Taceszeitung für Köln-Stadt und Land
Verlag und Redaktion: Stolkaasse 2 5— 3 1;
Ferniprecher: a) von 9 bis 22 Uhr 22 0301; b) nach 22 Uhr: Direktion 22 03 04; Chefredaktion 22 0301; Sportredaktion 22 0302. Bezuasvreis: Monatlich RM. 2,—(einschließlich 32 Pfennig Beitrag zu den Zustellungskosten).— Erscheint wöchentlich siebenmal morgens.— Postbezug monatlich JiM 2,—(einschließl. 45 Pfg. Postzeitungsgebühr und zuzügl. 42 Pfg. Zustellgeld der Post).— Durch höhere Gewalt hervorgerufene Betriebsstörungen begrunden keinen Anspruch auf Rückerstattung des Bezugspreises
Mülheimer Zeitung
Sonntagsbeilage die illustrierte Wochenendausgabe„Die Bastion“
Anzeegenpreis: Einspaltige Millimeterzeile 12 Tsna— Familienanzeigen
7 Pfg.— Wortanzeigen privater Art je Wort 5 Pfg., das fette Ueberschriftswort 10 Pfg.; geschäftliche Wortanzeigen je Wort 8 Pfg.; das fette Wort 20 Pfg. — Vereinsanzeigen, die nicht der Wirtschaftswerbung dienen, 7 Pfg. je Millimeter.— Sportanzeigen im Textteil 40 Pfg. je Millimeter.— Textanzeigen 80 Pfg. Jetzt gültige Preisliste 7, Nachlaßstaffel B.— Sprechstunden der Revaktion: 12—13 Uhr.— Postscheckkonto Köln Nr. 59000.— Schalterstunden:—13, 15—19 Uhr. Samstags durchgeh.—19 Uhr.
Nr. 69
Sonntag, den 10. März 1935
Einzel=Preis 15 Pfg.
In einem Benzinlager in Alcanena ereignete sich am Freitagabend eine gewaltige Explosion. Ein Mann wurde auf der Stelle getötet, acht liegen im Sterben.
Die neue und für Italien um diese Jahreszeit ungewöhnliche Kältewelle hat nach den Regengüssen der letzten Zeit bis weit nach Süditalien hinein
„ ganz unerwartet noch einmal Schneefälle gebracht. Der Besuv und die Höhen um den Golf von Neapel liegen im Schnee, während in den Niederungen die Mandelbäume blühen.
Ein Großfener zerstörte den mexikanischen Flughafen von Mazatlan im Staate Sinaloa. Drei Flugzeuge sind verbrannt.
„Daily Herald“ zufolge ist bei der Londoner Geheimpolizei eine bisher unbestätigte Mitteilung eingegangen, daß drei unbekannte Personen aus Schottland nach London abgereist seien, um den Dominienminister Thomas zu ermorden. Die Polizei hat daraufhin Minister Thomas mehrere Detektive zur Bemachung beigegeben. Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um einen schlechten Scherz.
Der Führer verbringt 14 Tage
in Bayern
Halbmast am 17. März!
DNB Berlin. 9. März. Am Heldengedenktag, dem 17. März, flaggen die Gebäude des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften des öffentlichen Rechts und der öffentlichen Schulen halbmast. Diese Anordnung wird hiermit amtlich mit dem Hinzufügen bekanntgegeben, daß eine schriftliche Benachrichtigung der Behörden nicht erfolgt.
Eine Französin über Deulschland
DNB. Paris, 9. März. Die außenpolitische Mitarbeiterin des„Oeuvre“ ist in Berlin einge troffen und sendet ihrem Blatt ihren ersten Be richt. Sie kann nicht umhin, festzustellen, daß die Wirtschaftslage in Deutschland keineswegs so unentwirrbar aussehe, wie man das in Frankreich häufig darstelle. Die Methoden Dr. Schachts hätten Wunder gewirkt. Hinsichtlich der Führung der deutschen Außenpolitik hat die Berichterstatterin den Eindruck gewonnen, daß sich Deutschland vor einer Einkreisung nicht fürchtete. Deutschland fürchtet sich überhaupt vor nichts mehr. Nicht einmal vor Sowjetrußland. Deutsch land fühle sich stark, es wolle nach seinem Belieben leben, gleichviel ob allein oder innerhalb der Völkergemeinschaft. aver es wolle für die Zukunft keine Verpflichtung zur Aufrechterhaltung des bestehen den Zustandes eingehen.
