwurf zur Verhinderung der Betatigung politischer Gruppen auf Gebieten, die dem Staat vorbehalten seien, angekündigt. Ferner wird eine Revision der Ausländergesetzgebung, insbesondere im Zusammenhang mit dem Problem der politischen Fluchtlinge in Aussicht gestellt.
Mit Bezug auf die zukünftige Finanz= und Wirtschaftspolitik wird die Erklärung abgegeben, daß eine Abwertung oder eine Preisgabe des Goldstandards nicht als Mittel betrachtet würden, die der Volksgemeinschaft in ihrer Gesamtheit Nutzen bringen könnten. Zur Behebung der Arbeitslosigkeit will die Regierung große öffentliche Arbeiten durchführen und namentlich die Trockenlegung des Yselmeeres fortsetzen.
Die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Kolonien wird als sorgenvoll bezeichnet.
bei Ihn Saud wegen der Ueberwachung der Küste des Hedschas vorstellig geworden.
Der Standpunkt der ägyptischen Nationalpartei(Wafd) soll in der Weise festgelegt worden sein, daß es Aegyptens Aufgabe sei, im Notfalle einen Verteidigungskrieg zu führen, dies jedoch nur, falls italienische Truppen Aegyptens Grenze überschreiten sollten. Anderenfalls müsse Aegypten strengste Neutralität wahren. Der Führer der Wafdpartei hat zwecks Darlegung dieser Auffassung eine große politische Rede für den 29. September angekündigt.
DRB Peiping. 17. Sept. Die Wiederherstellung des durch die Katastrophe auf weite Strecken durchorochenen Hoangho=Deiches scheint sehr zweifelhaft. Eine Rettung für die von der Ueberschwemmung betroffenen Gebiete der Provinz Schantung scheint nur dadurch möglich zu sein, daß man den Hoangho auf seiner Suche nach einem neuen Flußbett ungehindert gewähren läßt. Die Wassermassen beginnen bereits, sich einen Abfluß nach Isten hin: zu suchen, offenbar in derselben Richtung, in der bis 1852 das alte Flußbett des Hoangho verlief.
Der neue Lauf des Hoangho würde sich dann etwa auf dem 34. Breitengrad zur Ostküste hinziehen und würde südlich von Tsingtau ins Meer münden. Das würde auch dem Sachverständigenurteil eines deutschen Geographen entsprechen, der erklärte, daß der Fluß infolge der Erdbewegung sich zur Ostküste hinneigen wird. Bis zur Katastrophe verlief der Hoangho im letzten Drittel seines Flußlaufes in nördlicher Richtung zum Gelben Meer, etwa entlang dem 118. Längengead.
Die Provinz Schantung sieht der Tatsache entgegen, daß der durch die Ueberschwemmung gebildete Riesensee noch mehrere Jahre weiterbestehen kann. Gegenwärtig allerdings steht für diese Provinz eine andere Frage im Vordergrund: Die Frage der Not der von der Katastrophe Heimgesuchten. Damit verbunden ist die Notwendigkeit, wenigstens eine halbe Million Menschen bis zum Frühjahr aus öffentlichen Mitteln erhalten zu müssen. Die Provinzialverwaltung von Schantung glaubt, mit der Bereitstellung von 1½ mezikanischen Dollar auf den Kopf und für den Monat den Lebensunterhalt der Unglücklichen wenigstens einigermaßen sicherzustellen. Aber schon diese Anforderungen an die öffentlichen Mittel dieser Provinz, die sich eben erst von einer langjährigen Mißwirtschaft unter der Führung von Hanfuchue zu erholen begann, dürften die Leistungsfähigkeit dieses armen Gebietes übersteigen.
Der einzige Trost in diesem Elend ist das bisherige Ausbleiben irgendwelcher Epidemien und die bewundernswerte Geduld, mit der sich die Flüchtlinge in ihr bitteres Geschick fügen.
Kein Schuß Südafrikas
DNB London, 17. Sept. Der südafrikanische Landesverteidigungsminister Pirow hatte am Samstag in einer Rede in Lydenburg erklärt, Südafrika wolle wegen des italienisch=abessinischen Streites nicht einen Schuß abfeuern. Südafrika werde seine Pflicht gegenüber dem Völkerbund erfüllen, schießen würden die Südafrikaner aber nur, wenn sie selbst angegriffen würden.
