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Jahrg. 47, Nr. 297

für köln und Umgebung

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Montag, 17. Oktober 1932(Morgen=Ausgabe)

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Der Präsident verteidigt seine Wirtschaftspolitik

Europa ist schuld

Hoover verspricht, mit der Krise fertig zu werden

Landesbank saniert

Die Verhandlungen des Landeshauptmanns Horion

Köln, 16.Okt.

Wir erfahren aus zuverlässiger Quelle, daß die Verhandlungen, die Staatsfinanzrat Weltzien und Landeshauptmann Horion in Berlin über die Sanierung der Landesbank geführt haben, ein abschließendes Ergebnis erzielt haben, nachdem von Reichs= und Staatsregierung bestimmte Zu­sagen gemacht worden sind. Die Sanierungsvor­schläge dürften, wie wir hören, dem Provinzial­ausschuß der Rheinprovinz demnächst zur Ge­nehmigung vorgelegt werden.

*

Die gesamte rheinische Oeffentlichkeit insbeson­dere aber kommunale und private Wirtschafts­kreise werden diese Wendung mit Genugtuung be­rüßen. Nachdem im Juni 1931 die Landesbank mit etwa 550 Millionen hauptsächlich durch das Eintrieren der kommunalen Kredite illiquide wurde über die Schuldfrage ist in der Oeffent­lichkeit und zuletzt noch im Provinzial=Landtag der Rheinprovinz diskutiert worden, wobei wir in diesem Zusammenhang auf das Gutachten von Dr. Silverberg verweisen möchten hat sich die Frage der Sanierung unerträglich lange hingezogen.

Die rheinische Oeffentlichkeit hat es nicht ver­stehen können, daß gleichzeitig den privaten Ban­len zur Beseitigung ihrer Millionendefizite aus­reichende Mittel zur Verfügung gestellt und auch Millionenbeträge zur Sanierung privater Konzerne aufgewandt wurden, während bei der Rheinischen Landesbank durch die Verschleppung der Sanierung des größten öffentlichen Kreditinstituts außerhalb Berlins und der für die rheinische Kommunalwirtschaft ausschlaggebenden Bank zu versacken drohte.

Zwar erfolgten von berufenen Stellen in aus­reichendem Maße loyale Erklärungen über Hilfs­bereitschaft, doch kamen die Dinge in den Jahren nie entscheidend in Fluß. Die zwischen­durch zuteilgewordene Hilfe, darunter die im Herbst 1931 gegebenen 70 Millionen und die dar­über hinaus gewährten 170 Millionen Schatzanweisungen waren von vornher­n unzureichend oder konnten was ins­ndere für die Schatzanweisungen wegen ihrer unfjährigen Laufzeit gilt nicht in entschei­endem Ausmaß für die Liquidierung der Lan­esbank verwandt werden. Außerdem verloren iese Stützungsmaßnahmen bedeutend an Stoß­kraft, da sie nicht wie bei den Großbanken, vor der Zahlungsstockung angewandt wurden, son­dern erst erfolgten, nachdem durch die Illiquideer­klärung Ansehen und Kredit der Bank unheilvoll untergraben wurden.

Die jetzt nach den bestimmt erfolgten Zusagen

Reich und Staat vorliegenden Sanierungs­

vorschläge dürften sich, wie wir hören, auf den eits im Januar vom Vertrauensmann der s= und Staatsregierung ausgearbeiteten und ehend begründeten Sanierungsplan stützen.

Darin war vorgesehen, daß als Angelpunkt aller Sanierungsmaßnahmen Reich und Staat eine Garantie für die Zahlung der Kommunalzin= en übernehmen sollten. Diese Zusage ist, wie wir erfahren, jetzt erfolgt. Auch die Reichsbank wird durch weitere Kreditgewährung in den Sanie­kungsplan einbezogen, so daß auch das Arrange­ment mit den privaten Bankgläubigern insbe­ndere deren Zustimmung zu weiterer Stillhal­tung keine Schwierigkeiten mehr bereiten wird.

Abschluß in Rom

Einigung über den Devisenrerkehr

Rom, 16 Okt. Drahtb

Lei den Besprechungen zwischen deut­nen und iialienischen Vertretern Kom ist über die Frage der Zah­ungen im Hanoelsverkehr eine Eini­ung erzielt worden. Danach können die genann­Levisenzahlungen von beiden Seiten vom d. M. ab in der Form wiederausgenommen erden, in der ne sich bis zum 30. Septemder ewickelt haben.

eine Einigung wird dagegen in der Kontin­ufrage erzielt. Die sogenannte Tomaten­mmission hat zur Entschädigung Italiens den Ausfall der Ausfuhr einiger landwirt­tlicher Erzeugnisse angeregt, andere italie­iche Agrarerzeugnisse, insbesondere Reis, in nprechend erhöhrem Maße nach Vereinberun­* unter den beiderseitigen Interessenten durch Leutschland abzunehmen.

Cleveland, 16. Okt. Drahtb.

