Taceszeitung für Köln-Stadt und Land

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Mülheimer Zeitung

Sonntagsbeilage die illustrierte WochenendausgabeDie Bastion

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Nr. 69

Sonntag, den 10. März 1935

Einzel=Preis 15 Pfg.

In einem Benzinlager in Alcanena ereignete sich am Freitagabend eine gewaltige Explosion. Ein Mann wurde auf der Stelle getötet, acht liegen im Sterben.

Die neue und für Italien um diese Jahreszeit un­gewöhnliche Kältewelle hat nach den Regengüssen der letzten Zeit bis weit nach Süditalien hinein

ganz unerwartet noch einmal Schneefälle ge­bracht. Der Besuv und die Höhen um den Golf von Neapel liegen im Schnee, während in den Niederungen die Mandelbäume blühen.

Ein Großfener zerstörte den mexikanischen Flug­hafen von Mazatlan im Staate Sinaloa. Drei Flugzeuge sind verbrannt.

Daily Herald zufolge ist bei der Londoner Ge­heimpolizei eine bisher unbestätigte Mitteilung eingegangen, daß drei unbekannte Personen aus Schottland nach London abgereist seien, um den Dominienminister Thomas zu ermorden. Die Polizei hat daraufhin Minister Thomas mehrere Detektive zur Bemachung beigegeben. Möglicher­weise handelt es sich aber auch nur um einen schlechten Scherz.

Der Führer verbringt 14 Tage

in Bayern

Halbmast am 17. März!

DNB Berlin. 9. März. Am Heldengedenktag, dem 17. März, flaggen die Gebäude des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften des öffentlichen Rechts und der öffentlichen Schulen halb­mast. Diese Anordnung wird hiermit amtlich mit dem Hinzufügen bekanntgegeben, daß eine schrift­liche Benachrichtigung der Behörden nicht erfolgt.

Eine Französin über Deulschland

DNB. Paris, 9. März. Die außenpolitische Mitarbeiterin desOeuvre ist in Berlin einge troffen und sendet ihrem Blatt ihren ersten Be richt. Sie kann nicht umhin, festzustellen, daß die Wirtschaftslage in Deutschland keineswegs so un­entwirrbar aussehe, wie man das in Frankreich häufig darstelle. Die Methoden Dr. Schachts hätten Wunder gewirkt. Hinsichtlich der Führung der deutschen Außenpolitik hat die Berichterstatterin den Eindruck gewonnen, daß sich Deutschland vor einer Einkreisung nicht fürchtete. Deutschland fürchtet sich überhaupt vor nichts mehr. Nicht einmal vor Sowjetrußland. Deutsch land fühle sich stark, es wolle nach seinem Belieben leben, gleichviel ob allein oder innerhalb der Völ­kergemeinschaft. aver es wolle für die Zukunft keine Verpflichtung zur Aufrechterhaltung des bestehen den Zustandes eingehen.

Mordplan gegen den britischen Cominienminister?

DNB London, 9. März.Daily Herald" zufolge, ist bei der Londoner Geheimpolizei eine bisher unbestä­tigte Mitteilung eingegangen, daß drei unbekannte Personen aus Leith(Schottland) nach London abgereist seien, um den Dominienminister Thomas zu ermorden Die Polizei habe daraufhin besondere Vorsichtsmaß­nahmen ergriffen und Minister Thomas mehrere De tektive zur Bewachung beigegeben. Möglicherweise handelt es sich auch lediglich um einen schlechten Scherz oder um einen Plan geisteskranker Personen.

Der Erzbischof von Mexiko vorübergehend verhaftet

Mexiko, 9. März. DNB meldet: Erzbischof Diaz Kist tatsächlich am Donnerstag verhaftet und dann am Freitagmittag mit seinen Begleitern wieder frei­gelassen worden. Der Erzbischof hatte bei religiö sen Amtshandlungen gegen eine Reihe von Gesetzes­bestimmungen verstoßen. Das Innenministerium teilt mit, daß die Behörden hiervon zwar Kenntnis hatten. aber nicht eingriffen, um den Anschein einer Störung eder Hinderung eines Gottesdienstes zu vermeiden. Die aftung erfolgte dann bei der Rückkehr des Erz­schofs nach Meriko. Der Erzbischof und seine Be­#nter wurden dem Unterstaatssekretär des Innen­Iministeriums vorgeführt, der die Geistlichen verwarnte.

Personenzug fährt gegen einen Kraftwagen der Reichswehr

Ein Soldat tot, zehn verletzt

DNB. Lötzen, 9. März. Auf der Eisenbahn= strecke LötzenJohannisburg ereignete sich am Samstagmorgen ein schweres Unglück. Auf dem unbeschrankten Bahnübergang bei Upalten fuhr ein Personenzug in eine den Uebergang passie­rende Lastkraftwagenkolonne der Reichswekr. Hier­bei wurde der letzte Wagen der Kolonne vom

Der englische Bolschafter bei Freiherrn von Neurath

DNB London, 9. März. Wie Reuter erfährt, hat der deutsche Außenminister den britischen Bot­schafter empfangen und ihm mitgeteilt, daß Reichs­kanzler Hitler vierzehn Tage in Banern verbringen weroe, um sich von seiner Erkäl­tung zu erholen. Man hofft jedoch, daß der Besuch Simons in Berlin noch vor Ende des Monats statt­finden kann.