Mordplan gegen den britischen Cominienminister?
DNB London, 9. März.„Daily Herald" zufolge, ist bei der Londoner Geheimpolizei eine bisher unbestätigte Mitteilung eingegangen, daß drei unbekannte Personen aus Leith(Schottland) nach London abgereist seien, um den Dominienminister Thomas zu ermorden Die Polizei habe daraufhin besondere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und Minister Thomas mehrere De tektive zur Bewachung beigegeben. Möglicherweise handelt es sich auch lediglich um einen schlechten Scherz oder um einen Plan geisteskranker Personen.
Der Erzbischof von Mexiko vorübergehend verhaftet
Mexiko, 9. März. DNB meldet: Erzbischof Diaz Kist tatsächlich am Donnerstag verhaftet und dann am Freitagmittag mit seinen Begleitern wieder freigelassen worden. Der Erzbischof hatte bei religiö sen Amtshandlungen gegen eine Reihe von Gesetzesbestimmungen verstoßen. Das Innenministerium teilt mit, daß die Behörden hiervon zwar Kenntnis hatten. aber nicht eingriffen, um den Anschein einer Störung eder Hinderung eines Gottesdienstes zu vermeiden. Die aftung erfolgte dann bei der Rückkehr des Erzschofs nach Meriko. Der Erzbischof und seine Be#nter wurden dem Unterstaatssekretär des InnenIministeriums vorgeführt, der die Geistlichen verwarnte.
Personenzug fährt gegen einen Kraftwagen der Reichswehr
Ein Soldat tot, zehn verletzt
DNB. Lötzen, 9. März. Auf der Eisenbahn= strecke Lötzen—Johannisburg ereignete sich am Samstagmorgen ein schweres Unglück. Auf dem unbeschrankten Bahnübergang bei Upalten fuhr ein Personenzug in eine den Uebergang passierende Lastkraftwagenkolonne der Reichswekr. Hierbei wurde der letzte Wagen der Kolonne vom
Der englische Bolschafter bei Freiherrn von Neurath
DNB London, 9. März. Wie Reuter erfährt, hat der deutsche Außenminister den britischen Botschafter empfangen und ihm mitgeteilt, daß Reichskanzler Hitler vierzehn Tage in Banern verbringen weroe, um sich von seiner Erkältung zu erholen. Man hofft jedoch, daß der Besuch Simons in Berlin noch vor Ende des Monats stattfinden kann.
Englische Blätterstimmen zur Reise Edens nach Warschau und Moskau
DNB London, 9. März. Die englischen Blätter sind der Ansicht, daß weder von deutscher noch von eng lischer Seite ein neuer Schritt in der Frage der deutschenglischen Verhandlungen vor der großen Rüstungsaussprache im Unterhaus am Montag zu erwarten sei. Der Wunsch nach einem baldigen Stattfinden des Berliner Besuches wird jedoch zwischen den Zeilen zum Ausdruck gebracht.
Inzwischen werden nahere Einzelheiten über den geptanten Besuch des englischen Lordsiegelbewahrers Eden in Moskau und Warschau mitgeteilt. Die Presse rechnet damit, daß Eden wahrscheinlich gegen Ende dieses Monats nach Moskau reisen und auf der Rückfahrt auch die polnische Hauptstadt be suchen werde.„Man hofft“, so meldet die„Times",„daß der Reise Edens ein Besuch Sir
John Simons in Berlin vorangehen wird."
