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Nr. 353

Samstag, den 1. Dezember 1934

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einige Tage vor der Saarabstimmung nach Saarbrücken begeben und während der der Ab­stimmung folgenden Wochen dort bleiben könnte. Sie wäre geeignet, durch ihre Anwesenheit den Willen beider Bölker und die Abstimmungs­sicherheit zu gewährleisten. Angesichts einer fol­chen moralischen Beruhigung dürften die erreg­ten Elemente sich wohl hüten, einen Zwischen­fall hervorzurnfen.

Von Ribbentrop in Paris

Paris, 30. Nov. Havas meldet: Herr von Rib­bentrop ist heute um 10.30 Uhr auf dem Pariser Nordbahnhof aus Berlin kommend in Begleitung seiner Frau eingetroffen.

Kommi es zu einer Aussprache zwischen Paris und Berlin?

Paris, 30. Nov. Der Widerhall der englischen Unterhausaussprache über Deutschland und den deutschen Rüstungsstand verdichtet sich hier zu der Frage, ob man vor einer deutsch=französischen bezw. einer allgemeinen Aussprache über die Lega­lisierung der deutschen Rüstungsansprüche in Ver­bindung mit einer Rückkehr Deutschlands nach Genf stehe. Die Erklärungen Baldwins und Simons werden in dem Sinne ausgelegt, daß England die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit solcher Verhandlungen habe andeuten wollen.

Am besten läßt sich der Eindruck an den War­nungen des oppositionellenEcho de Paris er­kennen, man sei also wieder beim Stande der Aussprache vom Januar, bei dem Versuch eines englisch=deutschen Einvernehmens an­gelangt, das sich in der englischen Denkschrift vom 4. Januar und in der deutschen Erklärung vom 16. Februar abzeichnete. Mit diesem Versuch habe die französische Note vom 17. April auf­geräumt. Wenn sich Laval nicht genau an den Wortlaut der französischen Note vom 17. April halte, dann könne die französische Politik, wer weiß wohin kommen.

DerExcelsior schreibt, wenn die deutsche Re­gierung aufrichtig sei in ihrem Wunsch nach Aus­gleich und internationaler Zusammenarbeit, dann werde es immer noch Zeit sein, diese Aufrichtig­keit an Hand der Bürgschaften zu ermessen, die sieden mit Recht über die beschleunigten deut­schen Rüstungen beunruhigten Mächten, geben werde. Gewiß werde die französische Regierung Deutschland in dem Versuch einer unmittelbaren Aussprache und gerechter vernünftiger Aussöhnung nicht entmutigen, aber die früheren Enttäuschun­gen geböten Frankreich größte Vorsicht.

henland kat. Unser Bidtesegenmm zeig, De Tranung, des Prinzgensargs, in. der. Mesminser=Adtel; Las. Frautragr hniet vor den Erzoischof

e e Canterhuan, links das englische Königspaar. Zu beiden Seiten die königlichen und fürstlichen Hochzeitsgäste.

Ein französischer Frontkämpfer über seine Reise nach Berlin

Die Furcht vor einem deutsch=französischen Konflikt muß beseitigt werden.

eilige leser

Samstag vormittag findet eine Kundgebung sämt­licher reichsdeutscher Hochschulen gegen die Verge waltigung der deutschen Universität Prag statt. Die Kundgebung wird durch den Deutschlandsender von 11.30 bis 12.00 Uhr übertragen.

Geheimpolizisten in Chikago verhafteten überraschend den neuesten Staatsfeind Nr. 1, das letzte Mitglied der Dillingerbande, John Hamilton.

Am 29. d. M. ist der deutsche Generalkonsul in Zürich, Windel, im Alter von 52 Jahren plötzlich ge­

storben.

Durch einen Erlaß an die Vorstände der Landesver sicherungsanstalten hat das Reichsversicherungsamt gewisse Erleichterungen bei der Gewährung von Darlehen durch die Träger der Invalidenversiche rung eintreten lassen.