Englische Blätterstimmen zur Reise Edens nach Warschau und Moskau

DNB London, 9. März. Die englischen Blätter sind der Ansicht, daß weder von deutscher noch von eng lischer Seite ein neuer Schritt in der Frage der deutsch­englischen Verhandlungen vor der großen Rüstungs­aussprache im Unterhaus am Montag zu erwarten sei. Der Wunsch nach einem baldigen Stattfinden des Berliner Besuches wird jedoch zwischen den Zeilen zum Ausdruck gebracht.

Inzwischen werden nahere Einzelheiten über den geptanten Besuch des englischen Lordsiegelbe­wahrers Eden in Moskau und Warschau mitge­teilt. Die Presse rechnet damit, daß Eden wahrschein­lich gegen Ende dieses Monats nach Moskau reisen und auf der Rückfahrt auch die polnische Hauptstadt be suchen werde.Man hofft, so meldet dieTi­mes",daß der Reise Edens ein Besuch Sir

John Simons in Berlin vorangehen wird."

Der diplomatische Mitarbeiter desDaily Tele­graph meldet, die englische Regierung sei nach wie vor sehr darum bemüht, mit den Besprechungen, die sich aus den römischen und Londoner Verhandlungen ergeben, vorwärts zu kommen. Die Minister seien der Ansicht, daß der Aufschub des Berliner Besuches das übrige Besuchsprogramm nicht aufhalten dürfe. Jeder einzelne Besuch werde als individuell und als in keiner Weise abhängig von den vorher in einer anderen Hauptstadt erzielten Ergebnissen betrachtet. Gleichzeitig sei es klar, daß ein baldiger Mei­nungsaustausch in Berlin werrvoll sein würde. England sei durchweg gegen irgendein Bünd­nissystem gewesen, daß den Anschein einer Einkrei­sung Deutschlands erweckte.

Es sei nicht die Absicht, so fährt der Berichterstatter fort, daß der Besuch Edens in Moskau in der Haupt sache eine Vorbereitung für einen nachfolgenden Be­such des Außenministers Sir John Simon sein wurde. Eden werde die volle Ermächtigung haben, jedes Pro­blem, das mit dem Hauptthema im Zusammenhang steht, zu erörtern. Seine Berichte und Bemerkungen würden von der englischen Regierung im Hinblick dar­auf erwogen werden, weitere konstruktive Vorschläge vorzubringen. Eden werde sich in Moskau hauptsäch lich mit Litwinow unterhalten, da Stalin selbst selten aktiv in die außenpolitischen Geschäfte eingreife.

Der außenpolitische Mitarbeiter derNews Chro­nicle meldet, es sei nach wie vor beabsichtigt, daß Eden den Außenminister nach Berlin be­gleiten soll, falls der Zeitpunkt der Berliner Reise nicht mit den Moskauer und Warschauer Besu­chen Edens zusammenfalle.

Die erste Sirom'inienlokomotive der Reichsbahn

Die Borsig=Lokor tiggestellt. die mi Höchstgeschwindigkeit 175 km. Die Lokomotive nat eine

otiv=Werke haben für die Deutsche Reichsbahn eine Stromlinienlokomotive fer­Dampfantrieb fährt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 150 km Std., ihre

..<space> L ä n g e<space> v o n<space> 2 6<space> m<space> u n d<space> w i r d<space> e i n e n<space> Z u g<space> v o n<space>

Inge ersaßt und vollständig zertrummerl.] 250 Tonnen Bruttogewicht befördern. In der Stromlinienverkleidung befinden sich zahlreiche Türen,

vier schwer und sechs Dit######enteilen führen. Bild zeigt die erste Fahrt der Lokomotive von den Borsigwerken

Ein Soldat wurde getötet,

leicht verletzt.

Gemeinschaftsgeist

Unter Gemeinschaftsgeist im eigentlichen und idealen Sinn verstehen wir die höchst­mögliche Form des menschlichen Zusammen­lebens. So vollkommen, daß sie über sich nicht mehr hinausweist, also keinen Zweck mehr dient, sondern in sich selbst ruhen kann als in ihrem eignen Wert, der ein Letztes ist.

Das sagt in packenden Darlegungen, überschrie­benDer Gemeinschaftsmensch, der Ordensmann Livvert von der Gesellschaft Jesu, veröffentlicht im März=Heft derStimmen der Zeit".