Der diplomatische Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ meldet, die englische Regierung sei nach wie vor sehr darum bemüht, mit den Besprechungen, die sich aus den römischen und Londoner Verhandlungen ergeben, vorwärts zu kommen. Die Minister seien der Ansicht, daß der Aufschub des Berliner Besuches das übrige Besuchsprogramm nicht aufhalten dürfe. Jeder einzelne Besuch werde als individuell und als in keiner Weise abhängig von den vorher in einer anderen Hauptstadt erzielten Ergebnissen betrachtet. Gleichzeitig sei es klar, daß ein baldiger Meinungsaustausch in Berlin werrvoll sein würde. England sei durchweg gegen irgendein Bündnissystem gewesen, daß den Anschein einer Einkreisung Deutschlands erweckte.
Es sei nicht die Absicht, so fährt der Berichterstatter fort, daß der Besuch Edens in Moskau in der Haupt sache eine Vorbereitung für einen nachfolgenden Besuch des Außenministers Sir John Simon sein wurde. Eden werde die volle Ermächtigung haben, jedes Problem, das mit dem Hauptthema im Zusammenhang steht, zu erörtern. Seine Berichte und Bemerkungen würden von der englischen Regierung im Hinblick darauf erwogen werden, weitere konstruktive Vorschläge vorzubringen. Eden werde sich in Moskau hauptsäch lich mit Litwinow unterhalten, da Stalin selbst selten aktiv in die außenpolitischen Geschäfte eingreife.
Der außenpolitische Mitarbeiter der„News Chronicle“ meldet, es sei nach wie vor beabsichtigt, daß Eden den Außenminister nach Berlin begleiten soll, falls der Zeitpunkt der Berliner Reise nicht mit den Moskauer und Warschauer Besuchen Edens zusammenfalle.
Die erste Sirom'inienlokomotive der Reichsbahn
Die Borsig=Lokor tiggestellt. die mi Höchstgeschwindigkeit 175 km. Die Lokomotive nat eine
otiv=Werke haben für die Deutsche Reichsbahn eine Stromlinienlokomotive ferDampfantrieb fährt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 150 km Std., ihre
..<space> L ä n g e<space> v o n<space> 2 6<space> m<space> u n d<space> w i r d<space> e i n e n<space> Z u g<space> v o n<space>
Inge ersaßt und vollständig zertrummerl.] 250 Tonnen Bruttogewicht befördern. In der Stromlinienverkleidung befinden sich zahlreiche Türen,
vier schwer und sechs Dit######enteilen führen. Bild zeigt die erste Fahrt der Lokomotive von den Borsigwerken
Ein Soldat wurde getötet,
leicht verletzt.
Gemeinschaftsgeist
„Unter Gemeinschaftsgeist im eigentlichen und idealen Sinn verstehen wir die höchstmögliche Form des menschlichen Zusammenlebens. So vollkommen, daß sie über sich nicht mehr hinausweist, also keinen Zweck mehr dient, sondern in sich selbst ruhen kann als in ihrem eignen Wert, der ein Letztes ist.“
Das sagt in packenden Darlegungen, überschrieben„Der Gemeinschaftsmensch“, der Ordensmann Livvert von der Gesellschaft Jesu, veröffentlicht im März=Heft der„Stimmen der Zeit".