Richard Strauß dirigierte im Amsterdamer Stadt theater die OperArabella. Die holländische Erst­aufführung gestaltete sich zu einem glänzenden Er folg für den Komponisten.

Schweres Erdbeben bei Hawai

DNB Honolulu, 30. Nov. Die Wetter­station auf dem Kizaue=Vulkan meldete ein ungewöhnlich schweres Erdbeben in größerer Ent­fernung von Hawai. Die Erdstöße waren so heftig, daß in Hawai bestimmt mit der Gefahr einer Springflut gerechnet wurde. Vorsichtshalber wurde deshalb in der vergangenen Nacht die Garnison zur Hilfeleistung bereitgehalten.

Eine verschollene Stadt entdeckt

Moskau, 30. Nov. Im Bezirk Borsja in Trans­baikalien wurden die Ruinen der Stadt Chuande Balgaß entdeckt, die aus dem 13. Jahrhundert, der Blütezeit des großen mongolischen Reiches, stam men. Allem Anschein nach war die Stadt die Resi­denz des Mongolenfürsten Temuge=Otschigin, eines Bruders Dschingis Khans. Die Ausgrabungen werden fortgesetzt.

Paris, 30. Nov. DasPetit Journal hatte im Hinblick auf die Montag=Aussprache in der Kammer den Abgeordneten Goy gebeten, ihm Zweck und Ziel seiner Berliner Reise darzulegen.

Goy erklärte, er sei nicht in seiner Eigenschaft als Abgeordneter nach Berlin gegangen, sondern als ehemaliger Frontkämpfer. Welche Gefahr hätte für Frankreich dadurch entstehen können? Ein Regierungschef, der selbst ehemaliger Frontkämpfer sei, erkläre sich bereit, auf verschiedene an ihn ge­stellte Fragen zu antworten, und man habe, wie man glauben dürfe, sehr präzise Fragen gestellt. Gegen­über diesem Regierungschef, der sich für Deutschland verbürgen könne, habe es keine entsprechende Persön­lichkeit in Frankreich gegeben. Wenn man sich auf eine derartige Befragung ohne Gegenleistung ein­lasse, heiße das nicht klar den Wunsch bekunden, das Terrain von mehreren Mißverständnissen zu bereini­gen, um zu Verhandlungen mit Deutsch= land zu kommen?

Auf die Frage, ob er an die Vorherrschaft der Friedenspartei in Deutschland glaube, erwi­derte Goy: Ich habe gegen den Dawes=Plan, gegen den Young=Plan, gegen das Hoover=Moratorium, gegen die vorzeitige Rheinlandräumung gestimmt. Ich gehöre nicht zu denen, die Deutschland Opfer ohne Gegenleistung brachten. Ich hatte das Gefühl, daß es vergeblich sei, mit Männern zu verhandeln, die wirk lich nicht die Herren Deutschlands waren. Heute aber haben wir es mit einer Regierung zu tun, die nicht Gefahr läuft, morgen durch den Sturz der parlamen­tarischen Mehrheit desavouiert zu werden.

Daher erkläre ich zu den Verhandlungsangeboten: Warum nicht? Welche Probleme stehen brennend zwischen uns? Es gab den berüchtigten polnischen Korridor; man fürchtete, daß wir eines Tages zu wählen haben würden, entweder uns für Polen zu schlagen oder unseren Verbündeten im Stich zu lassen. Nun hat Hitler diese Frage mit Polen ge­regelt. Das Saargebiet? In zwei Monaten

Die Hochzeil in London

wird die Angelegenheit liquidiert sein. Es bleibt dabei also nur die Frage der deutschen Rüstun­gen. Deutschland rüstet und stellt dies nicht in Ab­rede. Aber gibt es außer der Gewaltlösung ein an­deres Mittel als eine Aussprache, um Deutschland da­hin zu bringen, die Notwendigkeit einer Begrenzung und späteren Herabsetzung seiner Rüstungen einzu­sehen?