Diese Aeußerung wird in der Presse beachtet. Morning Post benutzt sie zu einem Angriff auf den Minister. Sie wirft ihm„preußische Abstammung“ vor und behauptet, der Minister habe immer„mehr Hinneigung zu Deutschland als zu England(!)“ empfunden. Seine Ausführungen über Abessinien seien besonders bedeutungsvoll, da sie im Gegensatz zu der Genfer Erklärung des südafrikanischen Oberkommissars ständen.
Der in das Ueberschwemmungsgebiet des Hoangho gereiste Berichterstatter des DRB hatte in Hiuedschou, dem Knotenpunkt der Eisenbahnlinien Tienisin—Pukau und der Lunghai=Bahn, eine Unterredung mit dem Obersten Verwaltungsbeamten von Nord=Kiangsu. Der Beomte bezeichnete die Flutlage in seinem Bereich als ernst. Es bestehe aber kein Grund zur Verzweiflung, wenn auch die binnen zwei Wochen anter Einsatz von 130000 Mann an der Nordgrenze Klanglus westlich der Tientsin—Pukau=Bahn gebauten 100 Kilometer langen Notdämme unter dem Druck der durch einen Nordsturm aufgepeitschten Wassermassen an zwei Stellen nachgegeben habe und dadurch wieder über 300000 Menschen in das Ueberschwemmungsgebiet einbezogen worden sind. Hinter diesem neuen Ueberschwemmungsgebiet sind bereits weitere Auffangdämme im Bau. Die Behörden von Kiangsu sind fest entschlossen, den Einbruch des Hoangho=Wassers in das alte Flußbett oder die Vereinigung mit dem Hualho zu verhindern, da sie der Meinung sind, daß dadurch eine Katastrophe hervorgerufen werden könnte, die den Schaden, den die Provinz Schantung durch das Hochwasser voraussichtlich haben dürfte, bei weitem übersteigen würde. Die Behörden von Kiangsu stehen auch auf dem Standpunkt, daß Maßaahmen möglich seien, die Flut in ihren jetzigen Grenzen zu halten und einen allmählichen Abfluß durch den Kaiserkanal und die Verbindungen zum Gelben Meer zu erreichen. Bei dem im Winter zu erwartenden Niedrigwasser würden die Deiche ausgebessert oder wieder aufgebaut werden können und wieder ein normaler Abfluß in die Tschili=Bucht erreicht werden. Die Vorbereitungen dazu einschließlich des Baues einer besonderen Bahnlinie müßten allerdings im größten Maßstab umgehend in Angriff genommen werden.
Der größte Teil des Hoangho=Wassers führt zurzeit durch zwei Brücken der Tientsin=Pukau=Bahn nördlich von Hsuedschou. Zum Teil fließt das Wasser mit reißender Geschwindigkeit in den Kaiserkanal, und zum anderen Teil vergrößern die Fluten das seit Wochen überschwemmte Gebiet zwischen Hsuedschou und Haidschou, wo bereits 400000 Menschen obdachlos geworden sind.
Nach Nürnberg
Der Reichsparteitag der Freiheit hat seinen Abschluß und zugleich seinen Höhepunkt in einer Rede des Führers gefunden, die in einer weitreichenden historischen und einer grundklaren prinzipiellen Schau ein großartiges Bild des neuen Staates und des ihn tragenden Nationalsozialismus' gezeichnet hat. Wenn Göring in der Reichstagssitzung die Beschlüsse von Nürnberg als den Abschluß einer Aufbauperiode und den Beginn eines neuen Lebensabschnittes der Nation bezeichnet hat, so steht die große Rede des Führers beherrschend auf dieser Wende. Sie bringt Klärungen für manche Auseinandersetzungen der Vergangenheit und weist zugleich den Weg in die
Dieser Zukunft geht das deutsche Volk entgegen gestützt auf zwei Säulen, deren Festigkeit dieser Parteitag wieder vor der ganzen Welt eindrucksvoller denn je zeigen konnte: Partei und Wehrmacht. Den Platz dieser beiden Festen
Deutschlands im Staat hat der Führer mit letzter Klarheit in den Plan des Dritten Reiches eingezeichnet. Auch hierfür war der Reichsparteitag der Freiheit die geschichtliche Stunde, da er zum erstenmal den grandiosen Umriß des Neubaus der deutschen Wehrmacht erkennen ließ und damit ihr Wiederauferstehen dem deutschen Volke zu beglückender Gewißheit werden ließ.