Von der Lippertschen Formulierung aus wäre dies anzuschließen: Gemeinschaftsgeist wurde gemeinhin zu wenig tief empfunden, zu sehr begriffsmäßig abwandelt. Deshalb war er landläufiger Oberflächlichkeit ausgeliefert. Idealer Gemeinschaftsgeist wächst aus innerem, aus sinnvollem Verbundensein, nicht schon aus nur äußever, aus nur zweckhafter Interessenverknotung. Jdealer Gemeinschaftsgeist atmet Seele. Sie erst gibt ihm die Weihe. An dieser Weihe muß sich das Gesellschaftliche orientieren, damit es Sinn hat und nicht zweckhafter Veräußerlichung verfällt, allwo es der Gefahr begegnet, sich im herkömmlichen Nur=Konventionellen als seelenloses Getue zu etablieren. Jdealer Gemeinschaftsgeist ist gewiß Sache des Verstandes, aber auch Ausfluß des Empfindens, ist Herzensangelegenheit, nicht Sache gebügelten und gestriegelten Schliffs mit seiner Uebertünchung von Gleichgültigkeit oder gar Gegensätzlichkeit. Idealer Gemeinschaftsgeist ist Ausfluß ehrlicher Gesinnung. Und deswegen hohes Gut samilienhafter Art auch außerhalb des eignen Heims, im gemeinsamen Heim der Volksgenossen: dem Vaterland. Idealer Gemeinschaftsgeist bezieht seine Urkraft aus dem Religiösen, aus des Menschensohnes Erlösungswerk. Idealer Geweinschaftsgeist mündet ein in christliches Wohltun, das nicht lediglich dem eigenen„Ich“ verhaftet ist, um dort in Eigennutz, abseits christlicher Liebestätigkeit, zu verkümmern und schließlich unterzugehen. Idealer Gemeinschaftsgeist setzt Haltung voraus, nicht nur Formen. Haltung von seelischem Rang. die sich rechenmäßig nicht umreißen und tabellarisch nicht registrieren läßt. Idealer Gemeinschaftsgeist liegt jenseits der Kolonne der Zahlen, er geht auf und um in den Gliederungen der Menschen.
Aber geben wir P. Peter Lippert wieder das Wort. Er sagt:„. so allgegenwärtig das Gemeinschaftswesen auch ist, ganz rein und in voller Greifbarkeit ist es doch nirgends verwirklicht... Die verschiedenen Formen menschlichen Zusammenseins, die in der Wirklichkeit vorkommen, schwanken unaufhörlich zwischen zwei äußersten Polen; der eine Pol ist ein Zusammenleben, das nichts ist als ein mechanisches Beieinandersein, das also für den einzelnen nichts anderes bedeutet als bloß Umgebung, Umwelt, Milien, in dem nur mechanische Stoßkräfte walten. Der andere Pol wäre eben die Gemeinschaft, die jedem Mitglied Heimlichkeit und Ruhe und Geborgenheit und Ersüllung wäre..“
Aber auch abseits vom rocalen Sinn der Gemeinschaft sieht P. Lippert schon einen Schimmer von Gemeinschaft aufglühen in den alleruntersten sozialen Gebilden. Ja, Gemeinschaftsgeist keime auch auf in den harten, scheinbar ganz unpersönlichen Zweckverbänden.„Man möchte dann sagen: nicht die Menschen haben eine Gesellschaft gebildet, sondern eine Gesellschaft hat die Menschen gepackt... Aber auch in solchen Zweckungeheuren macht immer etwas auf von Gemeinschaft und Kameradschaft, eine Ahnung von freier und lebendiger Zusammengehörigkeit...“ Daß auch in„gewalttätigen Zweckverbänden“ der ideale Sinn der Gemeinschaft sich verkörpert, belegt P. Lippert mit dem plastischen Beispiele des Weltkrieges:„Und in so furchtbar gewalttätigen Zweckverbänden, wie es eine kämpfende Armee in unseren modernen Kriegen ist, haben wir das Wunder von Kameradschaft aufblühen sehen, wie es in dieser Reinheit und Stärke vielleicht nur selten auf Erden zu sehen ist.“
Gemeinschaftsbildung hat zur Voraussetzung den Willen zur Gemeinschaft. P. Lippert behandelt die Schwierigkeiten der Gemeinschaftsbildung:„Und nun denken wir uns einen echten und rechten, ja einen idealen Gemeinschaftsmen schen, der wirklich die ganze Fülle, Weisheit und Kraft der Gemeinschaftsgesinnung in sich trägt und bereit ist, sie zu äußern und zu betätigen überall, wo eine Gemeinschaft ihm entgegentritt!" Sie trete ihm aber nirgends in voller Wirklichkeit entgegen. Ueberall sei sie„in einem leisen Schimmer, in einem winzigen Keim, in fast unhörbaren Verheißungen zu spüren, aber überall ist sie auch untermischt und überdeckt und verschüttet von gemeinschaftswidrigen Elementen...“ Die klare und kühle Vernunft müsse hier walten, auch im