Von der Lippertschen Formulierung aus wäre dies anzuschließen: Gemeinschaftsgeist wurde ge­meinhin zu wenig tief empfunden, zu sehr begriffs­mäßig abwandelt. Deshalb war er landläufiger Oberflächlichkeit ausgeliefert. Idealer Gemein­schaftsgeist wächst aus innerem, aus sinnvollem Verbundensein, nicht schon aus nur äußever, aus nur zweckhafter Interessenverknotung. Jdealer Gemeinschaftsgeist atmet Seele. Sie erst gibt ihm die Weihe. An dieser Weihe muß sich das Ge­sellschaftliche orientieren, damit es Sinn hat und nicht zweckhafter Veräußerlichung verfällt, allwo es der Gefahr begegnet, sich im herkömmlichen Nur=Konventionellen als seelenloses Getue zu etablieren. Jdealer Gemeinschaftsgeist ist gewiß Sache des Verstandes, aber auch Ausfluß des Empfindens, ist Herzensangelegenheit, nicht Sache gebügelten und gestriegelten Schliffs mit seiner Uebertünchung von Gleichgültigkeit oder gar Gegensätzlichkeit. Idealer Gemeinschaftsgeist ist Ausfluß ehrlicher Gesinnung. Und deswegen hohes Gut samilienhafter Art auch außerhalb des eignen Heims, im gemeinsamen Heim der Volksgenossen: dem Vaterland. Idealer Gemeinschaftsgeist be­zieht seine Urkraft aus dem Religiösen, aus des Menschensohnes Erlösungswerk. Idealer Gewein­schaftsgeist mündet ein in christliches Wohltun, das nicht lediglich dem eigenenIch verhaftet ist, um dort in Eigennutz, abseits christlicher Liebestätig­keit, zu verkümmern und schließlich unterzugehen. Idealer Gemeinschaftsgeist setzt Haltung voraus, nicht nur Formen. Haltung von seelischem Rang. die sich rechenmäßig nicht umreißen und tabellarisch nicht registrieren läßt. Idealer Gemeinschaftsgeist liegt jenseits der Kolonne der Zahlen, er geht auf und um in den Gliederungen der Menschen.

Aber geben wir P. Peter Lippert wieder das Wort. Er sagt:. so allgegenwärtig das Gemein­schaftswesen auch ist, ganz rein und in voller Greifbarkeit ist es doch nirgends verwirklicht... Die verschiedenen Formen menschlichen Zusammen­seins, die in der Wirklichkeit vorkommen, schwan­ken unaufhörlich zwischen zwei äußersten Polen; der eine Pol ist ein Zusammenleben, das nichts ist als ein mechanisches Beieinandersein, das also für den einzelnen nichts anderes bedeutet als bloß Umgebung, Umwelt, Milien, in dem nur mechani­sche Stoßkräfte walten. Der andere Pol wäre eben die Gemeinschaft, die jedem Mitglied Heimlichkeit und Ruhe und Geborgenheit und Ersüllung wäre..

Aber auch abseits vom rocalen Sinn der Gemeinschaft sieht P. Lippert schon einen Schim­mer von Gemeinschaft aufglühen in den allerunter­sten sozialen Gebilden. Ja, Gemeinschaftsgeist keime auch auf in den harten, scheinbar ganz un­persönlichen Zweckverbänden.Man möchte dann sagen: nicht die Menschen haben eine Gesellschaft gebildet, sondern eine Gesellschaft hat die Menschen gepackt... Aber auch in solchen Zweckungeheuren macht immer etwas auf von Gemeinschaft und Kameradschaft, eine Ahnung von freier und leben­diger Zusammengehörigkeit... Daß auch inge­walttätigen Zweckverbänden der ideale Sinn der Gemeinschaft sich verkörpert, belegt P. Lippert mit dem plastischen Beispiele des Weltkrieges:Und in so furchtbar gewalttätigen Zweckverbänden, wie es eine kämpfende Armee in unseren modernen Kriegen ist, haben wir das Wunder von Kamerad­schaft aufblühen sehen, wie es in dieser Reinheit und Stärke vielleicht nur selten auf Erden zu sehen ist.

Gemeinschaftsbildung hat zur Voraussetzung den Willen zur Gemeinschaft. P. Lippert be­handelt die Schwierigkeiten der Gemeinschafts­bildung:Und nun denken wir uns einen echten und rechten, ja einen idealen Gemeinschaftsmen schen, der wirklich die ganze Fülle, Weisheit und Kraft der Gemeinschaftsgesinnung in sich trägt und bereit ist, sie zu äußern und zu betätigen überall, wo eine Gemeinschaft ihm entgegentritt!" Sie trete ihm aber nirgends in voller Wirklichkeit entgegen. Ueberall sei siein einem leisen Schim­mer, in einem winzigen Keim, in fast unhörbaren Verheißungen zu spüren, aber überall ist sie auch untermischt und überdeckt und verschüttet von gemeinschaftswidrigen Elementen... Die klare und kühle Vernunft müsse hier walten, auch im