Hoover setzt seinen Wahlkampf fort und hat am Sonntag in Cleveland eine bemerkenswert scharfe Wahlrede gehalten, in der er seine Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise verteidigte und die Angriffe des Gegenkandidaten Roosevelt zurückwies.

Hoover wehrt sich dagegen, daß ihm die Schuld an dem amertkanischen Wirt­schaftszusammenbruch in die Schuhe ge­schoben wird. Die Weltwirtschaftskrise habe ihren Ursprung nicht in den Vereinigten Staaten, son­dern sei vor allen Dingen durch die politische und wirtschaftliche Unruhe in Europa verursacht. Der eigentliche Grund für die Weltwirtschafts­krise sei der Weltkrieg und seine Folgen. Dabei verschwieg Hoover allerdings wohlweislich, daß Amerika aus dem Krieg wirtschaftlich ungeheuren Nutzen gezogen hat, während Europa gerade durch die Kriegsschuldenzahlungen an Amerika ver­armt ist. Ist Amerika für diese Einsicht immer noch nicht reif?

Mit aller Entschiedenheit wies Präsident Hoover die Vorwürfe aus dem demokratischen Lager zurück, wonach die von der Regierung er­griffenen Maßnahmen zur Linderung der wirt­schaftlichen Not lediglich bestimmten Gruppen und Kreisen des amerikanischen Volkes genutzt hätten.Wir alle befinden uns in dem gleichen Boot und wir alle zusammen müssen die Küste er­reichen. Aber wie können wir das rettende Ufer erreichen? Etwa dadurch, daß wir denjenigen das Steuer überlassen, die offensichtlich mangelnde Kenntnis über den Charakter des Sturms be­sitzen und nicht die elementarsten Regeln der Navigation beherrschen?

In seinen weiteren Ausführungen plädierte Hoover dafür, daß man ihm Gelegenheit gebe, das von ihm begonnene Werk fortzusetzen.Wenn der Angriff gegen die Krise, wie er jetzt organi­siert worden ist, fortgesetzt wird, so ist die Schlacht gewonnen! erklärte Präsident Hoover weiter.

Mit besonderer Schärfe nahm Hoover ferner gegen die Behauptungen Roosevelts und Garners Stellung, wonach die gegenwärtige Wirtschafts­krise ihre Ursache in einer schrankenlosen Emis­sion von Wertpapieren und einer wilden Speku­lation an den amerikanischen Börsen sowie in der Existenz desSmoot=Hawley=Schutzzolles, habe. Diese Behauptungen lassen sich leicht als völlig unwahr bezeichnen. Die Vereinigten Staaten sind nicht schuld an der Weltwirtschaftskrise, führte Hoover aus. Einer Partei, die einen solchen Mangel an wirtschaftlichem Verständnis an den Tag lege, dürfe das Schicksal von 25 Mil­lionen amerikanischer Familien nicht anvertraut werden, noch die Leitung des Kampfes gegen die gigantischste wirtschaftliche Notlage, der sich das amerikanische Volk jemals gegenübersah, in die Hände gelegt werden.

Die demokratischen Führer wissen anscheinend überhaupt nichts von der Wirkung, die das Nie dermetzeln oder zum Krüppelmachen von 40 Mil­lionen Männern oder die ungeheuren Kosten des Weltkrieges, die sich auf etwa 30 Milliarden Dollar belaufen, hinterlassen haben. Sie haben allem Anschein nach noch nichts davon gehört, daß die politischen Unruhen in der Welt auf die harten Verträge zurückgehen, mit denen der Welt­krieg abgeschlossen wurde. Sie wissen anscheinend auch nichts von der dauernden Existen; einer politischen Agitation in Eurova. die von Zeit zu Zeit das Vertrauen in der Welt lähmt, betonte Hoover weiter.

Die Führer der Demokraten haben anschei­nend auch davon noch nichts gehört, daß die fort gesetzten Störungen des internationalen Wirt­schaftslebens darauf zurückzuführen sind, daß nach Kriegsende 12 neue Nationen aus früher vor handenen drei alten Reichen gebildet worden sind und diese neuen Länder sich mit Zollmauern umgeben haben! Im demokratischen Lager wisse man nach Hoovers Erklärung ferner anscheinend auch nicht, daß die stehenden peere der Welt von 2 Millionen Mann auf 5 Millionen Mann er höht worden sind, womit eine dauernde Belastung für den Steuerzahler in den einzelnen Ländern und eine fortgesetzte Bedrohung des Weltfriedens verbunden sei.

Der Straßen=Terror

Blutige Zusammenstöße in Dortmund und Wien Ausschreitungen in Berlin

Berlin, 16.Oktober. Drahtb.

Samstag und Sonntag kam es zu einer Reihe schwerer Ueberfälle und Zusammenstöße in Ber­

lin, in Dortmund und in Wien. In Dort­mund wurden zwei Personen bei den Zusammen­stößen getötet, 12 schwer verletzt, in Wien sind vier Tote und 30, darunter zwei lebensgefährlich, Ver­letzte als Opfer politischer Ausschreitungen zu beklagen.

