Lokal-Anzeiger

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Jahrg. 47 Nr. 352

Freitag, 18. November 1932(Abend=Ausgabe)

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Sphieh

Verhaltene Wut

Die Deutschnationalen sind tief unglücklich. Eine parteiamtliche Conti=Meldung spricht da­von, daß eine Krise der Parteien in eine Krise der Regierung umgefälscht worden sei. Wenn es so wäre, wer hat sie denn gefälscht? Wenn die Regierung überzeugt gewesen wäre, in einer ganz unkritischen Lage sich zu befinden, hätte sie keine Ursache gehabt, dem Herrn Reichspräsi­denten ihr Rücktrittsgesuch einzureichen. Aber die Deutschnationalen meinen, die Gesamt­demission wäre nicht erforderlich gewesen, zu­mal die gegen eine antiparlamentarische Staats­führung stehenden Kräfte nur in der Ver­neinung einig seien und in den politischen und brennenden wirtschaftlichen Fragen den Beweis einer Einigung sicher nicht erbringen könnten.

Hier führt die Hoffnung die Feder. Es liegt jetzt bei den Parteien, diese Hoffnung zuschan­den zu machen. So sagt man. Vielleicht ist es viel richtiger, zu sagen: es liegt bei dem Herrn Reichspräsidenten. Leute zu finden und sie mit seinem Vertrauen auszu­statten, die mit ihrem Programm beim Volke mehr Zustimmung finden, als es Herrn von Papen beschieden war.

Das Programm oder der Mann?

Als Brüning gestürzt wurde und Papen zum Reichskanzler ernannt war, da wußte auch noch niemand, wie das Programm aussah, das das Kabinett Papen durchführen wollte. Warum will man jetzt die eventuellen Nachfolger des Kabinetts zwingen, ein fix und fertiges Pro­gramm in allen Einzelheiten vorzulegen, um damit den Befähigungsnachweis für Minister­posten zu erbringen? Wenn man das wollte, wäre die taktische Spielerei offenbar.

Wenn der Herr Reichspräsident für die Vil­dung des Kabinetts Männer auswählt, die mit ihrem Ansehen und mit dem Vertrauen, das sie genießen, im Volke wurzeln, dann hat er schon Träger eines Programms an führende Stelle gesetzt. Denn solche Männer, die seit Jahren und Jahrzehnten mit dem Volke, mit den sozialen Nöten des Volkes, mit der Wirt­schaft, auf das engste vertraut sind, die wis­sen von sich aus, was nottut, um ohne Hurrageschrei. aber zielsicher und erfolg­sicher, den Aufbau zu betreiben. Männer solcher Qualitäten finden sich, wenn sie in einem Kabi­nett zusammensitzen, auch leicht auf einer Ge­meinschaftslinie, bei der nicht Parteirücksichten den Ausschlag geben, sondern ausschließlich die großen vaterländischen Ziele.

Uebrigens werden die Parteiführer, wenn sie beim Herrn Reichspräsidenten um ihr wirtschaft­liches und politisches wie soziales Wollen, also um ihrProgramm befragt werden, ganz be­stimmt nicht in Verlegenheit kom­men. Haben doch z. B. Bayerische Volkspartei und Zentrumspartei mehrfach ganz klipp und klar vor aller Oeffentlichkeit entwickelt, was sie wollen, was sie nicht wollen, was sie für not­wendig halten und was sie für schädlich halten.

Präsidial soll das Kabinett sein

Die deutschnationale Verlautbarung schlecht verborgener Wut über das, was geschehen ist, be­hauptet, die Gegner von Papens seien Kräfte, die sich gegen eine antiparlamentarische Staats­führung wenden. Das ist glatt gelogen.

Die Nationalsozialisten waren von jeher für eine weitgehende Selbstherrlichkeit der Regierung. Sie haben auch einmal an die Diktatur gedacht. Das Zentrum darf sich rühmen, durch eins seiner Mitglieder den Gedanken des Präsidial­kabinetts in der Praxis überhaupt erst geboren zu haben. Das erste Präsidialkabinett hieß Kabi­nett Brüning!