In drei knappen Sätzen hat der Führer nun die neue Ordnung gekennzeichnet:„Die Idee der Selbstverteidigung und damit der Wehrpflicht besitzt ihren organisatorischen Halt und Ausdruck im Heere. Die nationalsozialistische Idee hat ihren organisatorischen Sitz in der Partei. Die Partei repräsentiert die politische Auffassung, das politische Gewissen und den politischen Willen.“
Daß nur das Dasein einer stolzen Armee genügt, um die soldatischen Tugenden des deutschen Volkes wieder mit aller Kraft aufflammen zu lassen, das hat die Begeisterung, die unsere jungen Soldaten in Nürnberg umbrandete, deutlich werden lassen. Daß ober auch der Wille der Partei stahlhart ist in dem Ziel, Deutschland aus der nationalsozialistischen Idee zu gestalten, dafür war der Parteitag eine einzigartige Demonstration. Wie tief das Werden dieser Idee in den Lauf der deutschen Geschichte eingebettet ist, hat der Führer in seinem großen historischen Rückblick in meisterhaften Zusammenhängen erkennen lassen. Hierbei hat er die Größe und auch die Tragik der deutschen Geschichte gegen alle engherzigen Auffassungen, die in jüngster Zeit im Mittelpunkt erregter Auseinandersetzungen standen, herausgestellt. Er sieht den großen Brückenschlag von der Blütezeit des Mittelalters, in der das Christentum die Volkwerdung der Deutschen ermöglichte und ein geschlossenes deutsches Kulturbild von gewaltiger Größe sich bietet, über die Zeit der Zersetzung durch den Liberalismus zu der deutschen Aufgabe des Nationalsozialismus, aus der Idee des Volkstums eine neue deutsche Kultureinheit zu schaffen. Daß das Christentum mit zu den Kräften der Volkserhaltung gehört, hat der Führer schon oft ausgesprochen. In dieser Zweiheit von gesundem Volkstum und angestammter Religion sieht das deutsche Volk einer glücklichen Zukunft entgegen.
Vor der Entscheidung Roms?
Das einzig Gewisse in dem großen Wirrwarr um den italienisch=abessinischen Streit ist nach den bereits zwei Wochen andauernden Verhandlungen in Genf nur die Tatsache, daß die militärischen Vorbereitungen in vermehrter Eile weitergehen. Die römischen Blätter geben bereits unumwunden zu, daß die Zahl der in Ostafrika zum Einmarsch nach Abessinien bereitstehenden Truppen zweihunderttausend betrage. Fast in der ganzen Welt blüht das Geschäft in Kriegsmaterialien. Im rumänischen Erdölgebiet sind infolge der riesigen Ankäufe durch Italien die Preise für Oel und Benzin bereits um rund 25 v. H. gestiegen. Auf der im Aegäischen Meer gelegenen, zu Italien gehörigen Insel Leros werden Oeltanks von größten Ausmaßen in aller Eile gebaut, und die italienische Heeresleitung hat bereits mehrere tausend Mann Militär dorthin beordert zur Sicherung und Bewachung der Anlagen. Die englische Marineleitung hat den größten Teil der Mittelmeer=Flotte im Hafen von Alexandrien zusammengezogen, und zwar zwei Panzerkreuzer, drei kleine Kreuzer, siebzehn Torpedoboote und zwei Flugzeugmutterschiffe, dazu je ein Werkzeugund Lazarettschiff. Englische Fluggeschwader sollen in Kürze nach der Halbinsel Sinai und nach dem Sudan abfliegen, um die dort in Eile neu angelegten Flugstationen und Sammelplätze zu besetzen. In Alexandrien selbst sind 2000 Mann englische Infanterie mit Tanktruppen gelandet worden, weitere Truppentransporte werden in den aller
Vom Tag der Wehrmacht in Nürnberg
Unser Bild zeigt eine Vorführung der deutschen Luftwaffe
Photo: New York Times Berlin
Das neue Flußbett des Hoangho
Wieder in der früheren Richtung] Erdbewegung
als Arsache