Auf den Einwand, daß die Kleine Entente und Sowjetrußland durch Verhandlungen Deutschlands mit Frankreich unruhig und entfremdet werden könnten, antwortete Goy:

Es handelt sich nicht darum, eine Entente gegen irgendein anderes Land zu schaffen, son­dern darum, die Furcht vor einem deutsch=fran­zösischen Konflikt zu beseitigen und dadurch dazu beizutragen, die ganze europäische Atmosphäre zu ändern.

Die Antwort Goys auf die Frage, ob die deutsch französische Annäherung sich in einer Rückkehr Deutschlands nach Genf auswirken werde, lautete: Die wünschenswerte Rückkehr Deutsch lands nach Genf wird einer deutsch=französischen Aussprache nur folgen, aber nicht ihr voran gehen. Im Völkerbund veröffentlicht man die zwi schen den Nationen abgeschlossenen Abkommen, um jede Beunruhigung, die bei dritten Mächten, die an den Abkommen nicht beteiligt sind, auskommen kön nen, zu vermeiden, aber der Abschluß der Abkom­men kann nicht in Genf erfolgen.

Eine weitere an Gon gestellte Frage lautete: Ein unmittelbares Hindernis für die deutsch=fran­zösische Verständigung ist die Saarabstimmung, die zu unangenehmen Zwischenfällen führen könnte. Haben Sie ein Mittel gesucht, dieser Gefahr zu be­gegnen? Die Antwort lautete:

Ich glaube, daß eine Abordnung ehemaliger französischer und deutscher Frontkämpfer sich

Gegen die Monarchisten

Weimar, 30. Nov. In Greiz(Thüringen) hat jetzt einem Bericht derThüringischen Staatszeitung" zu­folge Oberregierungsrat Papenbroock(Weimar) in einer von mehr als 2000 Personen besuchten öffent­lichen nationalsozialistischen Kundgebung u. a. aus­geführt:

Es gibt heute noch Leute, die glaubten, sie könnten ihre eigene Suppe kochen. Man wisse genau, daß sich hier und da noch Herren unter dem Kaiser­bild träfen und auf das Wohl Seiner Majestät an­stießen. Auch wisse man, daß es Damenkranz­chen gebe, die monarchistischen Kaffeekult trieben. Man solle jedoch nicht glauben, daß man Adolf Hitler nur als Werkzeug betrachten dürfe. Die National­sozialisten hätten nicht 14 Jahre darum gekämpft, daß man Deutschland abgetakelte Monarchien repräsentie­ren könne. Kaisertum sei keine deutsche, sondern eine römische Angelegenheit. Das deutsche Volk habe sich selbst einen Herzog gewählt, und dieser sei kein ande­rer als Adolf Hitler.

In Deutschland kenne man nur ein Prinzip: Das Leistungsprinzip. Mit dem Sieg der Leistung des Nationalsozialismus kenne man nur einen Adel, den Adel der Pflicht und der treuen Arbeit.Wir wissen genau, so rief der Redner aus,was in Deutschland getrieben wird. Es kommt bestimmt der Tag, an dem mancher bereuen wird, was er heute tut! Ich bin der festen Ueberzeugung, daß in Deutschland auch mit den letzten Feinden abgerechnet wird.

Salamanca soll vom Militärgericht abgeurteilt werden

Rückfluten der bolivianischen Truppen aus dem Chaco

D NB London, 30. Nov. Reuter meldet aus Santiago de Chile, daß jetzt der Rücktritt des bolivianischen Präsidenten Salamanca auch amt­lich bestätigt wird. Von nichtamtlicher Seite wird erklärt, daß Salamanca mit einem Flugzeug nach Santa Cruz gebracht wird, wo er von einem Militärgericht abgeurteilt werden soll.

Dem neuen bolivianischen Kabinett gehört auch der frühere Präsident von Bolivien Saavedra an, der seinerzeit des Landes verwiesen worden war und sich gegenwärtig in Santiago aushält.

Nichtamtliche Nachrichten aus La Paz bestätigen die Meldungen von einem ungeordneten Rückzug der bolivianischen Truppen aus dem Chaco=Gebiet.