Dr. Brüning hat den Mut gehabt, dem Parla­mente zu zeigen, worin seine Fehler lagen. Er hat den Mut gehabt, den Einfluß des Parla­mentes, soweit es dazu neigte, zum Tummelplatze parteiagitatorischer Spiele zu werden, zurückzu­drängen. Er hat Notverordnungen erlassen, für die er sich zunächst nur auf die Unterschrift des Herrn Reichspräsidenten stützte. Aber er war nicht

(Fortsetzung Seite 2

Nachrufe der Presse für das Papen-Kabinett

Beratung hinter verschlossener Tür

Die Empfänge bei Hindenburg haben begonnen- Hitler verzichtet auf Kanzlerschaft?

Berlin, 18.Nov. Drahtb.

Heute vormittag haben die vom Reichspräsi­deuten angesetzten Parteiführerempfänge ihren Ansang genommen. Als erster wurde der deutsch­nationale Abgeordnete Hugenberg vom Reichspräsidenten empfangen. Ihm folgte der Zentrumsführer Kaas und der Deutsch­Volksvarteiler Dingelden. Ueber die Zeiten der Empfänge sowie den Inhalt der Unterredun­gen wird seitens der Reichsregierung strengstes Stillschweigen bewahrt. Die Besprechungen finden sozusagen unter vollem Ausschluß der Oeffentlich­keit und unter hermetischem Abschluß der Presse statt.

Die augemeine Auffassung der NSDAP., deren Führer am Samstag beim Reichspräsidenten erscheint, läßt sich dahingehend zusammenfassen, daß man bei den Nationalsozialisten über den Gang der Ereignisse des gestrigen Tages befriedigt ist und die gegenwärtige Lage optimistisch beurteilen zu können glaubt. Man verspricht sich viel von einer Möglich­keit, jetzt unter vier Augen den Reichspräsidenten

über die wirkliche Lage, so wie die National­sozialisten sie sehen, ins Bild setzen zu können. Von dieser Aussprache zwischen Adolf Hitler und dem Reichspräsidenten werde dann alles andere ab­hängen, insbesondere auch die Stellungnahme der NSDAP. gegenüber einem Kabinett mit oder ohne Kanzlerschaft Hitlers.

Alle Acußerungen von nationalsozialistischer Seite deuten darauf hin, daß man sich wahrscheinlich seitens der NSDAP. bei den kommenden Verhand­lungen nicht mehr um die Kanzlerschaft Hitlers ver­steisen wird. Eingeweihte Kreise wollen sogar wis­sen, daß Adolf Hitler bereits auf die Kanzlerschaft verzichtet hat.

Eine ebenso wichtige Entscheidung liegt bei der Stellungnahme der Deutschnationalen. Ob diese trotz des Sturzes des Kabinetts Papen ge­willt sind, auch eine anderenationale Konzen­trationsregierung zu unterstützen, ist noch sehr fraglich.

In der Wilhelmstraße glaubt man nicht, daß sich die Dinge schnell klären werden, son­

dern man neigt zu der Annahme, daß es beim Scheitern der interfraktionellen Verhandlungen und der Besprechungen mit dem Reichspräsiden­ten zu einer abermaligen Betrauung des Kabi­netts von Papen in veränderter oder unver­änderter Form kommen wird. Das sind aber

selbstverständlich einstweilen nur Vermutungen oder Hoffnungen der Wilhelmstraße.

Wie wir hören, wird die Demission des Reichs­kabinetts auf das Verhältnis zwischen Reich und Preußen keinerlei Einfluß haben. Man erklärt an zuständiger Stelle, daß das Reichskommis­sariat in Preußen auch weiterhin nach dem Rück­tritt des Kabinetts bestehen bleibt.

Wie aus dem Braunen Hause verlautet, hat Adolf Hitler die telegraphische Einladung des Reichspräsidenten, zu einer persönlichen Bespre­chung nach Berlin zu kommen, zustimmend be­antwortet.