In Berlin wurde Samstag ein Zettelverteiler der sogenannten Deutschen Volksgemein­schaft, die dem früheren Nationalsozialisten Günther nahesteht, als er zufällig in ein Moa­biter SA=Lokal kam, niedergeschlagen und aus dem Lokal hinausgeworfen. Da er aber seine Ak­tenmappe in dem Lokal gelassen hatte, ging er noch einmal zurück. Jetzt wurde er von den an­wesenden Nationalsozialisten umringt, die ihn in die Mitte nahmen, auf die Straße zerrten und in ein in der Nähe stehendes Auto brachten. In rasen­der Fahrt sauste das Auto bis zur Ziethenstraße, wo sich ein anderes Verkehrslokal der National­sozialisten befindet.

Der Zettelverteiler wurde in das Lokal ge­führt, wo man eine Gruppe von 20 Mann zusam­menstellte, die der Zettelverteiler in das Haus Frobenstraße 20. in das Büro der Deutschen Volks­gemeinschaft, führen mußte. Mit vorgehaltenem Revolver wurde der Zettelverteiler gezwungen, das Haus und die Tür zu dem Büro zu össnen. Zwei Nationalsozialisten nahmen vor dem Haus­eingang, zwei andere vor dem Büro Aufstellung. Die anderen stürmten in das Büro, zertrümmerten die Möbel, rissen die Akten auseinander, vernich­teten Flugschriften und erbrachen die Schreibtische, in denen Prozehmaterial des Führers der Deutschen Volkogemeinschaft gegen Dr. Goeb­bels lag. DieHaussuchung dauerte etwa 20 Minuten. Günther, der erst eine Stunde später nach Hause kam, alarmierte sofort die politische Polizei, die die Ermittlungen ausgenommen hat.

Ein zweiter Fall, in dem Nationalsozialisten sich polizeiliche Rechte anmaßten, ereig­nete sich ebenfalls am Samstag in der Eldenaer­straße. In einem Hause dieser Straße befindet sich ein Werbelokal des Stahlhelms. Eine größere Anzahl von Nationalsozialisten stürmte in das Lokal, schlug einige Stahlhelmer, die sich dort aus­hielten, nieder und begann, das Moviliar zu zer­trümmern. Das Ueberfallkommando, das von den Hausbewohnern herbeigerusen wurde, hatte einen harten Kampf mit den Nationalsozialisten zu be­stehen, die hestigen Widerstand leisteten und kampfunfähig gemacht werden mußten. Die Täter wurden sestgenommen.

Im Laufe des Sonntag kam es in der Nacht zu verschiedenen Schlägereien. Nach den bisher jetzt vorliegenden Meldungen wurden insgesamt drei Personen verletzt und eine größere Anzahl durch die Polizei festgenommen.

Zu sehr ernsten Ausschreitungen kam es Sonn­tagvormittag in Dorimund

Bei dem Versuch der Pollzei, eine Straße. In der es zu Unruhen gekommen war, zu säu­bern, wurden die Beamten angegrifsen und mußten von der Schußzwasse Gebrauch machen. Es kam zu schweren Schießereien, wobei zwei Personen, darunter eine Frau, gelötet und

12 Personen mehr oder weniger schwer ver­letzt wurden. Unter den Verlehzten befindet sich auch ein Polizeibeamter, der einen kopfschuß erhielt, aber außzer Lebensgefahr ist.

Schon Freitag abend kam es im Norden an verschiedenen Stellen zu kleineren Zusammen­stößen zwischen politischen Gegnern, wobei es mehrere Verletzte gab. Bei einem dieser Zu­sammenstöße wurde ein Arbeiter durch einen Messerslich in die Lunge lebensgefährlich ver­letzt. Ein anderer erhielt einen Stich in den Rücken und erhebliche Verletzungen am Kopf. Die beiden Verletzten sind Angehörige der KPD.

Kurz nach Mitternacht wurde in der Nähe der Union-Vorstadt ein Ferdinand B. aus Westhofen bei Hamborn durch einen Pistolen­schuß schwer verletzt. Die Täter, die anscheinend auch hier aus politischen Beweggründen han­delten, sind unerkannt entkommen. Der Ver­letzte wurde von einem Kommunisten begleitet, der angibt, daß die Schüsse ihm gegeiten hät­

(Fortsetzung Seite 2)

Bad Bertrich an der Mosel soll versteigert werden

In Bad Bertrich an der Mosel sind die Verhällnisse noch schlechler als in anderen Bädern. In letzter Zeit wurden 40 Hotels und Reslaurants beschlagnahmt und kommen in allernächster Zeit zur Zwangsversleigerung. Wegen dieses unglaublichen Ueberangebols ist es wahrschein­

lich, daß die Grundslücke für einen Bruchteil ihres Wertes verschleudert werden mussen.

Unser Büd zeigt eine Uebersicht von Bud Bertrich an der Mosch