*

Der Rücktritt des Kabinetts Papen ist gestern so rechtzeitig erfolgt, daß die gesamte Morgen­presse im Reich dazu ausführlich Stellung neh­men konnte.

Mit der Frage:Was wird in Preu­ßen?" beschäftigt sich vor allem der Hugen­bergsche Berliner Lokal=Anzeiger. Das Blatt hebt hervor, daß der Rücktritt des Kabi­netts nicht etwa eine Aenderung in den Auf­gaben Papens als Reichskommissar für Preußen und keinerlei Veränderung in den Aufgaben der kommissarischen Minister bedeute, die auf Grund der Notverordnung des Reichspräsidenten für Preußen bestellt seien, und bezweiselt es, ob den Parteien aus eigenem die Erreichung eines Zieles gelingen werden, für das sie sich den Vertretern eines autoritären Regierungs­prinzipo versagten, nicht um seiner Person wil­len, so sehr sie diesen Anschein erweckten, son­dern seines Prinzips wegen.

Der Tag, der ebenfalls von Hugenberg heraus­gegeben wird, äußert sich ähnlich. Das Blatt meint, die Entscheidung liege beim Reichspräsi­denten. Der Natur der autoritären Staatsfüh­rung entsprechend könne bei diesem Stand der Dinge die Entscheidung nur autoritär sein. Hin­denburg sei Schöpfer und Garant des neuen Kur­ses, von dem es keine Umkehr gebe. Der große alte Mann stehe wieder ganz allein vor einem schweren und ernsten Entschluß. Er habe aus eigenem dem deutschen Volk den neuen Weg ge­wiesen, er solle es wissen, daß auch heute war­mes nationales Vertrauen hinter ihm stehe und ihm folgen wolle.

Die Papen=offiziöse Deutsche Allgemeine Zei­tung erinnert an ihre gestrige Forderung, Hitler zu berufen, und meint, es scheine, daß der Brief Hitlers bewußt darauf abgestellt gewesen sei, bei Hindenburg um Vertrauen zu werben. Es wäre tatsächlich ein politisches Ereignis von größter Tragweite, wenn es nach vielen Irrungen und Wirrungen doch noch gelänge, den alten Feld­marschall und den jungen Führer der stürmischen nationalsozialistischen Bewegung zusammenzu­bringen.

Das Berliner Tageblatt, das in der Haupt­sache einen kritisch gehaltenen Rückblick über die Tätigkeit der Regierung von Papen gibt, meint, es werde Aufgabe der Parteiführer sein, die Hoffnungen auf einen negativen Ausgang ihrer Besprechungen mit dem Reichspräsidenten zu­nichte zu machen. Die negativen Erfahrungen, die Herr von Papen mit den Parteien und mit dem Reichstag habe machen müssen, seien kein Kriterium für die Arbeitsfähigkeit und die Ar­beitswilligkeit der parlamentarischen Kräfte Ob sie bereit seien, mit einem seriösen Kanzler eine sachliche Politik mitzumachen, werde erst dann entschieden werden können, wenn Herr non Papen endgültig das Feld ge­räumt habe.

Die Vessische Zeitung erkennt an, daß der Reichspräsident den Parteien eine sehr faire Chance gebe. Man hätte nur gewünscht, daß sie auch auf die Sozialdemokraten ausgedehnt wor­den wäre. An die Schwierigkeiten, die sich hoch auftürmen, müsse nicht erst erinnert werden. Der Sorgen und der Zweifel seien genug. Aber

In chinesischer Darstellung: Anbetung der Hirten

Dieses Gemälde, die Anbetung des Christkindes von den Hirlen, slammt von dem jungen chinesischen Künsller Luke Ceng. Er schuf es auf Bestellung des Apostolischen Delegalen Conslantini. Der junge Künsller malte nocheinige andere religiöse Werke und bekam zu diesem Zweck von dem Erzbischof ein Exemplar des Evangeliums, um sich in den Sloff

verliefen zu können. Der Maler war von dem Evangelium so ergrüfen, daß er sich laufen

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